SPIEGEL Online: Die EZB hat erheb­liche Mitschuld

Heute tagt die EZB. Was ist zu erwarten?

Henrik Müller kommt bei SPIEGEL Online nicht umhin, eine erhebliche Mitschuld der EZB an der Inflation zu konstatieren. Mit dabei eine Theorie, die doch schon längst ad acta gelegt sein sollte. Oder doch nicht?

  • „Zum jährlichen Notenbankertreffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming reiste Ratsmitglied Isabel Schnabel, wo sie einen nachdenklichen Vortrag hielt, und zu der Schlussfolgerung gelangte: ‘Um Vertrauen zurückzugewinnen’, müssten die Notenbanken ‘die Inflation rasch auf ihren Zielwert’ von zwei Prozent zurückbringen. Andernfalls drohe ihre Glaubwürdigkeit in den Augen der Bevölkerung dauerhaft Schaden zu nehmen.“ – bto: Das ist doch großes Kino, es entspricht zwar auch der Forderung von Ricardo Reis, aber ist natürlich gerade aus dem Munde von Frau Schnabel ein echter Witz.
  • Daran erinnert auch Müller: „Noch vor einem Jahr kritisierte Isabel Schnabel ‘angebliche Experten und die Medien’ dafür, bei den Bürgern ‘Ängste’ zu schüren. Sie würden abwegige Vergleiche ziehen zur Weimarer Republik und zu den 1970er-Jahren und ‘das Gespenst der Inflation’ an die Wand malen. All das werde der besonderen Situation nach dem Abflauen der Pandemie nicht gerecht. Alles sei in bester Ordnung. Wenn man Frau Schnabels Jackson-Hole-Rede von voriger Woche liest, zieht sie jetzt selbst solche Vergleiche. Sie spricht von der Gefahr sozialer Unruhen und dem drohenden Vertrauensverlust in die demokratischen Institutionen. Zu Recht.“ – bto: Ich zitiere hier SPIEGEL Online, kein europafeindliches oder verschwörungstheoretisches Medium.
  • „Die EZB hat nach den Europäischen Verträgen eine einzige primäre Aufgabe: die Preisstabilität zu sichern. Die Notenbank selbst hat sich einst den Zielwert von zwei Prozent gegeben; er ist inzwischen zur internationalen Notenbankernorm geworden. Im August jedoch stiegen die Verbraucherpreise in der Eurozone um 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weiter war die EZB noch nie von ihrem selbst gesteckten Ziel entfernt. Und es sind längst nicht mehr nur die nach oben schnellenden Energie- und Nahrungsmittelpreise, die die Inflation treiben; auf die hat eine Notenbank ohnehin kaum Einfluss. Auch die ‘Kernrate’ (ohne Energie und Nahrungsmittel) steigt inzwischen mit einer Rate von 4,3 Prozent (…).“ – bto: Das hängt alles miteinander zusammen. Dennoch kann sich die Notenbank nicht einfach zurücklegen und sagen, ach das wird schon.
  • „Die Bürger verlieren allmählich das Zutrauen in die Steuerungsfähigkeit oder -willigkeit der EZB: Für die kommenden Jahre gehen sie im Schnitt von Inflationsraten deutlich über der Zwei-Prozent-Marke aus. Die Inflationserwartungen laufen aus dem Ruder und fressen sich in das Preis- und Lohnsystem. Aus einer Typ-1-Inflation, die von einem isolierten Preisschock ausgeht, wird zusehends eine Typ-2-Inflation, die sich verselbständigt, weil Bürger und Unternehmen ständig steigende Preise in ihre Kalkulationen einbeziehen.“ – bto: Das hat Ricardo Reis in seinen Studien früh gesehen. Er hat einfach genauer auf die Daten geschaut als die EZB.
  • „Die rapiden Zinserhöhungen, die nun nötig werden, sind schmerzhafter, als sie sein müssten. Die EZB hätte bereits vor mehr als einem Jahr erkennen können, dass es an der Zeit wäre, die Wirtschaft sachte abzubremsen. Denn bereits damals zogen die Inflationsraten an. Dass gegen Ende der Coronakrise die Preisdynamik anziehen könnte, war als Möglichkeit schon länger in der Debatte. Wenn führende Notenbankerinnen und Notenbanker nun so tun, als seien sie von der inflationären Wucht überrascht worden, ist das einigermaßen abenteuerlich.“ – bto: Nein, es ist nicht abenteuerlich, sondern ein Desaster, was eigentlich nur mit einer neuen Führungsspitze gelöst werden kann.
  • „Wenn mächtige Institutionen Fehler gemacht haben, müssen sie die aufarbeiten und öffentlich eingestehen. Sie müssen Lehren ziehen, um es in Zukunft besser zu machen und besser gerüstet zu sein für ein zunehmend erratisches geopolitisches Umfeld. Wie sonst wollen die Notenbanker Vertrauen zurückgewinnen?“ – bto: Das wäre das Mindeste, widerspricht aber dem Selbstverständnis.
  • „Die Notenbanken brauchen neue Frühwarnsysteme. Zu sehr verlassen sie sich bislang auf statistische Modelle, die die Vergangenheit erklären können, aber in Zeiten versagen, wenn sich die zugrundeliegenden Wirtschaftsstrukturen ändern. (…) Der frühere Bank-of-England-Chef, Mervyn King, warnt seine früheren Kollegen seit Jahren davor, sich in Zeiten ‘radikaler Unsicherheit’ zu stark auf mathematische Modelle zu verlassen und andere Methoden zu vernachlässigen.“ – bto: Es ist „Group Think“ wie wir wissen.
  • Und jetzt kommen wir zu der eingemotteten Idee der Geldmenge: „In den ersten Jahren nach der Gründung der Währungsunion spielte die Analyse der Geldmenge noch eine große Rolle. Sie war Bestandteil der geldpolitischen Strategie der EZB, die auf zwei Säulen stand. In der einen Säule fanden sich Indikatoren, die die Wirtschafts- und die Preisentwicklung abbilden sollten. In der anderen ging es um die Entwicklung der Geldmenge M3, ein Maß, das rasch mobilisierbare Mittel umfasst, die kurzfristig nachfragewirksam werden können. Das ist insofern folgerichtig, als eine Notenbank die Preise nicht direkt beeinflussen kann, die Geldmenge aber schon: Indem sie die Refinanzierungsbedingungen verändert und Vorgaben für die Kreditvergabe macht, kann sie den Banken das Neugeschäft erleichtern oder erschweren – und damit die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen beeinflussen, was sich wiederum, irgendwann, in mehr oder weniger starkem Preisdruck niederschlägt.“ – bto: Lieber Herr Müller, das ist aber doch nicht mehr zeitgemäß, würden Ihnen da Kritiker sagen! Es ist doch schon lange „bewiesen“, dass die Geldmenge nichts mit der Inflation zu tun hat.
  • „Durch die Globalisierung kam es zu einer Entkopplung von Inflationsrate und Geldmengenwachstum (siehe Grafik). Weil der Wettbewerbsdruck hoch war, reagierten Preise und Löhne kaum noch. In den Nullerjahren stieg M3 rapide, aber die Preise blieben weitgehend stabil. Einzig die rapide Ausweitung der Geldmenge in den Jahren 2007/2008 führte zu einem zwischenzeitlichen Anstieg der Inflation, der rasch vom Lehman-Crash und der folgenden Großrezession beendet wurde.“ – bto: Wir wissen natürlich, dass die Ausweitung der Geldmenge sich in einem Anstieg der Vermögenspreise niedergeschlagen hat.

 Quelle: SPIEGEL Online

  • „Als in der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre die Geldmenge abermals schneller stieg, sanken die Inflationsraten sogar zeitweise. Die Entkopplung von Geld und Preisen dauerte so lange, dass monetäre Faktoren irgendwann völlig irrelevant erschienen. In der Strategie der EZB und anderer Notenbanken spielen sie längst keine herausgehobene Rolle mehr.“ – bto: Die Ökonomen machen sich nicht nur auf Twitter lustig über diejenigen, die eine Rolle in der Geldmenge sehen.
  • „Dabei treibt eine rasch wachsende Geldmenge die Bewertungen von Vermögensgütern nach oben. Entsprechend gibt es einen relativ engen Zusammenhang mit den Immobilienpreisen – irgendwo muss die überschüssige Liquidität nun mal hin. Die Notenbanken tragen so gesehen Mitverantwortung für das Entstehen von Kapitalmarktblasen, die allerdings nicht in die Inflationsraten hineingerechnet werden.“ – bto: Das darf man nie vergessen.
  • „Der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation scheint wieder enger zu werden. Denn das zur Verfügung stehende Güterangebot wird im Zuge der Deglobalisierung knapper – eine steigende Nachfrage kann somit leichter zu überschießenden Preisen führen. Genau das scheint derzeit der Fall zu sein: Der Anstieg der Inflation seit Sommer 2021 ist offenkundig auch eine Folge der massiven Geldmengenausweitung zuvor, als die EZB Billionen Euro an Corona-Stützungsmaßnahmen ins System pumpte, vor allem durch den Aufkauf von Anleihen der Mitgliedstaaten.“ – bto: Maßnahmen, die ungebremst fortgesetzt werden.
  • „Der Fehler lag weniger in den üppig bemessenen Hilfen zu Beginn der Pandemie, sondern im Zögern, das Programm nach deren Abflauen rasch wieder zurückzufahren. Klar, wer nicht mehr daran glaubt, dass die Geldmenge irgendeinen Einfluss auf die Güterpreise hat, hält sie tendenziell für irrelevant.“ – bto: Dem ist so und so wird auch weiter agiert werden, vor allem in Europa.
Kommentare (127) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    @ Stoertebekker

    Sie können sich Ihre Zeilen sparen und die Zeit besser investieren. Sie werden die (un)Glücklichen am Blog nicht überzeugen. Es handelt sich hierbei um durch die Libertären/Austrians ERLEUCHTETE. Die haben immer noch nicht mitbekommen, dass sich das Geldsystem evolutionär weiterentwickelt hat und der Goldstandard insbesondere in wachsenden Volkswirtschaften schon IMMER eine ILLUSIONÄRE Schönwetterveranstaltung war.

    Lassen Sie diese Protagonisten ruhig in ihrer Mohnburg österreichisches Kraut rauchen. Ich erlaube mir lediglich bei Gelegenheit ein paar einfache Fragen und/oder Hinweise, damit unbedarfte Mitleser nicht glauben, dass diese Erleuchteten etwas Sinnvolles zur Diskussion beitragen. Das hat im aktuellen Fall nun immerhin dazu geführt, dass nach über 3 Jahren nun auch bei unserem foxxly die Erkenntnis gereift ist, dass das Kreditsystem nicht wegen der angeblich fehlenden Zinsen wachsen müsse. Der Fortschritt war schon immer mühsam. Das gilt leider auch für den Reserve-Mythos sowie den Triffin-Mythos. Zum Reserve-Mythos aktuell mal wieder Jeff Sinder: https://www.realclearmarkets.com/articles/2022/09/09/the_infatuation_with_fanciful_stories_of_fascinating_bank_reserves_852624.html

    Antworten
    • Felix
      Felix sagte:

      Hallo Mr. Stöcker,

      für Sie gilt in besonderem Maße, was allgemein gültig ist: man versteht ein Gedankensystem nur, wenn man auch deren Antagonisten verstanden hat.

      Auf der Basis kann man dann jede Position einnehmen und benennen, aus welchen Gründen.

      Da Sie bisher keinen einzigen validen Kritikpunkt an der Österreichischen Schule angebracht haben, und schon mehrmals nicht in der Lage waren, auf Nachfrage hier im Blog die Nachfragen zu dem von Ihnen bevorzugten Systemen hinreichend zu beantworten, gilt für Sie, was für die meisten Menschen gilt:

      Fühlen Sie sich bitte wohl, glauben Sie weiter. Geben Sie Ihren Glauben weiter. Er erhöht nebenbei die Fallhöhe der Gesellschaft und den Profit der anderen. Also auch meinen.

      Im übrigen hat foxxly Recht, der Zins ist ein Problem, aber nur in dem von Ihnen bevorzugten Geldsystem, nicht in einem Naturalgeldsystem. Darin verkörpert er lediglich die natürlich Zeitpräferenz der Menschen.

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      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Hallo Mr. Felix

        „für Sie gilt in besonderem Maße, was allgemein gültig ist: man versteht ein Gedankensystem nur, wenn man auch deren Antagonisten verstanden hat.“

        Ob das für mich oder aber für Sie im besonderen Maße gilt, sei mal dahingestellt. Da ich allerdings infolge der Finanzkrise 2007 auch einmal kurz in den Weg der österreichischen Sackgasse gelaufen bin (verantwortlich hierfür ist der hohe Priester Rahim Taghizadegan), kann ich deren Gedankensystem durchaus nachvollziehen ( was nicht heißt, dass die nur Unsinn erzählen).

        „Auf der Basis kann man dann jede Position einnehmen und benennen, aus welchen Gründen.“

        Nein, das kann man nicht; zumindest dann nicht, wenn man sich im kantschen Sinne des eigenen Verstandes bemüht und nicht nur Psalmen nachbetet.

        „Da Sie bisher keinen einzigen validen Kritikpunkt an der Österreichischen Schule angebracht haben, und schon mehrmals nicht in der Lage waren, auf Nachfrage hier im Blog die Nachfragen zu dem von Ihnen bevorzugten Systemen hinreichend zu beantworten…“

        Da muss Ihnen aber so einiges entgangen sein in den letzten 7 Jahren hier am Blog.

        „Fühlen Sie sich bitte wohl, glauben Sie weiter. Geben Sie Ihren Glauben weiter. Er erhöht nebenbei die Fallhöhe der Gesellschaft und den Profit der anderen. Also auch meinen.“

        Jetzt erhöht also schon der Glaube die Fallhöhe und den Profit. Es wird immer abstruser mit Ihren Glaubensbekenntnissen.

        „Im übrigen hat foxxly Recht, der Zins ist ein Problem, aber nur in dem von Ihnen bevorzugten Geldsystem, nicht in einem Naturalgeldsystem.“

        Jetzt muss ich mich aber schon wundern. Wie passt dies zu dieser Aussage:

        „und schon mehrmals nicht in der Lage waren, auf Nachfrage hier im Blog die Nachfragen zu dem von Ihnen bevorzugten Systemen hinreichend zu beantworten“

        Zudem wäre es schön, wenn Sie Ihre Zins-These ein wenig argumentativ unterfüttern würden. Dann könnte ich auch hierzu Stellung nehmen.

  2. Felix
    Felix sagte:

    Hallo Stoertebekker (20:50)!

    Das ist mal eine interessante Frage.

    Zunächst erinnere ich daran, dass die Ökonomen mit eigener Fachautorität (also nicht das Mittelmaß, dass immer nur nachplappert) gegen die Kohlsche Lösung waren. Und zu Recht, wie der langandauernde Niedergang der DDR-Wirtschaft zeigte. Und auch im Westen lief es nach einem kurzen Boom für Wenige, für alle viel schlechter.

    Wie wäre es also gelaufen, wenn die DDR sich z.B. dem Kaiserreich angegliedert hätte? Da haben wir ja konkrete Fallstudien nach 1871. In kurz: es hätte eine Anpassungskrise gegeben, und danach wäre steil nach oben gegangen. Da kamen Millionen gut ausgebildete und hungrige Menschen der gleichen Kultur zusammen. Keine Sprachbarriere und ein grundsätzlich positiver Zukunftsausblick.

    Nur leider wollte Kohl keine Anpassungskrise riskieren (Wahlen!) und schüttete lieber mal das Füllhorn aus. Das sicherte ihm die Kanzlerschaft, seinen persönlichen Ruhm und ebenso die anhaltende Agonie des Ostens.

    Etwas technischer: anders als 1871 hatten wir leider auch in der BRD keine gedeckte Währung, sondern Fiat-Money. Die D-Mark war ein Derivat des Dollars, und mit der Aufhebung der Golddeckung 1971 war der Dollar und alle seine Derivate damit Fiat-Money, also Geld dass durch die Zentralbank beliebig vermehrt werden kann.

