“US boom hides a brewing storm – and the clouds could extend to Europe”

Ein weiterer Blick auf die Konjunktur in der Welt und die möglichen Folgen für die Entwicklung hier in Europa. Roger Bootle ist Chef von Capital Economics, einem angesehenen Forschungsinstitut:
  • “(…) Americans must have been giving thanks for the current strength of the US economy, which is growing at about 3pc, while unemployment stands at a 49-year low. Moreover, the labour market is still tightening and wage growth is picking up.” Aber: “(…) underneath the surface you can detect signs of trouble ahead. Recent weakness in the stock market has several underlying causes, and growing anxiety that the good times cannot last is one of them.” – bto: Es ist ein Boom, der vom billigen Geld und vielen Schulden getrieben ist. Per Definition kann der nicht gut enden.
  • “(…) the scale of this fiscal expansion has ensured that, despite the strong economy, the federal government deficit is worryingly high. It is currently 3.8pc of GDP but it will rise to about 5pc in a few years. (The UK’s deficit should be just over 1pc this year.) Moreover, the ratio of federal debt to GDP looks set to rise relentlessly to almost 100pc within 10 years.” – bto: Solange die USA die Weltwährung stellen, mag man sich fragen: Wo ist das Problem?
  • “It is easy to be lulled into a false sense of securityby the low level of these interest rates, even after the Fed’s anticipated further action. Instead, you should pay attention to the increase in rates. Over the last two years, real (ie inflation-adjusted) two-year Treasury bond yields have increased by 2.5pc. Increases of this magnitude were also experienced in the late Eighties, the late Nineties and the mid-Noughties. In each case a recession ensued.” – bto: Das stimmt natürlich. Und wir wissen, dass der Zinsanstieg deutlich höher ist, wenn man das Schrumpfen der Fed-Bilanz mit einrechnet.
  • “You can already see some signs of weakening in those parts of the US economy that are particularly interest rate-sensitive. Home sales have recently softened and capital investment spending by companies has weakened. By the end of next year the rate of economic growth should be falling back quite markedly, and in 2020 the growth rate should be a good deal lower than it is currently.” – bto: Eine Rezession in den USA bei boomender Weltwirtschaft ist ein schwer vorstellbares Szenario.
  • “Does this economic outlook mean the Fed is making a mistakein its interest-rate policy? Not necessarily. It is all a matter of balancing the risk of higher inflation against the risk of weaker growth. (…) With the labour market tight and the rate of wage increase rising, and in the context of interest rates being low by historical standards, the Fed seems bound to take the precautionof moving rates up in order to head off the inflationary danger.” – bto: Vielleicht will sie auch etwas Luft aus den spekulativen Märkten nehmen?
  • “For us here in the UK, we will, of course, suffer some ill effects from a US slowdownin 2019/20. But if and when we have accomplished Brexit successfully, uncertainty will be dispelled and confidence will return. We may be able to weather the storm blowing in from the US pretty wellcompared to other large economies.” – bto: Das ist gut möglich, allerdings dürfen wir die hohe Verschuldung der US-Haushalte nicht vergessen.
  • “(…) the eurozone will suffer the pain without any beneficial offsetting effects. It is notable that the recent reasonable pickup in eurozone growth is fizzling out. Growth this year is likely to be just under 2pc. If a US slowdown, coinciding with a slowdown in China, produced a slower world economy, never mind a serious downturn, then European growth rates would dip.” – bto: Das sehe ich genauso. Wobei die EZB dann halt das Geld vom Himmel regnen lässt.
  • “That does not matter much when, as in the case of Germany, you are doing pretty well. But when, like Italy, you have spent 20 years in near-stagnationand are currently on the brink of recession even when the world economy is growing nicely, a global slowdown could be the straw that breaks the camel’s back. Assuming, that is, that this Italian camel’s back has not been broken already.” – bto: Klar ist, dass der Stress dann erst so richtig kommt für den Euro.
Kommentare (26) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >If a US slowdown, coinciding with a slowdown in China, produced a slower world economy, never mind a serious downturn, then European growth rates would dip.“>

    Klar, was denn sonst.

    Europa ist nicht die Insel der Glückseligen.

    „That does not matter much when, as in the case of Germany, you are doing pretty well.

