Vermögen sind Symptom! Schulden die Ursache

Bekanntlich vertrete ich eine einfache These: Die zunehmenden Vermögen sind nur ein Symptom, die Schulden sind die eigentlichen dahinter liegenden Ursachen. Das zeige in „Die Schulden im 21. Jahrhundert“ und in dem einen oder anderen Blogbeitrag.

Wohin man auch schaut, gibt es zunehmend Bestätigung für meine These. So berichtet die F.A.Z. von einer neuen Studie zur Bedeutung der Privatverschuldung:

  • Der Aufbau privater Verschuldung ist eines der wichtigsten wirtschaftlichen Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte. Die wichtigste Ursache sind Finanzierungen von Immobilien. Die sehr hohe Verschuldung lastet auf privaten Haushalten, gefährdet die Gesundheit der Banken und vergrößert damit die Krisenfälligkeit reifer Industrienationen.“ – bto: Schulden sind der Turbo nach oben und der Brandbeschleuniger nach unten!
  • In den vergangenen Jahrzehnten ist die Verschuldung von Unternehmen und privaten Haushalten bei den Banken ganz außerordentlich stark gestiegen. Der Prozess (..) kulminierte vor wenigen Jahren bei einem Schuldenstand von fast 120 Prozent des BIP in einer der größten Finanzkrisen der Geschichte.“
  • Seit wenigen Jahren geht der Schuldenstand im Verhältnis zum BIP etwas zurück, aber von einer Trendwende kann keine Rede sein. Ebenso wenig wurde die Finanzkrise überwunden.“ – bto: natürlich nicht!
  • Finanzhistoriker wissen schon lange, dass viele Finanzkrise ihre Ursache in zu hoher Privatverschuldung besaßen. (…) Sie erklärt sich vor allem mit einer starken Neigung privater Haushalte, Kredit zur Finanzierung von Immobilien aufzunehmen.“ – bto: Die private Verschuldung hat sich seit 1980 real mehr als versechsfacht!
  • „Im Laufe der Zeit haben immer mehr Banken die Immobilienfinanzierung als Bestandteil des Geschäftsmodells verstanden, zumal Immobilien eine vergleichsweise gute Besicherung zu bieten scheinen.“ – bto: Die Banken haben uns immer mehr Geld geliehen, damit wir uns gegenseitig vorhandene Assets zu immer höheren Preisen verkaufen konnten. Das sind unproduktive Kredite!
  • Mit dem Boom der Immobilienkredite sind zudem die Immobilienpreise stark gestiegen:“ Quelle: F.A.Z. Bankkredite

Quelle: FAZ

  • Wir wissen, dass der Zuwachs der Vermögen fast ausschliesslich auf Immobilien basiert. Musste auch Piketty einräumen. Damit ist aber auch klar, was dahintersteht: die gleichlaufend immer höhere Verschuldung! Diese ist aber unproduktiv. Die Zinsen müssen also aus bestehendem und nicht aus zusätzlich generiertem Einkommen bedient werden. Folge: Die Wirtschaft erlahmt.
  • Das Verhältnis von Immobilienkrediten zum BIP ist in den vergangenen Jahrzehnten in Dänemark, der Schweiz und in Spanien sehr stark, dagegen in Finnland, Deutschland und Frankreich vergleichsweise schwach gestiegen.“
  • „Auch der Anteil der Haushalte, der Wohneigentum besitzt, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr unterschiedlich entwickelt. (…) Im Jahre 2013 waren es in Deutschland 45 Prozent, in Frankreich 58 Prozent und in Italien 82 Prozent. Die sehr unterschiedliche Bedeutung des Wohneigentums erklärt auch, warum die aktuellen Untersuchungen das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen italienischer Haushalte deutlich über dem deutschen Vergleichswert liegen.“ – bto: Der Autor meint sicherlich Pro-Kopf-Vermögen!
  • „Wegen des starken Zuwachses der Häuserpreise mussten sich die privaten Haushalte im Laufe der Zeit immer höher verschulden, um Eigentum zu erwerben. 80 Prozent des Anstiegs der Immobilienpreise ist auf die Verteuerung von Grund und Boden zurückzuführen und nur 20 Prozent auf die Verteuerung der Häuser.“ – bto: So ist das mit dem Kauf auf Pump. Wer es als Erster machen kann, wird reich!
  • ‚In einem großen Ausmaß ähnelt heute das Geschäftsmodell vieler Banken in den entwickelten Länder jenem eines Immobilienfonds: Die Banken leihen sich kurzfristiges Geld, um es langfristig in Immobilien zu investieren‘, schreiben Jordà, Schularick und Taylor. ‚Im Jahre 2007 hatten sich in vielen Ländern Banken in erster Linie in Immobilienfinanzierer verwandelt. In den Vereinigten Staaten und in Norwegen waren im Jahre 2007 etwa 70 Prozent aller Kredite in den Bankbilanzen Immobilienkredite. In Großbritannien betrug die Vergleichszahl 52 Prozent.‘ Im Gegenzug ist der Anteil der Bankkredite für produktive Zwecke in der Industrie, ein Kerngeschäft im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, deutlich zurückgegangen.“ – bto: und damit die Schuldentragfähigkeit der Schuldner, weil die neuen Schulden keinen produktiven Druck entfalten!
  • Das starke Wachstum des Kredits in den vergangenen Jahrzehnten hat nach Ansicht von Jordà, Schularick und Taylor einerseits dazu beigetragen, einen Aufschwung der Konjunktur in die Länge zu ziehen und die Schwankungen des Wirtschaftswachstums zu reduzieren. Andererseits habe die wachsende Schuldenlast die Höhe des Wirtschaftswachstums beeinträchtigt und die Gefahr schwerer Krisen vergrößert. Aus dieser Sicht ist es nicht erstaunlich, dass den Jahren der ‚Großen Mäßigung‘ eine der schlimmsten Finanzkrisen aller Zeiten folgte.“ – bto: willkommen in der Eiszeit. Genau diesen Zusammenhang erläutere ich gleich im ersten Kapitel meines aktuellen Buches.
  • „Aus der Analyse der drei Ökonomen folgt zudem, dass heute der Kredit ein besserer Indikator für die Geldpolitik ist als das Geld. (…) Schwer zu sehen ist, wie in einer Welt mit schwachem Wirtschaftswachstum und sehr niedrigen Inflationsraten die hohe Verschuldung der privaten Haushalte innerhalb absehbarer Zeit deutlich zurückgehen soll.“ – bto: vor allem, weil das u. a. die Folge der Verschuldungsorgie ist!

Fazit: Erneut wird überdeutlich, dass Piketty eben nur Symptome bearbeitet. Es ist auch die falsche Strategie, eine verschuldungsgetriebene Vermögensblase mit Besteuerung zu lösen. Denn damit bricht das Schuldensystem erst recht zusammen!

F.A.Z.: „Das Geheimnis des Hockeyschlägers, 21. April 2016