Why is Athens still refusing the free lunch of a Grexit?

Roger Bootle von CAPITAL ECONOMICS hat den Holländern vorgerechnet, dass sie ohne den Euro besser dastehen und zudem einen Prozess skizziert, mit dem wir das Euro-Experiment beenden könnten. Natürlich ist er Brite, was man wohl sein muss, um einen etwas offeneren Blick auf die Misere in Europa zu haben. Dabei möchte ich ausdrücklich anmerken, dass ich den Austritt der Briten für ein echtes Desaster halten würde, weil die Briten wie keine anderen für freie Märkte und Wettbewerb stehen.

Doch nun zu Bootle und Griechenland ‒ endlich mal wieder :)

  • Alle denken, eine Rückkehr Griechenlands zur Drachme würde für den Mann auf der Straße (in Griechenland) zu hohen Kosten führen. Diese Annahme ist falsch.
  • Dies beruht auf einem Missverständnis über die Folgen von Abwertungen, die auf den Erfahrungen mit dem System fester Wechselkurse aus den 1970er-Jahren basiert. Doch dieses System war anders als unsere heutige Situation.
  • Damals war es die Folge einer Zahlungsbilanzkrise ‒ zu viele Importe ‒ und die Länder hatten eine Voll-, wenn nicht gar Überbeschäftigung.
  • Die Abwertung der Währung ging deshalb meist mit einer Beschränkung der Ausgaben von Staaten und Privaten einher. ‒ bto: Ich würde sagen, dass dies heute nicht soviel anders ist. Denn die Krisenländer haben ausnahmslos über ihre Verhältnisse gelebt und exzessive Schulden im Ausland gemacht.
  • Bootle hebt aber auf die Beschäftigung ab: weil Griechenland fern der Vollbeschäftigung ist ‒ und das ist es ‒ wäre die Lage eine andere. Der tiefere Wechselkurs würde nicht dazu dienen, die heimische Nachfrage zu dämpfen, sondern die ausländische Nachfrage zu stärken. ‒  bto: So denn die Griechen etwas haben, was das Ausland will.
  • Auf jeden Fall würden die Griechen von steigenden Exporten profitieren, was wiederum die heimische Wirtschaft beleben würde durch mehr Einkommen, Beschäftigung und Zutrauen.
  • Die Griechen, die heute schon Arbeit haben, würden zwar einen Verlust an (globaler) Kaufkraft erleiden, die anderen aber endlich einen Job bekommen. Netto wäre dies ein positiver Effekt. ‒  bto: Und die, die einen Job haben, dürften auch jene sein, die ihre Ersparnisse schon längst ins Ausland gerettet haben und damit einen in lokaler Währung gerechneten deutlichen Kaufkraftgewinn haben.
  • Griechenland könnte mit eigener Währung sogar die heimischen Banken stärken und aktive Geldpolitik betreiben. ‒  bto: mit dem erwarteten Inflationseffekt …
  • In England hat das gut funktioniert, als 1931 die Bindung zum Gold aufgegeben wurde. Politiker verstehen oft zu wenig von Wirtschaft, deshalb scheuen sie diesen Weg, bis sie dazu gezwungen werden.
  • Was immer Griechenland auch fordert. Es braucht nur eines: mehr Nachfrage. Dazu braucht es eine eigene ‒  schwache ‒  Währung.

Und das bedeutet Grexit.

bto: bin nicht ganz dabei. Ich denke, dass Griechenland nie wettbewerbsfähig sein wird angesichts mangelnder Innovation und Unternehmerkultur. Billig zu sein genügt nicht mehr in der heutigen globalen Welt. Andererseits liegt die Gefahr für die Euroretter woanders: Wenn Griechenland ausscheidet und nicht kollabiert, sondern aufblüht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis andere es nachmachen wollen.