    Das sehe ich ganz anders.

    Auch und gerade wir würden in große Schwierigkeiten kommen, wenn es in USA und China mit der Konjunktur bergab ginge.

    Aus zwei Gründen:

    a) Niemand ist so abhängig wie wir von diesen beiden Volkswirtschaften.

    Die Exportabhängigkeit würde zum Fluch werden

    und

    b) die Finanzierung unserer Sozialsysteme und/oder die ihre Ausgabenseite würden Probleme aufwerfen.

    Zumindest weitere, sich vertiefende politische Auseinandersetzungen wären die Folge und – bei unseren Ansprüchen an dies Sozialsysteme – würde m. A. n. gesellschaftliche Instabilität nicht ausgeschlossen sein.

    Ja, unser Staat könnte sich deutlich mehr als andere verschulden.

    Das ist erst einmal ein Lichtblick.

    Wenn es aber strukturell bedingt zu einem nachhaltigen Rückgang der Exporte käme, etwa durch eine verheerende Zollpolitik von USA und China, dann würde ich für nichts mehr garantieren.

    Deutschland ist nicht Frankreich.

    Aber die aktuellen Ereignisse dort geben Anlass zu Besorgnis.

    Antworten
  2. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    bto: “Klar ist, dass der Stress dann erst so richtig kommt für den Euro.”

    Und wäre das nicht ein gesunder Stress? Wenn ich die Vorträge von Herrn Dr. Krall bezüglich der ständig steigenden Zahl von Zombieunternehmen höre, wäre doch ein früheres Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende. Natürlich wird das kein Spaß. Aber dann könnte man die Wettbewerbsfähigkeit nach Europa zurückbringen.

    Antworten
    • troodon
      troodon sagte:

      @ WS
      Zombieunternehmen…

      Ich bestreite selbstverständlich nicht, dass die Anzahl der Zombieunternehmen in D in den letzten Jahren größer geworden.

      Dr.Krall stellt bei seinen Analysen dabei immer auf unterlassene Insolvenzen ab, die in den letzten Jahren aufgeschoben wurden aufgrund der Nullzinspolitik.
      Sieht man sich die reinen Zahlen der Insolvenzen in D langfristig an, kann man sich schon die Frage stellen, ob die Aussage von Dr. Krall tatsächlich in dem von ihm geäußerten Ausmaß stimmt.

      Die nachstehenden Grafiken zeigen leider nur die absolute Zahl der Insolvenzen in D an und nicht eine Quote als Anteil aller Unternehmen. Trotzdem darf man im historischen Kontext zumindest Zweifel anmelden, ob die unterlassenen Insolvenzen wirklich das Ausmaß erreicht haben, wie Dr. Krall es unterstellt.
      https://www.trading-treff.de/wirtschaft/unternehmensinsolvenzen-deutschland-1980-2017
      https://www.risknet.de/fileadmin/template_risknet/dokumente/Studien/Studie-Euler-Hermes-2006-Bild2-gross.jpg

      Wer andere Zahlen/Quoten als Anteil aller Unternehmen, her damit…

      Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      Die Liquidationstheorie passt einfach nicht zur monetären Wirklichkeit. Es gibt keinen bereinigenden Herbststurm, der das tote Geäst herausbläst und die starken überleben lässt, sondern einen alles zerstörenden Dominoeffekt. Lesenswert hierzu die Analyse von Bradford De Long aus dem Jahre 1990: “Liquidation” Cycles: Old Fashioned Real Business Cycle Theory and the Great Depression. Daraus:

      The ‘leave-it-alone liquidationists’ headed by Secretary of the Treasury Mellon.. .felt that government must keep its hands off and let the slump liquidate itself. Mr. Mellon had only one formula: ‘Liquidate labor, liquidate stocks, liquidate the farmers, liquidate real estate’… .He held that even panic was not altogether a bad thing. He said: ‘It will purge the rottenness out of the system. High costs of living and high living will come down. People will work harder, live a more moral life. Values will be adjusted, and enterprising people will pick up the wrecks from less competent people’ (Hoover, 1952, voL 3, p. 30)) http://www.nber.org/papers/w3546.pdf

      LG Michael Stöcker

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >Es gibt keinen bereinigenden Herbststurm, der das tote Geäst herausbläst und die starken überleben lässt, sondern einen alles zerstörenden Dominoeffekt.>

        Schön und gut – den alles zerstörenden Dominoeffekt hat es nicht gegeben und wir leben noch.

