Update zu den Szenarien der Geldpolitik

Das FERI Institut fasst in einer kürzlich erschienenen Studie die Überlegungen für die nächsten Schritte der Geldpolitik zusammen. Im Fokus – wenig verwunderlich – die Ideen der Modern Monetary Theory (MMT) und die Helikopter. Die Bilanz fällt wenig verwunderlich sehr verhalten aus. Wobei offen bleibt, was denn die Alternative sein soll. Denn irgendwie müssen wir aus der financialization der Weltwirtschaft herauskommen. Und zwar so, dass es möglichst schmerzfrei erfolgt.

Fassen wir die Überlegungen von FERI zusammen:

  • “Neu ist (…), dass nun eine gezielte Verschränkung von Geldpolitik und Fiskalpolitik’ gefordert wird, also eine bewusste und dauerhafte Verwendung der Notenbankpresse zur Finanzierung staatlicher Schulden und anderer staatlicher Ausgaben. Diese neue Dimension der öffentlichen Debatte (…) ist einerseits überraschend und alarmierend, hat andererseits jedoch auch eine gewisse Zwangsläufigkeit.” – bto: Es ist zwingend angesichts der Lage, in die wir uns manövriert haben.
  • “Vor dem Hintergrund hoher Schulden, leerer Kassen, zunehmender Wachstumshemmnisse sowie gravierender ökonomischer, sozialer und demografischer Probleme prüfen (oder beschreiten bereits) immer mehr Länder gezielt den Ausweg der Monetisierung.” – bto: Was fehlt, sind die Herausforderungen des Klimawandels. Diese sind doch ein hervorragender Grund, monetär so richtig auf das Gaspedal zu drücken.
  • “In enger Verbindung zum Konzept gezielter Monetisierung’ stehen derzeit noch andere Vorschläge, die mit den Stichworten ‘Negativzins-Regime’ und Bargeldabschaffung umschrieben werden können.” – bto: und die völlig logisch sind, wenn es darum geht, den Rentiers das Geld aus den Taschen zu treiben.
  • “Die möglichen Konsequenzen und langfristigen Risiken eines derart massiven Regimewechsels sind äußerst komplex und kaum zu beherrschen. Sowohl das Problem ungezügelt wachsender Staatsverschuldung, das Risiko größerer Inflationsschübe als auch die Tendenz einer langfristigen Zerrüttung ganzer Finanzsysteme werden dadurch zukünftig in Gang gesetzt oder verstärkt.” – bto: wobei nicht zu vergessen ist, dass die private Verschuldung und die Entfesselung des weltweiten Finanzsystems ebenfalls eine wesentliche Ursache für die Entwicklung ist.

Sodann fasst FERI den Weg zur finanziellen Zerrüttung schön zusammen:

FERI gelangt zu dem Fazit:

