Thomas Mayer zur Klima- und Wirtschafts­wissenschaft und deren Politisierung

Am 24.10.2021 war Thomas Mayer von Flossbach von Storch zu Gast in meinem Podcast. Da wir in unserem Gespräch auch dieses Thema streifen, ein weiterer Kommentar von ihm:

Für die in den (heute verunglimpften) Schulen der Neoklassik und des Ordoliberalismus sozialisierten Ökonomen erscheint die Verfolgung klimapolitischer Ziele durch die Europäische Zentralbank als Tabubruch. Ein genauer Blick auf die Wissenschaften von Klima und Wirtschaft zeigt jedoch, dass die Verschmelzung von Klima- und Geldpolitik Folge der in diesen Wissenschaften angelegten Angriffspunkte ist.

Wie bei einem anfälligen Computersystem kann dort „Malware“ eindringen. Mit „Malware“ meine ich hier die Legitimierung staatlicher Zentralplanung. Das nutzt die EZB, sich selbst zu ermächtigen, nicht nur die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu steuern, sondern auch die Struktur des Güterangebots im Sinne der Klimapolitik zu verändern. Die EZB hat sich zur „Europäischen Zentralplanungs-Behörde“ gekrönt.

Erkenntnisprobleme der „Sekundärwissenschaften“

Die Klimawissenschaft ist keine primäre Wissenschaft. Sie bündelt Basiswissen aus der Physik und Chemie mit angewandter Mathematik und Statistik zur Erklärung und Prognose klimatischer Phänomene. Dem ähnlich bündelt die Wirtschaftswissenschaft Basiswissen aus kaufmännischer Erfahrung und mathematischer Logik mit angewandter Mathematik und Statistik zur Erklärung wirtschaftlichen Verhaltens und Prognose wirtschaftlicher Entwicklungen.

Beide Wissenschaften versuchen, sehr komplexe Systeme mit Verknüpfungen von Basiswissen zu erklären. Die Komplexität wird für Analyse und Prognose durch Abstraktion in Modellen verringert. Doch taugen diese zur Beschreibung der Wirklichkeit nur sehr eingeschränkt. So sahen zum Beispiel nur wenige Experten die Finanzkrise kommen, weil in den gängigen Wirtschaftsmodellen die Kreditgeldschöpfung der Banken fehlte.

Zudem erzeugt die empirische Unterfütterung von unterkomplexen Modellen mit mathematischer Datenanalyse Unsicherheiten, die von zufallsbedingten Irrtümern bis zu strukturellen Brüchen reichen. So liefen zum Beispiel die gängigen Klimamodelle „heiß“, weil sie die Elastizität der Erderwärmung in Bezug auf den Kohlendioxidausstoß überschätzten. Oder die Konsumentenpreisinflation wurde überschätzt, weil sich der in der Phillips-Kurve erfasste Zusammenhang zwischen Beschäftigung und Inflation auflöste.

Schwankender Boden normativer Aussagen

Beiden Wissenschaften ist auch gemein, dass aus ihren „positiven“ Erkenntnissen „normative“ Aussagen zum individuellen und gesellschaftlichen Verhalten abgeleitet werden können. Doch stehen die normativen Aussagen auf schwankendem Boden. Denn die positiven Erkenntnisse, auf denen sie beruhen, sind durch zu hohe Abstraktion und strukturelle Instabilität der Modelle gefährdet. Und die Anwendung der normativen Aussagen kann durch „Reflexivität“ die Wirklichkeit verändern, von der sie hergeleitet wurden. So erzeugt das Risikomanagement in der Wirtschaft und beim Klima neue Risken.

Politische Verwertbarkeit

Die normativen Aussagen beider Wissenschaften sind für die Gestaltung der Wirklichkeit durch die Politik jedoch nur dann verwertbar, wenn die mit ihnen verbundenen Unsicherheiten verschwiegen und Zweifel unterdrückt werden. Denn nur mit über dem Zweifel erhabenen Aussagen kann die Öffentlichkeit zur Beeinflussung der Politik mobilisiert oder die Politik zu Handlungen veranlasst werden. Denn was wäre, wenn alle Anstrengungen zum Klimaschutz nichts nutzen könnten, weil der Zusammenhang zwischen von den Menschen zu verantwortendem Ausstoß von Kohlendioxid und der Erderwärmung anders sein kann als vermutet? Oder wenn die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken nichts fruchten, dafür aber viel Schaden anrichten könnte?

Der Umgang mit Unsicherheit und Zweifel spaltet die Gemeinden der Wirtschafts- und Klimawissenschaftler. Wer Unsicherheit und Zweifel offenlegt, bleibt im Bereich der Wissenschaft. Wer diese unterdrückt, findet Gehör in Politik und Öffentlichkeit und wird zum Aktivisten im Pelz des Wissenschaftlers.

Die Nähe der Wissenschaft zur Politik erzeugt Synergien, die sich in einer besseren materiellen Ausstattung der Wissenschaftler und einer wissenschaftlichen Legitimierung der Politiker ausdrücken. Die Öffentlichkeit zeigt immer Interesse am Wetter und kennt den Unterschied zum Klima nicht. Daher kann sie zum Druck auf die Politik mobilisiert werden, wenn die Aktivisten der Klimawissenschaft die Meinungsführerschaft in den Medien errungen haben.

Dagegen kennt sich die Öffentlichkeit auf dem Feld der Wirtschaft kaum aus und ist für Wirtschaftsthemen nur sehr schwer zu begeistern. Folglich müssen die Aktivisten aus der Wirtschaftswissenschaft selbst eng an die Politik heranrücken.

Während die Wissenschaftsaktivisten aus dem Klimabereich die Politik folglich durch Mobilisierung der Öffentlichkeit vor sich hertreiben, beraten die Wissenschaftsaktivisten aus dem Wirtschaftsbereich die Politik oder übernehmen selbst deren Steuerung, zum Beispiel in einer leitenden Position bei einer Zentralbank.

Aufstieg des Konstruktivismus

Der Aufstieg der Wissenschaftsaktivisten in der europäischen Geldpolitik und Finanzregulierung hat dem politischen Konstruktivismus einen gewaltigen Schub gegeben. Nun soll er durch den Schulterschluss mit den Wissenschaftsaktivisten im Klimabereich vergrößert werden. Die Europäische Zentralbank begründet ihre Politik der Niedrigzinsen mit wenig treffsicheren Inflationsprognosen. Das schreckt sie aber nicht ab, in ihrer neuen geldpolitischen Strategie gleichzeitig die Erderwärmung bekämpfen zu wollen.

Klimapolitische Ziele sollen bei den Anforderungen an die Offenlegung von Daten und finanziellen Sicherheiten für die Gewährung von Zentralbankkrediten bei Risikoschätzungen und bei ihren Käufen von Unternehmensanleihen berücksichtigt werden. Komplementär dazu hat die Europäische Kommission eine „Taxonomie“ zur Bestimmung der „Nachhaltigkeit“ wirtschaftlicher Aktivitäten vorgelegt, in der das Schwergewicht auf dem Klimaschutz durch Verringerung des CO2-Ausstosses liegt.

Zusammengenommen laufen die Maßnahmen von EZB und Kommission auf eine Steuerung der wirtschaftlichen Aktivitäten sowohl auf der Ebenen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage als auch auf der Ebene von Angebot an und Nachfrage nach Produkten hinaus. Stärker noch als die makroökonomische Globalsteuerung und Industriepolitik der Nachkriegszeit rückt die Verschmelzung von Geld- und Klimapolitik an die Zentralplanung im Sozialismus heran.

Die Zentralplanung ökonomischer Aktivität ist jedoch in hohem Maß fehleranfällig, da sich die Zentralplaner Wissen anmaßen, das sie nicht haben können. Planungsfehler führen im günstigen Fall zu Ressourcenvergeudung und im ungünstigen Fall zum Zusammenbruch des Systems.

Ressourcenvergeudung

Der Versuch, mit der Aufstellung von „Nachhaltigkeits-(ESG) Kriterien“ für Geldanlagen Industriepolitik zum Klimaschutz zu betreiben, dürfte aufgrund seiner Unwirksamkeit zur Verschwendung von Ressourcen führen. Die Umlenkung von Anlagegeldern kann zwar die Bewertungen verschiedener Aktivitäten am Aktienmarkt verändern, hat aber keinen direkten Einfluss auf die Entwicklung der Cashflows der Unternehmen.

