Trilemma der Stagnation

Bei dauerhaft gedrückter Gesamtnachfrage gibt es nicht gleichzeitig Vollbeschäftigung, niedrige Inflation und einen nachhaltigen Staatsschuldenstand.

In der 180. Folge von „bto 2.0 – der Ökonomie-Podcast mit Dr. Daniel Stelter“ betrachten wir das makroökonomische Trilemma der säkularen Stagnation. In einer Studie konstatiert der französische Ökonom Jean-Baptiste Michau, dass Vollbeschäftigung, geringe Inflation und nachhaltige Staatsfinanzen wirtschaftspolitisch nicht gleichzeitig erreicht werden können. Wir reden mit Michau – der Professor für Wirtschaftswissenschaften an der École Polytechnique Paris mit den Forschungsschwerpunkten Makroökonomie, Arbeitsmarktökonomie und öffentliche Finanzen ist – über das Beispiel Japan und was wir daraus für Europa lernen können.

Täglich neue Analysen, Kommentare und Einschätzungen zur Wirtschafts- und Finanzlage finden Sie unter www.think-bto.com.

Sie erreichen die Redaktion unter podcast@think-bto.com. Wir freuen uns über Ihre Meinungen, Anregungen und Kritik.

Shownotes

Handelsblatt
Ein exklusives Angebot für alle “bto – beyond the obvious 2.0 – featured by Handelsblatt”-Hörer*innen: Testen Sie Handelsblatt Premium 4 Wochen lang für 1 Euro und bleiben Sie zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzlage informiert.
Mehr erfahren Sie unter: https://handelsblatt.com/mehrperspektiven

CyberGhost VPN
Genießen Sie alle Vorteile von CyberGhost VPN mit dem exklusiven Rabatt für alle unsere Zuhörer! Gehen Sie zu https://cyberghostvpn.com/BTO und erhalten Sie einen Rabatt in Höhe von 83% auf den 2-Jahresplan! Der Dienst kostet Sie nur 2,03 Euro pro Monat und Sie erhalten zusätzlich 4 Monate kostenlos! Testen Sie am besten noch heute!

… oder hören Sie diesen Beitrag über Ihre eigene Player-App:

Kommentare (20) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. foxxly
    foxxly sagte:

    @ wachstum wird es immer geben, – und doch ist dieser auch begrenzt.

    das (aktuelle) problem ist, dass wachstum durch zunehmende lasten/kosten durch zb.
    -verwaltung
    -verschuldungshöhen
    -gesellschaftliche wohlstandsansprüche
    -hohe erzeugungskapazitäten
    -steigernde gewinnansprüche-
    -verfügbares einkommen (bei der masse)

    ………entsprechend zunehmend eingebremst wird, durch die schwindenden absatzmärkte, bzw. eingeschränkt wird.

    alleine diese komponenten erzeugen in de ganzen ketten der erzeugung bis zum verbraucher, einen wachstumszwang.

    unser geld- und wirtschaftssystem ist auf wachstum programmiert und angewiesen.
    längere zeiten von schrumpfung/rezessionen, halten daher viele wirtschaftsteilnehmer nicht mehr aus, gehen pleite und werden sozialempfänger.

    die umverteilung von vermögen der masse geht entsprechend auch exponentiell von unten hin zum großkapital.

    das schuldgeldsystem und die demokratie haben weinge jahrzehnte einen aufschwung u. wohlstand gebracht.
    jetzt in seinen fortgeschrittenen stadium und am ende diese entwicklung, geht wohlstand (reichtum) der masse u. demokratie, verloren!

    Antworten
  2. Beobachter
    Beobachter sagte:

    Große Erschöpfung nach den Heinsohn-Beiträgen? Oder ist alles gesagt, und weitere Wiederholungen führen nicht weiter?

    Antworten
  3. Felix
    Felix sagte:

    In aller Kürze: der Prof ist ein Witz. Natürlich ist der von ihm als unmöglich angesehene Idealzustand erreichbar. Ein Blick in die Geschichte genügt. Die Franzosen waren früher stark in der Geschichtsforschung. Vielleicht orientiert er sich da mal.

