Why is Athens still refusing the free lunch of a Grexit?

Roger Bootle von CAPITAL ECONOMICS hat den Holländern vorgerechnet, dass sie ohne den Euro besser dastehen und zudem einen Prozess skizziert, mit dem wir das Euro-Experiment beenden könnten. Natürlich ist er Brite, was man wohl sein muss, um einen etwas offeneren Blick auf die Misere in Europa zu haben. Dabei möchte ich ausdrücklich anmerken, dass ich den Austritt der Briten für ein echtes Desaster halten würde, weil die Briten wie keine anderen für freie Märkte und Wettbewerb stehen.

Doch nun zu Bootle und Griechenland ‒ endlich mal wieder :)

  • Alle denken, eine Rückkehr Griechenlands zur Drachme würde für den Mann auf der Straße (in Griechenland) zu hohen Kosten führen. Diese Annahme ist falsch.
  • Dies beruht auf einem Missverständnis über die Folgen von Abwertungen, die auf den Erfahrungen mit dem System fester Wechselkurse aus den 1970er-Jahren basiert. Doch dieses System war anders als unsere heutige Situation.
  • Damals war es die Folge einer Zahlungsbilanzkrise ‒ zu viele Importe ‒ und die Länder hatten eine Voll-, wenn nicht gar Überbeschäftigung.
  • Die Abwertung der Währung ging deshalb meist mit einer Beschränkung der Ausgaben von Staaten und Privaten einher. ‒ bto: Ich würde sagen, dass dies heute nicht soviel anders ist. Denn die Krisenländer haben ausnahmslos über ihre Verhältnisse gelebt und exzessive Schulden im Ausland gemacht.
  • Bootle hebt aber auf die Beschäftigung ab: weil Griechenland fern der Vollbeschäftigung ist ‒ und das ist es ‒ wäre die Lage eine andere. Der tiefere Wechselkurs würde nicht dazu dienen, die heimische Nachfrage zu dämpfen, sondern die ausländische Nachfrage zu stärken. ‒  bto: So denn die Griechen etwas haben, was das Ausland will.
  • Auf jeden Fall würden die Griechen von steigenden Exporten profitieren, was wiederum die heimische Wirtschaft beleben würde durch mehr Einkommen, Beschäftigung und Zutrauen.
  • Die Griechen, die heute schon Arbeit haben, würden zwar einen Verlust an (globaler) Kaufkraft erleiden, die anderen aber endlich einen Job bekommen. Netto wäre dies ein positiver Effekt. ‒  bto: Und die, die einen Job haben, dürften auch jene sein, die ihre Ersparnisse schon längst ins Ausland gerettet haben und damit einen in lokaler Währung gerechneten deutlichen Kaufkraftgewinn haben.
  • Griechenland könnte mit eigener Währung sogar die heimischen Banken stärken und aktive Geldpolitik betreiben. ‒  bto: mit dem erwarteten Inflationseffekt …
  • In England hat das gut funktioniert, als 1931 die Bindung zum Gold aufgegeben wurde. Politiker verstehen oft zu wenig von Wirtschaft, deshalb scheuen sie diesen Weg, bis sie dazu gezwungen werden.
  • Was immer Griechenland auch fordert. Es braucht nur eines: mehr Nachfrage. Dazu braucht es eine eigene ‒  schwache ‒  Währung.

Und das bedeutet Grexit.

bto: bin nicht ganz dabei. Ich denke, dass Griechenland nie wettbewerbsfähig sein wird angesichts mangelnder Innovation und Unternehmerkultur. Billig zu sein genügt nicht mehr in der heutigen globalen Welt. Andererseits liegt die Gefahr für die Euroretter woanders: Wenn Griechenland ausscheidet und nicht kollabiert, sondern aufblüht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis andere es nachmachen wollen.

The Telegraph: Why is Athens still refusing the free lunch of a Grexit?, 8. Juni 2015