    Aber auch in diesem System hätte es deutlich vernünftiger laufen können. Ich erinnere daran, dass der damalige Präsident der Bundesbank auch aus Protest zurückgetreten ist.

    Was wäre richtig gewesen?

    Unter den Bedingungen unseres Geldsystems, hätten sich die werthaltigen Pfänder der DDR in neu geschöpfte D-Mark per Kredit umgesetzt und einen steilen Aufstieg ermöglicht. Die wertlosen Pfänder, wären allerdings sofort pleite gegangen und die Menschen hätten zunächst eine Krise erlebt. Aber mit der dann möglichen Dynamik wäre das schnell sehr viel besser geworden.

    Wir hätten also auch Inflation gehabt. Das ist in unserem System eben nicht vermeidbar. Aber dem hätte mehr Wachstum gegenübergestanden.

    In einem Goldstandard wäre Inflation nur ganz minimal möglich. Aber dennoch hätte es einen Boom gegeben, weil werthaltige Pfänder Kredit zur Aufnahme oder Weiterführung aus angesparten Kapital erhalten hätten (wie 1871). Wahrscheinlich wäre die Entwicklung noch viel besser gewesen, weil sich die Landmannschaften 1871 untereinander gar nicht so grün waren, während die Deutschen den Mauerfall am 9.11. 1989 gemeinsam gefeiert haben.

    Allerdings wären die nicht werthaltigen Pfänder, die sich nun einmal im Sozialismus anhäufen, sofort untergegangen. Die Menschen hätten sich neue Arbeit suchen müssen oder wären direkt zum Arbeitsamt gegangen. Das hätte unmittelbar eine Krise erzeugt, die wir nicht hatten, und wie es weitergegangen wäre, bleibt leider Spekulation. Aber ich war damals überzeugt, dass das eine riesige Erfolgsstory geworden wäre, und bin es noch heute.

    Wenn man die unmittelbare und bei vernünftiger Politik unvermeidbare Anpassungskrise hätte mildern wollen, dann hätte man z.B. die DDR zu einer Sonderwirtschaftszone machen können, in der nicht alle Westregeln gelten. Im Harz gab es z.B. einen gutgehenden Feuerwerkshersteller, der den Betrieb einstellen mußte, weil seine Produkte zu laut waren. 300 Arbeitsplätze weg wegen “Regeln”.

    Noch besser wäre es gewesen – dafür habe ich damals als junger Mann plädiert und jeder halbwegs verständige Mensch, den ich kannte ebenfalls: Nicht Anschluss der DDR wie eine Hallig in der Nordsee, sondern Zusammenschluss wie vom GG für diesen Fall vorgesehen. Wir hätten dann eine Nationalversammlung einberufen, die uns eine Verfassung gegeben hätte und alles auf den Prüfstand gestellt hätte.

    Der ausgemerzte Feuerwerker aus dem Harz hätte sich dann vielleicht sogar zum führenden Anbieter gemausert und das vereinigte Deutschland hätte inzwischen mehrere Raumhäfen und mindestens eine Stadt auf dem Mond.
    Außerdem hätten wir Russland nicht so in die Krise abrutschen lassen, sondern uns sofort mit ihnen richtig verständigt. Zur heutigen Krise wäre es also auch nie gekommen.

    Aber ich räume ein, das ist Fiktion. Denn unter allen Bedingungen, wäre der Zyklus weitergelaufen: Gute Zeiten bringen schwache Männer hervor (die dominierten schon 1989), schwache Männer erzeugen schlechte Zeiten, und erst die schlechten Zeiten können wieder starke Männer hervorbringen.

    Ich entschuldige ob der originalen Zitierung nicht den Damen, rede mich damit auch nicht heraus, bitte aber um Verständnis. “This is a Man´s World.” Ohne Frauen keine Männer, aber ich will Euch NICHT auf den Schlachtfeld sehen. Wenn Ihr da unbedingt auch noch hinwollt, gehen wir nicht hin. Sucht es Euch aus.

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    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Felix

      Na, das sind viele Worte, aber keine Aussage, wie die Geldversorgung eines solchen Anschlusses bei einer goldgedeckten/goldgebundenen Währung PRAKTISCH ausgesehen hätte.

      Was mit Fiat geht, weiß ich, haben wir ja auch gesehen. Aber WIE soll das bei Golddeckung funktionieren???

      Bitte auf diese zwei Fragen eine Antwort:

      a) WO kommt das Gold her, um 17m angeschlossene Bürger (Sozialsystem, Gehälter, …) und deren Immobilien (Landwirtschaft hat weiter funktioniert, gewohnt wurde auch) und die wenigen funktionierenden Betriebe in das Wirtschaftssystem zu integrieren?

      b) WIE schafft es die Wirtschaft im alten Teil des nun erweiterten Währungsraumes, das eigene Transaktionsvolumen (Gütertausch inkl. Dienstleistungen) aufrecht zu erhalten?

      Mir ist das hier meistens viel zu theoretisch, das Beschreiben der Praxis bringt mir viel mehr Klarheit.

      Antworten
      • Felix
        Felix sagte:

        Hallo Pirat!

        In einem Geldsystem, dass auf Gold basiert, ist eine Menge Gold vorhanden, die zu einem Preis gehandelt wird. Die Goldmenge steigt langsam durch die Minen und der Preis des Goldes steigt mit der Produktivität der Wirtschaft.

        Verdoppeln sich die verfügbaren Güter, halbiert sich ihr Preis. Das ist natürlich ein Extrembeispiel, aber man sieht daran, dass es kein Problem ist, weil sich die Preise nicht nur für den Verkäufer, sondern auch für die Einkaufsseite, die Unternehmen und die Konsumenten entsprechend ändern.

        Normalerweise wird die Deflation aber in einem Maße liegen, das wir auch heute von den regelmäßigen Lohnerhöhungen kennen, die die echte Inflation aber nie ausgleichen. Es ist also auch nicht erforderlich, Löhne und Gehälter regelmäßig zu senken, vielmehr nehmen alle durch die Deflation an einer höheren Produktivität teil, und das sogar auch noch in einer Art und Weise, die ihrem Anteil daran entspricht.

        In Ihrem Beispiel wäre aufgrund der technologischen Entwicklung zum Zeitpunkt 1989 das gesamte Gold der Welt verfügbar gewesen, wenn es einen weltweiten Goldstandard gegeben hätte, wie vor dem Ersten Weltkrieg.

        Kommen nun werthaltige Pfänder hinzu, das Kollateral der DDR, die in die Wirtschaft eingebracht werden, steigt der Wert der Weltwirtschaft entsprechend und mit ihm der Wert der einzelnen Goldeinheit.

        Man hat Deflation. Man braucht grundsätzlich also nicht mehr Geld.

        Allerdings wäre auch Gold virtuell nach Deutschland geflossen und dafür wären in Deutschland handelbare Guthaben entstanden und neues Geld gedruckt worden. Echtes Geld also, dass sonst als nicht investiertes Sparguthaben irgendwo gewartet hätte.

        Der Geldkreislauf wäre unverändert mit den verfügbaren Techniken abgelaufen, also im wesentlichen Giralgeld und Bargeld.

        Die Menschen hätten in der täglichen Praxis zunächst keinen Unterschied gespürt. Die etwas höhere Deflation als gewohnt (wir sind ja bereits in einem Goldstandard) hätte allerdings bei den “Wessis” für bessere Stimmung gesorgt.

        Wer entsprechende Pfänder eingebracht hätte, hätte damit beginnen können, an der Wirtschaft teilzunehmen, wer eine Anstellung gefunden hätte, wäre mit gedecktem Geld bezahlt worden. Wer allerdings arbeitslos geworden wäre, hätte in diesem System allerdings nicht mit “frisch gedruckter D-Mark” ruhig gestellt werden können. Die Bundesrepublik, bzw, die Bundesanstalt für Arbeit hätte dies mit echten Rücklagen, durch eigene Kreditaufnahme oder durch eine Erhöhung der Beiträge aufbringen müssen. Der Bund hätte das auf den gleichen Wegen unterstützen können, statt Beitragserhöhungen würden wir dann über Steuern sprechen. Soli.

        Ihr Problem besteht also in der Praxis gar nicht.

        Der Hase liegt wo anders im Pfeffer: wir verteufeln heutzutage die Deflation.
        Das hat etwas unsachliches, verschwörerisches an sich und dient meiner Meinung nach dazu, den Menschen die permanente Inflation, die die Masse beraubt, schmackhafter zu machen.

        Die USA hat eine ähnliche Abneigung gegen Deflation aufgrund der Großen Depression in Folge von 1929, wie die Deutschen gegen Inflation.

        Diese Haltung ist mE nicht haltbar und beruht auf einer falschen Darstellung der Ereignisse von 1929 ff. Lesen Sie dazu, was die Österreicher schreiben, oder was die Libertären schreiben, oder was Hayek vertreten hat.

        Mir ist auch klar, dass eine starke und langanhaltende Deflation theoretisch kritisch wäre, aber es spielt sich so nicht aus, wenn man nicht massiv in den Markt eingreift, wie das in den USA geschehen ist.

        Und in allen anderen Beispielen, die wir kennen, war die Deflation nie ein Problem, sondern ein Segen.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Felix

        Na, das passt noch nicht zusammen.

        – es gab keinen Welt-Gold-Standard. Selbst wenn es den für den Westen gegeben hätte, wäre die DDR neu dazugekommen
        – zum Zeitpunkt des Beitritts wären alle vorhandenen Goldmengen bereits als Pfand für die ausgegebenen Geldscheine (des Westens) „benutzt“ gewesen
        – kommt die DDR dazu, fehlt in Gesamtdeutschland Gold, um mehr Geld bereitzustellen
        – strömt dieses Gold nach Deutschland, um die Wirtschaftstransaktionen abzubilden (Hoffnung auf höhere Rendite), fehlt es anderswo

        – das, was Sie mit Hinterlegung von Pfändern (zB Immobilien) fürs Gelddrucken beschreiben, ist exakt unser heutiges System. Das hat aber nix mit Golddeckung zu tun.

        – wenn sich durch einen Schritt wie die Eingemeindung der DDR taggenau der Wert der westlichen Weltwirtschaft erhöht und der Wert einer Goldeinheit sinkt, wie soll das in quasi einer Millisekunde global angepasst werden? Das gilt im Übrigen für jede Art Ausweitung der Wirtschaft. Wir bezahlen dann ja nicht mit Gold, sondern mit goldgedeckten Banknoten.

        Bin weiterhin nicht überzeugt.

      • Felix
        Felix sagte:

        Guten Morgen Stoertebekker,

        Ihr Szenario ist der Anschluss der DDR, und wie das mit einem Goldstandard bewältigt worden wäre.
        Ich bin davon ausgegangen, dass Deutschland dann bereits einen Goldstandard haben muss. Und daraus folgt auch, dass wesentliche Teile der westlichen Welt einen Goldstandard haben.
        Die Beschreibung enthält alles, was Sie brauchen. Lesen Sie es in ein paar Tagen nochmal.

        Natürlich kann man Ihr Szenario auch darauf auslegen, dass sich beide Länder vereinen und einen neuen Goldstandard begründen. Aber das löst Ihr Verständnisproblem nicht auf.

        Ich stelle mal ein paar Gegenfragen:

        1. Wieso benötigen Sie 10% mehr Geld, um 10% mehr Produktion zu verhandeln, wenn das vorhandene Geld auch um 10% im Wert steigen kann?

        2. Wieso gehen Sie davon aus, dass Geld, dass als Kredit neu aufgenommen wird, immer neu geschöpftes Geld sein muss?
        Es stehen genügend Sparguthaben dafür zur Verfügung. So hat es auch immer gut funktioniert.

        3. Wie schaffen Sie es, die Geschichte zu ignorieren? Der Goldstandard war im 19. Jahrhundert die Weltleitwährung, aber auch in den Jahrtausenden zuvor die Normalität. Auch in diesen Zeiten wurden ständig Gebiete erobert, also Staatsgebiete erweitert. Unter weit schlechteren Bedingungen als heute. Wenn eins dabei kein Problem war. dann war es die Geldversorgung.

        4. Lösen Sie sich von dem Gedanken, dass Sie selbst an einem Goldstandard teilnehmen sollen, falls Sie das stört. Das wird nicht passieren, oder nur, wenn unsere moderne Gesellschaft völlig kollabiert und dann in fernerer Zukunft.
        Es geht um etwas anders: man kann jedwede Sache (hier: unser Geldsystem) nur verstehen, wenn man auch die Alternativen versteht.

  3. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Zur Klärung der Begriffe:

    Am 01.09.2022 bewilligt die Sparkasse Rüsselsheim Tamara einen Betriebsmittelkredit von 118.000 Euro und schreibt den Betrag ihrem Girokonto gut.

    Die Geldmenge M1 ist dadurch um 118.000 Euro gestiegen. Ist das im Moment der Gutschrift Inflation oder nicht ?

    Im Folgemonat produziert Tamaras Fabrik 5.000 Holz-Hampelmänner und verkauft sie für 119.000 Euro incl. Umsatzsteuer an ihre Kundschaft.
    Am 30.09.zahlt Tamara den Kredit von 118.000 Euro plus 1.000 Euro Zinsen an die Sparkasse zurück.

    Die Geldmenge M1 ist dadurch um 118.000 Euro (oder 119.000 ?) gesunken.
    Ist das im Moment der Tilgung (negative) Inflation oder nicht ?

    Hat Tamaras Geschäftstätigkeit im September 2022 die Inflation beeinflusst oder nicht ?

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Vater Thiel

      Dazu passend fällt mir noch die Frage ein: Könnte die Zentralbank das allgemeine Preisniveau beeinflussen, wenn sie den Geschäftsbanken unmissverständlich klarmacht, dass deren Kreditvergabe für die Holz-Hampelmann-Fertigung in nächster Zeit gefälligst deutlich herunterzufahren ist?

      Antworten
    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ vater thiel
      diese darstellung ist ungeeignet, weil keine fa damit ünerleben kann.
      und das geld für die konsumenten fehlt.
      die fa muss mindestens um 10 bis 20% teuerer verkaufen.
      dann die frage, woher hat er der konsument das geld dazu?
      … vom arbeitgeber, ja dann muss dieser mindestens um diesen anteil teuerer verkaufen.
      und so kommen wir in eine endlose spirale

      Antworten
    • Felix
      Felix sagte:

      Hallo Vaddern,

      kann man so nicht technisch sauber beantworten.

      Es kommt darauf an, ob die 1000 Euro Zinsen aus dem Geldbestand kamen, oder ihrerseits kreditfinanziert sind. Wenn letzteres, dann Inflation (=Vergrößerung der Geldmenge).

      In unserem System muss man das aber global als den Normalzustand ansehen, weil laufend über Kredit finanziert wird und jeder Kredit mit mehr Geld zurückbezahlt werden muss, als im Moment der Kreditaufnahme vorhanden.

      Daher müssen per Saldo ständig weitere Kredite aufgenommen aufgenommen werden, damit das System nicht kippt. Es ist eben ein Ponzi-Schema. Und das kann man nicht tapern. Soweit hat Snider recht.
      Es kann aber auch nicht ewig gutgehen, und deswegen behalten die Österreicher mittelfristig immer Recht.

      Das es nicht gutgeht, hat sich im Herbst 2019 konkretisiert. Deswegen das ganze Theater heute. Es läuft wie immer, der große Boom-Zyklus endet in einem großen Bust.

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Felix

        Und was macht die Bank mit den vereinnahmten Zinsen? Sie werden wieder zu Nachfrage via Gehälter, Boni, Dividenden… Auch der nicht fehlende Zins ist ein Zinsfehler.

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        Auf das Hampelmann-Beispiel bezogen, würde das überspitzt bedeuten:

        Die Bank verwendet Tamaras Zinszahlung von 1.000 Euro, um sie an ihre Angestellten als Gehalt und an ihre Aktionäre als Dividende auszuzahlen. Die Bank-Angestellten und Bank-Aktionäre kaufen von den 1.000 Euro dann wieder Hampelmänner bei Tamara und Tamara hat das Geld für die Zinsen wieder zurück. Letztendlich hat Tamara ihre Zinsen damit nicht in Geld bezahlt, sondern in Form von Hampelmännern. Anders geht es nicht. Tamara kann ohne Banklizenz kein Geld produzieren und Banken produzieren normalerweise keine Hampelmänner oder andere Realgüter. Bankvorstände sind arme Schweine ohne Produzenten und Dienstleister, bei denen sie ihre Zinseinnahmen ausgeben können, z.B. in Form von Moet Chandon Brut Imperial oder so.