    Antworten
  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Das ist heute aber ein lustiger Podcast.

    Prof. Jean-Baptiste Michau diagnostiziert korrekt, dass dem zu erwartenden vergleichsweise schwachen Wachstum eine STRUKTURELLE Nachfrageschwäche zugrunde liegt.

    Er sieht sie zurecht demografisch begründet, nämlich darin, dass eine nicht wachsende Bevölkerung mit hohem Rentneranteil zu wenig konsumiert und folglich zu viel spart.

    Das war es aber auch schon.

    Seine Empfehlung, dass die Notenbanken von ihrem Inflationsziel von 2% abrücken und erklären sollten, dass sie stattdessen 3 oder 4% Inflation akzeptieren würden, somit also INFLATIONSERWARTUNGEN schüren sollten, ist abwegig, weil realitätsfern.

    Notenbanken sind dazu aus GUTEM Grund nicht bereit.

    Denn Folge wäre für den jeweiligen Währungsraum, dass die Gewerkschaften Lohnerhöhungen von MEHR als 3 oder 4% fordern und zu großen Teilen DURCHSETZEN würden, wenn sich derartige Inflationserwartungen in der BEVÖLKERUNG festsetzten. Sie könnten es, weil die Erwerbstätigenquote hoch ist bzw. weil sie in bestimmten Wirtschaftsbereichen, wie etwa Transport & Verkehr oder der öffentlichen Versorgung, wie den Kitas enorme Verhandlungsmacht auszuspielen vermögen.

    Damit zusammenhängende Folge wäre eine SCHWÄCHUNG der preislichen Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Handel UND zugleich eine verstärkte SPALTUNG der Gesellschaft derart, dass sich Lohnerhöhungen durchsetzende und nicht durchsetzungsfähige Bevölkerungsteile mit Bezug auf ihr Einkommen noch weiter voneinander entfernen.

    Es mag ja sein, dass die EZB angesichts einer Inflationsrate in der Eurozone von gegenwärtig 8,6 % gegenüber dem Vorjahresmonat insgeheim ZUFRIEDEN wäre, wenn sie sie auf 3 bis 4% drücken könnte.

    Das ist angesichts der aktuellen Situation mit zweistelligen Lohnforderungen auf ansehnlicher Breite etwas ganz anderes als ein Inflationsziel von 3 bi 4% anzukündigen.

    Ich wiederhole mich:

    HOHE Erwerbstätigenquote bei deutlich SPÜRBARER Inflation, aber vergleichsweise dennoch SCHWACHEM Wachstum erfordert STEIGENDE Staatsverschuldung.

    Die STRUKTURELLE Nachfrageschwäche nach Gütern des produzierenden Gewerbes ist damit selbst dann nicht zu beseitigen, wenn der interventionistische Zentralismus des Staats für die Transformation das Wachstum der Investitionsgüterproduktion in den „grünen“ Bereich stärkt. Denn zugleich schwächt er damit die breite Nachfrage, insbesondere durch steigende Energiekosten, teurere Mobilität und teureres Wohnen.

    DIE Lösung gibt es NICHT.

    Vor allem nicht die, von der Prof. Michau TRÄUMT:

    Deutschland verschuldet sich massiv und die Peripherie der Eurozone führt DAFÜR strukturelle Reformen durch.

    Antworten
  5. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    Wieder einmal Danke für den podcast. Allein es bleiben die alten Fragen.

    Michau sieht den Grund für die niedrige japanische Inflation in nicht ausgelasteten Kapazitäten, Schnabel in Subventionen der japanischen Regierung. Später wird noch auf Japans Rolle als Kreditgeber für die Welt (niedrige Zinsen der letzten Dekaden) verwiesen. Immer alles ceteris paribus und in NATIONALökonomischen Wirkungen weitergedacht. Dabei finden alle diese Dinge gleichzeitig statt. Und in GLOBALökonomischen Zusammenhängen.