        Aber:

        Wir stehen an der Kante, manche würden auch sagen, dass wir mit zuviel totem Geäst am Abgrund stehen.

        Sie glauben wie andere auch, dass wir uns mit notenbankfinanzierter Fiskalpolitik, einer Dosis HG und Umverteilung aus der Situation befreien könnten.

        Ich glaube dies nicht.

        Wenn wir mit dem allen GLÜCK hätten, d. h. es abgestimmt und dosiert einsetzen würden, wäre vielleicht ein „Lasse-sich -das System-liquidieren“ zu vermeiden.

        Vielleicht und wenn wir Glück haben würden.

        Mehr aber auch nicht.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Sehr geehrter Herr Präuner,

        „Theorie“ wäre zu hoch gegriffen. Mir geht es einzig und allein darum, auf pragmatische Art und Weise einen Systemkollaps zu vermeiden. Und selbstverständlich vermischen sich hierbei politische und ökonomische Kategorien. Wie könnte es anders sein. Die Ökonomie schwebt doch nicht in einem politikfreien Raum; und die Geldpolitik schon mal gar nicht. Darum heißt sie ja auch GeldPOLITIK.

        „Und eine Bitte noch können Sie mir vielleicht noch die letzten Fragen an Sie beantworten.“

        Aber gerne, Herr Präuner:

        „Zum Punkt Tankstelle ist auch noch zu sagen, dass in diesem realen Fall, es nur zur einer einseitigen Transaktion gekommen ist. Derjenige, der getankt hat, hat seinen Sprit umsonst bekommen, da der Tankstellenbesitzer, das gesetzliche Zahlungsmittel verweigert hat und auf seine Transaktion gem. Kontoüberweisung bestanden hat. In diesem Falle geht staatliches Recht dem dispositivem Recht vor!“

        Das ist nicht korrekt, Herr Präuner. Dem Verpflichtungsgeschäft ist das Verfügungsgeschäft gefolgt. Denn die Parteien haben sich auf das Zahlungsmittel geeinigt. Das lautet in diesem Fall auf Giralgeld.

        Haben Sie etwa Ihren Sprit umsonst bekommen, wenn Sie mit Ihrer Geldkarte bezahlt haben? Wohl kaum; denn Ihr Anspruch auf das gesetzliche Zahlungsmittel gegenüber Ihrer Bank hat sich exakt um diesen Betrag reduziert.

        Merke: Auch eine bargeldlose Zahlung mit Giralgeld ist NIEMALS eine zentralbankgeldlose Zahlung. Zu den Details siehe hierzu auch meine Diskussion beim Thema Geldmythen mit thewisemansfear: https://zinsfehler.com/2014/04/01/geldmythen/#comment-141

        „Darauf meine Frage an Sie, Herr Stöcker, ob Sie die subjektive Wertlehre von Gütern von Jevons, Walras, Menger und Gossen, befürworten oder ablehnen und eher den Produktionskostentheorien bzw. der Arbeitswertlehre von Gütern zusagen. Aus diesen Annahmen, ergeben sich natürlich immer erheblich differente Ansichten!“

        Es kommt auf den jeweiligen Kontext an, Herr Präuner. Bei Verkäufermärkten dominiert die subjektive Wertlehre mit den Produktionskosten als längerfristige Preisuntergrenze, während bei polypolistischen Käufermärkten eindeutig die Produktionskosten dominieren, die allerdings durch Monopolmacht sowie Preisdifferenzierung relativiert werden (insbesondere individualisierte Preisfindung im Internet aufgrund von persönlichen Datenprofilen = Abschöpfung von Konsumentenrente).

