Das nächste große Ding

Künstliche Intelligenz und Robotics stehen beispielhaft für den Beginn einer neuen Ära – technologisch. Aber auch ökonomisch, finanziell und humanitär?

Sehen wir gerade den Auftakt für einen langanhaltenden Aufschwung der Weltwirtschaft? Gar einen sechsten Kondratjew? In der 192. Folge von „bto 2.0 – der Ökonomie-Podcast mit Dr. Daniel Stelter“ verfolgen wir jüngst entwickelte Innovationen und ordnen sie mit Blick auf die Theorie der langen Wellen ein, die vor rund 100 Jahren vom sowjetischen Ökonomen Nikolai Kondratjew identifiziert wurden. Die Kondratjew-Zyklen kennzeichnen weite Konjunktur-Etappen der ökonomischen Entwicklung. Sind KI und Roboterautomation nur Beispiele für viele Bereiche, in denen mit neuen Technologien die Grundlage für einen Aufschwung gelegt wird? Was bedeutet das für Wirtschaft und Gesellschaft? Droht wie in der Vergangenheit eine Krise im Übergang. Dazu im Gespräch Dr. Andrea Komlosy, die kürzlich emeritierte Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien.

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Dierke & Houben – Der Führungs-Podcast
In ihrem Podcast sprechen die Vorstandsberater und Top-Management-Coaches Dr. Kai Dierke und Dr. Anke Houben über die Führungsfragen unserer Zeit, in Wirtschaft und Politik. Inspirierend, informativ, konkret – und immer anregend zum Weiterdenken. „Dierke & Houben. Der Führungs-Podcast“ ist der etwas andere Denkanstoß, um den Blick auf Führung zu schärfen – von einem Top-Berater-Duo mit 25 Jahren Insider-Erfahrung in den obersten Führungsetagen. Alle 14 Tage donnerstags und auf den bekannten Playern oder hier.
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Kommentare (19) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Herbert Saurugg
    Herbert Saurugg sagte:

    Danke für die wieder sehr spannende Episode!
    Ich habe mich vor über 10 Jahren in meiner Masterarbeit “Die Netzwerkgesellschaft und Krisenmanagement 2.0” ebenfalls mit den Kondratjew-Zyklen und der Transformation zur Netzwerkgesellschaft (https://www.saurugg.net/hintergrundthemen/netzwerkgesellschaft) beschäftigt. Das, was ich mich daher weiterhin frage, ist, ob die Kondratjew-Zyklen, die für die Industriegesellschaft sehr gut gepasst haben, auch jetzt in der Transformation zur Netzwerkgesellschaft noch so weitergehe werden. Viele Dinge erklären sich halt erst in der Rückschau als schlüssig …
    Daher werden die nächsten Jahre wohl noch sehr spannend und wohl auch aus unterschiedlichen Gründen recht turbulent, denn Zeiten von Phasenübergängen sind immer mit Reibungsverlusten verbunden, was wir ja bereits tagtäglich sehen.

    Antworten
  2. komol
    komol sagte:

    Ja überhaupt – wenn man das, oder es sich selber, mit dem Bestand an Verhaltensdaten koppelt, und das passiert!, dann gute Nacht, für die meisten!

    Aber um es richtig einzuordnen: Es ist Teil der Wende hin zur 4ten Gesellschaft, der Vollnetzwerkgesellschaft. Vielleicht merken jetzt noch die letzten, was das ist – kein xter Kontratiev sondern ein gesamtgesell. Strukturbruch vom Wert des Buchdruckes, welcher die Neuzeit einleitete und die Moderne erst ermöglichte – mindestens (denn einige, ich auch, halten das kommende erst für den Abschluss der Phase zur Gesellschaft 2.0, was vor 5-6000 Jahren begann (1.0 begann vor in etwa 150000 Jahren). Wir hatten eine segmentär, dann stratifikatorische, dann funktionale Diff.form – jetzt kommt die Vollnetzwerkgesellschaft.

