Zinswende unausweichlich?

Bekanntlich geht die Mehrheit der Beobachter von dauerhaft tiefen – oder sogar weiter sinkenden – Zinsen aus:

→ Die Gründe für sinkende Realzinsen

→ Säkulare Stagnation als Grund für tiefe Zinsen?

→ Zinsen hoch oder runter – was kommt?

→ Doch Freispruch für die Notenbanken?

→ Niedrigzinsen aus Mangel an sicheren Anlagen in überschuldeter Welt

→ „Tiefe Zinsen bis der Ketchup spritzt“

→ Niedrigzinsen: Die Badewannen-Theorie springt zu kurz

→ Warum sind die Zinsen so tief?

Studie: Tiefe Zinsen Folge der säkularen Stagnation oder der Zentralbankpolitik?

Doch es gibt auch andere Meinungen. Ausgangspunkt die – ebenfalls nicht neue – Erkenntnis, dass steigende Zinsen negativ auf die Vermögensmärkte wirken:

  • “‘Wenn die Rendite zehnjähriger Treasuries über 2% steigt, wird es gefährlich für den Aktienmarkt’, sagt Börsenexperte Felix Zulauf im Gespräch mit The Market. Vor allem die hoch bewerteten Wachstumsaktien seien gefährdet. ‘Und weil diese in den Portfolios beziehungsweise in den Indizes übervertreten sind, kann das eine grössere Korrektur auslösen.’” – bto: Das hatten wir unter dem Stichwort “Duration”.
  • “Auch von Bank of America Securities befragte Fondsmanager glauben, dass es für die Börsen brenzlig wird, wenn die US-Renditen über 2% steigen. Deshalb glauben viele Marktteilnehmer, dass die US-Notenbank gegen zu hohe Zinsen vorgehen wird – notfalls mit der Einführung einer Zinskurvenkontrolle, mit der die Treasury-Renditen für die verschiedenen Laufzeiten gedeckelt werden. (…) die EZB hat die Zinskurvenkontrolle de facto bereits eingeführt, als sie im Februar versprochen hat, für ‘ansprechende’ Zinsen auch am langen Ende zu sorgen. In den USA wird eine Deckelung der Zinsen von manchen Experten für Herbst erwartet.” – bto: Das ist wichtig, auch mit Blick auf die gewünschte finanzielle Repression.
  • “Viele Marktteilnehmer glauben aber, dass die höhere Inflation temporär sein wird und nach dem Abflauen des Aufholeffekts das alte Regime mit moderatem Wachstum, niedriger Inflation und tiefen Zinsen übernehmen wird. Allerdings haben sich (…) im Vergleich zu den Rahmenbedingungen der vergangenen vierzig Jahre zwei entscheidende Faktoren geändert: ‘Zum einen sind dies die monströsen Fiskaldefizite, und zum anderen schrumpft die arbeitsfähige Bevölkerung in allen Industrieländern und sogar in China.’ Bei konstanter nominaler Geldmenge sind dadurch automatisch die Löhne und im Gefolge die Güterpreise gestiegen. Gemäss einer Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat das Wachstum der erwerbstätigen Bevölkerung über die letzten fünfzig Jahre die Inflation um jährlich 3% gedrückt. Nun drohe ein entsprechender Umkehreffekt. Weil die Zeichen politisch derzeit eher auf Abschottung und Versorgungssicherheit stehen, seien eine vermehrte Zuwanderung und Outsourcing als Lösung zur Behebung des Arbeitskräftemangels in den Industrieländern derzeit wenig wahrscheinlich.” – bto: alles richtig. Packen wir dazu noch die Erkenntnis, dass der Klimaschutz die Preise treibt und wir haben das Szenario.
  • “Angesichts der anhaltenden finanziellen Repression durch negative Realzinsen werden Investoren aus dem Privatsektor (…) ihre Staatsanleihen auf den Markt werfen, was weitere Interventionen nötig mache, die die Inflation noch höher treiben und die Negativzinsen weiter verschärfen würden. Neben sehr hoher Inflation drohe damit der Kollaps der Währung.” – bto: also doch keine Garantie für tiefe Zinsen, nur bis zu einem bestimmten Punkt?
  • “Das zyklisch adjustierte Kurs-Gewinn-Verhältnis für die US-Börse notierte 1981 bei 9,5, während zehnjährige Treasuries etwas über 15% rentierten. Das auch als Shiller-KGV bekannte Bewertungsmass beträgt heute 36,6. Die Kurse sind demnach viel schneller gestiegen als die Unternehmensgewinne. Mit höheren Zinsen dürfte sich dieser Trend umdrehen, die Kurse den Gewinnen also hinterherhinken. Betroffen davon wären vor allem hoch bewertete Wachstumswerte, weil sie am meisten vom Zinsrückgang profitiert haben.” – bto: Das ist der Duration geschuldet. Aber klar: Steigende Zinsen ziehen allen Vermögensmärkten den Stecker.
  • “Niedrigere Renditen, höhere Kursschwankungen – das erinnert an die Siebzigerjahre, als die Aktienmärkte seitwärts liefen, unterbrochen durch zwei heftige Baissen.” – bto: schwierige Zeiten für Kapitalanleger

