“The global bond rout has begun, leaving equities on borrowed time”

Heute Morgen habe ich gezeigt, wie die Zinsen auf Assets wirken, vor allem je länger die (implizite) Duration ist. Nun häufen sich die Zeichen für einen Zinsanstieg. Ambroise Evans-Pritchard diskutiert im Telegraph:

  • “The current ‘ice age’ – to borrow from Albert Edwards at Societe Generale – began in 1981 when the US Federal Reserve delivered a crushing monetary shock and defeated the Great Inflation. Benchmark US yields have been falling in a staggered fashion ever since, drawn lower by the deflationary forces of the internet and a vast pool of cheap labour after China and Eastern Europe joined the global economy in the Nineties.” bto: eine Entwicklung, die ich oftmals beschrieben haben.
  • “(…) if the chartists are right  the downtrend line has finally broken. US Treasury yields across the maturity spectrum are smashing through lines of resistance, with instant knock-on effects through the $49 trillion (£36 trillion) market for global bonds, and secondary effects through bank lending.” bto: Gerade dieser Folgeeffekt sollte uns Sorgen bereiten.
  • (…) the two-year US yield has been carving out a saucer-shaped bottom for almost a decade and is back to where it was in late 2008.(…) and is actually higher than the average stock dividend on the S&P 500 index. (…) The two-year Treasury is the canary in the coal mine. It is legitimate to say that the bond bull market of the last 36 years is over (…).”

Quelle: The Telegraph

  • “(…) a rise in 10-year US yields to 3pc would clinch the argument. That is in sight as the anchor rate of the international system breaks out of its trading band and punches towards a three-year high of 2.6pc.” bto: In der Tat scheinen die drei Prozent die magische Grenze zu sein.
  • “What has changed the mood abruptly is news that even the Bank of Japan – the eternal QE recidivist – is reducing bond purchases. It is stepping back from the greatest monetary experiment in history. Even more astonishing is the spectacle of a Japanese economy in full-fledged boom.” –  bto: Das ist eines der Szenarien, die ich auf bto am Montag diskutiert habe.
  • “The peak flow of central bank liquidity is long past. The Fed has begun quantitative tightening and will ratchet up its bond sales to $50bn a month by year-end. The European Central Bank halved purchases to €30bn (£27bn) a month this January. It may be out of the game by September.” – bto: Da darf natürlich vorher nichts passieren, wie zum Beispiel ein Schock an den Märkten.
  • Markets will have to absorb an extra $1 trillion of debt supply in 2018. That is half story behind rising yields: the other half is that bond investors are becoming a little less insouciant about inflation, though they are still unwilling to capitulate on the bigger story of secular reflation.” bto: Es ist eine spannende Schlacht zwischen Inflation und Deflation und auch ich weiß nicht, wie es ausgeht. Deshalb müssen wir uns auf beide Szenarien einstellen.
  • “There are loose parallels with the wild year of 1987 when Wall Street soared to nosebleed levels despite warning signs from the bond markets. The economy was going from strength to strength. The ISM (manufacturing) index was over 60, about the same as now, yet the market crashed, said Albert Edwards. In a sense, equities buckled under their weight, even if it took the external catalyst of a rate rise by the Bundesbank.” bto: was Gavekal so gut beschrieben hat.
  • “The Bull Bear indicator of professional advisors is currently at the same euphoric level reached in October 1987. It is higher than at the peak of the dotcom bubble, which is a frightening thought. Societe Generale’s equity guru, Andrew Lapthorne, says US corporations are running a cash deficit of $250bn a year and have exhausted the use of debt leverage to finance share buy-backs.”  bto: Das sind doch die wirklich gefährlichen Anzeichen!

Quelle: The Telegraph

  • “(…) the International Monetary Fund (…) said a fifth of US firms risk bankruptcy when the rate cycle turns. The epicentre of trouble is in the lower half of the Russell 2000 index. These firms are already spending 30pc of earnings (EBIT) on debt costs. That is where the next crisis might emerge, said Mr Lapthorne.” bto: was nun wirklich der Hammer ist!
  • Nobody knows where the pain threshold lies for a global financial system with a record debt ratio of 332pc of GDP – up 56 percentage points even since the Lehman bubble – and with an unprecedented sensitivity to US monetary policy through offshore dollar funding markets.” bto: weshalb man rennt, bevor es passiert und damit passiert es.
Kommentare (16) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Wolff Baer
    Wolff Baer sagte:

    Nachdem hier immer wieder auf viele Zitate und Links hingewiesen wird, auch einmal ausnahmsweise ein Link von mir:

    Ron Paul, ehem.US-Kongreß-Abgeordneter hat schon mit seinem Buch 2010 gefordert:
    “Befreit die Welt von der US-Notenbank”.

    Ich fordere das auch für die EZB – siehe auch Zitat Herr Selig: “und genau in der Notenbankpolitik liegt der Unsicherheitsfaktor”.

    Die Mandatsüberschreitungen und die horrende Geldpolitik unseres wackeren Herrn Draghi ängstigt inzwischen sogar die Politiker, die uns wg. ihres eklatenten “Nichtwissens” diese EZB-Fron auferlegt haben.

    Unsere Finanz-Theoretiker sind voll des Lobes über die “Rettungs-Maßnahmen” unserer Fiatgeld-Großdruckerei, die inzwischen in ihrer Bilanz eine 3-Billionen €-Schuldenbombe uneinbringlicher Schuldtitel und Target-Verbindlichkeiten verwaltet und horrende Billionen-Schulden durch immer mehr ungedecktes Geld bekämpfen will.

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    • ZIRP
      ZIRP sagte:

      Die Japaner haben geldpolitisch ungefähr 15 Jahre Vorsprung auf dem Weg, den nun auch die westliche Welt einschlägt.

