Der clevere Kurtli – oder: So wird man Millionär
Ich bin verschiedentlich dafür kritisiert worden, das heutige Geldsystem unzureichend zu verstehen und deshalb auch nicht die richtigen Lösungen zu unterstützen. Siehe hierzu meine Replik auf eine der Kritiken. Meine Sicht der Welt basiert auf der Logik der Eigentumsökonomik: Beleihbares Eigentum ist Voraussetzung für Kredit. Dieser wiederum führt zu Zins und später dann zu Geld. Über die Zeit hat sich ein Bankensystem entwickelt, in dem Banken zwar noch gegen Sicherheiten, aber ohne zuvor Ersparnisse gesammelt zu haben, Kredite vergeben und damit Geld schöpfen können. Ein Schweizer Blog hat dies recht nett zusammengefasst:
- “Ein älterer Lehrer geht zu Fuss am Strassenrand, als ein blitzblanker, grosser weisser BMW neben ihm abrupt abbremst und stoppt. Die Seitenfenster-Scheibe gleitet nach unten, der Fahrer streckt seinen Kopf halb raus und fragt: ‚Herr Lehrer, wollen Sie mitfahren?‘ Der Lehrer, überrascht, bejaht und steigt ein. ‚Aber Kurtli‘, fragt der immer noch verdutzte Lehrer, nachdem der BMW fast lautlos wieder in Fahrt ist, ‚du warst doch im Rechnen nicht besonders gut. Wie kommst du zu so einem grossen und teuren Auto?‘” ‒ bto: die Erklärung: Kurtli hat eine Bank eröffnet.
- Der erste Kreditnehmer kam: “Kurt richtete ihm im PC, auf der Seite der Passiven, der Seite der Guthaben der Kunden, ein neues Bankkonto ein und schrieb die 5000 Franken hin, und er verbuchte gleichzeitig auf der anderen Seite, auf der Seite der Kredite, also auf der Seite der Aktiven, der eigenen Guthaben: 5000 Franken Guthaben von Herrn Karl. Damit war die Bilanz seiner Bank wieder ausgeglichen. (Und Herr Karl hatte natürlich nicht bemerkt, dass er sich auf dem Umweg über Kurts Privatbank das Darlehen eigentlich selber gegeben hat – es nun aber ‚Kurt & Kurt‘ verzinsen muss …)” ‒ bto: Die Bank gibt also Kredit und schafft dabei das Geld selber.
- ” (…) am Ende des Jahres mussten die Kunden den Zins für ihren Kredit bezahlen: 10 Prozent des ausgeliehenen Geldes. Jetzt war die Bilanz der Kurt & Kurt Kleinkredite GmbH Privatbank nicht mehr nur ausgeglichen, jetzt begann die Privatbank Gewinn zu machen, Vermögen anzuhäufen. Und das Happyend war ja kein Ende, sondern System, es wiederholte sich an jedem Jahresende. ” ‒ bto: Auch dies trifft zu. Zahlen alle wie geplant, so steigt das Vermögen des Bankers, ohne dass er zuvor eigenes Geld eingesetzt hätte.
- “Kurt, hatte begriffen, dass man mit Geldausleihen viel mehr Geld verdienen kann als mit Arbeiten, und – dies vor allem – dass man, um Geld auszuleihen, gar kein Geld haben muss. Es reicht, das Geld im Computer auf beiden Seiten der Bilanz hinzusetzen: auf der Seite der Kredite und auf der Seite der Kunden-Guthaben. Das Geld musste ja gar nicht existieren, digitale Existenz im Computer genügte vollauf!” ‒ bto: Und so funktioniert auch unser heutiges Geldsystem. Immer mit dem Versprechen, an die Einleger jederzeit auch Bargeld auszuzahlen!
- “(…) wenn Kurtli zu übermütig war und zu viele Kredite herausgegeben hat, deren Rückzahlung unsicher war – wenn er also, wie das heute heisst, auf zu vielen ‚faulen‘ Krediten sitzt – dann kann es bei einer Krise zu einer Kumulation von Ausfällen kommen, sodass die Verluste die Gewinne aus den Zinsen übersteigen.” ‒ bto: Doch dann wird er von den anderen Banken oder der Notenbank (die von den Banken genau zu diesem Zweck erfunden wurde) oder dem Staat und damit den Steuerzahlern gerettet.
- “Die Geldschaffung, das ‚Herausgeben‘ von Geld, muss wieder, wie ursprünglich angedacht, zum Staatsmonopol werden. Es darf nur noch Geld in Umlauf kommen, das von einer Zentralbank geschaffen wurde, nicht nur im Computer irgend einer privatwirtschaftlichen Firma. Und seit kurzem weiss der Lehrer nun auch, dass sich da weltweit, vor allem aber in Europa, in dieser Sache etwas bewegt. Die Reformbewegung läuft unter dem Namen Monetary Reform.”
Es lohnt sich, über unser Geldsystem nachzudenken.
→ Infosperber: Der clevere Kurtli – oder: So wird man Millionär, 8. Mai 2015