themarket.co: “Warum die vierzigjährige Bond-Hausse bald vorbei sein könnte”, 23. April 2021

Kommentare (28) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Felix
    Felix sagte:

    Nur weil hier das Thema “Schnitt” stark enthalten war: Mann kann immer einen Schnitt machen (Vermögensabgabe, Schuldennachlass, etc. etc. etc.). Das funktioniert aber immer nur nach einiger Zeit (wenn sich keiner mehr so richtig erinnert – ist gegeben) UND wenn völlig klar ist, dass es nun von neuem losgeht und nicht der bisherige Schlendrian weitergeht (idealtypisch: nach einen Weltkrieg – IST NICHT GEGEBEN). Es ist allen klar, dass es egal nach welcher politischen Maßnahme, weiter geht wie zuvor.

    Antworten
  2. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    @R Ott

    Na, vorm Unternehmersein lagen noch ein komplettes Studium im Westen (Start mit Mitte 20) und ein paar Jahre berufliche Lern- und Lehrzeit.

    Antworten
  3. Bauer
    Bauer sagte:

    “Zinswende unausweichlich?”

    Welche denn? Wir haben doch schon längst Inflation. Sie kommt auf leisen Sohlen und fängt ganz unten an beim täglichen Bedarf. Bevor da ein manipulierter Index oder die Bankwelt reagieren, fühlt es der kleine Mann bereits deutlich am Geldbeutel. Man muss also dort fragen, was ich mit Vorliebe tue.

    Wenn erst alle aus den Sommerferien zurück sind, die Schuhe und die Wäsche vom letzten Jahr den Kindern zu klein geworden sind, das Auto ominös räuspert und das Septembergehalt wie Schnee schmilzt (Ja, ja, der Klimawandel!), die Wahl gelaufen ist und womöglich eine Pattsituation die rasche Regierungsbildung ausbremst, die Franzosen in vergleichbarer Situation die gelben Westen wieder auspacken, ja, dann wird es interessant. Wohlauf denn!

    Antworten
    • Carsten Pabst
      Carsten Pabst sagte:

      Hallo Bauer,
      mal ganz plakativ: Was soll passieren?
      Der deutsche mault weiter rum, traut sich aber nicht die Gelbwesten anzuziehen! Der Franzose hat schon immer eine kurze Zündschnur und fackelt in Gelbwesten wieder Autoreifen an, oftmals auch alle 4 gleichzeitig mitsamt Auto. Somit von Frankreich aus sowieso keine Strukturreformen, die EZB finanziert weiter durch die Vordertür und die Teuerungsraten steigen weiter. Nur wann ist der Tipping- Point hier erreicht? Das kann bei der deutschen Gemütlichkeit noch dauern. Ich tippe auf einen Brown- oder Blackout in den nächsten Jahren. Evtl. schon im Winter/ Frühjahr !?
      Aber ich bin bei Ihnen. Wenn der erreicht wird, wird es ungemütlich. Das deutsche Wesen neigt immer zu Extremen.
      Beste Grüße
      Carsten Pabst

      Antworten
  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Wer etwas über das Schattenbanksystem erfahren will, sollte hier mal reinhören:

    https://www.youtube.com/watch?v=TrIhODWkFUE

    Joscha Wullweber, der Autor von „Zentralbankkapitalismus –Transformation des globalen Finanzsystems in Krisenzeiten“ (seine Habilitationsschrift) – erklärt unaufgeregt die strukturellen Verflechtungen von Banken, Schattenbanken und den Zentralbanken sowie die grundlegende Funktionalität zwischen ihnen.

    Kann jeder verstehen, sogar ich, der ich nun wirklich nicht in der Materie zuhause bin.

