Zoltan Poszar: Krieg und Industrie

Heute Teil Zwei der Ausführungen von Zoltan Pozsar, die ich im aktuellen Podcast (2. April 2023) bespreche. Es geht um die Auswirkungen auf die Industrie:

„Kriege lassen sich nicht führen mit Lieferketten, die sich durch eine globalisierte Welt ziehen, wo auf fernen kleinen Inseln im Südchinesischen Meer produziert wird, von wo Chips nur transportiert werden können, wenn Lufträume und Meerengen offenbleiben. Globale Lieferketten funktionieren nur in Friedenszeiten, aber nicht, wenn sich die Welt im Krieg befindet, sei es ein heißer Krieg oder ein Wirtschaftskrieg.“

Das leuchtet ein. Und er erinnert nochmals an die bisherige Kernerkenntnis:

„Die Welt mit niedriger Inflation hatte drei Säulen: billige Einwanderer, die das Nominallohnwachstum in den USA begrenzten, billige chinesische Waren, die die Reallöhne bei stagnierenden Nominallöhnen erhöhten, und billiges russisches Erdgas, das die deutsche Industrie und Europa im Allgemeinen antrieb. In dieser ‚Dreifaltigkeit‘ waren zwei riesige geostrategische und geoökonomische Blöcke enthalten: Niall Ferguson nannte den ersten ‚Chimerica‘ – also die Verknüpfung von China und den USA. Die andere nenne ich ‚Eurussia‘ – also die Verknüpfung von Europa und Russland.“

  • Der Begriff „Chimerica“ wurde im Jahr 2006 von dem Historiker Niall Ferguson und dem Ökonomen Moritz Schularick geprägt.
  • Demnach produziert China Waren und verwendet das dafür eingenommene Kapital, um den USA zinsgünstige Kredite zum Kauf dieser Waren zu gewähren.
  • Die USA nutzen diese zinsgünstigen Kredite zu einer Ausweitung des Konsums, während China durch Vollbeschäftigung und starkes Wirtschaftswachstum davon profitiert.
  • „Eurussia“ – hier von Pozsar in die Diskussion geführt – ist ähnlich. Es gab billige Rohstoffe, die der europäischen Industrie halfen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Die russischen Eliten bekamen dafür viel Geld, das sie auch in Europa ausgaben bzw. anlegten.
  • Im ersten Fall sanken vor allem die Kapitalkosten im Westen, im zweiten die Energiepreise.
  • Beides war also in gewisser Hinsicht ein künstlicher Boom.

Und das war für alle Beteiligten eigentlich ein gutes Geschäft, wie Pozsar ausführt:

„Die EU zahlte Euro für billiges russisches Gas, die USA zahlten US-Dollar für billige chinesische Importe, und Russland und China legten ihre Einnahmen pflichtbewusst in Staatsanleihen der G-7-Staaten an. Alle Seiten waren sowohl wirtschaftlich als auch finanziell verstrickt, und wie die alte Weisheit sagt, wenn wir handeln, profitieren alle davon, und deshalb werden wir nicht kämpfen. Aber wie in jeder Ehe gilt das nur, wenn Harmonie herrscht. Harmonie basiert auf Vertrauen, und gelegentliche Meinungsverschiedenheiten können nur dann friedlich gelöst werden, wenn Vertrauen vorhanden ist. Wenn das Vertrauen weg ist, ist alles weg.“

Und dieses Vertrauen ist offensichtlich nicht mehr vorhanden.

„Heute ist das Vertrauen weg: Chimerica funktioniert nicht mehr und Eurussia funktioniert auch nicht. Stattdessen haben wir eine besondere Beziehung zwischen Russland und China, den Kernwirtschaften des BRICS-Blocks und dem ‚König‘ und der ‚Königin‘ auf dem eurasischen Schachbrett – ein neues ‚himmlisches Match‘, das aus der Scheidung von Chimerica und Eurussia folgte.“

Wir haben ein Bündnis der Ex-Partner. Die Frage ist natürlich, wohin das führt. Zunächst aber die Frage, wie es zu dem Vertrauensverlust kam:

„Die ‚Cartoon‘-Version geht so: China wurde sehr reich, indem es billiges Zeug herstellte, und wollte dann weltweit 5G-Netzwerke aufbauen und hochmoderne Chips mit hochmodernen Lithografiemaschinen herstellen, aber die USA sagten ‚auf keinen Fall‘. Infolgedessen macht Chimerica eine chaotische Scheidung durch. Die beiden Seiten reden nicht mehr.“

Gleiches gilt für Eurussia:

„Russland wurde reich, indem es billiges Gas nach Europa verkaufte, und Deutschland wurde reich, indem es teures Zeug verkaufte, das mit billigem Gas hergestellt wurde. Die Geschäfte liefen so gut, dass Russland und Deutschland eine Erneuerung des Ehegelübdes mit Nord Stream 2 planten. Doch die Zeremonie wurde abrupt abgebrochen und endete in einer Scheidung, da die eine Seite etwas tat, was die andere nicht tolerieren konnte.“

Das ist die Kurzfassung, die Pozsar aber noch durch einen weiteren Aspekt ergänzt – nämlich das Verhalten der USA in dieser Zeit:

„Die USA wurden durch Gelddrucken reich. Das war nur im Umfeld tiefer Inflation möglich, das durch billige Exporte aus Russland und China ermöglicht wurde.“

Nun haben wir zu Chimerica und Eurussia eine neue Allianz zwischen Russland und China, Pozsar nennt sie „Chussia“.

„Die besondere Beziehung zwischen China und Russland ist stark: eine Verbindung von Rohstoffen und Industrie, die den größten Rohstoffproduzenten (Russland) und die Fabrik der Welt (China) vereint, die potenziell die Kontrolle über Eurasien hat.“

Zwar ist die neue Verbindung aus dem Ende der alten Verbindungen geboren, also eigentlich eine Art Rache-Bündnis, aber die verbindet gut: Rohstoffe auf der einen, Technologie und Produktion auf der anderen Seite.

Dabei bleibt es aber nicht. Russland und China versuchen, weitere Allianzen zu schmieden:

„Bei Kriegen geht es auch um Allianzen. Im heutigen komplexen Konflikt zwischen den USA einerseits und Russland und China andererseits lässt sich die Welt am besten mit ‚Der Feind meines Feindes ist mein Freund‘ beschreiben: Russland und China halten Marineübungen mit dem Iran um die Straße von Hormuz ab; Der Iran hat kürzlich Gespräche zwischen Russland und der Türkei über Getreidelieferungen durch die Bosporus-Straße geführt; nicht überraschend ging die erste Lieferung zum syrischen Hafen Tartus, der einen technischen Stützpunkt der russischen Marine beherbergt; Vor kurzem haben die Türkei und Russland vereinbart, bilaterale Handelsströme, einschließlich Gas, in Rubel abzuwickeln.“

Und das wird, so sehen wir noch in seiner Argumentation, erhebliche Auswirkungen auf die geopolitische Lage haben.

