Verdammt, wo bleibt die Inflation?

Die Warnung von Bill Gross, wir stünden vor einer Supernova der Geldvernichtung, passt natürlich zur Eiszeit-These. Am liebsten wollte ich einen Vulkan in einem Eisblock als Cover meines Buches. Die Idee haben wir dann verworfen, weil es vermutlich die potenziellen Käufer verwirrt hätte. Deshalb das schöne Bild des ewigen Eises.

Ausgangspunkt von Gross’ Warnung ist das bekannte Problem: Die Geldpolitik hat die Preise für alle Vermögenswerte in die Höhe getrieben, ohne die Realwirtschaft nennenswert zu beleben. Die neuen Schulden kommen da einfach nicht an.

Beispiel: die USA (aus Zero Hedge):

Im ersten Quartal des Jahres wurden rund zehnmal so viele neue Schulden gemacht, als das BIP zugenommen hat:

Quelle: Zero Hedge

Nicht, dass dies eine neue Entwicklung wäre:

Quelle: Zero Hedge

Während von Deleveraging nun wirklich keine Rede sein kann. Der letzte kleine Versuch führte uns an den Rand der Depression:

Quelle: Zero Hedge

Bill Gross bezog sich mit seiner Warnung zwar auf den Markt für Staatsanleihen. Immerhin Anleihen im Wert von mehr als zehn Billionen US-Dollar notieren bereits mit negativem Zins. Tendenz steigend. Sobald die Notenbanken die Politik beenden (unwahrscheinlich) oder aber die Märkte das Vertrauen verlieren (wahrscheinlicher), droht der Kollaps. Der könnte in der Tat verheerende Folgen haben.

Noch geben die Notenbanker nicht auf. Dabei sind die Schweizer offener über das, was als Nächstes auf die Agenda kommt. Nachdem das mit dem Bargeldverbot noch nicht so recht klappen will, soll es ein Abschlag für Bargeld gegenüber Kontoeinlagen geben. Das ist eigentlich widersinnig, sollte es doch schon aus Qualitätsgründen anders herum sein. Ist das Geld bei der Bank doch nur eine Forderung gegenüber dieser Bank und damit per Definition schlechter als eine Banknote, gerade der SNB!

Die FINANZ und WIRTSCHAFT berichtet: Wie können die Zinsen noch tiefer unter null gesenkt werden, ohne eine Flucht in Bargeld auszulösen? Mit einer Gebühr für grosse Bargeldbezüge. Das schlägt Jean-Pierre Danthine vor, der ehemalige Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank. Der Ökonom lehrt heute in Paris und präsentierte seinen Vorschlag am Montag. (…) Das Zinsniveau ist laut Danthine nahe an einer Grenze, ab der das Halten von Bargeld attraktiv wird. Rein von den Kosten her könnte sich bei den jetzigen Zinsen die Bargeldhortung anfangen zu lohnen, erklärt er.

Und weiter: Die Gebühr für die Hortung von Bargeld durch institutionelle Investoren könne von der Notenbank jenen Institutionen auferlegt werden, die für den Bargeldtransport zuständig sind (Wholesale Cash Withdrawals). Diese müssten beispielsweise eine Gebühr auf alle Banknotenlieferungen aus der Nationalbank bezahlen.

Fazit der FuW: Die Ausführungen von Jean-Pierre Danthine zeigen, wie weit die Diskussionen um Negativzinsen schon gediehen sind. Vor wenigen Jahren war noch von der Untergrenze von Null (Zero-Lower Bound) für Zinsen die Rede. Nun arbeiten die Zentralbanken daran, wie man die Zinsen weiter unter null drücken kann.

Und damit die Supernova weiter aufpumpen!

Alles nur, damit die Inflation endlich kommt. Vielleicht sollten die Notenbanken dazu Lehrfilme machen wie die USA 1933 (nachdem sie mit der Abwertung des US-Dollars zum Gold bereits eine Reflationierung begonnen hatten, auf die unsere heutigen Notenbanker noch nicht gekommen sind).

 Hier der Link zum Film, passend zum Wochenende.

FT (Anmeldung erforderlich): Bill Gross warns over $10tn negative-yield bond pile, 10. Juni 2016

Zero Hedge: It Took $10 In New Debt To Create $1 Of Growth In The First Quarter, 9. Juni 2016

FINANZ und WIRTSCHAFT: Ex-SNB-Direktor: Tiefere Zinsen dank Bargeldgebühr, 8. Juni 2016