Zum Zustand der Eurozone

Es ist eine Erinnerung an die Gefahr einer erneuten Rezession in der Eurozone. Kurz die Fakten zusammengefasst:

  • “Italy and France slid deeper into an economic slump in January as their services sectors began to crumble, (…) The deteriorating picture looks broad-based. Italy is in its steepest downturn for over five years. It’s clear that the business environment is at its most challenging since the height of the region’s debt crisis. (…) The data point to eurozone growth of just 0.1pc in the first quarter. Orders books contracted in January for the first time since late 2014, even in Germany.” – bto: Das hat verschiedene Ursachen. Neben dem Euro und der Verschuldung wirkt zunehmend die demografische Entwicklung negativ.
  • “Germany’s finance minister Olaf Scholz is drawing up plans for a spending freeze on public sector staff and for the digitalisation fund needed to close Germany’s broadband and IT deficit, the country’s Achilles’ heel. (…) Germany is cutting the wrong things. Investment is being squeezed while social spending is marching ever upwards. The long-term sustainability of the German pension system is getting worse. This is all about electoral politics in an ageing society (…).” – bto: So ist es. Die Politik setzt alles daran, um uns zu ruinieren.
  • “On the monetary front, the European Central Bank is effectively tightening into the downturn, much as it did going into the crises of 2008 and 2011.It halted bond purchases in December under pressure from northern capitals, despite having failed in its stated objective of lifting inflation to safe levels. The political bar for fresh quantitative easing is very high. Interest rates are already minus 0.4pc and cannot usefully be cut further.” – bto: Es wird Zeit, anzuerkennen, dass die EZB die Krise eben nicht lösen kann, sie kann sie nur unterdrücken und verschleppen.
  • “It is hard to gauge the likely effects of a disorderly no-deal Brexit at this juncture since much would depend on the exact response by both sides. (…) A study by Deloitte concluded that supply chain disruptions might cause more damage to the car industry in Germany than in the UK. Direct German car sales to the UK would drop by more than 250,000 units a year.” – bto: Egal, die EU hält sich ja für unersetzlich und unbesiegbar.
  • “The composite survey of manufacturing and services for France fell at the fastest pace since the eurozone debt crisis in January. The country is not in recession but the measure is getting close. The index has fallen to 48.2, well below the boom-bust line. (…) The slide suggests a fundamental erosion of confidence in the economic master plan of president Emmanuel Macron. The longer it goes on, the greater the risk that France’s public debt ratio will punch above 100pc of GDP (…) Italy continues to drift lower after slipping into a technical recession the second half last year, with the composite PMI index dropping to 48.8. (…) Barclays has slashed its growth estimate to 0.3pc this year. Lorenzo Codogno from LC Macro Advisors fears that the final figure could be closer to minus 0.2pc, raising the risk of a full-blown sovereign debt crisis as soon as this autumn.” – bto: Dann kauft die EZB aber wieder tüchtig, keine Sorge.
  • “The slump has potent effects on the country’s knife-edge debt trajectory, already close to the point of no-return above 130pc of GDP.(…) Capital Economics said a fall in the working age population by 0.5pc a year will increasingly compound the effect, pushing the debt ratio towards 150pc in the 2020s.” – bto: Wobei wir ja in Japan sehen, wie man das alles locker machen kann.
  • “The looming risk of Italian insolvency is gnawing at confidence in French banks. They hold €286bn of Italian sovereign bonds, led by BNP Paribas and Credit Agricole through their subsidiaries. That is over half the total exposure of the European banking system to Italy’s debt.” – bto: Die Bankenunion dient nur dazu, dass nach Griechenland erneut die deutschen Steuerzahler französische Banken “retten”.
  • “The eurozone’s Stability Pact allows for some latitude on budget deficits in a downturn, but the overall bias is contractionary. (…) The currency still has no joint treasury or fiscal entity able to act for monetary union as a whole in a recession.” – bto: was aber auch nichts bringen würde, wie wir wissen.