    Antworten
  3. weico
    weico sagte:

    “@bto:Was bedeutet das für Wirtschaft und Gesellschaft? Droht wie in der Vergangenheit eine Krise im Übergang.”

    Über die Wirtschaft braucht man sich keine Sorgen zu machen. Es geht nur darum , WO das grosse “wirtschaften” stattfindet bzw. wie schnell eine Gesellschaft dies neuen Technologien akzeptiert und nutzt.

    Gesellschaftlich wird es sicherlich grosse Veränderungen geben .Ob diese Veränderungen dann “Probleme” bewirken, hängt wiederum stark von der jeweiligen Gesellschaft ab.
    Für freiheitsliebenden Menschen, die sich mit solchen Technologien nicht anfreunden könne/wollen…wird es sicherlich nicht einfacher werden.

    Als Beispiel:
    In China ist man ohne die “”app for everything” aka “super-app” …. WECHAT….praktisch ein technologischer Analphabet und eine gesellschaftliche Randperson. Sich dieser auch vom Staat unterstützten Technologie zu verschliessen, hat grosse Nachteile.

    Da die Chinese ,wie die grosse Mehrheit der Menschen…..Sicherheit, Kontrolle und Einfachheit…. der Freiheit vorziehen, ist der Aufstieg dieser app (von der Elon Musk meint, man müsse diese Super-app “kopieren” und eine US-Version rausbringen) nicht verwunderlich.

    https://www.statista.com/statistics/255778/number-of-active-wechat-messenger-accounts/

    Ähnlich Wachstums-und Akzeptanzraten haben EV-Fahrzeuge in China und viele andere Technologien..!

    Antworten
  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Die Diskussion basiert auf der Wahrnehmung von VERÄNDERUNGEN, die als derart FUNDAMENTAL erachtet werden, dass für die Einordnung ihrer BEDEUTUNG eine Erklärung zu suchen ist, die mit den üblich wissenschaftlichen ad hoc-Verweisen nicht geleistet werden kann.

    Beispiel dafür ist das INNOVATIVE ChatGPT, dessen erste WIRKUNGEN in zunehmend weiten Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftliche Lebens feststellbar sind. DIESE wiederum zwingen geradezu, auf WEITERE Veränderungen hin zu extrapolieren. Die WACHSENDE Umfänglichkeit möglicher Veränderungen verweist auf Wirkungen mit GEGENSÄTZLICHEN Effekten. Dr. Stelter hat das erhellend dargelegt mit Zitaten von ernst zunehmenden Quellen: Die sich mit KI weiterentwickelnde Robotik kann zu Arbeitslosigkeit, aber auch zu mehr Beschäftigung führen.

    Technische Systeme kybernetischer Selbstregelung sind zwar „Das nächste große Ding“, aber nicht die einzige Veränderung, die der Podcast in das Erklärungsmuster eines Kondratieff-Zyklus einbezieht. Die Gesprächspartnerin Frau Professor Andrea Komlosy verweist auf die Maßnahmen im Rahmen von Corona und wertet diese als einen von der Politik betriebenen beachtlichen gesellschaftlichen Veränderungstatbestand. Sie thematisiert u. a. auch sensorische Veränderungen, die Pharmazie und Wohlfühlindustrie für die Gewinnung von Daten direkt am menschlichen Körper forcieren, die demografische Entwicklung und die Verschiebung hegemonialer Dominanz.

    Dies und mehr wird auf der Basis „langer Wellen der Konjunktur“ als NEUE Kondratieff-Welle ERKLÄRT und GEDEUTET. Frau Prof. Komlosy meint demnach, dass wir uns in einer Krise befinden, aus der dem ZYKLISCHEN Verständnis von Veränderungswirkungen herausgefunden werden wird. Wenn ich sie richtig verstehe, schließt sie eine dysfunktionale Gesellschaft nicht gänzlich aus – allerdings nur zeitbegrenzt.