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @Michael Stöcker

        Über das Zinsthema stolpere ich mit schöner Regelmässigkeit selbst immer wieder.
        Es widerspricht dem gesunden Hausverstand.
        Ich verstehe und glaube es oft selbst erst wieder, wenn ich es anhand eines einfachen Modells vor Augen habe.
        Vielleicht liegt es auch an der uralten kulturellen und religiösen Mystifizierung des Zinses.

        Gebäudereinigungsfirmen sind (fast) so systemrelevant wie Banken und berechnen ihre Preise ähnlich wie Banken als Prozensatz etwa von der zu reinigenden Fläche. Keiner kommt aber auf die Idee, den Preis als Zins zu bezeichnen oder von einem gebäudereinigungspreisabhängigen Wachstumszwang zu sprechen.

        Vielleicht weil Putzen mental mit harter, dreckiger Arbeit verbunden wird, und Finanzdienstleister aufgrund ihrer anders gearteten
        Berufskleidung gemeinhin als Banditen angesehen werden.

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ stöcker
        es wäre interessant, ob die banken wirklich die zinseinnahmen für ihre kosten benötigen; – sind doch bei jeder leistung an den kunden mächtige gebühren drauf?

      • Felix
        Felix sagte:

        Hallo Herr Stöcker,

        schöne Vorlage! Wenn ein Kredit aus angespartem Kapital gewährt wurde (Goldstandard) und es gelungen ist, ihn inklusive Zinsen mit “sound money” zurück zu zahlen, dann gibt es nur die Möglichkeit, dass mittels des Kredites echter Mehrwert geschaffen wurde, der jemand anderem sein Gold wert war, oder der Mehrwert hat sich auch in eine höhere Goldmenge übersetzt.

        In beiden Fällen eine absolute Win-Win-Situation für alle. Auch für den, der schon seit 10 Jahren in Rente ist, weil seine Rente mehr Kaufkraft bekommen hat.

        Ist das kreditfinanzierte Unternehmen mißlungen, auch in Ordnung. Jemand hat gewagt und verloren, die Bank zieht die Pfänder ein. Oder ein Risikokapitalgeber hat mit dem Kreditprojekt verloren. Deswegen heißt es Risikokapital.
        So funktioniert Wirtschaft. Und nur so. Wenn es immer eine Instanz gibt, die alle mit Geld zusch***t, damit es nur ja keinen Ärger gibt, liegen bald alle in der Hängematte und wundern sich, warum kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt.

    • Vater Thiel
      Vater Thiel sagte:

      @Foxxly

      Von den 118.000 Euro Kredit hat Tamara ihren Angestellten 41.000 Euro bezahlt, dem Holzhändler 50.000 Euro, 19.000 Euro legt sie für die Umsatzsteuer zurück, 1.000 Euro für den Zins und der Rest von 7.000 Euro ist ihr Unternehmerlohn.
      Die Hampelmänner hat sie an die Kasperletheater-Betreiber Freddy, Jan und Inga verkauft, die den Preis wiederum aus ihrer Firmenkasse bezahlt haben. Die ungeplante Mehreinnahme von 1.000 Euro (119.000 tatsächlicher Verkaufserlös minus 118.000 geplanter Verkaufserlös) ist Tamaras Gewinn, den sie als Rücklage für schlechtere Zeiten zurücklegt.

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        Ich wollte mit der Frage klären, ob die Ausweitung der Geldmenge durch Auszahlung eines Kredits allein schon als Inflation bezeichnet wird. Das war zu meiner Jugend die vorherrschende Meinung.
        Dass Inflation die Erhöhung des Preises eines Warenkorbes ist, ist eine Alternativmeinung und z.Z. offenbar “state of the art”.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Vater Thiel

        „Ich wollte mit der Frage klären, ob die Ausweitung der Geldmenge durch Auszahlung eines Kredits allein schon als Inflation bezeichnet wird.“

        Ich würde es jedenfalls nicht so bezeichnen. Durch die Auszahlung des Kredits an sich haben wir noch kein Inflationspotential, sondern erst durch die Ausgabe. Das erfolgt jedoch in der Regel sehr zeitnah zur Auszahlung.

        Ob aus dem Inflationspotenzial dann wirklich Inflation wird hängt davon ab, ob dieser Kredit produktiv verwendet wurde oder konsumtiv. Bei produktiver Verwendung steigt auch die Gütermenge bei konsumtiver nicht.

        Da ein nicht unwesentlicher Teil des neu geschaffenen Geldes aufgrund des Matthäus Effekts bei den 1 % landet, steigt mittelfristig insbesondere die Asset Inflation, der HVPI jedoch nur moderat oder aber es kippt sogar in den deflationären Bereich.

        Wer also etwas gegen die Asset Inflation tun möchte, der sollte insbesondere die 1 % deutlich höher besteueren, anstatt die Schuld immer bei den Zentralbanken zu suchen. Die machen ganz andere Fehler.

        LG Michael Stöcker

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        Zahlenmässig komplett und korrekt ausgeführt macht das Beispiel natürlich nur Sinn, wenn sich das Geldkonto von Tamaras Betrieb etwa wie folgt entwickelt:

        (1) Anfangsbestand 0
        (2) Kreditaufnahme + 118.000
        (3) Löhne – 41.000
        (4) Vorprodukte (Holz) – 50.000
        (5) Unternehmerlohn – 7.000
        (6) Umsatz brutto + 119.000
        (7) Umsatzsteuer – 19.000
        (8) Zins – 1.000
        (9) Kreditrückzahlung – 118.000
        (10) Endbestand 1.000 (Gewinn)

        Für das Thema Inflation relevant sind nur die Zeilen Kreditaufnahme und Kreditrückzahlung.
        Die übrigen Zeilen betreffen AB, EB und Zahlungen zwischen Einheiten des Nichtbankensystems und verändern nicht die Geldmenge.
        Mit der Kreditaufnahme und der Auszahlung als Sichtguthaben kommt Geld in die Welt.
        Das heisst es kommt als Geldschöpfung vom Bankensystem in das Nichtbankensystem.
        Mit der Kreditrückzahlung und Abbuchung vom Sichtguthabenkonto verschwindet das Geld wieder im Bankensystem.

        In der breiten, mir ursprünglich bekannten Definition ist Inflation jede Ausweitung oder Verringerung der Geldmenge.
        Unabhängig davon, ob mit der Ausweitung oder Verringerung eine Veränderung des realen Güterbestandes verbunden ist.

        Die Definition als Veränderung des Preises eines Warenkorbes ist enger.

        @Michael Stöcker
        Sehe ich ähnlich. Aufgrund der unterschiedlichen Begabungen der Menschen kommt es zwangsläufig dazu, dass einige mehr einnehmen als sie ausgeben und umgekehrt. Ausgleichen lässt sich das volkswirtschaftlich unschädlich wohl nur über eine sinnvolle Kombination von Steuern und Verschuldung.

    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @markus

      Korrekt. Die Schwierigkeit liegt darin, dass wir gar nicht wissen, was in der Realwirtschaft (inkl. Finanzwirtschaft) überhaupt als Geld fungiert. Daher nicht messbar und nicht steuerbar.

      Antworten
    • Felix
      Felix sagte:

      Nicht korrekt.

      Wenn die Geldmenge erhöht wird, ist das Inflation, weil es die perfekte Balance nicht gibt.

      Aber auch wenn es gelänge, die Geldmenge nur in der Menge des Produktionszuwachses steigen zu lassen, wäre dennoch neues Geld entstanden, für das niemand etwas geleistet hat. Also wer soll es bekommen?
      Naja, es bekommen natürlich die, die es sich nehmen können, während alle anderen enteignet werden, weil ihr erworbenen Ansprüche sonst ja mehr Wert erhalten hätten.

      Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ felix
        “”Aber auch wenn es gelänge, die Geldmenge nur in der Menge des Produktionszuwachses steigen zu lassen, wäre dennoch neues Geld entstanden, für das niemand etwas geleistet hat. Also wer soll es bekommen?””

        das ist ja einer der großen systemfehler, dass die gelddrucker dafür zinsen einnehmen, ohne nahezu einer gegenleistung.

        die geldmenge in der höhe des BIP (+1%) muss kosten-und lastenfrei in den umlauf kommen!!!

        da im wirtschaftsablauf kostenrechnungen nötig sind, sind auch zinsen nötig.

        es bleibt für mich nur eine sinnvolle lösung:
        die geldmenge in höhe des jährlichen BIP (+1%) muss jährlich pro kopf, bar und lastenfrei ausbezahlt werden.

        so würde auch die dysfunktionalität des aktuellen geldsystems, mindestens massiv verringert, oder sogar beseitigt.

        natürlich sind noch andere wichtige parameter, wie zb obergrenzen in einkommen und vermögen für eine nachhaltige, friedliche gesellschaft nötig.

      • Felix
        Felix sagte:

        Guten Morgen foxxly,

        “pro Kopf” ist nicht genau genug. Neu geschaffenes Geld müßte exakt anteilig an jeden ausgegeben werden, der Geld oder Ansprüche auf Geld (auch Renten und Pensionen) hat. Dann wäre es korrekt, aber dann würde es ja nichts mehr bringen!

        Es geht ja gerade darum, eine Klientel bevorzugt zu bedienen.

        Man könnte sich den ganzen Aufwand sparen und einfach wieder Goldstandstandard einführen.

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ felix
        “”pro Kopf” ist nicht genau genug. Neu geschaffenes Geld müßte exakt anteilig an jeden ausgegeben werden, der Geld oder Ansprüche auf Geld (auch Renten und Pensionen) hat. Dann wäre es korrekt, aber dann würde es ja nichts mehr bringen!””

        jeder mensch ist ein konsument und benützt zb infrastruktur-einrichtungen etc.
        wenn hier anteilig geld verteilt würde, würde die ungleichentwiklung wieder eine höhere exponentielle richtung befördern.

        das schuldgeldsystem ist ein sklaven-mechanismus:
        die masse arbeitet hart und mit der arbeitsleistung und dem konsum wird stetig geld zum großkapital hin umverteilt.
        durch das notwendige sparen der masse bricht die wirtschaft zusammen.
        keine wirtschaft mehr, aber irgendwo zuviel geld > währungsreform!!

        in der aktuellen entwicklung schon deutlich zu spüren: das geld wird für die masse kanpp, obwohl gigantischen mengen davon in den umlauf gebracht wurden.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Felix

        Wir werden da ja nicht zusammenkommen. Aber im Sinne der Diskussion.

        – Es ist heute mehr Geld in der Wirtschaft nötig als vor zweihundert Jahren, um alle Transaktionen (Geld als Transaktioonsmittel) abzuwickeln. Schlicht, weil es mehr Transaktionen gibt.
        – Selbst wenn Gold das Geld ist, wird durch die zusätzliche Produktion von Gold die Geldmenge erhöht.
        – Was immer als Geld fungiert – die Menge des Geldes muss in wachsenden Wirtschaften größer werden
        – Oder die bestehende Menge wird in immer kleinere Einheiten zerlegt, das führt dann aber zu nicht praktikablen Einheiten, weil Warenwerte im deutlichen Nachkommastellenbereich (0,0001) von den meisten Menschen nicht verstanden und damit kaum akzeptiert werden.
        Die Lösung war in der Vergangenheit eine Goldbindung, dh für eine bestimmte Menge Gold im Tresor wurde eine bestimmte Menge Banknoten ausgegeben.
        – Wenn diese Menge an Banknoten aber nicht mehr ausreicht, werden zwischen den agierenden Wirtschaftssubjekten ggfs ANDERE Formen von Geld akzeptiert, so man unbedingt einen Tausch durchführen möchte.

        Und genau da sind wir jetzt. Was immer an Geld akzeptiert wird, fungiert als Geld. Wir wissen nicht, was es ist, können es demzufolge nicht messen und schon gar nicht steuern.

      • Felix
        Felix sagte:

        Hallo foxxly und Stoertebekker,

        wir kommen an zwei Punkten nicht zusammen:

        1. foxxly will Umverteilung über das Geldsystem. Das ist dann statt Raubkapitalismus eben Sozialismus. Das geht beides nicht gut aus.
        Das Problem ist, dass jede Wertveränderung des Geldes illegal ist. Es wird ja nicht demokratisch darüber abgestimmt. Und selbst wenn, wäre es eine Sauerei, weil das eine Frage ist, die sich der Mehrheitsentscheidung prinzipiell entzieht. Ja entziehen muss, wenn Geldsystem und Gesellschaft stabil bleiben sollen. Die Ausweitung der Geldmenge könnte nur dann legal und legitim sein, wenn niemand dadurch schlechter oder besser gestellt wird. Dann wäre es aber sinnlos und deswegen wird das auch nirgends gemacht.
        Umverteilung ist allerdings nötig, weil einige sonst im Rinnstein liegen, sollte aber nicht dazu führen, dass keiner mehr arbeiten will, und muss legal und legitim hergestellt werden. Das ist auch das spezifische Problem in einer Demokratie, wenn die Mehrheit ärmer wird – sie können auf den Gedanken kommen, einfach das Geld umzuverteilen. Dann ist der Zusammenbruch vorprogrammiert. Nur interessiert das die meisten Menschen mit ihren kurzen Zeithorizonten wenig.

        2. Stoertebekker hat irgendwie die Propaganda gefressen, dass die Geldmenge ausgeweitet muss, damit die Wirtschaft wachsen kann. Das ist empirisch widerlegt. Wir hatten über Jahrtausende genügend Beobachtungsobjekte: Stabiles Geld geht mit gesunder Wirtschaft und stabiler Gesellschaft einher, die Ausweitung der Geldmenge führt immer in den Niedergang.

        Da gibt es nichts mehr zu reden.

        Auch Gold und Silber werden im Laufe der Zeit mehr, aber in einem sehr geringen Umfang. Das war offensichtlich nicht störend. Wenn allerdings punktuell große Edelmetallzugewinne in kurzer Zeit erfolgten, hat auch diese Art von Inflation die zunächst bereicherten Länder ruiniert, s. die frühen Kolonialherren Portugal und Spanien.

        Ich wiederhole es und frage ernsthaft, was daran ist nicht zu verstehen? …:

        Jede beliebige Menge Geld kann jede beliebige Menge Produktion abbilden.

        Und noch ein Versuch: jeder Gewinn an Produktion erhöht dann auch die Kaufkraft des Geldes. Das ist eine Win-Win-Situation.
        Deswegen waren die Länder mit stabiler Währung in der Geschichte so auffallend erfolgreich. Leistung lohnt sich. Konzentration auf Realwirtschaft lohnt sich dann, und es kommt zu Fortschritt von dem auch die Breite der Gesellschaft profitiert.

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ felix
        ich habe mich in dem beitrag kurz gefasst.
        habe in einigen beiträgen mein modell ausreichend dargelegt und möchte sagen, dass ihre entgegenhaltungen für mein modell nicht zutreffend sind!

      • markus
        markus sagte:

        @Felix:
        Wer das zusätzliche Geld bekommt, habe ich doch oben geschrieben: die Arbeitnehmer und Kapitalbesitzer in gleichbleibenden Anteilen. Die Löhne sollen im Gleichschritt mit BIP und Geldmenge wachsen.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Felix

        Nehmen wir mal an, die DM wäre eine Gold gedeckte oder ~ gebundene Währung gewesen. Jetzt stößt die Birne 1990 für meine Brüder & Schwestern & mich die Tore zum Deutschmarkparadies auf.