        LG Michael Stöcker

      • Frank Präuner
        Frank Präuner sagte:

        Sehr geehrter Herr Stöcker,
        die Sache mit der Tankstelle kann ich jetzt leider gar nicht nachvollziehen und es muss sich wahrscheinlich tatsächlich, um ein Missverständnis handeln. Also nochmals:
        Derjenige der getankt hat, wollte mit einem 200 Euro Schein bezahlen, der Tankstellenbesitzer verweigerte die Annahme des 200 Euro Scheins, als gesetzliches Zahlungsmittel und verwies auf Zahlung mit Kreditkarte. Und ja derjenige der getankt hat, nämliche meine Wenigkeit, hat den Sprit tatsächlich umsonst bekommen. Sogar nachdem die Polizei am Tatgeschehen war und dem Tankstellenbesitzer klar machte, dass es einen Annahmezwang bei einem 200 Euro Schein gäbe! Der Tankstellenbesitzer blieb stur und ich durfte mit Erlaubnis der Polizei meiner Wege gehen! Zu einem Gerichtsverfahren ist es leider nicht gekommen, da vermutlich dem Tankstellenbesitzer durch einen Rechtsbeistand klar gemacht worden ist, dass er vor Gericht keine Chance hätte. Ergo es kam nur zu einer einseitigen Transaktion. Staatliches Recht ging dem dispositivem Recht vor! Oder sehe ich hier etwa komplett falsch?

        Bei dem zweiten Punkt kann ich ihnen leider nicht zustimmen, da ich schon der Ansicht bin, dass sich jeder Wert auf dieser Welt nach den subjektiven Bedürfnissen des Individuums/ Individuen richtet und es gerade die große Leistung dieser erwähnten Nationalökonomen war, die Arbeitswertlehre, sämtliche Produktionskostentheorien etc. endgültig auf den Haufen der Geschichte zu verweisen. Jedoch muss ich zugeben, dass es heute noch (ich war sehr überrascht) Professoren an deutschen Universitäten gibt, die sogar heute noch die Arbeitswertlehre von Marx/Ricardo vertreten. Beispielsweise der Doktorvater von Frau Wagenknecht, Prof. Fritz Helmedag. Wenn man natürlich als Basisgrundlage noch die Arbeitswertlehre vertritt, ist es natürlich absolut zwangsläufig, dass man bei dem Aufbau seines weiteren nationalökomischen Gerüstes zu komplett anderen Aussagen kommt, als z.B. die übrigen Ökonomen an den Universitäten.
        Man muss dann m.E. bei den zwangsläufigen extremen Unterschieden, bei anderen ökomischen Themen, nicht mehr über diese Themen selbst streiten, sondern erstmal wieder über die eigentliche ökonomische Basis diskutieren, nämlich über die Werttheorien. Was nützt denn bitte schön eine Auseinandersetzung über Außenhandel, Geldtheorie, Einkommenstheorie, Verteilungstheorie etc., wenn schon die grundsätzliche Basis, nämlich die Werttheorie, komplett unterschiedlich ist. Dann muss man m.E. erstmal wieder zu den Wurzeln zurück, um zu klären, was die gemeinsame Basis ist. Subjektive Wertlehre versus Arbeitslehre oder Produktionskostenlehre etc.
        Selbst ein Paul Sweezy ist, ist leider in seinem Buch: Die Theorie der kapitalistischen Entwicklung, diesem Grundlagenproblem geschickt ausgewichen. Kann man aber nicht! Dafür ist es einfach das zentrale Element in der Volkswirtschaftslehre. Ich kann absolut jeden marxistisch angehauchten Nationalökonomen verstehen, wenn er andere Theorien im Bereich Außenhandel, Einkommen, Verteilung etc. vertritt, die als Grundlage die Arbeitswertlehre besitzen.
        Aber diese Wertlehre ist m.E. nachweislich falsch! Daher nochmals: Jeder Theorie, ist nur so gut, wie seine Annahmen und jedes nationalökomische Gerüst, auch wenn es noch so gut durchdacht ist, muss in sich zusammenfallen, wenn seine Grundannahmen falsch sind. Daher sind m.E. wirklich alle marxistischen Theorien fehlerhaft, da die Voraussetzung, die Basis schon fehlerhaft ist. Nämlich die Arbeitswertlehre!

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Frank Präuner

        Nur als kurzer Einwurf, kein Eingriff in Ihre Debatte mit M. Stöcker.

        a) Bezahlung an der Tankstelle

        Ohne Jurist zu sein, würde ich sagen, dass die Tankstelle einen FEHLER begangen hat, als sie den 200 Euro Schein nicht angenommen hat, OHNE Ihnen vor dem Betanken Ihres Fahrzeugs nicht klar zur Kenntnis gebracht zu haben:

        Kein Verkauf von Kraftstoff an diejenigen, die mit 200 Euro Scheinen bezahlen wollen!

