Zoltan Pozsar: Krieg und Inflation

Im Podcast dieser Woche (2. April 2023) setze ich mich mit den Thesen von Zoltan Pozsar auseinander. Da sie sehr umfangreich sind, habe ich mir gedacht, der eine oder andere möchte es nochmal nachlesen.

Heute meine Auszüge aus seinem ersten, im August 2022 erschienenen Aufsatz: War and Interest Rates – Krieg und Zinsen.

 

Was bedeutet der Krieg denn für die Zinsen? Nun, er hat zunächst eine Auswirkung auf die Inflation:

„Krieg ist inflationär. (…) Die Inflation hat nicht mit dem heißen Krieg in der Ukraine begonnen … aber der Krieg hat die inflationären Strömungen angefacht, die bereits im Gange waren: Es ist wichtig, die heutige Inflation als Ergebnis eines eskalierenden Wirtschaftskriegs und einer anhaltenden Pandemie zu verstehen, denn wenn der Krieg und die Null-Covid-Politik bestehen bleiben, ist die Ansicht, dass die Inflation hauptsächlich zyklisch ist und von übermäßigen Anreizen angetrieben wird, falsch.“

Zum damaligen Zeitpunkt war China ja noch wegen der Null-Corona-Politik geschlossen. Das hat sich nun geändert, wirkt aber doppelt. Zunächst natürlich positiv, weil die Lieferketten besser funktionieren. Andererseits negativ, weil China – und vor allem auch die chinesischen Konsumenten – mehr nachfragen.

Aber was sind denn die Gründe, die aus Sicht Pozsars für eine anhaltende Inflation sprechen? Um das zu verstehen, müssen wir zunächst verstehen, warum wir denn zuvor so eine geringe Inflation hatten:

„Mit leichter Übertreibung stand die Niedriginflationswelt auf drei Säulen: Erstens stagnierten die Löhne im Dienstleistungssektor durch billige Arbeitsmigranten in den USA; zweitens gab es billige Waren aus China, die den Lebensstandard trotz stagnierenden Löhnen erhöhten; und drittens gab es billiges russisches Gas, das die deutsche Industrie und die EU versorgt hat.“

Es lohnt sich, das etwas zu konkretisieren. Wie haben diese Einflussfaktoren konkret gewirkt?

„Die US-Verbraucher saugten all das billige Zeug auf, das die Welt zu bieten hatte: Die Vermögenden, die von jahrzehntelangem billigem Geld profitierten, kauften hochwertiges Zeug aus Europa, das mit billigem russischem Gas hergestellt wurde, und Haushalte mit niedrigerem Einkommen kauften all das billige Zeug, das aus China stammte. All dies hat jahrzehntelang funktioniert, bis Nativismus, Protektionismus und Geopolitik die Welt mit niedriger Inflation destabilisiert haben …“

Was genau hat sich denn geändert?

Zunächst die Einwanderungspolitik in den USA, was Pozsar als „Nativismus“, also als Bevorzugung der – wir würden sagen – „schon länger hier Lebenden“ bezeichnet:

„Die Einwanderungspolitik von Präsident Trump zur Beschwichtigung der Bürger hat die USA zwei Millionen Arbeitskräfte gekostet, was den derzeitigen Arbeitskräftemangel und den Lohndruck antreibt. Covid-19 hat die Arbeitsmärkte weiter verändert: Vorruhestandsregelungen und andere Veränderungen haben den Arbeitskräftemangel verschärft und den Lohndruck weiter erhöht.“

Diese Aussage kann man ähnlich für Europa treffen. Zwar haben wir hier – mit Ausnahme des Brexits – noch keine umfassende Abschottung nach außen, aber der Arbeitskräftemangel ist offensichtlich und wird sich weiter verschärfen.

Der zweite Punkt ist der zunehmende Protektionismus:

„Präsident Trumps kompromisslose Haltung gegenüber China wurde zu einer parteiübergreifenden Haltung, die die Verhängung protektionistischer Zölle gegen China vorantreibt, und was als Handelskrieg begann, wurde zu einem Technologiekrieg: Die USA gingen von Zöllen auf billige Waren dazu über, ASML – das niederländische Unternehmen ist der weltweit größte Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie – den Verkauf hochmoderner hochmoderne Lithografie Maschinen nach China zu untersagen, um sicherzustellen, dass der technologische Vorsprung bei den USA bleibt. (…) Die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und China wurden inflationär, im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten, als die Beziehungen zwischen den USA und China deflationär waren.“

Und dies war bereits der Fall, bevor wir den Krieg in der Ukraine hatten. Der Konflikt zwischen den USA und China begann nicht mit Trump und endete auch nicht mit ihm.

