Weshalb Europa die Schulden – endlich! – restrukturieren muss

Dieser Beitrag erschien 2015 zum ersten Mal bei bto. Er unterstreicht, dass es nicht am richtigen Verständnis der Krise und der nötigen Schritte fehlt. Ein Beitrag, basierend auf Überlegungen von Michael Pettis, den ich heute Morgen schon hatte: 

Michael Pettis habe ich mit seiner klaren Sicht auf Schulden und deren Wirkung an dieser Stelle mehrfach verlinkt. So zu Japan, China und Europa. Heute nun eine von mir schon lange vertretene Position: Europa muss die Schulden restrukturieren. Wie das gehen kann, habe ich schon mehrfach beschrieben und auch daran erinnert, dass es eben nicht schmerzfrei möglich ist – außer man glaubt an die Lösung über die EZB-Bilanz. Doch hier die Argumentationskette des Professors aus Peking:

  • Länder, die – wie Griechenland – unter derart hohen Schulden und der Ungewissheit, wie diese Schulden abzutragen wären leiden, sind niemals in der Lage aus der Schuldenlast herauszuwachsen. – bto: genau. Deshalb sind sie auch pleite und nicht nur illiquide.
  • Europa hat nur die Wahl, die Schulden offen zu restrukturieren und die Kosten dieses Schuldenschnitts optimal zu verteilen oder aber eine lange Phase der ökonomischen und sozialen Krise zu durchstehen. – bto: Klar ist, dass die Bevölkerungen dies nicht mehr lange mitmachen werden.
  • Politiker, die denken, dass man nur Syriza „loswerden“ muss, damit es wieder gut funktioniert, irren sich. Scheitert die Linke, so kommen noch radikalere Kräfte an die Macht, die die Schuld noch mehr vor allem bei Deutschland sehen. – bto: Gilt auch in den anderen Ländern. Deshalb sehe ich die Politik so kritisch. Wir bezahlen und werden dafür dennoch zunehmend feindlich gesehen.
  • Dabei hat nicht nur Griechenland ein Schuldenproblem und braucht einen Schuldenerlass. Nein auch Spanien, Portugal, Italien und Frankreich. – bto: und wie!
  • Pettis fasst die Gründe für eine Restrukturierung zusammen: a) Wenn Schulden die Wirtschaft erdrücken, geht es allen besser, wenn man die Schuldenlast senkt. b) Schulden sind nur bis zu einem bestimmten Punkt positiv für die wirtschaftliche Entwicklung. Es gibt so etwas wie eine „optimale Finanzierungsstruktur“. c) Sobald man die Gesamtbilanz der Wirtschaft versteht, kann man auch bestimmen, wie eine Schuldenrestrukturierung am besten funktioniert.
  • Schulden werden übrigens immer bedient: entweder vom Schuldner oder aber vom Gläubiger durch (teilweisen) Verzicht oder indem jemand anderes für den Schuldner bezahlt. ‒ bto: gute Beobachtung. Genau darum geht es in dem ganzen Eurozonen-Theater. Wir sollen zahlen, wollen das aber nicht offen anerkennen.
  • Das Problem bei zu hohen Schulden ist, dass die absolute Höhe unsicher wird; man traut den Zahlen nicht mehr und die Realwirtschaft kommt unter Druck, was den Schaden weiter anwachsen lässt. Zugleich ist unsicher, wer welchen Anteil an den Schulden wie bedienen muss. Diese Unsicherheit verschärft laut Pettis die Krise. – bto: Wenn die Betroffenen wissen, dass sie beteiligt werden. Noch wiegen sich die Deutschen hier in großer Sicherheit und ahnen nicht die gigantischen Beträge, die hier auf sie zukommen.
  • Hier liegt das Problem in Europa: Die Unsicherheit, wie mit dem Schuldenüberhang umgegangen wird, lähmt die Wirtschaft und erhöht den Schaden. Pettis spricht von einer Schuldenspirale. – bto: Diese Auffassung vertrete ich schon lange. Es ist fatal, weil mit jedem Tag der Schaden wächst und zugleich die Wahrscheinlichkeit für eine kooperative Lösung sinkt. In der Folge wird der Schaden für uns zugleich nochmals größer. Schade, dass unsere Politik sich nicht traut, hier richtig zu handeln.
  • Dabei hat Europa die Wahl, die Verluste rasch zu realisieren und auf diejenigen zu verteilen, die diese am ehesten tragen können oder aber über eine lange Periode, in der es schwer ist „die Verteilung der Verluste zu kontrollieren“. – bto: und wo die Verluste auch größer sind!
  • Dabei kamen die Krisenländer bereits durch die Erklärung der EZB, „alles Erforderliche zu tun“, in den Genuss einer impliziten Schuldenrestrukturierung und eines teilweisen Schuldenerlasses.
  • Das Versprechen hat erhebliche Unsicherheit aus den Märkten genommen, die nun wissen, dass sie einen Käufer für die Papiere haben. Ganz beseitigen konnte die EZB die Unsicherheit jedoch nicht, weil immer noch offen ist, wie die Schulden bereinigt werden. Immer noch wachsen die Schulden schneller als die Wirtschaft. – bto: Lesern dieser Seiten wohlbekannt.
  • Zusätzlich begrenzt wird die Wirkung der Maßnahme der EZB durch deren eigene Kreditwürdigkeit. Es funktioniert nur solange, wie die EZB als guter Schuldner angesehen wird. Doch wie die neuesten Zahlen von McKinsey zeigen, wachsen die Schulden immer noch enorm (hatten wir hier) und damit auch die impliziten Verbindlichkeiten der EZB (bto: Verstehe ich als das aufzukaufende Volumen an faulen Schulden) – Folge: Die Kreditwürdigkeit der EZB sinkt jeden Tag!
  • Wer jetzt einwendet, die EZB kann doch einfach die Schulden monetarisieren und so aus der Welt schaffen – wie ich, der zunehmend glaubt, dass das der Masterplan der Euroretter ist – der übersieht, dass damit „die Schulden nicht bereinigt werden, sondern ein Vermögenstransfer von Geldvermögenshaltern (= Deutschland) zu Schuldnern (= Spanien) stattfindet. Dafür hat die EZB im Unterschied zu der Fed und den anderen Notenbanken kein Mandat. – bto: Dieser Punkt ist alt. Er kam schon vor zwei Jahren, als die Diskussion zur Monetarisierung in England zuerst geführt wurde. Ich denke, solange niemand die EZB daran hindert – und es sieht nicht so aus, dass es die deutsche Politik tut – spricht viel dafür, dass es dennoch so kommt. Wäre ja nicht der erste Rechtsbruch im Namen des Euros. Pettis bezweifelt das übrigens mit Blick auf die ungerechte Verteilung von Kosten und Nutzen des Euros in Deutschland. Dieses Problem sehe ich bekanntlich auch – allerdings scheint die breite Bevölkerung das nicht zu erkennen und es spricht wenig dafür, dass sich das ändert.