    Antworten
  5. weico
    weico sagte:

    @DT

    “Wenn so, kann das eine Verkaufslawine lostreten (Herdentrieb).”

    Hoffen wir, dass die Verkaufslawine bald losgeht.
    Dann herrscht wieder “Käufermarkt” und es ist “Schnäppchenzeit” für “liquide” Käufer !

    Nebenbei:
    Jeder der JETZT von einer “Immobilienblase” jammert, kann DANN ja kaufen…..oder auch wieder etwas Neues zum Jammern suchen.

    Antworten
  6. Dr. Gerald Baumann
    Dr. Gerald Baumann sagte:

    Ich erwarte, dass mittel bis lang-fristig die Zentralbanken ihre Zinzpolitik noch mehr angleichen und eine extrem flache Zinzstrukturkurve von 0% – 2% ausbilden. Gleichzeitig wird die Inflation deutlich über 2% liegen. Die nominal negativen Zinsen wird die EZB wahrscheinlich politisch auf Dauer nicht durchhalten, aber es ist ihnen egal solange der Realzins negativ bleibt. Die Aktienmärkte werden ein bischen durcheinander gerüttelt, aber am Ende geht die Ralley weiter, weil es wegen der negativen Realzinsen weiterhin keine Alternative mehr gibt. Das wird die Politik zum Anlass nehmen, das Schuldenproblem über eine Vermögenssteuer (nicht einmalige Abgabe) zu regeln. Die Vorbereitungen laufen in der EU schon: https://ted.europa.eu/udl?uri=TED (Hinweis vom Crash-Guru Marc Friedrich, dessen Crash zwar nicht kommt, aber dessen Fakten stimmen).

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Dr. Gerald Baumann

      Ich bin wie Sie der Meinung, dass

      a) die Inflation zukünftig deutlich über 2% liegen

      und

      b) der Realzins negativ bleiben wird.

      Ich bin aber nicht der Meinung, dass AM ENDE die Rallye weitergeht.

      Zu den gehebelten Assets gehören auch Immobilien, die zu höheren Zinsen refinanziert werden müssen.

      Die Mieteinnahmen werden nicht in gleichem Maß steigen, so dass der Punkt kommen wird, an dem die Mieteinnahmen dieser Immobilien nicht mehr die Bedienung der Immobilienkredite ermöglicht.

      DANN spätestens wird verkauft – Immobilien oder Aktien, um die Kredite dennoch finanzieren zu können.

      Antworten
      • markus
        markus sagte:

        @DT:

        Die Zinsbindung bei Immobilien liegt zur Zeit meines Wissens bei ca 14 Jahren. Das heißt, so lange “geht es noch gut”?

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @markus

        Eine Inflation der Kosten wirk deflationär, besonders für Schuldner ohne Preiserhöhungspotential wegen Globalsierung/chinesischer Konkurrenz.

        Aus Zahlungsunfähigkeiten folgen Zwangsvermarktungen und der Kreis der Käufer muss unter der Eingangsannahme teurer finanzieren.

        Natürlich kann die Zentralbank alle Pfänder aufkaufen und verschrotten lassen, was ich schon seit längerer Zeit vermute – mit Ausnahme der Immobilien :o)

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ markus

        Die durchschnittliche Zinsbindung ist nicht maßgebend.

        Bei der scharfen Beobachtung, der die Immobilienpreise unterliegen, wird beachtlich sein, ob die ERSTEN Refinanzierungen zu spürbar höheren Zinsen hinreichend wahrnehmbare Verkäufe zur Folge haben oder nicht.

        Wenn so, kann das eine Verkaufslawine lostreten (Herdentrieb).

        Was jedenfalls JETZT schon beobachtet werden kann:

        Die Diskussion, ob wir in eine Immobilienblase laufen oder bereits in einer sind, nimmt zu.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @markus

        “Die Zinsbindung bei Immobilien liegt zur Zeit meines Wissens bei ca 14 Jahren.”

        14 Jahre? Bezieht sich das ausschließlich auf private Hypothekenkredite für Eigenheim- beziehungsweise Eigenumswohnungsbesitzer?