Die geopolitischen Veränderungen durch den Krieg in der Ukraine verschärfen die Lage dann noch.

„Die Bemühungen von Präsident Putin, Europa von billigem russischem Gas abhängig zu machen – um Europa von den USA wegzubekommen und mehr an sich zu binden – wurden durch die US-Sanktionierung von Nord Stream 2 und Putins Frustration über die Verschiebung des militärischen Gleichgewichts vereitelt. Das führte dann am 24. Februar in einen heißen Krieg in der Ukraine, der den Wirtschaftskrieg noch verstärkte. Beide Seiten wurden wirtschaftlich schnell ‚nuklear‘: Die USA machten den US-Dollar zur Waffe, und dann machte Russland die Rohstoffe zur Waffe.“

Mit dem „US-Dollar“ als Waffe zielt Pozsar auf das Einfrieren der russischen Devisenbestände und den Ausschluss aus dem weltweiten Zahlungssystem ab. Das mit den Rohstoffen als Waffe würden wir sicherlich anders sehen, weil wir von uns aus Sanktionen verhängt haben. Umgekehrt stimmt es aber, dass Russland bereits vor dem Krieg die Gaslieferungen gedrosselt hatte.

Letztlich ist es egal: Im Ergebnis hat sich Energie deutlich verteuert.

Fassen wir also zusammen:

  • Drei Faktoren haben sich geändert.
  • Die Demografie ist schlechter auch wegen der Zuwanderungspolitik in den USA.
  • Es gibt Protektionismus.
  • Und es gibt einen Krieg, der auch ein Wirtschaftskrieg ist.

Wie wirkt das auf die Geldpolitik?

Er beschreibt, wie in den letzten Jahren die Investoren agiert haben:

„Früher waren unsere Jobs einfach. Zentralbanken wurden zum Inbegriff von Transparenz, und mit leichter Übertreibung war die einzige Fähigkeit, die wir brauchten, um auf den Märkten zurechtzukommen, die Fähigkeit, Englisch zu lesen und zu verstehen: Zentralbanker sagen seit über einem Jahrzehnt, dass ihr Ziel darin besteht, die Deflation durch Vermögenspreisinflation zu bekämpfen, und alles, was wir tun mussten, war, zu niedrigen Zinsen Kredite aufzunehmen und Vermögenswerte unabhängig von ihrer Qualität zu kaufen.“

Das ist genau das, was uns aktuell wieder eine Krise beschert, würde ich hier anmerken.

Die steigenden Zinsen entziehen den Vermögenspreisen die Basis, die aufgenommenen Schulden wiegen umso schwerer und führen zu Verlusten, die sich durch das Finanzsystem fressen werden. Die ersten Bankenkrisen waren nur ein Symptom für die tieferliegenden Probleme.

Außerdem macht dieser Kommentar deutlich, was ich auch an anderer Stelle immer wieder gesagt habe: Es war in einigen Bereichen wie Private Equity und Immobilien keine Kunst, im Umfeld immer billigeren Geldes und immer lockerer Kreditvergabe, Renditen zu erwirtschaften.

Doch zurück zu Pozsar. Auf wen müssen wir denn heute hören, wenn nicht mehr auf die Notenbanken?

„Heute müssen wir nicht mehr den Zentralbankern folgen, sondern den Staatsoberhäuptern, die nicht für die Transparenz ihres Denkens bekannt sind – schon gar nicht im Krieg. Das Übersetzen von Reden aus dem Russischen und Chinesischen wird immer wichtiger als das Analysieren subtiler grammatikalischer Nuancen in den politischen Äußerungen der Zentralbanker. Die Notenbanken müssen nicht mehr deflationäre Impulse, die von der Globalisierung billiger Ressourcen (Arbeitskräfte, Güter und Rohstoffe) ausgingen, bekämpfen, sondern die inflationären Impulse, die von einem komplexen Wirtschaftskrieg ausgehen.“

Das ist in der Tat ein deutlicher Umbruch. Die Geopolitik dominiert, was passiert. Und das dürfte in der Tat eine andere Welt sein. Vor allem ist es nicht ein einmaliges Ereignis, sondern eine strukturelle Veränderung, die uns noch Jahre begleiten wird.

