Zum Zustand Italiens

Bekannt, aber oft verdrängt, die Lage in Italien: ein Land, das sich wohl nur schwer im Euro halten lassen wird. Zunächst das reale BIP/Kopf:

Quelle: The Telegraph

  • “The (…) immediate danger is Italy. The European Commission slashed its growth outlook for the country to 0.2pc in 2019 on Thursday, down from 1.2pc in November. (…) The sharp revision of Italy’s figures pushes up the implied budget deficit to well over 2.5pc of GDP. (…) The commission forecast is still too high – I think growth will be minus 0.2pc (…).” – bto: Das hält das Land nicht mehr lange durch.

Kein Wunder, dass die Italiener das Land verlassen:

Quelle: The Telegraph

  • “The risk spread on Italian 10-year bonds jumped 13 basis points to 286 on Thursday, but is still within the trading range seen since May. Global fixed income funds view the enticing return on Italian debt as a worthwhile risk at a time when more than $9 trillion of bonds worldwide are trading at negative yields, the highest since early 2017Yet the global deflationary force that lies behind this is double-edged for Italy, as they lower the nominal GDP growth and play havoc with the country’s fragile debt dynamics.” – bto: und letztlich nicht nur im Falle Italiens, sondern aller hoch verschuldeten Länder.
  • “The International Monetary Fund warned this week in its Article IV health check that Italy risks a fresh debt crisis that could ‘push global markets into uncharted territory’. The trigger could be a downgrade to junk status by the rating agencies. The country has to finance or roll over €400bn of debt in 2019. That is twice the entire GDP of Greece. The IMF said banks may have trouble accessing the wholesale capital markets, forcing them to deleverage and therefore to starve the economy of credit.” – bto: Deshalb sind private Kapitalgeber so zurückhaltend.
  • “In an astonishing detail, the report said productivity levels in Italy’s non-tradable sector had fallen by 16pc since 1996. It is as if the country is slipping back into an economic dark age. Per capita income has dropped by 4pc over the last two decades. Almost 160,000 people are leaving the country each year, (…) The workforce is contracting at a frightening pace.” – bto: Das Bild zur Produktivität ist grausam, aber auch bei uns nicht wirklich berauschend.

Quelle: The Telegraph

  • “This makes it even harder to restore the debt trajectory back to a sustainable path. Some economists say the only way to break out of this perennial trap is for Italy to leave the euro, devalue by 30pc, and restructure its debts in an epic jubilee. This would be a traumatic event for the whole world.” – bto: Und das könnte die größte Finanzkrise der Weltgeschichte auslösen.

→ telegraph.co.uk: “Germany falls into ‘recession’ as Brussels slashes EU growth forecasts “, 7. Februar 2019

Kommentare (34) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Es geht auf dem eingeschlagenen Weg zügig weiter in Italien.

    Die italienische Regierung ERFÜLLT Wahlversprechen und die Bevölkerung nimmt diese dankbar an:

    https://www.tagesschau.de/ausland/rentenansturm-italien-101.html

    Jetzt warten wir mal, was die Rating Agenturen dazu sagen werden, dass die Staatsverschuldung um weitere EUR 37 Mrd. steigt.

    Die italienischen Staatsanleihen sind schon heute nicht mehr weit vom Ramsch-Status entfernt.

    Mal sehen, wie die Märkte darauf reagieren werden.

    Und natürlich auch, WIE die EZB darauf reagieren wird.

    Antworten
    • Johannes
      Johannes sagte:

      Aus einem Kommentar in dem von Ihnen verlinkten Tagesschau-Artikel:

      “Die Italiener….

      ….machen sich einen schönen Lebensabend und gehen mit 62 in Rente. Um das zu finanzieren macht der italienische Staat Schulden, die EZB hält die Zinsen künstlich niedrig um dem Staat diese Schulden auch zu ermöglichen und der deutsche Arbeitnehmer ist (mal wieder) der Dumme, da für seine Altersversorgung keine Zinsen mehr übrig bleiben und er arbeiten darf bis er (fast) tot umfällt. Sowas nennt man dann “Solidarität”. An diesem Europa kann man doch nur Freude haben!”

      Es gibt auch außerhalb dieses Forum´s ein Erwachen… (die Hoffnung stirbt bekanntlich zu letzt)

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Johannes

        Das kann schon sein – ich glaube auch, dass der Unmut wächst.

