Vielleicht können wir uns auf den nächsten Bail-out nicht verlassen?

Die Grundannahme in den Finanzmärkten ist geprägt von den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte: zum einen die Erfahrung, dass die Zinsen im Trend sinken, zum anderen die davon nicht unabhängige Annahme, dass die Notenbanken auf jede Krise mit weiteren Zinssenkungen und Interventionen reagieren werden. Der frühere „Greenspan-Put“ ist schon lange zu einem Notenbanken-Put geworden. Die Frage ist allerdings, ob man sich wirklich darauf verlassen kann. Es könnte umgekehrt auch sein, dass es politisch nicht mehr akzeptabel ist, in diesem Umfang zu intervenieren. Dies auch eine Überlegung in einem Kommentar, der in der FINANCIAL TIMES erschien:

  • “Will the dysfunction in the US political system keep the federal government or the Federal Reserve from making emergency fixes in the next financial crisis? Before the 2008 crisis, that would not have been a serious question. Now it is. Bailouts, which are done for the benefit of distant, rich and privileged people, are bad.” – bto: das gilt vor allem, wenn die Begünstigen im Ausland sitzen!
  • “The 1987 crash is probably a better precedent than the 2008 crisis for the financial tail risks we face today. At the time, the US was only in the middle of a growth stage, though we did not know that. When US stock indices and the associated futures and options fell more than 20 per cent on October 19 1987, a lot of people believed it was the beginning of another depression. That did not happen.”  bto: was sicherlich mit der Reaktion der Notenbank damals zu tun hat. Der Hinweis auf das gute wirtschaftliche Umfeld zeigt aber auch, dass es unter Umständen ohnehin keine realwirtschaftlichen Konsequenzen gegeben hätte.
  • “Decades later, after all the magnetic recording tapes and typed minutes of then-secret meetings have been examined, that outcome appears less preordained than it did in, say, 1989. The interventions by the Fed and banks such as the late Continental Illinois may have been critically important in ensuring that seize-ups in the liquidity of the financial markets did not cause a sharp contraction in the economy.”  bto: also doch das Verhindern einer Abwärtsspirale wie in den 1930ern.
  • “The 1987 crash was apparently the result of an array of magic-box investment strategies running into unforeseen political risks. The magic boxes were devised not so much to reap outsized speculative profits, but to limit losses and transaction costs in a risk-modelled and automated manner. (…) To limit market risk, portfolio insurance users would buy index futures in a rising market and sell them in a falling market. What might arguably have been a clever strategy when executed by a few market participants became a systemic disaster when adopted by many. Shares and futures prices chased each other down so rapidly that true price discovery was lost.”  bto:  Nun sage keiner, dass wir heute nicht im gleichen Stil agieren, nur um Potenzen aggressiver und zu Spekulations- nicht Absicherungszwecken.
  • Today “we have risk parity, volatility targeting and leveraged ETFs, along with the traditional sort of trend-following commodity-trading advisers. (…) There is another component to a prospective giant flash crash today: retail and small institutional investors who believe their index ETFs or large-cap stocks can be sold instantaneously at the push of a customer’s virtual button on their laptop. In effect, many, many people believe they have a free out of the money option to put their equities to the market when they get fretful”. bto: Das habe ich ja mehrfach thematisiert. Es ist eine Liquiditätsillusion, die bitter enttäuscht werden wird und den möglichen Crash verstärkt.
  • “In a future crisis, clearinghouses are more likely to be the centre of financial stress. Some counterparties may have difficulty coming up with ready cash or collateral such as Treasury securities. The latter are likely to be in shorter supply. Anyway, there will be very low prices, then a Fed bailout, or, at the very worst, the hasty, no-Congressional-action-required takeover of a clearinghouse by the US government.”  bto: was aber immer erst passieren kann, nachdem die Preise stark gefallen und die Panik entsprechend groß ist.
  • “Then a lot of securities prices would bounce back, and some people would make money. But who would get the political profit? The leftwing policy tribe wants the system to keep working, but will demand their pound of intrusive regulatory intervention. Democratic party politicians will campaign for more control over credit and capital allocation.” bto: Die Systemfrage müsste und würde zurechtgestellt werden, vermutlich jedoch mit der falschen Antwort. Wir brauchen ja keinen Sozialismus, sondern eine Neuordnung des Geldwesens.
  • “The rightwing, or, as they would call themselves, economic nationalists, are, in a way, more problematic for Wall Street. When posed with a crash scenario, one of them said, Do you want me to go all Old Testament on you? They do not have a ready plan to oppose a bailout, but they will make the most of the political backlash. Some leftwingers and nationalists use the same phrase: economic hate crimes. That does not sound like the gratitude showering Alan Greenspan, chairman of the Fed at the time, after the 1987 bailout.”  bto: und damit das ernsthafte Risiko, dass nichts getan wird oder erst verspätet. Das wäre das Ende des Zyklus aus immer größeren Notenbankinterventionen und damit in der Tat der große Crash. Nicht undenkbar, jedoch noch unwahrscheinlich.