„Stellen Sie sich den Wirtschaftskrieg zwischen den USA, China und Russland als etwas vor, das die oben beschriebenen Säulen der globalisierten Welt mit niedriger Inflation schwächen wird.  Der Prozess wird langsam sein, nicht plötzlich, eine Folge von ‚Wie du mir, so ich Dir‘ Entscheidungen, die das Potenzial haben, immer mehr Inflation anzutreiben.“

Und hier stellt sich dann die Frage, wer das so sieht. Ich persönlich sehe durchaus die Gefahr, dass unsere politische Führung das nicht erfasst hat und immer noch im Glauben lebt, es sei ein vorübergehendes Problem. Anders kann ich mir zumindest nicht erklären, was wir in Deutschland diskutieren.

Denn es ist eine Zeitenwende. Ein Ende des bisherigen Geschäftsmodells auf beiden Seiten, was Pozsar so auf den Punkt bringt:

„Stellen Sie sich den Wirtschaftskrieg als einen Kampf zwischen dem konsumorientierten Westen vor, in dem das Nachfrageniveau maximiert wurde, und dem produktionsorientierten Osten, in dem das Angebotsniveau maximiert wurde, um die Bedürfnisse des Westens zu befriedigen.“

Das ist eine simple aber gleichzeitig brillante Aussage: Der Westen hat alles getan, um die Nachfrage hochzuhalten und dabei vor allem auf Konsum gesetzt. Getrieben haben das die Notenbanken in ihrem Kampf gegen die vermeintliche Gefahr der Deflation.

Im Osten hat man – also vor allem China, aber auch Russland als Rohstoff-Weltmacht – derweil alles darangesetzt, diese Nachfrage zu befriedigen und sich so zu entwickeln, im Falle Chinas bzw. im Falle der russischen Oligarchen, die Taschen vollzumachen.

China und Russland haben damit bisher zur sozialen Stabilität im Westen beigetragen, meint er:

„China und Russland können Sie sie als eine ‚Allianz der Ressourcen‘ sehen, die den Westen mit dem Nötigsten versorgt hat, um soziale Stabilität am unteren Ende der Einkommensverteilung zu gewährleisten: Russland hat Rohstoffe geliefert und China Massenwaren. Die weltweit größten Produzenten von Rohstoffen bzw. Konsumgütern waren die zwei Säulen der oben beschriebenen Welt niedriger Inflation. All das billige Zeug aus Russland und China war die Quelle der Deflationsängste im Westen, was wiederum den Zentralbanken die Lizenz für jahrelanges Gelddrucken gab.“

… und damit die Grundlage legten für Überschuldung und Vermögenspreisblasen. Es war eine positive Seite der Globalisierung. Es gab zwar Lohndruck durch den Angebotsschock aus China, aber er war verkraftbar für die Arbeitnehmer im Westen, weil viele Waren günstiger wurden.

Jetzt ändert sich die Rolle der Zentralbanken. Und das macht es so problematisch:

„Jetzt, wo die Säulen der Niedriginflationswelt wegfallen, müssen die Zentralbanken keine Deflation mehr mit Vermögenspreisinflation bekämpfen. Jetzt bekämpfen sie die Inflation mit einer Vermögenspreisdeflation. Die Zentralbanken passen sich einer Welt an, die von zu viel Zeug und zu wenig Nachfrage zu einer Welt mit zu wenig Zeug und zu viel Nachfrage übergegangen ist.“

Eine echte Zeitenwende.

Und dass die Inflation strukturell bleiben könnte, sieht Pozsar durchaus:

„Ob Jerome Powell für Wirtschaftshistoriker als Paul Volcker oder Arthur Burns in Erinnerung bleiben wird, hängt vom Verlauf des Wirtschaftskriegs ab. Ein Krieg, in dem Ost und West in einen uneingeschränkten Wirtschaftskrieg verwickelt sind, um das globale Machtgleichgewicht in drei Bereichen zu verändern bzw. aufrechtzuerhalten: dem militärischen Bereich; dem Technologiebereich; und schließlich dem Produktionsbereich, der Warenproduzenten, Produktionsstätten und Transportunternehmen im Osten über ein komplexes Netz von Lieferketten mit den Verbrauchern im Westen verbindet.“

Je mehr Störungen es in diesem System gibt, desto mehr Inflation werden wir bekommen.