Ist die Umlenkung erfolgreich, sinkt die erwartete Rendite auf „grüne“ und steigt auf „braune“ Anlagen, da sich die Bewertungen am Aktienmarkt ändern. Aber solange ihre Produktionskosten und Absatzerlöse gleichbleiben, werden „braune“ Unternehmen bei niedrigeren und „grüne“ Unternehmen bei höheren Bewertungen weiterhin tun, was sie schon immer getan haben.

Außerdem hätte der Renditeunterschied nur Bestand, wenn alle Anleger eine Gemeinschaft von Idealisten wären – was unwahrscheinlich ist – oder ohnehin Maßnahmen erwartet würden, welche die Cashflows „brauner“ Unternehmen verschlechtern – was letztlich solche Maßnahmen nötig macht. Wer also „klimaschädliche“ Aktivitäten von Unternehmen verringern will, muss – zum Beispiel durch eine Besteuerung des CO2-Ausstosses oder Vorschriften – ihren erwarteten Cashflow ändern. Die Geldanlage nach „ESG-Kriterien“ schafft das nicht.

Fragilität

Schlimmer als die Verschwendung von Ressourcen ist die Schaffung von Fragilität. Die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken hat Anreize zur Verschuldung im privaten Sektor gegeben und einen Aufbau der Staatsverschuldung ermöglicht, wie sie in der Geschichte nur in Kriegszeiten gegeben hat. Hohe Verschuldung schafft finanzielle Fragilität, weil der Ausfall eines Schuldners Ausfälle anderer Schuldner bewirken kann.

Die Kettenreaktion kann durch Zinserhöhungen der Zentralbank oder eine spontane Panik unter den Gläubigern ausgelöst werden. Der drohende Kollaps des Finanzsystems veranlasst die Zentralbank, eine Geldschwemme zu erzeugen. Doch mit der Verschleppung der Bereinigung steigt die Fragilität des Geldsystems, bis dieses kollabiert und das Finanzsystem am Ende mit sich reißt.

Aggressive Klimapolitik schafft Fragilität, weil sie die wirtschaftlichen Grundlagen des gesellschaftlichen Wohlstands zerstören kann und die Glaubwürdigkeit politischer Institutionen untergräbt, wenn sie überzogene Versprechungen nicht halten kann. Erfolglosigkeit kann daher rühren, dass sich Annahmen zum Zusammenhang zwischen CO2-Ausstoß und Erderwärmung als falsch herausstellen oder die zur Verringerung des Ausstoßes nötige globale Koordination der Klimapolitik scheitert.

Insofern ist die Aussage, dass die kommende Bundesregierung die letzte sei, die noch aktiv Einfluss auf die „Klimakrise“ nehmen könne, doppelt falsch. Denn zum einen ist es für den globalen CO2-Ausstoß völlig unerheblich, was Deutschland unternimmt, da die deutsche Wirtschaft weniger als zwei Prozent zum globalen Ausstoß beiträgt. Zum anderen könnte sich die Erderwärmung auch ohne die angepeilte Verringerung des CO2-Ausstoßes fortsetzen, wenn dafür andere Gründe maßgeblich wären.

Fazit

Die Verschmelzung von Klima- und Geldpolitik stärkt die politische Macht der Zentralbanker und schafft ihnen Entlastung für das absehbare Scheitern ihrer Niedrigzinspolitik. Außerdem schafft die Unterdrückung von Unsicherheit und Zweifel durch die Wissenschaftsaktivisten neue Risiken für Wirtschaft und Gesellschaft, die größer sein können als die identifizierten Klimarisiken. Notwendig wäre das Aushandeln einer gesellschaftlichen Übereinkunft zum übergreifenden Management aller Risiken und die Schaffung von Resilienz zum Umgang mit ungeahnten Überraschungen. Der zunehmende Glaube in die Effektivität staatlicher Zentralplanung steht dem jedoch entgegen.

Seine Kommentare findet man hier: → Flossbach von Storch Research Institute

Kommentare (42) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Anna Nuema

      “… Elastizität der Erderwärmung in Bezug auf den Kohlendioxidausstoß …”

      Das liegt daran, dass es eine relativ merkwürdige Neuschöpfung von Terminologie ist, bei ein Fachwort aus der Ökonomie (Elastizität) auf ein Konzept aus der heiligen Klimawissenschaft draufgeschraubt wird.

      Ein gängigerer Begriff für das Prinzip, so wie ich Mayer verstehe, hieße “Climate Sensitivity”. Dazu gibt es ganze Abhandlungen in der IPCC-Bibel, und abzuschätzen, wie sich die globale Durchschittstemperatur abhängig von Veränderungen bei der CO2-Konzentration verändern wird, ist alles andere als trivial. Die meiste Kohle von der “Klimaforschungs”-Förderung gibts natürlich für besonders schreckliche Katastrophenmodelle, daran hängen ja mittlerweile ganze Industrien, eine globale Kongressindustrie und etliche politische Parteien, glauben Sie, die lassen sich sich einfach so ihr Geschäftsmodell kaputt machen?

      Unstreitig ist wohl, dass der Zusammenhang zwischen Erwärmung und CO2-Konzentration schon aus rein physikalischen Gründen nicht linear sein kann, wodurch die “Elastizität” auch noch vom Ausgangsniveau der CO2-Konzentration abhängt.

      Aber psst, nicht zu laut sagen, das könnte die Bevölkerung verunsichern.

      https://imgur.com/a/KfYJGuq

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  1. Petersen
    Petersen sagte:

    Die Festlegung der Klima-Politik auf 1,5 Grad als “maximale Temperatursteigerung” für 2100 gegenüber “der vorindustiellen Zeit”, wie sie im Paris-Protokoll 2015 festgelegt wurde, ist überaus beliebig.

    Es gibt keine Begründung dafür, warum nicht 2 Grad (- das war früher ein von dem deutschen Klima-Guru Hans-Joachim (“John”) Schelnhuber propagierter Zielwert) oder 2,5 oder oder. Der Nobelpreisträger von 2018, William Nordhaus, hält Werte von 2 bis sogar 2,5 Grad wegen der höheren landwirstchaftlichen Erträge und der reduzierten Heizkosten für volkswirtschaftlich eher positiv. Die Billionen-Ausgaben für die Erreichung das 1,5-Grad-Ziels, so zeigen seine Modelle, wären vielfach höher als der erzielbare Vorteil.
    Unter den Mainstream-Klimaaktivisten ist er damit nicht mehr wohlgelittten.

    Die Ökonomie-Modellannahmen basieren natürlich zunächst auf dem in der IPCC-Modell-Familie “eingepeisten” Zusammenhang zwischen (a) den anthropogenen CO2-Emissionen, (b) dem daraus resultierenden Anstieg der globalen CO2-Konzentration in der Atmosphäre, (c) dem verstärketen Treibhauseffekt und schliesslich (d) der daraus abgeleiteten globalen Temperaturerhöhung. Alle diese Faktoren enthalten erhebliche Unsicherheiten.

    Aber nehmen wir einmal an, diese PCC-Aussagen seien modellhaft “richtig”. Um das 1,5-Grad-Ziel für 2100 zu erreichen, müssten bis 2050 global ALLE anthropogenen CO2-Emissionen eingestellt werden. Für 2 Grad hätte an zum zum Herunterfahren auf Null 25 Jahre mehr Zeit, bis 2075.

    Die Vorstellung, dass 2050 – also in 29 JAhren – alle CO2-Emissionen auf Null gestellt werden, ist offensichtlich illusionär, denn mehr als 80 Prozent aller Energieträger sind heute fossil, d.h. produzieren bei der Verbrennung CO2. Die Weltbevölkerung nimmt weiter stark zu, alle Menschen wollen nicht nur ernährt werden, sondern auch ihre Lebensumstände verbessern. Wie das mit dem Energieverbrauch verknüpft ist, zeigt die VR China seit 1975.

    Dass bei der “Conference of the Parties” Nr. 26 in Glasgow wissenschaftlich oder auch nur alltagspraktisch argumentiert wird, ist nicht zu erwarten. Das sog. Paris-Ziel ist nicht zu erreichen, dennoch werden die EU und maßgeblich Deutschland Behauptungen über eine notwendige und mögliche “Klimarettung” bekräftigen und sich selbst demonstrativ kasteien, d.h. die eigenen Völker und ihren Wohlstand schädigen. Die Entwicklungsländer werden Milliarden fordern und auch bekommen, und die VR China wird von der Seitenlinie aus schmunzelnd zuschauen.