        In diesem Fall können Sie m. A. n. nicht auf der Bezahlung mit einem 200 Euro Schein bestehen. Denn der Tankstelle steht es frei, an wen sie Kraftstoff verkaufen will. Sie kann es von der ART der Bezahlung abhängig machen. Sie wollte mit Ihnen, der Sie mit einem 200 Euro Schein bezahlen wollen, kein Rechtsgeschäft eingehen.

        Die Tankstelle bestreitet nicht, dass der 200 Euro Schein ein gesetzliches Zahlungsmittel ist. Sie würde nur bestreiten und nur bestreiten können, dass ein Rechtsgeschäft zustande gekommen ist.

        b) „Wert“ in der Volkswirtschaftslehre

        Ich will wie folgt Ihren Argumentationsansatz etwas entwerten, Ihre Position jedoch stärken:

        Jeder Erklärungsansatz bis hin zu einer voll umfänglichen Theorie beruht auf Annahmen. Das kann nicht anders sein. Darüber zu streiten, welche richtig oder falsch sind, ist bezogen NUR auf die Annahmen meistens eine Entgleisung in Rechthaberei.

        Daher soll jeder seine Annahmen machen und darauf aufbauend seine Theorie präsentieren.

        Wir prüfen und vergleichen dann die unterschiedlichen Theorien anhand ihres LEISTUNGSVERMÖGENS u. a. daraufhin:

        Was können sie BESSER (genauer) erklären, NICHT erklären oder WIDERSPRECHEN ihre Erklärungen der unbestreitbaren Realität?

        Bei Marx ist das einfach:

        Dessen Theorie prognostiziert, dass der Kapitalismus im Sozialismus endet. Das widerspricht der Realität. Sie MUSS daher falsch sein, egal, ob die ihr zugrunde liegenden Annahmen gerechtfertigt sind oder nicht.

        Marx hat seine Theorie auf/mit dem FALSCHEN Geschichtsverständnis von Hegel entwickelt.

        So ist das eben:

        Grandioses Denken kann auch falsches Denken sein.

      • Frank Präuner
        Frank Präuner sagte:

        Sehr geehrter Herr Tischer,
        “Kein Verkauf von Kraftstoff an diejenigen, die mit 200 Euro Scheinen bezahlen wollen!”, wie Sie es mittlerweile an vielen Tankstellen sehen, ist rechtlich nicht zulässig.
        Die Argumentation mit Leuten, die mit einen 200 Euro Schein, an der Tankstelle bezahlen wollen, kein Rechtsgeschäft eingehen zu wollen, ist nicht zulässig seitens des Tankstellenbesitzers, da der 200 Euro Schein gesetzliches Zahlungsmittel ist.
        Der Tankstellenbesitzer kann an seiner Tankstelle das Plakat anbringen, er will keinen Mercedesfahrern den Sprit verkaufen. Er kann aber nicht Leuten, die mit dem offiziellen, gesetzlichen Zahlungsmittel der BRD ihre Schuld begleichen wollen, ein solches Rechtsgeschäft ablehnen. Das geht nicht! Daher auch meine Argumentation in diesem Fall an Herrn Stöcker: Staatliches Recht geht in diesem Fall dem dispositiven Recht vor!

        Zu dem Punkt Werttheorie kann ich Ihnen grundsätzlich zustimmen, dass sich jede Theorie der Verifikation bzw. Falsifikation in der Realität aussetzen muss. Jedoch bin der Meinung bzw. mir fällt kein Fall ein, wenn eine Theorie schon nachweislich theoretisch widerlegt worden ist, dass sich so eine widerlegte Theorie auf einmal in der Praxis bewähren würde. Wäre es tatsächlich so, in Ausnahmefällen, die ich zugestehen kann, dann wäre die theoretische Widerlegung der Theorie falsch gewesen

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Frank Präuner

        Zu

        a) Tankstelle

        Ich kann Ihnen nicht widersprechen, weil ich die Rechtslage nicht kenne und nehme daher an, dass Sie recht haben.

