Zur Klage über die ungleiche Vermögensverteilung

Dieter Nuhr brachte es in seiner letzten Sendung auf den Punkt. Wie kann es sein, dass Oxfam erneut meldet, die Reichen seien reicher geworden, wo doch 2018 das schlechteste Jahr für Vermögenswerte seit 1901 war? Egal, meinte er, Hauptsache die Nachricht passt in das gewünschte Narrativ und wird dann entsprechend laut und oft zitiert. Vor allem natürlich von den öffentlich-rechtlichen Medien.

In den vergangenen Jahren habe ich regelmäßig Kommentare zu diesen Studien geschrieben, weil Autoren die Wirkung unserer Geldordnung, der steigenden Verschuldung und der Zinspolitik der Notenbanken vergessen oder unterschlagen.

→ Piketty, Credit Suisse und nun Oxfam: Symptome statt Ursache

In diesem Jahr hatte ich einfach keine Lust. Es langweilt mich und die Leser von bto, die das alle mindestens so gut wissen, wie ich.

Deshalb heute eine Professorin meiner Alma Mater. Zwar vergisst auch sie die meines Erachtens entscheidende Bedeutung von Leverage zur Erklärung der unerfreulichen Phänomene, dafür nimmt sie die Geschichten der Ungleichheit aus anderer Sicht auseinander. Der Beitrag in Cicero ist frei zugänglich. Hier die Highlights aus meiner Sicht:

  • Pünktlich zum Weltwirtschaftsforum hat die Entwicklungsorganisation Oxfam auch 2019 eindrückliche Zahlen zur globalen Ungleichheit der Vermögen veröffentlicht. Dass die 1892 Milliardäre (meist Männer) mehr als viermal mehr Vermögen besitzen als die ärmere Hälfte der Menschheit (mehrheitlich Frauen) stößt auf Unverständnis. Zu Recht: Armut und eine grosse Kluft zwischen Arm und Reich verletzen nicht nur das Gerechtigkeitsempfinden, sondern gefährden die Entwicklung oder die politische Stabilität eines Landes.“ – bto: egal, dass es viel weniger arme Menschen auf der Welt gibt als noch vor zehn Jahren. Egal, dass man aus dem höheren Anteil der Frauen, was durch die Entwicklungsländer und auch kulturell bedingt ist, keine Schlüsse auf die Industrieländer ziehen darf.
  • „Auf dem Papier – und somit als Basis von Statistiken wie derjenigen von Oxfam – war ich mit einem Nettovermögen von je ein paar Tausend Franken bis vor wenigen Jahren nicht nur vermögensärmer als meine Söhne – sondern auch als fast alle Bauern in Afrika: Weil die Schulden auf dem Haus die Bewertung der Immobilie überstiegen. Daneben bleiben meine künftigen Rentenleistungen, teils selbst angespart, teils aus Ansprüchen der öffentlichen Rentenversicherung, unberücksichtigt im Vermögen.“ – bto: Da würde ich nun sagen, dass die Schulden natürlich normalerweise nicht den Wert des Hauses übersteigen sollten. Abgesehen davon verhelfen gerade die Schulden zu einem deutlichen Zuwachs der Vermögen aufgrund des bereits diskutierten Leverage-Effektes. Aber was hier gezeigt wird, bestätigt nur, was immer gilt: Nimm eine Statistik, die du selbst gefälscht hast.
  • „Als der kürzlich verstorbene IKEA-Gründer aus der Schweiz nach Schweden zurückwanderte, sank auf einen Schlag die Vermögensungleichheit in der Schweiz – und stieg in Schweden. Den Schweden ging es nach der Vergrößerung der Vermögensungleichheit allerdings nicht schlechter. Wenn überhaupt, dann eher etwas besser, sorgte doch der zugezogene IKEA-Patron für höhere Steuererträge.“ – bto: köstlich!
  • „Die Verteilung der Vermögen wäre dann aussagekräftig, wenn sie die Verteilung des Wohlstandes widerspiegelte. Tut sie aber nicht, und dies selbst innerhalb eines Landes nicht. Ein paar Fakten: Zu den Ländern mit der größten Ungleichheit im Vermögen zählen nicht nur Russland und Indien – sondern auch Schweden und Dänemark. Deutsche Haushalte haben im Durchschnitt nur rund halb so viel Vermögen wie griechische Haushalte und weniger als ein Drittel italienischer Haushalte. Gemessen an der Vermögensverteilung ist Griechenland gerechter als Deutschland und beide Länder viel gerechter als Schweden.“ – bto: Wir wissen, dass dies auch mit der Art der Vermögensanlage zu tun hat. Mehr Immobilienbesitz erklärt es und der wiederum profitiert vom Leverage.
  • „Das Vermögen einer Familie kann aus zwei Gründen gering sein. Erstens, weil nach Steuern, Krankenversicherung und den üblichen notwendigen Ausgaben schlicht zu wenig zum Sparen bleibt. Hier geht es den ärmeren Haushalten in den reicheren Ländern nicht anders als der Mehrheit in den ärmeren Gegenden der Welt, auf einem viel höheren Lebensstandard natürlich.“ – bto: Und das ist gerade in Deutschland ein Problem, weil den Menschen zu wenig Geld in der Tasche bleibt und der Staat den Bürgern zu viel wegnimmt.
  • „Zweitens sind die Vermögen dann geringer, wenn größere Ersparnisse angesichts der guten institutionellen Rahmenbedingungen und der sozialen Absicherung gar nicht mehr so nötig sind. Abgesehen von den Superreichen ist Vermögen kaum Selbstzweck, sondern vor allem Vorsorge. Im Sozialstaat ist die Ausbildung der Kinder jedoch kostenlos, und die Bewohner sind gegen die meisten Lebensrisiken wie Arbeitslosigkeit, Alter oder Tod gut versichert. Müssten wir ohne diese Versicherungen auskommen, wären wir gezwungen, nur schon für den Invaliditätsfall mehrere Jahreslöhne als Puffer auf die hohe Kante zu legen.“ – bto: Das leuchtet ein, erklärt aber nur unterschiedliche Sparquoten. Da beispielsweise Italien und Deutschland auf demselben Niveau liegen, erklärt dies die Unterschiede im Vermögen nicht.
  • „Ein funktionierender Kapitalmarkt, der ebenfalls von staatlichen Rahmenbedingungen abhängt, sorgt zudem für den Zugang zu Krediten für eine breite Schicht der Bevölkerung. Er erlaubt den Kauf eines Hauses ohne viel Eigenkapital – vor allem aber unternehmerische Aktivitäten, die für den Wohlstand so zentral sind.“ – bto: Und bekanntlich treibt es vor allem die Vermögenspreise. Frage bleibt trotzdem, ob in Deutschland der Kapitalmarkt so schlecht ist bzw. schlechter als in Italien. Da bin ich nicht so sicher.
  • „Griechische Haushalte sind deshalb ‘reicher’ als deutsche und schwedische, weil sie sparen mussten. Als Absicherung gegen Schicksalsschläge, für die Zukunft der Kinder.“ – bto: Sie haben aber auch mehr Immobilien.
  • „Erstaunlich bleibt die große Vermögensungleichheit in Ländern mit moderater Einkommensungleichheit dennoch. Auf das Bild des Vermögens als geronnenes Einkommen will sie nicht passen. Es gibt noch einen weiteren Grund dafür, dass die Einkommensverteilung so stark von der Vermögensverteilung abweicht: Individuelle Entscheidungen prägen die Vermögen viel stärker als die Einkommen.“ – bto: eben die Frage nach Sparleistung und der Anlage der Ersparnisse.
  • „Messbarkeit, Institutionen, unterschiedliche Entscheidungen: Sie alle tragen dazu bei, dass Vermögen ein viel schlechterer Indikator für Ungleichheit ist als Einkommen. Vermögen faszinieren die Menschen aber mehr. Die Bewertung sehr reicher Menschen geht von bewundernd (Stars in Musik und Sport) bis ablehnend (Wirtschaftsführer und Investoren). Dabei fallen auch die Millionen Roger Federers nicht vom Himmel, sondern werden letztlich aus den Eintrittsgeldern und TV Gebühren der kleinen Leute bezahlt. Und der Anteil an den Superreichen, die bereits in eine superreiche Familie geboren wurden, ist deutlich tiefer als noch vor 20 Jahren.“ – bto: auch, weil es immer schwerer ist, das Vermögen zu erhalten.
  • „Die Welt ist in den letzten Jahren deutlich besser geworden: Die globale Ungleichheit der Einkommen ist gesunken, die Kindersterblichkeit ist stark zurückgegangen, die Lebenserwartung und die Schulbildung sind gestiegen. Ist also alles gut? Nein natürlich nicht. Die Ungleichheit in den Einkommen ist innerhalb der Länder gestiegen (…).“ – bto: was wiederum auch nicht überraschend ist. Der Lohndruck aus der Globalisierung trifft überproportional die unteren Einkommensgruppen. Hier wäre der Staat gefordert, gegenzusteuern. Aber nicht so sehr mit mehr Transfers (die ohnehin mangels Masse bei den „Reichen“ wieder die Mittelschicht zahlen muss), sondern mit Investitionen in Bildung. Bekannt, aber anstrengend. Und unser Freund Marcel F. wird dennoch weiter über die Ungleichheit klagend durch die Lande ziehen.
Kommentare (31) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dr. Marius Radtke
    Dr. Marius Radtke sagte:

    Lieber Dr. Stelter,
    bitte schnellstens den sicherlich nur Tippfehler korrigieren:
    die gütige, nährende Mutter “alma mater” hat nichts mit Mata Hari zu tun. ;-)
    Herzlichst
    M.R.

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  2. Jens Happel
    Jens Happel sagte:

    Moin,

    dass das das QE der Banken die Schulden und die Vermögenswerte aufgeblasen hat und so die Ungleichheit der Vermögen zugenommen hat erklärt, die zunehmende Ungleichheit nur zum Teil.

    Die Reallöhne hinken in nahezu allen entwickelten Volkswirtschaften dem realen BIP hinterher.

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/384228/umfrage/entwicklung-der-realloehne-nominalloehne-und-verbraucherpreise-in-deutschland/
    vgl.
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2112/umfrage/veraenderung-des-bruttoinlandprodukts-im-vergleich-zum-vorjahr/

    Egal welche (längeren) Zeiträume man in den beiden oben verlinkten Zeitreihen betrachtet , das reale BIP wächst schneller als die realen Löhne.

    Von 2008 bis 2018 ist das reale BIP um 14,6% die realen Löhne nur um 11,8% gewachsen. Nimmt man 2008 bis 2017 13,0% zu 10,6% von 2009 bis 2018 13,4% zu 11,4%. Selbst wenn man das Seuchenjahr 2009 rausnimmt und von 2011 bis 2018 rechnet, dem laut Lei(d) medien längsten Boom der Geschichte ist das Verhältnis 15,4% zu 9,8%.

    Das BIP sind die Summe der Löhne, Zinseinahmen und Unternehmensgewinne. Wenn für die Löhne vom Zuwachs weniger abfällt entfällt mehr auf Zinseinnahmen und Unternehmensgewinne, die überwiegend bereits den Vermögenden gehören.

    Das ist in fast allen entwickelten Industrienationen so

    https://de.wikipedia.org/wiki/Lohnquote#/media/File:BerLohnquUSABRDJapan.PNG

    seit den 80er Jahren geht die bereinigte Lohnquote runter. Besonders krass in den USA

    https://www.nytimes.com/interactive/2017/08/07/opinion/leonhardt-income-inequality.html

    Das hat IMHO wenig bis gar nichts mit der Assetinflation zu tun. Wenn die Reallöhne sinken fällt es natürlich den Lohnempfängern schwerer Vermögen anzusparen.

    Hinzu kommt, dass die Löhne alles andere als gleichmäßig gestiegen sind, die höchsten und obersten Lohngruppen sind deutlich stärker gewachsen. Was natürlich ebenfalls die Vermögensbildung der unteren Lohngruppen negativ beeinflusst.

    Rein mit Assetinflation und Schulden ist das nicht zu erklären.

    Und nur mit Bildung werden wir die Ungleichheit bei den Löhnen auch nicht reduzieren können. Selbst wenn alle Alltenpfleger einen Masterabschluss hätten, kann man bei den derzeitigen Pflegesätzen kaum wesentlich höhere Löhne bezahlen.