Wie sehen also Pettis Forderungen zur Schuldenrestruktierung aus?

  1. Schulden rasch restrukturieren. Jede Verzögerung vergrößert den Schaden – bto: richtig!
  2. Dabei müssen kurzfristige Liquiditätsengpässe überbrückt werden. Passiert auch.
  3. Es geht nicht nur darum, dass die Gläubiger verzichten. Es muss eine optimale Lösung gefunden werden, zum Beispiel indem man die Rückzahlung an die Entwicklung des BIP koppelt.
  4. Die Kosten des Schuldenschnitts müssen so allokiert werden, dass sie das Wirtschaftswachstum am wenigsten belasten. Normalerweise streckt man es über Zeit, nutzt „finanzielle Repression“ und Steuern. Dies belastet aber die Mittelschicht, was die Vermögens- und Einkommensungleichheit erhöht. – bto: Was er nicht explizit schreibt, aber meint: Eine Besteuerung der Vermögen wäre da gerechter. Diesen Punkt habe ich mehrmals seit 2011 gemacht.
  5. Die Schuldenrestrukturierung muss die Anfälligkeit für externe Schocks reduzieren, indem Zahlungen von BIP-Entwicklung o. ä. abhängig gemacht werden.
  6. Sie muss so gestaltet sein, dass alle Interessengruppen ein Interesse haben, daran mitzuwirken.