„Wenn ich einen Schritt zurücktrete, sehe ich auf der eurasischen Landmasse ein erbittertes, geostrategisches Schachspiel im Gange. Vergessen wir die BRICS und versuchen stattdessen, uns auf die Türkei, Russland, den Iran, China und Nordkorea zu konzentrieren, ein von den USA sanktioniertes Bündnis von Volkswirtschaften, das sich wirtschaftlich und militärisch immer näherkommt. Eine eurasische ‚Allianz der Sanktionierten‘.“

Und nicht nur das. Eine Allianz, die gezielt versucht, weitere Partner zu gewinnen.

Und was folgt aus dieser De-Globalisierung?

  • zunächst wie bereits angesprochen eine dauerhafte Rückkehr der Inflation
  • und die Notwendigkeit, die Nachfrage dem geringeren Angebot anzupassen
  • Doch damit nicht genug: Daraus folgt, dass wir selbst wieder mehr produzieren müssen.
  • Wir müssen dazu wieder mehr investieren.

Pozsar bringt drei Beispiele:

„Wie führt man Kriege an mehreren Fronten, wenn eine einzige Front in der Ukraine gezeigt hat, wie schnell sich Lagerbestände in einem Zermürbungskrieg erschöpfen können und wie langsam der Ersatz ist. Hier geht es nicht um Hightech-Waffen, die Chips brauchen, sondern um einfache Artillerie. Wie ein kürzlich erschienener FT-Artikel feststellte: ‚Fetische für High-Tech-Waffen und schlanke Fertigung haben die Wichtigkeit verdeckt, Vorräte an Grundausstattung wie Artilleriegeschossen zu halten. Die gesamte jährliche US-Produktion von 155 Millionen Artilleriegeschossen würde beispielsweise in der Ukraine nur für etwa zwei Wochen ausreichen.‘

Zweitens ist es auch nicht so, dass das exquisite Zeug schnell hergestellt werden kann: ‚Als Washington im Mai 1.300 Stinger-Flugabwehrraketen bestellte, um die in die Ukraine geschickten zu ersetzen, antwortete der Vorstandsvorsitzende von Raytheon: Es wird eine Weile dauern.‘ Und das ist nicht nur ein Ersatzproblem. Unterdessen bemerkte Peter Wennick, der CEO von ASML, dem Hersteller hochmoderner Lithografiemaschinen, bei einer kürzlichen Telefonkonferenz Folgendes: ‚Ich habe letzte Woche die Führungskraft eines sehr großen Industrieunternehmens, eines Konglomerats, getroffen, und er erzählte mir, dass sie Waschmaschinen kaufen, um die Chips herauszureißen, um sie in Industriemodule zu stecken. Ich meine, das passiert heutzutage.‘

Drittens war die Botschaft von Chinas vorübergehender Blockade Taiwans klar – Chips sind nützlich, wenn sie verschifft werden können, nicht wenn sie aufgrund einer Blockade festsitzen: Wie können die USA ihr wirtschaftliches Schicksal kontrollieren, wenn eine multipolare Welt entsteht? Wenn zerfallene globale Lieferketten verhindern, dass sie Chips für Raketen zur Verteidigung der bestehenden Weltordnung beschaffen?“

Und er fasst es so zusammen:

„Wir sind Zeugen der Implosion der langen Lieferketten der globalisierten Weltordnung: Masken, Babynahrung, Chips, Raketen und Artilleriegeschosse, vorerst. Die Auslöser sind nicht ein Mangel an Liquidität und Kapital in den Banken- und Schattenbanksystemen, sondern ein Mangel an Lagern und Schutz im globalisierten Produktionssystem, in dem wir im Inland entwickeln und entwerfen, es aber im Ausland produzieren lassen, wo Rohstoffe, Fabriken und Schiffsflotten von Staaten dominiert werden, die im Konflikt mit dem Westen stehen.“

Keine erfreuliche Beschreibung der Situation, aber eine zutreffende. Wir haben uns bei zu vielen Dingen von kritischer Bedeutung von Staaten abhängig gemacht, die der westlichen Weltordnung kritisch gegenüberstehen. Und die jetzt die Chance sehen, diese Weltordnung erfolgreich herauszufordern.

Daraus folgt, dass man anders auf die eigenen Fähigkeiten blicken muss:

„Man muss die eigene Produktionskapazität kennen, um seine Kampffähigkeit zu kennen. Die USA kaufen 70 % ihrer fortschrittlichsten Chips aus Taiwan. Das sind die Chips für das Militär. Es gibt ungefähr 250 Chips in einem Javelin-Panzerabwehrsystem. Die wollen wir alle in Taiwan kaufen? Deshalb hat der US-Kongress das 52-Milliarden-Dollar-CHIPS-Gesetz so schnell verabschiedet, wie er es tat. Aber die harte Arbeit liegt noch vor uns, denn der Bau von Fabriken dauert mehrere Jahre, um unsere ‚Halbleiterautonomie‘ zu erlangen.“

Und das ist nur ein Beispiel für die Größe der Herausforderung.

Pozsar sieht vier Bereiche:

„Um sicherzustellen, dass der Westen den Wirtschaftskrieg gewinnt – um die Risiken zu überwinden, die von ‚unsere Rohstoffe, euer Problem‘, ‚Chips aus unserem Hinterhof, euer Problem‘ ausgehen – muss der Westen ab ‚gestern‘ Billionen in vier Arten von Projekten stecken:

(1) zur Verteidigung der Weltordnung Aufrüsten

(2) zur Umgehung von Blockaden, Produktion zurückverlagern, so genanntes re-shoring

(3) Die Vorräte an Rohstoffen aufstocken und in neue Vorkommen investieren

(4) Die Energiewende voranbringen.“

Bei allen Bereichen sieht Pozsar große Herausforderungen, vor denen wir stehen, um das umzusetzen. Vor allem strahlen sie auf die gesamte Wirtschaft aus:

„Ich denke, dass die oben genannten vier Themen die bestimmenden Ziele der Industriepolitik in den nächsten Jahren sein werden. Wie viel die G7 für diese Dinge ausgeben werden, ist eine offene Frage, aber angesichts der Tatsache, dass die globale Ordnung auf dem Spiel steht, werden sie wahrscheinlich nicht an Geld sparen.“

Wir sehen also eine deutliche Steigerung der Nachfrage. Das muss m.E. zu höherer Inflation führen, aber auch zu höheren Zinsen. Doch können wir das wirklich stemmen?