    Dr. Stelter fragt, ob nicht die energetische TRANSFORMATION der GESELLSCHAFT als maßgebende Veränderung anzusehen und einzubeziehen sei. Darauf antwortet Frau Prof. Komlosy, dass diese Entwicklung ihrem Buch, d. h. ihrem ERKLÄRUNGSMUSTER einer ZEITENWENDE als Kapitel hinzugefügt werden könne.

    Das Frau Prof. Komlosy und Dr. Stelter gleichermaßen betreffende Fazit:

    ALLES, was auf den Tisch kommt, wird im Rahmen ZYKLISCHER Entwicklung als eine Determinante verstanden, die den Zyklus NOTWENDIGERWEISE fortschreibt, ihn aber nicht BEENDET. Es gibt immer ein WEITER, wenn auch immer ein ANDERES Weiter.

    Banal ausgedrückt:

    Die zyklische Entwicklung menschlicher Gesellschaften kann grundsätzlich NICHT entgleisen.

    Das ist mit Blick auf die Vergangenheit und die EMPIRIE, auf die man sich bezieht, verständlich.

    Es ist aber auch verwunderlich, weil hier eine DOGMATIK zum Ausdruck kommt, die es dem Anspruch wissenschaftlicher Erkenntnis nach nicht geben darf.

    Ich meine damit:

    Die EMPIRISCH feststellbaren Auswirkungen des Klimawandels können bei STEIGENDER Erderwärmung der Tendenz nach extrapoliert werden und zu der begründeten Annahme führen, dass es zu VERÄNDERUNGEN globalen Ausmaßes kommt (Hungersnöte, Seuchen, Migration, Kriege etc.), die eine zyklische Entwicklung ausschließen.

    Man muss nicht meine Auffassung teilen, dass wir diesbezüglich in der Mausefalle sitzen und es derartige Veränderungen betreffend KEIN Entkommen gibt.

    Wenn Frau Prof Komlosy jedoch bemerkt, dass auch die NATUR als kybernetisches SYSTEM begriffen werden kann, sollte sie sich auch befähigt sehen, darüber zu befinden, ob die Natur: besser die EVOLUTION angesichts des Klimawandels in der Lage IST, die Menschheit von einer sie tragenden zyklischen Entwicklung durch ihre weitgehende oder gar vollständige VERNICHTUNG zu „befreien“.

    Wenn dieser Fall eingetreten ist, macht es natürlich keinen Sinn mehr, von zyklischen Entwicklungen in der Menschheitsgeschichte zu sprechen. Denn es gibt keine Menschen.

    Der Fall tritt allerdings NICHT als Augenblicksereignis ein, sondern ist eine ENTWICKLUNG und daher in irgendeinem Stadium eine, die ZYKLEN nach dem Kondratieff-Verständnis oder einem wie auch immer modifiziertem Kondratieff-Verständnis OBSOLET werden lässt. Das SCHÖPFERISCHE, das der Schumpeterschen Zerstörung nachfolgt, gibt es dann nicht mehr – die dominante KONTINUIERLICHE Zerstörung IST das EINZIGE Schöpferische.

    Frau Prof. Komlosy und Dr. Stelter BLENDEN dies AUS.

    Daher mein Fazit:

    Die weitere Entwicklung menschlicher Gesellschaften angesichts des Klimawandels als zwar nicht genau bestimmbare, aber INTAKT ZYKLISCHE zu erklären, ist SPEKULATION.

    Es gibt zwar wiederkehrendes menschliches Verhalten, das man in MUSTER fassen kann, aber nicht die auf einer gesetzmäßigen REGELMÄSSIGKEIT beruhende EXISTENZ der Gattung Mensch.

