Vorbereitung ange­bracht: Szenario Strom­ausfall

O. k., es klingt unnötig und populistisch. Dennoch denke ich, dass wir uns angesichts der Entwicklungen darauf einstellen müssen, dass es in Zukunft zu mehr Stromausfällen kommt. Immerhin warnen Branchengrößen davor:

welt.de: „Die Gefahr eines Blackouts ist da“, 9. März 2020

Im Interview sagt der Uniper-Chef unter anderem:

  • “Es ist zwar kein Problem, 20 oder 30 Prozent erneuerbare Energien einzuspeisen. Wenn der Anteil von Solar und Wind aber deutlich über 40, 50 oder 60 Prozent steigt, wird es ohne eine solide Rückendeckung durch fossile Reservekraftwerke nicht mehr gehen. Das hat man kürzlich in Großbritannien gesehen. Der große Blackout im August vergangenen Jahres geschah an einem Tag, an dem fast 65 Prozent Windenergie im System waren. Die britische Regierung hat daraus Lehren gezogen und eine Ausschreibung für Kraftwerkskapazitäten gemacht, die als Momentanreserve einspringen können, um die Netze zu stabilisieren. (…) Ein vergleichbares Beschaffungssystem für Reserveleistung brauchen wir eigentlich auch in Deutschland.” – bto: Allerdings sagt er davor: “Erschwerend kommt hinzu, dass die Rahmenbedingungen für den Bau neuer Kraftwerke in Deutschland nicht gegeben sind.” Womit alles gesagt ist. Wir schalten ab und leben von Luft und Liebe und wärmen uns gegenseitig.
  • Auf die Frage nach der Lösung mit “genügend großen Stromspeichern” sagt er: “Zur Frequenzhaltung im Netz braucht man die sogenannten rotierenden Massen großer Stromgeneratoren. Das sind Hunderte Tonnen Gewicht, deren Schwung ausreicht, nach dem Ausfall eines Kraftwerks noch eine Weile weiterzulaufen. Das stabilisiert in den ersten Millisekunden und Sekunden nach dem Kraftwerksausfall noch das Netz. Diesen Beitrag großer Kraftwerke zur Netzstabilisierung hatte man früher ganz selbstverständlich hingenommen. Bei Windkraft und auch bei Solar gibt es keine großen Aggregate mehr, die eine solche kinetische Energie mitbringen. Wenn jetzt ein Kraftwerk vom Netz geht, bricht die Frequenz relativ schnell ein.” – bto: Ich wusste das noch nicht, leuchtet mir aber ein. Wo ist das Handeln der deutschen Politik?
  • “Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten drei Jahren eine Lücke von mehr als sieben Gigawatt an sicherer Erzeugungskapazität in Deutschland haben können, um die Spitzenlast zu decken. Es wird also die Kapazität von mindestens sieben Großkraftwerken fehlen. Ich halte das für bedenklich. Wir haben ja in den USA oder zuletzt in Großbritannien gerade erst gesehen, dass die Gefahr eines Blackouts zumindest mal da ist.” – bto: Und genau das müssen wir verhindern. Wenn wir erst mal flächendeckend Stromausfälle haben, dann dürfte die Stimmung massiv kippen. Oder auch nicht. Ich bin vermutlich zu naiv. Die Bürger werden die Grünen noch mehr wählen, denn es ist ja Versagen der Wirtschaft … Oh, man.
  • “Einen Blackout kann sich bei uns in Deutschland keiner mehr vorstellen. Ich habe lange genug in den USA gelebt und weiß, was zwei Wochen Blackout bedeuten. Im Winter in Chicago könnte das durchaus tödlich sein bei minus 20 Grad. Aber auch im Sommer zwei Wochen lang Stromausfall ohne Ampeln und ohne den Kühlschrank.” – bto: Das sind absolute Horrorszenarien. Ich erinnere daran, dass in Belgien auch die Gefahr bestand – in einem dunklen, windstillen Winter.

Deshalb: vorbereiten. Und das geht so:

  • “Man sollte unbedingt Taschenlampen, Kerzen und Feuerzeuge in der Wohnung haben, ebenso ein batteriebetriebenes Radio und genügend Ersatzbatterien. Und man muss wissen, wo diese Dinge im Ernstfall griffbereit sind (…) Auch ein Smartphone und eine aufgeladene Powerbank sind wichtig – nicht zuletzt, um den Stromanbieter über die Netzstörung zu informieren. Dessen Hotline und andere wichtige Notfallnummern sollte man gespeichert haben.” – bto: Telefonieren kann man bei dem totalen Blackout sowieso nicht.
  • Wir halten eine längere Störung der Energieversorgung grundsätzlich für plausibel’, sagt Katastrophenschutz-Expertin Höller. In diesem Fall würden in Häusern und Wohnungen alle elektrisch betriebenen Geräte wie Lampen, Heizung, Kühlschrank und Kommunikationsgeräte dauerhaft ausfallen.” – bto: Deshalb braucht man auch Decken.
  • “Ein längerer und großflächiger Stromausfall hätte auch gravierende Folgen für die Infrastruktur: ‘Ampeln und Straßenbahnen funktionieren dann nicht, auch wird man nicht wie gewohnt einkaufen können. – Denn so ein Ausfall legt schließlich auch Bankautomaten und Supermarktkassen lahm. ‘Daher sollten Haushalte darauf vorbereitet sein, bis zu zehn Tage lang ohne fremde Hilfe auszukommen’, sagt Höller. Das BBK empfiehlt einen ausreichend großen Vorrat an haltbaren Lebensmitteln, Getränken sowie Hygiene- und Gebrauchsgegenständen, ebenso genügend Bargeld. Je nach Lebenssituation sollten auch genug Babynahrung, dringend benötigte Medikamente und Futter für die Haustiere sicher gelagert sein. Gerade im Winter dürfen auch warme Kleidung und ausreichend Decken nicht fehlen, da mit dem Strom auch die Heizung ausfällt.” – bto: Bereiten wir uns darauf vor.

n-tv.de: “Gut gerüstet für den Stromausfall”, 9. November 2020