The Telegraph: Why is Athens still refusing the free lunch of a Grexit?, 8. Juni 2015

Kommentare (7) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dieter Krause
    Dieter Krause sagte:

    Hier noch – als Krönung – die tiefen Sorgen von Maximalerpresser Tsipras um den Fortbestand der Euro-Zone aus der FAZ vom 09. Juni 2015. Er ist kein Politiker sondern ausgebuffter Pokerspieler::

    Schuldenkrise – Tsipras warnt vor Eurozonen-Kollaps

    Athen braucht dringend Geld und legt neue, nicht ausreichende Vorschläge zum griechischen Konsolidierungsprogramm vor. Zugleich malt Regierungschef Tsipras düstere Bilder für Europa.
    Vor einem möglicherweise entscheidenden Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel und dem französischen Staatschef François Hollande hat der griechische Regierungschef Alexis Tsipras ein Horrorszenario über den Zusammenbruch der Währungsunion gemalt. Sollte Griechenland die Eurozone verlassen müssen, könnten Spanien oder Italien dieses Schicksal teilen. In der Folge könnte dies zum Zusammenbruch der Währungsunion führen, sagte Tsipras am Dienstag in einem Interview der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“. „Es wäre der Anfang vom Ende der Eurozone.“ Tsipras warnte, dass die Kosten für die europäischen Steuerzahler enorm seien.
    Auf dem für Mittwoch anberaumten Treffen mit Merkel und Hollande in Brüssel will Tsipras erneut versuchen, einen Kompromiss im Streit um die Forderungen der Gläubiger an Griechenland zu finden. Griechenland ist akut von einer Staatspleite bedroht. Das Hilfsprogramm für das Euroland läuft Ende Juni aus. Bis dahin muss ein Kompromiss über das von den Geldgebern aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) geforderte Reformpaket gefunden werden. Sonst können Hilfen von 7,2 Milliarden Euro nicht ausgezahlt werden.
    Die Regierung in Athen hat in der Nacht zum Dienstag neue Reformvorschläge vorgelegt, die jedoch von Brüssel als nicht ausreichend bewertet wurden. Die genannten Ziele zur Haushaltskonsolidierung blieben hinter den bisherigen Absprachen zurück, hieß es. So entsprächen die Zielwerte für den Primärüberschuss Athens (Budgetüberschuss ohne Zinszahlungen) nicht den Zahlen, die EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in der vergangenen Woche mit Tsipras vereinbart habe.
    Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), der seinen griechischen Kollegen Gianis Varoufakis am Montag in Berlin getroffen hatte, berichtete der Unionsfraktion im Bundestag nach Teilnehmerangaben, dabei sei nichts Neues zur Sprache gekommen. Es sei nun an Athen, seinen Verpflichtungen gerecht zu werden. Wie weiter zu hören war, appellierte Schäuble an die Abgeordneten, sich nicht von Meldungen über vermeintliche Zwischenstände verrückt machen zu lassen.

    Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) macht weitere Hilfen für Athen von der weiteren Beteiligung des Internationalen Währungsfonds (IWF) an der Griechenland-Rettung abhängig. „Der Internationale Währungsfonds muss im Boot bleiben, sonst ist die Situation, unter der wir bereit waren, Hilfe zu leisten, nicht mehr gegeben“, sagte Kauder am Dienstag in Berlin und sprach von einer „absoluten Bedingung“. Zudem kritisierte er die Haltung Athens. „Es geht nicht, dass der Kreditnehmer bestimmt, unter welchen Bedingungen der Kreditgeber ihm freundlicherweise Geld geben kann.“

    Unterhaltsam ist er, der Tsipris
    Anno Hermanns (anno_in_sj) – 10.06.2015 06:38
    Hahahaaah, es wird ja immer besser! Unterhaltung auf höchstem und amüsantestem Niveau. Man muss das verstehen: Tsipras ist ein Unterhalter, kein Politiker. Ein Clown, nicht mit einem seriösen Menschen zu verwechseln. Und, natürlich, das Ende Griechenlands im Euro wird zum Ende des Euro führen. Wozu sonst denn? Die zwei Prozent des GDP haben immer schon das Schicksal der 98% bestimmt. Wenn Europa mit diesem Komödianten fertig ist, dann schickt ihn doch einfach zu uns in die USA. Saturday Night Comedy hat immer offene Stellen. Für beschränkte Engagements, jedenfalls.