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  2. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    @ Schwarzenberg

    „Also zumindest in meiner Region hier läuft die Bauwirtschaft am oberen Anschlag.“

    Das mag durchaus so sein; aber von einer lokalen Situation auf den Rest von Euroland zu schließen ist dann doch ein wenig überambitioniert. Hier haben Sie Gelegenheit, sich mit den Zahlen für Euroland vertraut zu machen: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/teiis500/default/table?lang=de. Von einem BOOM sind wir wirklich meilenweit entfernt.

    „Einziger Engpass ist die Verfügbarkeit von Bauhandwerkern.“

    Mit ähnlichen Problemen sind die Kultusministerien konfrontiert. Haben wir deshalb einen Bildungsboom??? Da hat wohl auch Herr Ott noch ein wenig drüber zu reflektieren.

    „Die Bauprojekte sind doch in weiten Teilen durch Kredite finanziert (bzw. gehebelt), sowohl die privaten als auch die öffentlichen.“

    So ist das nun einmal in einem Kreditgeldsystem. Wirtschaftliche Dynamik ist ohne Kreditdynamik unmöglich.

    „Diese Kredite sind derzeit extrem billig. Wenn die Kapitalkosten (real) steigen, wird die wirtschaftliche Aktivität gebremst.“

    So ist es; allerdings mit erheblichen Ausstrahlungen in alle anderen siechen Bereiche. Und: Die Kapitalkosten sind ja bereits gestiegen durch die deutlich gestiegenen Immobilienpreise.

    Um es nochmals klar und deutlich zu sagen: Die EZB betreibt Geldpolitik für Euroland und nicht für einzelne Regionen in Deutschland oder Italien. Bei lokalen/partiellen Überhitzungen im Baugewerbe ist der Leitzins das völlig falsche Instrument. Hier wäre der antizyklische Kapitalpuffer sowie höhere regionale EK-Vorschriften das geeignete Instrument der Stunde. Und natürlich eine höhere Attraktivität der Berufe im Handwerk.

    LG Michael Stöcker

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    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Stöcker

      “Mit ähnlichen Problemen sind die Kultusministerien konfrontiert. Haben wir deshalb einen Bildungsboom??? Da hat wohl auch Herr Ott noch ein wenig drüber zu reflektieren.”

      Wenn Sie die naive Vorstellung haben, dass Lehrer “Bildung produzieren” analog dazu wie Bauhandwerker “Gebäude herstellen”, dann lautet die Antwort: Ja.

      Und eine wesentliche Ursache für den Boom in beiden Branchen ist sogar identisch: Die unkontrollierte Zuwanderung von Migranten seit 2015 in unser Sozialsystem, wo die Kinder der Migranten sofort gegenüber dem Staat einen Anspruch auf die Bereitstellung von Bildung erwerben, und alle Migranten einen Anspruch auf die Bereitstellung von Wohnraum, natürlich ebenfalls vom Staat finanziert, wenn die Miganten nicht selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen können (oder wollen).

      Das, was im Schulwesen geschieht, würde ich aber eher einen “Lehrernachfrage-Boom” nennen als einen “Bildungsboom”. Manche Lehrer sind sogar so unfähig und gleichzeitig so sehr von sich selbst überzeugt, dass sie Bildung eher behindern als befördern…

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    • Tom96
      Tom96 sagte:

      Kurzintervention:
      @ Herren Ott & Stöcker
      gerade eben mit meiner Mutter diskutiert, wieso hier im protestantischen Norden die Lehrergeneration zu Beginn der 7oer Jahre, die eigene Werte und Ideen praktizierte derart verrottete Entbildungszwangsanstalten hinterlassen.
      Wer seine Kinder liebt und ihnen Bildung, Wissen, Selbstdenken schenken will, lässt diese garantiert nicht mehr in die heutige politische Propagandaverblödungsmaschinerie betrügerischerweise “Schulsysstem” genannt.
      Dies ist derart verdorben, daß nur die Totalschliessung Besserung verspricht, so unser Fazit nach 50 Jahren Niedergang bis zum Zivilisationsende – Punktum! Die Eltern sind in der Verantwortuung nicht ein Zwangssystem das in Zukunft sicher auch EU Bruxelles-Lobbyisten lautet.
      Lernen ist ein Individualprozess im jungen interessierten Menschen, das Gegenteil von Dressur wie z.B. bei Multipel Choice, der Standarddomestizierungsmethode, um Noten als Brandzeichen einzubrennen.
      Her mit den Abrißbirnen!

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  3. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    bto: “Die Verschmelzung von Klima- und Geldpolitik stärkt die politische Macht der Zentralbanker.”

    Irrtum: Es stärkt nicht die Macht, sondern die Ohnmacht. So wird ein Schuh daraus.

    Beweis: Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 hat die Deutsche Bundesbank gegen den Willen der Bundesregierung die Zinsen deutlich angezogen. Das war Macht im Sinne von unabhängiger Entscheidungsbefugnis und -möglichkeit.

    Und jetzt? Die EZB ist Gefangene der Politiker, der Märkte und der Schulden. Sie kann bei steigender Inflation gar nicht mehr die Zinsen anziehen, weil dies die Staaten und in der Folge das Notenbankgesetz, das ihr Monopol garantiert, gar nicht überleben würden. Es würden sich Euro, EU und am Ende die ganze EZB auflösen, weil sich in einem Chaos kollabierender insolventer Staaten jeder einen Sündenbock suchen würde und das wäre die Führung der Notenbank.

    Daher mein Fazit: Die Macht nimmt mit jeder Geldmengenausweitung ab und nicht zu. Man reitet einen Tiger, den man nicht unter Kontrolle hat, und es ist nur eine Frage der Zeit bis der Tiger merkt, dass sein Reiter ihm unterlegen ist.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Wolfgang Selig

      >Die EZB ist Gefangene der Politiker, der Märkte und der Schulden. Sie kann bei steigender Inflation gar nicht mehr die Zinsen anziehen, weil dies die Staaten und in der Folge das Notenbankgesetz, das ihr Monopol garantiert, gar nicht überleben würden.>

      Das ist richtig, aber nur die halbe Wahrheit.

      Die andere Hälfte:

      Das Gesamtsystem, insbesondere in der EU, ist derart im Krisenmodus mit Blick in den Abgrund der Katastrophe, dass die Politiker AUCH Gefangene der EZB sind.
      Ich erinnere nur an „Whatever ist takes …“.

      Seitdem hat die EZB nicht nur reden, sondern auch gewaltig kaufen müssen, um wichtige Staaten, allen voran Italien für den Systemerhalt zu retten.

      Kurzum:

      Die Abhängigkeit ist WECHSELSEITIG.

      Antworten
      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Herrn Tischer:

        Widerspruch, Herr Tischer! Wenn die Politiker heute sagen würden, wir organisieren eine Schuldensondertilgung über Lastenausgleich und einmalige Vermögensabgaben, sparen beim Konsum, liberalisieren den Arbeitsmarkt, streichen Staatsausgaben und WOLLEN zu solider Geldpolitik zurückkehren, wird die EZB die Hacken zusammenschlagen und sagen, dass sie das natürlich unterstützen wird, wetten? Nur wird das kein Politiker bei Verstand machen, denn er müsste den Kopf für die Verschuldungsorgien früherer Jahre und Legislaturperioden hinhalten und warum soll er das machen?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Wolfgang Selig

        WENN … Politiker …WÜRDEN …

        Das ist hypothetisch.

        Realität ist, was Sie sagen:

        >… wird das kein Politiker bei Verstand machen>.

        Warum?

        Den POLITIKER betreffend, benennen Sie es richtig:

        >… er müsste den Kopf für die Verschuldungsorgien früherer Jahre und Legislaturperioden hinhalten…>

        Was das SYSTEM betrifft, wenn die Politiker den Kopf hinhalten würden:

        Es würde UMFASSEND destabilisiert.

        Denken Sie nur einmal an einen liberalisierten Arbeitsmarkt, oder das Streichen von Staatsausgaben – Maßnahmen, die Sie für erforderlich halten.