Die größte Gefahr für das Überleben der EU sind die Schulden – da stimme ich zu! – und deshalb sollte man das Problem rasch und transparent lösen.
blog.mpettis.com: “When do we decide that Europe must restructure much of its debt?”, 25. Februar 2015

Kommentare (24) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Ich habe den Artikel und die Leserkommentare zweimal gründlich und langsam gelesen.
    Den Lösungsvorschlag habe ich dennoch nicht verstanden.

    Was heißt in diesem Zusammenhang „Restrukturierung der Schulden“?
    Die EZB könnte Schulden – wie es wohl richtig mit dem Terminus heißt – „monetarisieren“.
    Die bei ihr aufgelaufenen und von ihr gekauften Schuldscheine werden für null und nichtig erklärt, und die EZB bereinigt danach ihre Bilanzen (sorry für meine umgangssprachlichen Formulierungen). Es komme dadurch zu einem Vermögenstransfer von Deutschland in die Südländer, so lautet die Aussage.
    Zunächst einmal verliert kein deutscher Sparer Geld. (Wenn man mal von den entgangenen Zinserträgen der letzten Jahre absieht.)
    Und die Südländer haben in der Vergangenheit einen Lebensstandard genossen, den sie mit ihren Volkswirtschaften nicht erwirtschaftet haben. Allerdings haben sie bei uns Waren und Dienstleistungen bestellt und bezahlt.

    Nach einer erneuten Lektüre:
    Egal wie dem auch immer sei. Nach einer gelungenen Restrukturierung geht das Spiel wieder von vorne los!!!
    Wir müssen raus aus dieser Scheiße.

    Live vom Jomtiem Strand – am Golf von Siam
    Felix Haller

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      „Nach einer gelungenen Restrukturierung geht das Spiel wieder von vorne los!!!“

      So ist es, Herr Haller; es sei denn, wir lernen endlich aus den Fehlern der Vergangenheit und warten mit der Besteuerung der Cash-Rich nicht erst, wenn das Kind bereits tief unten im Brunnen liegt. Die Erbschaftssteuer war, ist und bleibt das Instrument der ersten Wahl, direkt gefolgt von einer leichten Staatsverschuldung/Bürgergeld in Höhe von 2 bis 3 Prozent der BIP, damit es auch mit der Zielinflation klappt.

      Live vom Waldpark Blasewitz – am Flussufer von Elbflorenz
      LG Michael Stöcker

      Antworten
  2. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Schon 2015 und jetzt immer noch:

    >Die größte Gefahr für das Überleben der EU sind die Schulden – da stimme ich zu! – und deshalb sollte man das Problem rasch und transparent lösen.>

    Bevor ich dazu etwas sage, hier eine Feststellung, die mich irritiert:

    >Zusätzlich begrenzt wird die Wirkung der Maßnahme der EZB durch deren eigene Kreditwürdigkeit. Es funktioniert nur solange, wie die EZB als guter Schuldner angesehen wird.>

    Kreditwürdigkeit der EZB?

    Die EZB ist doch kein Kunde der Geschäftsbanken, die dessen Bonität zu prüfen hätten.

    Abgesehen davon, ist es m. A. n. abwegig, eine Institution, die quasi kostenlos Geld „drucken“ kann soviel sie will, mit Kreditwürdigkeit in Verbindung zu bringen:

    >bto: … die Kreditwürdigkeit der EZB sinkt jeden Tag!>

    @ M. Stöcker: Wie konnten Sie das nur übersehen – greifen Sie sofort ein. Hier müssen Sie zur Belehrung schreiten, höchste Zeit, dass man auch in Peking das Geldsystem versteht.

    Zum Thema:

    >Sie muss so gestaltet sein, dass alle Interessengruppen ein Interesse haben, daran mitzuwirken.>

    Diese Restrukturierungsfoderung bezüglich der Schulden ist eine ILLUSION.

    Denn sie ist nicht erfüllbar.