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  3. Markus
    Markus sagte:

    “Den Schweden ging es nach der Vergrößerung der Vermögensungleichheit allerdings nicht schlechter. Wenn überhaupt, dann eher etwas besser, sorgte doch der zugezogene IKEA-Patron für höhere Steuererträge.“ ”

    Man muss da schon unterscheiden:
    Wohlstand und Macht. Ein 50.000.000 Euro Millionär wird vermutlich fast genau so gut leben können wie ein 5 Mrd Euro Milliardär. Der Milliardär hat aber wesentlich mehr Macht und macht sich die Welt wie sie ihm gefällt (frei nach Pippi Langstrumpf). Mir sind auf jeden Fall 100 Millionäre der ersten Kategorie, die einwandern, viel lieber als ein Milliardär der zweiten Kategorie.

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  4. MFK
    MFK sagte:

    Der femistisch aktivistische Touch des Beitrages ist mir allerdings unverständlich. Frau Springer, Mohn, Quandt/Klatten, Scheffler, Bauer, Schickedanz haben doch bewiesen, dass man auch als Frau Milliardärin werden kann.

    Antworten
  5. SB
    SB sagte:

    Hier kann man nachlesen, worin Abermilliarden an von den Steuerzahlern zwangsabgepressten Geld “investiert” werden: In Merkels illegale Zuwanderer, die sich dafür aber so gar nicht revanchieren wollen. https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/das-letzte-tabu-der-bundeskanzlerin-wird-fallen/
    35 Milliarden Euro wären für jeden Beschäftigen durchschnittlich über 800 Euro. Das Geld wird von Merkel einfach so verbrannt, um “die Welt zu verbessern”. Und die „Flüchtlingsrücklage” ist ja nur eine Rücklage. Es sind nicht die laufenden Kosten. Da kämen tausende Euro pro Beschäftigtem zusammen, noch ganz ohne Steuersenkung und weitere Umverteilung von angeblich reich zu arm oder gar Bürgergeld.

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    • MFK
      MFK sagte:

      So ist das nunmal im massendemokratischen Wohlfahrtsstaat. Wählerstimmen gibt es nicht geschenkt und viele Rentner wählen nunmal CDU. Nennen sie das ganze einfach Rentnerbürgergeld, dann ist alles gut. Herr Altmaier kündigt schon einmal das Unternehmerbürgergeld an, allerdings nur für Schlüsselindustrien.

      Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      Danke für den Link. Wieder einmal ein erfrischendes Beispiel, dass man als Finanz-Redakteur der Welt und Geschäftsführer und CIO des Quandt Vermögens mit fundiertem Halbwissen die Leser an der Nase herumführen kann/darf.

      Eine zentrale Aussage ist allerdings völlig korrekt:

      „Die Schulden werden bei der Zentralbank endgelagert“

      So ist es. Hätten sie es doch bei dieser Aussage belassen. Stattdessen folgt eine Verirrung nach der anderen:

      „Genau dies gilt letztlich auch für die USA oder die europäischen Staaten. Hier hält man jedoch im Gegensatz zu Japan an der Illusion fest, dass die Schulden trotz der gigantischen Quoten noch nachhaltig seien. Die Folge: Die Notenbanken müssen die Zinsen dauerhaft extrem niedrig halten, da sonst die Haushalte der Länder von den Zinszahlungen erdrückt würden.“

      Kann den zwei „Finanzexperten“ mal einer erklären, dass Zentralbank und Fiskus eine finanzielle Einheit bilden. Die Notenbanken müssen die Zinsen nur dann niedrig halten (finanzielle Repression), wenn die Zentralbanken KEINE Staatsschulden in ihrer Bilanz haben. Je stärker die ZB-Bilanzen mit Staatsanleihen aufgebläht sind, desto eher kann die ZB die Zinsen erhöhen. Warum? Weil die Zinszahlungen des Staates via Gewinnausschüttung wieder an den Staat zurück fließen (linke Tasche, rechte Tasche).

      „Letztlich sollten die Notenbanken jene Schuldtitel, die bei ihnen lagern, einfach aus der Bilanz streichen. Denn ob sie nun darinstehen, ohne Aussicht jemals wieder in den Markt zurückgegeben zu werden, oder ob sie einfach gestrichen werden, mache keinen Unterschied.“

      So so; und wie lautet bitte schön die Gegenbuchung? Das ist das Eigenkapital, was sodann die Seiten wechselt oder aber mit negativem Vorzeichen die Bilanz ziert. Folge: Es wird über Jahrzehnte keine Gewinnausschüttungen mehr geben können. Ich denke doch, dass dies einen Unterschied macht.

      „Außer, dass nach der Streichung die jeweiligen Staaten diese Titel nicht mehr bedienen müssen und daher die Zinsen wieder steigen könnten, auch zum Nutzen der Sparer.“

      Eben nicht! Völlig falsche Schlussfolgerung. Die Zinsen könnten bei Bedarf auch OHNE Streichung der Schulden erhöht werden. Es ist für den Fiskus hinsichtlich der Zinszahlungen neutral (siehe oben: linke Tasche, rechte Tasche), hinsichtlich des zu bereinigenden negativen Eigenkapitals allerdings negativ. Und der Sparer hat auch nur dann was davon, wenn sich die Staaten überdurchschnittlich hoch verschulden. Mit einer schwarzen Null doch eher zweifelhaft.

      Und selbstverständlich gibt es für das globale Schuldenproblem nicht nur eine Lösung! Schon wieder diese TINA-Nummer.

      LG Michael Stöcker

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        OK, habe mir mal den Ausbildungsgang von Stocker angeschaut:

        1997 Ausbildung zum PR-Berater
        1990-96 Studium der Politischen Wissenschaften, Slawistik und Osteuropäische Geschichte in Freiburg und Heidelberg

        Das erklärt natürlich vieles. Schon toll, diese WELT.

        LG Michael Stöcker

      • SB
        SB sagte:

        Die Frage bleibt aber: Ist das Vorgehen der BoJ Vorbild für den Westen? Wenn ja, was ist an deren Vorgehen so “smart”?

        LG, SB

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ SB

        Man erspart sich die leidige Steuerdiskussion und hält den Pöbel von den Trögen fern, da alle Assetklassen für die 99 % unerschwinglich geworden sind. Und die Zentralbanken/Finanzmärkte können weiterhin intellektuell überforderte Finanzminister und Parlamente in Schach halten. Das ist doch nun wirklich mal „smart“!