        Unsere Regierung scheint das kommunikative Geschehen schon nicht mehr im Griff zu haben, wenn einer wie dieser Dr. Stelter im Staats-TV den Leuten sagen darf, dass die Italiener im Durchschnitt ein höheres Vermögen haben als die Deutschen.

        Das ist eine Unverschämtheit☺

        Schließlich kann man nicht alles im Leben haben – länger zu arbeiten und gleichzeitig mehr Vermögen zu bilden, geht nun einmal nicht.

        Kann das nicht einmal einer den Deutschen erklären, damit endlich Ruhe im Laden herrscht?

      • Zweifler
        Zweifler sagte:

        @Johannes,
        mit 62 in die Rente, ja, aber kein schöner Lebensabend, da man davon nicht leben kann. Die Altersrente in Italien beginnt zwischen 67 und 68.

      • troodon
        troodon sagte:

        Aber Herr Tischer, es ist doch ganz einfach. Nicht die Ratingagenturen abschaffen, das schafft nur Arbeitslose. Einfach Herabstufungen für die Eurozone verbieten.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ troodon

        Richtig, dass ich aber auch das WAHRE Problem aus den Augen verloren hatte.

        Wie nähern und damit der DDR an.

        Auch dort hatte JEDER ein Recht auf Arbeit, es wurde irgendwo ein Schreibtisch und ein Stuhl hingestellt und damit war er beschäftigt.

        Er musste nicht produktiv sein.

        Er konnte auch nicht sonderlich produktiv sein, weil er schon am frühen Nachmittag die Produktionsstätte verlassen musste, um sich irgendwo anzustellen und das letzte Würstchen vor anderen zu ergattern.

        So könnte es auch bei den Ratingagenturen mit ähnlichem Effekt laufen:

        Wenn nicht abgestuft werden darf, gibt es weniger zu tun – die dort “beschäftigten” Leute können also sich etwas mehr Zeit für die angenehmen Dinge im Leben nehmen.

      • Jacques
        Jacques sagte:

        Dumm, dass man es nicht geschafft hat eine europäische Ratingagentur aufzubauen. Die könnte dann reihenweise einfach Spitzenratings vergeben und alles wäre in Butter.

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Jacques
        Auch da geht noch was.
        Die EZB kauft Moody’s auf (sind nur rd. 29 Mrd € Mcap) und benennt diese dann in “Mutti’s” um.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ troodon & Jacques

        Ich halte mal fest:

        Italien ist noch lange nicht am Ende.

        Weil, na klar, es an einem nicht mangelt:

        Geld.

  2. dan cody
    dan cody sagte:

    Nachdem ich 28 Jahre in Italien gelebt habe, folgendes:
    Der Italiener nimmt den Staat als gemeinsamen Feind war, der sein Leben aber nur selten finanziell beeinflusst.
    Vor einigen Jahren sollten Freiberufler auf einmal Rechnungen schreiben, das hat sich inzwischen aber wieder gelegt, ich habe den Eindruck es geht wieder mehr schwarz.

    Ich habe noch NIE fuer meine Autoreparatur eine Rechnung bekommen.
    Dafuer kostet sie die Hälfte gegenueber dem benachbarten Frankreich.
    So funktioniert Italien.
    Der angegebene Umsatz entspricht bei Freiberuflern etwa dem Nettogewinn nach Abzug aller Kosten.
    Fuer Asterixleser:
    Das ist fuer Dich, das ist fuer mich, und das ist fuer Rom.
    (Bei den Schweizern).

    Antworten
  3. troodon
    troodon sagte:

    “the only way to break out of this perennial trap is for Italy to leave the euro, devalue by 30pc, and restructure its debts in an epic jubilee. This would be a traumatic event for the whole world.
    “bto: Und das könnte die größte Finanzkrise der Weltgeschichte auslösen.”

    Was ist die REALISTISCHE Alternative?

    Noch mehr EZB Käufe, damit Zinsen für Italien Richtung Null drücken und Nominalwachstum steigern durch mehr Inflation würde nichts an den Ursachen für die Misere in Italien ändern.

    Produktivität erhöhen, geht nicht schnell, würde zudem Arbeitslosenquote erhöhen, kaum denkbar somit in der politischen Konstellation. Vermögenssteuern sind aus gleichem Grund unrealistisch.

    Also noch mehr Transfers vom vermeintlich reichen D um das Spiel noch weiter zu verlängern, obwohl es man weiß, dass dies keine Lösung ist ?