  • “Die Erfahrungen der Geschichte sprechen nicht dafür, dass substanzlose Vermehrung von Papiergeld eine Lösung für reale Probleme darstellt. Im Gegenteil sind große ökonomische Krisen und soziale Katastrophen des 20. Jahrhunderts, gerade in Deutschland, auf politischen Missbrauch der Notenpresse zurückzuführen.” – bto: wobei ich die Idee, vorhandene Schulden so zu monetarisieren, dass sie von den Notenbanken aufgekauft werden und dann auf lange Zeit zins- und tilgungsfrei sind, nicht pauschal verwerfen würde. MMT und die absehbare direkte Finanzierung der Staaten auch in Europa – dafür wird Madame Lagarde schon sorgen, als politische Spitze der EZB, nicht gebremst von einer Kommissionspräsidentin von französischen Gnaden – werden naturgemäß andere Folgen haben. Doch auch hier gilt, dass es ziemlich lange dauern kann, bis in unserem zunächst strukturell deflationären Umfeld zu einer deutlichen Inflation kommt. Perspektivisch ist eine höhere Inflation aufgrund der schlechteren Relation zwischen Abhängigen und Erwerbstätigen zu erwarten, bis dann aufgrund eines Endes des Bevölkerungswachstums in der Welt der Inflationsdruck nachlässt. Ohnehin dürften wir nach der inflationären Phase einen Neustart in anderer monetärer Ordnung erleben. Ob dies mit einer Privatisierung des Geldes einhergeht – wie beispielsweise mit Libra angedacht – denke ich letztlich nicht. Immer wieder wird die „Demokratisierung“ des Geldes ein Thema sein, wobei damit natürlich die Macht der Politiker gemeint ist …
  • “Offenbar sind die strukturellen Probleme der Weltwirtschaft – von extrem hoher öffentlicher und privater Verschuldung über demographisch und technologisch bedingte Wachstumshemmnisse bis zu massiven sozio-ökonomischen Ungleichgewichten – heute so ausgeprägt, dass der politische Handlungsdruck dramatisch steigt und zunehmend radikale Lösungen erforderlich wären.” – bto: So ist es. Außerdem fehlt in dieser Aufzählung der Euro, der als schwächste aller Währungskonstruktionen besonders anfällig für Krisen und deshalb  von immer radikaleren Maßnahmen abhängig ist.
  • “Ein erster (nicht sehr utopischer) Zwischenschritt könnte bereits die de facto-Übernahme derzeit bestehender Staatsschuldenbestände bei den jeweiligen Notenbanken und deren ewige Prolongation (oder ‘Streichung’) à la OMF sein.” – bto: Das ist sicher und wird in Japan schon seit Jahren praktiziert.
  • “Die Tatsache, dass weltweit – trotz massiver Q.E.-Politik – noch kein spürbarer Anstieg der (Güter- preis-)Inflation festzustellen ist, wird eventuelle Bedenken zerstreuen und so den Weg zu ‘noch mehr offener Geldschöpfung’ ebnen.” – bto: Und das ist auch ein sehr starkes Argument. Die Ursache ist in der Eiszeit zu sehen, die wiederum die direkte Folge der Überschuldung ist. Da eine Deflation die Schulden endgültig und offensichtlich untragbar macht und unser weltweites Ponzi-Schema enttarnt, wird alles versucht werden, dieses Szenario zu verhindern.
  • “Die langfristigen Wirkungen und Risiken einer Politik offener Geldschöpfung können aus heutiger Sicht kaum exakt vorhergesehen werden. Allerdings liefert die Geschichte eine Reihe von Beispielen dafür, wie durch missbräuchlichen Einsatz von Notenbank-Geldschöpfung ganze Finanzsysteme zerrüttet, ruiniert und zerstört wurden.” – bto: was auch nur logisch ist, weil Geld, welches beliebig ohne dahinterliegende produktive Sicherheiten in Umlauf gebracht wird, tendenziell an Wert verlieren muss.
  • Inflationäre Effekte – auf verschiedene Vermögenspreise, grundsätzlich aber auch in der Realwirtschaft – sind aber extrem wahrscheinlich, da dies der eigentlichen Natur von OMF als ‘pure Geldschöpfung’ (‘Fiat Money Creation’) entspricht.” – bto: So ist es, selbst in einem deflationären Umfeld. Wir sehen es ja auch an den Vermögenspreisen, die schon jetzt in vielen Bereichen stark steigen.
  • “Besonders stark sind in der Regel die Impulse für Finanz- und Immobilienmärkte, mit der Folge starker Aufwertungen oder sogar ausgeprägter ‘Blasenbildung’. Mittelbar können daraus – über ‘Zweit- und Drittrunden-Effekte’ – ökonomische Schieflagen, soziale Verwerfungen und gesellschaftliche Verspannungen größeren Ausmaßes induziert werden.” – bto: Das haben wir doch schon, wie ein Blick auf die aktuelle Enteignungsdiskussion in Deutschland zeigt.
  • “Als Konsequenz erwachen dann Frustration und Verbitterung großer Teile der Bevölkerung, was – über politische Agitation und Populismus – nach- haltige Umbrüche politischer Strukturen und Systeme auslösen kann.bto: und maßgeblichen Akteuren der Politik sehr zu Pass kommt. Kann man doch dann mit Verweis auf angebliches Marktversagen und den bösen Kapitalismus noch mehr in unsere Freiheitsrechte eingreifen und bei der Gelegenheit auch noch begründen, weshalb für das höhere Gut der Klimarettung (als wäre diese alleine von Deutschland bewältigbar) Vermögen entwertet und umverteilt werden müssen.
  • “Schon in sehr naher Zukunft ist in nahezu allen westlichen Finanzsystemen von einer anhaltenden, massiven und zunehmend unverblümt durchgeführten Politik monetärer Verwässerung und finanzieller Repression auszugehen. Notenbanken werden so immer stärker zu ‘Bad Banks’ des jeweiligen Finanzsystems, mit dem klaren Auftrag, systemische Altlasten (Schulden) möglichst dauerhaft ‘zu entsorgen’.” – bto: So ist es.
  • “(…) sowohl zunehmender Populismus als auch ein genereller Linksruck diverser Gesellschaften – sollte ebenfalls klar gesehen und entsprechend gewürdigt werden. Mit Blick auf die strategische Ausrichtung und den Schutz von Geld- und Vermögenswerten sollten angemessene Überlegungen angestellt und entsprechende Vorkehrungen getroffen werden (…).” – bto: soso. Ich sage zwar immer, raus aus Deutschland und raus aus Europa. Nur wohin, wenn in den USA letztlich dasselbe Szenario droht und Länder wie Australien und Kanada angesichts von Immobilienblasen und ihrer Vernetzung in der Welt mitmachen müssen bei diesem Spiel. Uruguay wurde mir empfohlen, Chile ist gut organisiert. Doch Sicherheit für Vermögen sehe ich hier auch nur beschränkt.

→ feri-institut.de: “‘Modern Monetary Theory’ und ‘OMF’”, Juni 2019