Die Wirkung zeigt sich unmittelbar bei den Rohstoffen:

„Es werden viele Rohstoffe benötigt – es ist ein Nachfrageschock. Es ist ein Nachfrageschock in einem makroökonomischen Umfeld, in dem der Rohstoffsektor kläglich unterinvestiert ist – ein Erbe von einem Jahrzehnt klimapolitisch gewünschter Anti-Investitionspolitik. Unterinvestitionen bedeuten Angebotsengpässe, und Geopolitik bedeutet noch mehr Angebotsengpässe: Ressourcennationalismus – siehe Russlands Haltung oder Mexikos jüngste Entscheidung, Lithiumminen zu verstaatlichen – bedeutet, dass das Angebot, von dem Sie glauben, dass es vorhanden ist, um den Nachfrageschub zu decken, nicht vorhanden ist: die Preise müssen also steigen. Gut möglich, dass wir vor einem Rohstoff-Superzyklus stehen.“

Das erinnert mich an die Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Südamerika. Dort wollte er für die deutsche Wirtschaft Lithiumlieferungen sichern. Doch er war reichlich spät dran.

Nicht nur bei Rohstoffen geht es zur Sache. Zugleich muss die Industrie ausgebaut werden. Und das ist sehr kapitalintensiv:

„Kapitalintensität bedeutet, dass Regierungen und auch der Privatsektor langfristige Kredite aufnehmen müssen, um die Investitionen zu tätigen. Aufrüstung und Aufstockung sind die Domänen der Regierung, und die Neuverankerung und Neuverkabelung des Stromnetzes wird öffentlich-private Partnerschaften erfordern. Private Unternehmen müssen Schulden aufnehmen und Eigenkapital beschaffen, um Dinge zu bauen: Schiffe, F-35, Fabriken, Rohstofflager und Windturbinen.“

Das ist deshalb interessant, weil diese höhere Kapitalnachfrage eigentlich zu höheren Zinsen führen muss oder aber sie weiter durch die Notenbanken finanziert wird, was dann wiederum die Inflation antreibt.

Pozsar glaubt auch, dass diese Agenda abgearbeitet wird, egal wie hoch die Zinsen steigen. Und er verbindet das noch mit einer Aussage über die bisherigen Profiteure des billigen Geldes, namentlich den Private-Equity-Firmen.

„Die To-do-Liste muss abgearbeitet werden, unabhängig davon, ob die Fed die Zinsen auf 3,5 % oder 7 % anhebt. Die industrielle Souveränität hängt davon ab. Auf der anderen Seite reagiert Private Equity empfindlich auf Zinssätze, und eine richtig gemachte Industriepolitik mit überwältigender Kraft wird schließlich Private Equity ‚verdrängen‘. Bei Finanzen geht es um Zyklen von mehreren Jahrzehnten. Private Equity durchlief den Niedriginflations-Zyklus und den Globalisierungszyklus, der nach der globalen Finanzkrise Jahre des Gelddruckens ermöglichte. Dieser Zyklus ist vorbei…“

Dieser Trend zu höheren Zinsen wird nach Auffassung von Pozsar durch einen weiteren Faktor bestärkt:

das Ende des bisherigen Finanzkreislaufs.

Erinnern wir uns daran, dass das Modell darauf basierte, dass wir billige Waren gekauft haben und umgekehrt die Öllieferanten und China ihre Überschüsse im Westen anlegten.

„Es macht für bestimmte große Länder im globalen Osten absolut und kategorisch keinen logischen Sinn, ihre Überschüsse in Staatsanleihen der G7-Staaten anzulegen. Nicht nur wegen dem, was mit Russlands Devisenreserven passiert ist, sondern auch, weil das Rollen eines Portfolios von US-Staatsanleihen im Wert von 1 Billion US-Dollar bedeutet, dass Sie die Bemühungen des Westens finanzieren werden, wieder aufzurüsten, zu reshoren, Rohstoffe zu kaufen und die Energiewende zu realisieren, was letztlich alles gegen den Osten gerichtet ist.“

Also: In einem Wirtschaftskrieg finanziert man den Gegner nicht. Das ist einfach und in der Tat die logische Konsequenz! Das wiederum wird Folgen für das Weltwährungssystem haben.

Kommentare (43) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Zum Verständnis ein konkretes Beispiel zur geldmengenwirksamen und geldmengenneutralen Finanzierung von Staatsausgaben.

    Ich gehe davon aus, dass “der Staat” sein Geldguthaben bei der Zentralbank hält und nicht bei den privaten Geschäftsbanken.
    Für das Endergebnis sollte das aber keine Rolle spielen.

    Die “Geschäftsvorfälle”:
    (1) “Staat” überzieht Konto bei der ZB, um den Privathaushalten Sozialleistungen i.H.v. 100 Mio Euro zukommen zu lassen.
    (2) “Staat” gibt Anleihe über 100 Mio aus, diese werden von den primary dealern (Geschäftsbanken) erworben
    (3a) Die geldmengenwirksame Variante: Primary Dealer verkaufen Staatsanleihen an ZB
    (3b) Die geldmengenneutrale Variante: Primary Dealer verkaufen Staatsanleihen Privathaushalte

    Die Entwicklung der Konten bei der geldmengenwirksamen Variante:

    “Staat”
    ——–
    (1) Aufwand Sozialleistungen (Eigenkapital) an Guthaben bei der ZB 100 Mio
    (2) Guthaben bei der ZB an Verbindlichkeiten aus Anleihen 100 Mio

    Haushalte (Hh)
    ————–
    (1) Sichtguthaben bei Geschäftsbanken (GB) an Erträge aus Sozialleistungen (Eigenkapital) 100 Mio

    Zentralbank (ZB):
    —————–
    (1) Einlagen des Staates an Einlagen (Überschussreserve) der Geschäftsbanken 100 Mio
    (2) ÜR GB an Einlagen des Staates 100 Mio
    (3a) Staatsanleihen an ÜR GB 100 Mio

    Geschäftsbanken (GB)
    ——————–
    (1) Überschussreserve (ÜR) bei ZB an Sichteinlagen Haushalte 100 Mio
    (2) Staatsanleihen 100 an ÜR bei ZB 100 Mio
    (3a) ÜR bei ZB an Staatsanleihen 100 Mio

    Nichtbankensektor gesamt bei der geldmengennwirksamen Variante:
    ———————————————————————-
    (1) Sichtguthaben bei GB (Geldmenge M1) an Erträge aus Sozialleistungen 100 Mio

    Die zentralbankfinanzierten Staatsausgaben haben die Geldmengen M0 und M1 um 100 Mio erhöht.
    Die A****karte haben v.a. die Geldhalter.