        Wie soll der neue Wirtschaftsraum (zwar marode, aber doch nicht nicht-existent) mit Geld versorgt werden? Wenn die Menge an DM gleich bleiben soll und jeder von uns Ossis nur 2.000 DM bekommt, fehlen dem bisherigen DM-Raum auf einen Schlag 34 Mrd DM für Transaktionen. (Der Einfachheit halber lasse ich mal die 2.000 DM übersteigenden weiteren DMärker weg.) Und dann müssen ja noch die Betriebe/Krankenkassen/… ausgestattet werden. Und ab dem Stichtag fließen weitere Milliarden an Sozialhilfeempfänger, Rentner usw.

        Wie soll das PRAKTISCH ohne Ausweitung der Geldmenge UND ohne Abwürgen einer Vielzahl von Transaktionen im alten DM-Gültigkeitsbereich funktionieren?

  4. Beobachter
    Beobachter sagte:

    Ist zwar off-topic, aber wie soll man das verstehen: “Lufthansa: «Wir haben eine Nachfrage wie kaum zuvor», sagte Vorstandsvorsitzender Carsten Spohr diese Woche bei einem Treffen mit der Presse. «Wir kommen mit der Produktion nicht hinterher.» Und im Hinblick darauf fährt Lufthansa auch den Betrieb weiter hoch. Man werde die Flotte bis im kommenden Jahr um mehr als 50 Flugzeuge aufstocken”

    Liegen hier alle falsch? Was weiß Spohr, was wir nicht wissen?

    Antworten
    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Beobachter

      Keine Ahnung, was bei den Airlines abgeht.

      Aber generell sollte man viel mehr in die Realwirtschaft schauen und deren Signale interpretieren, als so stark auf das ganze Zentralbankengedöns und die darum tanzenden Wissenschaftler zu hören. Und sich natürlich von der GESAMTEN Medienlandschaft nicht beeinflussen lassen.

      (Da C. Spohrs Laden börsennotiert ist, sollten die Dinge, die er öffentlich sagt, seinem aktuellen Wissensstand zumindest nicht widersprechen.)

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Beobachter

      Das ist ganz einfach zu erklären: Nach über 2 Jahren Corona-Einschränkungen gibt es gerade bei der Grünen-Klientel viel Nachholebedarf für Fernreisen zu touristisch attraktiven Destinationen, um sich vor Ort über die gefährlichen Auswirkungen des Klimawandels zu informieren. ;)

      Antworten
      • Gnomae
        Gnomae sagte:

        @ Richard Ott
        “Grünen-Klientel viel Nachholebedarf für Fernreisen zu touristisch attraktiven Destinationen”

        Natürlich jetzt Reisen im Flugzeug ohne FFP2-Maske. Ist ja auch bequemer.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Gnomae

        Sie sehen, die Grünen kümmern sich noch um ihre Wähler und deren Bedürfnisse.

        Schön wärs vielleicht noch, wenn die FFP2-Maskenpflicht im Zug für die 1. Klasse abgeschafft werden könnte, damit es dort auch wieder etwas behaglicher ist? In der 2. Klasse geht das ja aus Infektionsschutzgründen nicht, schon weil dort alle Abteile mit dem Pöbel und seinen 9-Euro-Tickets vollgestopft sind, einfach gruselig…

    • Beobachter
      Beobachter sagte:

      Schade, von Stoertebekker kam eine konstruktive Antwort, vom Rest nicht. Ich würde wirklich gerne verstehen, warum Lufthansa meint, sich so expansiv verhalten zu können/müssen. Wie passt das zu sinkenden Realeinkommen, Rezession, Kurzarbeit, Inflation, …
      Von der Oberschicht können sie nicht leben, geschweige denn expanieren.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Beobachter

        Meine Antwort war vielleicht ein kleines bisschen polemisch, aber sie hatte doch einen wahren Kern: Nachholeffekte.

        “Von der Oberschicht können sie nicht leben, geschweige denn expanieren.”

        Vergleichen Sie mal die Ticketpreise in der First Class und die für den Economy-Pöbel. Die Fluglinien könnten auch *nur* von der Oberschicht leben, dann sähe der Flugverkehr allerdings deutlich anders aus als heute…

      • Joerg
        Joerg sagte:

        @Beobachter

        wie lange sind sie schon an der Boerse?

        zu “Lufthansa meint, sich so expansiv verhalten zu können/müssen. Wie passt das zu sinkenden Realeinkommen, Rezession, Kurzarbeit, Inflation, …”

        ganz einfach, stellen sie sich folgende Fragen:
        – wie lange werden die Realeinkommen sinken?
        – wie lange wird eine Rezession/Kurzarbeit dauern?
        – wie lange bleibt die Inflation ueber 4-5%?
        – wer sind die Kunden der LH (% Aus/Inlaender)?
        – um wieviele Menschen steigt der weltweite Mittelstand (Reisen-Nachfrager) pa?
        – was beruecksichtigt ein gutes Unternehmen (nur Gegenwart oder auch Zukunft?) Wie weit in der Zukunft?

        Und, was denken sie jetzt?
        LG Joerg

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        Könnte auch daran liegen, dass sich andere Airlines vom deutschen Markt zurückziehen oder ihr Angebot hier reduzieren. Die entstehende Lücke füllt jetzt die Lufthansa. Netto ist das kein Wachstum, sondern nur eine Verlagerung von Airlines A, B, C zu Lufthansa.

        Ist nur eine Hypothese.

        Ich bin früher in den 90ern übrigens wochentags in 70% leeren amerikanischen Maschinen in die USA geflogen. Das gibt’s schon lange nicht mehr. Und zuletzt war selbst das Angebot an verschiedenen Airlines, die flogen, meinem Empfinden nach recht eingedampft. Dazu können dann auch noch die Nachholeffekte kommen. Wieviele Maschinen hatte Lufthansa denn vorher ggf. verkauft oder nicht mehr weitergeleast?

        Es muss also netto kein Wachstum sein. Zumindest haben die Kurse zweier großer Airlines auf meiner Watchlist auch weiterhin die Cruising-Altitude verlassen und sind im stabilen Sinkflug ;)

        Wie gesagt; nur Hypothesen…

      • Felix
        Felix sagte:

        Entschuldigung, es sollte nicht banal ankommen.

        Es ist tatsächlich so, dass die Anteile an Einkommen, die für Freizeit- und Reiseaktivitäten ausgegeben werden, stetig zunehmen, insbesondere ab den Millennials. (Ich kann den YT-Kanal “Minority Mindset” empfehlen, der hat dieses Ausgabeverhalten mal illustriert, da fliegt Ihnen das Blech weg.)

        Ansonsten, wie Joerg schreibt: die Welt wächst weiter. Die Menschen im Osten steigen auf. Die Krise ist vor allem bei uns.

  5. komol
    komol sagte:

    Globalisierung/Deglobalisierung (Letztere ist übrigens nur vorübergehend, auch wenn Fink u.a. das anders sehen) als Ursache für den Zshg. zw. Geldmenge und Inflation zu sehen, ist ungenügend. Die letzte und seit der Neuzeit fetteste Glob.welle kam v.a. durch die Kommerzialisierung der Internettechnologien. Die Einführung der IuK-Techs, v.a. die zweite Phase von 95 bis heute, führte bislang zu zwei massiven aber auch mehr oder weniger natürlichen Turbulenzen (Dotcom-Crash; FuW-Krise (und abgeleitet Eurokrise)). Man druckte zweimal massiv und wunderte sich, wieso die Inflation nicht hochging bei der Massivität (einfach gesagt wollte man sie ja anfangs (und nicht wenige auch heute noch), um die Schulden wegzuinflationieren; rauskam zumindest die Verhinderung der Deflation). Aufgrund der natürlichen Unsicherheit über den zukünftigen Verlauf des Strukturwandels, der die ganze Wirtschaft (bis hin zu ihrem Nervensystem, also der Finanzwirtschaft selbst) und darüber hinaus auch die Politik usw. betrifft, horteten die Privaten und Banken das Geld großteils. Es kam nur zur Vermögenspreisinflation.

    Da das Geld aber staatl. Nachfrage und Hilfen ermöglichte, hat die ZB natürlich Mitschuld an der nun durch Angebotsschock gekommenen CPI-Inflation, denn letztere wäre dann nicht so hoch gewesen. Aber die ZB könnte sie auch gar nicht merklich senken, selbst wenn sie wirklich wöllte. Sie weiß aber, dass sie sowieso wieder runter kommen wird, weil das Problem der Unsicherheit über den zukünftigen Verlauf des Strukturwandels fortbesteht und auch weiter, v.a. seit der FuW-Krise, enormer, deflationär wirkender Entschuldungsdruck da ist (Letzteres weiß sie).

    Der verengte und neuerdings nur noch getätigte Blick auf das Agieren der ZB in der Corona-Krise ist unerheblich, auch wenn dort noch einmal massiv nachgedruckt wurde. So wird man jedenfalls nicht verstehen, wieso historisch einmalig große Mengen an gedrucktem bzw. mit der Bereitschaft zum Druck versehenem Geld nicht in die Wirtschaft flossen. Es ist wieder das Problem der mechanischen Sicht der Ökonomik, was dem im Weg steht .. Man sieht nicht die historische Veränderlichkeit der “Gesetze” der Geldnachfrage, Zinselastizität usw., abhängig von der gesamthistorischen Situation. Man denkt nicht pfadanalytisch, und man versteht es nicht, wirtschaftliche Prozesse als eingebettet in gesamtgesellschaftliche zu denken. Man hat keine Gesellschaftstheorie, operiert deshalb ständig nur im luftleeren Raum, und kann Ereignisse nicht wirklich einordnen.

    Antworten
    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @komol

      Hatte ja schon mal angemerkt, dass ich den Gedanken des Finanzierungsbedarfs der Technologieumstellung der Weltwirtschaft spannend finde.

      Würde Ihrem letzten Absatz noch hinzufügen:
      Stattdessen versucht man Erklärungen der heutigen Realität mit Modellen, die Realitäten von vor mehreren Dekaden abbilden sollten (Nationalstaaten mit geringer globaler Vernetzung und Währungshoheit).

      Nicht umsonst hieß die VWL hierzulande ja mal Nationalökonomie…

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @komol

      “Globalisierung/Deglobalisierung (Letztere ist übrigens nur vorübergehend, auch wenn Fink u.a. das anders sehen)”

      Da schreiben Sie weiter unten von “Gesellschaftstheorie” und postulieren doch selbst im luftleeren Raum herum.

      Wieso sollte das Zurückdrehen der Globalisierung zwingend nur vorrübergehend sein? Weil irgendeine Gesellschaftstheorie angeblich besagt, dass es immer mehr globale Integration und Kooperation geben muss? Im Moment sieht es so aus, als ob wir viele Jahre neuer Blockbildung und neuer Konflikte sehen werden.

      Antworten
      • markus
        markus sagte:

        @RO:

        Vielleicht muss man auch verschiedene Aspekte der “Globalisierung” sehen. Viele drehen sich zurück (Lieferketten, normaler Personenverkehr), aber manche verstärken sich vielleicht auch (Software, Elitennetworking).

        So kann ich mir das Gebaren von Annalena nur mit einem Häuschen in den USA erklären. Den Guttenberg machen eben – vermutlich aber sogar langfristig.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @markus

        Nein, bei Software wird die Globalisierung auch zurückgedreht.

        Oder glauben Sie etwa, die Chinesen und Russen werden weiter Microsoft Windows mit herstellerseitig eingebautem Hintertürchen für die US-Geheimdienste nutzen oder gar ihre Daten in die Microsoft Cloud hochladen?

        “Elitennetworking”

        Mittlerweile werden im Westen nicht nur russische Künstler, Sportler und sogar Zuchtkatzen gecancelt, sondern es wackelt auch die Visa-Vergabe an ganz einfache Reisende. Die Blockbildung wird es auch beim Elitennetworking geben, die Schnittmenge zwischen Klausis Davoser Winterfrische und dem Wirtschaftsforum Wladiwostok wird immer kleiner.

  6. Alexander
    Alexander sagte:

    Henrik Müller / Spiegel folgen H.W.Sinn mit einem Abstand von nur 21 Monaten, denn Sinnn hinterfragte das pandemische Engagement der EZB bereits zu Weihnachten 2020.

    “Corona und die wundersame Geldvermehrung in Europa” – H.W.Sinn:
    Ifo link: https://youtu.be/L-dCADYr2AM

    Was der Spiegel und Sinn nicht ausspechen ist, dass die Aussetzung von Grundrechten nicht mit Geldpolitik kompensiert werden kann, d.h. um den Preis ökonomischer Langzeitschäden. Politischer Pfusch zu glauben die EZB könne gesundheitspolitische Hassardeure mit Geld raushauen.

    Weil man nichts gelernt hat (Berlin, Sinn und Spiegel) geht die wilde Fahrt dieses mal nach der Ukraine, wo man glaubt alte Niederlagen wettmachen zu können. Bis zum Februar 22 war die Ukraine kein aktuer EU Beitrittskandidat und diente nur als agent provocateur gegen Moskau, das BIP von 155.6 Mrd.US$ entspricht gerade mal Ungarn, weit entfernt von Griechenland mit 183Mrd.€….

    Wie groß sind eigentlich die Schäden aus den Sanktionen gegen Russland für die Eurozone?
    Wieviel Geld hat die EZB mittlerweile den Sanktionsstaaten zur Verfügung gestellt?

    Reuters: „Italiens Netto-Energieimportkosten werden sich in diesem Jahr auf fast 100 Milliarden Euro (99,5 Milliarden Dollar) mehr als verdoppeln, sagte der Wirtschaftsminister und warnte, Rom könne nicht unbegrenzt Geld ausgeben, um die Auswirkungen auf die Wirtschaft abzufedern.“

    Das alles wege ein paar Ukie Nazis, Biowaffenlaboren, Atomwaffen für Kiew und natürlich die Erhaltung eines Nationalstaates Ukraine seinerzeit von Gnaden der Sowjets.

    Let´s go Brandon.
    bitchute.com/video/E2TaYI938vEm/

    Antworten
  7. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Noch einmal und immer wieder:

    Schuld – jetzt Mitschuld, selbstverständlich eine ERHEBLICHE − der EZB.

    Das ist an diesem Blog bereits notorisch, sogar: pathologisch.

    Ich habe keine Lust, mich nochmals und nochmals zu wiederholen, daher nur ein paar Worte.

    Schon die ANALYSE ist schwach, auch bei Müller:

    Aussage 1:

    >Und es sind längst nicht mehr nur die nach oben schnellenden Energie- und Nahrungsmittelpreise, die die Inflation treiben; auf die hat eine Notenbank ohnehin kaum Einfluss.>

    Aussage 2:

    >Die EZB hätte bereits vor mehr als einem Jahr erkennen können, dass es an der Zeit wäre, die Wirtschaft sachte abzubremsen. Denn bereits damals zogen die Inflationsraten an. Dass gegen Ende der Coronakrise die Preisdynamik anziehen könnte, war als Möglichkeit schon länger in der Debatte.>

    Beide Aussagen zusammengenommen heißt dies:

    Im Wesentlichen EXOGEN induzierte Energiepreise – die Energiewende mal außen vorgelassen − und steigende Nahrungsmittelpreise kann die Notenbank NICHT verhindern und MUSS daher logischerweise auf DIESE bezogen auch nicht reagieren, aber auf die MÖGLICHKEIT einer Preisdynamik hätten sie reagieren MÜSSEN.

    Was hier von der EZB VERLANGT wird, ist ANMASSEND.

    Wenn etwas EXOGEN ausgelöst wird und damit URSÄCHLICH nicht in der eigenen Hand liegt, ist ALLES möglich.

    Auch wenn keiner weiß, WELCHE der Möglichkeiten Realität wird, hätte die EZB sachte abbremsen sollen.

    Das ist Geldpolitik auf Verdacht oder – ebenso gut – Geldpolitik wie die Würfel fallen.

    Nur mal zum Vergleich:

    In USA hat der Staat in der Pandemie seine Bürger mit Checks in großem Umfang alimentiert.

    Larry Summers daraufhin: Zu viel, es wird inflationär auf die Verbraucherpreise wirken.

    Paul Krugman dagegen: Nein, es gibt keine Inflation.

    Krugman hat es immerhin fertiggebracht, seine falsche Einschätzung zuzugeben.