        Ich frage mich allerdings, was die Konsequenz ist, wenn er der Tankstellenbesitzer keinen 200 Euro Schein als Bezahlung annehmen will.

        Entweder muss er ein Plakat anbringen mit der Aussage „kein Spritverkauf“, um so alle Käufer, also auch diejenigen, die Kraftstoff nur in einen Kanister füllen wollen, vom Bezahlen mit eine 200 Euro Schein abzuhalten, oder – besser, weil kostengünstiger – er schließt die Tankstelle.

        Das ist schon heftig, sage keiner eine Währung habe keine „Macht“.

        Solange IRGENDWIE bezahlt werden kann und ALLE irgendwie bezahlen wollen, ist das aber kein praktisches Problem.

        b) Theorien

        >…mir fällt kein Fall ein, wenn eine Theorie schon nachweislich theoretisch widerlegt worden ist, dass sich so eine widerlegte Theorie auf einmal in der Praxis bewähren würde.>

        Kommt darauf an, was man mit „bewähren“ meint.

        Ein Wirtschafts- und GesellschaftsSYSTEM kann auf einer falschen Theorie realisiert werden, schließlich ist eine Theorie nur eine Erklärung, aber keine Vorschrift, etwas zu tun oder zu unterlassen.

        Man kann also die Produktionsmittel gemäß der Theorie von Marx in gesellschaftliches Eigentum überführen (wobei das allerdings nach dieser Theorie erst nach dem Ende des Kapitalismus der Fall sein soll) und feststellen, dass sich dies System bewährt, wenn alle damit zufrieden sind (trotz Defiziten oder Mangels gegenüber anderen Systemen).

        Meine Gespräche mit Menschen, die Erfahrungen im DDR-Sozialismus und im Kapitalismus gemacht haben, vermitteln mir:

        Die Arbeitswelt dieses Sozialismus wird von vielen als vorteilhafter angesehen, weil sie anders als im Kapitalismus keinen Stress hatten. Für einige, meinem Eindruck nach eher eine Minderheit, war er allerdings auch stressig, weil es zu viel Faule in dieser Arbeitswelt gab, die andere ausgenützt haben, ohne Sanktionen erleiden zu müssen.

        Allerdings sind sich so gut wie alle einig, dass ein System, dass zwar in der Arbeitswelt komfortabler ist, NICHT als AKZEPTABEL angesehen werden kann, wenn es nur einmal im Jahr eine Banane oder Apfelsine zu kaufen gibt.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Sehr geehrter Herr Präuner,

        der Grundsatz der Privatautonomie ist ein grundlegendes Element einer freiheitlichen Wirtschaftsordnung. Sie wird unmittelbar aus Art. 2 Abs.1 abgeleitet. Das gilt selbstverständlich auch für die freie Vereinbarung der Zahlungsmodalitäten. Wenn ein Anbieter die Barzahlung ausschließen möchte, dann kann er das sehr wohl machen, muss aber zuvor (also VOR Vertragsabschluss) deutlich erkennbar darauf hinweisen. Sollte wie in Ihrem Fall u. U. kein genügend großes Hinweisschild an der Tanksäule angebracht worden sein, so gilt die gesetzliche Regelung, die aber kein zwingendes, sondern dispositives Recht ist. Für Ihren Fall würde dies bedeuten:

        1. Es gab keinen deutlichen Hinweis auf die Zahlungsmodalitäten. Sie haben das Recht, auf Barzahlung zu bestehen. Auch mit einem 500 EUR Schein, nicht aber mit mehr als 50 Münzen. Verweigert der Verkäufer die korrekte Barzahlung, so befindet er sich im Annahmeverzug/Gläubigerverzug. Dies führt allerdings ebenso wie der Schuldnerverzug nicht zu einer Befreiung des Schuldners von seiner Leistungspflicht. Der Tankstelleninhaber kann also innerhalb der Verjährungsfrist von Ihnen noch das Bargeld einfordern; mehr aber auch nicht. Da die Wohnsitzermittlung sowie die sonstigen Kosten der Geldeintreibung vermutlich höher sein werden als der geschuldete Geldbetrag, hat die Tankstelle den Sachverhalt auf sich beruhen lassen und aus ihren Fehlern ja vielleicht gelernt.