    Es ist doch offensichtlich, dass eine Waschmaschinenproduktion einer entwickelten Volkswirtschaft nicht über eine bestimmte Menge Waschmaschinen hinaus wachsen kann. (Ersatzkäufe + neue Haushalte – Zusammenlegung von Haushalten) Dh, wenn man Wachstum sinnvoll diskutieren will, muss globalökonomisch modelliert werden.

    Und umgekehrt – wenn die Welt sich schon sehr lange (!!) in Japan aufgrund der niedrigen Zinsen verschuldet hat, kann die (behauptete) Kreditstimulierung durch die Notenbanken der anderen Währungsräume in diesen 20+ Jahren maximal teilwirksam sein. Sprich, die (behauptete) Steuerung der einzelnen Währungsräume durch die zugehörigen ZBs weist zumindest größere Fragezeichen auf und es bedürfte globaler, währungsraumübergreifender Erklärungsansätze.

    Warum gibt es derartige ökonomische Diskussionen nicht bzw. warum finden sie nicht in der Öffentlichkeit statt? Vielleicht, wie @R Menéndez in anderem Zusammenhang anmerkte, weil die Dinge so verflochten und komplex sind, dass sie sich einer sinnvollen Erklärung/Modellierung/… entziehen? Was nützt uns als Gesellschaft dann aber dies riesige volkswirtschaftliche Kommentariat?

    Und noch ein anderer Punkt. Wenn, wie Michau anmerkt, die Annahmen der Ökonomen bzgl. des Entsparens im Alter zumindest in Japan FALSCH sind und gleichzeitig aufgrund der Demografie die Wachstumsthematik neu beleuchtet werden müsste, WARUM nimmt sich kein Ökonom dieser Themen an und versucht, neue Modelle schrumpfender Volkswirtschaften zu skizzieren? (diesen naheliegenden Schluss hatte U. Herrmann aufgeworfen)

    Stattdessen wird weiter mit Keynes, Friedman usw. argumentiert UND werden auf amerikanischen Daten beruhende Schlussfolgerungen entspannt auf andere Volkswirtschaften mit anderen Rahmenbedingungen übertragen. (Michau: Probleme Europas in Japan beobachten, Lösungsideen in den USA)

    „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen. Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“ Brecht

    PS Weiterhin team transitory.

    Antworten
    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ stoertebekker
      “”WARUM nimmt sich kein Ökonom dieser Themen an und versucht, neue Modelle schrumpfender Volkswirtschaften zu skizzieren? (diesen naheliegenden Schluss hatte U. Herrmann aufgeworfen) “”

      dies wäre auch mein punkt, der mich brennend interssieren würde:
      eine lösung zu suchen, bei der eine annehmende demographie, keine große rolle spielt.
      zumal dies mit der wohlstandszunahme sowieso schlagend wird.

      ABER, der wachstumszwang und die macht ist so gravierend, dass lieber plandemien und kriege angezettelt werden, womit sich entsprechende branchen dumm und dämlich verdienen.

      fakt ist: gewinn und macht/herrschen steht leider immer noch vor einer friedlichen wirtschaftgesellschaft.

      lieber wird zerstört, als die macht eingeschränkt wird.

      da steht uns leider noch sehr viel grausamkeit bevor,
      und nebenbei:
      die demokratie ist bereits erfolgreich vom großkapital bekämpft und wirkungslos gemacht worden!

      Antworten
    • Renée Menéndez
      Renée Menéndez sagte:

      In der Öffentlichkeit finden solche Diskussionen deswegen nicht statt, weil die tonangebenden Ökonomen immer noch versuchen ökonomische Prozesse mit Hilfe des Primitivkonzepts “Markt” zu erfassen. Das ist ein mikroökonomisches Konzept und nicht geeignet, um gesamtwirtschaftliche geschweige denn globale Prozesse analysieren zu können, weil es – man glaubt es kaum – im globalen Kontext keine “ceteris paribus” Klausel gibt.

