Vermögensvernichtung durch Klimawandel und der Kampf dagegen

Es ist unstrittig, dass die Klimadiskussion Auswirkungen auf die Preise von Vermögensgegenständen haben wird bzw. schon hat. Das ist auch politisch so gewollt. In einer meiner Kolumnen für Cicero (nur im Heft) habe ich dazu festgehalten: „Prominentester Vertreter der Vermeidung ‘brauner’ Investments ist der norwegische Staatsfonds, der bereits im letzten Jahr erklärte, keine Papiere von Kohle und Ölkonzernen zu halten. Nach jüngsten Zahlen haben mehr als 1100 der größten institutionellen Kapitalanleger der Welt erklärt, keine ‘braunen’ Anlagen mehr zu halten. Es gibt also eine große Bewegung aus den Papieren dieser Unternehmen, was den CEO des britisch-niederländischen Ölkonzerns Shell im letzten Jahr zu der Warnung veranlasste, dass dieser Boykott die globale Energieversorgung gefährden könnte.“

Dies scheint richtig zu sein, glaubt man Spencer Glendon, früher Vermögensverwalter, heute “Klimaspezialist“ und Vorkämpfer für Maßnahmen gegen den Klimawandel. Im Interview mit der FINANZ und WIRTSCHAFT kommt er zu deutlichen Aussagen:

  • „Der Klimawandel hat zur Folge, dass viele der Annahmen, die Investoren heute haben, in Zukunft verletzt werden. (…) Nehmen wir Florida. Der Küstenstaat ist auf porösem Kalkstein gebaut. (…) Wegen des steigenden Meeresspiegels dringt das Salzwasser durch das poröse Gestein und versalzt die Versorgung mit Frischwasser. (…) Miami [wird] durch die Kanalisation überschwemmt und nicht über den Strand.“ – bto: Es ist eine Folge in einem relativ reichen Gebiet. Nun könnte man meinen, dass schon heute Maßnahmen ergriffen werden können, die Folgen zu verhindern. Denn aufhalten lässt sich dieser Wandel wohl nicht mehr.
  • „Leute nehmen heute Hypotheken mit Laufzeit von dreissig Jahren auf. Diese Hypotheken sind davon abhängig, dass die Schuldner eine Versicherung abschliessen können. Versicherungen werden jeweils aber nur für ein Jahr angeboten. Wird einmal keine Versicherung ausgestellt, gerät die Hypothek in Verzug.“ – bto: Und die Versicherungen drohen, sie nicht mehr zu bekommen, wenn diese Effekte eintreten.
  • „Alle finanziellen Pläne für Florida basieren aber darauf, dass die Bevölkerung von Florida wächst. Wenn das Wachstum ausbleibt, wird Florida pleitegehen, weil alle Finanzprognosen falsch sein werden.“ – bto: Nun, mit diesem Problem ist Florida allerdings nicht allein. Das ist fast überall so, leben wir doch im wohl größten Ponzi-Schema der Geschichte.
  • „Der Gouverneur von Florida hat es zu einer strafbaren Handlung gemacht, in der Regierung von Florida den Begriff Klimawandel zu verwenden.“ – bto: so wie bei uns demnächst Themen wie Rente- und Migration tabuisiert werden könnten.
  • „Die Anleger sind sich dieser Risiken überhaupt nicht bewusst. (…) Wenn die Welt unsicher wird, wird niemand mehr für mehrere Jahrzehnte Geld ausleihen. Langfristige Zinsen enthalten zwar eine Inflationsprämie, aber weder eine Klimaprämie noch eine Instabilitätsprämie.“ – bto: Nun wissen wir, dass höhere Zinsen in unserer Welt nicht zu verkraften sind. Stimmt diese These, könnte der Klimawandel (oder vermutlich eher die Politik, die dagegen vorgeht) die Zinswende einleiten, und zwar chaotisch. So wie in der Vergangenheit. Ich erinnere an die Studie der Bank of England zu dem Thema:  → Die Lehren aus 700 Jahren Zins-Geschichte
  • „(…), wenn Investoren der Überzeugung sind, dass der Markt eine grossartige Idee ist, dann sollten sie sich für seine Regulierung einsetzen, damit er weiterbesteht. Denn wenn wir in eine Welt mit klimabedingter Gewalt geraten, wird die Marktwirtschaft verschwinden. (…) Kapitalismus ist nicht das offensichtlichste Ergebnis, wenn es zu einer Katastrophe kommt.“ – bto: was man in mehrfacher Hinsicht betrachten muss. Zum einen ist es klar, dass nur die Innovationsfähigkeit der freien Wirtschaft überhaupt Lösungen finden kann. Zum anderen, dass nicht wenige der Klimaaktivisten im Kern einen Umsturz erzwingen wollen, indem sie das Klimathema missbrauchen.
  • „(…) ich mache mir Sorgen bezüglich Investitionen in Fluggesellschaften wegen der Politik. Mit einer hohen CO2-Steuer wird der Luftverkehr erneut nur noch für die Reichen bezahlbar sein. (…) Es ist nicht die Politik des CO2-Ausstosses, die mir Sorgen macht, sondern die Politik, die meisten Menschen vom Privileg auszuschliessen (…) Europa hat viele Billigfluggesellschaften. Sie werden alle verschwinden.“ – bto: Dabei erzeugt der Flugverkehr weniger CO2 als die Internetwirtschaft. Aber egal. Es zeigt, dass wir uns auf einem sehr gefährlichen Pfad befinden. Wäre es nicht besser, auf technologische Innovation zu setzen, um eben auch in Zukunft mobil zu sein?
  • „(…) es gibt immer mehr Anlagen, die einen langfristigen Wert von null haben. Und eine Benchmark oder eine Allokation gemäss Benchmark, die in eine Branche investiert, die langfristig einen Wert von null hat, ist wahrscheinlich kein guter Entscheid. Ölkonzerne werden irgendwann keinen Wert mehr haben. Erstens werden wir irgendwann kein oder kaum noch Öl verwenden, und zweitens werden kotierte Ölkonzerne nicht die letzten Unternehmen in der Branche sein. Das werden staatliche Konzerne wie der aus Saudi-Arabien sein. Sie haben das billigste Öl. Es braucht keinen Ölpreis von null, um Ölfirmen aus dem Geschäft zu drängen.“ – bto: Das leuchtet mir ein, es ist allerdings eine Frage der Zeit. So schnell dürfte es nicht gehen, außer wir kommen wirklich in eine Welt, in der wir absolut schrumpfen. Mittelfristig werden wir immer weniger Öl etc. benötigen, es dauert aber Zeit, um die Umstellung zu realisieren.
  • „Es ergibt nicht viel Sinn, dass Pensionskassen einen Teil des Vermögens in eine Branche investieren, deren Wert langfristig null beträgt. Ändert sich die Benchmark, ändert sich auch die Verfügbarkeit von Kapital. Denn das meiste Geld, das investiert wird, ist passiv.“ – bto: Und damit werden die „braunen“ Assets immer billiger und damit für die Käufer rentabler. Es ist dann eine Wette, ob der verbleibende Nettogegenwartswert der Ausschüttungen über oder unter dem zu zahlenden Preis liegt.