        2. Es gab einen deutlichen Hinweis auf die Zahlungsmodalitäten: In diesem Falle lag Ihrerseits Schuldnerverzug vor und der Gläubiger kann von Ihnen Verzugszinsen und weiteren Verzugsschaden geltend machen.

        Da die Polizei Sie hat fahren lassen, gehe ich davon aus, dass es keinen eindeutigen Hinweis auf die Zahlungsmodalitäten gab.

        Was der Tankstelleninhaber aber keinesfalls machen kann, das wäre Ihrem Vorschlag zu folgen:

        „Der Tankstellenbesitzer kann an seiner Tankstelle das Plakat anbringen, er will keinen Mercedesfahrern den Sprit verkaufen. Er kann aber nicht Leuten, die mit dem offiziellen, gesetzlichen Zahlungsmittel der BRD ihre Schuld begleichen wollen, ein solches Rechtsgeschäft ablehnen.“

        Es ist genau anders herum, Herr Präuner. Er kann die Zahlungsmodalitäten bestimmen, aber keinesfalls eine bestimmte Menschengruppe/Autofahrergruppe von der angebotenen Leistung ausschließen. Dies widerspräche dem Diskriminierungs-/Willkürverbot.

        Interessanter ist vielmehr die Frage, ob ein aktives Zurückdrängen des Bargeldes nicht vielmehr gegen das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung verstößt. Und da haben wir wohl noch so einiges zu erwarten. Insofern wäre es mAn wünschenswert, dass die Barzahlung grundsätzlich NICHT ausgeschlossen werden darf. Dafür bedürfte es aber zuerst einer Gesetzesänderung. Ein Aspekt, bei dem sich eher Linke (wie Häring) und Ultraliberale (wie Hoppe und Polleit) endlich mal einig sind: http://stop-bargeldverbot.de/erstunterzeichner/

        Beim Thema subjektive Wertlehre vs Arbeitswertlehre bleibe ich bei meiner obigen Einschätzung, dass es auf den jeweiligen Kontext ankommt. Wenn denn die Arbeitswertlehre gar keine Bedeutung haben sollte, wie erklären Sie sich dann z. B. das Phänomen der lohnkosteninduzierten Inflation (Lohn-Preis-Spirale)?

        Das grundsätzliche Dilemma brachte Oscar Wilde auf den Punkt:

        „Nowadays people know the price of everything and the value of nothing.“

        LG Michael Stöcker

      • Frank Präuner
        Frank Präuner sagte:

        Sehr geehrter Herr Stöcker,
        ihren Sachverhalt in Ehren und die Mühe, die sich gemacht haben. Ich weiß auch, dass es im Internet zu diesem Sachverhalt widersprüchliche Ansichten gibt. Letztendlich habe ich mich aber auf meinen Anwalt verlassen, der die Sache wohl anderes gesehen hat.Ich bin kein Jurist! Schade, das es nicht zum Gericht gekommen ist! Ich weiß aber, dass ein Fall dieser Art vor einem deutschen Gericht steht. Ich glaube Herr Raimond Brichta von ntv, darauf geklagt hat, dass er seine Steuerschulden in bar zahlen kann! Wobei hier noch der § 49 AO zu erwähnen wäre. Der Fall ist nicht 100% vergleichbar. Und dann sehen wir mal was raus kommen wird. Jedenfalls habe ich meinen Sprit umsonst bekommen!

        Die Arbeitswertlehre ist mit einem einfachen Beispiel zu widerlegen: Man nehme an, ein Unternehmer produziert ein Gut in 3. Stufen. 1 Stufe zum Zeitpunkt t 1: Sägen etc. 2 Stufe t 2: Hämmern etc. 3. Stufe t 3: Zusammenbauen. Die Arbeitskosten belaufen sich auf 1 Mio., dann wird das Produkt für 3. Mio verkauft jedes Jahr. Also ein Mehrwert von 2 Mio.
        In einem Jahr wird der Unternehmer von dem altruistischen Blitz Gottes getroffen und er sagt seinen Arbeitern, hier habt ihr die 1 Mio. und ihr könnt, das Produkt selbst herstellen, das Produkt verkaufen und euch den sogenannten Mehrwert gem. Arbeitswertlehre selbst einsacken. Wie verteilen die Arbeiter ihren Erlös? Wenn Sie jetzt sagen, die teilen sich den Erlös gleichmäßig auf, dann ist seis drum, dann bin ich halt zu blöd. Oder bin der Irrlehre von Böhm-Bawerk aufgesessen der in Kapital und Zins genau dieses Beispiel erwähnt hat, warum die Arbeitswertlehre irrsinnig ist. Auch die Zeitpräferenztheorie kommt hier nicht zum Zuge 