Das leuchtet ein.

Dabei wird das, betont Pozsar, nicht linear verlaufen:

„Der sich entwickelnde Wirtschaftskrieg zwischen Großmächten ist stochastisch und nicht linear, und was die Inflation in der Zukunft bewirken wird, hängt nicht nur von den Schocks ab, die in der jüngeren Vergangenheit aufgetreten sind, sondern auch von den vielen Schocks, die noch passieren können. Dazu gehören weitere Sanktionen und die weitere Nutzung von Rohstoffen als Waffe, sowie weitere Technologiesanktionen und weitere Lieferkettenprobleme für billige Waren.“

Das finde ich eine wichtige Einschränkung. Pozsar fasst die zwei möglichen Sichten auf die Inflation so zusammen:

„Sehen Sie die Inflation als zyklisches Problem, Ausgelöst durch Corona und übermäßige Anreize oder als strukturelles Problem in Folge des chaotischen Übergangs zu einer multipolaren Weltordnung, in der zwei Großmächte die Macht und Hegemonie der USA herausfordern. Im ersten Szenario hat die Inflation ihren Höhepunkt erreicht. Wenn letzteres der Fall ist, hat die Inflation gerade erst begonnen und könnte tatsächlich als ein regelrechtes Kriegsinstrument verstanden werden, denn wie Lenin sagte, ‚ist der beste Weg, das kapitalistische System zu destabilisieren, die Währung zu entwerten‘.“

Das ist natürlich eine ziemlich harte Aussage: Inflation als bewusstes Mittel der Kriegsführung.

Er sieht es als besonders problematisch an, dass gerade die Preise für Energie und Lebensmittel so stark gestiegen sind.

„Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung können die Lebensmittel- und Energiepreise nicht mehr unberücksichtigt bleiben. Steigende Lebensmittel- und Energiepreise – unser täglicher Bedarf – sind auf einem strukturell angespannten Arbeitsmarkt besonders gefährlich, da Arbeitnehmer höhere Löhne fordern, nicht wenn Fernsehbildschirme und Autos mehr kosten, sondern wenn tägliche Notwendigkeiten mehr kosten. Die Löhne stehen weltweit bereits unter Druck.“

Pozsar nennt dann viele Beispiele und würde sicherlich auch die Streiks in der vergangenen Woche in Deutschland mitdazurechnen. Werden die Notenbanken diese Inflationsdynamik brechen können? Kann man wie Paul Volcker mit einer Rezession die Inflation unter Kontrolle bringen?

Pozsar kommt mit einer interessanten Analyse der 1980er Jahre:

„Aber die vielleicht beunruhigendste Parallele zu den 1970er und frühen 1980er Jahren ist die Annahme der Fed und des Marktes, dass alles, was es braucht, um die Inflation zu brechen, eine Zinserhöhung mit der Entschlossenheit eines Paul Volcker ist. Zweifellos ist Paul Volcker für die tiefe Rezession Anfang der 1980er Jahre verantwortlich, aber wir sollten nicht davon ausgehen, dass Zinserhöhungen und eine Rezession alles sind, was nötig ist, um die Inflation aus dem System zu entfernen.“

Und das liegt an zwei Entwicklungen, die damals beim Kampf gegen die Inflation geholfen haben:

„Erstens hatten große Energiekonzerne zwischen den OPEC-Preisschocks und dem Amtsantritt von Paul Volcker als Fed-Vorsitzender Milliarden USD in neue Energieprojekte gesteckt – die Ölfelder der Nordsee und der Norwegischen See wurden erschlossen. Diese neuen Ölvorkommen, kombiniert mit der Rezession der frühen 1980er Jahre, führten zu einem Kollaps der Ölpreise, was zweifellos einer der Schlüsselfaktoren für Paul Volckers phänomenalen Erfolg war. Zweitens war 1981 das Jahr, in dem Präsident Reagan streikende Fluglotsen entließ und damit eine Zeit einläutete, in der die Macht der Gewerkschaften schwächer wurde: Die institutionelle Praxis, Lohnerhöhungen an die Inflationsrate zu koppeln, endete.“

Die Lohn-Preis-Spirale wurde damals so durchbrochen. Noch haben wir sie heute nicht. Die Betonung liegt auf „noch“.