        Ich kann mich nur wiederholen: Die monetäre Frage ist die soziale Frage des 21. Jahrhunderts: https://zinsfehler.com/2016/01/19/die-krise-des-kapitalismus/

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Die Ausbildung von Stocker ist kein Thema.

        Lassen Sie die Arroganz.

        Es geht einzig und allein um seine Aussagen – auch an diesem Blog.

        Zu dem, was Sie kritisieren an seinen Aussagen:

        >Die Notenbanken müssen die Zinsen nur dann niedrig halten (finanzielle Repression), wenn die Zentralbanken KEINE Staatsschulden in ihrer Bilanz haben. Je stärker die ZB-Bilanzen mit Staatsanleihen aufgebläht sind, desto eher kann die ZB die Zinsen erhöhen. Warum? Weil die Zinszahlungen des Staates via Gewinnausschüttung wieder an den Staat zurück fließen (linke Tasche, rechte Tasche).>

        Sie werden von Ihren Wunschvorstellungen so sehr davon getrieben, dass Sie die Realität nicht mehr zur Kenntnis nehmen mit einem hypothetischen „KEINE Staatsschulden“.

        Sie übersehen daher, dass die Zinszahlungen des Staates immer AUCH Zinszahlungen an den privaten Sektor sind, WEIL und SOLANGE die Zentralbanken nicht ALLE Staatsschulden in ihrer Bilanz haben.

        Das ist durchweg der Fall, selbst in Japan ist das so.

        Und weiter sagt Stocker bezogen auf DIESE Realität, die durchweg für alle Länder gilt:

        „Hält man an der Illusion fest, dass die Schulden (der Staaten) trotz gigantischer Quoten noch nachhaltig seien“.

        Ob Illusion oder nicht, wenn man an die Nachhaltigkeit GLAUBT – was ALLGEMEIN der Fall ist – dass die Schulden der Staaten zumindest so tragfähig sein sollten, dass sie Zinszahlungen leisten können müssen, ist die Höhe der Zinsen selbstverständlich ein Kriterium für die Verschuldung des Staates und die Kosten, die damit verbunden sind. Stocker hat recht.

        Eine andere Frage ist, ob die Notenbanken unter allen Umständen die Zinsen hinreichend tief halten können bzw. andere geldpolitische Maßnahmen einsetzen können, um die Zinsbelastung für hoch verschuldete Staaten erträglich zu halten, wenn die Finanzmärkte mit oder ohne Illusion die Nachhaltigkeit der Staatsschulden anders einschätzen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >Die monetäre Frage ist die soziale Frage des 21. Jahrhunderts.>

        Das ist sie nicht, zumindest nicht für uns Europäer, wenn wir mit Blick auf unsere zivilisatorischen Errungenschaften fragen.

        Die Frage wäre vielmehr:

        Mit Wahrnehmung welcher Optionen für die Gestaltung der Gesellschaft können wir unser individuelles Leben mehrheitlich am zufriedenstellendsten leben.

        Das heißt u. a. auch:

        Wollen wir, dass der Staat über die ihm unstreitig zu übertragenden Aufgaben auch andere übernimmt, die traditionell im Bereich der Privatwirtschaft erledigt worden sind, oder wollen wir es nicht mit – dann auch – der Wahrnehmung weniger gefälligen Optionen?

        Die oder eine wesentliche Option könnte NACH Klärung derartiger Fragen durchaus die Monetisierung der Staatsschulden bzw. erweitert „Helikoptergeld für alle“ sein.

        Sie wollen derartige Fragen allerdings nicht fragen, weil sie bereits eine ANTWORT haben, die derartige Fragen überflüssig macht.

        Deshalb machen Sie die monetäre Frage zur sozialen Frage des 21. Jahrhunderts.

        Das ist eine Art implizites TINA.

        Es ist allerdings richtig, dass Ihre Antwort eine sehr passende ist, wenn man die monetäre Frage zur sozialen Frage des 21. Jahrhunderts macht.

        Ich glaube auch, dass die oben formulierten Fragen, die ich als DIE des 21. Jahrhunderts für uns ansehe, nicht gefragt werden, zumindest mehrheitlich nicht gefragt werden, weil man eine Antwort – eben die Monetisierung der Staatsschulden – bereits „greifbar“ vor sich hat und DAHER meint, auf obige Fragen verzichten zu können.

        Alles spricht dafür, weil die Monetisierung der Staatsschulden eine funktional relativ einfache, möglicherweise sogar ohne großen öffentlichen Aufschrei durchzuwinkende Lösung ist, um bestimmte Probleme, etwa das der Staatsverschuldung, zu lösen.

        Und man kann ja mittlerweile auch sagen:

        Es funktioniert ja – siehe Japan –, ist also EMPIRISCH als machbar erwiesen.

        Aber das ist alles etwas mühselig für SENDUNGSBEWUSSTE wie Sie.

        Daher sind Fragen, wie ich sie aufgeworfen habe, für Sie wohl „neoliberale Ideologie“.

        Wie kann man auch individuell bestimmtes Leben als ZIEL und die Formation der Gesellschaft als MITTEL dafür machen wollen!

        Nicht mehr im 21. Jahrhundert – und schon gar nicht als Alternative zur monetären Frage.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ DT

        – empirirsch, Japan

        Die Frage ist nicht ob Japan mit Monetarisierung überleben konnte, sondern wieviele solche “Japans” die Weltwirtschaft tragen kann, ohne zu kollabieren…denn die Preisfindung ist wichtigstes Signal für die Marktteilnehmer….

        Typisch für LINKE ist, dass man den armen Leuten Hilfe durch Geldabwürfe verspricht und damit Mehrheiten sammelt für die übrige Politik & gleichzeitg Steuersenkungen abgetan werden, weil das unsozial sei.

        Das Abwerfen von Steuerzahlungsmittel SELBST ist die Politk und seine negativen Folgen (das Geschrei der Kritiker) das Ziel…..

        Steuersenkungen erhöhen Kaufkraft von erarbeiteten Einkommen, Geldgeschenke sind das genau gegenteilige Signal. Aber es gibt keinen free lunch, die Fleißigen und Sparsamen werden das bezahlen (*).