    #####################################################################

    In der guten alten Zeit haben die Privathaushalte den Primary Dealern die Staatsanleihen abgekauft.
    Das lief dann geldmengenneutral.
    Das Risiko lag bei den Besitzern / Aufkäufern der Staatsanleihen.

    Oder wo liegt mein Denkfehler ?

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @Vater Thiel

      Den “Staat” gibt es nicht, wenn sich Bund/Länder/Gemeinden Steuereinnahmen teilen, deren Ursprung hauptsächlich Giralgeld ist. Deshalb gibt es auch kein “Zentralbankkonto des Staates”, wenn staatliche Bedürfnisse über Sparkassen/Landesbanken/Buba den Anforderungen des Geschäftsverkehrs entsprechen, von Bilanzierungsvorschriften und Vermögenshaushalten zu schweigen.

      Simulation von Transparenz längst spielentscheidend, wenn die Zahlungsströme niemals hinreichen die Verbindlichkeiten zu erfüllen. Das Missverhältnis von Nettozahlern zu Nettoempfängern kippte bereits in den 1990ern als der “Spiegel” schrieb, “netto Steuerzahlerpolitik” sei “Minderheitenpolitik”.

      Allein das Defizitkriterium von 3% zum BIP wirkt irreführend,
      wenn über 20% der Bundesausgaben NICHT durch Einnahmen gedeckt sind,
      also alle 5 Jahre ein ganzer Bundeshaushalt an Neuverschuldung konsumiert wird.

      Würde der “Staat” 26Mrd.€ an EinnahmeÜBERSCHÜSSEN ausweisen,
      würde die Bundesrepublik nur 100 Jahre benötigen ihre Staatsschulden zu tilgen,
      wäre aber im Jahr “1” ohne Neuverschuldung wegen Depression bankrott,
      Verbraucher/Banken/Unternehmen umgehend ausgelöscht.

      …und jetzt zurück zur Annahme:
      “Die BRD ist reich und ihre Bürger potent”..&..”Habeck ein Genie, https://youtu.be/wjlHk0tPJFs

      Antworten
    • Renée Menéndez
      Renée Menéndez sagte:

      Der Denkfehler liegt darin, daß Sie dem definitorischen Unsinn, die Sichtverbindlichkeiten des Staates gehörten nicht zur Zentralbankgeldmenge, auf den Leim gehen. Denn im Grunde ist auch ein Kontokorrentkredit (soweit der überhaupt zulässig ist) an den Staat eine Geldschöpfung durch die Zentralbank. Aber Punkt (1) beinhaltet ja auch die Zahlung von Sozialleistungen, wodurch am Ende die Banken die 100 Mio. Zentralbankgeld vom Staat erhalten, weil sie nämlich für die Begünstigten eine Gutschrift einbuchen sollen und das nicht aus Sozialromantik tun. Das ist dann für die Banken ein geldvermögensneutraler Vorgang, der aber dennoch mit genau derjenigen Geldschöpfung korrespondiert, die beim Staat wegdefiniert wurde, weil nun die Banken über die 100 Mio. Sichtforderungen verfügen können, womit die Zentralbankgeldmenge auch in der “offiziellen” Definition gestiegen ist.

      Heißt: die Schöpfung von Zentralbankgeld ist bereits bei Punkt (1) erfolgt und entscheidet sich nicht erst in Punkt (3).

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ Renee Menendez

        “die Schöpfung von Zentralbankgeld ist bereits bei Punkt (1) erfolgt “.

        Danke für die Antwort.
        Das ist der entscheidende Punkt.
        Die Privathaushalte haben 100 Mio mehr als zuvor.
        Die “Geldmenge M1” ist gestiegen.
        “Der Staat” könnte diesen Effekt nur neutralisieren, indem er sich die 100 Mio von den privaten Haushalten auf sein ZB-Konto zurückholt, entweder durch Verkauf von Anleihen an die Haushalte oder durch Erhebung von Steuern oder sonstiger Abgaben.

        Haben Sie eine Hausnummer, wie hoch der Anteil des Geldes ist, das die öffentliche Hand auf Konten der Zentralbank hält oder umgekehrt der Anteil, der auf Konten von geschäftsbanken gehalten wird. Halbe halbe ?

  2. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    @ foxxly

    „der staat braucht geld…..
    er gibt anleihen raus…..
    bank kauft die anleihen….damit hat der staat das geld, was er wollte.
    jetzt folgt ein tausch von bankdefizit in der höhe dieser staatsanleihe, mit der notenbank.“

    Ich versuche es mal auch für Sie verständlich zu machen, wie es wirklich abläuft und befleißige mich dazu Ihrer Diktion:

    der staat braucht geld…..
    er überzieht sein konto bei der zentralbank, um seinen zahlungsverpflichtungen nachzukommen…..
    diese überziehung muss nun durch den verkauf von anleihen an die primary dealer wieder ausgeglichen werden….
    die primary dealer bezahlen diese anleihen mit den reserven, die sie zuvor durch die überziehung des staatskontos erhalten haben….
    langfristige anleihen werden zum marktzins erworben, auf den die zben keinen einfluss haben….
    kurzläufer orientieren sich am hauptrefinanzierungssatz, der durch die zben reaktiv determiniert wird…
    bei bubills liegt die rendite aktuell bei ca. 3 %….
    jetzt kauft die zb den primary dealern diese wertpapiere ab und die geschäftsbank bucht im rahmen eines aktivtauschs das wertpapier aus und die zb schreibt ihr auf dem konto den rervebetrag gut….
    aus perspektive der zb ist es eine aktiv-passiv-mehrung….
    die geschäftsbank nutzt sodann das instrument der einlagefazilität und erhält….???
    aktuell ebenfalls 3 %….

    Hier finden Sie z. B. die Werte aus den letzten Bubill Auktionen: https://www.deutsche-finanzagentur.de/bundeswertpapiere/bundeswertpapierarten/unverzinsliche-schatzanweisungen

    Was lernen wir daraus?

