“The Japanese economy has lessons for the West… and China as well”

Heute Morgen habe ich bereits Japan diskutiert. Es ist wohl ein „Vorbild“ für die Entwicklung bei uns und auch China meint zumindest Roger Bootle, Direktor von Capital Economics, der bereits vor Jahren aufgezeigt hat, wie eine Auflösung des Euro organisiert werden könnte. Hier seine Bestandsaufnahme:

  • “Over the past 30 years or so, Japan has been a testing ground for many of the economic issues that have come to beset the West. This Japanese experience was widely discounted on the grounds that it was the result of uniquely Japanese conditions. We should not make that mistake again.” bto: Ich denke auch, wir sollten ganz genau nach Japan blicken.
  • Zum Boom in den 1980ern in Japan: “Rapid economic growth in Japan had been made possible by its initially low GDP per capita, and by favourable demographics. Meanwhile, the level of asset prices could only be justified if this rate of growth continued until the crack of doom.” bto: Da wären für mich schon zwei Parallelen. Bis zur Finanzkrise war das auch bei uns so. Jetzt ist es die Folge der Politik der Notenbanken.
  • The sheer scale of the subsequent destruction of financial wealth is remarkable. At its peak on New Year’s Eve 1989, the Nikkei stock market index stood at just under 39,000. Today it stands at less than 22,000.” bto: Und er war noch viel tiefer!
  • Since 1990, its GDP has grown by an average of only 1pc per annum. There are two fundamental reasons. First, as an advanced economy, Japan now finds it difficult to register decent growth in output per capita. Second, over the last 20 years the workforce has started to fall. Furthermore, over the next 50 years the workforce will probably contract by about a third.” bto: Parallele!!! Und was für eine.
  • One key feature of this period has been a ballooning public debt. As a percentage of GDP, Japanese net public debt is about 120pc. That puts Japan well into danger territory and, indeed, not far off the Italian level. The second major feature has been a persistent lack of inflation, periodically giving way to grumbling deflation. Over the past 20 years, consumer prices and wages have been broadly flat. Correspondingly, it was also in Japan that the world first encountered the regime of ultra-low interest rates that now seems normal. Japanese interest rates have now been below 1pc for 22 years.” bto: was natürlich weiterhin für langlaufende Anleihen spricht, wenn wir uns auf demselben Pfad befinden.
  • It seems as though the Japanese establishment has decided to live with these enormous levels of public indebtedness. After all, the overwhelming bulk of this debt is owned by Japanese people and institutions and Japan remains a substantial net holder of international assets.” bto: weshalb die Schulden keine Rolle spielen, vor allem, weil sie ohnehin monetarisiert werden.
  • Economic history is littered with examples of governments that have set out to raise the productivity growth of their countries only to find they can make next to no difference. The Japanese case is just another example.” bto: er verweist auf den Umstand, dass Japan in den letzten fünf Jahren nur ein sehr geringes Produktivitätswachstum vorzuweisen hat.
  • Strikingly, Japan’s reaction to the shrinkage of its workforce has not been to embrace large-scale immigration. (…). The country just seems to accept that if you have fewer workers, the overall level of your GDP will be lower than if you imported hordes of people from elsewhere. But this does not necessarily mean that the incomes of individual Japanese are any lower – and they might even be higher.” bto: Natürlich sind die Nettoeinkommen höher wegen geringerer Sozialleistungen für die Zuwanderer. Hinzu kommt, dass die Löhne – These von bto – in Zukunft steigen werden.
  • “China needs to look to Japan for signs of what may be about to happen to it. Not so long ago. it enjoyed a stellar rate of economic growth that has recently slowed down considerably. Moreover, China is about to undergo just the adverse demographic forces that have been so influential for Japan’s recent economic history.” bto: Hatte ich auch hier schon diskutiert. China droht alt zu werden, bevor es reich wird.
  • Closer to home, you can see the eurozone falling into a similar pattern: low rates of productivity growth combining with a declining workforce to produce extremely low rates of growth of GDP, accompanied by continuing low inflation, with the result that interest rates need to be set close to zero for an extended period. Could the eurozone be about to turn Japanese?” bto: Ja, nur halten wir es politisch nicht durch.