    Ansiedlung von Unternehmen fördern durch EU Subventionen, was zu einer Verlagerung aus anderen EU Ländern führt ? Wie viele Jahre/Jahrzehnte soll das dauern, bis es spürbare Wirkung zeigt?

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ troodon

      Jede der von Ihnen aufgezählten Alternativen ist realistisch in dem Sinne, dass sie etwas bewirken KÖNNTE, nämlich verhindern, dass Italien die Eurozone verlässt und damit die verheerenden Folgen auslöst.

      Jede der von Ihnen aufgezählten Alternativen wird aber nicht derart realistisch sein, dass sie dies TATSÄCHLICH bewirkt, sei es für sich allein oder gemeinsam mit den anderen.

      Denn diese Alternativen sind überwiegend AUCH Alternativen für andere – direkt oder indirekt (Geldpolitik der EZB).

      Und für die sind sie auf Dauer zu TEUER.

      Das ist das Kalkül.

      Ob der Austritt Italiens und dann vermutlich der Zerfall der Eurozone für sie noch TEURER würde, wird irgendwann nicht mehr Kalkül sein und zwar dann, wenn die Not ZUHAUSE zu groß geworden ist, um noch in derartigen Alternativen zu denken.

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        @ D.T.
        Deshalb meine Frage nach einer realistischen Alternative zu :

        „the only way to break out of this perennial trap is for Italy to leave the euro, devalue by 30pc, and restructure its debts in an epic jubilee. This would be a traumatic event for the whole world.
        „bto: Und das könnte die größte Finanzkrise der Weltgeschichte auslösen.“

        mit dem Hintergrund, ob dieses Szenario realistischerweise noch abgewendet werden kann.
        Mir fällt dazu nichts ein, außer eben das Spiel noch mehrfach zu verlängern durch z.B. die o.a. Maßnahmen.

  4. Johannes
    Johannes sagte:

    bto: “…ein Land, das sich wohl nur schwer im Euro halten lassen wird. ”

    Bei nüchterner Betrachtung der “Zahlen” bin ich da ganz bei Ihnen. Politisch wird aber alles drangesetzt werden, Italien im Euro zu halten. Dazu werden Italien weitreichende Zugeständnisse gemacht werden (müssen); offene und verdeckte. Der Euro ist den politisch maßgebenden Eliten viel zu bedeutsam, als dass es ihnen nicht gelingen würde, Italien im Euro zu halten.

    “Nur” ein politischer Unfall könnte das m.E. ändern – “schlechte Zahlen” eher nicht.

    Antworten
    • Jacques
      Jacques sagte:

      Nur Italien selbst kann es ändern.
      Die anderen Staaten werden es sicher nicht dazu drängen, Deutschland schon gar nicht. Zu eitel und zu selbstgefällig ist die politische Elite.
      Man müsste ja einen Jahrhundertfehler eingestehen und der Traum der “ever closer union” wäre wirklich endgültig gestorben!

      Antworten
      • Didi Knax
        Didi Knax sagte:

        @ off topic

        In dem Diskussiontext ist ein falscher Buchungssatz -> der Importeur nimmt Kredit bei seiner Hausbank auf, die ihrerseits Kredit bei der ital. NB aufnimmt. Die Notenbank hat damit eine Forderung gegen die Geschäftsbank (“keine Verbindlichkeit”). Bei der Überweisung zwischen Ital. NB an dt. Buba über die EZB als Tocher wandelt sich die Forderung der ital.NB in eine Verbindlichkeit die als Forderung der dt. Buba wieder die Bilanzseite wechselt.

        Knackpunkt ist die Geldentstehung in Italien zwischen Notenbank und Geschäftsbank.
        Zitat
        Die italienische Geschäftsbank erweitert ihren Kreditrahmen bei der Banka d’Italia, indem sie ebenfalls dort Sicherheiten hinterlegt, zum Beispiel italienische Staatspapiere oder Aktien

        Beide Sicherheiten sind in ihrem Wert abhängig von den geldmarktpolitischen Interventionen der europäischen “NotenbankTochter” EZB.
        Ohne manipulierte Zinssätze fallen die Werte der Staatsanleihen und Aktien (Zombie-Industries) als Pfänder der Geldschöpfung.

        Weder der Importeurschuldner noch seine Geschäftsbank könnten ihren Nachschußpflichten – bei gefallenen Pfändern – nachkommen, ohne selbst pleite zu gehen.