    Antworten
    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ tischer,
      ich gehe hier weitgehend mit ihreren ausführungen.

      möchte aber folgendes anmerken:

      diese k-wellen haben über rund 10 generationen eine große regelmäßigkeit der wiederholung, gezeigt.

      experten setzen diese einzelnen zyklen mit epochen neuer erfindungen etc., gleich.
      ist dies wirklich so ?
      es gab viele einzelne entwicklungsstufen, wirtschaftliche hochs und tiefs, etc. (sollte man nicht mit k-wellen gleichsetzen), welche eine andere zyklus-einteilung/-länge, gleichsetzen könnte.

      interessant ist doch, dass die durchschnittliche lebensdauer von währungen, etwa der länge der k-wellen entspricht.
      interessant ist, dass dies kein thema ist.

      meine schlussfolgerung ist daher, dass einzelnen (bisherigen) wirtschafts-, entwicklungsepochen, eher eine untergeordnete rolle spielten und spielen,

      als der lebenszyklus des währungs- und geldsystems.

      die finanzblasen waren öfters ursachen und auslöser größerer katastrophen (kriege)
      ja, woher kommen wohl die finanzblasen?

      aktuell erleben wir den fließenden zusammenbruch unseres schuldgeldsystems.
      jeder mensch mit natürlichen und logischen verstand, sieht diese finanzpolitische entwicklung in den abgrund laufen.
      und klar ist, dass dieses exponenzielle geldsystem, überhaupt zu keinen zeitpunkt zu retten ist.

      aus dieser sachlage heraus, ergebt sich zu (wahrscheinlich) über 90% all diese verwerfungen/dysfunktionalitäten in wirtschaft, gesellschaft, regional und global, etc. ,außer bedingt durch naturkatastrophen und kriege.

      ja, unser denken und handeln ist von diesen periodisch, endenden wachstumszwang bestimmt.

      im übrigen bin ich nicht überzeugt, dass dieser klimawandel unser exitus bedeuten könnte.

      vielmehr sehe ich ein echtes problem mit unseren fortschritt und wohlstand, den verbrauch an ressourcen und mit einhergehender umweltbelastungen, chemischer art, sprich umweltvergiftung.

      die menschheit braucht einen deutlich verringerten wohlstand und gerechtere verteilung von ressourcen;
      der umwelt zuliebe und wegen den sozialen frieden.

      bisher zeigten dies, dass machteliten genau dies nicht wollen!

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ foxxly

        >die menschheit braucht einen deutlich verringerten wohlstand und gerechtere verteilung von ressourcen;
        der umwelt zuliebe und wegen den sozialen frieden.>

        WAS die Menschheit BRAUCHT, bestimmt sich durch das HANDELN der MENSCHEN.

        Es schließt u. a. ein:

        das dadurch erreichte Wohlstandsniveau, was sie mehrheitlich als gerechte oder ungerechte Verteilung von was auch immer akzeptiert, den Zustand der Umwelt und das mehr oder weniger friedliche soziale Miteinander.

        Was Sie oder ich dazu MEINEN, ist diesbezüglich UNERHEBLICH.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “sollte sie sich auch befähigt sehen, darüber zu befinden, ob die Natur: besser die EVOLUTION angesichts des Klimawandels in der Lage IST, die Menschheit von einer sie tragenden zyklischen Entwicklung durch ihre weitgehende oder gar vollständige VERNICHTUNG zu „befreien“. Wenn dieser Fall eingetreten ist, macht es natürlich keinen Sinn mehr, von zyklischen Entwicklungen in der Menschheitsgeschichte zu sprechen. Denn es gibt keine Menschen. ”

      Oh mein Gott, wir werden alle sterben! Ich hab auch schon soo viel Angst!

      Was halten Sie für wahrscheinlicher: Dass wir in der Klimahölle für unsere CO2-Schuld durchgegart werden oder dass wir schon vorher an einer Sintflut aus hysterischen Jungmädchentränen der Gretas, Luisas und Carlas ertrinken?

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Ich halte es nicht für wahrscheinlich, sondern für GEWISSHEIT, dass Sie UNFÄHIG sind, eine vernünftige Diskussion zu führen.

        Es ist schließlich unübersehbar, dass Sie dies mit praktisch jedem Ihrer Beiträge BEWEISEN.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        Ach, ich bin einfach nur allergisch gegen so penentrante Weltuntergangs-Propaganda.