    Der Gedankenfehler – typisch für Ökonomen – ist folgender:

    Die GESAMTWIRTSCHAFT entwickelt sich besser, wenn x erfolgt (hier: die Schulden restrukturiert werden). Also müssen diejenigen, die Teil der Gesamtwirtschaft sind, also ALLE ein Interesse daran haben, dass x erfolgt, im vorliegenden Fall die Schulden restrukturiert werden. Man muss es nur machen wollen.

    Die richtige Gedanke:

    Die GESAMTWIRTSCHAFT entwickelt sich besser, wenn x erfolgt (hier: die Schulden restrukturiert werden). Gläubige widersprechen dem nicht, akzeptieren aber x nicht, weil die Schuldenrestrukturierung de facto ihre ANSPRÜCHE mindert. Solange dies bei einer hinreichend großen Zahl von Menschen der Fall ist, wird es keine Schuldenrestrukturierung geben. Regierungen wissen das und müssen nicht belehrt werden.

    Dieses Verhalten der Gläubiger und die Folgen sind systemisch adäquat.

    Gibt es eine realistische Lösung für das Problem, d. h. eine die machbar im Sinne von Akzeptanz aller Betroffenen?

    Ich weiß es nicht, aber wenn es eine gibt, dann m. A. n. nur folgende:

    Die EZB kauft mit Änderung ihrer Satzung oder stiller Duldung von Satzungsübertretungen ALLE Kredite auf:

    Kehraus bei den Zombies, den Unternehmen, Banken und dem Staat.

    Die Ansprüche der Gläubiger sind befriedigt worden. Die Schuldner sind keine Schuldner mehr und der Steuerzahler hat unterm Strich keine großen Verluste erlitten. Ein paar Mrd. Überweisungen der nationalen EZB-Filialen an ihre Staaten sind verschmerzbar.

    Alles in Ordnung?

    Das schon, aber das System ist nicht mehr dasselbe System.

    Jetzt ist ein Elefant im Raum und man weiß nicht, wie sich mit dem die Gesamtwirtschaft entwickelt.

    Bis dahin schließe ich mich dem an, was W. Selig hier sagt und verweise darauf, dass das Problem auch so gelöst werden könnte:

    Die POLITISCHE Bewegung in der Sache, von der er spricht, kann durchaus eine sein, die auf unkonventionelle, ungeordnete und kaum voraussehbare Weise „restrukturiert “– und zwar so, dass weit mehr als die Schulden restrukturiert wird.

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @ Dietmar Tischer

      >Die EZB kauft mit Änderung ihrer Satzung oder stiller Duldung von Satzungsübertretungen ALLE Kredite auf:

      Kehraus bei den Zombies, den Unternehmen, Banken und dem Staat.

      Die Ansprüche der Gläubiger sind befriedigt worden. Die Schuldner sind keine Schuldner mehr und der Steuerzahler hat unterm Strich keine großen Verluste erlitten. Würde die EZB so verfahren, wäre der Wertaufbewahrungscharakter des Euros zerstört.

      = Kreditwürdigkeit von Zentralbanken für Hoffnungsträger wie Friedrich Merz?

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        Sorry, der größte Teil meines posting ist verloren

        2. Versuch

        -Die EZB kauft mit Änderung ihrer Satzung oder stiller Duldung von Satzungsübertretungen ALLE Kredite auf:
        Kehraus bei den Zombies, den Unternehmen, Banken und dem Staat.
        Die Ansprüche der Gläubiger sind befriedigt worden.-

        Schneller kann die Zentralbank den gesamten Markt nicht zerstören, denn kein LebensversicherungsGläubigerRenter könnte sein Vermögen noch gegen Werte eintauschen – wer würde Sachwerte verkaufen? Beleihen vielleicht, in der Erwartung der nächsten Rettungsrunde?

        Weil sie viele Menschen mit dieser Lösung liebäugeln, erinnere ich mich so gerne an den Abend im politischen Club der CSU Landtagsfraktion mit Friedrich Merz, wo er genau diese Frage (ihre Zeilen oben) an Hans Werner Sinn stellte. Sinn war sprachlos, denn die Kosequenzen sind ungeheuerlich…

        Bemerkenswert gab der Sohn von Franz Josef Strauß die Antwort indem er darauf hinwies, dass damit der Wertaufbewahrungscharakter des Euros passé sei. Das war auch das Ende des Abends….