    Nach Auffassung von Müller, bei dem sich jeder Vergleich mit den Schwergewichten Summers und Krugman verbietet, dürfen Notenbanken aber nicht falsch liegen und sie werden es auch nie sein, wenn sie auf MÖGLICHKEITEN hin agieren.

    Nochmals:

    Ja, die Notenbanken, insbesondere die EZB, haben den Fehler gemacht, zu SPÄT zu handeln.

    Ob sie die Inflation auch bei FRÜHEREM Handeln WESENTLICH hätte senken können, ist zudem die Frage.

    Im Übrigen:

    Aussagen wie die folgende sind so einfach angreifbar, dass man sich wundert, wie unschuldig sie vorgetragen werden:

    >bto: Die Ökonomen machen sich nicht nur auf Twitter lustig über diejenigen, die eine Rolle in der Geldmenge sehen.>

    Das heißt:

    Die Geldmenge hat KEINE Rolle bezüglich der Inflation.

    Das ist FALSCH.

    Sie hat einen Einfluss, weil sie eine BEDINGUNG für Nachfrage ist.

    Schon vorher, aber insbesondere seit der Pandemie haben die Staaten der EU durch ihre Verschuldung mit GELDTRANSFERS die Nachfrage stabilisiert.

    Die Verschuldung der Staaten ist nicht nur aufgrund von Portfolioumschichtungen bei BESTEHENDER Geldmenge erfolgt, sondern erheblich durch die zinskostenmindernden Ankäufe von Staatsanleihen durch die EZB ERMÖGLICHT worden.

    Jetzt wieder, nicht nur durch kontinuierliche Entlastungspakete für die Privathaushalte, sondern lt. Habeck auch für Unternehmen, für die „ein breiter Rettungsschirm aufgespannte werden soll“.

    Und die EZB hat TIP aufgelegt – das ist KEIN Zufall, sondern zielgerichtete Geldpolitik.

    Sie treibt natürlich die Inflation.

    Man sollte daher auch sagen:

    Wenn die EZB die Inflation runterbringen will, darf sie KEINE Staatsanleihen kaufen.

    Herr Müller und Herr Dr. Stelter, wie wäre es denn mal mit dieser Aussage?

    FALSCH ist aber auch – wie hier am Blog von M. Stöcker vertreten –, dass NUR die Geldpolitik der Inflationstreiber ist.

    Wenn wir erkenntlich durch Pandemie, militärischen Krieg und Wirtschaftskrieg eine Situation haben wie NIE zuvor seit WK II, sollte man nicht schlauer als die Notenbanken sein wollen.

    Es ist zu billig.

    Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Gnomae

        Negativzinsen der EZB illegal?

        Darüber ist schon vor Jahren diskutiert worden, u. a. im Blog HERDENTRIEB der ZEIT.

        Ich schätze Paul Kirchhof, den ehemaligen Richter am Bundesverfassungsgericht sehr für seine Auffassung, dass RECHT unabdingbar, ja KONSTITUTIV für eine wohlgeordnete Gesellschaft ist.

        Aber er ist schon vor mehr als 10 Jahren für seine Meinung, dass es ein durch die Verfassung garantiertes RECHT gäbe, Zinsen auf Ersparnisse zu erhalten, AUSGELACHT worden.

        Zu Recht.

        Es gibt dieses Recht nicht und es kann es auch nicht geben.

        Die Geldsparer sind auch nicht enteignet worden.

        Kurzum:

        Schuster bleib bei Deinen Leisten.

        Hier mehr dazu:

        https://www.focus.de/finanzen/boerse/geldanlage/negativzinsen-verfassungswidrig-paul-kirchhof-praesentiert-umstrittenes-gutachten_id_13466845.html

    • MFK
      MFK sagte:

      Tja, EZB hebt die Zinssätze zwar um 75 bps an, erklärt aber gleichzeitig, dass sie die Rückflüsse aus PEPP und APP reinvestiert und zwar so lange wie erforderlich.

      Interessant auch die Prognosen der EZB für die Eurozone: Reales GDP 2022 +2,8%, 2023 und 2024 jeweils + 2,1%,
      Inflation 2022 +8,1 %, 2023 + 5,5%, 2024 + 2,3 %.

      Alles wird gut.

      Antworten
    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @D Tischer

      Keine Ahnung, warum Sie wieder auf @M Stöcker rekurrieren. Er erklärt doch ganz klar, dass Teuerung und Inflation für ihn unterschiedliche Kategorien sind. Das sieht @Bauer (siehe unten Terms of Trade) genauso. Ich auch. Und einzelne weitere Blogisten ebenfalls.

      Was hätte denn ein früheres Eingreifen der EZB mit einem sanfteren Abbremsen praktisch für die Realwirtschaft (ie die Wirkung des von Ihnen beschriebenen exogenen Schocks) gebracht? Sprich – wie hätte das die Preise für Brot, Gas, Strom, Messerschärfer oder Rausch generierende Getränke verändert?

      Falls die EZB durch ihr zu spätes Eingreifen tatsächlich zu lange zur Ausweitung der Geldmenge beigetragen hat – dann wäre bei einem früheren Eingreifen die Geldmenge JETZT geringer. Richtig?

      Das würde dann lediglich bedeuten, dass Uniper bereits früher in Staatsumarmung genommen worden wäre, dass die drohenden Insolvenzen bei den Habeckschen Kandidaten Bäcker, Blumenladen, … nicht mehr nur drohen würden sondern bereits Realität wären usw. Daran kann ich nun überhaupt nichts Gutes oder Sinnvolles ausmachen.

      Auch wenn man die Unterscheidung zwischen Teuerung und Inflation praktisch vermutlich nur unter großen Schwierigkeiten messen kann – es macht Sinn, bei der Diskussion dies zumindest konzeptionell zu tun. Und da liegt @M Stöcker komplett richtig.

      Wie schon häufig angemerkt – es findet hier viel zu selten eine Beleuchtung/Diskussion der Realwirtschaft statt. Die Zentralbanken bekommen die Rolle der Sonne im Wirtschaftssystem, die sie schlicht nicht haben.

      Preise werden zuallererst, zuerst und vor allem durch Angebot/Nachfrage bestimmt. Wie wir überdeutlich an den fehlenden Angebotsmengen Energie gerade erleben dürfen.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        >Keine Ahnung, warum Sie wieder auf @M Stöcker rekurrieren. Er erklärt doch ganz klar, dass Teuerung und Inflation für ihn unterschiedliche Kategorien sind.>

        Ja, aber er erklärt NICHT nur das.

        Er hat auch eine Auffassung zu Geldmenge – um die es HIER geht – und die ich für falsch halte, genauso wie die von Dr. Stelter, die ich zitiert habe.

        Ich will keine NOCHMALIGE Diskussion darüber und habe sie auch nicht angefangen.

        Ich halte es für RICHTIG, zwischen einer Inflation der Verbraucherpreise und relativen Preisänderungen zu unterscheiden. Das ist nicht meine Kritik an M. Stöcker.

        Wir HABEN nach Überzeugung nahezu aller Ökonomen eine VERBRAUCHERPREISINFLATION und gewichtige Stimmen reden schon davon, dass es JAHRELANG eine Inflation ÜBER den avisierten ca. 2 % geben wird.

        >Was hätte denn ein früheres Eingreifen der EZB mit einem sanfteren Abbremsen praktisch für die Realwirtschaft (ie die Wirkung des von Ihnen beschriebenen exogenen Schocks) gebracht? Sprich – wie hätte das die Preise für Brot, Gas, Strom, Messerschärfer oder Rausch generierende Getränke verändert?>

        Das weiß niemand.

        Aber:

        Es wäre zumindest ein SIGNAL an die Tarifparteien und den Staat gewesen, dass sie KONSEQUENT die Geldschöpfung TEUERER macht, wenn sie sich nicht maßvoll gebärden.

        Ob das gewirkt hätte, bezweifle ich bei dem ARBEITSKRÄFTEMANGEL, den wir haben:

        Die Notenbanken können STRUKTURPROBLEME nicht lösen.

        >Falls die EZB durch ihr zu spätes Eingreifen tatsächlich zu lange zur Ausweitung der Geldmenge beigetragen hat – dann wäre bei einem früheren Eingreifen die Geldmenge JETZT geringer. Richtig?>

        Wie gesagt: Fraglich.

        Der Staat hätte sich ganz sicher auch zu HÖHEREN Zinsen weiter verschuldet.

        Die Regierungen sind GETRIEBENE.

        >Wie schon häufig angemerkt – es findet hier viel zu selten eine Beleuchtung/Diskussion der Realwirtschaft statt. Die Zentralbanken bekommen die Rolle der Sonne im Wirtschaftssystem, die sie schlicht nicht haben.>

        Da bin ich ganz bei Ihnen.

        Dazu:

        Die Geldpolitik der EZB wirkt ASYMMETRISCH.

        Sie kann die Realwirtschaft, d. h. die Unternehmen als NACHFRAGER nach Krediten, bei bestimmten STRUKTURPROBLEMEN (systemischen Nachfragemangel) nicht dazu bringen, MEHR zu investieren und so höhere Zinsen und steigende Inflation erzeugen.

        Sie kann aber die Realwirtschaft durch VERTEUERUNG der KREDITANGEBOTE abwürgen und so die Inflation runterbringen.

        Die Fed hat signalisiert, dass sie das tun wird, wenn es erforderlich ist.

        Die EZB zieht bei den Leitzinsen nach, weil sie es MUSS der Parität zum USD wegen.

        Wie weit sie gehen wird, ist sehr viel unklarer als bei der Fed.

      • Bauer
        Bauer sagte:

        @ D. Tischer

        >> “Wir HABEN nach Überzeugung nahezu aller Ökonomen eine VERBRAUCHERPREISINFLATION und gewichtige Stimmen reden schon davon, dass es JAHRELANG eine Inflation ÜBER den avisierten ca. 2 % geben wird.”

        Na ja, bei ?Aller Ökonomen müssen Sie wenigstens @Stöcker @ Stoertebekker und mich ausnehmen, wahrscheinlich noch viele mehr, die nicht so fleissig am blog sind wie Sie.

        Warum wollen Sie nicht zugeben, dass exogene Preisänderungen in das Fach ‘Termes of trade’, oder wie immer Sie es nennen wollen, gehören und nichts mit Inflation gemäss deren Definition zu tun haben?

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @D Tischer

        “Ob das gewirkt hätte, bezweifle ich bei dem ARBEITSKRÄFTEMANGEL, den wir haben.”

        “Auch wenn keiner weiß, welche der Möglichkeiten Realität wird, hätte die EZB sachte abbremsen sollen.”

        Und trotzdem sagen Sie, dass die Notenbanken die Zinsen früher hätte erhöhen müssen? Wir wissen nicht, ob’s wirkt, aber machen was, um was zu machen?

        Wenn wir nicht wissen, ob bzw. wie es wirkt, könnte es ja auch kontraproduktiv sein. Und die Lage verschlimmern. Soll in der Historie der Zentralbanken bereits mehrfach vorgekommen sein. Und wird ja so auch von vielen Ökonomen diskutiert…

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Bauer

        In WELCHES FACH die Preisänderungen gehören ist eine Sache.

        Darüber müssen wir nicht diskutieren, weil es zumindest bezüglich der Energiekosten – ausgenommen UNSERE sie auch beeinflussende Energiewende – nichts zu diskutieren gibt.

        Es ist so wie Sie sagen:

        Terms of trade, auch von mir aus so genannt.

        Für den SACHVERHALT, ob INFLATION vorliegt oder nicht, ist das „Fach“ (Herkunft, Ursache) ALLER maßgebenden Ökonomen nach NICHT entscheidend.

        Entscheidend ist vielmehr:

        IST über einen bestimmten Zeitraum ein ANSTIEG der hier: Verbraucherpreise MESSBAR festgestellt worden oder nicht?

        Er ist messbar FESTGESTELLT worden.

        Das ist der FALL, weil fast durchweg ALLE Güter und Dienstleistungen, die im Warenkorb zusammengefasst sind – breit gestreut LEBENSREALITÄT widerspiegelnd − als das ZU MESSENDE von den Energiepreisen direkt oder indirekt abhängen.

        Wenn morgen aus irgendeinem Grund ALLE Gaskraftwerke ausfallen und DESHALB die Energiepreise in die Höhe schießen würden, also nicht aus Gründen sich geänderter „Terms of trade“, gäbe es auch INFLATION.

        Was ich hier darlege, ist MAINSTREAM-KONSENS.

        Wer etwas anderes unter Inflation versteht, ist – was die Community der Ökonomen angeht – für die KLÄRUNG des Sachverhalts “Inflation oder nicht Inflation” nicht befähigt.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        >Wir wissen nicht, ob’s wirkt, aber machen was, um was zu machen?>

        Das ist eine Schlussfolgerung, die auf einer WILLKÜRLICHEN Interpretation meiner Aussagen beruht.

        Das richtige Verständnis, das ich wiederholt dargelegt habe, ist:

        Es ist aller ERFAHRUNG der Vergangenheit nach so, dass Leitzinserhöhungen der Notenbanken PRINZIPIELL die Inflation dämpfen.

        Es ging dabei durchweg um die GLÄTTUNG von Konjunkturzyklen, mitunter auch um die Rückbildung von EXZESSEN (Volcker).

        Insofern gibt es eine HINREICHENDE Begründung, die Leitzinsen zu erhöhen, ja:

        Wie dargelegt, hätten sie diesbezüglich FRÜHER erhöht werden müssen.

        Wenn richtig ist, was ich AUCH behaupte, dass wir u. a. auch STRUKTURPROBLEME haben, insbesondere einen Arbeitskräftemangel, der die GEWERKSCHAFTEN in eine Position bringt, die sie die letzten 40 Jahre – seit dem Fall des Eisernen Vorhangs – NICHT hatten, ihnen aber JETZT erlaubt, mit vergleichsweise großen Lohnsteigerungen KONTRAPRODUKTIV zu agieren, dann WISSEN wir nicht um die Wirkung der Leitzinserhöhungen.

        Hinzu kommt als weiteres STRUKTURELLES Problem, dass die Staaten immer HEMMUNGSLOSER Transfers leisten und sie diese mehr und mehr durch die Geldpolitik der Notenbanken finanzieren müssen.

        Kurzum:

        Die Welt ist SEHR viel KOMPLEXER und mit Blick auf BESTIMMTE Wirkmechanismen UNBESTIMMBARER geworden.

        Das gilt auch für die Geldpolitik der Notenbanken.

  8. Dieter Krause
    Dieter Krause sagte:

    Die Politik kann viel mehr tun als die EZB, die die Inflation fast gar nicht steuern kann! Man muss vorher auch mal genau analysieren, ob wir es mit einer angebotsinduzierten oder einer nachfrageinduzierten Inflation zu tun haben. Ich glaube eher einer angebotsinduzierten durch massive externe Angebotsschocks (zei Drittel der jetzigen Inflation)! Wenn man das geklärt hat, kann die Politik das Instrumentarium zu deren Bekämpfung auspacken! Aber was kann denn die EZB gegen steigende Energiepreise durch bewußte Energieverknappung (wie momentan durch Rußland bzw. die EU-Sanktionen) tun? Herzlich wenig!

    How Much Do Supply and Demand Drive Inflation? / Adam Hale Shapiro

    Inflation has remained at levels well above the Federal Reserve’s inflation goal of 2% for over a year. Separating the underlying data from the personal consumption expenditures price index into supply- versus demand-driven categories reveals that supply factors explain about half of the run-up in current inflation levels. Demand factors are responsible for about one-third, with the remainder resulting from ambiguous factors. While supply disruptions are widely expected to ease this year, this outcome is highly uncertain.
    https://www.frbsf.org/economic-research/publications/economic-letter/2022/june/how-much-do-supply-and-demand-drive-inflation/?utm_source=substack&utm_medium=email

    Antworten
    • Bauer
      Bauer sagte:

      @○ D. Krause

      >> “… Man muss vorher auch mal genau analysieren, ob wir es mit einer angebotsinduzierten oder einer nachfrageinduzierten Inflation zu tun haben.”

      Meinen Sie wirklich? Es gibt nämlich nur eine Inflation.

