Update zur US-Unternehmensverschuldung

Schon mehrfach habe ich bei bto die Rekordverschuldung der US-Unternehmen diskutiert:

Unternehmensschulden steigen, um Aktienoptionen für die Mitarbeiter zu finanzieren

Die FINANZ und WIRTSCHAFT gibt einen update:

  • “Immer mehr Unternehmen überladen sich mit Schulden. Es drohen böse Überraschungen. Amerikanische Konzerne haben ein Rekordvolumen an Schulden auf ihrer Bilanz angehäuft. Viele haben die historisch tiefen Kreditkosten im Nachgang der Finanzkrise für Übernahmen genutzt, um das Wachstum zu forcieren, konstatiert die Ratingagentur Standard & Poor’s in einer zu Wochenbeginn publizierten Studie. Mit Blick auf den fortgeschrittenen Kreditzyklus sei daher ein Anstieg von Zahlungsausfällen zu befürchten, wenn sich die Bedingungen an den Finanzmärkten verhärten.” – bto: schon vor einiger Zeit hat der IWF davor gewarnt.
  • Und die Daten sind in einigen Fällen durchaus erheblich:

Quelle: FuW

  • “Viel Geld geben US-Konzerne nicht nur für Übernahmen aus. Deutlich zugenommen haben ebenso die Ausschüttungen an Aktionäre, speziell Aktienrückkäufe. Begünstigt wird dies durch die Steuerreform, die das Rückführen von Barmitteln aus dem Ausland erleichtert. Nicht selten zapfen Unternehmen dafür aber auch den Kreditmarkt an.” – bto: Die Unternehmen machen Financial Engineering und treiben so die Gewinne. Ein Spiel, das auf anhaltend tiefe Zinsen setzt.
  • “Finanzspielereien zur Optimierung der Bilanz sind weit verbreitet. Ausser über Anleihen nehmen US-Konzerne dabei zusehends auch über syndizierte Bankkredite Geld auf. Seit dem Ende der Finanzkrise sind die Schulden im Unternehmenssektor dadurch auf über 45 % der Wirtschaftsleistung gestiegen, was sogar die Höchstwerte während der Internet-Hausse und des Immobilienbooms übertrifft.” – bto: Das heißt, die Unternehmen und damit die gesamte Volkswirtschaft können es nicht leisten, dass die Zinsen steigen.

Quelle: FuW

  • “Die Qualität von Anleihen, die als investitionswürdig gelten, nimmt generell drastisch ab. Der Anteil der Schuldner, die wie McDonald’s mit einem BBB-Rating im untersten Bereich dieses Anlagesegments fungieren, belief sich vor zehn Jahren auf gut 30 %. Heute ist es fast die Hälfte.” – bto: ein schönes Beispiel für das nachhaltige Verschlechtern der Lage. Wir haben – ganz im debitistischen Sinne – immer mehr Schulden gemacht. Die Frage ist, wie lange wir das noch machen können.
  • In den nächsten fünf Jahren fallen über 3500 Mrd. $ an Unternehmensanleihen zur Refinanzierung an, was schon so zu einer enormen Herausforderung wird.” – bto: Das geht jedoch nur, wenn die Fed die Schleusen offenhält.
  • “Wenn die Blase im Markt für Unternehmenskredite einmal platzt, könnte sich das Augenmerk besonders auf Leveraged Loans richten. Diese Anlageklasse wird auch als Senior Secured Loans oder Floating Rate Loans bezeichnet. Leveraged Loans sind Kredite, die von einem Bankenkonsortium an Unternehmen vergeben und dann weiterverkauft werden. Die Bonität der Schuldner liegt in der Regel unter Anlagequalität, weshalb solche Papiere als spekulativ gelten.” – bto: Schon vor Monaten war das hier ein Thema. Es wird immer riskanter Kredit vergeben, was man nur dann macht, wenn man es nicht mit eigenem Geld tut und/oder wenn man damit rechnet, rausgehauen zu werden.
  • “Dieses Jahr hat der Markt für Leveraged Loans in den USA erstmals ein Volumen von 1000 Mrd. $ erreicht. Er ist damit praktisch gleich gross wie der Markt für klassische Ramschanleihen oder Junk Bonds. (…) Immer häufiger wird aber auf eine Schutzklausel (Covenant) für Investoren verzichtet. So machen sogenannte Covenant-Lite-Loans gemäss S&P Global mittlerweile 80 % der Neuemissionen aus.” – bto: Das ist doch auch eine Nachricht. Nicht nur sind die Schuldner schlecht, auch die Sicherheiten!
  • “Hinzu kommt eine Entwicklung, die ungute Erinnerungen an die Finanzkrise weckt. Im amerikanischen Häusermarkt wurden damals verbriefte Hypotheken gebündelt, neu verpackt und tranchiert weiterveräussert. Auf ähnliche Weise fabriziert Wallstreet heute aus Leveraged Loans sogenannte Collateralized Loan Obligations (CLO).” – bto: weiterer potenzieller Krisenherd.

Quelle: FuW

fuw.ch: “Amerikas verborgene Schuldenblase”, 7. August 2018

Kommentare (4) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Bosko Danilovic
    Bosko Danilovic sagte:

    Die Schulden spielen solange keine Rolle, bis sie eine Rolle spielen.
    Dann spielen nur noch Schulden eine Rolle. (sinngemäß zitiert)

    Das sieht sehr nach einer Ansammlung verschleppter Insolvenzen aus und ist schade,
    da die Märkte sich schon selbst regulieren können, wenn man sie denn lässt.

    Antworten
  2. Nothing works all the time and in all kinds of markets
    Nothing works all the time and in all kinds of markets sagte:

    In zwei bis drei Jahren wird man sagen, das seit 2009 ungewöhnlich niedrige Zinsniveau in den Ländern der westlichen Welt führte zu temporär niedrigen Kreditausfällen und Insolvenzen, weil diese nur aufgeschoben wurden.

    There is no such thing as a free lunch!

    Antworten
  3. RW
    RW sagte:

    Wenn sich der Waehrungskorb zuungunsten des Dollars ändern wird, dann haben wir türkische Verhaeltnisse in den USA. Das wird lustig.

    Antworten

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Nothing works all the time and in all kinds of markets Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.