        = Kreditwürdigkeit von Zentralbanken für Hoffnungsträger wie Friedrich Merz?

    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      @ Dietmar Tischer

      „@ M. Stöcker: Wie konnten Sie das nur übersehen – greifen Sie sofort ein. Hier müssen Sie zur Belehrung schreiten, höchste Zeit, dass man auch in Peking das Geldsystem versteht.“

      Ich habe hier nichts übersehen, Herr Tischer. Und wenn dem so gewesen sein sollte: So vermessen bin ich nicht. Es wäre schon viel gewonnen, wenn Sie es nach jahrelanger Diskussion endlich verstehen würden. Noch ist es nicht soweit, wie diese Aussage von Ihnen eindrücklich belegt:

      „Abgesehen davon, ist es m. A. n. abwegig, eine Institution, die quasi kostenlos Geld „drucken“ kann soviel sie will, mit Kreditwürdigkeit in Verbindung zu bringen:“

      Sind Sie jetzt etwa ins Lager der Vulgär-MMTler gewechselt?

      LG Michael Stöcker

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >So vermessen bin ich nicht.>

        Ihre neue Bescheidenheit – dass ich nicht lache.

        >Noch ist es nicht soweit, wie diese Aussage von Ihnen eindrücklich belegt:>

        Es geht nicht darum, wie weit etwas ist, sondern bezogen auf den Artikel darum:

        Gibt es einen Mechanismus, der die Restrukturierung der Schulden ermöglichte, OHNE dass gegen Interessen verstoßen wird, die ihn verhindern würden?

        Ich habe gesagt, dass es ihn gibt und auch die Qualifikation genannt:

        Ändern der Satzung der EZB oder stillschweigende Duldung der Satzungsübertretungen.

        Sie eiern rum statt dazu Stellung zu nehmen.

        Und lassen Sie „Vulgär-MMTler“.

        Was soll das, wenn ich auf eine Möglichkeit verweise, ohne gesagt zu haben, was meine Präferenz ist?

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Ihre neue Bescheidenheit – dass ich nicht lache.“

        Da habe ich doch etwas Gutes erreicht. Es liegt mir viel daran, dass Sie uns hier noch lange erhalten bleiben: https://www.7jahrelaenger.de/humor-lebenserwartung/

        „Es geht nicht darum, wie weit etwas ist, sondern bezogen auf den Artikel darum:“

        Nee, nee, einfach noch mal nachlesen, worum es wirklich in meinem Kommentar ging und nicht „rumeiern“. Dann löst sich auch Ihr Ärger über den Vulgär-MMtler in Luft auf. Ich weiß, dass Sie diese Position nicht vertreten. Aber den logischen Widerspruch, den Sie hier konstruiert haben, den sollten Sie doch schon erkennen.

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        „logischen Widerspruch, den Sie hier konstruiert haben, den sollten Sie doch schon erkennen.>

        Erkenne ich nicht.

        Ich lasse mich gern belehren.

        Also, nicht nur eine Behauptung, sondern der Beweis:

        Aussage a) und Aussage b).

        Dann sehen wir einmal, ob da ein Widerspruch vorliegt oder nicht.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Aussage a):

        „Abgesehen davon, ist es m. A. n. abwegig, eine Institution, die quasi kostenlos Geld „drucken“ kann soviel sie will, mit Kreditwürdigkeit in Verbindung zu bringen:“

        Diese Aussage ist FALSCH.

        Aussage b):

        „@ M. Stöcker: Wie konnten Sie das nur übersehen – greifen Sie sofort ein. Hier müssen Sie zur Belehrung schreiten, höchste Zeit, dass man auch in Peking das Geldsystem versteht.“

        Da bereits Aussage a) falsch ist, muss ich niemanden „belehren“. Ich habe lediglich darauf verwiesen, dass eine Zentralbank sehr wohl ihre Kreditwürdigkeit verlieren kann. Und das geschieht genau dann, wenn sie Ihrer Aussage folgend „quasi kostenlos Geld „drucken“ kann soviel sie will“. Denn das wäre in der Tat Vulgär-MMTismus. Davon abgesehen glaube ich, dass die in Peking das Geldsystem besser verstehen als unsere Tauschökonomen.