        Die Menschen würden dies nicht tolerieren.

        Das ist der TIEFERE Grund, warum die Politik letztlich machtlos ist, das eigentlich Erforderliche zu tun.

        Das WEITER erodierende System muss FORTWÄHREND stabilisiert werden.

        Die Politik kann es nicht, jedenfalls nicht hinreichend.

        Es braucht dafür die EZB, genauer:

        Weil die Politik den Bürgern gegenüber verantwortlich ist, braucht sie, die POLITIK, die EZB.

        Die Evidenz ist jedenfalls erdrückend, dass das System Eurozone/EU ohne EZB zerfallen würde.

        Ich finde mich durch Ihre Kritik bestätigt.

    • Jacques
      Jacques sagte:

      “Sie kann bei steigender Inflation gar nicht mehr die Zinsen anziehen, weil dies die Staaten und in der Folge das Notenbankgesetz, das ihr Monopol garantiert, gar nicht überleben würden. Es würden sich Euro, EU und am Ende die ganze EZB auflösen, weil sich in einem Chaos kollabierender insolventer Staaten jeder einen Sündenbock suchen würde und das wäre die Führung der Notenbank.”

      Das stimmt nicht. Die Euro-Staaten haben sich jahrelang historisch günstig refinanziert. Die Durchschnitssverzinsung ausstehender Staatsanleihen liegt selbst für Italien bei rund 2%. Vor 20 Jahren waren es fast 6% und 2011 4%. Die Zinslast hat sich in allen Staatshaushalten dramatisch verkleinert. Man kann höhere Zinsen locker schultern, aber ob man das will ist eine völlig andere Frage!
      Das billige Geld ist eine Droge von der die Regierungen nicht lassen können und genau deshalb ist dieser Weg so gefährlich! Eine Regierung schert sich eben nicht um Geldwertstabilität oder die Stabilität des Finanzsystems, sie hat völlig andere Ziele: den Machterhalt. Darum haben wir diese Aufgabentrennund und eigentlich politische Unabhängigkeit.

      Zudem: entscheidend ist volkswirtschaftlich der Realzins. bei 3% Inflation können die Zinsen natürlich problemlos steigen, selbst bei 4% Zinsen wäre das gerade mal ein Realzins von 1%. Ich garantiere die EZB wird reagieren müssen, vor allem da andere ZBs längst auf einem anderen Trip sind. Die Kapitalmarktzinsen werden also mit oder ohne die EZB steigen und die sind entscheidend!

      Antworten
  4. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    Man hätte es besser bei der Headline des Podcasts von Sonntag belassen sollen:

    „Die Selbstüberschätzung der Notenbanker“

    Denn damit war eigentlich alles gesagt. Insofern stellt sich die Frage, warum diese Selbstüberschätzung nun wieder in Frage gestellt wird; allerdings nicht nur hier, sondern bereits im Podcast vom Sonntag.

    Selbstüberschätzung Nummer 3 (in der historischen Reihenfolge): Die Zentralbank betreibt aktive Zinspolitik und ist somit für das niedrige/stimulierende Zinsniveau verantwortlich. Das war, ist und bleibt ein weitverbreiteter Aberglaube, der auch an diesem Blog inbrünstig zelebriert wird. So wie der Glaube an den naiven Monetarismus insbesondere am Eurodollarmarkt gescheitert ist (Selbstüberschätzung Nummer 2), so wurden in den letzten 6 Jahren auch die Allmachtsfantasien zur Zinssetzungshoheit durch QE beerdigt.

    Und nun die Selbstüberschätzung Nummer 4 zum Thema Klima. Aber vielleicht wollen sie ja nur die Selbstüberschätzung Nummer 1 am Leben erhalten: Dass die ZBen tatsächlich das Preisniveau steuern können. Das wird aber auch mit Greenflation nicht funktionieren. Denn Greenflation ist nicht Inflation. Oder um mit Milton Friedman zu schließen:

    “Inflation is always and everywhere a monetary phenomenon in the sense that it is and can be produced only by a more rapid increase in the quantity of money than in output.”

    “As an empirical matter, low interest rates are a sign that monetary policy has been tight – in the sense that the quantity of money has grown slowly; high interest rates are a sign that monetary policy has been easy – in the sense that the quantity of money has grown rapidly. The broadest facts of experience run in precisely the opposite direction from that which the financial community and academic economists have all generally taken for granted.”

    Bei Jeff Snider hat jeder die Gelegenheit, seine persönlichen Glaubensbekenntnisse zu falsifizieren.

    @ Schwarzenberg

    „Wenn die EZB wirklich etwas für den Klimaschutz tun möchte, dann müsste sie zu allererst wieder Zinsen einführen. Nur so lässt sich der aktuelle Bau-Boom (Zement, Stahl, Bodenversiegelung, Abholzung etc. etc.) einbremsen.“

    Mal angenommen, die EZB könnte dies tatsächlich bewerkstelligen. Wieso sollte dies einen Bauboom – den wir in Euroland aber gar nicht haben – einbremsen können? Wenn die Zinsen steigen, dann sinken im Prozess der Assetallokation die Immobilienpreise. An der Finanzierungssumme ändert sich dadurch letztlich NICHTS.

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Stöcker

      “Wenn die Zinsen steigen, dann sinken im Prozess der Assetallokation die Immobilienpreise. An der Finanzierungssumme ändert sich dadurch letztlich NICHTS.”

      Die meisten Immobilienkäufer schauen aber bei ihrer Kaufentscheidung auf die monatliche Finanzierungsrate (also Zins+Tilgung) und nicht auf den Kaufpreis der Immobilie. Und die reagiert viel sensibler auf Zinsanstiege als auf Kaufpreisveränderungen.

      Dadurch führen steigende Zinsen immer zu einer deutlichen Abkühlung der Baukonjunktur.

      ” einen Bauboom – den wir in Euroland aber gar nicht haben”

      Na klar haben wir einen. Rufen Sie mal einen Handwerker an und fragen ihn, wann er frühestens Zeit hat, um einen Auftrag für Sie auszuführen.

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Michael Stöcker

      >Dass die ZBen tatsächlich das Preisniveau steuern können. Das wird aber auch mit Greenflation nicht funktionieren. Denn Greenflation ist nicht Inflation.>

      Sie argumentieren am Thema vorbei.

      Niemand behauptet, dass die Zentralbanken die Energiewende DIREKT finanzieren und so die Nachfrage auf diesem Gebiet mit Folgen für das gesamte Preisniveau beeinflussen oder „steuern“ können.

      Sie werden aber nicht bestreiten können, dass

      a) die STAATEN als Akteure, die mit Regulierung (u. a. Verschmutzungszertifikaten!), Krediten und Subventionen die Nachfrage und das Preisniveau sehr wohl beeinflussen können, durch die direkten und indirekten Finanzierungsbedingungen der Zentralbanken ihren Möglichkeiten nach erheblich gefördert werden können.

      und

      b) die Geldpolitik der Zentralbanken durch selektiven Kauf von Wertpapieren privatwirtschaftlichen Akteuren starke Anreize setzen können, bevorzugt auf bestimmten Feldern, u. a. auf dem der Energiewende zu investieren.

      Ob dies zu nachhaltigen Preissteigerungen auf breiter Front führt oder nicht, haben wir schon diskutiert.

      Es kann hier offenbleiben, auch wenn es fundiert begründende Meinungen dazu gibt.

      Hier geht es nur darum, ob man die Notenbanken so wie Sie aus dem Spiel nehmen kann.

      Das kann man nicht.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        >Dass die ZBen tatsächlich das Preisniveau steuern können. Das wird aber auch mit Greenflation nicht funktionieren. Denn Greenflation ist nicht Inflation.>

        Klar können sie das. Wenn wir die nötigen Geldmengen zur Finanzierung der “Energiewende” und zur Alimentierung aller von ihr betroffenen Gesellschaftsschichten mit Transferzahlungen einfach drucken, dann wird das Preisniveau durch die Decke gehen.

        1923 in Deutschland hat es auch funktioniert – und damals mussten “nur” die Löhne der streikenden Arbeiter im von Frankreich wegen des Reparationsstreits besetzten Ruhrgebiet für mehrere Monate mit der Druckerpresse finanziert werden um eine Hyperinflation auszulösen.