      Ansonsten gibt es durchaus eine Reihe von “Ansätzen”, die genau das sind, was sie von sich selbst behaupten: Ansätze. Leider kommt danach auch größtenteils eine gähnende Leere, zumal sich diese i.d.R. auf einen Partialaspekt beschränken und damit die Welt verändern wollen. Diesen archimedischen (Fix-)Punkt gibt es aber in der Ökonomie nicht, so daß man letzten Endes dazu übergehen muß verschachtelte Prozesse zu betrachten, die die dumme Eigenschaft haben miteinander zu interagieren. Bei so einer Gemengelage ist man gezwungen sog. Kontinuitätskriterien zu identifizieren, die unabhängig von aktuellen Entwicklungen Gültigkeit besitzen. Damit ist man unmittelbar bei einer Art Geldtheorie gelandet, welche mit der Grundidentität Forderungen = Verbindlichkeiten oder Einnahme hier = Ausgabe dort operiert. Klingt trivial, verkleinert den Raum der ökonomischen möglichen Zustände jedoch enorm. Dann braucht man noch ein analytisches Tool um identifizierte Prozesse zu modellieren, womit man ganz zwanglos bei Simulationstools angelangt ist, die den unnachahmlichen Vorteil aufweisen bei der kleinsten Inkonsistenz zu meckern. Damit kann man jede beliebige Annahmekonstellation daraufhin prüfen, welche Ergebnisse voraussichtlich erzielt werden.

      Dann braucht man natürlich noch ein paar Überlegungen, die sich mit der Art der Institutionalisierung auseinandersetzen. So wird z.B. durch die steuerliche Benachteiligung von Eigenkapital eine Finanzierungsstruktur geschaffen, die den ärgerlichen Nachteil aufweist, rezessive Entwicklungen noch zu verstärken. Seit Jahrzehnten wird das als Problem diskutiert, aber offensichtlich gibt es Akteure, die davon nicht begeistert sind. Oder: seit 1971 gibt es das vielbeschworene FIAT-Geld, ohne daß jedoch irgendjemand mal eine Konsequenz daraus gezogen hätte. Seitdem die Schöpfung von Geld durch die Zentralbank erfolgt muß man sich mal fragen, wozu man noch die sagenumwobenen “Kapitalgeber” braucht, obwohl man für Investitionen nur Geld braucht und kein Kapital. Heißt: die Konzeptualisierung von Zinsen als Einkommenselement ist nicht mehr haltbar, weil Geld aufgrund seiner Genese keine Knappheit aufweist. Das wiederum hat zur Folge, daß – um die Kontinuitätsbedingung zu erfüllen – Zinsen lediglich eine Art Versicherungsprämie für den Schadenfall “Insolvenz” sind, wobei man sich vorstellen kann, daß überzahlte Prämien gutzuschreiben sind – die Autoversicherer kennen das Prinzip aus dem ff.. Oder: kann man sich eine Wirtschaft vorstellen, die ab einer bestimmten Summe die Güter (Waschmaschine) nicht verkauft, sondern der Hersteller für die Lebensdauer dieses Geräts eine Art Nutzungsentgelt erhält, welches dann ausläuft, wenn das Gerät zurückgegeben (oder verschrottet) wird. Ist doch eine lustige Sache für unsere “blockchainer”, die dann sich mit ihren “smart contracts” so richtig austoben können. Man könnte sogar auf die Idee kommen, daß dann der Ärger mit der “geplanten Obsoleszenz” erheblich an Bedeutung verliert.