        Also basiert die target2 Magie auch noch auf Preisbetrug durch künstliche Nachfrage nach unverkäuflichen Papieren. Dass diese Nachfrage gar nicht von der EZB stammt, sondern der ital. Notenbank ist ein neuer voodoo Trick.

        Wie man solche Umstände mit “bloßen Buchungen” abtun mag versteht nur, wer seinen Lebensunterhalt nicht mit Mühe verdienen muss. Dafür wurde der Ausdruck Geschwätzwissenschaft geprägt.

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        Passend dazu erreichte mich folgende Zuschrift:

        Sehr geehrter Herr Stelter

        Ich habe gestern Ihren Auftritt bei der ZDF Sendung gesehen. Ich gratuliere. Als Italiener kann ich bestätigen, dass diese im Schnitt reicher sind als Deutsche. Selbes gilt für Spanier. Gründe dafür sind u. A.:

        a) geringe Grunderwerbsteuer auf Erstwohnung (2% vs. 6.5% in NRW), die als unantastbares Menschenrecht betrachtet wird (damit hat Berlusconi die Wahlen gewonnen).
        b) prinzipielles Misstrauen dem Staat gegenüber und darum Vorsorge innerhalb der Familie (Rentner im Süden heben am 1. des Monats die Rente bar ab). Im Unterschied zu DE erwartet man sich vom Staat auch prinzipiell nicht viel.
        c) sehr geringe Erbschaftssteuer, eingeführt von Berlusconi (da er viel zu vererben hatte), aber von den Linken nicht mehr abgeschafft da alle davon profitieren. Wenn ich recht sehe, sind die erste Million steuerfrei für Kinder und Ehefrau (https://www.guidafisco.it/tassa-di-successione-1422).
        d) unverdient hohe Renten, die die Staatsschuld erhöhen (= Anschreiben beim Wirt -> Target2. DE bleibt mit der brennenden Lunte in der Hand).
        16.2% des BIP fließen in die Renten.
        2.6% des BIP kosten allein die Hinterbliebenenrenten (https://www.repubblica.it/economia/2018/12/03/news/pensioni_italia_prima_per_reversibilita_e_al_2_6_del_pil-213284759/).
        Es es gibt die “Babypensionen”, aufgrund derer Frauen mit 15 Dienstjahre verrentet wurden. Diese alleine Kosten dem Staat 9 Mia Euro /Jahr.
        In Italien sind 1/2 Million Menschen seit > 35 Jahren im Ruhestand. Daneben wird u. U. schwarz ein “Zubrot” verdient.
        e) Schattenwirtschaft und Entsorgung des Schwarzgeldes in Immobilien (Gastwirte, Freiberufler, Handwerker, Landwirte, etc.). Schattenbuchhaltung bei Betrieben.

        Gehen Sie mal in Südtirol in eine Skihütte (bin Landsmann von Lanz). Dort geht sehr viel an der Registrierkasse vorbei über die Theke. Die deutschen Gäste kümmert es nicht und fragen auch nicht nach Bewirtungsbelegen. Mit dem “Erlös” baut sich der Wirt dann mit deutschen Markenprodukten das Haus aus.

      • Markus
        Markus sagte:

        Zum Zitat von dem Italiener:

        Die Erbschaftsteuer in D finde ich jetzt nicht sonderlich hoch bei Freibeträgen von 500kEur und minimalem Anteil an der Gesamtbesteuerung. Inwieweit Erben die Produktivität steigern sollen ist für mich schleierhaft. Ich kenne mehrere gegenteilige Beispiel e wo Leute ihre geerbten Miethäuser runterwirtschaften (quasi: 100% der Miete = Einkommen).

        Obendrein werden Firmeerben ja noch mehr mit Samthandschuhen angefasst.

        Die anderen Punkte kann man aber so stehen lassen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Didi Knax

        >Knackpunkt ist die Geldentstehung in Italien zwischen Notenbank und Geschäftsbank. … Weder der Importeurschuldner noch seine Geschäftsbank könnten ihren Nachschußpflichten – bei gefallenen Pfändern – nachkommen, ohne selbst pleite zu gehen.>

        Was Sie sagen, ist richtig.