        Schon jetzt ist jede Investition sinnlos, denn die Rendite in einem Markt mit Überkapazitäten oder bubbles everywhere kann nur null sein.

        Renditeloses Risiko mit verpfändetem Eigentum nimmt niemand in Kauf. Der Staat muss per Verschuldung die Wirtschaft übernehmen und per Steuer die verbliebenen Eigentümer “gemeinwohl” konsumieren. Das geht eine Weile, wie der Staat von den Ausgaben für refugees sogar Einnahmen generiert.

        Wenn dann alles verfressen ist, graben die Letzten nach Nüssen…..

        (*)
        (Klein)-Bürger sind auch nur Bourgeoisie, das wird allzu leicht vergessen. Die Linke ist ideologisch sattelfest und Weltrevolution nicht Wunsch von Einzeltätern…..freundlich gefördert durch schon jetzt geldfeudale Kreise.

        Marxismus ist kein Problem, solange man oben schwimmt.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Lassen Sie die Arroganz.“

        Sorry, Herr Tischer; es war nicht meine Absicht, Ihnen diesen Titel streitig zu machen.

        „Sie werden von Ihren Wunschvorstellungen so sehr davon getrieben, dass Sie die Realität nicht mehr zur Kenntnis nehmen mit einem hypothetischen „KEINE Staatsschulden“.“

        Haben Sie überhaupt gelesen, was ich geschrieben habe???

        „Sie übersehen daher, dass die Zinszahlungen des Staates immer AUCH Zinszahlungen an den privaten Sektor sind, WEIL und SOLANGE die Zentralbanken nicht ALLE Staatsschulden in ihrer Bilanz haben.“

        Nein, das übersehe ich nicht. Wie gesagt, Sie müssen schon richtig lesen.

        „Ob Illusion oder nicht, wenn man an die Nachhaltigkeit GLAUBT – was ALLGEMEIN der Fall ist – dass die Schulden der Staaten zumindest so tragfähig sein sollten, dass sie Zinszahlungen leisten können müssen, ist die Höhe der Zinsen selbstverständlich ein Kriterium für die Verschuldung des Staates und die Kosten, die damit verbunden sind. Stocker hat recht.“

        Das war aber nicht die Argumentationslinie von Stocker/Panse. Wäre sie so gewesen, hätte ich auch nicht widersprochen. Zentrale Argumentationslinie war, dass ZUERST die Schulden aus der ZB-Bilanz ausgebucht werden müssen, bevor die Zinsen wieder steigen können. Und das ist Kokolores.

        „Eine andere Frage ist, ob die Notenbanken unter allen Umständen die Zinsen hinreichend tief halten können bzw. andere geldpolitische Maßnahmen einsetzen können, um die Zinsbelastung für hoch verschuldete Staaten erträglich zu halten, wenn die Finanzmärkte mit oder ohne Illusion die Nachhaltigkeit der Staatsschulden anders einschätzen.“

        Ja, das ist eine andere Frage, die ich bereits 2013 eindeutig beantwortet hatte: https://zinsfehler.com/2013/09/06/allmachtsfantasien-zur-zinssetzungshoheit/.

        „Aber das ist alles etwas mühselig für SENDUNGSBEWUSSTE wie Sie.“

        Der Titel „Großmeister der Arroganz“ geht auch dieses Mal wieder eindeutig an Sie.

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Dass Sie Buchhalter sind, wissen wir und natürlich können Sie einen wie Stocker, der das nicht ist, runterputzen.

        Nur:

        Um Verbuchungen geht es ihm nicht in dem WELT-Artikel.

        Es ging Ihm um die Lösung des Schuldenproblems und er verweist auf Japan.

        Er sagt auch, dass selbst mit Blick auf Japan die Zinsen dauerhaft extrem niedrig gehalten werden müssen, wenn man glaubt – seiner Meinung nach eine Illusion –, dass die Schuldentragfähigkeit gegeben sein muss.

        Ihr Hinweis, dass die Zentralbank und der Fiskus eine „finanzielle Einheit“ bilden, ist völlig neben der Sache, solange Staatsanleihen vom Privaten gehalten und in Relation zu den Anleihen von Unternehmen bewertet werden.

        Das es so ist, spielen die Zinsen eine Rolle, und damit auch die, zu denen sich der Staat finanziert.

        Sie lenken mal wieder in bekannter Manier ab, um Ihr Credo der monetären Staatsfinanzierung zu pushen.

        Die übliche Nummer.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        „Dass Sie Buchhalter sind, wissen wir“

        Auch mit dieser Einschätzung liegen Sie falsch: Ich unterrichte Buchhaltung und Bilanzierung.

        „Um Verbuchungen geht es ihm nicht in dem WELT-Artikel.“

        Diese Kritik (Gegenbuchung) war nur ein Nebenaspekt, aber nicht der Hauptkritikpunkt, für den man keinerlei Buchführungskenntnisse benötigt, sondern logisches Denkvermögen sowie die Binse, dass Gewinne der Zentralbank an den Haushalt abgeführt werden.

        „Ihr Hinweis, dass die Zentralbank und der Fiskus eine „finanzielle Einheit“ bilden, ist völlig neben der Sache, solange Staatsanleihen vom Privaten gehalten und in Relation zu den Anleihen von Unternehmen bewertet werden.“

        Ich habe nichts Gegenteiliges behauptet. Das sind alles Ihre Projektionen.

        „Das es so ist, spielen die Zinsen eine Rolle, und damit auch die, zu denen sich der Staat finanziert.“

        Selbstverständlich spielen diese eine Rolle. Sie spielen aber umso weniger eine Rolle, je höher der Anteil der Anleihen in der Bilanz der Zentralbank. Und NUR hierauf bezog sich meine Aussage zur bilanziellen Einheit von Staat und Zentralbank. Wie gesagt: Genauer lesen, weniger projizieren.

        „Sie lenken mal wieder in bekannter Manier ab, um Ihr Credo der monetären Staatsfinanzierung zu pushen.

        Die übliche Nummer.“

        Auch diese Aussage fällt in die Kategorie der Projektion.

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >Wieder einmal ein erfrischendes Beispiel, dass man als Finanz-Redakteur der Welt und Geschäftsführer und CIO des Quandt Vermögens mit fundiertem Halbwissen die Leser an der Nase herumführen kann/darf.>

        Ad hominem, was sonst.