      Was so internationale Geschichten angeht, kann man aus der Systemtheorie die Grundregel beachten, daß autonome Systeme sich durch eine Systemgrenze auszeichnen und es genau festgelegte Kriterien dafür gibt, was diese Grenze passieren darf und was nicht bzw. ggf. in welcher Menge. Sobald man das berücksichtigt kann man sowohl flexible Wechselkurse als auch feste Wechselkurse in welcher Form auch immer als Außenwirtschaftspolitik ausschließen und landet dann bei einem “managed floating” mit mehr oder weniger einschneidenden Kapitalverkehrskontrollen. Nach der Asienkrise haben das einige Länder kapiert und sichern sich dagegen mit einer protektionistischen Exportstrategie ab – man könnte auch Merkantilismus sagen. In der Zahlungsbilanzkrise Anfang der 50er Jahre hat der heutige Verfechter des Freihandels Deutscheland genau diese Notbremse gezogen – weiß bloß kaum noch jemand.

      Nur mal so meine 2 Cent…

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        Die solideste Forschung findet nach meiner Erfahrung ausserhalb der Öffentlichkeit in privaten Unternehmen statt.
        Die Unternehmen wollen mit Modellen Sachverhalte verstehen ohne den Anspruch, die Zukunft quantitativ prognostizieren zu können. Sie haben schlicht Angst, aus Dummheit und Ignoranz Geld zu verlieren.
        Solche Unternehmen haben auch keinen missionarischen Eifer, ihre Erkenntnisse dem Rest der Welt aufs Auge zu drücken.
        Im Universitätsbetrieb resultiert Forschung nicht aus existenzieller Not, hier ist kein “skin in the game”, wie Taleb sagen würde..
        Profesoren sind meistens verbeamtet, überlastet und haben für exakte Forschung keine Zeit.
        Oder sie erhalten Aufträge von Interessengruppen, was Neutralität nicht gerade fördert und die normative Zielrichtung bereits vorgibt.

        Ein grosses Hindernis in der VWL ist m.E. der Wissenschaftler selbst.
        Nehmen wir unsere Dauerthemen wie Zins, Gewinn, Wachstum …

        Viele Themen berühren den Wissenschaftler psychisch-mental so sehr, dass er den Rahmen positiver Wissenschaft verlassen muss und fast zwangsläufig normative Elemente einbaut, die das Modell unbrauchbar machen, vielleicht sogar brandgefährlich.

        Die Newtonsche Himmelsmechanik ist rein positiv, sie beschreibt die Phänome so, wie sie sind, nicht wie sie sein SOLLTEN.
        Kaum ein Physiker versucht, die Planetenbahnen zu optimieren oder sich um die Ungerechtigkeit der Planetengrößen Gedanken zu machen.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Vater Thiel

        “Kaum ein Physiker versucht, die Planetenbahnen zu optimieren oder sich um die Ungerechtigkeit der Planetengrößen Gedanken zu machen.”

        Noch nicht. Es scheint aber in der staatsfinanzierten universitären Physik viele zu geben, die erstaunlich konkrete Vorstellungen davon haben, was die “optimale globale Durchschnittstemperatur” auf der Erde ist und wie man die unbedingt erreichen muss.

        Da können wir froh sein, dass ihnen die technischen Möglichkeiten fehlen, die Umlaufbahn der Erde oder die Neigung der Erdachse zu manipulieren.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Renée Menéndez

        >In der Öffentlichkeit finden solche Diskussionen deswegen nicht statt, weil die tonangebenden Ökonomen immer noch versuchen ökonomische Prozesse mit Hilfe des Primitivkonzepts “Markt” zu erfassen. Das ist ein mikroökonomisches Konzept und nicht geeignet, um gesamtwirtschaftliche geschweige denn globale Prozesse analysieren zu können, weil es – man glaubt es kaum – im globalen Kontext keine “ceteris paribus” Klausel gibt.>

        Meine zwei Cents zu Ihren zwei Cents:

        1. WARUM welche Diskussionen in der Öffentlichkeit stattfinden oder nicht stattfinden, ist m. A. n. nicht so einfach zu beantworten.

        Ich lasse dies daher außen vor.

        2. Ich widerspreche Ihnen, dass „Markt“ ein Primitivkonzept ist.

        Das ist er nicht, weil Marktkonzepte ERKLÄREN, wie PREISE, d. h. relative Bewertungen mit lebensweltlich großer SIGNIFIKANZ zustandekommen.