      Was davon zu trennen ist, hat nichts mit Inflation zu tun, sondern ist die Änderung der ‘termes of trade’. Diese kann vorübergehend sein (so hofft man wenigstens), wenn die Ukr-Krise vorbei ist und die Energie und Weizen-Preise zum alten Niveau zurückkehren. Aber genauso gut und viel wahrscheinlicher ist, dass diese ‘Teuerung’ im internationalen Warenverkehr tiefere Ursachen hat und damit dauerhaft sein wird.

      Gegen diese Teuerung hilft nur entweder den Gürtel enger zu schnallen, d.h. sparen an anderer Stelle, oder mehr/härter zu arbeiten, um die eigene Produktivität zu steigern.

      Nur die eigentliche Inflation (das ist beileibe nicht die vielzitierte Kernrate) kann mit finanztechnischen Mitteln bekämpft werden, was aber letzten Endes um mehrere Ecken auf dasselbe hinausläuft.

      Alles sieht danach aus, dass die eigentliche Inflation (noch) nicht signifikant ist (die Gewerkschaften sind noch nicht virulent) und dass der überwiegende Teil der nicht zu leugnenden Teuererung eben genau dies ist und uns weiter begleiten wird, solange die Politik im Fall Ukraine mit dem Kopf durch die Wand will.

      Antworten
      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Bauer

        Wenn doch nur mehr Diskutanten auf diesem Erkenntnisniveau angekommen wären…

        Danke, dass Sie regelmäßig darauf hinweisen.

      • EW
        EW sagte:

        Verstehe ich richtig, dass eine “Inflation” so lange als “Teuerung” bezeichnet wird, solange nicht eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt wird?

      • Bauer
        Bauer sagte:

        @ EW

        >> “Verstehe ich richtig, dass eine “Inflation” so lange als “Teuerung” bezeichnet wird, solange nicht eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt wird?”

        Nicht ganz, aber eigentlich schon auch. Die Umkehrung trifft es besser. Wenn eine Lohn-Preis-Spirale in Gang kommt, kann man von Inflation sprechen. Andererseits kann eine missverstandene Teuerung eine Lohn-Preis-Spirale auslösen, ohne das eigentliche Problem (die Teuerung selbst) anzugehen.

      • markus
        markus sagte:

        @Bauer:

        Die “eigentliche” Inflation muss die Vermögenspreisinflation umfassen, denn letztlich muss Otto-Normal-Verbraucher, diese z.B. in Form von Mieten später auch bezahlen. Auf die Vermögenspreisinflation hatte die EZB definitiv Einfluss.

        Wenn die EZB nun zulassen würde, dass die Vermögenspreise sich an die Mieten/Firmengewinne anpassen (stark nach unten), dann könnte man sagen, dass die EZB nur temporär die Inflation beeinflusst hat. Aber das wird nicht passieren. Die EZB wird keinen beliebigen Verfall von Firmenwerten oder Immobilienpreisen zulassen.

        Dass die Terms of trade das ganze sehr verstärken, ist davon unbenommen.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @EW

        Kurz: Inflation ist eine Preissteigerung aufgrund der Ausweitung der Geldmenge. Teuerung ist eine Preissteigerung aufgrund von Verschiebungen bei Angebot oder/und Nachfrage.

        Länger: Eine Preiserhöhung kann dadurch ausgelöst sein, dass sich das Angebot verringert. Das erleben wir gerade bei Gas, Strom, den Energien im Allgemeinen. (teurere Energie führt dann zu höheren Preisen bei nahezu alle anderen Produkten). Diese Preiserhöhung hat primär nichts mit der vorhandenen Geldmenge zu tun.

        Eine Preiserhöhung kann auch durch gestiegene Nachfrage ausgelöst werden – im Moment zB bei Heizlüftern oder Kaminöfen zu beobachten. Auch das hat primär nichts mit der vorhandenen Geldmenge zu tun, sondern mit verschobenen Käuferpräferenzen (weniger Freizeitvergnügen, billigeres Essen usw.)

        Zu Preiserhöhungen kann es allerdings auch kommen, wenn dieselbe Nachfrage auf dasselbe Angebot trifft UND mehr Geld im System ist. ZB durch Lohnsteigerungen. Wenn sich ein Haushaltseinkommen um 10% erhöht, können alle bisher gekauften Waren 10% teurer sein, ohne dass dies einen Wohlstandsverlust zur Folge hat. Der Käufer verringert dann trotz gestiegener Preise seine Nachfrage bzw. seine Kaufpräferenzen nicht.

        Wenn Angebot und Nachfrage sich nicht verändert haben, aber die Preise aufgrund von mehr Geld im System steigen, dann handelt es sich um Inflation (mehr Geld trifft auf dieselbe Gütermenge).

        Wenn sich die Preise aufgrund von Verringerungen im Angebot oder verschobener Käuferpräferenzen/neuer Nachfrager (Erhöhung der Nachfrage) erhöhen, dann ist es eine Teuerung.

        (idealtypische Beschreibung.)

        Und nun kann es dazu kommen, dass eine Verringerung des Angebots (Energien) zu höheren Preisen führt, die dann durch höhere Lohnforderungen zu wiederum steigenden Preisen bei anderen Produkten führen. Das Ganze könnte in einer Lohn-Preis-Spirale enden.

        Allerdings wird bei solchen Betrachtungen nicht berücksichtigt, dass in einem global vernetzten Land wie D bei Importen (günstige Haushaltshardware aus China, Sonnenblumenöl aus der Ukraine,…) diese Spirale nicht wirkt und bei Exporten (zB Maschinen) die gestiegenen Lohnkosten vor allem bei den erzielten Preisen im AUSLAND durchschlagen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        >Kurz: Inflation ist eine Preissteigerung aufgrund der Ausweitung der Geldmenge. Teuerung ist eine Preissteigerung aufgrund von Verschiebungen bei Angebot oder/und Nachfrage.>

        FALSCH.

        Sie DEFINIEREN zur Inflation etwas zusammen, was AUSSERHALB des VERSTÄNDNISSES der WISSENSCHAFTLICHEN Ökonomie liegt – und daher IRRELEVANT ist für eine KLÄRENDE Erörterung.

        Nur mal hier:

        https://de.wikipedia.org/wiki/Inflation

        Daraus der erste Satz:

        >Inflation, auch Preissteigerungsrate oder Teuerung, bezeichnet den Anstieg des Preisniveaus einer Ökonomie über einen bestimmten Zeitraum.[1][2][3][4][5]>

        Die Fußnoten:

        1. Gerhard Illing: Makroökonomie. 5., aktualisierte und erw. Aufl. [der amerikan. Aufl.]. Pearson Studium, München 2009, ISBN 978-3-8273-7363-2, S. 873 (Glossar)

        2. Robert J. Barro: Macroeconomics. 5th ed Auflage. MIT Press, Cambridge, Mass. 1997, ISBN 0-585-03787-6, S. 895

        3. Ben Bernanke, Ronald D. Kneebone, Dean Darrell Croushore: Macroeconomics. Eighth Canadian edition Auflage. Toronto 2019, ISBN 978-0-13-464635-0, S. 640.

        4. Paul Krugman, Robin Wells,: Volkswirtschaftslehre. 2. überarbeitete Auflage. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-7910-3371-6, S. 841.

        5. Michael Parkin: Inflation. In: The New Palgrave Dictionary of Economics. Palgrave Macmillan UK, London 2017, ISBN 978-1-349-95121-5, S. 1–14, doi:10.1057/978-1-349-95121-5_888-2.

        Nennen Sie diese Leute IDIOTEN und präsentieren Sie ein GEEIGNETERES Systematik zur Thematik

        oder

        NEHMEN Sie sich ZURÜCK bei Behauptungen, die Sie aufschnappen und nachplappern.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @D Tischer

        Moin Herr Tischer,

        a) die Frage war an @Bauer und @Stoertebekker gerichtet, insofern habe ich mir erlaubt, meine Sicht der Dinge kund zu tun.

        b) es wäre schön, wenn Sie neben Ihren Erklärungsversuchen auch mal einen anderen als diskutable Option im Raum stehen lassen. Auch in der Wissenschaft wird gestritten.

        c1) Wikipedia und seine Quellen sind für mich kein Beweis für irgendwas. Wenn Sie mir einen Ökonomen nennen können, der ein ganzheitliches Modell zur Beschreibung der Phänomene der Realität haben, wäer ich dankbar. Der Einzige, der das (in MEINEM Logikverständnis) bezüglich der Geldordnung geschafft hat, ist J. Snider. Bitte einfach nur akzeptieren.

        c2) Die von mir dargestellte Definition von Inflation und Teuerung basiert auf einem Paper der Federal Reserve, dass sowohl @M Stöcker als auch ich schon mehrfach verlinkt haben. MIR ist eine Erklärung von Leuten, die sich in der Praxis an der Steuerung versuchen (wie erfolgreich/-los auch immer) für meine Sicht der Welt relevanter als die Sicht diverser Elfenbeinturmtäter, die in einer sich völlig verlaufen habenden Disziplin ihr Dasein fristen (und weil es so bitter ist, hier nochmal: https://www.theguardian.com/commentisfree/2022/aug/08/truss-sunak-cost-of-living-crisis-economist?CMP=Share_iOSApp_Other).

        d) Ihre gesamte Argumentation läuft darauf hinaus, dass eine Erhöhung der Zinsen der EZB die Gewerkschaften bei Lohnverhandlungen zu Zurückhaltung verleiten würde/hätte können. Keine Ahnung, an welche Gewerkschaften Sie dabei denken – die, die ich kenne (insbesondere IGBCE), lassen sich von den realen Teuerungsraten beeinflussen. Und das sind halt die Energiepreise inkl. deren Folgewirkungen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        Sie haben sachlich geantwortet und bekommen darauf diese sachliche Antwort zu

        a) Ich habe NICHT kritisiert, dass Sie darauf eingegangen sind. Es geht um das WIE, mit dem sie darauf eingegangen sind @ EW, d. h. Ihrer Aussage, was unter “Inflation” zu verstehen ist.

        b) Sie irren sich – ich habe KEINEN Erklärungsversuch unternommen. Vielmehr habe ich Ihre Aussage KRITISIERT.

        Warum?

        Weil Sie mit Ihrer Meinung BEANSPRUCHEN, zu klären, WAS unter „Inflation“ verstanden werden MUSS.

        Sie werden diesem Anspruch nicht gerecht, weil Ihre Definition nicht die ist, die ANERKANNTERWEISE die der Wissenschaft ist – die für Verständnis und Handeln in der Realität MASSGEBLICH ist.

        DAZU – „Inflation“ – betreffend, gibt es KEINE Option.

        Selbstverständlich wird in der Wissenschaft gestritten, aber NICHT über das KONZEPT „Inflation“, allenfalls über bestimmende Ausprägungen.

        J. Snider und M. Stöcker sind INSOFERN keine Angehörigen der wissenschaftlichen Community der Ökonomen.

        Sie WÄREN es, wenn Sie DISKUSSIONSWÜRDIGE Gegenkonzepte vorlegen würden.

        Sie haben keine und totgeschwiegen werden sie auch nicht.

        Sie sind mit Ihren diesbezüglichen MEINUNGEN schlicht BEDEUTUNGSLOS.

        c1) Wikipedia, habe ich nicht zitiert, um etwas zu BEWEISEN. Ich habe damit lediglich darauf VERWIESEN, dass Ihre Meinung NICHT die von anerkannten Wissenschaftlern ist.

        Sie kontern mit einem an mich gestellten ANSPRUCH, der überhaupt nicht zur Debatte steht, nämlich einen Ökonomen zu benennen, der „ein ganzheitliches Modell zur Beschreibung der Phänomene der Realität hat“.

        Ob es den überhaupt gibt oder nicht, spielt keine Rolle, weil es nicht um ein ganzheitliches Modell von irgendwas geht, sondern um das Konzept INFLATION.

        Überdenken Sie Ihr Logikverständnis.

        c2) Ich bestreite nicht, dass die von Ihnen dargelegte Definition auf einem Paper der Federal Reserve beruht. Sie INTERPRETIEREN es aber falsch. Das Papier DIFFERENZIERT zu Recht zwischen Inflation und der Änderung relativer Preise, bestätigt aber NICHT ihr Verständnis von Inflation.

        Hier nur als Anmerkung das Verständnis der EZB, zitiert aus

        https://www.ecb.europa.eu/ecb/educational/explainers/tell-me-more/html/what_is_inflation.de.html

        „In einer Marktwirtschaft können sich die Preise von Waren und Dienstleistungen immer wieder ändern. Manche Produkte werden teurer, andere billiger. Steigen die Preise von Waren und Dienstleistungen ALLGEMEIN (meine Betonung, D. T.), und nicht nur die Preise einzelner Produkte, so bezeichnet man dies als Inflation.“

        d) >Ihre gesamte Argumentation läuft darauf hinaus, dass eine Erhöhung der Zinsen der EZB die Gewerkschaften bei Lohnverhandlungen zu Zurückhaltung verleiten würde/hätte können.>

        JA, wenn das mit der Erhöhung der Zinsen verbundene SIGNAL so verstanden wird.

        OB es so verstanden würde, ist offen.

        Ich glaube, dass es von der Gewerkschaft verdi kaum so verstanden würde, weil Staatsbedienstete SICHERE Arbeitsplätze haben. Bei der IG Metall sieht das anders aus. In den letzten Jahrzehnten haben deren Mitglieder REGELMÄSSIG auf HÖHERE Lohnzuwächse zugunsten von ArbeitsplatzSICHERHEIT verzichtet.
        Wenn die Notenbanken vermitteln, dass sie zur Sache gehen, sind Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft gefährdet.

        Ihr nächster Post:

        Wissenschaftler KÖNNEN irren und sie IRREN.

        Das hat NICHTS damit zu tun, dass es Inflation als Konzept GIBT, wenn sie sich darauf geeinigt haben, es ANZUERKENNEN.

        WIE es in Modelle oder Vorhersagen EINGEHT, ist eine völlig andere Sache.

        Nebenbei:

        Die Ökonomie ist KEINE weltfremde Disziplin.

        Sie ist als Disziplin FEHLERANFÄLLIG, weil sie sich auf eine WELTLICHE Realität bezieht, die – unvermeidlich – nun einmal ein moving target ist.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        In google „inflation definition“ eingeben und beim ersten Treffer (Wörterbuch) unter 1a lesen.

        Und noch ein Letztes. Wenn die Gewerkschaften selbst in Ihrer Sicht die Signale nicht so interpretieren, wie Sie das (zur Inflationsbekämpfung) beschrieben haben, bleibt die fundamentale Frage, ob man dann die Zinserhöhungen durchführen sollte.

        Es droht nämlich eine echte Wirkung für die Realwirtschaft – ein Abwürgen vieler wirtschaftlicher Aktivitäten, die mit den Energiepreisen gerade noch klarkommen. Und das wäre – wieder einmal – eine dramatische Fehlhandlung der Zentralbanken.

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        #Inflation

        Noch einmal meine Empfehlung.

        Nehmt eine Definition für Inflation, die man halbwegs vernünftig operationalisieren und messen kann: Teuerung gemessen über Warenkorb.
        Und dann diskutiert über Ursachen für beobachtete Veränderungen.

        Wenn der eine mit Inflation Teuerung meint und der andere ein Modell der Teuerung durch Geldmengenausweitung, bringt das keinen weiter.

        Praktisch und methodisch ist die Nutzung “Preis-Inflation” IMHO schlauer und vor allem kompatibler, weil die Nachrichten so kommunizieren, das Oxford Dictionary und ECB es so beschreibt und man da zumindest was griffiges, weil Operationalisierbares hat.

        Dann kann man über die beobachte Preis-Inflation diskutieren und spekulieren, ob diese durch Verschiebung Angebot-Nachfrage oder Geldmengenausweitung passiert. Oder… BEIDES.

        PS: Der deutsche Oxford-Language-Eintrag über google ist kurios abweichend. Im Englischen steht das so: “a fall in the value of money and a general increase in prices; the rate at which this happens”

        Und bpb: “Inflation. anhaltender Prozess der Geldentwertung, der sich durch allgemeine Preiserhöhungen bemerkbar macht. Mit einer Geldeinheit kann dann ständig weniger gekauft werden, d. h., die Interner Link: Kaufkraft (siehe dort) des Geldes vermindert sich dauernd.”