→ FINANCIAL TIMES (Anmeldung erforderlich): “‘Economic hate crimes’ will dog next US bailout”, 13. Oktober 2017

Kommentare (11) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Michael
    Michael sagte:

    Was mich an dieser gesamten Situation am meisten stört, ist unsere total unfähige politische Klasse, die es ein ums andere Mal nur fertig bringt, das Schlechteste für uns heraus zu holen.

    Eine verantwortungsvolle Regierung würde jetzt:

    + Die Verschuldung hochfahren und damit
    + Gold, Silber und andere lagerbare Rohstoffe kaufen (wir Russland und China ist schon seit Jahren tun)
    + Anteile an weltweiten soliden Unternehmen erwerben (Apple, Roche…), so wie es die Schweizer Nationalbank oder der norwegische Ölfonds schon seit Jahren tun
    + Weltweit in Immobilien an den top Standorten investieren (New York , London, Singapur, Peking…), so wie es die Ölfonds aus dem mittleren Osten oder Norwegen schon seit Jahren machen
    + Massiv Investitionen in Infrastruktur, Rüstung, Bildung und Forschung Entwicklung tätigen
    + Target 2 Salden auf null herunter bringen oder negativ werden lassen
    + Verbindlichkeiten von Griechenland, Italien, Spanien und so weiter in Schuldverschreibungen mit Sachwerten (Gold, Land, Infrastruktur) umtauschen

    Jede Regierung, die das nicht macht, verrät die Steuerzahler und die gesamte arbeitende Bevölkerung ein weiteres Mal auf perfide Art und Weise.

    Antworten
  2. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    BTO: „wir brauchen ja keinen Sozialismus, sondern eine Neuordnung des Geldwesens.“
    Meine Zustimmung, was das Thema Sozialismus betrifft, aber würde die Neuordnung des Geldwesens nach dem Crash wirklich reichen, um endgültig Ruhe reinzubekommen? Ich habe meine Zweifel. Das Geldwesen ist ja in Schwierigkeiten, weil man mit den ordnungspolitisch angemessenen Mitteln wie Steuern, Insolvenzen und Verhaltensänderungen politisch nicht mehr weiter gekommen ist. Ich behaupte, das wichtigere wäre ein gesellschaftlicher Kulturwandel in vielen Ländern. Angefangen bei der Rolle von Parteispenden in den USA über das Bevölkerungswachstum in vielen Entwicklungsländern bis zur wirtschaftlichen Bildung breiter deutscher Bevölkerungsgruppen – um nur einige wenige Aspekte zu nennen – werden Draghi und Konsorten nur auf unangemessene Geldpolitik verzichten können, wenn die dahinter stehenden Volkswirtschaften endlich die Kurve kriegen. Und darum behaupte ich mal ganz einfach in den Raum hinein: wenn die öffentlichen Schulen in den USA in großer Breite hohe Qualität erreichen und die Löhne der dortigen Spitzensportler auf Normalmaß gefallen sind, weil die Leute wieder andere Ziele haben als Superstar zu werden oder diesen nachzueifern, muss sich auch keiner mehr um die FED kümmern. Dann kommt die geldpolitische Ruhe von ganz alleine. Aber das bedeutet beispielsweise zahlreiche staatlich oder per Spenden finanzierte technische Ausbildungsstätten auf der einen Seite und viele ehrgeizige leistungsbereite und- fähige junge Menschen auf der anderen bei gleichzeitiger Reduzierung unnötigen Konsums. Wie etwa in Singapur in den letzten 50 Jahren. Nur leider ist das aktuell völlig unrealistisch…

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      >Das Geldwesen ist ja in Schwierigkeiten, weil man mit den ordnungspolitisch angemessenen Mitteln wie Steuern, Insolvenzen und Verhaltensänderungen politisch nicht mehr weiter gekommen ist>

      Herr Selig, besser kann man es nicht sagen.