        Die durchschnittliche Restlaufzeit von Krediten bei Immobilienfirmen ist viel kürzer, hier beispielhaft die Fälligkeitsstruktur von Vonovia zum 31.12.2020:

        https://reports.vonovia.de/2020/geschaeftsbericht/_assets/gallery/109-maturity-profile.svg

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Die Summen, die in Deutschland bei einer platzenden Immobilienblase auf dem Spiel stehen, sind peanuts verglichen mit denen, um die es hier – bei nur EINEHM Unternehmen – geht:

        https://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/china-die-krise-des-immobilienriesen-china-evergrande-offenbart-die-risiken-des-chinesischen-finanzsystems/27536326.html

        Daraus:

        >Evergrande ist mit Klagen von Zulieferern und Bauunternehmen konfrontiert, die auf ihre Bezahlung warten. Wohnungskäufer beklagen sich, dass ihre Apartments nicht fristgerecht fertiggestellt werden. Und die schiere Summe an Verbindlichkeiten – umgerechnet rund 300 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr – sowie die unübersichtliche Konzernstruktur der weit verzweigten Evergrande Group machen eine rasche Restrukturierung schwierig.>

    • jobi
      jobi sagte:

      “Ich erwarte, dass mittel bis lang-fristig die Zentralbanken ihre Zinzpolitik noch mehr angleichen und eine extrem flache Zinzstrukturkurve von 0% – 2% ausbilden.”

      Läuft bereits.

      Mit tlw. unbegrenzten RP- und RRP-Faszilitäten der ZB’n auch für Nichtbanken ! wurde eine stille, wenn auch radikale Veränderung in den Finanzmärkten vollzogen.

      Die ZB fungiert damit als Marketmaker und setzt den Korridor, in dem sich der “freie Markt” bewegen darf.
      (Nur ganz vereinzelt herrscht noch der Glaube, die langfr. Zinsen würden vom “Markt” gemacht 😉)

      Moral Hazard war gestern – heute wird die Existenz der Schattenbanken vom Staat garantiert.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ jobi

        >Die ZB fungiert damit als Marketmaker und setzt den Korridor, in dem sich der “freie Markt” bewegen darf.>

        So verstehe ich es auch.

        Dazu:

        https://books.google.de/books?id=8JW2DwAAQBAJ&pg=PT168&lpg=PT168&dq=RP+fazilit%C3%A4t&source=bl&ots=l3IY67oVQf&sig=ACfU3U24I33ggI7i_a9ZgmEtV46m15kWig&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjIq_aP6b_yAhWlQuUKHVtHDc0Q6AF6BAgUEAM – v=onepage&q=RP%20fazilit%C3%A4t&f=false

        >Nur ganz vereinzelt herrscht noch der Glaube, die langfr. Zinsen würden vom “Markt” gemacht>

        Das ist eine zumindest missverständliche Aussage, insoweit sie suggeriert, dass das langfristig ZINSNIVEAU nicht von den Märkten, sondern von der Zentralbank bestimmt würde.

        So verstanden, halte ich Ihre Aussage für falsch.

        Die Zentralen setzen den „Korridor“ NICHT willkürlich auf IRGENDEINEM beliebigen Zinsniveau, sondern auf einem, das sich LANGFRISTIG entwickelt hat.

        Dies hat dann allerdings AUCH Einfluss darauf, wie sich das langfristige Zinsniveau entwickelt.

        Ich sage „AUCH“, was „nicht nur“ heißt, weil nicht nur Banken und Nichtbanken (Schattenbanken), sondern auch die Kreditnachfrage der Realwirtschaft und des Staats einen Einfluss auf das langfristige Zinsniveau haben.

      • jobi
        jobi sagte:

        @ D.Tischer

        “So verstanden, halte ich Ihre Aussage für falsch”

        Das Thema wurde hier schon leidenschaftlich diskutiert, deshalb nur soviel:

        Ich rede nicht vom langfristigen Zinstrend sondern von den Möglichkeiten der Notenbanken, die Kapitalmarktzinsen zu beeinflussen.

        Vieles ist Psychologie der Märkte, aber der Werkzeugkasten der ZB’n hat sich zuletzt gravierend erweitert. Weit über ihr Mandat hinaus wird nun bereits tief im privaten Kapitalmarkt interveniert.

        Und es hat seine Logik, denn soviel ist klar: Wenn die Notenbanken die Kontrolle über die Zinsen verlieren, ist das Spiel vorbei.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ jobi

        Ihrer Klarstellung stimme ich uneingeschränkt zu.

        >Wenn die Notenbanken die Kontrolle über die Zinsen verlieren, ist das Spiel vorbei.>

        Die entscheidende Frage ist dann:

        Haben Sie so VIEL Kontrolle, dass die Zinsentwicklung NICHT aus dem Ruder läuft?

        Noch vor wenigen Jahren habe ich nicht geglaubt, dass die Notenbanken so viel Kontrolle ausüben könnten, wie sie seit der Finanzkrise tatsächlich ausüben mit QE etc.