        Ich stimme aber zu, dass er NICHT geeignet ist, gesamtwirtschaftliche Prozesse, d. h. makroökonomische Phänomene zu erklären.

        Dies liegt daran – meine Erklärung dafür −, dass vom DETERMINSTISCHEN Wollen von Individuen oder auch „Micro-Akteuren“ wie Unternehmen aus KEINE deterministische URSÄCHLICHKEIT für die zu messenden Aggregatsgrößen zu erkennen ist.

        3. Denkansatz:

        Daher bietet sich eine ENTKOPPLUNG an, die ich schon vor Jahren mit einem Ökonomen vom IWF in Washington erörtert habe:

        Wir BESCHÄFTIGEN uns auf der Makroeben NUR mit „wenn, dann-BEZIEHUNGEN“ und ihren VERÄNDERUNGEN.

        “Willentliche Ursächlichkeit” wäre als ERKLÄRUNG aus dem Spiel.

        Damit wären wir in einem Modus, der annähernd den Naturwissenschaften entspricht:

        Beobachten, messen, Relationen feststellen und modellieren – Steinen, die fallen, wird ja auch kein „WILLE zu fallen“ zugeschrieben.

        Sie fallen oder fallen nicht.

        Man könnte gleichwohl die BEDINGUNGEN ändern, unter denen sich etwas EREIGNET und damit das Ganze VERÄNDERT, und zwar UNABHÄNGIG davon, wie individuellen Akteure dies für sich WERTEN würden.

        Es wäre etwa das, was Naturwissenschaftler bezüglich des Fallens von Steinen tun können und auch tun.

        Allerdings:

        Es wäre für UNS schwierig, wenn nicht UNMÖGLICH, sich darauf einzulassen.

        Denn Individuen und Unternehmen begreifen sich als WOLLENDE.

        Sie dürften es zwar weiter sein, aber für die Makroökonomie wäre es irrelevant, soweit sie ERKLÄRT.

        Soweit nur mal die Nationalökonomie.

        Für das ökonomisch GANZE, als eine mehr oder weniger wirtschaftlich globalisierte Welt, wird es noch einmal schwieriger.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @R Menédez et al.

        Erstmal danke für die umfassenderen Antworten. So richtig Mut machend ist die (von mir auch so wahrgenommene) Beschränkung auf Partialanalysen aber nicht. Die von Ihnen dann angedeutete Ausweitung auf ein dynamisches Gesamtsystem übersteigt meinen Horizont…

        Was ich aber wahrzunehmen meine ist eine gewisse Unlust der Wissenschaft, die realwirtschaftlichen Daten in Gänze zur Kenntnis zu nehmen und so lange nach Erklärungen zu suchen, bis ALLE Informationen in ein Gesamtbild passen. Hinzu kommt, dass die Marktakteure mit real-time Informationen arbeiten, die bei den Statistikämtern/Wissenschaftlern nur mit timelag als aggregierte Größen ankommen. Und in der Zwischenzeit haben die dynamischen Akteure schon wieder eine neue Wirklichkeit geschaffen.

        @Vater Thiel

        Ja, in den Unternehmen wird an verschiedenen Stellen solide geforscht. Aber volkswirtschaftliche Abteilungen leisten sich nur Banken und ggfs. die allergrößten Industrieunternehmen. Ansonsten greift der komplette Rest auf einschlägige Veröffentlichungen zu – was zB beim chin. 5-Jahr-Plan auch sinnvoll ist. Wenn man aber zB den Einschätzungen der Zentralbanken blind folgt (hawkish, dovish), dann kann das eben schon mal in die Hose gehen.

        Und bzgl. des menschlichen Erfindergeistes bin ich bei Ihnen. Aber wenn man sich mal zurücklehnt und in die Geschichte guckt, irgendwann waren bestimmte Phasen immer zu Ende.