    Staatsanleihen und Reserven sind beinahe perfekte Substitute und haben mit monetärer Staatsfinanzierung erst einmal nichts am Hut. Das wäre erst dann der Fall, wenn die Einlagefazilität deutlich unter den kurzfristigen Zinsen läge. Folge wäre sodann eine Flucht aus dieser Währung mit anschließender Abwertung und importierter Inflation. Haben die meisten (alle?) MMTler leider auch nicht auf dem Schirm.

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Renée Menéndez
      Renée Menéndez sagte:

      “…die primary dealer bezahlen diese anleihen mit den reserven, die sie zuvor durch die überziehung des staatskontos erhalten haben….”

      Heißt: Sie unterstellen, daß der Staat nichts anderes zu tun hat, als den Banken das Geld zu geben, damit sie mit diesem Geld die Staatsanleihen kaufen können?

      Ich hoffe, daß solche “Erklärungen” nicht Lehrinhalt sind, für foxxies ist es wurscht…

      Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        …. na, alles klar!
        ich wollte heute schon schreiben, dass man solche lehrer mit manipulatierten stoff nicht auf schüler los lassen sollte.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Hallo Herr Menéndez,

        aus didaktischen Gründen habe ich es für die foxxies hier am Blog zum Einstieg ganz einfach gehalten und Tendergeschäfte etc. außen vorgelassen. Aber falls Sie Lust und Laune haben sollten, können Sie ja gerne die Facetten der Finanzierungsmöglichkeiten und Wege aufschlüsseln. Mir fehlt dazu die Zeit und – wie Sie sich vielleicht nach dieser foxxie Reaktion vorstellen können – auch die Lust.

        Ansonsten können sich alle Interessierten hier über die Basics informieren: https://www.bundesbank.de/resource/blob/892600/c264cf77a95bd426ab2930a4eaadb2b8/mL/geld-und-geldpolitik-kapitel6-data.pdf Insbesondere ab Seite 179.

        LG Michael Stöcker

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Genosse Stöcker

      “er überzieht sein konto bei der zentralbank, um seinen zahlungsverpflichtungen nachzukommen…..”

      Wie bitte, Sie behaupten, die Zentralbank räumt dem Staat Überziehungskredite ein???

      Das wäre ja wirklich erschreckend, wenn Sie solchen hanebüchenen Blödsinn auch Ihren wehrlosen Opfern in der Schule erzählen.

      Aber selbst falls es tatsächlich so wäre, dann würde durch diese Kreditvergabe und die sodann vom Staat geleisteten Ausgaben neues Geld geschöpft werden.

      Antworten
  3. Nordlicht
    Nordlicht sagte:

    Zitate:

    “Chips sind nützlich, wenn sie verschifft werden können …”
    -> Hohwertige Chips werden per Cargo transportiert.

    “(4) Die Energiewende voranbringen.“
    -> Damit ist hoffentlich nicht die deutsche gemeint, die immenses Kapital nutzlos bindet und Unternehmen zur Verlagerung der Produktion ins Ausland Zwingt.

    Antworten
  4. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    Vieles was Poszar schreibt ist völlig korrekt! ABER: Die folgende These vom „Jules Verne der Financial Fiction“ (OT NZZ) ist TOTALER STUSS:

    “Die USA wurden durch Gelddrucken reich.“

    Die USA waren bereits reich, lange bevor 2007 ff. Zudem ist das Bild vom Gelddrucken mehr als irreführend. Zum einen zahlen wir heute immer weniger mit Bargeld und zum anderen hat keiner der Nichtbanken ein Konto bei der ZB, sodass durch QE keinerlei ZUSÄTZLICHES Geld in den Geldkreislauf der Privaten gelangt, das nachfragewirksam und somit realwirtschaftliche Wirkungen haben könnte.

    Ich frage mich, warum Poszar dies nicht auf die Reihe bekommt, zumal er ja ein paar Jahre bei der Fed absolviert hat. Aber vielleicht hat er ja ehrgeizige Karriereziele und will sich die Fed-Option offen halten und erzählt deshalb ebenfalls das Powell-Märchen vom Gelddrucken. Wer dieser Scharlatanerie nicht auf den Leim gehen möchte, der sollte einfach mal bei Peter Stella reinhören: Die Gelddruckmaschine hat nämlich NUR die Regierung und der private Bankensektor, nicht aber die Zentralbank: https://youtu.be/5JEOCoGjq5o?t=353

    Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ m stöcker,
        vor eingen monaten hatten wir hier den gleichen einwand.

        raus kam, dass die notenbanken über umwege (banken) staatspapiere aufkaufen.
        ist das keine staatsfinanzierung? bzw geld in den umlauf bringen?

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @foxxly

        Unser Genosse Stöcker ist ideologisch so gefestigt, dass er sich von irgendwelchen vorgebrachten Einwänden gegen sein schräges Weltbild nicht mehr beeindrucken lässt.

        Da kann man nur immer wieder die Daten verlinken:

        Assets: Securities Held Outright: U.S. Treasury Securities: All
        https://fred.stlouisfed.org/series/TREAST

        Das ist der US-Staatsanleihenbestand in der Bilanz der US-Zentralbank, aktuell 5329 Milliarden US-Dollar.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ foxxly

        Auch Sie haben es leider nach vielen Jahren endloser Kommentare von mir immer noch nicht verstanden: Reserven gelangen NIEMALS in den Geldkreislauf der Privaten. Das Geld wird „gedruckt“ in dem Moment, in dem die Staatsausgaben höher sind als die Staatseinnahmen. Ob eine ZB dann später bei den GBen einen Assest-Swap durchführt, ist eine ganz andere (Voodoo)Geschichte. Und es wäre doch ganz schön, wenn Herr Ott endlich mal zu Kenntnis nehmen würde, was sich bei seiner verlinkten Grafik hinter „Primary Dealer“ verbirgt. Guckst du hier: https://www.newyorkfed.org/markets/primarydealers#primary-dealers

        LG Michael Stöcker

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ m. stöcker,
        momment: sie schreiben letztlich das gleiche, allerdings bennen sie es anders.

        der staat braucht geld…..
        er gibt anleihen raus…..
        bank kauft die anleihen….damit hat der staat das geld, was er wollte.
        jetzt folgt ein tausch von bankdefizit in der höhe dieser staatsanleihe, mit der notenbank.

        die bank hat das geld zuerst vermehrt, dann aber von der notenbank das defizit ersetzt bekommen. das direkt-finanzierungsverbot des staates durch die Nb wird dadurch umgangen.

        was bitte ist faktisch der unterschied zu der geldvermehrung durch/mit der notenbank und ihrwer auslegung? keiner!

