Wallets Wide Shut

Diverse Male habe ich die Frage diskutiert: „Warum investieren wir nicht?“, bezogen auf Deutschland, aber auch auf die westliche Welt gesamthaft. Nun beschäftigt sich Mohamed El-Erian (bis vor kurzem CEO vom Investmentmanager PIMCO, der zur Allianz gehört) mit dem Thema. Statt zu investieren, haben US-Unternehmen 2013 immerhin für 600 Milliarden Dollar Aktien zurückgekauft. Und nicht investiert, weil sie

  • Zweifel haben an den Wachstumsaussichten. Die Wirtschaft wurde nur durch staatliche Eingriffe stabilisiert. Was passiert jetzt, wo es ans „tapering“ geht
  • verunsichert sind, wegen der finanziellen Instabilität von China, immerhin die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt mit enormer Bedeutung für die globale Nachfrage.
  • an dem Nutzen von Innovation zweifeln. Zunehmend scheinen Innovationen zu einer „Winner-takes-it-all“-Situation zu führen. Die Innovationen, die Erfolg haben, sind so durchschlagend, dass sie Märkte erobern und neu definieren. Aber selten. Und finanzielle Mittel entscheiden nicht über den Erfolg. Weil es wenig wahrscheinlich ist, eine solche Innovation zu tätigen, wird lieber gleich weniger für Innovation ausgegeben.
  • verunsichert sind bezüglich Änderungen im Steuerrecht (USA) und anderen Wirtschaftsreformen (Europa).
  • unzureichende Instrumentarien besitzen, um Risiken zu steuern und zu begrenzen.
  • die Nebenwirkungen der Rettungspolitik, vor allem der aggressiven Geldpolitik fürchten.

Themen, an denen dringend gearbeitet werden muss, will der Westen die Gefahr einer säkularen Stagnation oder einer „Japanisierung“ abwenden.

Project Syndicate: Wallets Wide Shut, 1. März 2014