      • Dieter Krause
        Dieter Krause sagte:

        Natürlich muss man zwischen beiden Inflationsarten unterscheiden! Schon um zu begreifen, mit welchem Instrumentarium man sie bekämpft. Vermutlich hat die EU mit dem Käuferkartell im Energiebereich zu lange gewartet (soll beim Erdgas gegenüber Rußland jetzt kommen) – beim Kauf von Corona-Impfstoffen hat sie das doch auch ziemlich erfolgreich praktiziert! Die Verschiebung der Terms of Trade hat etwas mit den Währungsrelationen (momentan bei den Energiepreisen wegen Dollarnotierung schlecht für die Euro-Staaten), viel zu hohen Transportkosten im Schiffsverkehr (Anbieterkartell der großen Reedereien!) und dem Lockdown-Wahn in China zu tun! Das kann noch ein Jahr so in China anhalten. Aber wenn die Chinesen so weitermachen, schädigen sie sich am Ende noch mehr als die EU-Staaten!

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Thomas M. @Dieter Krause

        Bin ja grundsätzlich bei Ihnen, @Thomas M. Meine Antwort hätte dann aber genau das Thema “welches Instrumentarium nehme ich zum Gegensteuern” von @Dieter Krause enthalten.

        Und genau an dieser Stelle wird’s leider komplett unübersichtlich, wenn man diffus in den Nebel hineinsteuern muss.

        Es bleibt aber unabhängig von der Definitionsfrage (fand die Abweichung dt./engl Oxford auch lustig) der von mir dauernd angesprochene Punkt – wie genau soll die Zinserhöhung die Inflation eindämmen?

        Der Ansatz über eine Erhöhung des Euro-Wertes (höhere Zinsen leiten Nachfrage nach USD in EUR um) klingt noch ok, alles andere wird dünn. Und die Argumentation über verständige Gewerkschaftsfunktionäre scheint mir dann doch reichlich weit an der Lebenswirklichkeit vorbei zu sein.

        @Dieter Krause

        Das mit China sehe ich genauso. Im schlimmsten Fall kommt’s zu ner grandiosen Selbstzerlegung. Könnte mir aber vorstellen, dass die am Ende doch pragmatisch werden, wenn der Reiskorb für alle wieder höher hängt, die geplatzte Immobilienblase zu massiven Vermögensschäden geführt hat und Banken insolvent gegangen sind.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        Der Reihe nach:

        1. >Ich hab gar kein Problem damit, dass Sie eine andere Definition von Inflation bevorzugen.>

        Es geht hier NICHT um Bevorzugung, wie LIEBER diese Schokolade als jene.

        >Ich hab ein Problem damit, dass Sie meine schlicht als falsch bezeichnen statt „eine andere“.>

        Ich verstehe Ihr Problem.

        Es liegt darin, dass Sie glauben, dass man INFLATION so oder so oder anders verstehen kann.

        Das kann man dann NICHT, wenn damit ein SACHVERHALT erklärt werden soll, der mit einer EINDEUTIGEN Begrifflichkeit – nämlich „Inflation − ausgehend von der WISSENSCHAFT über die NOTENBANKEN bis zu den ausgebildeten sorgsam BEMÜHTEN auf GLEICHE Weise BENANNT wird.

        Beispielhaft konkret:

        Wenn ALLE Welt unter „Auto“ etwas versteht, das VIER Räder hat, können sie – für SICH – zwar sagen, dass „Auto“ für sie nur zwei Räder hat.

        Sie können aber ANDEREN nicht sagen, d. h. ERKLÄREN, dass Autos nur zwei Räder HABEN.

        Das stiftet VERWIRRUNG – im besten Fall.

        Im schlimmsten verhindert es ERKENNTNIS.

        2. Google-Aufruf „inflation definition“, bei Wörterbuch unter 1a

        Oxford Languages ist ein Wörterbuch.

        Wörterbücher sind FREI darin, zu definieren.

        Ob die Definition dem unter 1. Gesagtem ENTSPRICHT, ist damit überhaupt nicht gesagt.

        Vom WIE hängt die Glaubwürdigkeit des Wörterbuchs ab.

        Hier (unter 1a).

        “sie hatten in der, während der Inflation ihr Vermögen verloren”

        Dieser Satz ist ein Beispiel dafür, wie ein Wörterbuch den umgangssprachlichen GEBRAUCH eines Begriffs nahebringt.

        Er DEFINIERT aber nicht, WAS „Inflation“ IST.

        3. https://www.clevelandfed.org/newsroom-and-events/publications/economic-commentary/economic-commentary-archives/1997-economic-commentaries/ec-19971015-on-the-origin-and-evolution-of-the-word-inflation

        Ein Aufsatz über den URSPRUNG und die EVOLUTION eines Begriffs besagt NICHTS darüber, WAS er besagt – HEUTE.

        Auf der ersten Seite, rechts in Rot steht:

        >Today, we commonly hear about different kinds of inflation. Indeed, the word inflation is often used synonymously with “price increase.”>

        Das ist eine Behauptung zum GEWÖHNLICHEN (commonly) UMGANG mit dem Begriff.

        >But there is also a different, more specific, definition of inflation—a rise in the general price level caused by an imbalance between the quantity of money and trade needs. This “inflation” has but one origin—the central bank.>

        “GENERAL price level” ist RICHTIG.

        Die BENNNUNG der Ursache (“imbalance …) ist als ALS allgemein GÜLTIGE falsch. Die Geldmenge kann der Auslöser für Inflation, MUSS aber NICHT immer die Ursache für Inflation sein. Es kann auch GÜTERMANGEL sein, wenn er wie GAS und ÖL auf praktisch die GESAMTE Güterproduktion als Input durchschlägt.

        Der Artikel wurde 1997 geschrieben und ist daher nicht einmal annähernd AKTUELL, was das Verständnis von „Inflation“ betrifft.

        4. >Wenn die Gewerkschaften selbst in Ihrer Sicht die Signale nicht so interpretieren, wie Sie das (zur Inflationsbekämpfung) beschrieben haben, bleibt die fundamentale Frage, ob man dann die Zinserhöhungen durchführen sollte.>

        Wir WISSEN (noch) nicht, WIE sie die Signale interpretieren.

        Wir wissen aber – ERFAHRUNG aus der Vergangenheit −, dass ZINSERHÖHUNG der Zentralbanken die Inflation runtergebracht HABEN.

        Das ist die Begründung DAFÜR, es jetzt auch zu VERSUCHEN – TROTZ der Ungewissheit wegen STRUKTURELL anderer Bedingungen.

        Mehr sage ich nicht.

        Man KÖNNTE sagen:

        Notenbanken VERSUCHT es nicht erst, die Wirkung ist SCHLIMMER als es nicht zu versuchen.

        Die BEGRÜNDUNG, es sagen zu können, setzt das WISSEN voraus, dass die Gewerkschaften NICHT auf das Signal reagieren.

        Wir haben dieses Wissen nicht und noch nicht einmal einen STARKEN Grund dafür, dass sie nicht auf das Signal reagieren.

        Denn die Situation ist SO noch nicht in der überschaubaren Vergangenheit da gewesen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Dieter Krause

        >Natürlich muss man zwischen beiden Inflationsarten unterscheiden!>

        Es gibt KEINE zwei Inflationsarten.

        Es gibt zwei Arten von PREISVERÄNDERUNGEN:

        Die eine ist die Änderung des ALLGEMEINEN PREISNIVEAUS, die andere die Änderung RELATIVER PREISE.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Thomas M.

        >Noch einmal meine Empfehlung.>

        Es geht hier NICHT um Empfehlungen.

        >Nehmt eine Definition für Inflation, die man halbwegs vernünftig operationalisieren und messen kann: Teuerung gemessen über Warenkorb.
        Und dann diskutiert über Ursachen für beobachtete Veränderungen.>

        GENAU SO wird es gemacht – für die Inflation der Verbraucherpreise – und alles andere ist NICHT konsensfähig, irritiert und verhindert Erkenntnis.

        Die Diskussion über die URSACHEN der Veränderung des Preisniveaus (Inflation) ist etwas völlig ANDERES als die beobachteten, i. e. gemessenen Veränderungen.

        Denn mit der BESTIMMUNG der Ursachen wird es SPANNEND mit Blick auf die MASSNAHMEN zur Bekämpfung.

        Wenn zuvor NICHT geklärt worden ist, d. h. keine Übereinstimmung besteht, WAS die Inflation IST, i. e. WAS bekämpft werden soll, ist alle Diskussion über zielführende Maßnahmen sinnlos.

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        “Wenn zuvor NICHT geklärt worden ist, d. h. keine Übereinstimmung besteht, WAS die Inflation IST, i. e. WAS bekämpft werden soll, ist alle Diskussion über zielführende Maßnahmen sinnlos.”

        Wie werden die intellektuellen Koryphäen in der Bundesregierung mit dieser Frage umgehen? (wenn hier schon keine Einigung zu erzielen ist)

    • PW
      PW sagte:

      „Aber was kann denn die EZB gegen steigende Energiepreise durch bewußte Energieverknappung (wie momentan durch Rußland bzw. die EU-Sanktionen) tun? Herzlich wenig!“

      Freilich, Madame Lagarde behauptet dasselbe; was kann denn die EZB für die armselige Kaufkraft der EU Weichwährung im Außenwert . Zum Fremdschämen.

      Antworten
    • MFK
      MFK sagte:

      Poszar, der Repo Guru der Credit Suisse hat das gut erklärt:

      Die letzten Jahrzehnte waren geprägt durch zwei Blöcke, die zum gegenteiligen Vorteil zusammengearbeitet haben:

      China/USA. China hat als Werkbank billige Produkten geliefert.
      Europa/Russland. Russland hat Europa billige Energie zur Verfügung gestellt und Europa hat damit weltweit nachgefragte Produkte hergestellt.

      Dieses hat auch ein Zeitalter niedriger Inflation begünstigt. Nur in diesem Umfeld konnten die Notenbanken die Geldmengen so stark wie getan ausweiten, ohne Inflation zu verursachen.

      Die beiden Blöcke sind nun zerbrochen. Die USA wollen China nicht gestatten, auch hochwertigere Produkte herzustellen und verhängten Handelsembargos. Europa bezieht keine Rohstoffe einschl. Energie mehr aus Russland, um das Land für den Einmarsch in die Ukraine zu bestrafen.

      Diesen Bruch rückgängig zu machen, erscheint zwar nicht unmöglich, doch eher unwahrscheinlich.

      Das erfordert sowohl von den USA als auch von Europa bestimmte Produktionen wieder ins eigene Land zurückzuholen, Lieferketten neu zu strukturieren und die Energieversorgung neu aufzustellen.

      Das erfordert Zeit und einen hohen Kapitaleinsatz. Das erforderliche Kapital muss zinsneutral aufgebracht werden. Hierfür braucht es ein Bretton Woods III. Es wird spannend sein, zu sehen wie das aussehen wird.

      Antworten
      • Tom96
        Tom96 sagte:

        @MFK
        Danke für den Artikel des ehemals in Ostberlin gestrandeten!
        In Verbindung mit den Rand Corp. Paper ist erkennbar, daß nie eine gemeinsame Lösung angestrebt war oder nach den drei Jahren bis zum jetztigen Stand ermöglicht werden wird. Selbst das Scheitern wurde eingepreist.
        Das werden nur wir Menschen, über deren Köpfe und hinter deren Rücken agiert wird, mit den Händen und Füssen sowie Köpfen lösen, denn wir sind die Leistungsversprecher von Kreditverträgen die für Erfüllung stehen, nicht die Zombieschuldenbunker der Zentralbanken.
        Und das kriegen wir sehr sehr locker und extrem schnell hin.
        Den Wallstreetmachern sei in die Geschäftsbücher geschrieben, einmal das Vertrauen verspielt keine Chance im Wettbewerb, was bedeutet alles zu verlieren, ein verteufelt hoher Preis, ein untragbarer.
        Die Energielüge ist jetzt bereits aufgeflogen samt Protagonisten und verbreitet sich wie Lauffeuer.

  9. Johannes Klug
    Johannes Klug sagte:

    > Die Ökonomen machen sich nicht nur auf Twitter lustig über diejenigen, die eine Rolle in der Geldmenge sehen.

    Welche Ökonomen sind hier gemeint?

    Antworten
  10. Susanne Finke-Röpke
    Susanne Finke-Röpke sagte:

    bto: “Ich zitiere hier SPIEGEL Online, kein europafeindliches oder verschwörungstheoretisches Medium.”

    Äh, falsch.

    Verschwörungstheoretisch kann ich nicht beurteilen, aber europafeindlich ist der “Spiegel” ganz sicher. Wer sonst setzt sich mit solcher Intensität für die unbegrenzte Zuwanderung in die europäischen Sozialsysteme von Personen aus Afrika und dem Nahen Osten ein wie der “Spiegel”? Wer sonst bezeichnet Schlepper als Wasserwacht? Wer sonst hält grenzschützende Parteien grundsätzlich für Faschisten? Wer sonst negiert die Demokratiedefizite in der EU so beharrlich?

    Es sei natürlich, man versteht alles als europafeindlich, was der EU-Kommision widerspricht. Dann hätten Sie recht. Nicht meine Definition.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Frau Finke-Röpke

      Verschwörungstheoretisch kann ich nicht beurteilen, aber europafeindlich ist der “Spiegel” ganz sicher. Wer sonst setzt sich mit solcher Intensität für die unbegrenzte Zuwanderung in die europäischen Sozialsysteme von Personen aus Afrika und dem Nahen Osten ein wie der “Spiegel”? Wer sonst bezeichnet Schlepper als Wasserwacht? Wer sonst hält grenzschützende Parteien grundsätzlich für Faschisten? Wer sonst negiert die Demokratiedefizite in der EU so beharrlich?

      Na zum Beispiel Bill Gates, der hat sich ja schon in die SPIEGEL-Berichterstattung eingekauft, pardon, er unterstützt sie mit seiner “wohltätigen” Stiftung:

      https://www.gatesfoundation.org/about/committed-grants/2021/10/inv032089

      Antworten
      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        @Herrn Richard Ott: Bill Gates ist kein Medium, und nur davon sprach Herr Dr Stelter.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Frau Finke-Röpke

        In der Tat, Bill Gates ist keine Zeitschrift.

        Aber er beeinflusst über die regelmäßigen Geldzahlungen seiner Stiftung die Berichterstattung von Medien wie zum Beispiel dem “Spiegel” im Sinne seiner eigenen Interessen, das solle man immer im Hinterkopf behalten, wenn man über Artikel im “Spiegel” oder auch in der “Zeit” diskutiert.

    • Bauer
      Bauer sagte:

      @ Frau Finke-Röpke

      Sie zitieren bto: “bto: “Ich zitiere hier SPIEGEL Online, kein europafeindliches oder verschwörungstheoretisches Medium.”

      Äh, falsch.

      Hier stellt sich sofort die Frage, ob man überhaupt noch ‘europafreundlich’ sein kann. Denn das würde angesichts der offensichtlichen Konstruktionsfehler der EU (und des Euro) ja bedeuten, dass man noch an Einsicht und Wende zum Besseren glaubt.

      Ich meine aber, dass diese Institutionen unentbehrlich sind, deren dysfunktionalen Mängel sich jedoch schon derart im politischen Bewusstsein der am Hebel sitzenden Funktionäre und auch im EU-Volk festgefressen haben, dass nur tabula rasa und ein Neustart das Blatt wenden können. Wenn es dabei zum Tumult kommt und einige Protagonisten der alten Ordnung über die Klinge springen müssen, dann sei’s drum.

      Noch nie in der Geschichte sind derartige Richtungswechsel unblutig verlaufen.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Bauer

        >… ob man überhaupt noch ‘europafreundlich’ sein kann. Denn das würde angesichts der offensichtlichen Konstruktionsfehler der EU (und des Euro) ja bedeuten, dass man noch an Einsicht und Wende zum Besseren glaubt.>

        Das kann es bedeuten, aber AUCH das:

        „Europafreundlich“ zu sein heißt, das System nicht zerfallen lassen, weil der Zerfall begründbar ein Desaster sein würde, das zumindest auf Zeit SCHLIMMER wäre als das System.