        Nochmals:

        Stocker ging es um die Lösung des JETZIGEN/HEUTIGEN Schuldenproblems und er verweist auf Japan.

        Es ging ihm nicht darum, wie bei den Notenbanken Staatsanleihen verbucht werden. Das können Sie in Ihren Buchhalterkursen erklären, interessiert aber keinen WELT-Leser.

        Ihn interessiert auch nicht, welche Zinspolitik die Zentralbanken verfolgen könnten bzw. müssten, wenn sie keine Staatsschulden in ihrer Bilanz hielten. Stocker hat sich nicht damit befasst, weil es nicht sein Thema ist.

        Die Kritik ist Ihr Gedöns – und noch falsch dazu, wenn Sie sagen:

        >Die Notenbanken müssen die Zinsen nur dann niedrig halten (finanzielle Repression), wenn die Zentralbanken KEINE Staatsschulden in ihrer Bilanz haben.

        Wenn ich richtig sehe, haben sie Staatsschulden in ihren Bilanzen.

        Dann könnten Sie doch die Zinsen hochsetzen – oder nicht nach Ihrer „nur dann“-Logik?

        Setzen Sie sich fundiert mit den Ansichten von Stocker auseinander anstatt die Leser am Blog
        für dumm zu verkaufen.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        „Wenn ich richtig sehe, haben sie Staatsschulden in ihren Bilanzen.

        Dann könnten Sie doch die Zinsen hochsetzen – oder nicht nach Ihrer „nur dann“-Logik?

        Es ist heute wirklich nicht einfach mit Ihnen, Herr Tischer. Daher noch einmal klar und deutlich:

        Stocker/Panse behaupten, dass die Zinsen NUR dann erhöht werden könnten, wenn zuvor die Bilanzen der Zentralbanken bereinigt worden wären (Ausbuchung der Staatsanleihen). Diese Aussage ist und bleibt auf alle Ewigkeit FALSCH.

        „Setzen Sie sich fundiert mit den Ansichten von Stocker auseinander anstatt die Leser am Blog
        für dumm zu verkaufen.“

        Ich denke, die Leser dieses Blog können und werden selber darüber befinden, wer hier wen für dumm verkaufen möchte.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        A) zur Aussage von Stocker/Panse:

        Sie behaupten:

        >Stocker/Panse behaupten, dass die Zinsen NUR dann erhöht werden könnten, wenn zuvor die Bilanzen der Zentralbanken bereinigt worden wären (Ausbuchung der Staatsanleihen). Diese Aussage ist und bleibt auf alle Ewigkeit FALSCH.>

        Zitat Stocker/Panse:

        >Denn ob sie nun darinstehen, ohne Aussicht jemals wieder in den Markt zurückgegeben zu werden, oder ob sie einfach gestrichen werden, mache keinen Unterschied. Außer, dass nach der Streichung die jeweiligen Staaten diese Titel nicht mehr bedienen müssen und daher die Zinsen wieder steigen könnten, auch zum Nutzen der Sparer.>

        Ihre Behauptung ist erkenntlich nicht die von Stocker/Panse.

        Der Punkt von Stocker/Pause ist, dass die Anleihen NIE MEHR im MARKT auftauchen werden und daher die Zinsen steigen könnten. Das ist richtig, wenn alle Staatsanleihen bei den Notenanken liegen, weil richtig ist, was ja auch Sie immer wieder behaupten: Egal, wie hoch die Zinsen für diese Anleihen sind – der Staat bezahlt sie und erhält sie gutgeschrieben, weil die Notenbank dem Staat gehört. Linke Tasche/rechte Tasche – da spielt die HÖHE der Zinsen keine Rolle für den Staatshaushalt, weil sie als Kosten IRRELEVANT für den Staatshaushalt sind. Dass Stocker/Pause falsch liegen mit der Gleichsetzung des buchungstechnisch flapsigen „einfach Streichen“ und „nicht mehr bedienen müssen“, ändert nichts daran, dass ihr entscheidender Punkt ist: Wenn die Märkte keinen Zugriff mehr auf Staatsanleihen haben, ist die Notenbank frei in der Zinsfestsetzung – vermeintlich auch zum Vorteil der Sparer.

        B) Zu Ihrer Aussage:

        Sie gehen auf diese Kernaussage nicht ein, plustern sich stattdessen am fehlenden Buchungsverständnis auf und sagen dann auch noch – ich zitiere Sie:

        >Die Notenbanken müssen die Zinsen nur dann niedrig halten (finanzielle Repression), wenn die Zentralbanken KEINE Staatsschulden in ihrer Bilanz haben.>

        Das ist falsch, habe ich vorher behauptet, ohne dass Sie das bestritten haben.

        Andere Begründung, warum Sie falsch liegen:

        Die Notenbanken müssen die Zinsen nur dann niedrig halten, wenn die/ihre Staaten aufgrund der marktbestimmten Zinslasten in Liquiditäts- oder Solvenzprobleme geraten würden. Das hängt nicht nur, aber auch davon ab, wie viele Staatsschulden im Markt sind und wie viele in den Bilanzen der Notenbanken. „Keine“ ist ein Extremfall, der ein generelles „nur dann“ nicht rechtfertigt. Maßgebend ist die Schuldentragfähigkeit, wie sie die Marktteilnehmer einschätzen.

        Das ist so, weil die Gläubiger, die Marktteilnehmer sind, glauben können MÜSSEN, dass die Staaten ihre Schulden bedienen können. Könnten sie es nicht mehr glauben, würden sie keine Staatsanleihen mehr kaufen, sondern z. B. Unternehmensanleihen.

        Kurzum:

        Nicht wie viele Staatsanleihen bei den Zentralbanken liegen, sondern die Schuldentragfähigkeit ist entscheidend für die MÄRKTE – und DARAUFHIN für die Zinspolitik der Notenbank bezüglich der Finanzierungskosten für die Staaten.