        Daraus kann man aber nicht wie Sie schließen:

        >Also basiert die target2 Magie auch noch auf Preisbetrug durch künstliche Nachfrage nach unverkäuflichen Papieren. Dass diese Nachfrage gar nicht von der EZB stammt, sondern der ital. Notenbank ist ein neuer voodoo Trick.>

        Die italienische Notenbank ist eine Notenbank im SYSTEM der Notenbanken in der Eurozone.

        Wenn sie das, was sie tut, tun darf, nach den Satzungen der EZB/des Systems der Notenbanken, dann ist das nicht Betrug.

        Hier müsste man prüfen, um zu Ihrer Aussage zu kommen oder sie zu widerlegen.

        Was unabhängig davon richtig ist:

        Wenn die Regeln im System anders wären, könnte sie nicht ohne weiteres tun, was sie tut, weil dann möglicherweise die italienischen Staatsanleihen nicht als sicher gelten würden und somit nicht hinterlegt werden könnten.

        Wenn man über das System urteilt, muss man IM System bleiben, wenn man RICHTIG urteilen will.

        Darüber hinaus kann man natürlich diskutieren, ob das System etwas verfälscht oder nicht und was wäre, wenn es das System nicht oder so nicht gäbe.

        Das ist aber eine andere Diskussion.

      • Didi Knax
        Didi Knax sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Mit keinem Wort würde ich es wagen die Handlungen von souveränen Notenbanken als Betrug zu bezeichnen!

        Betrug ist auch gar nicht nötig, weil die Stimmenmehrheit im Zentralbankrat hinreicht um die notwendigen geldpolitischen Schritte zu legitimieren.

        Mir persönlich bereitet die Erkenntnis durchaus Vergnügen, dass zur Stabilisierung dieses Systemes eine Notenbank die Werte von Kreditpfändern durch Aufkäufe noch oben korrigiert um diese Papiere anschließend als Sicherheit für Geldschöpfung zu akzeptieren. Der Dank gebührt Herrn Stöcker, der mit solchen links zu begeistern vermag….

        Diese Notenbankpolitik begann mindestens mit den ital. target2 Verbindlichkeiten im Jahr 2011 und diesen erkauften Zeitraum hat niemand zu nutzen verstanden. Im Gegenteil mauerten umsichtige Politiker in Europa weitere Stockwerke auf das Fundament, dessen Risse das EZB System so unkonventionell zu verfüllen versucht.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Didi Knax

        Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen etwas zugeschrieben habe, was nicht Ihre Meinung ist.

        Ansonsten:

        Sehe ich wie Sie – ungenutzte Zeit und eine Weiter so.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Didi Knax

        „In dem Diskussiontext ist ein falscher Buchungssatz“

        Es gibt keine Buchungssätze im „Diskussiontext“, sehr wohl aber Erläuterungen zu Teilbuchungen im Soll oder im Haben bzw. Aktiva und Passiva. Und auch dort gibt es keine Verwechslungen, wie Sie vermuten. Es handelt sich in der Tat um eine Verbindlichkeit der Notenbank und NICHT um eine Forderung. Warum? Weil die Zentralbank Zentralbankgeld (M0) zur Verfügung gestellt hat. Und das befindet sich nun mal IMMER auf der Passivseite der Notenbank und korrespondierend auf der Aktivseite der Geschäftsbank als Forderung.

        „Ohne manipulierte Zinssätze fallen die Werte der Staatsanleihen und Aktien (Zombie-Industries) als Pfänder der Geldschöpfung.“

        Was Sie hier als Manipulation einordnen ist nichts Weiteres als DAS ZENTRALE stumpfe geldpolitische Instrument zur Steuerung der Inflation. Und dieser Refinanzierungssatz wird immer REAKTIV an die allgemeine Marktentwicklung angepasst. Der Vorwurf der Manipulation verfängt also nicht. Manipuliert haben doch vielmehr die Großspekulanten aufgrund Ihrer oligopolistischen Marktmacht (siehe Sissoko zur Finanzmarktregulierung in den 30er Jahren) sowie die Geschäftsbanken im Rahmen des LIBOR-Skandals.

        Und was Sie hier mit „target2 Magie“ meinen, das ist mir völlig schleierhaft. Mit solchen Geschichten können Sie vielleicht bei Ihrer Dodo in der Sparkasse Posemuckel punkten, aber nicht Georg Quaas widerlegen.