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        „Abgesehen davon, ist es m. A. n. abwegig, eine Institution, die quasi kostenlos Geld „drucken“ kann soviel sie will, mit Kreditwürdigkeit in Verbindung zu bringen:“

        Diese Aussage ist FALSCH.>

        Das ist wiederum nur eine Behauptung.

        WARUM ist sie falsch?

        Warum ist Kreditwürdigkeit ein Merkmal für eine Institution wie die EZB?

        Sagen Sie es, am besten mit einem begründenden WEIL-Satz.

        Es geht hier nur um die Funktionalität der EZB im Zusammenhang mit der Restrukturierung von Schulden.

        Dass sie aufgrund ihrer Satzung nicht „Geld drucken kann, soviel sie will“ bzw. es nicht geduldet würde, steht hier nicht zur Debatte.

        Das ist ja klar, habe ich in meinem Beitrag auch gesagt.

        Im Übrigen:

        Der zitierte Satz ist von Dr. Stelter. Er muss in dieser Sache nicht belehrt werden. Aber er hätte m. A. n. den Satz auch nicht schreiben sollen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Berichtigung:

        Der zitierte Satz ist von mir, nicht von Dr. Stelter.

        Ich beziehe mich allerdings auf ihn, weil er geschrieben hat:

        > Die Kreditwürdigkeit der EZB sinkt jeden Tag!>

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        „Das ist wiederum nur eine Behauptung.

        WARUM ist sie falsch?“

        Das fragen Sie allen Ernstes, Herr Tischer?

        Kreditwürdigkeit ist ein fundamentales Merkmal für alle Zentralbanken dieser Welt. Sie wird durch eine verlässliche Geldpolitik in Verbindung mit einer verlässlichen Fiskalpolitik erreicht.

        Letztlich haben Sie aber die richtige Antwort hinterher geschoben, da Sie den Widerspruch in Ihrer Argumentation selber erkannt haben:

        „Dass sie aufgrund ihrer Satzung nicht „Geld drucken kann, soviel sie will“ bzw. es nicht geduldet würde, steht hier nicht zur Debatte.“

        Oh doch, Herr Tischer. Genau das stand hier zur Debatte.

        Hätte die EZB nämlich nicht so viel aufgekauft/gedruckt bzw. aufkaufen/drucken MÜSSEN, dann wäre die Kreditwürdigkeit der EZB auch nicht gesunken und der Euro vermutlich deutlich höher bewertet.

        Merke: Bonitätsnormen gelten nicht nur für Geschäftsbanken, sondern selbstverständlich auch für Zentralbanken. Und diese Bonitätsnormen wurden/werden zusätzlich durch eine verfehlte Austeritätspolitik unterminiert. Die schwarze Null ist der Sargnagel Europas. Warum diese Null auch ansonsten kontraproduktiv ist, dazu können Sie hier mehr vom neuen Wirtschaftsweisen lesen: https://steuermythen.de/mythen/mythos-19/

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Ich dachte mir, dass so etwas kommen würde.

        Aber Sie haben mir wenigstens geantwortet:

        >Kreditwürdigkeit ist ein fundamentales Merkmal für alle Zentralbanken dieser Welt. Sie wird durch eine verlässliche Geldpolitik in Verbindung mit einer verlässlichen Fiskalpolitik erreicht.>

        WESSEN Kreditwürdigkeit ist hier noch offen.

        Hier nicht mehr:

        >Hätte die EZB nämlich nicht so viel aufgekauft/gedruckt bzw. aufkaufen/drucken MÜSSEN, dann wäre die Kreditwürdigkeit der EZB auch nicht gesunken und der Euro vermutlich deutlich höher bewertet.>

        Sie wiederholen hier nur, was Dr. Stelter gesagt hat.

        WAS ist es, das bei der EZB gesunken ist und Kreditwürdigkeit genannt werden kann?

        Ein zu tiefer Euro?

        Der hat ganz gewiss etwas mit der EZB zu tun.