→ The Telegraph: “Eurozone hovers on the brink of recession – but Germany pushes for more austerity”, 5. Februar 2019

Kommentare (24) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    @ Johannes et. all

    @ Johannes

    Framing mit moralischer Kohärenz ist die BANKROTTERKLÄRUNG einer Gesellschaft, die sich nicht mehr zutraut, ihre Mitglieder zu mobilisieren durch Stärkung deren Chancen- und Risikobewusstseins, um so in Eigenverantwortung die Zukunft zu gestalten.

    Wir haben uns aufgegeben:

    Statt zu Leistungsbereitschaft anzuspornen, setzt die Medienelite Kommunikationstechniken ein, damit wir uns ein wohliges Lebensgefühl vormachen.

    Der Beifall bei jeder Talkshow, selbst für widersprüchliche Positionen, beweist es.

    Jede Woche kleines Theater stellvertretend für das große.

    @ Ulrich Remmlinger

    >Ich glaube, zu einem „realitätsbezogenen Umdenken“ wird es nur kommen, wenn die Mehrheit der Bevölkerung allergrößte Schmerzen verspürt.>

    Vielleicht.

    Vermutlich aber – so meine Befürchtung – zur AKZEPTANZ eines modifizierten Framings mit IRRATIONALEM Handeln.

    Framing konditioniert, man legt es nicht ab, sondern orientiert sich lediglich anders.

    Und es gibt schon andere, die ebenfalls an einem Framing arbeiten.

    @ Hannsjörg Pfister

    Was die jüngeren Leute anlangt, kann ich Ihnen nur zustimmen.

    Ich will hier nicht meine Erfahrungen aus jüngst der Teilnahme an einem Seminar („Ethik der Migration“, Uni einer Landeshauptstadt) darlegen, weil Biografisches keine Allgemeingültigkeit ausweist. Nicht auf alle, aber zu viele zutreffend: Flucht in die Wärmehalle Nord, um der hässlichen, kalten Arbeitswelt zu entfliehen.

    @ Jacques

    In unserer Gesellschaft müssen die Menschen nicht wissen, wie mit Geld umzugehen ist.

    Der Staat nimmt es, der Staat gibt es.

    Entscheidend ist lediglich:

    Man muss darauf schauen dem Club anzugehören, an den MEHR ausgeteilt wird.

    Da ist es schon einmal vorteilhaft, zu den Alten zu gehören.

    @ Thierry

    62% der Bürger können eben NICHT irren.

    Irren setzt Wissen voraus – man macht lediglich einen Fehler, wenn man irrt.

    Der ließe sich didaktisch korrigieren.

    62% der Bürger haben KEINE Ahnung von den einfachsten wirtschaftlichsten Zusammenhängen.

    Bei Ignoranz gibt es nichts zu korrigieren.

    Antworten
  2. Systemzweifler
    Systemzweifler sagte:

    In Deutschland lief es zu lange zu gut und es wurde ein schleichender Sozialismus installiert, den nur noch wenige tragen. Mein zuletzt gelesenes Buch “Das lange Sterben der Sowjetunion” von Reinhard Lauterbach spiegelt im übertragenen Sinne den Zustand Deutschlands wieder, nur die Mangelwirtschaft gibt es NOCH nicht. Die Parallelen der UdSSR zu jetzt sind schon erstaunlich: Reformunwille, verdeckte Planwirtschaft, verdeckte Preiskontrolle und eine immer größere Umverteilung von den Leistungsträgern weg kennzeichnen die aktuelle Situation in Deutschland. Das System ist zu groß, um von wenigen gekippt zu werden, dafür geht es der breiten Masse NOCH zu gut. Meiner Meinung nach wird die Demographie und das Ausufern des Sozialstaates das System sprengen, aber bestimmt nicht Reformwille oder Verzicht.