        Da helfen auch keine pseudointellektuellen Sophistereien und das Umetikettieren von “Inflation” zu “Greenflation”, die Kaufkraft zerstört beides gleichermaßen.

    • Schwarzenberg
      Schwarzenberg sagte:

      @Stöcker
      Also zumindest in meiner Region hier läuft die Bauwirtschaft am oberen Anschlag. Einziger Engpass ist die Verfügbarkeit von Bauhandwerkern. Die Bauprojekte sind doch in weiten Teilen durch Kredite finanziert (bzw. gehebelt), sowohl die privaten als auch die öffentlichen. Diese Kredite sind derzeit extrem billig. Wenn die Kapitalkosten (real) steigen, wird die wirtschaftliche Aktivität gebremst. So viel ist bei allem Chaos jedenfalls doch noch sicher.

      Antworten
  5. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Wie bei einem anfälligen Computersystem kann dort „Malware“ eindringen. Mit „Malware“ meine ich hier die Legitimierung staatlicher Zentralplanung. Das nutzt die EZB, sich selbst zu ermächtigen, nicht nur die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu steuern, sondern auch die Struktur des Güterangebots im Sinne der Klimapolitik zu verändern. Die EZB hat sich zur „Europäischen Zentralplanungs-Behörde“ gekrönt.>

    Auch das kann man nicht so stehen lassen.

    „Malware“ kommt von außen in das System und ist zu Recht negativ besetzt, weil es den Systemnutzer an der Zielverfolgung hindert.

    Die Legitimierung staatlicher Zentralplanung kommt nicht von außen, sondern erfolgt INNERHALB des Systems. Sie ist, unbewusst oder nicht, gewollt und wird mehrheitlich zumindest toleriert.

    Die EZB ist darin eingebunden, wenn man das System weit genug versteht.

    Sie ermächtigt sich nicht selbst, jedenfalls NICHT im Sinne von Machtergreifung außerhalb des ihr legitim zugeordneten Wirkungsfeldes.

    Art. 127 der AEUV, hier:

    https://dejure.org/gesetze/AEUV/127.html

    besagt:

    „1) Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken (im Folgenden “ESZB”) ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Union, um zur Verwirklichung der in Artikel 3 des Vertrags über die Europäische Union festgelegten Ziele der Union beizutragen.“

    Der Artikel 3 enthält ein Sammelsurium von Zielen, die nicht miteinander kompatibel sind, sondern was jeweils die Gewichtung, Umsetzung und Vereinbarung mit anderen Zielen anlangt, immer wieder verhandelt werden müssen.

    So kann man die verfolgte Zielsetzung der Bekämpfung des Klimawandels durchaus sehen und einordnen.

    Wenn so, ist damit selbstverständlich eine STEUERUNG der NACHFRAGE verbunden.

    Diese kann die EZB ihrer Satzung gemäß auch unterstützen.

    „Europäische Zentralplanungs-Behörde“ ist griffig, weckt Assoziationen und die Institution, auf die die Begrifflichkeit gemünzt ist, kann leicht angegriffen werden.

    Hilfreich ist das nicht.

    Will man kritisieren – und KRITISIEREN ist dringend erforderlich angesichts des Abenteuers auf das wir uns mit der Bekämpfung des Klimawandels einlassen – sollte man davon ablassen, so zu operieren, wie es mit dem Zitat aus dem Artikel erfolgt.

    Man sollte sich vielmehr auf die FOLGEN der Zielsetzung „Bekämpfung des Klimawandels“ konzentrieren und dabei selbstverständlich auch das, was die EZB beabsichtig und durch Handeln bewirkt, genau unter die Lupe nehmen.

    Da gibt es sehr viel zu kritisieren, was am Blog auch in beachtlichem Umfang geschieht.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “„1) Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken (im Folgenden “ESZB”) ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Union, um zur Verwirklichung der in Artikel 3 des Vertrags über die Europäische Union festgelegten Ziele der Union beizutragen.“

      Der Artikel 3 enthält ein Sammelsurium von Zielen, die nicht miteinander kompatibel sind, sondern was jeweils die Gewichtung, Umsetzung und Vereinbarung mit anderen Zielen anlangt, immer wieder verhandelt werden müssen.”

      Ein typisches Beispiel dafür, dass es immer negative Konsequenzen hat, wenn eine Institution oder eine Verfassung mit konkurrierenden Zielen überfrachtet wird – obwohl genau das leider immer mehr in Mode kommt.

      Das endet dann in der Selbstermächtigung der Institution und der Aushöhlung jeder verfassungsmäßigen Kontrolle, und der Schlusspunkt ist eine Verfassung, die in der politischen Praxis komplett ignoriert wird, so wie wir das zum Beispiel aus der DDR kennen.

      “„Europäische Zentralplanungs-Behörde“ ist griffig, weckt Assoziationen und die Institution, auf die die Begrifflichkeit gemünzt ist, kann leicht angegriffen werden. Hilfreich ist das nicht.”

      Wenn man diese neue EZB angreifen will, dann schon. ;)

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Ein typisches Beispiel dafür, dass es immer negative Konsequenzen hat, wenn eine Institution oder eine Verfassung mit konkurrierenden Zielen überfrachtet wird – obwohl genau das leider immer mehr in Mode kommt.>

        Sehe ich auch so.

        Warum kommt es immer mehr in Mode?

        Wenn man große, wirkmächtige Räume schaffen will wie etwa die EU, um im internationalen Wettbewerb erfolgreicher agieren zu können, dann müssen sich die Beteiligten wiederfinden können (klingt wie bei den Berliner Koalitionären und ist daher richtig ;)).

        Das erfordert eine Vielfalt von Zielen und/oder Leerstellen, die zu Konflikten führen, spätestens im Verlauf des Geschehens mit immer wieder sich ändernden Handlungsbedingungen und Präferenzen.

        Dies in vielen Bereichen, u. a. am RECHT in der EU gerade hochkochend:

        Hat Vertragsrecht Vorrang vor nationalem Recht, i. e. nationalstaatlichem Grundgesetz bis hinein in die darin festgelegte Verfassung oder nicht?

        Eine Frage – und schon sind wir bei der ZIELSETZUNG, die ausgeklammert wurde:

        Wollen wir, die europäischen Bürger einen Bundesstaat mit untergeordneten Nationalstaaten oder einen Staatenbund mit letztlich souveränen Nationalstaaten?

        Im Augenblick sind wir der Selbsteinschätzung nach immer noch zuerst Staatsbürger und erst nachgeordnet Unionsbürger.

        Das kann sich natürlich ändern.

        So irren wir vorwärts und entsprechend sollte man die Dinge auch sehen, um ihnen gerecht zu werden.

        Zugegeben:

        Damit schafft man bestenfalls Klärung, erzeugt aber nicht KAMPFSTIMMUNG.

        Schon klar, dass das vielen, die sich nur im Dafür oder dagegen-Modus bewegen, zu wenig ist.

  6. Ticinese
    Ticinese sagte:

    Der EZB und den Brüsseler Bürokraten sind alle Mittel recht um den Zerfall der Gemeinschaftswährung bzw. der EU zu verhindern.
    Da beide Institutionen einer demokratischen Kontrolle weitgehend entzogen sind, steht nicht Ratio des Handelns, sondern Akkumulation von Macht auf ihrer Agenda – und dafür eignet sich halt autoritäre Planwirtschaft am besten (EUdSSR). »Power tends to corrupt and absolute power corrupts absolutely.« (Lord Acton).
    Der Wahnsinn hat immerhin Methode und man fragt sich, ob die 2020er-Jahre nicht genauso enden werden wie die “goldenen” 1920er.

    Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      Die 2020er Jahre enden eher wie die 1930er.

      Beginnend mit der Machtergreifung durch die Brüsseler Bürokraten (läuft) über die Gleichschaltung der Institutionen (läuft) bis zum totalen Krieg, diesmal gegen den Klimawandel.

      Und aus DE ist wie damals kein Widerstand zu erwarten ..

      Antworten
  7. Alexander
    Alexander sagte:

    Wissenschaft & Aktivismus sind nicht der Wahrheit verpflichtet, sondern der “Disziplinierung” (?) – wenn es keine universelle Wahrheit gibt sondern “Wahrheiten” – solange Tatsachenwahrheit zur Meinung dekonstruiert wird?