        LG Michael Stöcker

      • Didi Knax
        Didi Knax sagte:

        @ Michael Stöcker

        Die Bundesbank hat die Buchungsvorgänge veröffentlicht und dabei keine Ausrede von Geldmengenarten verwendet. Warum sie sich dorthin als Erster flüchten ist mir schleierhaft.
        Meine bisherige Erfahrung besagt, dass Geldmengenargumte nur dazu verwendet werden zusätzlich Verwirrung zu stifften, weil dem niemand mehr folgen mag.

        Allerliebst bringen sie jetzt als nächstes die Umtriebe von SPEKULANTEN ins Gruselkabinett ein. Ja – wer könnte das denn sein?
        Wenn sie damit französische Banken oder US Institute meinen, deren Kapital Frau Bundeskanzler Alternativlos so großzügig rettete – haben wir die Chance zur Gerechtigkeit vertan. Das Argument damals war, dass ein Systemkollaps schlimmer wöge für die soziale Gerechtigkeit als diese Profite…

        Meine Sorge sind die dunklen Mächte nicht, denn die EZB herself hat seit 2005 über ihre “Public Sector Purchase Programme” (PSPP) ein Volumen an Staatsanleihen erworben, welches zum Stand Feb. 2018 bescheidene 1924,838 Mrd.€ ausmacht. Hinzu kommen Unternehmensanleihen im Wert (“Ironie”) von 140,794Mrd.€…

        Da müssen sie mir den Spekulanten schon beim Namen nennen, der ähnlich viel Geld bei Banken borgen kann um gegen Staatsanleihen zu spekulieren.

        Ihre Beispiele aus der Vergangenheit können kaum dienen den aktuellen Zins für ital. Staatsanleihen zu begründen, es sei denn die EZB ist gemeint.

        Wenn man sich die Vorgänge so vor Augen führt, hat die Lage etwas magisches, weil aufwachen möchte ich aus diesem Traum nicht. Es könnte sein, dass die EZB von “Fetz Braun kommandiert wird und Brunhold, Langbart, Mampf und Zipel seine Ratgeber sind” – um in der Sparkassen Analogie zu bleiben :o)

        Georg Quaas wird von der Wirklichkeit widerlegt werden, wie alle politischen und geldmarktpolitischen Massnahmen bisher auch. Den Versprechungen ist keine Lösung gefolgt, nur eine Würgerei zulasten verlorener Generationen – in Italien 30 Jahre.

        Bis dahin trinke ich mit “Gantenkiel” auf ihr Wohl – Herr Stöcker…

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Didi Knax

        „Den Versprechungen ist keine Lösung gefolgt, nur eine Würgerei zulasten verlorener Generationen – in Italien 30 Jahre.“

        Dieser Einschätzung stimme ich uneingeschränkt zu.

        Nur: Zentralbankgeld ist und bleibt in der Bilanz einer Zentralbank ein Passivum und kein Aktivum. Und dieses Geld bildet nun einmal die Geldmenge M0. Verwirrung entsteht nur dann, wenn man nicht in der Lage ist, die Sondergeldmenge M0 richtig einzuordnen.

        „Bis dahin trinke ich mit „Gantenkiel“ auf ihr Wohl – Herr Stöcker…“

        Dem schließe ich mich gerne an – Didi Knax…

        LG Michael Stöcker

      • Didi Knax
        Didi Knax sagte:

        @ Michael Stöcker

        Genau dieser Versuch – mir Unverständnis zu unterstellen – war zu erwarten.
        Als nächstes diskutieren wir über die Definition von M0?

        https://de.wikipedia.org/wiki/Geldmenge
        Definitionen der Europäischen Zentralbank
        M0: Banknoten und Münzen, die sich im Umlauf außerhalb des Bankensystems (bei Nicht-Banken) befinden (also ohne Kassenbestände der Geschäftsbanken, aber mit Banknotenumlauf im Ausland) plus dem Zentralbankgeldbestand der Kreditinstitute;

        Nun ihr Zitat:
        > Nur: Zentralbankgeld ist und bleibt in der Bilanz einer Zentralbank ein Passivum und kein Aktivum. Und dieses Geld bildet nun einmal die Geldmenge M0. Verwirrung entsteht nur dann, wenn man nicht in der Lage ist, die Sondergeldmenge M0 richtig einzuordnen.

