Zinsen: “Das wird ein sehr böses Ende nehmen”

Passend zu unserem kleinen Special zu Zinsen, nochmals ein ausgewiesener Experte: James Grant. Ich hatte ihn schon auf bto: → „Als Nächstes kommt Helikoptergeld“.

Heute nun erneut ein Interview mit der FINANZ und WIRTSCHAFT. Klare Ansichten, die nicht in jedem Punkt den anderen Sichtweisen auf das Thema Zinsen entsprechen:

  • Sie wird für viele Leute ein sehr böses Ende nehmen. In der Chefetage von Schweizer Versicherungs- und Rückversicherungskonzernen wird man jetzt wohl frustriert die Augen rollen, wenn ein Amerikaner wie ich aus 5000 km Entfernung vor der leichtsinnigen Jagd nach Rendite warnt. In einem Geschäft wie in der Assekuranzbranche, in dem langfristige Verpflichtungen mit langfristigen Investments zusammengepasst werden müssen, lässt sich derzeit nicht viel machen, als sich höhere Zinsen zu wünschen. Tatsache ist aber, dass eine Dürre an Rendite herrscht und wir in einer Zeit voller Gefahren leben.” bto: Hope is not a strategy!
  • Wenn es um überbewertete Anlagen geht, rangieren Staatsanleihen an erster Stelle. Investoren erhalten fast nichts und bei negativen Zinsen sogar noch weniger als nichts für das Privileg, Geld einer Regierung ausleihen zu dürfen, die sich darüber hinaus dem Ziel verschrieben hat, die Währung mithilfe der Zentralbank abzuwerten. Ein Verlust ist damit garantiert. Beim Investieren kann es immer wieder passieren, dass man am Schluss Geld verliert. Mit Staatsanleihen ist das aber schon in dem Moment der Fall, in dem man ein Engagement eingeht.”  bto: Und warum machen wir das? Weil wir den Banken nicht mehr trauen können!
  • Es gibt dazu ein aufschlussreiches Buch mit dem Titel Die Geschichte der Zinsen. Es ist nicht gerade ein Bestseller, aber dennoch ein substanzielles Werk, zumal es sich mit der Zinsentwicklung seit 3000 v. Chr. befasst. Einer der Autoren ist der New Yorker Finanzhistoriker Richard Sylla. Wie er mir sagte, sind ihm bei seinen Recherchen noch nie negative Zinsen begegnet. Das heißt, wir haben die Zinsen zum ersten Mal seit mindestens 5000 Jahren unter die Nulllinie gedrückt.”  bto: Ich denke, es zeigt die Entfernung vom echten Geld hin zu Symbolgeld ohne Deckung. Wir sind sehr vertrauensselig. 
  • Ich höre schon das Knattern der Rotorblätter in der Luft. Auch werden die Trommeln für eine expansive Fiskalpolitik geschlagen. Es scheint sich ein Konsens zu bilden, dass die Geldpolitik an ihre Grenzen stößt. Die großartige neue Idee ist daher, die Staatsausgaben zu erhöhen, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Auch das sind keine guten Nachrichten für Investoren in Staatsanleihen.” bto: vielleicht doch für Aktien?
  • Neu ist aber, dass die Finanzmärkte konstant mit den Opiaten der Geldpolitik verarztet werden. Meiner Meinung nach schadet das mehr, als es nützt. Die Weltwirtschaft stolpert weiterhin vor sich her, und das nicht trotz, sondern gerade wegen der radikalen Eingriffe der Zentralbanken.”
  • Wallstreet hält das Federal Reserve in Geiselhaft. Wenn die Aktienkurse nur schon ein paar Prozent sinken, kriegt das Fed Angst. Das erstaunt nicht, fühlt es sich doch maßgeblich verantwortlich für die hohen Bewertungen finanzieller Vermögenswerte. (…) Es gibt aber klare Hinweise darauf, dass die Zentralbanken weltweit erheblich zum Boom an den Finanzmärkten beitragen. Sie werden sich deshalb auch dafür verantwortlich fühlen, wenn es zu einer Baisse an der Börse kommt. So greift das Fed jedes Mal ein, wenn die Kurse unter Druck geraten.”  bto: Das setzt voraus, dass sie immer wirkungsvoll bleibt.
  • Ist das nicht seltsam? Der Aktienmarkt bewegt sich auf einem Rekordhoch, während sich der Bondmarkt so verhält, als ob wir in der Großen Depression wären.
  • Die SNB kreiert aus dünner Alpenluft Schweizer Franken, mit denen sie Euros kauft und diese dann weiter in Dollar umwechselt. Das alles ohne jegliche Anstrengung, nur mit dem Drücken auf ein paar Computertasten. Dann ruft sie ihren Broker des Vertrauens an und geht an der US-Börse groß auf Einkaufstour.”  bto: Ist das nicht smart??

Fazit Grant: “Ich bin sehr optimistisch für Gold und Minenaktien. (…)  Gold ist keine konventionelle Anlage und im Prinzip kein gutes Investment. (…) Im Gegensatz zu einem Unternehmen erwirtschaftet Gold keinen Gewinn und zahlt keine Dividende. Daher rate ich nicht, alles auf Gold zu setzen. Es bietet aber die Chance, in das geldpolitische Chaos unserer Zeit zu investieren.”

→ FINANZ und WIRTSCHAFT: “James Grant: Das wird ein sehr böses Ende nehmen“, 22. August 2016