    “Linksintellektuelle wurden im Zuge desssen (Paradigmawechsel) von Marxisten, Maoisten, Stalinisten, Anarchisten, nach dem roten Jahrzehnt der 1970ern, zu Postmodernisten” , vgl. Kretschmann….aus dem Konsens über die Endlichkeit der Ressourcen (club of rome – 1. Ölkrise) leitete man die “peak.irgendwas” Lehre ab, die in der CO2 menschenverursachten Klimadebatte endgültige Machtergreifung über den Markt, seine Preisfindung und privates Eigentum ermöglicht?

    Einzig zu begrüßen das Ende der nullzinsfinanzierten Konsumrunden zur Auslastung von nullzinsfinanzierten Produktionsanlagen und überflüssiger Arbeitskräfte….

    Keynes hat ausgedient, KP of china tritt seine Nachfolge an…..

    Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @Alexander

      Wissenschaft & Aktivismus sind nicht der Wahrheit verpflichtet, sondern der “Disziplinierung” (?) – wenn es keine universelle Wahrheit gibt sondern “Wahrheiten” – solange Tatsachenwahrheit zur Meinung dekonstruiert wird?

      In Deutschland ist sogar die öffentlichen Medien bestrebt dafür zu sorgen, dass es nur EINE Wahrheit gibt !

      Der “neue Fall” Kimmich, ist bezeichnend für die heutigen Medien.

      Der Fall “Skambraks” kennen dagegen wohl weniger Leute:

      https://multipolar-magazin.de/artikel/fall-skambraks-swr

      Deutschland ist wieder an einem Punkt angelangt, wo man in Zukunft sehr auf die Wortwahl achten muss…..ansonsten Einem wohl § 130 droht… !

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Alexander

      Die “Postmodernisten” sind auch nur Marxisten, allerdings welche mit besonders lächerlichen Ansichten über die Beschaffenheit der Welt. Siehe “Dekonstruktivismus”, dank der “Dekonstruktion” von beispielsweise “Gender” haben wir jetzt “Frauen mit Penis” und vielleicht bald 14-Jährige Jungen, die sich beim Standesamt als “weiblich” registrieren und dann im Sportunterricht ganz legal in die Mädchen-Dusche gehen dürfen…

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Richard Ott

        Ganz egal wie lächerlich das Konstrukt auch immer ist, in jedem Fall gehen Postmodernisten als Sieger vom Platz, der Leugnung mag sich schon länger niemand mehr beschämen lassen.

        Gibt es eine Verfassungsklage der statt gegeben wurde in den Jahren der großen Koalition, es sei denn sie wurde aus dem Kreis der Regierung angstoßen?

        Ganz im Gegenteil schafft man sich Gelegenheit und Bühne zur Beschämung einer Opposition, die es so gar nicht gibt.

        Egal ob Grenzöffnung, Verbrennerverbot, Gebetsrufe, Schächtung, Euro-bail-out, Haushaltsfinanzierung oder Auslandseinsätze – kein Zweifel an der alternativlosen Politik und ihrer Vollstreckung.

        Das Recht des Stärkeren ist längst kein tabu mehr….in unserer freiheitlich demokratischen Republik.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Alexander

        “Ganz egal wie lächerlich das Konstrukt auch immer ist, in jedem Fall gehen Postmodernisten als Sieger vom Platz, der Leugnung mag sich schon länger niemand mehr beschämen lassen. ”

        Ich werde mir das Recht nicht nehmen lassen, offensichtlichen Schwachsinn auch öffentlich “Schwachsinn” zu nennen. Das führt manchmal zu sehr interessanten Reaktionen, übrigens öfters zu positiven als zu negativen.

        Und die “Schäm dich du Leugner”-Nummer funktioniert bei mir nicht, was viele Grün*innen (meistens w) sehr frustriert…

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Richard Ott

        Aus Bequemlichkeit kommt es nur darauf an “Wer” den Massen “welche Meinung” als “wissenschafltich” anpreist um Legitimation für Politik zu schöpfen.

        Theoretisch ist alles möglich, die Exekutive führt aus – wie gewohnt.

  8. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Beiden Wissenschaften ist auch gemein, dass aus Ihren „positiven“ Erkenntnissen „normative“ Aussagen zum individuellen und gesellschaftlichen Verhalten abgeleitet werden können.>

    Das ist FALSCH.

    Was richtig ist:

    Man kann aus wissenschaftlichen Erkenntnissen normative Aussagen FORMULIEREN, aber Verhalten, d.h. Handeln-Sollen nicht ABLEITEN.

    Beispielhaft:

    Aus der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass durch anthropogene CO2-Emissionen die Erderwärmung steigt mit für die Menschheit negativen Folgen, kann man als normative Optionen FORMULIEREN:

    Die CO2-Emissionen reduzieren oder die Folgen einer Nicht-Reduktion zu mindern versuchen oder beides tun.

    Man kann aus der wissenschaftlichen Erkenntnis NICHT ableiten, für welche Option man sich entscheiden SOLLTE.

    Hierzu noch einmal Sabine Hossenfelder mit ihrer brillanten Darlegung, WARUM es ein “FOLLOW the SCIENCE “ – als Ableitung für Handeln verstanden – nicht geben KANN:

    https://www.youtube.com/watch?v=nGVIJSW0Y3k

    Wäre dies T. Mayer bewusst, käme er nicht zu folgender Aussage, die der oben zitierten falschen direkt folgt:

    >Doch stehen die normativen Aussagen auf schwankendem Boden. Denn die positiven Erkenntnisse, auf denen sie beruhen, sind durch zu hohe Abstraktion und strukturelle Instabilität der Modelle gefährdet.>

    Die normativen Aussagen stehen NICHT prinzipiell auf schwankendem Boden wegen „zu hoher Abstraktion und struktureller Instabilität der Modelle“.

    Was natürlich möglich, aber bei der Klima-Wissenschaft offensichtlich nicht der Fall ist:

    Wenn die Wissenschaft wegen der verfügbaren Daten und/oder nicht hinreichend bestimmender Modelle keine dezidierten Aussagen treffen kann, dann gibt es für KEINEN Boden der Wissenschaft, aus denen normative Optionen FORMULIERT werden können.

    Heißt:

    Wenn die Wissenschaft nichts oder nichts hinreichend Genaues als ERKENNTNIS präsentieren kann, dann müssen sich die Menschen Option für ihr Handeln woanders herholen, aus ihren lebensweltlichen Erfahrungen eben.

    T. Mayer weiter:

    >Die normativen Aussagen beider Wissenschaften sind für die Gestaltung der Wirklichkeit durch die Politik jedoch nur dann verwertbar, wenn die mit ihnen verbundenen Unsicherheiten verschwiegen und Zweifel unterdrückt werden.>

    Da es keine normativen Aussagen der Wissenschaft gibt, muss der Satz anders lauten, etwa so:

    Für die Politik ist wissenschaftliche Erkenntnis NUR dann verwertbar, wenn die Mehrheit der Gesellschaft sich für eine Option des Handelns entschieden hat, die eine VERBINDUNG zu wissenschaftlicher Erkenntnis aufweist.

    Etc., etc., ich dekliniere den Artikel nicht weiter auf seine fehlerhaften Aussagen durch.

    Soll jeder für sich selbst tun.

    Ich sage damit aber NICHT, dass jede oder wesentliche der Aussagen T. Mayers falsch sind.

    Wo sie richtig sind, müssten sie aber basierend auf einem anderen Grundverständnis der Wissenschaften ANDERS begründet werden.

    Antworten
    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ tischer 14:53
      >>Für die Politik ist wissenschaftliche Erkenntnis NUR dann verwertbar, wenn die Mehrheit der Gesellschaft sich für eine Option des Handelns entschieden hat, die eine VERBINDUNG zu wissenschaftlicher Erkenntnis aufweist.<<

      ich bezweifle, dass dieses bei zb. den "corona-maßnahmen".
      1, fehlen wirkliche wissenschaftliche beweise und man machte ein notzulassung der impfstoffe daraus
      2, fehlt bei diesen handeln die gesellschaftliche mehrheits-entscheidungen

      …….. wie vieles bei anderen politischen handeln auch
      (ihr einwand: ja wir haben diese politiker gewählt usw……………)

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Wenn die Wissenschaft wegen der verfügbaren Daten und/oder nicht hinreichend bestimmender Modelle keine dezidierten Aussagen treffen kann, dann gibt es für KEINEN Boden der Wissenschaft, aus denen normative Optionen FORMULIERT werden können.”

