“Stress tests highlight flaws in EU’s banking union”

Lorenzo Bini Smaghi war früher im Bord der EZB. Nun lehrt der Italiener in den USA und kommentiert sicherlich auch aus sehr italienischer Sicht die letzten Stresstests für Banken und die aus seiner Sicht unzureichende Bankenunion:

  • When the eurozone crisis started, in spring 2010, the question was often asked why the problems affecting Greece, a country representing less than 2 per cent of the area’s gross domestic product, could have such huge negative repercussions on the financial markets.” 
  • Investors’ main concern was that the debt restructuring in an advanced economy, the first for many decades, would directly affect the value of the other countries’ debt.”  bto: Das offene Eingeständnis der Überschuldung hätte allen klar gemacht, dass dieses Eingeständnis auch in anderen Ländern notwendig ist. Durch die Politik gerade auch der EZB wurde dieses Eingeständnis aufgeschoben. Bis jetzt. 
  • The publication last week of the stress tests organised by the European Banking Authority and the recapitalisation plan for the Monte dei Paschi di Siena seem to have triggered a very similar contagion effect in the financial markets, affecting all banks in the EU.” bto: zu Recht! Denn das europäische Bankensystem ist überschuldet.
  • Without a clear backstop and a mechanism to avoid contagion, the European banking union appears to be incomplete.”  bto: Was er meint, ist, ohne die völlige Sozialisierung der faulen Schulden über die Eurozone hinweg, funktioniert es nicht. Der deutsche Sparer soll zahlen.
  • While it has a single supervisor and a Single Resolution Board that can draw on a Single Resolution Fund, the latter will be filled up over eight years and the union is still missing the third leg: a European deposit insurance scheme.”  bto: Hier sagt er es. Es geht um die deutschen Mittel für die Sanierung der Euro-Banken. 
  • “(…) while public money should be the last resort, the European banking system appears to be too fragmented to co-ordinate the rescue of a bank through private funds. The role of co-ordinating private investors was traditionally played by national central banks in the member countries. But the latter are now discouraged from doing so by the European Commission’s interpretation of state aid regulation, which considers the use of private funds inappropriate if a public institution is involved, even only in co-ordinating the process.”  bto: Wir wissen aber aus dem Beispiel Italiens und anderer Länder, dass dem nationalen Regulator eben nicht zu trauen ist. Es gibt einen starken Anreiz, die Steuerzahler anderer Länder zu belasten. 
  • “The greatest uncertainty is about the new global Basel rules. The authorities’ earlier commitment not to raise capital requirements significantly does not seem to be in line with the technical work that has been conducted so far. If implemented, the latter would have a major restrictive impact on banks’ activities and on their ability to provide credit to the private sector (…).” bto: Ja, aber wir können schlecht ein Modell als nachhaltig betrachten, in dem die Schulden dauerhaft schneller wachsen als das Einkommen.
  • “(…) monetary and supervisory policies seem to be pulling in opposite directions in the eurozone, with perverse effects on bank profitability, and thus on its fragility. While negative rates increasingly bite on banks’ margins, higher capital requirements have not significantly brought down the cost of capital, making it difficult for banks to cover this. The fear is that if the current environment persists over a long period,the single supervisor would be tempted to raise capital requirements even higher.” bto: Den Kreislauf sehe ich auch. Aber man muss sich schon fragen, ob die Anforderungen an die EK-Rendite in einem Umfeld von Nullzins noch angemessen sind. Außerdem kann man doch niemanden zwingen, sein Geld in Institute zu investieren, die schon heute geringes oder gar kein EK mehr haben, egal was die offiziellen Tests auch sagen. 

Like it or not, a large part of the European economy’s financing is still heavily dependent, and will continue to depend, on the banking system. When investors turn away from the latter, sooner or later the former is bound to feel the consequences.”  bto: Da denke ich, brauchen wir eine ehrlichere Betrachtung: Der Privatsektor ist überschuldet, die finanzierenden Banken pleite, und nur wenn beides zusammen gelöst wird, können wir auch zu einer Erholung finden. 

→ FT (Anmeldung erforderlich): “Stress tests highlight flaws in EU’s banking union”, 5. August 2016

Kommentare (2) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Einerseits sollen die Banken ihr EK aufstocken bzw. es durch Gewinne anreichern, um die die bei wachsender Verschuldung wachsenden Kreditrisiken besser bewältigen zu können.

    Andererseits wird die Wirtschaft in ein Zinsniveau getrieben, das mit Negativzinsen für die Rentabilität der Banken hoch risikoreich ist.

    Wie das zusammenpasst, ist mir schleierhaft.

    Aber die EZB wird schon wissen, wie das zu machen ist.

    Dort ist der Sachverstand für beides unter einem Dach vereint.

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  2. Schmedtmann
    Schmedtmann sagte:

    Herr Lorenzo Bini Smaghi lehrt nicht nur in den USA, sondern ist auch Chairman of the Board der Societe Generale, Frankreich und der ChiantiBanca, Italien.

    Link: https://www.societegenerale.com/en/content/lorenzo-bini-smaghi-0

    Immerhin ist die Position bei der Societe Generale extra neu geschaffen worden. Ob es ein Geschenk aufgrund des freiwilligen Rücktritts aus dem EZB-Board zugunsten eines Franzosen war, bleibt natürlich der Spekulation vorbehalten.

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