        >Zitat siehe oben:
        Die italienische Geschäftsbank erweitert ihren Kreditrahmen bei der Banka d’Italia, indem sie ebenfalls dort Sicherheiten hinterlegt, zum Beispiel italienische Staatspapiere oder Aktien <

        Ihre Sondergeldmenge ist eine Nebelkerze, nichts weiter. Wenn die Geschäftsbank ihren Kreditrahmen erweitert geht sie eine Verbindlichkeit ein und hat eine Forderung auf Zahlungsmittel. Der Abfluss von Zahlungsmittel aus der Bilanz der ital NB ist zugleich eine Verbindlichkeit der ital. NB (target2) und eine Forderung gegen die Geschäftsbank.

        Obwohl die NB nie illiquide wird, bleiben die Buchungsvorfälle immer gleich, damit sich die Bilanzsummen ausgleichen. Activa=Passiva.

        Die Zentralbank manipulierten Pfandpapiere als Sicherheit des Geschäftsvorfalles lassen einen schaalen Geschmack zurück, denn kein bisschen Deflation darf dieses Kartenhaus testen….

    • Stefan Bohle
      Stefan Bohle sagte:

      für die Targetsalde gilt mE. wie für jedes Zentralbanksasset: es wirkt im Moment seiner Schöpfung. Die Wirkung ist jetzt sichtbar, z.B. in Form von rapide steigenden Immobilienpreisen, die für in ihrer Staatsgläubigkeit auf Geldvermögen setzende Mitte der deutschen Gesellschaft zunehmend unbezahlbar werden.
      Werden sie irgendwann mal buchhalterisch bereinigt, passiert natürlich gar nichts. Das Kind ist ja schon in den Brunnen gefallen, die Häuser, Autos, Maschinen etc. sind “gegen Papier” eingetauscht.

      Antworten
  5. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Es ist aber auch nicht alles schlecht in Italien. Hier die Entwicklung der Ankunftszahlen von Migranten in Italien über die Mittelmeerroute:
    2016 – 181.000
    2017 – 119.000
    2018 – 23.000
    Januar 2019: 200
    Quelle: https://data2.unhcr.org/en/situations/mediterranean/location/5205

    Das Schlepper-Problem vor der Küste Italiens hat insbesondere Salvini sehr kreativ und auch konsequent gelöst, das macht zumindest Hoffnung für die Lösung der wirtschaftlichen Probleme des Landes.

    Antworten
    • Zweifler
      Zweifler sagte:

      @Richard Ott,
      Sie haben Recht, es ist nicht alles schlecht in Italien. Damit meine ich aber nicht die schwindenden Migrantenzahlen, denn die werden keinen Staat retten. Ich meine das stark unterschätzte enorme Wirtschaftspotential Norditaliens. Das kann und muß mittels struktureller Reformen freigesetzt werden.
      „Staatsschulden in eigener Währung sind keine Schulden“ hat mal einer gesagt. Ist nicht ganz meine Meinung, aber die EZB wird Italien und andere(vielleicht auch DE) viel, viel länger, als wir glauben, am Leben erhalten können. Das Instrumentarium dazu hat sie.
      Aber die Länder müssen was tun, damit sie die Intensivstation verlassen können, sonst zeigt das EKG irgendwann wirklich die Nulllinie.

      Antworten
    • Jacques
      Jacques sagte:

      @ Richard Ott:
      Gelöst ist gut. Davor hatte kein italienischer Politiker irgendwas dagegen unternommen. Deshalb war es schonmal ein Fortschritt mal überhaupt etwas zu tun.
      In Deutschland haben wir trotzdem im Januar 14.500 Erstanträge auf Asyl… Dieses Land schaufelt sich sein eigenes Grab und die Politik will das so. Hauptsache nicht “Rechts” sein.

      Antworten
  6. Alexander
    Alexander sagte:

    Der Output des produzierenden Gewerbes Italiens sankt im Dezember 2018 saisonbereinigt um minus 0.9% auf ein Niveau VOR 1990!
    (Quelle Eurostat & Querschüsse)

    Italien hat nicht 10 Jahre verloren sondern bereits 30 Jahre, ein soziologisches Deasaster mit allen natürlichen Folgen für die Demographie.

    Da richtet sich aller Dank an diese erfolgreiche “Geldpolitik”, die jede Reform zu einer besseren EU in Zinssenkungen (=Verschuldung) und Schuldenaufnahme ersäufte.

    Selbst wenn alle Italiener beim Staats arbeiten würden, ihre Versorgung wäre keineswegs gesichert – weil man Geld nicht essen kann.

    Antworten

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