    Antworten
  3. Thierry
    Thierry sagte:

    @ Horst:
    Ich wurde 1936 in eine grosse Familie hineingeboren. Menie Eltern hatten zusammen 9 Geschwister, ich also die doppelte Zahl Onkel und Tanten. Alle haben WW2 überlebt. In meiner Jugend hörte ich ihre Erinnerungen und Meinungen. Keiner von ihnen war politisch aktiv oder festgelegt, aber in meinem Geburtsjahr waren etwa 2/3 positiv gestimmt für die Zukunft.

    62% der Bürger können auch irren, q.e.d.

    Antworten
    • Systemzweifler
      Systemzweifler sagte:

      Um die Gegenwart zu verstehen, muss man in die Vergangenheit schauen. Gelddrucken wie es momentan geschieht, hat noch nie zu Wohlstand geführt, nur zur Verelendung der Massen.
      Die Folgen der ungehemmten Staatsverschuldung im letzten Jahrhundert in Deutschland waren die Inflation der 20er und die Währungsreform 1948. Die momentan gute Versorgungslage ist nur aufgund des technologischen Wandels, der globalen Versorgungsströme und der enormen Leistungsfähigkeit der letzten 20% der produktiv arbeitenden Bevölkerung Deutschlands möglich. Und davon gehen die nächsten Jahre noch die Hälfte in Rente.
      Noch Fragen????

      Antworten
  4. ruby
    ruby sagte:

    Geld und Energie als Quellen von Wirtschaft und Entwicklung zu erkennen und zu benutzen verfechte ich gerne und finde ich erforschungswert.
    Leider sind die Ergebnisse in der EU und dem Teilsystem Euro enttäuschend und für mich erkennbar zukunftsunfähig. Produktion, Leitungen, Verteilung, Abrechnung/Controlling durch eine Zentrale für die Steuerung des Gesamtsystems Energie und Geld zerreißt gerade durch die Einflußnahmen von außen in die Nationalstrukturen. Wir werden damit umgehen und Verbesserungen genrieren.

    Antworten
  5. Horst
    Horst sagte:

    ad Systemzweifler et al.:

    Warum am System zweifeln?

    62% der Bürger der EU sehen dies grundsätzlich nicht wie Sie:

    http://www.europarl.europa.eu/germany/de/presse-veranstaltungen/eurobarometer-september-2018

    Dazu passt auch, dass Deutschland wiederholt Exportweltmeister ist:

    Warum am System zweifeln?

    62% der Bürger der EU sehen dies grundsätzlich nicht wie Sie:

    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/deutsche-mit-global-groesstem-leistungsbilanzueberschuss-16048743.html

    Antworten
  6. Systemzweifler
    Systemzweifler sagte:

    Sehr geehrte Herren,

    Deutschland und Europa sind so nicht mehr zu retten. Wir leben im Staatssozialismus 2.0, so viel umverteilt wurde nicht mal in der DDR. Abgabenquote bei 70%, 20% der Bevölkerung halten den Laden hier am laufen (damit ist nicht der Staatsapparat und Co gemeint) und davon geht die Hälfte in den nächsten 10 Jahren in Rente. Bei diesen Zahlen sitzt man am besten im Theater in der letzten Reihe und sieht zu, wie der Laden absäuft.
    Voltaire (1694-1778) hat doch schon gesagt: “Papiergeld kehrt irgendwann zu seinem inneren Wert zurück – Null.” In diesem Sinne ist der Euro Papiergeld!!!!
    Wir brauchen eine freie Wirtschaft nach Mises und der österreichischen Schule und eine wertgedeckte Währung. Steuern und Abgaben runter, Staat drastisch verkleinern, Eigenverantwortung der Menschen stärken.

