USA: 30 Jahre Lohn­stagnation für die Mittelschicht wegen China und Migration

Thomas Piketty kommt zurück, mit noch stärkeren Forderungen nach Umverteilung und Besteuerung. Themen, die ich mir in den kommenden Wochen genauer ansehen werde.

Ein wichtiger Grund liegt sicherlich darin, dass die Gehälter (vor Umverteilung) sich stärker auseinanderentwickelt haben. In den USA – im Unterschied zu Deutschland! – auch nach Umverteilung, wie die nachfolgenden Darstellungen zeigen. “Democratic presidential candidate and Vermont Sen. Bernie Sanders said the figures showed ‘our rigged system allows billionaires to get richer, while working families struggle to survive.’” schreibt dazu Zero Hedge. Nun, ich denke, es hat vielfältige Gründe warum wir diese Entwicklung sehen.

Zunächst die Feststellung, dass der Median-Haushalt in den USA inflationsbereinigt so wenig verdient, wie vor 30 Jahren. Kein Wunder, dass da angesichts explodierender Kosten für Bildung und Gesundheit die Unzufriedenheit zunimmt:

Quelle: Zerohedge

Vor allem ist es natürlich problematisch, dass die oberen 0,1 Prozent ungeachtet der allgemeinen Lohnstagnation deutliche Einkommenssteigerungen realisieren konnten:

Quelle: Zerohedge

  • “(…) part of the reason why there has been virtually no income growth in decades, is that employers have become more adept at holding down wages by using technology, and consolidation in industries such as telecommunications and banking also has damped income growth, according to Carl Tannenbaum, chief economist for Northern Trust. The share of workers who are in unions, which push for worker pay raises, also continues to decline steadily.” – bto: Das wird dann auch unterstrichen:

Quelle: Zerohedge

Soweit, so einleuchtend. Man könnte allerdings weitere Gründe für diese Entwicklung anführen:

  • Steigender Wettbewerb um Arbeit mit Ländern wie China, wo Hunderte Millionen von Menschen bereit sind, länger und härter zu arbeiten für weniger Geld als im Westen. Dieser Lohndruck trifft naturgemäß die Geringqualifizierten stärker.
  • Anhaltender Wettbewerb durch Zuwanderung. Die Zahlen sind für die USA beeindruckend:

Quelle: Wikipedia

Wenn man jährlich rund eine Million Zuwanderer zulässt, dann hat man anhaltenden Lohndruck gerade im unteren Bereich. Das wissen wir auch für andere Länder, wie ich schon mal gezeigt habe.

Eindeutiges Ergebnis: In den unteren Lohngruppen gibt es Druck. Gewinner sind naturgemäß jene, die besser ausgebildet sind. Sie finden billigere Servicekräfte.

So darf es eigentlich nicht wundern, dass eine Politik, die Zuwanderung begrenzen will und zugleich Importe aus China verteuert, so viel Zuspruch findet. Vielleicht ist sie gar nicht so falsch?

  • Geldpolitik und Geldsystem fördern die Ungleichverteilung zusätzlich. Es führt zu einer Konzentration der Einkommen bei denjenigen, die am frühsten Zugriff auf Geld haben und die wissen, wie man damit umzugehen hat. Hier zeichnet sich allerdings kein freiwilliger Ausstieg an, sondern eher eine Verschärfung.

Zur Erinnerung: In Deutschland ist es eben kein Problem, weil schon massiv umverteilt wird.

→ zerohedge.com: “The Average American’s Income Is Unchanged In 30 Years… While The “1%” Have Soared”, 27. September 2019