Statt Roboter als Chance zu sehen, vergrößern wir das Problem

Meine Haltung ist bekannt:

  • Automatisierung und Digitalisierung sind nicht aufzuhalten, sondern beschleunigen sich.
  • Damit werden viele Arbeitsplätze überflüssig, weil in Zukunft Maschinen die Arbeit erledigen.
  • Dieser Trend ist global und man kann ihn nicht aufhalten.
  • Alternde Gesellschaften sind im Vorteil, weil die Maschinen niemanden Arbeit wegnehmen, sondern Menschen, die in Rente gehen, ersetzen.
  • Die richtige Antwort auf den demografischen Wandel ist deshalb, massiv auf Automatisierung zu setzen.
  • Die absolut Falsche ist, auf Migration zu setzen, weil man damit die Anzahl der Menschen, die keinen Job finden, erhöht. Man schafft sich damit ein Problem, das man im Unterschied zu Ländern mit jüngerer Bevölkerung nicht hätte.

Und dann kann man jammern – wie FOCUS MONEY ONLINE in der letzten Woche:

  • So verlockend die Errungenschaften einer neuen, einer softwaregesteuerten Welt für Firmen und Verbraucher auf den ersten Blick sind: Wer in sich geht und sich die Folgen der digitalen Ära, einer Industrie 4.0, vor Augen führt, den überkommt ein ungutes Gefühl.” – bto: und das zu Recht!
  • Wann immer in der Menschheitsgeschichte technischer Fortschritt menschliche Arbeitskraft überflüssig machte, entstanden neue Märkte mit neuen Möglichkeiten, Arbeit zu finden. Am Ende, so das Resümee der Experten, war die Gesellschaft insgesamt immer wohlhabender. Das Problem: Diesmal ist alles anders. Wir stehen vor einem Umbruch der Gesellschaft, der strukturell der größte seit 250 Jahren ist.” – bto: In der Tat ist diesmal die Gefahr, dass es eben keine weiteren Jobs in ausreichender Zahl geben wird, real.
  • “(…) die bahnbrechende sogenannte Oxford-Studie, in der die renommierten Ökonomen Carl Benedikt Frey und Michael Osborne ein düsteres Bild der Zukunft der Arbeit malen. Ihr Fazit: In den nächsten zwei Jahrzehnten ist mutmaßlich jeder zweite Job in den USA ersetzbar.” – bto: was für ein Segen für eine vergreisende Gesellschaft wie die Deutsche. Eine enorme Chance für uns!
  • Das klassische Arbeitsmodell Leistung gegen Entlohnung, wie es jahrzehntelang funktionierte und Deutschland groß gemacht hat, wird künftig nicht mehr funktionieren. (…) A.T. Kearney, sagt für Deutschland ein ähnliches Szenario wie in den USA voraus. In 20 Jahren wird fast die Hälfte der heutigen Arbeitsplätze in Deutschland durch Roboter, die die Jobs effizienter erledigen können, ersetzt werden.” – bto: so viel zu dem Thema wir brauchen Zuwanderung!
  • Software is eating the world, bringt der Internet-Unternehmer und Wagniskapitalgeber Marc Andreessen die schleichende Gefahr auf den Punkt. Welcher Umbruch auf die Gesellschaft zukommt, deutet sich bereits in vielen Bereichen der Wirtschaft an. Software scannt Röntgenbilder nach Tumoren, auf den Straßen rollen selbstfahrende Autos. Computer stellen Anlagedepots zusammen und prüfen Immobilienkredite.” – bto: und ersetzt damit alle Jobs und auch die Sachbearbeiter.
  • Anders als in früheren Umbrüchen trifft der Jobabbau auch die Hochqualifizierten. Technologie lernt, versteht Muster, scannt Millionen von Daten in Bruchteilen von Sekunden. Sie unterrichtet Studenten, diagnostiziert Krankheiten und klärt Rechtsfragen. Sie ersetzt Professoren, Ärzte, Anwälte.” – bto: Ich sehe das auch bei meinen Kontakten mit Start-ups. Es ist eine Revolution.
  • Anders als damals werden mit Eintritt ins vierte digitale Zeitalter keine neuen Märkte geschaffen, sondern der zur Verfügung stehende (globale) Markt mit Hilfe von Computern und Robotern lediglich effizienter bewirtschaftet.” – bto: Das ist der ultimative Killer.
  • Wie wird das Mehr an produzierten Waren und Dienstleistungen, das mit künstlichen Helfern erzeugt werden kann, auf die, die mit dem Prozess nichts mehr zu tun haben werden, gerecht verteilt?” – bto: Das ist eine wichtige Frage, die jedoch umso weniger wichtig ist, je weniger Unqualifizierte der jüngeren Generation man in das Land holt.
  • Die zu den Vereinten Nationen (UN) gehörende Internationale Arbeitsorganisation (ILO) prophezeit in ihrem Jahresbericht 2015 eine weltweit steigende Arbeitslosigkeit in den kommenden fünf Jahren – bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum. Demnach klettert die Zahl der arbeitslosen Menschen bis 2019 von heute 201 auf 212 Millionen – allerdings bei gleichzeitig steigender Bevölkerungszahl.” – bto: Das ist weiterer sozialer Sprengstoff.