        Dennoch bin ich überzeugt davon, dass sie nicht genügend Kontrolle haben, um die Zinsentwicklung im Zaum zu halten.

        Denn sie ist URSÄCHLICH vor allem eine Determinante der Realwirtschaft, die mit ihrer Kreditnachfrage den Anstoß für die Preisfindung für Kreditgewährung, d. h. die Zinsen, gibt. Natürlich gehören zur Preisfindung auch die Banken als Anbieter. Auf sie können Staaten und Notenbanken stark einwirken, weit mehr als auf die Kreditnachfrager der Realwirtschaft, die im marktwirtschaftlichen Renditewettbewerb disponieren.

  7. weico
    weico sagte:

    @Richard Ott

    “Kreativ denken: Da könnte doch ein Verkaufsverbot für Staatsanleihen ganz unkompliziert Abhilfe schaffen!”

    Der Staat wird noch viele “kreative Pfeile” im Köcher haben , um die Krise zu verschieben bzw. sie zu “lösen”.

    Herr Heinsohn hat solch eine staatliche Lösung mal in einem Vortrag erwähnt (… Seite 25 im pdf)

    https://heinsohn-gunnar.eu/mt-content/uploads/2021/01/geld-preis-krise-zentralbank-efficiency-club-zuerich-heinsohn-06-01-2021.pdf

    Eine staatliche “einmalige” Sondersteuer auf Vermögen … wird BESTIMMT kommen !!

    Antworten
    • markus
      markus sagte:

      Eine Vermögenssteuer gab es früher auch, und uns ging es besser. Das macht mir keine Sorgen bzw. ich befürworte das. Sorgen macht mir die Umsetzung. Ich sehe es schon kommen, dass 50k€ Aktien”vermögen” massiv besteuert wird und aber Immobilien und Betriebsvermögen sehr geschont wird. Zum einen weil komplizierter zu bewerten und zum anderen um die “Leistungsträger” in D zu stärken. (Ich meine damit nicht, dass alle Unternehmer oder Vermieter keine Leistungsträger sind, aber dass sie sehr wohl auch mittragen sollen – sofern sie zu den starken schultern gehören).

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        @markus

        “Eine Vermögenssteuer gab es früher auch, und uns ging es besser. Das macht mir keine Sorgen bzw. ich befürworte das. ”

        Sorgen muss man sich auch nicht machen. Bei uns in der Schweiz gibt es ja ebenfalls die Vermögenssteuer und ist kein grosses Thema.

        Ich denke eher an eine einmalige Sondersteuer/Vermögensabgabe ,wie sie Heinsohn beschrieben hat.

        Geschichlich gesehen, hat Deutschland ja genügend Erfahrung mit der Entwertung seiner Währung.
        Deutschland hat aber auch viel Erfahrung ,wie man eine Währung wieder aufbaut (Währungsreformen) und dabei entsprechende Gelder wieder hereinholt.
        Stichwort: Rentenmark,Deutsche Mark,Gesetz über den Lastenausgleich, Hauszinssteuer usw.

        Die Idee mit einer einmaligen Vermögensabgabe wird ,meiner Meinung nach, in Deutschland bzw. EU sicherlich irgendwann kommen bzw. kommen müssen.Besonder bei dem jetzigen Zeitgeist und dem “politischen Klima”.

        Nebenbei:
        Wir hatten diese Frage , in der Schweiz, ja schon einmal (1922) .Der GROSSE Unterschied zu Deutschland ist, dass wir darüber Abstimmen können.
        Die Initiative der Sozialdemokratische Partei der Schweiz, wurde deutlich abgelehnt. 109’702 gültige Ja-Stimmen (Anteil 13,0 %) standen 736’952 Nein-Stimmen (Anteil: 87,0 %) gegenüber.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @markus

        “Eine Vermögenssteuer gab es früher auch, und uns ging es besser. ”

        Die relevante Frage dabei ist doch: Ging es uns früher besser, auch *weil* wir eine Vermögenssteuer hatten?

        Oder, auf die Schweiz bezogen: Geht es den Schweizern heute besser als Deutschland weil sie eine Vermögenssteuer haben?