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Sehr geehrter Herr Präuner,

        Steuerschulden sind in der Tat anderes gelagert, da es sich hierbei nicht um dispositives Vertragsrecht in Sinne des BGB handelt. So wenig, wie Sie über die Höhe der Steuerschuld diskutieren können, sowenig können Sie auch den Zahlungsweg bestimmen.

        Zudem sollten Sie bedenken: Steuerschulden werden immer auf ein Bundesbankkonto überwiesen. Da es somit keinen qualitativen Unterschied mehr hinsichtlich der Geldsystemebene gibt (ein Konto bei der Bundesbank IST wie Bargeld, da die Bundesbank die Quelle des Bargeldes ist), war die Schweiz so schlau und hat für diese Fälle das Bargeld dem Zentralbankgiralgeld bereits 1999 gleichgestellt: https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19994336/index.html#a2. Da soll noch mal einer sagen, die Schweizer seien immer etwas langsam.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Ähnlich scheint mir der Fall bei den Rundfunkgebühren zu liegen. Der wesentliche Unterschied: Die Zahlungen sind NICHT auf ein Konto der Bundesbank zu leisten. Allerdings hatte ich schon an anderer Stelle darauf verwiesen, dass auch eine bargeldlose Zahlung NIEMALS eine zentralbankgeldlose Zahlung ist. Insofern befürchte ich, dass Herr Häring seinen Musterprozess verlieren wird: http://norberthaering.de/de/gez-bargeldprozess

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Nun noch zu Ihrem Beispiel mit dem altruistischen Unternehmer. Was sich nicht verstehe, warum er den Arbeitern auch noch zusätzlich 1 Mio zahlt. Denn dann hätten diese ja im ersten Jahr nicht nur Erlöse von 3 Mio, sondern zusätzlich auch noch eine weitere Mio. Oder hatten Sie dies als zusätzliche altruistische Vorfinanzierungsunterstützung gedacht?

        Mit welchem Wert haben Sie denn die Arbeitskraft des Unternehmers angesetzt? Das Stichwort wäre hier der kalkulatorische Unternehmerlohn. Wäre dieser mit 2 Mio anzusetzen, dann schmilzt der (marxistische) Mehrwert auf Null. Je nach Branche liegt er aber wohl in den meisten Fällen irgendwo zwischen 200.000 EUR und 1 Mio. Diesen Mehrwert können sich die Arbeitnehmer entweder als Lohn auszahlen lassen oder aber ihrem Kapitalkonto gutschreiben lassen (je nach Rechtsform).

        „Wenn Sie jetzt sagen, die teilen sich den Erlös gleichmäßig auf, dann ist seis drum, dann bin ich halt zu blöd.“

        Wieso sollten Sie dann zu blöd sein? Da alle Arbeitnehmer nun zugleich auch Unternehmer sind und unter der Voraussetzung, dass keiner seinen Kapitalanteil veräußert hat und alle zu Beginn den gleichen Kapitalanteil erhalten haben, bekämen nur dann alle den gleichen Betrag, wenn auch zuvor alle den gleichen Lohn erhalten hätten.

        „Auch die Zeitpräferenztheorie kommt hier nicht zum Zuge“

        Und wie ändern sich die Überlegungen von Böhm-Bawerk, wenn sich aufgrund der Demografie die Zeitpräferenz zu Gunsten der Zukunft verändert und aus Abzinsungsfaktoren plötzlich Aufzinsungsfaktoren werden?

        Ich denke, ganz so simpel ist die Geschichte nicht. Zu den weiteren Problemen in einer Geldwirtschaft siehe insbesondere Peter Spahn: Böhm-Bawerk und die Anfänge der monetären Zinstheorie: https://www.econstor.eu/bitstream/10419/98652/1/785498249.pdf

        LG Michael Stöcker

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