Deshalb wird auch der Versuch, in den USA mehr Industriearbeitsplätze zu schaffen, scheitern, wie die FINANZ und WIRTSCHAFT treffend zusammenfasst:

  • Der Einsatz von Industrierobotern ist an sich kein neues Phänomen, doch eine Reihe von Faktoren – dazu zählen immense Fortschritte in der Rechenleistung, der Sensorik sowie der Vernetzung von Maschinen – hat in den letzten Jahren eine Art Tipping Pointverursacht und den Einsatz von Industrierobotern enorm beschleunigt.”bto: Und das wird sich nun massiv beschleunigen, weil der technische Fortschritt an Geschwindigkeit und Breite gewinnt.
  • Natürlich lässt sich keine direkte Kausalität zwischen dem Aufstieg der Roboter und dem Sinken der Industrie-Arbeitsplätze beweisen, doch die gegensätzliche Entwicklung ist auffällig.”bto: Ich denke, es ist eindeutig und jeder rational handelnde Unternehmer stellt sich darauf ein.

Quelle: BofA, FuW

  • Die internationalen Spitzenreiter in der Roboter-Durchdringung sind Südkorea, Singapur und Japan. Deutschland, Rang 4, kommt auf 301 Industrieroboter je 10.000 Arbeiter.”bto: wobei in Deutschland die Automobilindustrie der Taktgeber ist. Diese steht jedoch ihrerseits in einem existenzbedrohenden Wandel.

Quelle: EU/Chinesische Handelskammer, FuW

  • Gut möglich, dass dereinst im Zusammenhang mit Robotik viele neue, attraktive Arbeitsplätze entstehen. Gut möglich aber auch, dass in den kommenden Jahren noch Millionen von Arbeitsplätzen verschwinden werden.”bto: mit den schon angesprochenen Folgen.
  • Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass bislang in der breiten Öffentlichkeit kaum ernst genommene Themen wie die Besteuerung von Robotern oder die Einführung von einem bedingungslosen Grundeinkommen in vielen Ländern in den kommenden Jahren wieder intensiv diskutiert werden.”bto: Ich denke nicht, dass wir Roboter besteuern sollten, jedoch die Unternehmen entsprechend deutlich. Sonst haben wir einen Anreiz gegen Automatisierung, der auf Dauer hemmt. Grundeinkommen finde ich persönlich überlegenswert. Das habe ich schon in Die Billionen-Schuldenbombe entsprechend diskutiert.

Fazit: If you cant beat them, join them. Da es ohnehin kommt, lasst uns an der Spitze stehen!

→ FOCUS.de: “Job-Hammer: Roboter ersetzen die Hälfte der deutschen Arbeitsplätze”, 27. März 2017

→ FINANZ und WIRTSCHAFT: “Die Roboter kommen”, 31. März 2017