      In einer marxistischen Diktatur ist das überhaupt kein Problem.

      Da gibt schon die “wissenschaftliche Lehre vom Marxismus-Leninismus”, allein interpretiert durch die jeweils herrschende sozialistische Einheitspartei, vor, was die wünschenswerte normative Option ist – und wer da widerspricht, ist offensichtlich gar kein Wissenschaftler und darüber hinaus auch noch ein “Feind des Sozialismus” und damit auf dem Weg ins Gefängnis oder wahlweise die Irrenanstalt. ;)

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ foxxly

      Was die Corona-Maßnahmen betrifft, haben Sie einen Punkt.

      Zu 1:

      Das hat Gründe:

      Die Epidemie war als Phänomen und in der Ausprägung (Eigenschaften des Virus) so umfassend und überfallartig neu, dass KEINE relevanten fundierten wissenschaftlichen Erkenntnisse vorlagen – und ich meine mit dem Fragezeichen des Laien versehen – auch nicht vorliegen konnten. Die Bandbreite der Kommentare und Empfehlungen von anerkannten Wissenschaftlern war jedenfalls bemerkenswert.
      Die Politik ist demnach auf Sicht gefahren, wollte um jeden Preis „Bergamo-Bilder“ aus Deutschland vermeiden.

      Das werte ich den Umständen nach als nachvollziehbar, was allerdings nicht heißt, dass nicht auch FEHLER begangen wurden, insbesondere den Schutz der besonders Vulnerablen betreffend.

      Dies nur als meine Meinung, womit ich nicht behaupte, dass man die Dinge in wesentlichen Teilbereichen nicht auch anders sehen kann. Ich will das aber nicht mehr diskutieren.

      Zu 2:

      Ja, Mehrheitsentscheidungen haben gefehlt, jedenfalls insoweit es die Entscheidungen derer betrifft, die die Mehrheit der Bevölkerung im Bundestag vertreten.

      Auch dafür gibt es nachvollziehbare Gründe.

      Ein Defizit war es auf jeden Fall.

      @ Richard Ott

      Stimmt, was Sie sagen.

      Wir sind aber nicht in einer Diktatur, daher betrifft uns nicht, was dort von EINER einzigen, ALLE Lebensbereiche umfassenden „wissenschaftlichen Lehre“ nicht nur nicht als Option formuliert, sondern gleich als Ableitung für Handeln vorgegeben wurde.

      Was bei uns aber OHNE formale Diktatur die große GEFAHR ist, in ähnliche Verhältnisse abzurutschen:

      Die Dynamik, mit der die Wissenschaft – und ich meine hier ernsthafte, seriöse Wissenschaft – in die Fußstapfen der verblassenden Religion tritt und dadurch die Menschen VEREINNAHMT (mit dem Medien-Mainstream als „Predigern“):

      Ein Glaube, Handeln EMPFEHLEN oder sogar VORSCHREIBEN zu MÜSSEN, löst den anderen praktisch UNHINTERFRAGT ab.

      So werden wir nicht MÜNDIG.

      Antworten
  9. Schwarzenberg
    Schwarzenberg sagte:

    Sehr interessanter Kommentar. Dass Risikomanagement zu neuen Risiken führt, ist eine interessante These.
    Wenn die EZB wirklich etwas für den Klimaschutz tun möchte, dann müsste sie zu allererst wieder Zinsen einführen. Nur so lässt sich der aktuelle Bau-Boom (Zement, Stahl, Bodenversiegelung, Abholzung etc. etc.) einbremsen.

    Antworten
    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      Auch die Zinsen von – 0,11 % für Deutsche Staatsanleihen bepreist nicht das Risiko in Deutschland. Ein Land, das einen Bundestag nicht ordentlich konstituieren kann, muss einen erheblichen Risikoaufschlag hinnehmen. Ansonsten muss man sich die Frage stellen, was unterscheidet uns eigentlich von der DDR oder China?

      Wenn die EZB wirklich konsequent ist, sollte sie den Ankauf von Deutschen Staatsanleihen komplett einstellen, bis der Bundestag ordentlich konstituiert ist.

      Antworten
  10. Gnomae
    Gnomae sagte:

    “Die Zentralplanung ökonomischer Aktivität ist jedoch in hohem Maß fehleranfällig, da sich die Zentralplaner Wissen anmaßen, das sie nicht haben können. Planungsfehler führen im günstigen Fall zu Ressourcenvergeudung und im ungünstigen Fall zum Zusammenbruch des Systems.”

    Diese Aussage unterstütze ich. Die regionale Zentralplanung im internationalen Umfeld ist von der Logik her zum Scheitern verurteilt. Vor allem eine Fixierung auf eine Komponente (CO2-Ausstoß) zeigt bereits, wie fehlerhaft die Annahme ist. Wenn z.B. Vulkane auch CO2 über lange Zeit ausstoßen, erhöht sich automatisch und natürlich die CO2-Menge.

    Sehr zutreffend ist auch die Feststellung, dass sowohl die Klimaforschung als auch die Wirtschaftswissenschaft mit statistischen Modellen arbeitet, entsprechend hohe Streubreiten in langjährigen Zukunftsprognosen eingeschlossen.

    Unerforscht ist bisher auch die Risikobewertung von Länderrisiken, Risiken der Firmenanleihen basierend auf einer Bepreisung unter Annahme von Nullzinsen. Die Zentralbanken sind in diesem Szenario gefangen, weil eine Zinserhöhung die Swapkurven ändert, d.h. wenn die Langfristzinsen dauerhaft steigen, sind sowohl die Staatsanleihen neu zu bewerten, als auch die Unternehmensanleihen und besonders die BBB-Anleihen. Unternehmen, die bei Nullzinsniveau gerade noch einen positiven Cash-Flow vorweisen, werden bei Zinsänderung negative Ergebnisse ausweisen.

    Gerade durch die lockere Geldpolitik seit fast 14 Jahren zeigt sich, dass die Gelder zum Großteil im Finanzmarkt verweilen. Daher kann eine Neubewertung von Referenzgrößen durchaus zu gefährlichen Verwerfungen führen. Die EZB warnt seit langer Zeit vor Zinsänderungsrisiken.

    Die finanzielle Fragilität ist eine drohende Gefahr.

    Der gesellschaftliche Konsens müsste eigentlich darauf zielen, weniger Schadstoffe in die Umwelt zu entlassen, nicht nur durch Verbote, sondern auch durch neue Techniken wie Filter etc.. Importprodukte, die diese Ziele unterlaufen, sollten mit hohen Zöllen belegt werden.

    Auf jeden Fall ist eine Erhöhung der Verschuldung im Euroraum keine Lösung für die anstehenden Probleme. Die Anhebung der Verschuldungsgrenze bedeutet: Keine Reformen, sondern weiter so, also ein Fehlschlag mit Ankündigung.

    Antworten
  11. weico
    weico sagte:

    “Denn zum einen ist es für den globalen CO2-Ausstoß völlig unerheblich, was Deutschland unternimmt, da die deutsche Wirtschaft weniger als zwei Prozent zum globalen Ausstoß beiträgt. Zum anderen könnte sich die Erderwärmung auch ohne die angepeilte Verringerung des CO2-Ausstoßes fortsetzen, wenn dafür andere Gründe maßgeblich wären.”

    Solche eine Aussage könnte glatt von der AfD stammen und MUSS daher…. wohl FALSCH sein.:) :)

    Nach den Aussagen im Link zufolge…

    https://www.spiegel.de/wissenschaft/china-sinopec-stoesst-mehr-co2-aus-als-kanada-und-spanien-zusammen-a-efce6e15-83dc-4da0-89c8-f2d988f9ce1c

    .. und im Vorfeld des Glasgow-Gipfels , kann das Fazit wohl nur lauten:

    Deutschland muss noch mehr und schneller das Klima retten !Ups..