    Antworten
  7. Ulrich Remmlinger
    Ulrich Remmlinger sagte:

    Herr Tischer,
    ich glaube, zu einem “realitätsbezogenen Umdenken” wird es nur kommen, wenn die Mehrheit der Bevölkerung allergrößte Schmerzen verspürt. Ich könnte mir vorstellen, daß ein massives Außenhandelsdefizit und die Weigerung des Auslandes für Erdgas- und Nahrungsmittellieferungen unser selbst gedrucktes Papiergeld anzunehmen, gepaart mit einem Strom-Blackout, zu einem Aufwachen führen könnte. Herr Stelter hat im oben angeführten Podcast auf den Exodus der Leistungsträger hingewiesen, der bereits heute eingesetzt hat. Dies könnte mittelfristig zu dem Außenhandelsdefizit führen, das die Lawine ins Rollen bringt. Ich werde das hoffentlich/ wahrscheinlich nicht mehr erleben.
    Es war in D einmal möglich, die Reformen einer Agenda 2010 durchzusetzen. Aus heutiger Sicht ein Wunder, daß eine Regierung das gewagt hat. Vielleicht geschehen noch einmal solche Wunder, wenn die Schmerzen groß genug sind.

    Antworten
    • Hansjörg Pfister
      Hansjörg Pfister sagte:

      @Herr Remmlinger, @Herr Tischer,
      selbstverständlich stimme ich Ihnen zu. Meinerseits ist die Situation so, dass in meinem beruflichen Umfeld, wo ich mit eher mit jüngeren Leuten zu tun habe, eine für mich schwer erträgliche Biedermeier Mentalität herrscht. Fast alle interressieren sich nur für ihr unmittelbares Lebensumfeld. Allgemeinbildung wird als “unnützes Wissen” diskrimmiert, sicherlich auch ein Versäumnis von Schule und Fachhochschulen / Uni. Beispiel: Ich habe 10 Softwareentwickler – alles keine dummen Leute – gefragt wer Mario Draghi sei. Niemand hat das gewußt. Wir hier in diesem Forum sind doch Exoten. Ich denke das ändert sich erst, wenn die Wohlstandsidylle zerbröselt. Herr Remmlinger, ich weiß nicht wie alt Sie sind, aber glauben Sie wirklich, dass sie den Niedergang nicht doch noch erleben werden? Die Zeichen an der Wand sind doch schon deutlich zu sehen.

      Antworten
      • Jacques
        Jacques sagte:

        @Pfister:

        Und noch schlimmer: Vom Umgang mit Geld und Geldanlage haben noch weniger einen Schimmer. Da wird verkonsumiert und im Alter nach der “Respektrente” geschrien. Und natürlich auf Leute geschimpft, die Vermögen aufgebaut haben.

  8. Ulrich Remmlinger
    Ulrich Remmlinger sagte:

    Zum Zustand der EU schreibt der CEO von INEOS an J.C. Juncker:
    “Nobody but nobody in my business seriously invests in Europe.”
    https://www.ineos.com/news/ineos-group/letter-to-the-european-commission-president-jean-claude-juncker/
    Das deckt sich mit den Aussagen von Herrn Stelter im Podcast von Gabor Steingart.
    Wir hatten das Thema schon mehrfach, D reduziert sich absichtlich auf den Status eines Schwellenlandes. Das erinnert an Selbstkasteiung.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Ulrich Remmlinger

      Ich bin überzeugt, dass Juncker, Merkel & Co. die Fakten kennen.

      Was wollen die aber machen, wenn der Wohlstand in Deutschland und auf dem Restkontinent in kollektiver Verbohrtheit nicht anders als in einer möglichst hohen Respekt-Rente und dergleichen gesucht wird.

      Wer sich angesichts der unantastbaren moralischen Überlegenheit, mit der derartige Projekte vorangetrieben und von weiten Teilen der Bevölkerung applaudierend empfangen werden, nichts vormacht, kann nur zu der Auffassung gelangen, dass es längst zu spät ist.

      Ich warte immer noch darauf, dass mir jemand erklärt, wie es zu einem realitätsbezogenen Umdenken in der Bevölkerung kommen kann.

      Mir fehlt jegliche Vorstellung davon, wie das geschehen soll.

      Antworten
      • Johannes
        Johannes sagte:

        @ DT: “Ich warte immer noch darauf, dass mir jemand erklärt, wie es zu einem realitätsbezogenen Umdenken in der Bevölkerung kommen kann. Mir fehlt jegliche Vorstellung davon, wie das geschehen soll.”