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @foxxly

        “momment: sie schreiben letztlich das gleiche, allerdings bennen sie es anders.”

        Darum geht es dem Genossen Stöcker ja: Wie das Gelddrucken genau funktioniert, muss möglichst wortreich verschleiert werden, sonst begreift ja jeder den Beschiss und wer genau von ihm am meisten profitiert. ;)

        Deshalb auch sein billiger Ablenkungsversuch mit den “Primary Dealers”. Ob die Zentralbank die von den Geschäftsbanken gezeichneten Staatsanleihen selbst aufkauft oder jemanden beauftragt, das für sie zu tun, ist völlig egal – wenn man mal davon absieht, dass die “Primary Dealers” für ihre Tätigkeit natürlich noch eine schöne Provision kassieren.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @foxxly

        Warum hat Stöcker recht?

        Weil “government” nur 33% des Marktes ausmacht, 66% an Betrieben und private Verbraucher gehen. Die 66% stabilisieren die Geldschöpfung durch weitgehende (excl. Zombies) Einhaltung von marktfähigen Pfändern + Zins + Tilgung.

        Die Reserven, auch von Sinn als Problem identifiziert, stehen genau vor der Barriere nur für gutes Pfand an die 66% ausgeliehen zu werden.

        Wie die Baunachfrage beweist, kommt es nicht zur Ausleihe dieser Reserven.
        Wegen Rezession und Preisverfall wird es auch nicht zur Ausleihe kommen.

        Selbst wenn der Staat 80% des BIP ausmachte wäre der inflationäre Effekt von Vertrauensverlust nur über “Wechselkurse” für Importe messbar, wie gehabt in der Plandemie.

        Dass Wirtschaftswissenschaft, Medien und Politik über den Zustand der Konjunktur LÜGEN hat seinen Grund genau im Wunsch nach Inflation, die ohne private Nachfrage der 66% in Defla kippt.

        Noch Fragen?

    • jobi
      jobi sagte:

      @M.Stöcker

      “Die folgende These vom ‘Jules Verne der Financial Fiction’ (OT NZZ) ist TOTALER STUSS:
      ‘Die USA wurden durch Gelddrucken reich.’ “

      Nun werden Sie aber kleinlich, angesichts der Halbwahrheiten, die Sie hier verbreiten.

      Natürlich wurden nicht alle US-Amerikaner reich, sondern nur einige, allen voran die im Bankensektor tätigen, aber auch einige der bevorzugten Wertepartner, z.B. die Öl-Oligarchen.

      Insgesamt ist die USA sicher nicht reicher sondern ärmer geworden, aber wahrscheinlich nicht ganz so arm, wie sie ohne Nutzung ihres Geldschöpfungsprivilegs geworden wäre.

      Und von QE war doch überhaupt nicht die Rede – oder hab ich was überlesen ?

      Antworten
  5. Erwin von Steinbach
    Erwin von Steinbach sagte:

    Ich finde, dies ist einer der Artikel, der anschaulich die Komplexität der Ökonomie aufzeigt.

    – Re-Shoring bedeutet erhöhte Kapitalnachfrage aufgrund des Neuaufbaues eigener Produktionskapazitäten. Erhöhte Kapitalnachfrage bedeutet wiederum steigende Zinsen. Aufrüstung ebenfalls.

    -Steigende Zinsen bedeuten Entwertung von Bestandsanleihen, somit von Bilanzen der Banken, was wiederum Bankenpleiten bedeuten könnte.

    – Die Umgehung steigender Zinsen bedeutet: “oder aber sie [die Kapitalnachfrage] weiter durch die Notenbanken finanziert wird, was dann wiederum die Inflation antreibt.”

    – Auch der Austausch günstiger Arbeitskraft aus China mit westlichen Arbeitskräften dürfte in eine Teuerung der Warenpreise resultieren. Die Handlungsmöglichkeit bestünde im Rückgang des Konsums oder eines Importes von Arbeitsmigranten, die auch vermehrt nachfragen, aber die Löhne senken.

    Alles ungünstige Voraussetzungen, doch der These einer anhaltend hohen Inflation werde ich folgen.

    Antworten
  6. Hoxworth
    Hoxworth sagte:

    Danke, wirklich sehr erhellende Beiträge, diese kleine Serie. Für nicht professionelle Ökonomen wie mich sind die Kommentare zu den Erkenntnissen von Pozsar wirklich hilfreich.

    Jetzt fehlt vielleicht noch ein kleiner Exkurs zur Heartland- Theorie von Mackinder.
    Oft zitiert:
    „Who rules Eastern Europe commands the Heartland
    Who rules the Heartland commands the World Island
    Who rules the World Island commands the World”

    Und wie Bauer sagt, Gold und Silber zu besitzen dürfte sich als recht vorteilhaft herausstellen :)

    Antworten
    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      @ Hoxworth

      “Who rules Eastern Europe commands the Heartland”

      Die Theorie ist etwas grob, aber im Grunde genommen wieder bedeutend. Alles konnte aber nur dadurch geschehen, weil seit 1990 (der Wiedervereinigung) Deutschland in einen Schlafmodus übergegangen ist und seit nunmehr 33 Jahren einfach brutale Fehlentscheidungen getroffen wurden:

      – Abbau der militärischen Stärke
      – Umbau der Energieversorgung (aber in exakt falscher Reihenfolge)
      – Freiwillige Aufgabe hochentwickelter Kernenergie (Weltmarktführerschaft)
      – Abschaffung des sozialen Wohnungsbaus zu Gunsten von Heuschrecken
      – Unkontrollierte Zuwanderung in Millionenhöhe
      – Umbau der Wirtschaft in eine neomaoistische Planwirtschaft
      – Nichtwahrnehmung deutscher Interessen in der EU

      Trotz wirtschaftlich guter Zahlen hat Deutschland ein eklatantes Problem mit Führungspersönlichkeiten. Schul- und Universitätsabbrecher versus Oxbridge, Ivy League und Hochleistungsasiaten.

      Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ gnomae,
        ihre (richtige) aufzählung ist alles geschehen als treuer deutscher vasall!
        die lobbyisten und netztwerke zb atlantikbrücke, haben beste arbeit geleistet und deutsch politik waren willfährig und vorauseilend gehorsam.
        so funktioniert die versprochene freundschaft!