    • JürgenP
      JürgenP sagte:

      @DT: „Die Diskussion basiert auf der Wahrnehmung von VERÄNDERUNGEN, die als derart FUNDAMENTAL erachtet werden, dass für die Einordnung ihrer BEDEUTUNG eine Erklärung zu suchen ist, die mit den üblich wissenschaftlichen ad hoc-Verweisen nicht geleistet werden kann“.

      Die Wahrnehmung von heute, 2023, basiert auf Einordnungen nach heutigen Maßstäben, welche i.d.R. auf gelebten oder gelehrten Erfahrungen beruhen.

      Eventuell ist die Wahrnehmung trügerisch.

      Bereits im Jahre 1973 wurde anlässlich des 3. Symposiums für Wirtschaftliche und Rechtliche Fragen des Umweltschutzes an der Hochschule St. Gallen in einem Vortrag beschrieben, dass sich nach einem Übergangsstadium ein „neuer“ stationärer Zustand-II der Dichte (von Information und entsprechender Verflechtungen) einstellen wird, der auch und insbesondere das sozio-ökonomische Denken und Handeln in der Zukunft bestimmen wird. Der Wechsel von dem Zustand geringer Dichte (stationärer Zustand-I) auf den neuen stationären Zustand II höherer Dichte vollzieht sich entlang eines S-kurvenförmigen Verlaufs, beginnend ca. 1650 und abgeschlossen vmtl. ca. 2050.

      Diese Zeitspanne ist geprägt durch exponentielle Expansion von wirtschaftlichem Denken und Handeln in zyklischen Verläufen mit den damit verbundenen Prozessen sowie dem Hervortreten der physikalischen Größe „Information“ mit dem damit verbundenen Phänomen der Komplexitätsentwicklung.

      Der Zustandswechsel in diesem langen Zeitraum wird begleitet durch den Übergang von linearem zum vernetzten (kybernetischen) Denken. Dieser Änderung unseres Denkens und Handelns steht weniger der Mangel an geistigen und technischen Möglichkeiten entgegen, als vielmehr ein ungeheurer Ballast an Traditionen und Tabus, an Lehrmeinungen und Dogmen, die zwar nicht genetisch verankert sind, jedoch von Generation zu Generation als unverrückbare >Wahrheiten< weitergegeben wurden.

      Die erste Aufgabe des „neuen Denkens“ wird es daher sein, die eigentliche Natur von überholten Normen als Scheinkonstanten vergangener Epochen zu erkennen, die infolge u.a. von "BigData und KI" bereits in kurzer Zeit mit unserer Realität nicht mehr das Viel zu tun haben werden – bis auf die Tatsache, dass sie zum Teil unsere aktuelle, festgefahrene Situation mit verschuldet haben.

      Es ist voraussehbar, dass wissenschaftliche ad hoc-Verweise auf isolierten Wissensgebieten, nehmen wir den Corona-Infektionsschutz als Beispiel, kaum noch zu Lösungen führen werden. Selbst das wirtschaftshistorische Betrachten des ‚sechsten Kontratieff-Zyklus‘ nach tradierten Maßstäben wird m.E. zur Entwicklung von Lösungen nicht ausreichen, weil damit das S-förmige Grundmuster der Entwicklung nicht ausreichend erfasst und berücksichtigt werden kann.

      Die Gefahr von S-förmigen Prozessen ist der Rücksturz auf die Ausgangsbasis. Das kennt man von Heuschrecken (Biologie) oder Gaspreisen (Wirtschaft). Hoffen wir mal, dass die Entwicklung nicht für die menschliche Spezies vorgesehen ist …

      (frei nach Vester, Das kybernetische Zeitalter, 1974, Fischer-Verlag)

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ JürgenP

        >Die Wahrnehmung von heute, 2023, basiert auf Einordnungen nach heutigen Maßstäben, welche i.d.R. auf gelebten oder gelehrten Erfahrungen beruhen.>

        Mit dieser Aussage VERKENNEN Sie, um was es im Podcast geht.

        Es geht NICHT darum, WIE wahrgenommen wird.