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  2. Dieter Krause
    Dieter Krause sagte:

    Ich denke mal, diese ganzen Artikel aus der griechischen und deutschen Presse reichen, um zu sehen, dass kein arbeitsscheuer (und steuerhinterziehender) Grieche wirklich Lust hat, aus dem Euro auszutreten: Würde doch sofort die Euro-Gelddruckmaschine ELA für die Griechen abschalten oder? Hast Du 1.000 Euro Schulden bei einer Bank, ist das Dein Problem – haben die Staaten 325 Mrd. Euro Dir geliehen, ist das deren Problem! Was Herr Tsipras (und seine Partei) sehr gut verstanden haben…

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  3. Dieter Krause
    Dieter Krause sagte:

    Griechenlands Schuldenkrise – Profis aus Athen (10.06.2015)
    Von Holger Steltzner
    Geschickt führt die angeblich unerfahrene griechische Regierung die Gläubiger vor. Zugleich treibt sie die Kosten für einen Grexit in die Höhe. Da fragt man sich, wo eigentlich die wirklich abgezockten Politiker sitzen.
    Seit Anfang des Jahres ist in Athen die links-rechte Radikalregierung im Amt und hält die internationale Gläubigergemeinschaft hin, die dem Land unfassbare 325 Milliarden Euro geliehen hat. Geschickt führt eine angeblich unerfahrene Regierung die Gläubiger vor, während sie die Kosten für einen Grexit in die Höhe treibt. Längst hätte Athen Kapitalverkehrskontrollen einführen müssen, wie zuvor Zypern. Doch griechische Bürger und Unternehmen können weiter Geld bei Banken leihen und ins Ausland überweisen. Träte Hellas aus dem Euro aus, wäre das Auslandsvermögen sicher. Es gibt ja Gründe, warum auch die neue Regierung kein Interesse an den Fluchtmilliarden in der Schweiz hat.
    Ähnlich verhält es sich, wenn die Leute Bargeld bunkern. Auch das wäre vor dem Umtausch in eine neue Drachme sicher. Um wie viel Geld es geht, rechnet Hans-Werner Sinn vom Ifo-Institut vor. Der griechische Überziehungskredit in Form von Targetsalden der Europäischen Zentralbank liegt bei 100 Milliarden Euro und die Bargeld-Überschusshaftung über Ela-Notliquidität der EZB bei 43 Milliarden. Fragt sich, wo die Verhandlungsprofis und die wirklich abgezockten Politiker sitzen: in Brüssel, Berlin oder Athen?
    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/griechenlands-schuldenkrise-profis-aus-athen-13638401.html

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  4. Dieter Krause
    Dieter Krause sagte:

    Renten in Griechenland – Einigung oder nicht? (7. Juni 2015)

    Obwohl in Griechenland bereits 45 Prozent der Renten unterhalb der Armutsgrenze liegen, fordern die Gläubiger erneut Rentenkürzungen und höhere Altersgrenzen.
    Nach Monaten quälender Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern über die Rettung hat sich ein Thema als schwieriger als alle übrigen erwiesen: die Reformen bei den Renten. Unter dem Beharren des Internationalen Währungsfonds fordern die Gläubiger von Athen, die Hähne in einem System zuzudrehen, das sie für nicht tragfähig halten.
    Funktionäre der linksradikalen SYRIZA-Regierung monieren, dass bereits schmerzhafte Angleichungen erfolgt sind, und drohen damit, die Gespräche platzen zu lassen. Wie generös ist also das Rentensystem in Griechenland? Wie stellt es sich im Vergleich zu anderen Systemen in Europa dar?
    45% der Renten in Griechenland liegen unterhalb der Armutsgrenze
    Bis zum Ausbruch der Krise war das mit Abgaben auf die Lohne und Gehälter funktionierende staatliche Rentensystem Griechenlands eines der generösesten Privilegien in Griechenland, wobei die Pensionen auf gewissen Sektoren – wie beispielsweise dem Banksektor – bis zu 100% der Letztgehälter erreichten. Geschichten über öffentliche Bedienstete, die im Alter von sogar auch nur 50 Jahren pensioniert werden, erzürnten die Bürger Deutschlands und anderer Gläubigerländer.