Bei den Ölpreisen ist es wirklich fraglich, ob diese wieder stark fallen werden.

„Die heutige Lage könnte unterschiedlicher nicht sein. Erstens haben wir im Gegensatz zu den 1970er Jahren, als die großen Ölkonzerne ein Jahrzehnt lang investiert hatten, um mehr zu fördern, gerade ein Jahrzehnt mit geringen Investitionen in Ölfelder hinter uns – eine Folge der ESG-Politik. (…) Während wir in den 1970er Jahren in Öl investiert haben, erschöpfen wir heute die Ölreserven, und die Erschließung neuer Felder dauert viele Jahre. Das Öl-Angebot wird knapper werden, nicht größer. Zweitens war es in den 1980er Jahren relativ einfach, die Lohn-Preis-Spirale zu beenden, da dazu nur der politische Wille erforderlich war. Heute haben wir ein größeres Problem: einen Mangel an Arbeitskräften, insbesondere im Dienstleistungsbereich.“

Womit klar ist, dass es nicht so leicht sein dürfte, die Inflation in den Griff zu bekommen. Wenig spricht für eine Abnahme der Macht der Arbeitnehmer, die dürfte eher zunehmen. Wenig spricht für eine Ausweitung des Ölangebots – was bei weiter steigender Nachfrage natürlich entsprechend wirkt.

Was folgt daraus? Nun, wir müssen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage dem verringerten Angebot anpassen, meint Pozsar:

„Was ansteht, nennt man ‚Gürtel enger schnallen‘, was eine strukturelle, nicht zyklische Angelegenheit ist. Daraus folgt, dass die Fed keine temporäre Zinserhöhung durchführt, sondern eine strukturelle Straffungskampagne. Eine Straffungskampagne, die notwendig ist, weil das Angebot an billigen Arbeitskräften, Gütern und Energie zu Ende ist und die Nachfrage zu hoch ist und nicht schnell genug oder von allein auf ein geringeres Angebot reagiert, was wiederum die Inflation treibt.“

Übersetzt bedeutet das höhere Zinsen für länger. Nun hat Pozsar das lange vor dem aktuellen Stress im Finanzsystem geschrieben, es zeigt aber erneut das Dilemma, vor dem wir und vor allem die Notenbanken stehen.

Es gibt kein Zurück zur Politik der letzten 40 Jahre. Die Folge ist erheblich:

„Das Niveau der wirtschaftlichen Aktivität muss sich ‚L‘-förmig nach unten anpassen. Wenn nicht, werden wir noch mehr Inflationsprobleme haben. Wir brauchen eine Rezession, um die Inflation einzudämmen. Wir müssen die ‚Fühle dich reich, gib mehr aus‘- und ‚Fühle dich reich, arbeite weniger‘-Mentalität aus dem System bekommen.“

„L“ bedeutet eine Rezession, die zu einem dauerhaft niedrigeren Niveau der wirtschaftlichen Aktivität führt. Das ist bitter. Vor allem, wenn man bedenkt, dass zugleich die Anforderungen in anderen Bereichen zunehmen, nicht abnehmen.

Soweit zum ersten Aufsatz von Pozsar und seiner Sicht auf Inflation und Zinsen.

Die Auswirkungen der geopolitischen Veränderungen gehen natürlich weiter und sind morgen an dieser Stelle nachzulesen.

Kommentare (14) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Beobachter
    Beobachter sagte:

    Gibt es eigentlich eine Erklärung für den Euro-Anstieg von 0.96 (Anfang Oktober) auf 1.09 jetzt? USD Rendite ist ja immer noch höher.

    Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      @Beobachter

      Vermutlich mehrere:

      Renditeunterschied wird kleiner, US-Konjunkturzyklus läuft voraus und geringere Attraktivität für Carry-Trade JPY/USD.

      Antworten
  2. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Nach den positiven Erfahrungen mit dem Quantitative Easing der Ersten Stufe (Ankauf von Staatsanleihen), zündet die EZB im Rahmen des New Green Deal nun bald die nächste Stufe.

    Zur Unterstützung der Grünen Transformation wird die EZB künftig am Gebrauchtwagenmarkt für Verbrennerfahrzeuge tätig.