        Meiner Aussage nach, die Sie zitieren, geht es vielmehr um Wahrnehmungen von Veränderungen, deren BEDEUTUNG eingeordnet werden soll.

        EINORDNEN der BEDEUTUNG heißt, die folgende Frage zu beantworten:

        Welche EFFEKTE sind von EINER als signifikant wahrgenommenen Veränderung, wie etwa KI, Demografie oder Hegemonie im ZUSAMMENSPIEL mit anderen derartigen zu erwarten mit Blick auf die zyklischer Veränderung der GESAMTWIRTSCHAFTLICHEN Situation nach dem Verständnis eines Kondratieff-Zyklus?

        Beispielhaft:

        Sind wir anhand der als signifikant ermittelten Veränderungen sowie der Einschätzung ihrer weiteren Entwicklungen VOR, IN oder NACH einer Krise?

        Die Antwort ist VERORTUNG und hat mit „neuem Denken“ und „Lösungen“ nichts zu tun.

      • VaterThiel
        VaterThiel sagte:

        @ JürgenP

        ” ein ungeheurer Ballast an Traditionen und Tabus, an Lehrmeinungen und Dogmen, die zwar nicht genetisch verankert sind, jedoch von Generation zu Generation als unverrückbare >Wahrheiten< weitergegeben wurden."

        Hervorragendes Zitat.
        Wenn es so etwas wie eine Erbsünde wirklich gibt, dann sind es m.E. eben diese Traditionen, Tabus, Dogmen, Lehrmeinungen, von denen sich zu lösen selbst bei bestem Willen fast unmöglich ist, von ein paar lichten Minuten pro Monat vielleicht einmal abgesehen. Es würde die Fähigkeit des bewussten, entspannten, hellwachen zeitweisen Nicht-Denkens und bewussten Vergessens auch unbewusster Inhalte voraussetzen.

        Ein einfaches Beispiel:
        "Seien sind ganz locker und entspannt, aber bleiben Sie dabei hellwach und denken Sie zehn Minuten auf gar keinen Fall an ein Rhinozeros, nicht für eine einzige Sekunde … "

      • komol
        komol sagte:

        @JürgenP

        Das ist vom Ansatz her absolut richtig. Was mich aus wissensoziologischer Sicht interessiert, ist, wieso sich das nicht-ganzheitliche mechanische Denken immer noch so stark halten kann. Wir dürfen es ja im Grunde nicht den Leuten übel nehmen und sie als dumm und überblickslos darstellen, denn es kommt ja nicht direkt von ihnen, sondern reproduziert sich nur über sie. Wir kommen nicht drum rum am System selbst anzusetzen und zu fragen, wie und wieso (und welche Grenzen es dabei gibt – Stichwort blinder Fleck bzw. Paradoxie als gleichzeitig unhintergehbarer und damit Erkenntnis/Konstruktion bzw. alles überhaupt erst ermöglichender Mittelpunkt) es nun mehr und mehr zu sich selbst kommt, also zur Selbstbeobachtung bzw. Selbstbeschreibung. Was wir dafür brauchen ist aber eine Universaltheorie, um zu indizieren, was das System (was mit Hegel begonnen zu beschreiben wurde), ist. Luhmann bot da was an was man weiterentwickeln kann, ein Konglomerat aus physik., biol, psych und soz. Systemen (wobei er aber nur zu soz. Systemen arbeitete). Wir müssen rausbekommen wie die 4 gekoppelt sind, wo Elemete und Grenzen verlaufen usw.. Das wird auch praktisch dringlicher, denn v.a. die Ökologiekrise nötigt dazu .. Für entscheidend halte ich es, die Verbindungen zw. dem Physikali. und Sozialen festzustellen, weil wir darüber noch am rel. wenigsten wissen als über die anderen jeweiligen Verbindungen bzw. Verhältnisse .. Es ist eine riesen Aufgabe..