        Da habe ich doch erhebliche Zweifel – andere Faktoren sind da viel wichtiger.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @markus

        Da bin ich dezidiert anderer Meinung. Bin 1989 mit 2000 DM in der Tasche im Westen angekommen. Hab mir dann mühsam und hart arbeitend ein kleines Vermögen aufgebaut – jede(r) Mark/Euro wurde bereits mit bis zu 45% + Soli besteuert (einige € noch mit weiteren extra 6% aufgrund von Betriebsprüfungsbescheiden). Finde, das reicht.

        Was ich allerdings auch finde – eine ordentliche Erbschaftssteuer ist durchaus diskussionswürdig. Denn da steckt KEINE eigene Leistung dahinter. Und sie motiviert mich, mein Geld AUSZUGEBEN. Eine ggfs. unzureichende Erbschaftssteuer (im Vergleich zu zB Italien allerdings immer noch äußerst üppig) über eine Vermögenssteuer korrigieren zu wollen, ist nicht ok.

        Für beide Steuerarten gilt unabhängig davon Ihre Anmerkung, dass die Ausgestaltung ein Problem wird (und das ist zugegebenermaßen auch wirklich schwierig).

      • markus
        markus sagte:

        @Stoertebekker:
        Da habe ich nichts dagegen einzuwenden. Eine Erbschaftssteuer wäre sehr fair. Wenn man die hoch genug ausfallen lässt, könnte man alle anderen Vermögenssteuern entfallen lassen.

        Den Kindern eine ordentliche Bildung und Ausbildung zu finanzieren sollte im Wesentlichen genügen. Eine überschaubare Immobilie zu vererben soll von mir aus auch gering besteuert werden.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Stoertebekker

        Betriebsprüfungen? Sie sind 1989 in den Westen gegangen und haben sich dort gleich selbstständig gemacht, nachdem Sie den Kapitalismus vorher nur aus dem Fernsehen kannten? Respekt, das war sicher schwer und riskant.

        @markus

        “Eine überschaubare Immobilie zu vererben soll von mir aus auch gering besteuert werden.”

        Eine “überschaubare Immobilie” in Münchener Top-Innenstadtlage hat allerdings locker einen Wert in siebenstelliger Höhe. Von Hong Kong ganz zu schweigen…

      • markus
        markus sagte:

        @RO

        Eben deswegen schrieb ich von “überschaubar”. Das muss natürlich definiert werden.

      • weico
        weico sagte:

        @Stoertebekker

        “Was ich allerdings auch finde – eine ordentliche Erbschaftssteuer ist durchaus diskussionswürdig. Denn da steckt KEINE eigene Leistung dahinter.”

        Es stecht aber die LEISTUNG eines Erblasser dahinter !

        Die Diskussion hatten wir in der Schweiz 2015 das letzte Mal. Man wollte damals “Millionen-Erbschaften” besteuern und die Gelder dann für die Rentenkasse verwenden .

        Einmal Mehr, wurde die “Volksinitiative” hoch (71% NEN) verworfen und abgelehnt:

        “Die Eidgenössische Volksinitiative «Millionen-Erbschaften besteuern für unsere AHV (Erbschaftssteuerreform)» ist eine Volksinitiative, über die das Schweizer Stimmvolk per 14. Juni 2015 mittels Abstimmung entschieden hat. Die Initiative wurde mit 71 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt.”
        Quelle:wikipedia

        Die Schweizer sind halt Mehrheitlich der Meinung, dass eine Erbschaft (in direkter Nachkommenschaft) schon vom Erblasser genug versteuert wurde (Einkommensteuer, Vermögenssteuer usw.) und der Staat da nicht nochmals abkassieren sollte.

        Andere Länder… andere Sitten .

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @weico

        Den Standpunkt kann ich ja auch gut nachvollziehen. Für mich ging es vor allem um den direkten Vergleich Vermögens- vs Erbschaftssteuer. Erstere belastet den Wertschaffenden über die gängigen Steuern hinaus (dann doch lieber gleich EkSt, Kapitalertragssteuer usw. erhöhen), letztere die Nachkommen des Wertschaffenden. Hab ne klare Präferenz, wer in DIESEM Vergleich stärker und wer weniger stark zu besteuern wäre. 😉

  8. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    “Angesichts der anhaltenden finanziellen Repression durch negative Realzinsen werden Investoren aus dem Privatsektor (…) ihre Staatsanleihen auf den Markt werfen”

    Kreativ denken: Da könnte doch ein Verkaufsverbot für Staatsanleihen ganz unkompliziert Abhilfe schaffen!

    Es wäre bei weitem nicht die absurdeste politische Maßnahme, die in den letzten 18 Monaten beschlossen wurde…

    Antworten

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