        Aber offensichtlich hat er nichts mit der Kreditwürdigkeit der EZB zu tun, da Sie ja auch nicht schreiben, dass die angeblich gesunkene Kreditwürdigkeit DURCH den gesunkenen Euro entstanden sei.

        Kurzum:

        Sie liefern nicht.

        Im Rahmen der Diskussion habe ich recht, weil nicht widerlegt ist, dass die EZB das Restrukturierungsproblem aufgrund ihrer Funktionalität lösen könnte, ohne dass die Interessen der Gläubiger dagegenstünden.

        >Merke: Bonitätsnormen gelten nicht nur für Geschäftsbanken, sondern selbstverständlich auch für Zentralbanken.>

        Merke:

        Noch NIE hat eine Ratingagentur die Bonität einer Zentralbank bewertet.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Sie wiederholen hier nur, was Dr. Stelter gesagt hat.“

        So ist es. Es ist die Aussage, die Sie hier bezweifelt haben. Ich halte sie für korrekt und habe mir von daher erlaubt, sie zu wiederholen.

        „Aber offensichtlich hat er nichts mit der Kreditwürdigkeit der EZB zu tun, da Sie ja auch nicht schreiben, dass die angeblich gesunkene Kreditwürdigkeit DURCH den gesunkenen Euro entstanden sei.“

        So ist es, Herr Tischer. Ich habe exakt anders herum argumentiert. WEIL die Kreditwürdigkeit der EZB wegen der massiven Ankäufe sowie der Austeritätspolitik gesunken ist, ist in FOLGE der Wechselkurs nach unten abgerutscht.

        „Merke:

        Noch NIE hat eine Ratingagentur die Bonität einer Zentralbank bewertet“

        Merke:

        Auch wenn die Bonität einer Zentralbank noch nie von einer „Rate-Agentur“ bewertet wurde, so werden alle Zentralbanken sehr wohl tagtäglich durch die Märkte „bewertet“. Das TÄGLICHE (sic!) Handelsvolumen liegt über 5 Billionen Dollar. Das jährliche BIP von Deutschland liegt bei ca. 3,7 Billionen Dollar.

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >„Sie wiederholen hier nur, was Dr. Stelter gesagt hat.“

        So ist es. Es ist die Aussage, die Sie hier bezweifelt haben. Ich halte sie für korrekt und habe mir von daher erlaubt, sie zu wiederholen.>

        Wiederholungen bringen Sie keinen Schritt weiter.

        Ich warte immer noch auf eine Darlegung, WARUM meine Auffassung falsch sein soll.

        Sie werden es nicht glauben, aber ich lerne trotzdem dazu:

        Ich ahne jetzt zumindest was der Unterschied zwischen bewerten und „bewerten“ ist.

        Und was besagt das tägliche Handelsvolumen?

        Ich WEISS nur, dass es nichts mit der Kreditwürdigkeit der Zentralbanken zu tun hat.

        Tipp:

        Erfinden Sie eine neue Bedeutung von „Kreditwürdigkeit“, um sich zu retten.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Wiederholungen bringen Sie keinen Schritt weiter.“

        Aber Sie ja vielleicht. Ich bin in diesem Punkt schon am Ziel angelangt und möchte nicht drüber hinausschießen.

        „Ich warte immer noch auf eine Darlegung, WARUM meine Auffassung falsch sein soll.“

        Nicht warten: LESEN! Dann kommt vielleicht auch irgendwann dass Verständnis.

        „Und was besagt das tägliche Handelsvolumen?

        Ich WEISS nur, dass es nichts mit der Kreditwürdigkeit der Zentralbanken zu tun hat.“

        Das Volumen nicht, aber die Kurse, die sich bei einem derartig hohen Volumen am Markt bilden. Dabei kann es selbstverständlich immer wieder zum Overshooting kommen (Rudi Dornbusch).

        „Erfinden Sie eine neue Bedeutung von „Kreditwürdigkeit“, um sich zu retten.“

        Ich „rette“ mich dann doch lieber ins Wochenende. Und Sie können derweil unsere Diskussion/Argumente noch einmal in aller Ruhe Revue passieren lassen. Etwas weniger „Erfindungsreichtum“ könnte bei der Verständnissuche durchaus hilfreich sein.