        Warum sollte nicht die Physik/Chemie/Bio-Entdeckungsperiode langsam zu Ende gehen und Platz machen für ein Digitalzeitalter, in der unsere ganze Welt nun als digitaler Zwilling oder Metaverse oder im web 3.0 oder oder oder abgebildet wird. Und die von @R Menéndez erwähnte Blockchain ist ein Teil dieses neuen “Zeitalters”. Mit einer neuen Form des Tauschmittels Geld, mit neuen Formen der Dokumentation der Laufzeiten/Verbräuche/younameit, mit neuen Interaktionsmustern (Maschine-zu-Maschine), mit 3-D-Brillen auf dem Kopf usw.

        Dann finden wir zwar keine neuen Energiequellen mehr, weniger neue technologische Lösungen usw. – aber wir schaffen eine quasi volleffiziente digitale Kopie der physischen Welt. Da ist noch viel zu tun…

        Ohne dass Deindustrialisierung Angst machen muss. Auch und vielleicht sogar gerade Dienstleistungssektoren haben dralle Wertschöpfungsangebote in Köcher, Schublade oder wo auch immer.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Stoertebekker

      “Es ist doch offensichtlich, dass eine Waschmaschinenproduktion einer entwickelten Volkswirtschaft nicht über eine bestimmte Menge Waschmaschinen hinaus wachsen kann. (Ersatzkäufe + neue Haushalte – Zusammenlegung von Haushalten)”

      Schon diese Annahme ist grundlegend falsch. Ohne staatliche Eingriffe stimmt das vielleicht – da sind die Ersatzkäufe nur von der Lebensdauer der Geräte abhängig. (Man kann die Geräte natürlich auch absichtlich so bauen, dass sie schnell kaputt gehen und nicht einfach repariert werden können, solche Geschäftsmodelle soll es ja auch geben…)

      Wie man allerdings einen staatlichen Zwang dazu erzeugt, immer wieder neue Maschinen und Anlagen zu kaufen und noch funktionierende zu verschrotten, wird ja zum Beispiel gerade im grünen Insolvenz- und Heizungsministerium diskutiert. Oder auf EU-Ebene für den Automarkt.

      Antworten
    • Vater Thiel
      Vater Thiel sagte:

      @ Stoertebekker

      “Es ist doch offensichtlich, dass eine Waschmaschinenproduktion einer entwickelten Volkswirtschaft nicht über eine bestimmte Menge Waschmaschinen hinaus wachsen kann.”

      Das ist wohl so, zumindest wenn die Produktion nicht für den Export bestimmt ist.

      Was jedoch unbegrenzt wachsen kann, ist die Qualität der Waschmaschinen.
      Ich denke an die holografischen Waschmaschinen des Jahres 2115, die ihre Energie teilweise aus dem Waschwasser beziehen, mit dem sie die Wäsche waschen, und dabei das CO2 der näheren Umgebung absorbieren.

      Das grösste technische Wunder für mich persönlich besteht darin, dass ich mir auf einem Kreuzfahrtschiff am Kap der Guten Hoffnung das Drittligaspiel des TSV 1860 München live auf meinem Handy anschauen kann.
      Hätte ich mir in meinem vorvorigen Leben als Fischer auf Bora Bora niemals träumen lassen …

      Aber im Ernst: Was die Schöpferkraft des Menschen anbelangt, bin ich unverbesserlicher Optimist.

      Antworten
  6. Dr. Gerald Baumann
    Dr. Gerald Baumann sagte:

    Das ist spannend, aber ich befürchte, dass die Idee, die Zentralbanken könnten die Inflation zuerst anstoßen und laufen lassen, um sie danach auf höherem Zielniveau wieder einzufangen, eine Illusion ist. Wenn der Geist aus der Flasche ist, fängt ihn niemand mehr ein.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Dr. Gerald Baumann

      >Wenn der Geist aus der Flasche ist, fängt ihn niemand mehr ein.>

      Das ist nicht richtig.

      Denn die Notenbanken können ihn einfangen, allerdings NUR auf Kosten einer mehr oder minder schweren Rezession.