        Angesichts eines solchen hypertrophen “EGO´S” der ARD schwindet mir auch jede Vorstellungskraft:

        “„Die ARD ist die Gesellschaft: Wir sind Ihr! Es handelt sich bei der ARD und den Bürgern nicht um getrennte Entitäten.“”

        https://www.tichyseinblick.de/tichys-einblick/ard-laeuft-das-gehirnwaescheprogramm-schon/

        Das die ARD “DIE GESELLSCHAFT SEI ” kann die ARD nur noch selbst toppen:

        “Propaganda, das rät die ARD, lebt von der Wiederholung.

        „Wer maximale Framing-Effekte hervorrufen will, der muss in seiner Kommunikation also auf moralische Kohärenz achten. Das tut man, indem man dieselben grundlegenden Perspektiven auf das Miteinander und die eigene Rolle in diesem Miteinander von Debatte zu Debatte nutzt, und zwar entweder in Form identischer Wordings oder in Form leicht unterschiedlicher linguistischer Realisierungen, die sich aus ein und demselben Grundframe speisen. Wenn eine Institution auf diese Weise moralisch kohärent kommuniziert, so zeigen empirische Studien, führt das zu Vertrauen bei den Mitbürgern. Diese sehen, dass wieder und wieder in unterschiedlichen Zusammenhängen dieselben moralischen Prinzipien angesprochen werden und lernen, sich darauf zu verlassen, dass eben diese Prinzipien Geltung haben – und zwar heute und morgen. Das so geschaffene Vertrauen und die so vermittelte Integrität führen zu einer generellen und langfristigen Aufwertung der und Anbindung an die Institution in den Köpfen der Menschen.“

        Ganz zu Ende sieht man, wes Geistes Kind mit unseren Zwangsgebühren (Achtung, falscher Frame!) gefüttert wird. Als beispielhafte Frames werden angeboten: „Wir nehmen jeden ernst, auch Deine Oma.“ Oder „Wir sind Deins“. Gut, das sind Albernheiten, wie sie gerne von schlichten Werbeagenturen verwandt werden. Aber die ARD geht weiter und empfiehlt als Slogan:

        „Kontrollierte Demokratie statt jeder, wie er will.“

        Offensichtlich geht es der ARD darum: Die Abschaffung von Freiheit und Demokratie hin zu einer (von der ARD) gelenkten Demokratie.”

        https://www.tichyseinblick.de/tichys-einblick/ard-fuer-gelenkte-demokratie/

        Ich vermute mal die allermeisten Foristen hier haben eine gesunde und kritische Distanz zum öffentl. rechtlichen Rundfunk. Und sich eigenständiges Denken bewahrt. Die allermeisten aber “konsumieren” die öffentl. rechtlichen ungefiltert und pur und deshalb ist ein “realitätsbezogenen Umdenken in der Bevölkerung” eine echt anstrengende Herausforderung.

        Mein Fazit: Die öffentlich rechtlichen gehören allergründlichst reformiert und entschlackt. Vorher wird das nicht mit dem”realitätsbezogenen Umdenken in der Bevölkerung”.

  9. Alexander
    Alexander sagte:

    Es ist unglaublich, dass keine Regierung in Europa ihre nationalen Strukturprobleme in Angriff nimmt und eine Preisreform der von ihr gesetzlich reglementierten Sektoren vollzieht. Man sieht lieber zu, wie Kernindustrien woanders ihr Glück versuchen oder Wertschöpfung (=kaufkräftige Löhne) globalisieren.

    Es könnte mit der engen Vernetzung von Politik und Industrien zu tun haben, denn die Sozialsysteme sind dankbare Umsatzbringer und Parkplätze für überschüssiges Personal (AV/RV) zugleich.

    Vermutlich ist das paritätitsche System von Aufsichtsratsposten für alle Parteien und manche Institution auch ein Brandmauer für jede Reformen – mit Ausnahme von Preiserhöhungen.

