„Wo bleibt die Inflation?“
Bekanntlich ertrinkt die Welt in Geld. Zwar zeichnet sich eine Trendwende der globalen Liquidität ab, dennoch bleibt die Frage: Wieso hat das viele Geld der Notenbanken in den letzten Jahren nicht gewirkt? Die FINANZ und WIRTSCHAFT zeigt ein Bild von der Harvard-Ökonomin Carmen Reinhart :
Demnach steuern wir vielmehr auf eine neue Phase niedriger Inflation und Deflation zu. Wie hier oft geschrieben, ist Deflation natürlich kein Problem in normalen Zeiten. In Zeiten hoher Schulden schon. Denn dann kommt es zu einer Abwärtsspirale. Hinter der Deflation stehen vordergründig Sondereffekte wie tiefere Ölpreise und Wechselkurseffekte. Viel eher dürften hohe Schulden und die im Boom geschaffenen Überkapazitäten dahinter stehen. Keine gute Nachricht für Schuldner der Welt.
→ FINANZ und WIRTSCHAFT: „Wo bleibt die Inflation?“, 11. September 2015
Keine gute Nachricht für die Schuldner – aber eine noch schlechtere für die Gläubiger. Die Schuldner haben das Geld schon verfrühstückt; die Gläubiger haben nichts davon, sie warten darauf, es zurückzubekommen …
Ich denke das ist eine sehr gute Zusammenfassung der Situation. Und während sie warten, fällt die Realwirtschaft immer tiefer in die Stagnation.
Ein wesentlicher Treiber von Inflation sind die Löhne. Hierzu schreibt AEP m Telegraph unter Berufung auf Prof. Goodhart (LSE) die Verknappung von Arbeitskräften führe zu einer Stärkung der Arbeiterschaft und dies zwangsläufig zu höheren Löhnen. Die Kosten der Alten führe weiter zu einer Belastung der Staatshaushalte. Ferner werde eine Auflösung der Sparguthaben der Alten zu höheren Konsumausgaben führen. Abschließend zieht Goodhart in seinem paper für MS einen Vergleich zum Ausbruch der Pest im 14. JH. Diese habe ebenfalls zu einer Verknappung von Arbeitskräften geführt und den Feudalismus beendet. Einschließlich der Kritik an Piketty ein Anreiz das paper einmal ganz zu lesen, wenn es veröffentlicht werden sollte.
http://www.telegraph.co.uk/finance/comment/ambroseevans_pritchard/11882915/Deflation-supercyle-is-over-as-world-runs-out-of-workers.html
Das passt zu der These, dass die Zinsen steigen, wenn die Erwerbsbevölkerung schrumpft: http://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/demografie-treibt-bald-zinsen-in-die-hoehe/
Charles Goodhart ist ein echtes monetäres Schwergewicht. Sein Hinweis auf die Lohnentwicklung ist völlig korrekt. Flassbeck weist seit Jahren unermüdlich auf den Kausalnexus von Löhnen und Inflation hin und wettert gegen den fehlerhaften Monetarismus, der insbesondere durch die Deutsche Bundesbank in den 70er und 80er Jahren kultiviert wurde und bis heute das Denken vieler Ökonomen prägt.
Die Verknappung des Arbeitsangebots – und somit Zinsen und Inflation – kann man allerdings in begrenztem Maße steuern. Von daher gibt es bei mir den Punkt IX. „Anpassung der Wochenarbeitszeit bei längerfristiger Zielverfehlung“. Dort steht unter anderem:
„Bei zunehmender Überalterung kann in 15 bis 20 Jahren in vielen Ländern aber auch eine temporäre Arbeitszeiterhöhung von Nöten sein, um die demografischen Herausforderungen zu meistern.“ https://zinsfehler.wordpress.com/2013/10/13/zehn-masnahmen-fur-ein-europa-in-frieden-freiheit-und-wohlstand/
Die Rente mit 63 war in diesem Zusammenhang natürlich eine riesengroße Eselei unserer GaGaGroKo (GanzGanzGroßeKoalition).
LG Michael Stöcker
Sie wird so schnell nicht kommen: https://zinsfehler.wordpress.com/2013/10/22/das-problem-mit-der-inflation/. Von daher schlägt nun selbst Andy Haldane – dessen Meinung ich ansonsten sehr schätze – auch so etwas Unseliges vor wie Bargeldverbot. So wird das nichts mit einem Kredit-/Vertrauensgeldsystem.
LG Michael Stöcker
Hier der Link zur Einschätzung von Chris Giles zu Haldane: http://www.ft.com/intl/cms/s/0/ffdb3034-610e-11e5-9846-de406ccb37f2.html#axzz3mdxdRkry