      Sie bringen es GENAU auf den Punkt, weil Sie den URSÄCHLICHEN Bezug für die Malaise benennen:

      Wir organisieren unser Leben so, dass wir uns bis auf weiteres nur noch mit einem manipulierten Geldwesen über die Runde retten können.

      Genauer:

      Wir lassen uns von den Verhältnissen – Eigentumserwerb, Wohlstandsmehrung, Rendite, Schulden und Schuldendienst als Mittel der Eigentumsmehrung etc. – derart TREIBEN, dass wir uns einem maninpulierten Geldwesen AUSLIEFERN MÜSSEN, um den selbst geschaffenem Gestaltungsmechanismus unseres Lebens nicht aufzugeben.

      Und wir werden uns mit neuen Varianten eines maninpulierten Geldwesens, zuerst vermutlich Helikoptergeld, später der Abschaffung des Bargelds für finanzielle Repression VERMEHRT und NACHHALTIG so treiben lassen.

      Der Grund ist einsichtig:

      Würden wir nicht auf diese Weise Nachfrage ERZWINGEN, stürzte das System ab mit der Folge, dass wir uns eingestehen müssten, auf dem falschen Weg gewesen zu sein.

      Auch hier genauer:

      Wir müssten uns eingestehen, dass wir einen Weg gegangen sind, der zwar sehr erfolgreich war, wir ihn aber zu weit und zu schnell gegangen sind mit Blick auf unser Leistungsvermögen, d. h. letztlich die Systemstabilität.

      Da wir uns das nicht eingestehen, aber natürlich mit dem Problem konfrontiert werden, versuchen wir durch Institutionen (Notenbanken) und den Staat (Regulierung) symptomatische Fehler zu beheben statt die Ursachen zu beseitigen – bei uns, mit unserer Lebensweise.

      Antworten
      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        Ich gehe noch weiter und setze einen ungewöhnlichen link für diesen blog:
        https://de.wikipedia.org/wiki/Politisches_System
        Es lässt sich alles auf Aristoteles zurückführen. Es gibt die am Gemeinwohl orientierte Herrschaftsform der Vielen, was wir als “Demokratie” bezeichnen und er noch als “Politie”. Die hatten wir m.E. bis 2008. Und dann gibt es eine Mischung, die wir heute m.E. haben, nämlich erstens eine kleine Ochlokratie, bei der die Bürger nur noch an ihrem Eigennutz orientiert sind. Und zweitens auf der anderen Seite haben wir durch die Machterweiterung von der Geld- auf die Finanzpolitik an die demokratisch nicht legitimierte EZB die Frage, ob es sich dabei noch um eine am Gemeinwohl orientierte große Aristrokratie (nicht im Sinne von Erbadel, sondern geldpolitischer “Adel”!) handelt oder schon um die am Eigennutz orientierte “Oligarchie”. Ich behaupte mal, wir sind gerade am Scheideweg von der relativ kleinen Ochlokratie zur großen geldpolitischen Aristokratie, da unsere demokratischen Systeme in den Industriestaaten nicht mehr vernünftig funktionieren. Die Reformunfähigkeit von Deutschland, Frankreich und Italien in wirklichen Grundsatzfragen zeigt das für mich. Die große Gefahr ist, dass wir von der geldpolitischen Aristokratie der großen Notenbanken zur eigennützigen Oligarchie wechseln. Ich muss hier keine Staaten benennen, die so etwas haben. Manche mögen behaupten, das haben wir bei uns schon. So weit würde ich noch nicht gehen, da ich glaube, dass z.B. die EZB-Führung ehrlich versucht, einen Tiger zu reiten, ohne sich selbst zu bereichern. ABER – wie es mal woanders formuliert wurde (nicht von mir): “Macht korrumpiert. Absolute Macht korrumpiert absolut.” Ich habe Angst vor den Notenbankern in 20 Jahren, wenn es so weiter geht, denn deren Herrschaftsgewalt kann noch ganz andere Züge annehmen als wir uns heute auch nur vorstellen können.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        „Es lässt sich alles auf Aristoteles zurückführen.“