    Antworten
  10. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Alle wesentlichen wirtschaftlichen Indikatoren deuten auf eine negative Entwicklung.

    Dabei steht uns noch einiges bevor:

    Die politische Instabilität nimmt zu – nach der tief gespaltenen Bevölkerung in UK und den Unruhen in Frankreich sowie der kontraproduktiven Regierung in Italien nun auch Spanien mit Neuwahlen.

    Es geht mehr und mehr um nationale VERTEILUNGSKONFLIKTE, durch die Regierungen auf der supranationalen Ebene noch lösungsunfähiger werden.

    Was tun?

    Vordenker wissen, was es braucht und schieben gleich noch die „Vertiefung der EU“ nach:

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article188974649/Reformidee-Schaeuble-will-EU-Einstimmigkeitsprinzip-abschaffen.html

    Wenn ich es richtig sehe, kann es dazu nur kommen, wenn ALLE Regierungen in einem neuen Vertrag auf ihr Veto verzichten.

    Auch wenn die Bundesregierung auf ihre geschmeidige Art nachhelfen dürfte – dazu wird es nicht kommen.

    Denn so DUMM wird kaum eine Regierung sein.
    Speziell die osteuropäischen Staaten dürften gelernt haben, dass es unverzeihlich wäre, gegenüber einer UNBERECHENBAREN deutschen Regierung (Zuwanderung 2015) den einzigen starken Trumpf aus der Hand zu geben.

    Antworten
      • Jacques
        Jacques sagte:

        Eben ganz im Sinne Jean Monnets!

        Trotzdem wird die das als Konstrukt nicht durchhalten, denn sie mutiert dadurch immer mehr zur Sowjetunion.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Ich weiß nicht, wo wann was wie passiert sein wird, wenn wir danach vielleicht ins tiefe schwarze Loch schauen.

        Ich glaube aber nicht, dass meine Beobachtungen täuschen, denen zu folge einig mit dem Hammer bereits an Muskelschwund leiden und anderen der Hammer aus der Hand genommen wird.

  11. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    „bto: Es wird Zeit, anzuerkennen, dass die EZB die Krise eben nicht lösen kann, sie kann sie nur unterdrücken und verschleppen.“

    Das sehe ich bekanntlich anders; dazu müsste sie aber zuerst einmal das Problem richtig verstehen und dann im Schulterschluss mit der Politik gemeinsam handeln. Die Chancen dazu steigen. Steve Keen hatte ich hier ja schon des Öfteren verlinkt. Ich sehe Keen ähnlich bedeutsam wie seinerzeit Keynes. Nun hat er es endlich bis zur EZB geschafft und klärt die Hüter des Geldes über ihr ureigenes Geschäft auf (@ DT: Da kann Braunberger Behauptungen aufstellen, dass das doch alles bekannt sei, wie er will):

    „This talk at the European Central Bank covers the failure of economic theorists of all persuasions, not only Neoclassical, to properly incorporate energy into their models of production, and the failure of Neoclassical economists to properly incorporate money and credit. In both cases, I show that there is an easy way to overcome this deficiency: to treat Energy as an input into Labour and Capital, without which neither can function; and to model capitalism as a monetary system in which bank lending creates both new money and demand.”

    Nebenbei erläutert er auch die Vorteile eines Modern Debt Jubilee und die stabilisierende Wirkung von Staatsschulden in einer privaten Schuldenkrise: https://youtu.be/lU61fWNObmw?t=4710

    Geld und Energie: Die am wenigsten von Ökonomen verstandenen Hauptantriebskräfte des Kapitalismus.

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Michael Stöcker

      Gott sei Dank, dass endlich jemand gekommen ist, um die Deppen bei der EZB über ihr ureigenes (!) Geschäft aufzuklären.

      Und erneuerbare Energie als neuer „Input-Faktor“, ja natürlich, die wird es richten:

      „Schöpferische Zerstörung“ jetzt also auf globaler Ebene.

      Nur mal genau hinschauen – das geschieht doch schon.