→ The Telegraph: “The Japanese economy has lessons for the West… and China as well”, 22. Oktober 2017

Kommentare (7) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Alexander
    Alexander sagte:

    Mich verwundert der Glaube an die Unsinkbarkeit von Notenbanken. Solange Auslandskunden ihre egoistischen Interessen erfüllt sehen, akzeptieren sie das falsche Geld dieser Notenbanken. Sobald wir unsere Ressourcen (Bildung, Qualität, Innovationsfähigkeit) zur Gänze aufgebraucht haben, ist es vorbei mit der Akzeptanz unserer Zettel.

    Auch militärische Gewalt von Flugzeugträgergruppen kann den Vertrauensverlust nicht auf Dauer kompensieren.

    Notenbanken drucken & erkaufen Atempausen, die falls ungenutzt fatal enden müssen.
    Japan hat kein Problem gelöst und alle Weichen auf Untergang gestellt, wenn es seiner Jugend nur kranke Werte hinterlässt.
    Europa hat ebenso kein Problem gelöst und wird sich alternd von hungrigen Zuwanderern umgeben finden, die keinen unserer christlich- humanistischen Werte teilen müssen.

    Realitätsferne, Infantilität, Naivität können keine Entschuldigung sein, wenn ehemals starke Gesellschaften an ihrem Wohlstand scheitern.

    Die Umkehr kommt nicht von oben, sondern müsste Wunsch eines jeden Individuums sein. Nur dieser Wunsch schafft Akzeptanz für die notwendigen Opfer – und an der Bereitschaft fehlt es.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Die Notenbanken sind in gewisser Weise unsinkbar, aber nicht immer werden sie so WIRKMÄCHTIG sein können, wie sie es heute, insbesondere in Japan, sind.

      Abgesehen davon:

      Sie legen den Finger in die Wunde.

      Denn „Gelddrucken“ ist lediglich ein MITTEL, das es der Gesellschaft ermöglicht, sich vergleichsweise reibungslos, auf neue Realitäten einzustellen.

      Wer glaubt, dass damit quasi automatisch Wohlstand, gesellschaftliche Stabilität und eine gedeihliche Weiterentwicklung geschaffen werden könne, unterliegt Illusionen.

      Es käme darauf an, von Realitätsferne, Infantilität, Naivität zu einem der Lage angemessenen Realitätsbewußtsein zu finden.

      Wenn ich mir die politischen Debatten mit Spitzenpolitiker ansehe, dann erkenne ich bei denen punktuell die Erkenntnis, dass wir vor epochalen Veränderungen und Herausforderungen stehen.

      Allerdings fallen die Diskussionen regelmäßig auf Verteilungsfragen zurück.

      In der breiten Öffentlichkeit ist ein ORIENTIERUNGSLEITENDER Bewusstseinswandel nicht festzustellen, allerdings Unmut und Unzufriedenheit (AfD).

      Nicht positive Veränderungen werden INDIVIDUELL durchweg als Verlustzuweisung empfunden und bewertet.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        Wenn Gesellschaften ihre Preise immerfort inflationieren & die Kaufkraft zum Ausland erhalten bleibt – verlieren diese Gesellschaften Wertschöpfung an preiswertere. Dumme Tätigkeit vermisst niemand, aber je länger der Abbau andauert, desto mehr Vielfalt geht verloren.
        Nach zwei Generationen verliert diese Gesellschaft Fähigkeiten, weil Fachleute verrentet wurden ohne ihr Wissen interkulturell zu vererben.

        Wie schwer eine Reinstallation solcher Fähigkeiten ist, sieht man an den deindustrialisierten USA und dem Wunsch “great again” zu werden.
        Waren die USA nach dem II WK führend im Maschinenbau und folgten die Japaner mit grandioser Fähigkeit, sehe ich heute schwäbische Spezialisten dabei ausgehungert zu werden. Preiswerter als der Wettbewerb, aber nominal zu teuer. China frisst alles, mit seiner unterbewerteten Währung und unendlichem Kredit.
        Was vor 15 Jahren als Chinakracher abgetan wurde, ist dank ausgelagertem Wissen von z.B. Japan, Korea oder der BRD heute durchaus attraktiv.

        Den “kleinen Mann ” interessieren diese Veränderungen nicht, er sucht Sicherheit und Einkommen für seine Nachkommen. Die Anpassungsfähigkeit des Mittelstandes ist richtig – und richtig gefährlich, wenn die Eingriffe nicht vom Markt durch technischen Fortschritt erfolgten – sondern durch geldpolitische Zentralplaner des öffentlichen Dienstes im Auftrag von Politik..