        Alles natürlich nicht, aber sehr sehr vieles. Insbesondere auch die Sache mit dem Geld (Stichwort Chrematistik, die sich nicht nur, aber insbesondere in kreditfinanzierten Aktienrückkäufen in der heutigen Zeit manifestiert).

        „Ich behaupte mal, wir sind gerade am Scheideweg von der relativ kleinen Ochlokratie zur großen geldpolitischen Aristokratie, da unsere demokratischen Systeme in den Industriestaaten nicht mehr vernünftig funktionieren.“

        Zu einer sehr ähnlichen Schlussfolgerung bin ich in meinem Essay zur monetären Krise des Kapitalismus gekommen:

        „Tatsächlich ist insbesondere damit auch die EZB zu einer Macht im Staate mutiert, die ihr in einem demokratischen Gemeinwesen eigentlich gar nicht zusteht. Für den Mainstream sind sie zugleich die neuen Rockstars. Tatsächlich haben sie sich aber zu den Feudalherren des 21. Jahrhunderts aufgeschwungen. Während in früheren Zeiten das Münzregal beim König lag, so liegt dies heute letztlich bei einer nicht demokratisch legitimierten Institution, die nach Interessenlage der 1 % die Zentralbanken als Müllhalde nutzen und jeden noch so unanständigen Deal über ihre Bilanz monetisieren.“ https://zinsfehler.files.wordpress.com/2016/01/die-monetaere-krise-des-kapitalismus.pdf (Seite 12).

        LG Michael Stöcker

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        „Ich habe Angst vor den Notenbankern in 20 Jahren, wenn es so weiter geht, denn deren Herrschaftsgewalt kann noch ganz andere Züge annehmen als wir uns heute auch nur vorstellen können.“

        Ich habe viel mehr Angst vor der Politik, die sich vom Washington Consensus und der MPS-Rhetorik hat einlullen lassen. Sehr schön dargelegt für eine breitere Öffentlichkeit durch Die Anstalt. Hier noch einmal der Link zur Sendung: https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-7-november-2017-100.html.

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Wolfgang Selig + Michael Stöcker

        Ich ziehe die Linien etwas anders.

        Zum einen sehe ich eine komplexe Welt, die uns als Individuen überfordert. Daher Regulierung wie beispielsweise im Lebens- und Arzneimittelbereich, der wir uns unterordnen müssen, um einigermaßen effizient und sicher den dann noch verbleibenden Gestaltungsraum ausschöpfen zu können.

        Zum anderen werden wir von einer quasi ununterbrochen auf uns einwirkenden Welle von Reizen überflutet, die uns fortwährend konditionieren im Sinne für mehr Wohlstand durch cleveres Entscheiden und Konsumieren. Im Rahmen von gesellschaftlich anerkannten Erfolgsmechanismen und Akzeptanzkriterien bestimmen sie uns verhaltens- und handlungsrelevant.

        Grob gesagt: So leben wir „strukturell“ im Kapitalismus.

        Daraus resultiert das verbreitete Verhalten, die Politik als Tausch bzw. Handel zu betrachten:

        Mein Kreuz in der Wahlkabine gegen dein Versprechen, mir x zu liefern.

        Bei diesem Verständnis von und Verhältnis zu Politik geht das Gemeinwohl als zu gestaltende BEDINGUNG für meine Lebensgestaltung unter, d. h. der originäre demokratische Gestaltungsauftrag versandet. Und die unter Lieferzwang stehende Politik kann ihn nicht erfüllen, selbst wenn sie einen Bedarf dafür erkennt.

        Daraus resultieren gravierende Defizite, die das System destabilisieren können, vor allem bezüglich ökonomischer Determinanten.