    • BAUER
      BAUER sagte:

      Warum ist Japan anders und seine Schuldenwirtschaft nicht ohne weiteres nachzuahmen?
      Nun, wenn ich mich nicht arg täusche, hat sich der japanische Staat überwiegend im Inland, also bei seinen Bürgern verschuldet. Die Industrie gleichfalls. Das Ausland kann also nicht oder nicht viel dreinreden und Japan könnte, wenn es so wollte, sein Schuldenproblem mit hauseigenen Mitteln und in eigener Kompetenz regeln. Oder einfach so weiterwursteln.
      Japan hat kein Einwanderungsproblem, die Homogenität der Bevölkerung verschafft dem Staat weitere Spielräume.
      Japan ist auf dem Wege, sein Alterungsproblem selbst zu lösen und die (ohnedies zu dichte) Bevölkerung geordnet zurückzufahren. Die asiatische Mentalität, der ausgeprägte Gemeinschaftssinn, hilft dabei.

      Man dekliniere dieses Szenario probeweise mit den ebenfalls (aber erheblich international) überschuldeten westlichen Staaten, belastet mit ungeregelter Zuwanderung und/oder Überalterung, durch. Dann landet man zwangsläufig wieder bei den düsteren Prognosen dieses blogs.

      Nach dem selben Muster ist aber auch die hinhaltende Resistenz Italiens noch verständlich.

      Antworten
  6. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Unser “Freund Marcel F.” würde von seinen mächtigen Förderern in SPD und Grüner Partei schneller fallen gelassen werden, als er seinen Namen buchstabieren kann, wenn er anfangen würde, die ideologische Linie zu verlassen. Erwarten Sie von einem Politiker im Gewand eines Wissenschaftlers bitte keine Sachorientierung. Fairerweise muss man aber dazu sagen, dass in den genannten Parteien Leute sitzen, die ihre eigene Ideologie auch noch aus tiefstem Herzen glauben, während Herr F. m.E. offensichtlich um die Defizite der Umverteilungsideologie weiß und nur eine politische Marktlücke füllt.

    Antworten
  7. SB
    SB sagte:

    “Dass die 1892 Milliardäre (meist Männer) mehr als viermal mehr Vermögen besitzen als die ärmere Hälfte der Menschheit (mehrheitlich Frauen) stößt auf Unverständnis.”

    Benötigen wir jetzt auch eine Milliardär_*Innen-Quote? ;-)

    “bto: Und das ist gerade in Deutschland ein Problem, weil den Menschen zu wenig Geld in der Tasche bleibt und der Staat den Bürgern zu viel wegnimmt.”

    Wir brauchen kein Bürgergeld und auch keine horrende Erbschaftssteuer. Wir brauchen lediglich eine Entmachtung des grenzenlosen Umverteilungsstaates in der Form, dass den Bürgern wieder deutlich mehr Netto vom Brutto bleibt.

    “Abgesehen von den Superreichen ist Vermögen kaum Selbstzweck, sondern vor allem Vorsorge.”

    Auch die Superreichen horten ihr Geld nicht, sondern lassen es “arbeiten”, damit es eine Rendite abwirft – als Anlage in Immobilien, in Unternehmen und natürlich auch in Spekulationen am Finanzmarkt. Das Vermögen liegt nicht einfach so auf dem Konto herum. Bei erzwungener Umverteilung des Vermögens der Superreichen, z.B. durch mehr Erbschaftssteuer, stellt sich die Frage, ob der Staat mit dem Geld etwas Besseres anstellen würde. Schauen wir auf Deutschland und seinen aktuellen Zustand (Straßen, Schulen, Sicherheit), darf man insoweit erhebliche Zweifel anmelden.

    “Individuelle Entscheidungen prägen die Vermögen viel stärker als die Einkommen.”

    Die einen geben ihr erarbeitetes Einkommen komplett aus, weil es gerade zum Leben reicht (oder nicht mal das), die anderen, weil sie im “Hier und Jetzt” leben. Die Nächsten sparen einen Teil ihres Einkommens und sammeln so Vermögen an, das sie vielleicht einmal vererben. Und nu?

    “Die Ungleichheit in den Einkommen ist innerhalb der Länder gestiegen (…).“ … “Der Lohndruck aus der Globalisierung trifft überproportional die unteren Einkommensgruppen. Hier wäre der Staat gefordert, gegenzusteuern.”

    Ja, genau: gegenzuSTEUERN. Also die Steuern zu senken. Und zwar nicht, indem sie bei den mittleren und hohen Einkommensgruppen erhöht werden. Sondern indem der Staat weniger ausgibt, also weniger umverteilt und sich auf seine Kernaufgaben beschränkt. Eine solche Politik würde allerdings Wahlverluste bedeuten, denn die Wähler sind an das Zauberwort “soziale Gerechtigkeit” iVm dem Zauberwort “Umverteilung” gewöhnt und fordern es ein.

    Antworten
  8. Johannes
    Johannes sagte:

    “Vermögensungleichheit” ist m.E. inzwischen ein politischer Kampfbegriff. Wie überhaupt auch auf anderen Feldern die gefühlte oder tatsächliche “Ungleichheit” das Übel aller Dinge zu sein scheint. Es läuft ein Feldzug gegen die “Ungleichheit” auf nahezu allen Gebieten. Gleichheit auf allen Feldern anzustreben scheint hingegen inzwischen ein politisches und gesellschaftliches erstrebenswertes Ideal geworden zu sein. Keine gute Entwicklung, aber wohl eine, mit der sich prächtig Politik treiben lässt. Wie im aktuellen Wahlkampfjahr Hubertus Heil von der SPD zeigt.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Johannes

      Ich stimme Ihnen zu, soweit Sie die „Vermögensungleichheit“ als „politischen Kampfbegriff“ beschreiben.

      Ich glaube allerdings nicht, dass sich damit prächtige Politik treiben lässt.

      Die SPD wird mit dem Konzept einer „Grundsicherung im Alter“ von Hubertus Heil keinen Blumentopf gewinnen. Dies nicht nur, weil es nicht umgesetzt werden wird, sondern weil zu viele Menschen der Meinung sind, dass es entweder nicht (hinreichend) gerecht ist oder zu teuer würde. Die Steuerbelastung ist offensichtlich nach Auffassung einer erheblichen Anzahl von Menschen schon zu sehr am Anschlag, als dass sie sich darauf einlassen werden.

      Die SPD ist so sehr am Ende, dass sie schon nicht mehr die Realität erkennt oder, auch möglich, sich eine Realität schaffen will, um mit einer vermeintlich guten Begründung aus der Regierung aussteigen zu können. Der linke Flügel hat jedenfalls mal wieder Futter bekommen für die Auffassung, dass sich “nichts bewegt”.