      • Hoxworth
        Hoxworth sagte:

        @Gnomae
        Habe ich gerade bei Wikipedia gefunden, da hat man also schon aktualisiert:
        “Der Asienexperte Alfred McCoy setzte die Rezeptionsgeschichte von Mackinders Heartland-Theorie fort.[7][8] Er sieht in dem sich „schärfer abzeichnenden Konflikt zwischen Peking und Washington nur die letzte Runde in einem jahrhundertelangen Kampf um die Kontrolle der eurasischen Landmasse zwischen Meeres- und Landmächten“

        Weiters findet man bei Wiki, zum Thema Heartland- Theorie:
        “Bezogen auf die aktuelle Entwicklung der Weltpolitik in seiner Zeit, glaubte Mackinder: Hätte Deutschland seine gesamte Kraft auf die Beherrschung des Ostens, des „Herzlands“, konzentriert, hätte es von da aus die „Weltinsel“ unter seine Kontrolle bringen und die Seemächte von der Landseite her ihrer Stützpunkte berauben können. Er glaubte, dass die atlantischen Mächte durch den Ersten Weltkrieg nur knapp dieser Gefahr entronnen sind. Mackinder sprach die Prophezeiung aus, dass diese Gefahr nicht für alle Zeiten gebannt sei.”

        Das hilft einem zu verstehen, weshalb soviele, von Napoleon bis zu den Deutschen, versucht haben, den Osten zu erobern.

      • Tom96
        Tom96 sagte:

        Na dann ist die Zeit reif für Ursprünge
        https://youtu.be/HuvGkibF0eY
        Reichsapfel und Befehlshaberstab – Rom versus Naturkraft, mal die Standortverdrehung der Imperiumskarte sehen und nachdenken weiterzuforschen.

        Wer böses denkt, schaut sofort nach der Adleränderung des Bundesreichsgerichts in Karlsruhe

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Hoxworth

      Bei der Heartland-Theorie weiß ich bis heute nicht, ob sie genial oder bloß banal ist – wir feiern ja auch niemanden für die Erkenntnis ab, dass die Felder im Zentrum des Spielfeldes die wichtigsten beim Schach sind. Trotzdem muss das eine bahnbrechende strategische Idee gewesen sein, als der erste Spieler sie hatte.

      Allerdings würde ich sagen, dass Osteuropa heute verglichen mit Mackinders Lebzeiten deutlich an Bedeutung verloren hat und Südostasien an Bedeutung gewonnen – im 4000-Kilometer-Umkreis von einem Punkt im Südwesten Chinas (die Stadt Yuxi) leben heute rund 55% der Weltbevölkerung. Und die Ressourcen, um sie zu versorgen, gibt es im Norden, Nordwesten und Westen von diesem Kreis – oder alternativ in Australien:

      https://cms.zerohedge.com/s3/files/inline-images/The-Yuxi-Circle-The-Worlds-Most-Densely-Populated-Area-Main.png?itok=m0LdnwAL

      Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      @Hoxworth

      “Und wie Bauer sagt, Gold und Silber zu besitzen dürfte sich als recht vorteilhaft herausstellen :)”

      Aber es hat sich doch längst als recht vorteilhaft herausgestellt – mindestens seitdem wir wissen, worauf das alles hinaus laufen würde.

      Bei bto also schon länger als 10 +x Jahre.

      Antworten
  7. foxxly
    foxxly sagte:

    alle systemgläubige der politik und des finanzsystems, sollten spätestens jetzt erkennen,
    -dass es kein ewiges wachstum und ein weiterso nicht gibt. (kein kredit-basiertes ewiges wachstum)
    -dass unser hegemon total unfreundlich mit seinen freunden umgeht, wenn dieser es will.
    -dass wir deutsche und europäer zulange auf das falsche pferd gesetzt haben.

    all die maßnahmen der usa gegen den rest der welt haben damit zu tun, dass ihr wachstum nicht mehr ausreicht um ihre weltherrschaft zu halten.

    der kipp-punkt des finanz- und wirtschaftssystem ist erreicht.
    noch aber kann man nicht den genauen zeitpunkt bestimmen. vielleicht ist dieser bereits überschritten, zumindest erscheint es so.

    ob hier noch scheinrettungen ausreichen um das spiel noch monate-, jahrelang fort zu führen, darf bezweifelt werden.
    da das großkapital zu handlungen zwingt und die regierungen sich nicht gegen das großkapital stellen, nimmt es seinen desaströsen verlauf.

    das wachstum des rivalen wird zum problem des herrschers.
    der herrscher selbst, hat sich in diese lage hinein manöveriert.

    dieser lange systemische
    finanz-zyklus endet gerade!

    diese unsolide finanz- und wirtschaftspolitik bricht unvermeidlich zusammen und
    wirft uns weit zurück in unseren erreichten kreditfinanzierten wohlstand.

    die gegenseitigen abhängigkeiten (globale wirtschaft) hat und eine falsche sicherheit gegeben.
    wir haben sogar branchen der grundversorgung “golbalisiert”.

    es ist daher nicht abzusehen, wie weit wir zurückfallen werden, vorallem auch, weil schuldenlast so extrem hoch ist, welche eine wirtschaft nicht mehr stemmen kann.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @foxxly

      “alle systemgläubige der politik und des finanzsystems, sollten spätestens jetzt erkennen,
      (…)
      -dass unser hegemon total unfreundlich mit seinen freunden umgeht, wenn dieser es will.
      -dass wir deutsche und europäer zulange auf das falsche pferd gesetzt haben.”

      Haben Sie die mehrmals wiederholten Appelle in dem Artikel etwa überlesen?

      Wir sollen “die bestehende Weltordnung” verteidigen, und natürlich ist damit die Weltordnung unter US-Hegemonie gemeint.

      Die Systemgläubigen sind schon immer noch davon überzeugt, dass es da etwas gibt, das es tatsächlich auch wert wäre, es zu verteidigen.

      Antworten
      • Gnomae
        Gnomae sagte:

        @ Richard Ott

        “Wir sollen “die bestehende Weltordnung” verteidigen, und natürlich ist damit die Weltordnung unter US-Hegemonie gemeint.”

        Die deutschen Politiker meinen mit Weltordnung die UN-basierte gesetzeskonforme Weltordnung.
        Die Amerikaner meinen mit Weltordnung den Abgleich der Einflusssphären zwischen Russland, USA und China.
        Die Chinesen verstehen unter Weltordnung die Beherrschung ihres Umfeldes, einschließlich Taiwan und die Seegebiete, sowie die Lieferketten zum Absatz ihrer Produkte.
        Die Russen definieren die Weltordnung wohl wieder als Zustand um 1914.

        Es gibt also drei verschiedene Weltordnungsansätze, wobei sich herauskristallisiert, dass Russland und China wohl doch einen gemeinsamen Wirtschaftsraum bilden könnten (Rohstoffe gegen Technik), der auch einen bilateralen Währungsraum umfassen könnte.

