Vor allem die Hoch­quali­fizierten kehren Deutsch­land den Rücken

Gestern habe ich einen Blick auf die Qualifikation der nachwachsenden Generation geworfen: die fatalen Folgen von Absenkung der Bildungsstandards in Kombination mit einer verfehlten Migrations- und Integrationspolitik.

Doch damit nicht genug. Deutschland verliert seit Jahren Bewohner. Vor allem die Hochqualifizierten kehren Deutschland den Rücken, wie die WELT titelt:

  • Laut dem aktuellen Migrationsbericht der Bundesregierung haben im vergangenen Jahr rund 58.000 mehr deutsche Staatsbürger das Land dauerhaft verlassen, als zugezogen sind. Dieser sogenannte Wanderungssaldo ergibt sich, wenn man die dauerhaften Fortzüge (270.294) von den Zuzügen (212.669) abzieht. Schon seit 2005 zeigen die Daten des Statistischen Bundesamtes, auf das sich die Bundesregierung in ihrem Migrationsbericht bezieht, einen negativen Saldo: Es wandern also demnach jährlich mehr Bundesbürger ab, als ins Land ziehen.“ – bto: Immer wieder habe ich gefordert, diesen Aspekt ernst zu nehmen und an den Rahmenbedingungen zu arbeiten, dass mehr Menschen in Deutschland bleiben.
  • Im aktuellen Migrationsbericht heißt es zu dieser statistischen Besonderheit: ‘Unter Herausrechnung der im vertriebenenrechtlichen Verfahren aufgenommenen Personen, die in der Zuzugsstatistik als Zuzüge von Deutschen registriert werden, ist der Wanderungssaldo deutscher Staatsangehörigen bereits seit den 1980er-Jahren negativ. Unter Berücksichtigung der Spätaussiedlerzuzüge gestaltete sich der Wanderungssaldo hingegen bis zum Jahr 2004 positiv.’“ – bto: Es waren also die Spätaussiedler, die die Zahlen verbessert haben. Wir haben seit über dreißig Jahren eine Abwanderung hier geborener Deutscher und – so meine starke Vermutung – einen Brain-Drain.
  • In den vier Jahren bis Ende 2019 zogen zusammengerechnet 335.787 Bundesbürger mehr fort als zu (1.062.737 Abwanderungen und 726.950 Zuwanderungen). Der Anstieg hängt allerdings stark mit einer Änderung der Erhebungsweise des Statistischen Bundesamtes zusammen: Bis 2015 wurden nur jene Personen als Abwanderer gezählt, die sich von einer neuen Adresse im Ausland hierzulande abmeldeten. (…) Seitdem gehen Statistiker davon aus, dass Personen, die sich hier ab-, aber nirgends sonst in Deutschland wieder anmeldeten, ins Ausland verzogen sind. Weil es unwahrscheinlich ist, dass Deutsche nach einem Umzug innerhalb des Bundesgebietes sich in großer Zahl nicht am neuen Wohnort anmelden, wird die neue Erhebungsweise auch vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung als zuverlässiger betrachtet.“ – bto: Übersetzt – vermutlich sind auch schon in den Vorjahren mehr Menschen ausgewandert.
  • Dem Wanderungsverlust von 336.000 Deutschen in den vergangenen vier Jahren und den mehr als 3,6 Millionen gestorbenen Staatsbürgern standen nur 2,4 Millionen Geburten von Müttern mit deutscher Staatsbürgerschaft gegenüber. Deutschland verliert also jährlich einige Hunderttausend Bürger durch Sterbeüberschuss und Abwanderung. Dies wird allerdings durch eine starke Zuwanderung mehr als ausgeglichen. Laut dem Migrationsbericht lag der Wanderungsüberschuss von Nichtdeutschen 2019 bei 385.000 (1,3 Millionen Zu- und 960.000 Abwanderungen). Im Jahr zuvor lag der Überschuss noch deutlich höher, nämlich bei 460.000.“ – bto: Da würden dann die Politiker sagen: “Passt doch.” Wir werden multikultureller, bunter – alles gut. Das Problem ist nur, wie gestern diskutiert, dass wir uns bildungsmäßig eher verschlechtern und sich dies durch das Bildungssystem nicht korrigieren lässt, selbst wenn es besser wäre.
  • „(…) zur Zusammensetzung der Zuwanderergruppen macht der Migrationsbericht Aussagen, demnach entfiel 2019 etwa ein Drittel des Wanderungssaldos auf Bürger anderer EU-Staaten (113.000), ein weiteres Drittel auf die humanitäre Zuwanderung (126.000) und das übrige Drittel auf Nicht-EU-Bürger, die mit Arbeits-, Familiennachzugs- oder anderen Visa zuwanderten. Die Nationalitäten mit dem größten Wanderungssaldo waren 2019 Rumänien (40.000), Syrien (24.000), die Türkei (21.000), Indien und Bulgarien (je 20.000).“ – bto: Wir wissen aus PISA-Studien, dass das Leistungsniveau in diesen Ländern deutlich unter dem hiesigen liegt. Die indischen Zuwanderer können die Ausnahme sein, weil hier traditionell viele IT-Fachkräfte herkommen. Man muss also nicht groß rechnen, um zu sehen, dass hier eine Abnahme der Qualifikation stattfindet, was wir uns als alternde Industriegesellschaft keinesfalls nicht leisten können.
  • Bezüglich des Qualifikationsniveaus der fortziehenden Deutschen stellte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung im vergangenen Jahr Studienergebnisse vor. Demzufolge hatten etwa drei Viertel der Befragten Abwanderer einen Hochschulabschluss – in der Bevölkerung sind das nur gut ein Viertel. So finden sich unter den Auswanderern überproportional viele mit einem Master- oder Doktortitel, während Menschen mit einem gymnasialen oder niedrigeren Schulabschluss unterrepräsentiert sind. (Außerdem waren sie) überwiegend jung. Im Schnitt sind sie 37 Jahre alt und damit rund zehn Jahre jünger als die Gesamtbevölkerung.“ – bto: Das ist ein Brain-Drain der Extraklasse und es ist eine Schande, dass dies nicht zu einem Top-Thema der Politik wird.

Man kann nur zu dem Schluss kommen, dass wir die Grundlagen unseres Wohlstands in enormer Geschwindigkeit ruinieren.

welt.de (Anmeldung erforderlich): „Vor allem die Hochqualifizierten kehren Deutschland den Rücken“, 7. Dezember 2020