        Da man es aber um nahezu jeden Preis stabilisieren muss, um das Enttäuschungspotenzial nicht hochkochen zu lassen, müssen demokratisch nicht hinreichend oder einsehbar legitimierte Institutionen wie die EZB mit der ihnen möglichen Funktionalität virulent werdende Defizite kompensieren – und das mitunter über ihren eigentlichen Auftrag hinaus.

        Entlang diesem Verständnismuster sehe ich viele der uns sehr betreffenden Entwicklungen.

        Dabei werden z. B. Eliten und Interessenunterschiede nicht ausgeblendet, treten aber bei diesem strukturellen Erklärungsansatz naturgemäß in den Hintergrund.

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Wenn, ja WENN …

      Hier die ÄNDERUNG der Ankaufspolitik der EZB im Rahmen ihres QE und wie das den italienischen Staat betrifft :

      https://www.bloomberg.com/gadfly/articles/2017-11-08/italy-can-t-keep-relying-on-draghi-until-the-end-of-time

      Daraus die Schlussfolgerung:

      Draghi’s toolbox has been downsized. Investors can’t say they weren’t given fair warning. Their only consolation: his ability to pull a surprise at the very last moment.

      Wo soll denn unter diesen Umständen GENÜGEND haftendes EK herkommen für die italienischen Banken?

      Ich sehe niemanden.

      Deshalb wird es im Falle eines Falles auf „to pull a surprise at the very last moment“ hinauslaufen.

      Antworten
  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Der Beitrag vermischt m. A. n. zwei Dinge unter dem Begriff Bailout.

    Der eine Sachverhalt ist ein Crash oder ein immanenter Crash, sagen wir ein Ereignis mit potenziell signifikanten negativen Auswirkungen auf die Finanzmärkte, also so etwas wie eine erneut bevorstehende Lehman-Pleite.

    In einem solchen Fall wird m. A. n. UNABHÄNGIG von der jeweiligen politischen Couleur betroffener oder sich betroffen fühlender Regierungen ALLES, aber auch ALLES getan werden, um ein solches Ereignis nicht unkontrollierbaren Schaden anrichten zu lassen.

    Ich glaube, dass die Vorbereitungen dafür getroffen wurden mit der Vernetzung von Regierungen, Notenbanken, den wichtigsten Banken und Handelsplätzen. Es werden vermutlich auch mehr oder weniger konkrete Handlungsszenarien durchgespielt worden sein. Und die Daten dürften besser sein als sie jemals waren.

    Also:

    Keine große Wahrscheinlichkeit, dass hier etwas anbrennt. Unfälle kann es immer geben, aber es wird niemand mehr in der Welt herumtelefonieren und fragen, ob jemand einen maroden Laden dieser Größe mal schnell kaufen will.

    Man wird z. B. innerhalb kürzester Zeit weltweit die Märkte schließen etc.

    Der andere Sachverhalt ist in der Tat das politische Risiko, das darin besteht, dass der Systemzerfall nicht aufgehalten werden kann.

    Konkretes Beispiel:

    Der spanische Staat kann verhindern, dass Katalonien Autonomie gewinnt. Die Verhinderung ist eine Frage der Kosten einer Zwangsverwaltung inkl. wirtschaftlicher und sozialer Folgekosten, mehr aber auch nicht.

    Dagegen können die Eurozonen-Länder oder die EU-Länder es nicht verhindern, dass ein Land das System verlässt, wenn es dies demokratisch legitimiert will. Siehe Brexit.

    Das ist so, weil es keine legitimierte Eurozonen- oder EU-Exekutive gibt, die mit den erforderlichen SANKTIONEN ausgestattet ist, um derartige Entscheidungen aufzuhalten oder rückgängig zu machen. Niemand von außerhalb marschiert da ein und übernimmt die Macht.

    Wenn also die Italiener eine Regierung wählen, die den Austritt aus der Eurozone vollzieht, dann können EZB und Regierungen zwar die Rest-Eurozone stabilisieren und vielleicht auch die Märkte im Zaum halten, damit diese nicht die Rest-Eurozone „angreifen“, aber sie können nicht das alte System wiederherstellen.

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