    Nach acht Kürzungen innerhalb von vier Jahren erscheint jedoch heute die Lage sehr viel anders. Die Hauptrenten sind seit 2010 um 44% – 48% gekürzt worden und die durchschnittliche Rente erreicht etwa 700 Euro im Monat. Wer Beiträge in ein Zusatzrentenprogramm einzahlte, erhält im Durchschnitt 170 Euro im Monat zusätzlich. Ungefähr 45% der griechischen Rentner erhalten weniger als 665 Euro im Monat – was unterhalb der offiziellen Armutsgrenze liegt.
    Welche Reformen fordern die Rettungs-Aufseher?
    Trotz der bisher erfolgten Kürzungen bedarf das System einer weiteren Korrektur, um langfristig tragfähig zu bleiben. Die Aufseher des Rettungsprogramms verlangen von Griechenland, ein „Null-Defizit-System” zu adoptieren, das den fiskalischen Subventionierungen des Rentensystems einen Schluss setzen und seine Tragfähigkeit bis 2060 sicherstellen würde.
    Sie drängen auf summarische Kürzungen sowohl bei den Hauptrenten als auch bei den Zusatzrenten, Streichung der monatlichen Beihilfe für die Rentner, welche die niedrigsten Renten beziehen, Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre, Abschaffung von Sonderregelungen, die berufstätigen Müttern und Personen in den sogenannten „gefährlichen” Berufen gestatten, bei Erhalt ungeminderter Renten vorzeitig in Rente zu gehen, und die Fusion der dutzende Kassen zu drei Hauptkassen.
    Warum machten die vorherigen Reformen das System nicht tragfähig?
    Als Resultat der Umstrukturierung der Verschuldung im Jahr 2012 verloren die griechischen Versicherungskassen ungefähr 25 Milliarden Euro aus ihren Rücklagen, die (zwangsweise …!) in staatlichen Anleihen positioniert waren. Sie haben nicht geschafft, diese verlorenen Milliarden wieder auszugleichen. Die Beiträge an das System gingen abrupt zurück, da die Arbeitslosigkeit auf über 25% anstieg. Gleichzeitig stiegen die Ausgaben, da mehr als 60.000 öffentliche Bedienstete aus Angst, bald ihre Arbeit verlieren zu werden, sich für die vorzeitige Pensionierung entschieden.
    Obwohl die Renten gekürzt wurden, blieben die Beiträge der Arbeitgeber und Arbeitnehmer hoch und unterbanden Einstellungen in der offiziellen Wirtschaft. Ein Grund, aus dem die Kosten dermaßen hoch bleiben, ist der, dass die Kassen weiterhin unabhängig funktionieren, obwohl sie nach einer Reform im Jahr 2010 nominell zusammengelegt wurden. Als Resultat haben die Kassen mehr als 15.000 Angestellte – ungefähr doppelt so viele, wie für den Betrieb des Systems nötig wären -, wobei viele von diesen politisch eingestellt worden sind.
    Warum widersetzt sich die SYRIZA-Regierung der Rentenreform?
    Der Widerstand der starken Gewerkschaften des öffentlichen Sektors hielt eine Reihe griechischer Regierungen davon ab, eine Rentenreform zu beginnen, und viele höhere Funktionäre der SYRIZA mit gewerkschaftlicher Vergangenheit sind entschlossen, das bestehende System zu schützen.
    Die politischen Kosten der Realisierung der Reformen wären hoch: die SYRIZA kam mit dem Versprechen an die Rentner an die Macht, dass es keine weiteren Kürzungen geben werde, während die Privilegien – angefangen bei dem „13. Gehalt” (sprich Wiedereinführung des Weihnachtsgelds für Rentner mit niedrigen Bezügen) – schrittweise zurückkehren würden.
    Das Wirtschafts-Team der SYRIZA ist jedoch bereit, bei den Reformen einen Anfang zu machen. Es ist vorbereitet, eine Gesetzgebung durchzubringen, welche die Arbeitnehmer entmutigen würde, vor dem Alter von 62 in Rente zu gehen, indem sie ihre Renten um ungefähr 5% (für jedes Jahr der vorzeitigen Renteneintritts) mindert.
    Damit die Betrügereien und die Steuerhinterziehung im bestehenden System reduziert werden, müssten die Gewerbetreibenden Beiträge zahlen, um Beihilfen auf Basis ihres steuerpflichtigen Einkommens zu beziehen, während die Beitragszahlungen mittels der Steuerbehörden und nicht der Kassen eingezogen werden würden.Besteht Spielraum für einen Kompromiss?
    Es würde eine harte Verhandlung sein. Die Rentenkürzungen stellen eine „rote Linie” dar, die laut der griechischen Regierung nicht überschritten werden kann. Die Reformen bei den Renten stellen jedoch für die Aufseher des Rettungsprogramms ein Hauptthema dar.
    Laut Analysten in Athen gibt es für die Regierung Spielraum für ein Nachgeben: sogar auch die unnachgiebigsten Abgeordneten der SYRIZA stimmen zu, dass das Renteneintrittsalter angehoben werden muss. Sogar auch so wird Premierminister Alexis Tsipras es jedoch schwer haben, einen Kompromiss durch das Parlament zu bringen.
    (Quelle: sofokleous10.gr)