        Was prakt. nervt und überhaupt eigtl. aus dem Weg geräumt werden muss, ist die Ökonomik, denn das ist garnix, außer eine riesige sinnlose Konstruktion, die m. E. nur dafür da war, Reste der stratif. Diff.form des Sozialen (Feudalgesellschaft) ins Buchdruckzeitalter zu retten – dass sie heute immernoch bzw. sogar in Hochform existiert, führt mich und andere dazu, anzunehmen, dass wir nicht an der Stufe zur Gesellschaft 4.0 stehen sondern gerade erst am Abschluss der Einführung der Schrift, als G2.0.. anders kann ich mir das nicht erklären, dass sich dieser Unsinn so dermaßen akzelloriert (und das wurde zuletzt immer schlimmer, Stichwort: Mathematisierung seit den 80ern .. was dort für ein Unsinn gerubbelt wird ist unglaublich..sehen sie sich mal den Bernanki-Nobelpreis letztens an..es scheint als haben wir hier Höhlenmenschen vor uns..)

  5. Tom96
    Tom96 sagte:

    Eher ein Fall von “Tragedy and Hope” – Tragödie und Hoffnung von Caroll Quigley
    (The powers of financial capitalism had a far -reaching (plan), nothing less than to create a world system of financial control in private hands able to dominate the political system of each country and the economy of the world as a whole” – Carroll Quigley ( Tragedy & Hope, A History of the world in our time)) Kommentar von Rick aus dem Video
    https://youtu.be/22VF3aeMOYs
    Douglas Macgregor: Deep Penetrations!
    Begin Your Journey
    im Streitgespräch mit Jay Dyer – Amerikanische Traum-Dekonstruktion.
    Selbstzerstörer Vasallen wachen auf oder verschwinden ins Nirvana, welches vom Überbau der Marxisten ausgedacht wird.

    Antworten
  6. Lothar
    Lothar sagte:

    Dr. Stelter weist auf die Gefahr der KI hin, die in Science Fiction-Romanen beschrieben wurde. Ich habe vor Jahren einen solchen Roman gelesen und hielt ihn damals für unwahrscheinlich, heute nicht mehr. Es ging um folgendes, ein Hedgefonds setzte KI ein um die Gewinne zu maximieren. Anfangs lief alles ganz normal, die KI durchforschte blitzschnell das Internet nach neuesten Nachrichten und investierte innerhalb von Millisekunden auf diese Ereignisse. Dann jedoch ließ sich die KI etwas neues einfallen, wie man noch mehr Gewinne generieren konnte. Sie forschte nicht mehr nach Nachrichten, sondern schuf selbst Ereignisse auf die man wetten konnte. So sorgte sie z.B. für einen Flugzeugabsturz und shortete die entsprechende Fluggesellschaft. Auftrag der Gewinnmaximierung erfüllt, der Hedgefonds machte riesige Gewinne und kam auf den Radar der Börsenaufsicht. Als man die KI wieder “einfangen” wollte, stellte man fest, dass sie selbst zunächst ein riesiges Rechenzentrum in Auftrag gegeben und errichtet hatte, und als man dieses zerstört hatte, musste man erkennen, dass die KI sich bereits weltweit auf alle möglichen Rechner dezentralisiert hatte.

    Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @Lothar

      “Ich habe vor Jahren einen solchen Roman gelesen und hielt ihn damals für unwahrscheinlich, heute nicht mehr. ”

      Vermutlich meinen sie folgenden Roman:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Angst_(Roman)

      “Als man die KI wieder “einfangen” wollte, stellte man fest, dass sie selbst zunächst ein riesiges Rechenzentrum in Auftrag gegeben und errichtet hatte, und als man dieses zerstört hatte, musste man erkennen, dass die KI sich bereits weltweit auf alle möglichen Rechner dezentralisiert hatte”

      Das die KI wirklich “klug” ist, sie man daran dass sie…… DEZENTRALISIERT (im Gegensatz zu den europäischen Länder und dem unsäglichen EU-Projekt !

      Nebenbei:
      Den Roman gibt es wie immer…Kostenlos…auf der von mir schon oft verlinkten Seite .

      Antworten

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