    Über Strohmänner kauft die EZB damit täglich signifikante Mengen gebrauchter Verbrennerfahrzeuge zu immer weiter steigenden Preisen auf, wobei die Strohmänner sich gezielt gegenseitig überbieten. Die EZB entzieht damit dem Gebrauchtwagenmarkt sein Angebot und treibt die Preise, wie seinerzeit den Preis für langfristige Staatsanleihen.

    Die immer weiter steigenden Verbrennerfahrzeugpreise senden ein deutliches Signal an die privaten Haushalte, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen.

    Zur Entlastung prekärer Privathaushalte führt das Wirtschaftsministerium, unterstützt durch eine Kreditfazilität der EZB, ein einmaliges Begrüssungsgeld für das erste neue Elektrofahrzeug ein, kombiniert mit einer Abwrackprämie für den alten Verbrenner.

    Das Problem der unzureichenden Ladeinfrastruktur wird dadurch gelöst, dass ab 2024 jeder Bürger einen verfassungsrechtlich garantierten Zugang zu einem Windrad im Umkreis von weniger als einem Kilometer Entfernung zu seinem Wohnsitz hat. Der Bürger kann über geeignete Adapter sein neues Elektrofahrzeug direkt an “seinem” Windrad aufladen, was zugleich die Vorurteile und Berührungsängste der Bürger zu der innovativen Technologie abbaut.

    Technisch erfolgt die Durchführung durch Gründung von Geschäftsbanken, die Anteile an neu zu gründenden Schattenbanken erwerben.
    Die Schattenbanken des Typs I (Commercial Car Acquiring Vehicles CCAV) kreditieren die NGOS, die wiederum die am Gebrauchtwagenmarkt agierenden Strohmänner beschäftigen.
    Die in Offshore Centern am Eurodollarmarkt agierenden Schattenbanken des Typs II (Car Selling Vehicles) vermitteln die Verbrennerfahrzeuge der NGOs zu günstigen Preisen an Schrotthändler in Entwicklungsländern.

    Für Geldtheoretiker interessant ist dabei die Innovation, dass das im Rahmen von QE II von der Zentralbank geschaffene Geld M-Null den Weg in die Realwirtschaft findet und dort zumindest temporär die Geldmenge M1 erweitert.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Vater Thiel

      Sehr originell! Haben Sie den Grünen schon Ihre Vorschläge bei einem Tässchen aufgebrühtem Kaffee-Ersatz mit veganem Milchsurrogat präsentiert?

      “Das Problem der unzureichenden Ladeinfrastruktur wird dadurch gelöst, dass ab 2024 jeder Bürger einen verfassungsrechtlich garantierten Zugang zu einem Windrad im Umkreis von weniger als einem Kilometer Entfernung zu seinem Wohnsitz hat. ”

      Und wie wird das Problem gelöst, dass noch nicht jeder Einwohnende des Grünen Reiches ab 2024 ein Windrad in weniger als 1 Kilometer Abstand zu seiner Wohnung stehen haben wird?

      Gibts dann Kleinstwindkraftanlagen auf jeder Grünfläche?

      https://www.klein-windkraftanlagen.com/wp-content/uploads/2020/08/Windrad-im-Garten-fuer-Stromerzeugung.jpg

      Dann haben die neuen “Elektrofahrzeuge” aber höchstens die Leistungsdaten von kleinen Golfplatzfahrzeugen, genug Strom für mehr wird dabei nicht rumkommen…

      Antworten
    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      @Hr. Ott
      Zum Kauf eines Balkonkraftwerks gibt es dann auch ein Windrad dazu:
      https://www.br.de/radio/bayern1/kleinwindkraftanlagen-100.html
      Damit hat man sein Auto in knapp einem halben Jahr mit Wind vollgeladen, mit Solar-Boost geht’s im Sommer deutlich schneller ;)

      @Vater Thiel
      Das ist konsequent weitergedacht unter Anwendung einer indirekten Marktdirektionsmechanik. Hut ab! Bonus: Dadurch entzieht man den Exportmärkten die gebrauchten Verbrenner und senkt effizient den CO2-Ausstoß auf anderen Kontinenten.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Thomas M.

        Toll, ein echtes Balkonwindrad! Gibts dafür auch schon Förderprogramme von grünen Kommunalverwaltungen?