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  5. Dieter Krause
    Dieter Krause sagte:

    Griechenlands Regierung lässt sich nicht terrorisieren (08.06.2015)

    Griechenlands Finanzminister erklärte, die heutige griechische Regierung lasse sich nicht terrorisieren und werde keine die Krise verfestigende Vereinbarung akzeptieren.
    „Wir werden nichts unterschreiben, was die sich selbst speisende Krise der letzten fünf Jahre verstärkt„, merkte der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis in einem Interview an und betonte, „diese griechische Regierung lässt sich nicht terrorisieren„.
    Im Gespräch mit der griechischen Zeitung „Proto Thema” betont der Minister, er selbst als Finanzminister weigere sich, seine Unterschrift unter eine solche Vereinbarung zu setzen.

    Provokativer Vorschlag der Gläubiger grenzt an Beleidigung

    Yanis Varoufakis fügte an, bezüglich der (bedingten) Privatisierung der Öffentlichen Elektrizitätsgesellschaft (DEI) „unnachgiebig” zu sein, und ließ einen „Spalt” offen, dass die MwSt. auf den griechischen Inseln nicht erhöht wird, wozu er erklärte, „nach der Begegnung mit den Gouverneuren und Abgeordneten der Ägäis-Inseln ändern sich seine Überlegungen über dieses Thema„. Weiter führte er an, eine faire Vereinbarung habe ein Paket wirklicher, chirurgischer Reformen, eine Umschuldung, welche die Verschuldung ohne Kosten für die Gläubiger tragfähig macht, und ein Investitionspaket als Charakteristikum, und ergänzt: „Wenn wir diese drei Dinge nicht zusammen haben, unterschreiben wir nicht. Als Regierung, nicht als Varoufakis. Klar?„
    In Bezug auf das Thema der Verschuldung führte der Minister an: „Wir werden nicht eine einfache Bezugnahme akzeptieren … es wird eine ausdrückliche Zusage über sehr konkrete Maßnahmen geben, und so werden wir essentiell und ausdrücklich das Thema stellen, welches ist, dass Griechenland mit einer richtigen Umstrukturierung der Verschuldung umgehend innerhalb einiger Monate vor Ende 2015 an die Märkte zurückkehrt.” Das Umschuldungsprogramm habe die Verlagerung der aus dem PSI verbliebenen 27 Mrd. Euro von der EZB zu beinhalten, da sie Griechenland von dem Programm der quantitativen Lockerung ausschließen und weil sie eine kurzfristige Schuld sind und eine Finanzierungslücke schaffen.
    Yanis Varoufakis betonte, „mit dem entsprechenden politischen Willen von den Führern, Merkel, Hollande, Juncker, Draghi, sich in einem Zimmer einzufinden, eine nächtliche Konferenz vom Typ Europäische Union abzuhalten, eine von denen, die sie durchzuführen wissen, damit um 4 Uhr morgens weißer Rauch aufsteigt, ist die Vereinbarung eine Sache einiger Stunden.„
    Weiter erklärte der Minister, der Schriftsatz (Anmerkung: gemeint ist der jüngste Forderungskatalog) der Institutionen beziehe sich nicht auf die Verschuldung, da er nur den Abschluss des vorherigen Programms betreffe, und merkte parallel an: „Der an den Premierminister übergebene Text tangiert die Grenzen der Beleidigung … . Es war ein provokatorischer Text, den sie offensichtlich nicht so meinten, ich vermag mir nicht vorzustellen, dass sie ihn als Basis einer Vereinbarung, sondern als einen aggressiven Zug verstanden, um die griechische Regierung zu terrorisieren. Ohne begriffen zu haben, dass diese griechische Regierung sich nicht terrorisieren lässt.„
    (Quelle: in.gr)

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  6. Dieter Krause
    Dieter Krause sagte:

    USA sollen 50 Milliarden zur Rettung Griechenlands beisteuern

    Wolfgang Schäuble soll die USA herausgefordert haben, 50 Milliarden beizusteuern, wenn sie Griechenland retten wollen.
    Ein deutscher Regierungsfunktionär enthüllte eine zwischen dem Finanzminister der USA, Jack Lew, und seinem deutschen Amtskollegen Wolfgang Schäuble erfolgte telefonische Kommunikation, welche die Differenz der beiden Länder in der Tangierung des griechischen Themas hervorhebt.
    Laut dem griechischen TV-Sender MEGA verlangte Jack Lew von Wolfgang Schäuble, dass Deutschland Griechenland unterstützt, und der deutsche Finanzminister soll charakteristisch geantwortet haben: „Steuern auch Sie 50 Milliarden bei, damit es (Griechenland) gerettet wird.” An dieser Stelle gab Jack Lews keinerlei Antwort, wozu Berliner Quellen wiederholen, Washington mache immer einen Rückzieher, wenn das Thema des Geldes gestellt wird.
    Der in Rede stehende Dialog ist für die zwischen Europäern und Amerikanern bestehende Kluft bezüglich des Modus der Lösung des griechischen Themas bezeichnend. Eines Themas, das auch Gegenstand der Gespräche zwischen Merkel und Obama war, ohne dass es jedenfalls irgendein Resultat und nur fromme Wünsche und Ermunterungen zu Reformen gibt.
    Zu dem ZDF sprechend brachte Angela Merkel die Position zum Ausdruck, das Problem Griechenlands sei noch nicht gelöst worden und die Bemühungen der griechischen Regierung haben noch nicht das gewünschte Niveau erreicht. Auf eine Frage, ob sie den Führern der USA und Japans eine Zusage erteilte, Griechenland in der Eurozone zu halten, antwortete die deutsche Bundeskanzlerin und erklärte:
    „Wir konnten nicht sagen, das Problem sei gelöst worden, sagten jedoch, dass wir mit großer Ausdauer daran arbeiten, und stellten alle klar, dass dies in der Eurozone immer miteinander einhergeht – von der einen Seite wird Solidarität geboten und von der anderen Seite werden adäquate Bemühungen unternommen. Und darin sind wir noch nicht am Ziel angekommen.„
    Frau Merkel bezog sich weiter auf die Kommunikation, die sie am 06 Juni 2015 mit dem griechischen Premierminister Alexis Tsipras und dem französischen Präsident Francois Hollande hatte, wozu sie anmerkte, dass auch der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, die „G7″ einschlägig informierte.
    (Quelle: Imerisia)

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  7. Dieter Krause
    Dieter Krause sagte:

    Dieser Roger Bootle meint also: Aus dem Euro austreten, Schulden streichen (die Schuldner machen da selbstverständlich freudig mit), neue Währung einführen (mit mindestens 20% Inflation pro Jahr – bedeutet dann gleich mal 10-15% der Staatsausgaben durch Seigniorage-Einnahmen), Unternehmen stehen Schlange, um zu investieren – GROSSER WIRTSCHAFTSBOOM mit ALLE GRIECHEN SIND REICHER WIE VORHER! – Diese Gute-Nacht-Geschichte glauben wohl nicht mal Kinder oder, Herr Stelter? Nur ökonomisch zu denken in Fragen, die immer auch hochpolitisch sind, endet meist in einem Desaster! Weil die politischen Folgewirkungen schlicht und einfach nicht mit berücksichtigt werden. Der weiß denn heute, was dann die EU (also die Hauptgläubiger der Griechen) tut, wenn die Griechen sich so verhalten? Sie nicht, dieser politische Wirrkopf Bootle (rechter Flügel der Torys oder?) nicht – und ich auch nicht!
    PS.: Die Bindung zum Gold wurde 1931 in England aufgegeben, weil sie von Churchill 1925 zum zu hohen Vorkriegsniveau wieder eingeführt wurde, was nachfolgend ganz phänomenal die Wirtschaft stranguliert hat! Soviel nur zu den Kenntnissen in Wirtschaftsgeschichte dieses Roger Bottle (der natürlich nur die Interessen der Kapitalbesitzer – sprich Anleger – vertritt)!
    PPS.: Die Syriza-Regierung hat einen fundamentalen psychologischen Fehler begangen, als sie versuchte, GEGEN DEUTSCHLAND in der Euro-Zone Front zu machen! Das funktioniert niemals. Sie hätte zumindest die sozialdemokratischen Regierungen (und hier auch die SPD in Deutschland) von einem neuen Ansatz überzeugen müssen! Aber Syriza hat die nackte Konfrontation dem konstruktiven Dialog vorgezogen – das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen:
    http://www.project-syndicate.org/commentary/tsipras-greek-crisis-by-joschka-fischer-2015-04/german

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