        LG Michael Stöcker

  3. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Die Debatte ist theoretisch richtig, vergisst aber den “blame game-Faktor” wie beim Brexit. Natürlich wird kein einziger Politiker in den Gläubigerländern einen Schuldenverzicht fordern können, ohne abgestraft zu werden. Der Überbringer der schlechten Nachricht wird bestraft, das ist seit dem Alten Testament ein Naturgesetz. Eine offene Debatte über eine Schuldenrestruturierung wird eine Kapitalflucht schon ausgelöst haben, bevor sie richtig begonnen hat. Also wird sie immer erst nach Eintritt des Zahlungsverzugs geführt werden und damit natürlich zu spät.

    Nur wenn der Leidensdruck der Wähler eines Landes hoch genug ist, einen Euroaustritt des eigenen Landes durchzusetzen (egal ob bei einem der Gläubiger oder der Schuldner), kommt politisch Bewegung in die Sache. Vorher nicht. Und daher bleibt das japanische Dauerszenario der Notenbankfinanzierung als eine Option langfristig auf dem Tisch. Nichts gegen Herrn Pettis, aber seine Ideen sind realpolitisches Wunschdenken. Denn Voraussetzung wäre, dass alle Interessengruppen erst einmal innerlich akzeptiert hätten, dass sie verzichten müssen, aber wie bei jedem Gefangenendilemma nicht als erster davon sprechen können.

    Aber alleine schon von der Einsicht sind wir in Breite der Bevölkerung in Europa außerhalb solcher winziger Zirkel wie hier auf bto unfasstbar weit entfernt. Vielleicht sieht das in fünf oder zehn Jahren anders aus. Glaube ich nicht. Dazu müsste Herr. Dr. Stelter um 20.00 Uhr in der Tagesschau als Thema 1 interviewt werden und nicht um 22.15 von wenigen Leuten auf phoenix in einer Gruppendiskussion mit Journalisten gesehen werden. Solange das nicht der Fall ist, bleibt es m.E. bei Gedankenspielen. In seinem Gastland VR China mag das anders sein, aber da reden wir auch nicht von einer Demokratie im westlichen Sinne und auch nicht von völliger Freiheit des Kapitalverkehrs.

    Antworten
    • Frank Präuner
      Frank Präuner sagte:

      Sehr geehrter Herr Stöcker,

      selbst wenn ich annehmen würde, daß ich ihre hervorragenden theoretischen Einlassungen aus dem Jahre 2017 (Herr Dr. Stelter stimmt dem ja größtenteils zu) zustimmen könnte, würde ich trotzdem sagen, dass die dazu notwendige Steuerung durch den Staat in der Realität nie funktionieren kann. Keynes lässt Grüßen!

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Sehr geehrter Herr Präuner,

        ja, Herr Dr. Stelter und ich sind uns in sehr vielen Punkten einig; auch dann, wenn dies auf den ersten Blick nicht immer so für alle scheinen mag. Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Gewichtungen im Detail.

        „würde ich trotzdem sagen, dass die dazu notwendige Steuerung durch den Staat in der Realität nie funktionieren kann.“

        Da Sie den Konjunktiv verwenden, scheinen Sie sich aber doch nicht ganz sicher zu sein. Oder wollten Sie mit der Verwendung des Konditionalis lediglich Ihre persönliche Meinung zum Ausdruck bringen?

        „Keynes lässt Grüßen!“

        Meinen Sie wirklich Keynes oder doch die Vulgärkeynesianer? http://www.wirtschaftswurm.net/2013/warum-ich-keynesianer-hasse/

      • Frank Präuner
        Frank Präuner sagte:

        Sehr geehrter Herr Stöcker,

        “Da Sie den Konjunktiv verwenden, scheinen Sie sich aber doch nicht ganz sicher zu sein. Oder wollten Sie mit der Verwendung des Konditionalis lediglich Ihre persönliche Meinung zum Ausdruck bringen?”

        Sehr geehrter Herr Stöcker, ich bin absoluter Vertreter des Fallibilismus und schon aufgrund meiner Arbeit sollte man sich nie sicher sein. Das wäre in meinem Beruf tödlich!

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