      Pikant und bezeichnend auch, dass einer, dem man finanzielle Vernunft in dieser Partei noch am ehesten abnimmt – Finanzminister Scholz –, just zum gleichen Zeitpunkt von einem sich weitenden Defizit im Haushalt redet.

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      • Markus
        Markus sagte:

        @DT: Zur Steuerbelastung

        Durch die kalte Progression hat die Politik erfolgreich Angst vor Steuererhöhungen in der breiten Masse eingeflanzt.

        Für Menschen ist es ausserdem schwierig in Größenordnungen zu denken. Sie denken meist nur in der “eigenen” Größenordnung.
        Wenn große Zahlen in den Medien genannt werden: 1 Milliarde oder eine Billion, klingt ja fast gleich (und obendrein gibt es ja noch die “Billion”-Verwechslungsgefahr, falls man US-amerikanische Texte liest). Die Mühe, dass z.B. auf Pro-Einwohner Deutschland runterzurechnen macht ja fast keiner. Genauso ist es bei der Einkommen und Besteuerung. Dass eine Einkommenssteuererhöhung für jemandem, der z.B. zwischen 40k-80k EUR verdient, etwas ganz anderes bedeutet, als für jemanden der 500kEUR+ verdient. Letzteres muss seinen Lebensstil vermutlich nicht ändern, ersterer wahrscheinlich schon.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Markus

        >Durch die kalte Progression hat die Politik erfolgreich Angst vor Steuererhöhungen in der breiten Masse eingeflanzt.>

        Das glaube ich nicht.

        Die Menschen akzeptieren schon, dass Sie nicht nur proportional, sondern progressiv mehr Steuern zahlen müssen, wenn sie mehr verdienen. Dies jedenfalls solange, wie sie nicht der Meinung sind, dass es sozusagen sinnlos ist, im Beruf erfolgreich zu sein, weil die Progression so stark ist, dass sie sich als enteignet vorkommen müssen, wenn sie erfolgreich sind und mehr verdienen.

        Es ist hingegen etwas anderes, wenn der Staat bei einem bestimmten Einkommen und an sich akzeptiertem Steuersatz – auch akzeptierter Steuerprogression – HÖHERE Steuerzahlungen verlangt, weil er Geld für „Projekte“ benötigt.

        Kurzum:

        In ersterem Fall ist bei höheren Abgaben auch bei oder aufgrund von Progression so etwas wie Verpflichtung im Spiel. Daher normalerweise keine Aufstände.

        Im letzteren Fall wird die höhere Abgabe eher als Bestrafung vor allem dann gesehen, wenn die Steuerbelastung schon als hoch empfunden wird.

        Ich glaube, dass die Progression nicht verändert wird – auch nicht für die mittleren Einkommen. Es hängt einfach zu viel Einnahmevolumen für den Staat dran.

        Ich glaube auch, dass es gerade auch bei der Mitte steigenden Widerstand gibt, nach unten hin umzuverteilen.

        Es ist in der Vergangenheit schon sehr viel umverteilt worden, allerdings bei weitem nicht immer nach unten – siehe unsere Sozialleistungsquote von ca. 30%.

        Und das in wirtschaftlich guten Zeiten mit hoher Beschäftigung!

        Wenn in wirtschaftlich schlechten Zeiten die „erworbenen“ Ansprüche aufrechterhalten werden sollen oder sogar noch steigen müssen aufgrund der Gesetzeslage wird es spannend.

        Die Spaltung der Gesellschaft ist vorprogrammiert, weil das nicht zu leisten ist (ohne Staatsverschuldung, die nicht nur Merkel/Schäuble nicht wollten, sondern die auch in der Bevölkerung keine Mehrheit hat).

      • SB
        SB sagte:

        @Dietmar Tischer:

        “Ich glaube auch, dass es gerade auch bei der Mitte steigenden Widerstand gibt, nach unten hin umzuverteilen.”

        Und es ist durch die Umverteilung nicht wirklich besser geworden. Das wäre auch schlimm für die linksgrün-sozialistische Politik, da ihr Geschäftsmodell “wir brauchen noch viel mehr Umverteilung” dann hinfällig wäre. Defacto wurden bisher bereits immense Summen umverteilt (auch an Leute, die gar nicht zum System gehören, weil sie nie eingezahlt haben), es ist trotzdem nichts besser geworden und deshalb kann die linksgrüne Politik nach noch mehr Umverteilung schreien, was wiederum in Teilen der Wählerschaft aus Verdummung heraus begrüßt wird.

  9. Alexander
    Alexander sagte:

    Durchschnittliche Menschen mit durchschnittlichen Einkommen können auf zwei Wegen vermögend werden.
    – Arbeit und Geldhortung = sehr unwarscheinlich wegen der tiefgreifenden Umverteilung
    – Verschuldung und Vermögenspreisinflation = ein einfacher Weg, der keine Geldanlagefähigkeiten voraussetzt.

    Vermögenspreisinflation ist leider begrenzt, denn die gestiegenen Preise senken Kaufkraft von Einkommen und sorgen für Abwanderungsdruck von Arbeit nach preiswerteren Standorten.

    Die Abwanderung von Arbeit (Rezession in Italien, z.B.) und hohe Verschuldung sorgen für Bankenrettungsdruck, weil man die Abwärtsspirale um jeden Preis verhindern muss…

    Vermögen in einer Blase sind relativ, weil jeder Markt jederzeit illiquide werden kann.
    Für viele riesige Vermögen gibt es überhaupt keine Käufer, z.B: das Vermögen von Magnaten wie der Familie Schäffler. Kein Mensch (*) kauft die Hallen, Maschinen, Vorräte etc…. obwohl der Unternehmenswert einen Börsenkurs hat. Diese Vermögen dienen dennoch als Pfänder für Kredite und müssen ebenso gerettet werden, wie die Studentenwohnung des Kleinanlegers.

    Vermögenspreisinflation ist zum Geschäftsmodell des Westens geworden.

    (*) Käufe führen zu weiterer Konzentration, was zu Unverkäuflichkeit auf der nächsten Ebene führt, vgl. Bankenübernahmen.

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