Die Hoffnung auf den “größeren Trottel” als klarer Blasenindikator

Der gefloppte Börsengang von WeWork wird von vielen als Warnsignal gesehen. Die Märkte werden skeptischer, das Geld fließt nicht mehr so großzügig wie zuvor. Im konkreten Beispiel habe ich mich schon immer gefragt, was an der Firma so besonders sein soll. Bei einem Besuch und einer Führung im Ausleger in Tel Aviv habe ich nicht verstanden, was an dem Modell, das nichts anderes als ein schicker gemachtes Regus ist, so besonders sein soll – außer natürlich den enormen Verlusten und der Kreativität der Rechnungslegung mit einem Fokus auf Ergebnisse vor „bad stuff“.

Kommt nun die Spekulationsneigung zum Ende? Denn dass diese sehr ausgeprägt ist, dürfte nicht nur den Journalisten der FINANCIAL TIMES (FT) auffallen. Es ist überdeutlich sichtbar. Getrieben vom billigen Geld, das letztlich nur noch Ponzi-Schemen wie WeWork antreibt.

  • “In 2018, no less than 81 per cent of companies that undertook IPOs in the US had negative earnings, (…) This is the highest level since 2000 when the great technology bubble burst. The trend has continued in 2019 with the likes of ride-hailing pioneer Uber coming to market on the back of multibillion-dollar losses.” – bto: Aber das findet nun mit WeWork ein Ende.  
  • “(…) investors’ tolerance of loss makers rested on the hope that there would be a crock of gold at the end of a very long rainbow. (…) The tolerance of loss is nonetheless a wider phenomenon that extends beyond the primary market. (…) about a quarter of all small-cap US stocks had negative earnings at the end of last year.” – bto: und dies in einem sehr guten Umfeld hohen Wachstums, tiefer Steuern und billigen Geldes!
  • “(…) many of these profitless companies have business models based on the greater fool theory. They are hoping to be bought out before it becomes obvious that their visionary aspirations are so much pie in the sky. While some investors have bought into the long-term vision, others are probably conniving in the greater fool theory.” – bto: Das trifft übrigens auch auf viele Start-ups zu, die ich kenne. Da ist die Hoffnung groß, doch noch irgendwie den Ausstieg zu schaffen. Letztlich kein gutes Zeichen, aber die direkte Folge der Tatsache, dass gute Ideen und Management knapp sind, Geld hingegen nicht.
  • “When investment becomes speculative, it is often a sign of a bubble. Yet while equity valuations are relatively full, we are not seeing the kind of frenzied hysteria in equities that marked the peak years of 1999 and 2000. (…) A clear case in point is bitcoin. This masquerades as money although it satisfies none of the main criteria to qualify for that description and generates no revenue stream. It is thus purely speculative. Whether consciously or unconsciously pursuing a greater fool, many investors have discovered the risks inherent in buying a volatile will-o’-the-wisp devoid of fundamental support.” – bto: Nun könnte man das auch bei Gold sagen, aber es hat in der Tat eine 6000-jährige Geschichte und es taugt nachweislich als Vehikel zur Verwahrung von Vermögen.
  • “The greater fool theory is at work in the bond market, in which both sovereign and corporate borrowers are raising money at negative rates of interest (…) Some investors are buying such IOUs for regulatory reasons, others because they are so anxious for the protection of a safe asset (…) But then there are still more who buy on the assumption that the central banks will play the role of the greater fool through their asset purchasing programmes, thereby providing a profitable exit from a profoundly unattractive investment.” – bto: Und die Käufer beispielsweise der 100-jährigen Anleihe Österreichs hatten bisher recht. Die Kursgewinne sind erheblich! Auch die Idee, dass die Notenbanken einem das Zeug abkaufen, sind nicht von der Hand zu weisen. Außer sie kommen endlich mit besseren Gedanken um die Ecke, wie eben der direkten Finanzierung von Staaten (und Bürgern?).
  • “It is a short-term strategy that entails the risk that the central banks will not come through. Given the growing consensus that monetary policy has been accepting too much of the burden of driving the global economy, combined with increasing calls for fiscal activism, the risk is not negligible. Note, too, that expansionary fiscal policy holds part of the key to escaping from the abnormally low or negative interest rates that prevail in this bond market bubble. (…) even a very modest move in that direction could wreak havoc with bond portfolios.” – bto: Es würde aber auch den globalen Margin Call auslösen, weshalb ich denke, es muss beides geben: Eine Politik, die die Staaten finanziert und zeitgleich die Zinsen tief hält und somit real noch tiefer in den roten Bereich drückt. Dann bliebe der „Crash“ in den Portfolios aus, allerdings gäbe es die analoge reale Entwertung und auf die kommt es ja an …
  • So ist es: “(…) the risk of systemic trouble as the consequences of unconventional central banking are unwound is real. When markets have been driven to historical extremes, the road back is invariably painful.” – bto: Und deshalb wird es über die reale und nicht über die nominale Entwertung erfolgen. Denn real wäre die deflationäre Depression.

→ ft.com (Anmeldung erforderlich): “Markets beset by foolery fit the bubble description”, 30. September 2019

Kommentare (3) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Susanne Finke-Röpke
    Susanne Finke-Röpke sagte:

    bto: “Nun könnte man das auch bei Gold sagen, aber es hat in der Tat eine 6000-jährige Geschichte und es taugt nachweislich als Vehikel zur Verwahrung von Vermögen.”

    Sei behaupten, “Nun könnte man das auch bei Gold sagen?”

    Wirklich? Das sehe anders. Natürlich hat Gold keinen eigenen Nutzen, aber Fakt ist, dass es nicht kopiert werden kann, unbegrenzt lagerfähig ist, teilbar ist, einen wahnsinnig niedrigen stock to flow – ratio hat und extrem viel aushält (Brand, Überschwemmung, Erdbeben, etc.) . Wie viele Kryptowährungen gibt es inzwischen? Hunderte? Und wer hindert einen IT-Spezialisten dran, noch eine neue zu erfinden? Und wer garantiert, dass die Mitwirkenden an der Kryptowährung ehrlich sind?. Was mache ich ohne Strom? Ohne Tauschbörse? Ohne IT-Gerät? Ohne Kenntnisse der örtlichen Landessprache der Tauschbörse?

    Künstliche Erzeugung ist hingeben bei Gold kein Thema, Strom ist nicht nötig und auch der Normalbürger versteht, was es ist. Bei Kryptowährungen ist das bei den allermeisten Leuten nicht wirklich der Fall..

    Am wichtigsten ist aber etwas anderes: ich kann Gold im Garten vergraben oder ins Ausland bringen, ohne Spuren zu hinterlassen tauschen oder verschenken und keine Regierung der Welt kann es durch Abschalten des Internets, durch Gesetzesbeschlüsse, durch Staatstrojaner oder andere Maßnahmen verhindern, wenn es nicht alle bürgerlichen Freiheiten aufs extremste beschneiden will. Denn Gold schützt nicht nur vor der Inflation, es schützt auch vor einem außer Rand und Band geratenen Staatsapparat, sollte es zum schlimmsten kommen. Denn es ist schwarzmarktfähig, was wir hoffentlich nie mehr wieder in der Geschichte brauchen werden. Wie soll eine Kryptowährung das bewerkstelligen? Das konnte mir noch keiner erklären.

    Daher mein Fazit: Kryptowährungen sind ein Spekulationsobjekt, Gold ist die ultimative Versicherung. Beides hat seine Berechtigung, aber sie sind sich nicht ähnlich.

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