        Für Leute mit ganz kleinen Balkons präsentiert die Merkel-Mutti hier eine pfiffige Lösung:

        https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/arkona-windpark-einweihung-101~_v-videowebl.jpg

        “Damit hat man sein Auto in knapp einem halben Jahr mit Wind vollgeladen, mit Solar-Boost geht’s im Sommer deutlich schneller ;)”

        Super! Und im Winterhalbjahr kann man die Energie aus dieser Batterieladung für den Betrieb der neuen Wärmepumpe nutzen – aber schön einteilen und nicht gleich alles auf einmal verheizen… ;)

    • jobi
      jobi sagte:

      @Vater Thiel

      “Der Bürger kann über geeignete Adapter sein neues Elektrofahrzeug direkt an “seinem” Windrad aufladen”

      Originell, aber nicht zuende gadacht. Für die Einigung auf den EU-weiten Direct-Plug-Standard benötigt Brüssel 10 Jahre – mindestens.

      Antworten
  3. Tom96
    Tom96 sagte:

    Die Schiziophrenie von Mensch und Gesellschaft wurde gezielt geplant und durchgeführtl.
    Das alles für die Lösung von der Natur, dem Empfinden, Bewegen sowie Handeln in der wundervollen Umwelt mit der wir uns als offene empfangende und sendende Wesen in eine unveränderbare Symbiose aus Körper – Geist – Seele entwickelt haben.

    https://www.ancestry.de/lp/double-helix
    Das Genexperiment dient letztlich der vorsätzlichen Schaffung von Retortenmonstern, die mit einem dritten Helix DNA Strang ausgestattet sind und eine Sklavenmasse bildet.

    “Es ist die spezifische Basenpaarung im zentralen Teil der DNA-Doppelhelix, die eine originalgetreue Vervielfältigung der DNA ermöglicht, jedes Mal, wenn sich eine Zelle teilt.

    Der erste Schritt der DNA-Replikation ist das Abwickeln der DNA-Helix. DNA-Polymerasen, die Proteine, deren Aufgabe die Vervielfältigung der DNA ist, können die DNA abwickeln, weil die Wasserstoffbrücken zwischen den Paaren so schwach sind.

    Sobald die DNA-Stränge auseinander gezogen sind, baut die DNA-Polymerase aus jedem der getrennten Stränge einen neuen Strang auf. Dafür werden die übereinstimmenden Eigenschaften der Basen verwendet. Wenn es zum Beispiel ein T gibt, fügt die DNA-Polymerase dem gegenüberliegenden Strang ein A hinzu und so weiter. Das Endergebnis sind zwei identische Kopien der ursprünglichen DNA.”

    Ahnenschreibung ist für diese Hybride nicht mehr mit Menschlichkeit möglich.
    Wozu auch die DNA wurde replizierfähig abgenommen und abgespeichert!
    Und Tschüss dann…

    Antworten
    • Ingenieur
      Ingenieur sagte:

      Ja, denn die massive Inflation die da ja zwangsläufig durch die Neustrukturierung der Weltwährungsmärkte hier im Westen folgt, zerstört die Lieferketten schneller als diese reagieren können und stürzen damit Europa in die Rezession.

      Antworten
  4. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    >>Sehen Sie die Inflation als zyklisches Problem, Ausgelöst durch Corona und übermäßige Anreize oder als strukturelles Problem in Folge des chaotischen Übergangs zu einer multipolaren Weltordnung, in der zwei Großmächte die Macht und Hegemonie der USA herausfordern. Im ersten Szenario hat die Inflation ihren Höhepunkt erreicht. Wenn letzteres der Fall ist, hat die Inflation gerade erst begonnen und könnte tatsächlich als ein regelrechtes Kriegsinstrument verstanden werden, denn wie Lenin sagte, ‚ist der beste Weg, das kapitalistische System zu destabilisieren, die Währung zu entwerten‘.
    >bto: Das ist natürlich eine ziemlich harte Aussage: Inflation als bewusstes Mittel der Kriegsführung.

    Ach, im Krieg werden noch viel härtere Mittel eingesetzt als Inflation. Und die Entwertung der Währung destabilisiert sozialistische Systeme genauso, die können nur einfacher Rationierung durchsetzen und damit die Währung im Alltag abschaffen, was allerdings die Versorgungsprobleme mit realen Gütern nicht löst.