        Um überkommene Machtstrukturen (z.B. die europäische Parteiendemokratie) zu konservieren, zerstören wir Kultur.

        Von den zwei Generationen habe die Japaner mindestens 30 Jahre verbraucht…und wir 20Jahre?

        ->In der breiten Öffentlichkeit ist ein ORIENTIERUNGSLEITENDER Bewusstseinswandel nicht festzustellen, allerdings Unmut und Unzufriedenheit (AfD). dann erkenne ich bei denen punktuell die Erkenntnis, dass wir vor epochalen Veränderungen und Herausforderungen stehen<-
        Ja, z.B. dass Ökonomie kein Thema des Bundestagswahlkampfes war.

        Das alles ist zu wenig, zu langsam.

        Wenn wir, samt Japan, erst von Entwicklung zur Veränderung gezwungen werden, ist es zu spät.

        Forderungen sind nur dann etwas wert, wenn jederzeit jemand zur Verfügung steht, der qualitative Leistung preiswert erbringt.
        Da sehe ich schwarz……

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        Es gibt eine UNBEKANNTE, die ganz wesentlich die zukünftige Entwicklung beeinflussen wird.

        Es ist die Anpassungsfähigkeit der Menschen.

        Sie war manchmal aber nicht immer hinreichend, um Revolutionen, Bürgerkrieg etc. zu vermeiden.

        Mit Blick darauf liegen die Dinge im Ungewissen.

        Mit Blick auf die Geschichte kann man allerdings nicht sonderlich optimistisch gestimmt sein.

  2. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Diese Lektion der japanischen Wirtschaft ist keine, weil sie nicht zu Ende erzählt wurde.

    Der erste, hier dargestellte Teil lautet so:

    Praktisch kein Produktivitätswachstum und eine schrumpfende Anzahl von Erwerbstätigen.

    Daher auch kein Wirtschaftswachstum, keine Inflation und niedrige Zinsen.

    Fiskalpolitik muss es richten.

    Hohe Verschuldung und Finanzierung durch die Notenbank.

    So weit, so gut.

    Der zu ergänzende zweite Teil:

    Weiter erheblich schrumpfende Zahl von Erwerbstätigen UND steigende Zahl von Alten mit enormem Ressourcenbedarf für Gesundheit, Pflege etc.

    Wie soll das funktionieren?

    Mehr Robotik, mehr eigene Kinder oder mehr qualifizierte Zuwanderer?

    Ich frage nur.

    ALLEIN mit einer Notenbank, die endlos finanziert, wird man es nicht schaffen.

    Die Menge bedruckten Papiers zu vergrößern, bäckt nicht mehr Brötchen.

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Hr. Tischer: Sie fragen, ob mehr Robotik, mehr eigene Kinder oder mehr qualifizierte Zuwanderer helfen, dass Japan auch künftig funktioniert?
      Ich würde antworten, notwendigerweise helfen nur alle drei Faktoren parallel. Die Robotik ist in Japan schon fortgeschritten, aber in manchen Gebieten noch stark ausbaufähig, z.B. beim autonomen Fahren und im Handel; gut ist sie schon in der Fertigung. Mehr eigene Kinder ist eher ein sinnvolles Ziel, aber vor allem eine gesellschaftliche Frage, daneben auch noch eine Frage der heftig schwierigen Immobiliensituation gerade in den Großstädten und eine Frage des gelebten Arbeitsmarktes für Frauen. Die Zuwanderung kann aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte sicher nur begrenzt erfolgen, aber bei der Seniorenversorgung (v.a. Pflege- und Gesundheitsberufe) sicher hilfreich sein. Gerade in den ländlichen Gebieten von Hokkaido, Shikoku und Kyushu.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Vielleicht gibt es auch noch andere Faktoren, aber das sind diejenigen, die ich sehe.

        Egal, ob das so ist, vermutlich haben Sie recht, es ist jedenfalls eine sehr plausible Annahme.

        Ich werde die Entwicklung nicht mehr erleben, aber es wird interessant werden, wie Gesellschaften mit den sich stellenden Optionen umgehen.

        Ich bin überzeugt, dass vom Standpunkt heutigen materiellen Wohlstands der Verlauf „Anpassung nach unten“ sein wird.

        Ist die Gesellschaft darauf vorbereitet, kann sie es überhaupt sein oder – wie immer bisher – formt sie sich aus der nationalen und internationalen Gemengelage?

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