        Das Schlachtfeld für die Weltordnung dürfte auf absehbare Zeit die Ukraine bleiben und genau hier stört Donald Trump, weil er sofort diesen Krieg beenden will (und damit die Umsätze der Rüstungsindustrie wegfallen).

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Gnomae

        “Die Amerikaner meinen mit Weltordnung den Abgleich der Einflusssphären zwischen Russland, USA und China.
        (…)
        Das Schlachtfeld für die Weltordnung dürfte auf absehbare Zeit die Ukraine bleiben”

        “Abgleich der Einflusssphären” ist ein interessanter Euphemismus für “Stellvertreterkriege führen”. Wieso soll es eigentlich in unserem deutschen Interesse sein, dabei mitzumachen oder mitzubezahlen?

  8. Bauer
    Bauer sagte:

    Endlich eine klare Ansage. Passend dazu hat Gold gestern die 2000$-Hürde klar überwunden. Jetzt geht es nur noch darum, wer hat, der hat. Auch Gold ist in diesem Fall ein Rohstoff.

    Antworten
      • Bauer
        Bauer sagte:

        @ Frau Doktor

        >> “… denn wenn das passiert, wird sich Ihre Lebensqualität merklich verschlechtern.”

        Nun, Sie wissen doch, dass ich schon seit nun 12 Jahren das weite (Meer) suche und nicht den Eindruck habe, meine Lebensqualität merklich verschlechtert zu haben, eher im Gegenteil.

        Der Lackmustest steht uns allen allerdings noch bevor. Toi toi toi!

    • Dr. Lucie Fischer
      Dr. Lucie Fischer sagte:

      Verehrter Hochsee-Pirat :
      Ihr Jonny -Depp-Style ? https://wallpapercave.com/wp/wp1969986.jpg
      Problem: macht es Spass , solo als Helden überleben, ohne
      ( zugegeben! ) verdrängend-blöde Freunde, ohne Kultur-, Museen, Kelten-Ausstellungen , Kulturlandschaften?
      Artensterben/ Verschwinden von Schwalben , Kiebitzen macht mich traurig – was nützten Silber- & Goldbarren, wenn Vögel im Frühling nicht mehr singen?
      Kennen Sie das fast vergessene Buch von Rachel Carson:
      ” der stumme Frühling”, führte damals noch zum Verbot von DDT.
      Heute sind Pharma-Lobbyisten gerissen- potenter, erspare Details der
      Pfizer-Strategieen . Gain-of-Function-Vogelgrippe im Anmarsch,
      es wird ( wieder ) keinen Widerstand geben. Masse nix gelernt , nix hinterfragt.
      Ahoi, Captain, Odysseus liebte Abenteuer, recht so. Nur:
      Angeblich treue Penelope sorgte nicht mal für Argos , Odysseus Jagd- Hund , der ihn alleine – misshandelt wieder erkannte nach Jahren.
      Untreue , Wortbruch, Verrat, kein Phänomen der Neuzeit.

      Antworten
      • Bauer
        Bauer sagte:

        @ Verehrte Frau Doktor (besorgt):

        >> “Problem: macht es Spass , solo als Helden überleben, ohne … “.

        Ich bin kein Held, denn die werden erfahrungsgemäß nicht alt. Und mein Boot wird mich und meine Familie dahin tragen, wo die Welt noch rund ist und nicht viereckig.

  9. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    „Russland wurde reich, indem es billiges Gas nach Europa verkaufte, und Deutschland wurde reich, indem es teures Zeug verkaufte, das mit billigem Gas hergestellt wurde. Die Geschäfte liefen so gut, dass Russland und Deutschland eine Erneuerung des Ehegelübdes mit Nord Stream 2 planten. Doch die Zeremonie wurde abrupt abgebrochen und endete in einer Scheidung, da die eine Seite etwas tat, was die andere nicht tolerieren konnte.“

    Nein, wenn wir schon in dieses merkwürdige Bild benutzen wollen, dann doch eher so:

    De Zeremonie endete damit, dass der amerikanische Zuhälter der Braut auftauchte und mit einer Bombe den Festsaal in die Luft sprengte, weil er befürchtete, dass sein bestes Mädchen vielleicht bald gar nicht mehr für ihn anschaffen gehen will.

    Antworten
    • Beobachter
      Beobachter sagte:

      @Ott: Köstlich. Die Frage wäre, ob die USA was ähnliches mit den abtrünnigen Saudis planen. Aber wahrscheinlich sind die gegenüber dem lächerlichen Deutschland viel weniger angreifbar.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Beobachter

        Entsprechende Pläne liegen garantiert schon länger in den Schubladen, die Planungsstäbe im US-Verteidigungsministerium und bei den Geheimdiensten sind da sehr produktiv. Der US-Präsident muss nur den Befehl dazu geben, einen der Pläne auch umzusetzen.

        Und die Saudis haben zwar viel Geld, aber sie sind militäisch ähnlich schwach wie wir und ihre Infrastruktur ist mindestens genauso verwundbar. Die Houthi-Rebellen im Yemen, einer der wirtschaftsschwächsten Staaten auf der ganzen Welt, haben es letztes Jahr sogar geschafft, ein Öldepot in Jeddah während des Formel-1-Grand-Prix-Wochenendes mit Raketen in Brand zu schießen:

        “Terror attack halts F1 practice at Saudi Arabian GP as dashcam footage shows smoke from missile strike on an oil refinery pouring across the track – with drivers holding urgent talks about CANCELLING the race”
        https://www.dailymail.co.uk/news/article-10652613/amp/Fears-F1-stars-preparing-Saudi-Arabia-GP-terrorists-launch-missile-attack-oil-depot.html

        Da sind die Saudis tatsächlich gut beraten, auf chinesische Vermittlung ihren Konflikt mit dem Iran und dem Jemen beizulegen.

        Allerdings würde ein schwerwiegender US-Angriff auf die saudische Öl-Infrastruktur den globalen Ölpreis explodieren lassen – und ob die Nachbarstaaten in so einem Fall weiter in der Lage und überhaupt noch dazu willens wären, störungsfrei Öl und Flüssiggas zu exportieren, ist auch fraglich. Das sind dann ganz schlechte Aussichten für Bidens Wiederwahl-Kampagne.

    • Quintus
      Quintus sagte:

      Hallo Hr.Ott
      Besser hätte man diese “Beziehung” nicht beschreiben können!
      Mit freundlichen Grüßen
      Quintus

      Antworten

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