      Was sie NICHT erzwingen können, ist die Belebung der Wirtschaft so, dass Inflation entsteht, wenn in der REALWIRTSCHAFT zu wenig Kredite nachgefragt werden. Das ist der Fall, wenn die Nachfrage zu gering ist.

      Dr. Stelter hat darauf hingewiesen, dass die Notenbanken dies im letzten Jahrzehnt versucht haben, aber gescheitert sind.

      Das Problem hat schon John Maynard Keynes erkannt und es so ausgedrückt:

      „Man kann ein Pferd zur Tränke führen, saufen muss es schon selbst.“

      Prof. Michau kennt die Problematik und argumentiert daher anders:

      Wenn Inflation aus WELCHEM Grund auch immer ENTSTEHT, sollten sich die Notenbanken zu einem anderen Inflationsziel als 2% öffentlich BEKENNEN, nämlich 3 oder 4%. Das wäre − ob erfolgreich oder nicht, sei dahingestellt − Schüren von Inflationserwartungen, was etwas ganz anderes ist, als Inflation SELBST zu GENERIEREN.

      SPANNEND, weil noch nicht ausprobiert:

      Helikoptergeld, das in so großen Mengen über den Menschen abgeworfen wird, dass sie es wie wild für Nachfrage einsetzen müssen, um sich der “Flut” zu erwehren.

      Man ist aus gutem Grund zögerlich, tastet sich aber beharrlich mit dem “BÜRGERGELD” und dem Konzept eines BEDINGUNGSLOSEN GRUNDEINKOMMENS in Richtung dieses Szenarios vornan.

      Antworten
  7. foxxly
    foxxly sagte:

    das thema heute ist wieder ein hervoragendes diskussionsthema um die leute zu beschäftigen!

    erkennbar ist auch hierin wieder, dass es keinen ausweg und keine lösung in diesen geldsystem gibt.
    einzelne-erfolgreiche varianten in der wirtschaft fußen meist auf macht und damit auf ausbeutung und restriktionen ganzer staaten.

    aber auch diese einzelne erfolgreiche nationalen wirtschaften kommen zunehmend in diesen “bonzi-system” in die nähe der unbeherrschbarkeit, weil wachstum seine grenzen hat und belastungen daraus, sehr viel höher sind! ………..warum wohl??

    das prinzip “wachsen auf kosten anderer” erschöpft sich zunehmend.
    das bisherige geld- und wirtschaftsystem hat schon extrem viel geld und vermögen von der masse, hin zu wenigen händen, befördert.

    spätestens dann, wenn die masse nichts mehr besitzt, ist der umverteilungsmechanismus zu ende;
    bzw. dann herrscht besitz- und freiheitsloses sklaventum. wobei dann aufstände an der tagesordnung sein werden.

    die geldkreislaufmodelle, als argumente gegen den wachstumszwang laufen völlig ins leere, weil diese total praxisfremd sind.
    übrig bleibt:
    der wachstumzwang hat seine hauptursachen im exonentiellen verteilungsystem von unten nach oben,
    aber auch, weil systembedingt, arbeitsleistung zur kreditschuld wird.

    folge:
    dadurch ist es niemals möglich eine stabile und nachhaltige wirtschaft und gesellschaft zu haben bzw. zu bekommen.

    die unwuchten u. fliehkräfte im system werden immer bedrohlicher.

    bezeichnend und nachdenklich sollten wir alle werden, weil es mit diesen geld-system bisher niemals gelungen ist, systemische vernichtung zu entschärfen.

    Antworten
    • Tom96
      Tom96 sagte:

      @ foxxly

      #“bonzi-system”

      Hallo schlaues Füchslein, für diese Worterfindungung aus Ponzi und Bonzen.
      Die Wirklichkeit ist ein Kinderspiel für Misshandelte
      https://youtu.be/xOhdd5cvR90
      “IM AUGE DES BRUDERS” MIT SCOTT RITTER: DEUTSCHLAND, EMANZIPIERE DICH!
      Gegenpol

      Antworten

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Dietmar Tischer Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.