    Dauerhafte Inflation erwarte ich trotzdem – schon weil der US-Regierung und ihren Vasallenstaaten nicht mehr viel Besseres einfällt als Gelddrucken und für die bunten Zettel reale Waren einzutauschen. Man muss die Gelegenheit nutzen, solange sich auf der Welt noch genug Idioten finden, die in so ein Geschäft einwilligen. Diese Zeiten können ganz schnell vorbei sein.

    Antworten
    • Pawlik Alexander
      Pawlik Alexander sagte:

      Es gibt Kelly Greenhill
      (Associate Professor at Tufts University and Research Fellow at Harvard University’s Kennedy School of Government), die in einem Buch darlegt, wie durch Kriege bewusst herbeigeführte Flüchtlingsströme Länder und Regionen destabilisieren können bzw sollen! Dies ist unter anderem auch ein Kriegszweck, sowie ein gewünschter Brain Drain, sprich Abwanderung von qualifizierten Arbeitskräften und Behördenmitarbeitern. Das Buch trägt den Titel „Weapons of Mass Migration: Forced Displacement, Coercion, and Foreign Policy“
      Hierzu gibt es auch noch einen Artikel in der New York Times:
      https://www.nytimes.com/2011/04/21/opinion/21iht-edgreenhill21.html

      Antworten
  5. foxxly
    foxxly sagte:

    die usa haben immer schon mit unfairen mitteln, ihre macht ausgebaut.
    dazu gehört auch:
    -der rohstoff-dollar
    -die “großzügige hilfen” durch kredite. (kreditausweitung ist eine machtausweitung!)
    -die ärmeren länder wurden ihrer rohstoffe und vorhandener arbeitsleistung, stets “niedrig gehalten” und nie als gleichwertige handels- und wirtschaftspartner behandelt.
    – auch durch ihre perfekte spionage, und der medialen (weltweiten-) hohheit, haben sie wirtschaftliche vorteile errecht.

    kredite durch den IWF sorgten letztlich dafür, dass die kreditnehmer immer abhängig bleiben und geld in den usa umverteilt wurde, wie eben der rohstoffdollar u.a. auch.

    es ist schon ein wunder, dass die übrige welt, solange diese unterdrückung erduldet haben.

    die gesteigerte sanktionspolitik und beschlagnahme von fremden vermögen, kehrt jetzt endgültig die stimmung und vorgänge mit usa, um.

    da wir einen weltweiten systemischen wachsumstzwang haben, hat das kumulierte kapital in usa, einen beachtlichen vorteil durch den dadurch bedingter umverteilung, von klein zu groß.

    und, da es keine obergrenzen gibt, wächst das geld- und wirtschaftsystem bis zum bersten.

    verglichen mit einer firma, hätte die usa (und andere länder) schon längst eine konsolidierung der wirtschaft einleiten müssen.

    ABER genau dem steht der systemische wachstumszwang entgegen.

    es bleibt jetzt leider abzuwarten, ob und wie lange das aktuelle finanzsystem noch am laufen gehalten werden kann, – wobei für die usa ihre existenz der macht, auf den spiel steht.

    Antworten
  6. Alexander
    Alexander sagte:

    …und wenn Heiner Flassbeck recht behält – aus debitistischer Sicht too – droht wegen dem Inflationsgeschwätz ein 1929 Moment. https://youtu.be/oxiFguW91Kw

    Warum?

    Weil nur der Staat inflationär Kredite aufnimmt, seine wegbrechende Einnahmebasis zu kompensieren.
    Wegbrechende Steuereinnahmen aufgrund Wirtschaftskriegs-/Klimakriesgssanktionen gegen heimische Produktion.

    Ohne private Nachfrage herrscht Inflation privater Anlagegüter?

    -> Zitat destatis
    “Die Einnahmen aus den Ländersteuern [Feb23] verzeichneten ein Minus von 28,2 Prozent zum Vorjahresmonat, insbesondere durch Einnahmerückgänge der beiden aufkommensstärksten Ländersteuern – der Grunderwerb- sowie der Erbschaftsteuer.” ( …das Sterben wurde nicht eingestellt. )

    Glaubenssatz ff.
    Aus einer falschen Grundannahme können zahllose richtige Ableitungen begründet werden.

    Antworten

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