      Vielleicht sollten sich die Notenbankgouverneure einmal dazu erklären, wie sie die jeweiligen Volkswirtschaften in 10, 20, 30 oder gar 40 Jahren sehen.

      Niemand hat der Bevölkerung bisher reinen Wein eingeschenkt, daß selbst heute zu Zeiten guter Konjunktur eine extreme Geldpolitik betrieben wird, um die bestehende latente Überschuldung vorläufig finanzierbar zu halten.

      Gemessen an dem üblichen Sing-Sang alle 1,5 Monate sind die Notenbanker hier schweigsam bis verlogen.

      Keine gute Entwicklung in diesem Zusammenhang ist ferner, daß allen Notenbanken des Westens Senioren längst jenseits des Pensionierungsalters als Gouverneure vorstehen, also jener Generation, die die heutigen Probleme verursacht hat.

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  2. Timo
    Timo sagte:

    Es gilt als ausgemacht, dass die Zinsen nur steigen können und welch Negativ-Effekt dies für den Bond- und Aktienanleger hat. Die zweijährigen Treasuries stehen wieder so hoch, wie zuletzt 2008.
    2008 war ein Crash Jahr. Der S&P hat damals in der Spitze 50% verloren und eine Rendite von -36,6% erbracht. Demnach müssen damals die Zinsen enorm gestiegen sein. Nun, die zehnjährige war um 180 Basispunkte gefallen. 2009 ist die zehnjährige um 160 Basispunkte gestiegen und der S&P hat +26% gebracht. Der stärkste Zinsanstieg war 1980 mit 245 Basispunkten auf 12,84%. Und der S&P ? Hat 1980 +31,7% gebracht. 2013 war ein Zinsanstieg von 127 Basispunkten und ein Anstieg im S&P von +32%. Natürlich gab es auch herbe Verluste bei steigenden Zinsen, wie 1931 oder 1974 mit – 44 und -26%, um die schlimmsten Negativ-Renditen zu nennen.
    Zwischen 1928-2016 hat der S&P bei steigenden Zinsen annualisiert 10,5% gebracht, bei fallenden Zinsen 8,4%.(Quelle: pensionpartners.com). Steigende Zinsen haben demnach keine Vorhersagekraft, was den Aktienmarkt betrifft. Und ist es wirklich eindeutig, dass die Zinsen nur den Weg nach oben einschlagen? Die zehnjährigen UST sind gestiegen und stehen wieder so hoch wie im März 17, die 30 jährigen haben sich wenig bewegt. Was dagegen auffällt, die Zinskurve flacht zunehmend ab, die Spreads der Laufzeiten nähern sich immer mehr. Die Möglichkeit einer inversen Zinskurve ist damit noch nicht vom Tisch. Auf jeden Fall spricht beides nicht unbedingt für steigende Zinsen.
    Noch eine Bemerkung zum oben angeführten schrecklichen Crash von 1987, der das Anlegerherz immer erzittern lässt. Der S&P 500 begann das Jahr mit einem Stand von 242,17 und endete mit 247,08 oder +2,03%. Ist aber nicht so sexy wie der Black Monday.

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    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      Danke für die gute Ergänzung. Was die Korrelation von Zinsanstieg und Kursentwicklung am Aktienmarkt betrifft, würde ich aber noch eine stärkere Unterscheidung zwischen kurz- und langfristiger Entwicklung machen. Natürlich können in einem Jahr Zinsen und Aktienkurse gleichzeitig steigen bzw. fallen. Langfristig ist die Entwicklung aber immer gegenläufig. Vor allem deswegen haben wir aktuell ein so hohes Aktienkursniveau. Und daher würde eine Trendwende bei den Zinsen nach oben über Jahre oder Jahrzehnte natürlich die Kurse nach unten ziehen. Eine inverse oder fast inverse Zinskurve über einen langen Zeitraum ist unlogisch, es sei denn, die Notenbanken treten dauerhaft als großer Käufer am langen Ende auf. Und genau in der Notenbankpolitik liegt der Unsicherheitsfaktor…

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    • troodon
      troodon sagte:

      Fundamentalanalysen sind grundsätzlich nicht zum Markttiming geeignet. Sie sind aber hilfreich, um in der jeweils vorherrschenden Situation eine Abwägung von Chancen und Risiken zu treffen und können somit für die Asset Allokation genutzt werden..Weder sind fallenden Zinsen generell positiv für den jeweiligen Aktienmarkt, noch sind steigende Zinsen generell negativ für den jeweiligen Aktienmarkt.Jede Situation ist anders und muss entsprechend differenziert beurteilt werden. Deutlich steigende Zinsen, sehe ich aufgrund der hohen Verschuldung und der dann zusätzlich steigenden relativen Attraktivität von Anlagen in Anleihen als einen großen Risikofaktor für die Aktienmärkte in der HEUTIGEN Situation.Damit ist keinerlei Prognose verbunden, ob die Zinsen tatsächlich deutlich steigen. Märkte beobachten und folgen ist aus meiner Sicht die sinnvollste Vorgehensweise.

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  3. Lele Castello
    Lele Castello sagte:

    Hallo,

    ich habe eine konkrete Frage:
    Angenommen Sie haben 2009/2010 die Henkel Aktie um 30€ kauft. Diese hat sich
    jetzt verdreifacht. Ich denke das Henkel jetzt fair bis leicht überbewertet ist. Selbst wenn sich der Markt halbiert können Sie das aussitzen.
    Denn Sie bekommen auf Ihr eingesetzt Kapital eine Dividende von ca 5%.
    Diese kann sich natürlich auch reduzieren.
    Ist es sicherer die Henkel Aktie zu halten oder Cash zu halten?

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