    Antworten
  12. weico
    weico sagte:

    Im neusten Beitrag von Thomas Mayer, vergleicht er die “Wirtschaftskultur der jungen Bundesrepublik” mit der “lateineuropäische Wirtschaftskultur”:

    “Der Unterschied zwischen beiden Wirtschaftskulturen drückt sich in der Entwicklung der Inflation und im Verhältnis der D-Mark zu den lateineuropäischen Währungen seit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Währungssystem aus, mit dem die Wechselkursrestriktion fiel. Die jährlichen Inflationsraten betrugen von 1971 bis 1999 im Durchschnitt 9,4 Prozent in Italien, 5,9 Prozent in Frankreich und 3,2 Prozent in Deutschland (siehe Grafik 1). Die italienische Lira wertete sich in der Zeit von 1971 bis zum Eintritt in die EWU gegenüber der D-Mark um 82 Prozent ab, der französische Franc verlor 52 Prozent.”

    “Die lateineuropäische Wirtschaftskultur setzt sich durch
    Seit der Eurokrise von 2010-2012 sind die in den EU-Verträgen eingeschlagenen ordnungspolitischen Pflöcke – – trotz des Fiskalpaktes und seiner Schuldenbremsen – im politischen Tagesgeschäft sukzessiv entfernt worden. Illiquide und insolvente Staaten wurden unterstützt (entgegen dem „Bail-out-Verbot“), die EZB übernahm die monetäre Finanzierung der Eurostaaten mit Anleihekaufprogrammen von „SMP“ bis „PEPP“ (entgegen dem Verbot der monetären Staatsfinanzierung) und Europäischer Rat und Kommission beschlossen im EU Next Generation Fund die gemeinsame Schuldenaufnahme (entgegen dem Verschuldungsverbot der EU). Jüngst hat die EZB in die Verschmelzung von Geldpolitik und Fiskalpolitik die Klimapolitik mit einbezogen.”

    “Insgesamt kann man für den Geld- und Finanzbereich feststellen, dass die lateineuropäische Wirtschaftskultur die deutsche komplett verdrängt hat und das ordnungspolitische Konzept ausgehebelt wurde. Willfährige deutsche Politiker und Richter haben die Abschaffung des „Maastricht-Modells“ für die EWU und die „Liraisierung des Euro“ zugelassen. Deutsche Geldpolitiker haben sich dem widersetzt. Seit der Eurokrise sind fünf deutsche Mitglieder des Zentralbankrats der EZB – zuletzt Bundesbankpräsident Weidmann – zurückgetreten. Außer in einem Fall war ausschlaggebend, dass sie den eingeschlagenen Kurs der EZB-Politik nicht länger mittragen wollten.”

    “Wie die Erfahrung in Italien zeigt, dürften die Folgen des Kulturwandels für den Euroraum sein, dass der öffentlichen und privaten Verschuldung keine effektiven Grenzen mehr gesetzt sind, der Euro zur Weichwährung mutiert, die Inflation steigt, das Produktivitätswachstum sinkt und sich die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft verschlechtert. Deutschland wird sich dem nicht entziehen können.”

    “Die Rückkehr zum „Maastricht Modell“ ist unrealistisch
    Eine Rückkehr zu dem in den EU-Verträgen verankerten „Maastricht-Modell“ für die EWU ist unrealistisch. Dafür ist die Verschuldung der Staaten zu hoch und der Widerstand der lateineuropäischen Länder und des von ihnen dominierten Führungspersonals in der EZB und der EU-Kommission zu groß. Auch hilft es nicht, wenn Deutschland eisern spart und seine Staatsschuld wieder abbaut. In einer Währungsunion, in der die Fiskalpolitik eng mit der Geldpolitik verschmolzen wurde, ist der Sparer der Dumme. Mit für sie neugeschaffenem Geld eignen sich die Bürger der ausgabenfreudigen Staaten die Güter an, auf die Sparer in den „frugalen“ Staaten verzichten.”

    Sein abschliessendes “Gedankenexperiment” ,wie auch seine Idee zum digitalen Vollgeld, ist natürlich “Spielerei/Spinnerei” bzw. Utopie.

    https://www.flossbachvonstorch-researchinstitute.com/de/kommentare/liraisierung-des-euro-und-dann/

    Das Negative an dem Beitrag ist:
    Das wirkliche Heilmittel für Deutschland, gegen dieses EU/EURO bzw. EZB-Übel, spricht Herr Mayer leider nicht an !

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @weico

      ” Die jährlichen Inflationsraten betrugen von 1971 bis 1999 im Durchschnitt 9,4 Prozent in Italien, 5,9 Prozent in Frankreich und 3,2 Prozent in Deutschland (siehe Grafik 1). Die italienische Lira wertete sich in der Zeit von 1971 bis zum Eintritt in die EWU gegenüber der D-Mark um 82 Prozent ab, der französische Franc verlor 52 Prozent.””

      Wenn man jeden Monat so viel Geld verdient wie der Sparbuch-Scholz nebst Gattin (die ist Ministerin in der brandenburgischen Landesregierung), und dazu noch entsprechende inflationsindexierte Pensionsansprüche erwirbt, kann man das locker verkraften.

      https://youtu.be/cZPazv13krA?t=152

      Aber wieso regt sich der deutsche Pöbel so darüber auf? Kann das der SPD vielleicht mal jemand erklären?

      Antworten
      • Gnomae
        Gnomae sagte:

        “Wenn man jeden Monat so viel Geld verdient wie der Sparbuch-Scholz nebst Gattin (die ist Ministerin in der brandenburgischen Landesregierung), und dazu noch entsprechende inflationsindexierte Pensionsansprüche erwirbt, kann man das locker verkraften.”

        Ja, der Deutsche Michel ist hart im nehmen. Jemand der an der Hartz IV – Gesetzgebung beteiligt war, wird SPD-Bundeskanzler.

        Auch bei 15 % Inflation erleiden alle Politiker und Beamten keine Einbußen.

        Wenn sich aber die lateinische Kultur durchsetzt, gibt es nur ein Gegenmittel: Mit lateinischer Kultur antworten, d.h. jeder der genügend Vermögen hat, möge weitere Bemühungen einstellen, Jobs kündigen, Arbeitnehmer entlassen, Firmen verkaufen, und bis ans Lebensende privatisieren, keine Überstunden leisten etc.

        Und vor allem: An die Öko-Freaks plätze für Windturbinen und Solaranlagen so teuer wie möglich vermieten.

  13. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    “Ein genauer Blick auf die Wissenschaften von Klima und Wirtschaft zeigt jedoch, dass die Verschmelzung von Klima- und Geldpolitik Folge der in diesen Wissenschaften angelegten Angriffspunkte ist. Wie bei einem anfälligen Computersystem kann dort „Malware“ eindringen. Mit „Malware“ meine ich hier die Legitimierung staatlicher Zentralplanung.”

    Es ist nicht nur irgendwelche nationalstaatliche Zentralplanung, sondern etwas für manche Kreise viel Attraktiveres: Zentralplanung auf supranationaler oder gar globaler Ebene.

    Für bestimmte politische und wirtschaftliche Interessengruppen ist der “Klimawandel” so nützlich, dass sie ihn glatt erfinden müssten, wenn es ihn nicht tatsächlich gäbe. ;)

    So ein ähnliches “Malware”-Problem gibt es in der Außen- und Sicherheitspolitik beim “Kampf gegen den globalen Terrorismus” – der ist auch verblüffenderweise (oder praktischerweise?) nie besiegt, was der westlichen Rüstungsindustrie schon seit Jahrzehnten volle Auftragsbücher beschert und uns eine beispielllose Ausweitung der Überwachungsinfrastruktur gebracht hat. Und gleichzeitig setzt der Westen zum Beispiel in Syrien im “Kampf gegen den bösen Diktator Assad” auf “moderate Rebellen”, die nichts weiter als Al-Kaida-Terroristen mit einem Rebranding sind und jetzt plötzlich “Hayyat Tahrir Al-Sham” oder “Weißhelme” heißen…

    Antworten
    • TvZH
      TvZH sagte:

      Wie George Orwell schon beschrieben hat:
      Die Zentrale Obrigkeit braucht IMMER den Konflikt, um die “letzte” Anstrengung und Gehorsam zu fordern. Und sie braucht LIEBE.
      Nun ja dann schauen wir mal wie lange diese Iteration der WUMBA zum Brunnen kriecht bis sie bricht.
      (Für Nichtkenner: Die WUMBA des dt. Kaisrreichs 1917 (Waffen- Und Munitions Beschaffungs Amt) war das Template der Planwirtschaft der UdSSR)

      Antworten

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