      Nehmen Sie einfach mal zur Kenntnis, dass z. Z. ca. 1.200 Kohlekraftwerke in der Planung und im Bau sind.

      Die werden der Nachfrage tüchtig Dampf machen.

      Der Wanderprediger Keen wird daran nichts ändern.

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Nehmen Sie einfach mal zur Kenntnis, dass z. Z. ca. 1.200 Kohlekraftwerke in der Planung und im Bau sind.

        Die werden der Nachfrage tüchtig Dampf machen.

        Der Wanderprediger Keen wird daran nichts ändern.“

        Nicht nur Kohlekraftwerke, sondern auch Atomkraftwerke etc. Die werden nicht nur der Nachfrage tüchtig Dampf machen, sondern insbesondere der Produktivität sowie dem Angebot.

        Einfach noch mal reinhören bei Keen und dann überlegen, welche Konsequenzen dies für die Formulierung der Cobb-Douglas-Produktionsfunktion hat. Auch die Physiokratie hat ihren Platz in der heterodoxen Ökonomie (für alle Nichtökonomen: Die Bedeutung der Natur; insbesondere der Sonnenenergie sowie ihren Derivaten Kohle, Öl, Gas, Wind, Wasserkraft…).

        Ich bin mir sehr sicher: „Der Wanderprediger Keen“ wird daran etwas ändern.

        LG Michael Stöcker

    • ikkyu
      ikkyu sagte:

      @ M. Stöcker

      Es gab schon früher Ökonomen, welche die Gesetze der Thermodynamik als bestimmend für die Wirtschaft erkannt haben.

      Einer davon war Nicholas Georgescu-Roegen:

      ..All diese Erkenntnisse von Physik und Biologie blieben der Ökonomie jedoch fremd, kritisiert Georgescu-Roegen. Erstaunlicherweise, schließlich handele das Entropiegesetz ja von nutzbarer Energie, es stelle somit nichts anderes als eine „Physik des ökonomischen Wertes“ dar. Bis heute sprechen die Ökonomen vom Wirtschaftskreislauf und Gleichgewichtsmärkten mit Gleichgewichtspreisen – so als sei die Wirtschaft ein Perpetuum mobile. Sowohl die Standardökonomen als auch die Marxisten träumten den Traum ewiger Prosperität oder eines „Reiches der Freiheit“. Sie konnten es nur deshalb, weil die Entdeckung riesiger neuer Energiequellen in den vergangenen hundert Jahren die Illusion zuließ, Rohstoffe und Energie seien unbegrenzt verfügbar.

      Um die für ihr Überleben notwendige niedrige Entropie (konzentrierte Energie/Materie) zu gewinnen, müssen die Menschen in ihrer Umwelt immer mehr zerstreute Energie/Materie erzeugen: „Die populäre wirtschaftliche Maxime ,Es gibt nichts umsonst’ sollte daher ersetzt werden durch den Satz ‚Es gibt nichts, außer zu einem weit höheren Preis an niedriger Entropie.‘“

      „Der Wirtschaftsprozess besteht aus einer kontinuierlichen Umwandlung von niedriger in hohe Entropie, also in nicht wiederverwertbaren Abfall, oder, um einen geläufigen Begriff zu verwenden, in Umweltverschmutzung.“

      Aufgrund der essentiellen Bedeutung von Energie für die Wirtschaft und damit des Wohlstandes eines Landes ist die Betrachtung des EROI´s der verschiedenen Techniken zur Energieumwandlung so wichtig.

      Deutschland setzt hier auf Wind- und Solarenergie, was aufgrund der niedrigen EROI´s unausweichlich zu großen Wohlstandsverlusten führen wird.

      Zum EROI:

      http://energystoragereport.info/eroi-energy-return-on-investment-energy-storage/

      Zitat:
      “In a nutshell, the current work on EROI and similar measures suggests there could be something fundamentally wrong with the move to renewable generation sources in general and the use of energy storage to balance intermittent sources in particular.”

      Antworten

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