        Das ist zugegebenermaßen eine schwache Freundlichkeit, aber es ist auch eine.

        Gegenwärtig gibt es eine erhebliche Zahl von Menschen in Europa, für die dies gilt.

        >Wenn es dabei zum Tumult kommt und einige Protagonisten der alten Ordnung über die Klinge springen müssen, dann sei’s drum.>

        Wenn es NUR einige Protagonisten der alten Ordnung wären …

        Das ist SCHÖNREDNEREI.

        Es können weit mehr als nur die sein und vor allem können es auch Menschen sein, die KEINE Protagonisten der alten Ordnung waren, das neue System aber auch nicht mit Halleluja begrüßen.

        Und:

        Das neue System kann SCHLIMMER als das alte sein.

        Mit diesen Verweisen plädiere ich NICHT für die Beibehaltung des Systems, sondern warne lediglich vor der LEICHTGLÄUBIGKEIT, mit der für die Abkehr vom System nicht nur offen, sondern auch zwischen den Zeilen geworben wird.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “„Europafreundlich“ zu sein heißt, das System nicht zerfallen lassen, weil der Zerfall begründbar ein Desaster sein würde, das zumindest auf Zeit SCHLIMMER wäre als das System. ”

        Schlimmer als dieses System, das wir jetzt gerade haben?

        Darf ich mir die Frage auf Wiedervorlage nehmen und sie Ihnen in 1 oder 2 Monaten nochmal stellen? ;)

      • MFK
        MFK sagte:

        So schlecht war das Prinzip der vier Grundfreiheiten des EWG Vertrages nicht.

        Zur EZB Sitzung heute: Immerhin preisen die overnight Swaps eine Zinserhöhung von 75 bp ein.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @MFK

        “So schlecht war das Prinzip der vier Grundfreiheiten des EWG Vertrages nicht.”

        Dummerweise hält sich die EU nicht an ihre eigenen Verträge, dadurch sind die “Grundfreiheiten” nicht mehr viel wert.

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        @Hr. Ott:

        >Schlimmer als dieses System, das wir jetzt gerade haben?

        Klar. Noch können wir unsere 7 Sachen packen, unsere Kohle in fast alle Länder unsere Wahl transferieren und Tschüss sagen.

        Meine Sorge ist, dass das irgendwann nicht mehr geht und man mit der – aus eigener Sicht – durchdrehenden Führung und/oder Masse gefangen ist.

        Das Einsperr-Szenario ist so verrückt nicht. Man sah ja an der Pandemie oder jetzt bei Russland, wie schnell Grenzen auf dem Festland und im Internet zugemacht werden können und – das ist für uns neu – auch zugemacht werden!

      • Bauer
        Bauer sagte:

        @ D. Tischer

        >> “Das ist SCHÖNREDNEREI.” Gleich gross geschrieben.

        Nein, ich betreibe keine Schönrednerei. Es ist lediglich Pietät und Vorsicht, nicht aus diesem blog geworfen zu werden. Nebenbei bringe ich allerdings meine Fähigkeiten auf dem Schiesstand auf Vordermenn.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Thomas M.

        “Meine Sorge ist, dass das irgendwann nicht mehr geht und man mit der – aus eigener Sicht – durchdrehenden Führung und/oder Masse gefangen ist.”

        Ja, okay.

        Aber ist das in Ihrem Szenario dann mit oder ohne Heizung im Winter?

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        @Hr. Ott:

        Im ersten Winter ohne, im zweiten dann wieder mit. Zur Not mit Kohleöfchen oder so – das hatte eine Kommilitonin noch in den frühen 90ern in ihrer Billigwohnung in DDorf. War nicht so praktisch, aber besser als nix ;)

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Thomas M.

        “Im ersten Winter ohne, im zweiten dann wieder mit. Zur Not mit Kohleöfchen oder so”

        An dieser rasanten Steigerung des Lebensstandards erkennt man dann die gesellschaftliche Überlegenheit des neuen Einsperr-Systems. ;)

      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        @Herrn oder Frau Bauer: Klar kann man europafreundlich sein, die Schweiz beweist es seit Jahren: funktionierendes, defensives Militär zur Abschreckung, Gotthardbasistunnel vor allem für die Güter der Nachbarländer, stabile Währung als Fluchtmöglichkeit für gebeutelte Bürger der EU, Machbarkeitsbeweis eines soliden Grenzschutzes, Bau von Pumpspeicher für das europäische Stromnetz, Lohntreiber, Marktwirtschaft, Rechtsstaat, Sprachenvielfalt, Reformierbarkeit der öffentlich-rechtlichen Sender, Basisdemokratische Abstimmungen, niedrige Staatsverschuldung, hohes Bildungsniveau, zeitgemässe Wehrpflicht, niedrige Steuern, sinnvolle Altersvorsorge, geringere Ausstoß an Kohlendioxid, Gletscherforschung, sinnvolle Anlage der Devisenüberschüsse, Forschung, Tempolimit auf Autobahnen, etc.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @SFR

        Sehe ich genauso. Wenn man aber die NZZ liest (ich neuerdings), hat man den Eindruck, dass die Themen und die Jammerei in vielen Fällen den deutschen ähneln.

  11. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Die aktuelle Verbraucherpreisinflation kommt in D (und EU) von der Verknappung der Güter des Verbraucherwarenkorbes durch Corona-Massnahmen, Russsland-Sanktionen, und Energiewende ?
    Zinserhöhungen sollten da, ausser einem Abbremsen des Euro-Verfalls und damit der Importgüterinflation, wenig bringen.

    Zinserhöhungen könnten dagegen in D (und EU) den Anstieg der Vermögenspreise bremsen oder umkehren.

    Ich unterscheide mal drei Bevölkerungsgruppen:
    Das untere Drittel hat kein Vermögen und so wenig Einkommen, dass es von der Politik, solange es noch geht, aufgefangen wird.
    Das mittlere Drittel wird sein gesamtes Einkommen für die gestiegenen Verbraucherpreise ausgegeben müssen, und darüber hinaus nach und nach seine Assets verkaufen müssen.
    Das obere Drittel wird die Assets des mittleren Drittels nach und nach zu immer billigeren Preisen aufkaufen.
    Billiger auch wegen der Zinserhöhungen.
    Von der Verbraucherpreisinflation ist das obere Drittel nicht betroffen.
    Das obere Drittel ist vorerst der Gewinner der aktuellen Politik des Grünen Reiches und wählt überproportional die Grünen.

    Das ist ein Problem.

    Ich sage den Mitgliedern des oberen Drittels in meinem erweiterten Bekanntenkreis oft:
    “Wie könnt Ihr sicher sein, dass ihr bei der Politik der Grünen langfristig nicht auch zu den Verlierern gehört ?
    Denkt an die vertriebenen Gutsbesitzer in Ostdeutschland. Oder die Hausbesitzer, deren Häuser dem Hamburger Feuersturm zum Opfer fielen…”

    Zu welchem Drittel ich selber gehöre, da bin ich nicht so sicher …

    Antworten
    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      @ Vater Thiel

      Gewinner in dieser Situation kann nur bleiben, sein, oder überleben, wer:
      – seine Assets richtig gestreut hat
      – sein Vermögen in verschiedenen Rechtsräumen arbeiten lässt / anlegt
      – Grundeigentum besitzt, das ihn einigermaßen schützt, auch vor der Gaskrise, durch Holzofen / offenen Kamin etc.
      – und einen Weinkeller besitzt.

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @Gnomae

        In vino veritas !

        Aber gibt es einen Grund, in dieser Welt überleben zu müssen ?
        Diese Welt ist ein Irrenhaus.
        Ich habe immer wieder das Gefühl:
        Das ist zu verrückt um wahr zu sein.
        Das muss ein Traum sein.
        Warte einfach auf das Aufwachen.
        Und bis dahin streue Deine Assets.
        Und geniesse die letzten Tage des Traumes …

        Welche Rechtsräume halten Sie für solide ? Schweiz ? USA ? UK ?

      • Bauer
        Bauer sagte:

        @ Vater Thiel

        >> “Welche Rechtsräume halten Sie für solide ? Schweiz ? USA ? UK ?”

        Nur noch soweit der eigene Arm reicht, der allerdings verlängerungsfähig ist.

  12. Gerald Baumann
    Gerald Baumann sagte:

    Der ist lustig! Wo beibt seine eigenes “Pardon”? Ist nicht Henrik Müller einer der Ökonomen, die das Handeln der EZB permanent begrüßt und damit die Bürger beschwichtigt hat?

    Antworten
  13. Gnomae
    Gnomae sagte:

    “eine Typ-2-Inflation, die sich verselbständigt, weil Bürger und Unternehmen ständig steigende Preise in ihre Kalkulationen einbeziehen.“

    Ist daran die EZB schuld?

    Wohl nein, weil die Klimapolitik und die CO2-Abgabe, die sich kontinuierlich erhöht, einen Mechanismus geschaffen haben, der kontinuierlich inflationär wirkt.

    Was sollte die EZB tun: Eine moderate Zinserhöhung wäre wohl angemessen. Die langfristigen Zinsstrukturkurven sind am langen Ende relativ flach. Die Finanzwelt schätzt also langfristig wohl, dass die Inflation beherrschbar sein wird.

    Falsch aus Bankensicht war der Negativzins, weil der die GuV der Banken geschwächt hat. Jetzt wäre aber genau das wichtig: Stille Reserven für den Ausgleich von ausserodentlichen Abschreibungen.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Gnomae

      “Was sollte die EZB tun: Eine moderate Zinserhöhung wäre wohl angemessen. Die langfristigen Zinsstrukturkurven sind am langen Ende relativ flach. Die Finanzwelt schätzt also langfristig wohl, dass die Inflation beherrschbar sein wird.”

      “Die Finanzwelt” (zumindest ein großer Teil von ihr abzüglich von ein paar wirklich Verrückten oder Bösen) hat auch noch bis 2008 “geschätzt”, dass die Vergabe von Immobilienkrediten an amerikanische Arbeitslose ein bombensicheres Geschäft ist, weil die Immobilienpreise ja immer nur steigen können…

      Antworten
      • Gnomae
        Gnomae sagte:

        @ Richard Ott

        “Die Finanzwelt” (zumindest ein großer Teil von ihr abzüglich von ein paar wirklich Verrückten oder Bösen) hat auch noch bis 2008 “geschätzt”, dass die Vergabe von Immobilienkrediten an amerikanische Arbeitslose ein bombensicheres Geschäft ist, weil die Immobilienpreise ja immer nur steigen können…”

        Definitiv nicht die Finanzwelt. IKB etc. waren nicht “die Finanzwelt” sondern einfach gierig und haben selbst falsch refinanziert (typischer Vorstandsfehler). Im Anschluss hat die IKB auch noch Kredite Deutscher billig an die US-Amerikaner verkauft in der bewussten Absicht die Deutschen zu schädigen. Bisher fanden keinerlei Strafverfahren gegen solche Kräfte statt. Die IKB hat den Deutschen die Refinanzierung verweigert, aber Amerikanern oft 60 – 80 % Abschlag auf die Kreditsumme gewährt. Das ist die Wahrheit. Die Amerikaner haben dann den Deutschen die Zwangsversteigerung angedroht. Die Deutschen haben dann in aller Regel auf das Grundstück verzichtet oder an diejenigen weiterverkauft, die von der bisher finanzierenden deutschen Bank wieder neuen Kredit erhalten haben.

        Die Deutschen / Greenhorns / Stupid German Money haben genau die Rendite bei den US-Investmentbanken so bestellt, wie geliefert. Logisch war dann, dass die Greenhorns geblutet haben, denn die Investmentbank hat ihre Kommission risikolos verdient.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Gnomae

        Ach, AIG, Lehman Brothers und Bear Sterns waren wohl auch nicht nicht “die Finanzwelt”?

        Stellen Sie sich nicht dumm, die US-Immobilienkrise war kein auf Deutschland beschränktes Problem. Selbst Goldman stand im September 2008 kurz vor der Pleite – zumindest ein paar Tage lang.

  14. Stefan Bohle
    Stefan Bohle sagte:

    Bei allen Detailfragen des Vorgehens der EZB bleibt doch festzuhalten: es gibt in der Eurozone weiterhin keine wirtschaftliche Konvergenz. Um ihr Fortbestehen zu sichern, werden immer krassere Markteingriffe durch die EZB erforderlich. Inflationsraten jenseits der 5% gehören da definitiv dazu.

    Deutsche Politik (und letztlich auch Gerichte) stehen vor dem Dilemma, ein Ende mit sehr großem Schrecken (Beendigung des Euro-Experiments) gegen einen sehr großen Schrecken ohne Ende (monetäres Erzwingen des Fortbestands des Euros um jeden Preis) gegeneinander abzuwägen. Das ganze in einem Moment, in dem Deutschland ohne Landesverteidigung steht, eine Energieversorgung auf wackeligen Beinen hat und wirtschaftlich international verflochten ist wie nie.

    Keine einfache Entscheidung. Dennoch denke ich (fürchte ich?), dass die allermeisten von uns noch das Ende des Euros erleben werden. Nicht als Moment des Triumphs der wirtschaftspolitischen Vernunft, sondern als bitteren Moment der Wahrheit.

    Antworten
  15. Felix Roth
    Felix Roth sagte:

    Schön, dass das Thema jetzt auch im Spiegel aufgegriffen wird. Leider wird auch hier steigenden Leitzinsen einen dämpfende Wirkung auf die Wirtschaft zugeschrieben, die empirisch nicht bewiesen ist. Ich zitiere dazu aus der Studie “Are lower interest rates really associated with higher growth? New empirical evidence on the interest rate thesis from 19 countries” von Lee und Werner:

    “Finally, and of immediate importance, our findings cast doubt on the wisdom of the longstanding conventional monetary policy modus operandi of attempting to stimulate economic growth by lowering nominal rates, and attempting to dampen growth and inflationary pressures by raising rates. This is in line with Belongia and Ireland (2015) whose findings also cast doubt on the sole focus on interest rates and suggested policies to expand the money supply, echoing Werner (1995). Interest rate reductions towards or beyond zero may even hurt economic growth. Our evidence shows that policy-makers aiming at higher economic growth should instead be looking to arrange for interest rates to be moved higher. Our simplest intuition for these findings is via the effect of a steepening yield curve, which would render supplying credit for business investment more attractive for banks—undoubtedly a positive factor for output and growth, as well as financial stability. On the other hand, lowering short rates and pushing long rates down flattens the yield curve and drives banks to lend for asset purchases (or drives them out of business), hurting economic growth.”

    Die ganze Studie ist sehr lesenwert. Höhere Zinsen sind in der momentanen Lage sicherlich erstrebenswert, aber die Inflation wird laut Werner von der Menge der Kreditschöpfung und deren Verwendung bestimmt. Einfach nur die Leitzinsen zu erhöhen, wird die Inflation nicht bekämpfen.

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    • Felix
      Felix sagte:

      Natürlich ist die Grundannahme falsch, dass sinkende Zinsen zu mehr Wachstum führen. Das sieht nur so aus, weil die Wirtschaft die Richtung ändert. Aber stets in eine nicht nachhaltige Richtung: Es ist Boom (jetzt baut auch der letzte noch einen Pool) und Bust (Mist, ich kann die Heizung nicht bezahlen).

      Das gilt aber für das Gegenteil ebenso. Die Herren werden vom empirischen Beobachtungen in die Irre geleitet, die sie in einem bereits “versautem” Umfeld machen. Wenn die Zinsen zuvor künstlich niedrig gehalten worden waren, wirken Zinserhöhung teilweise wie eine Verbesserung.

      Die Wirtschaft, ja die gesamte Gesellschaft benötigen einfach ein stabiles Geld. Der Zins ergibt sich dann natürlich aus dem Wachstum zu- und abzüglich der Risiken für Geld.

      Das ist aber wahrscheinlich zu simpel für die Wissenschaftslobby und zu wenig manipulierbar für die Großfinanz.

      Gerade die wichtigen Dinge auf der Welt sind einfach. Oder wie hätten wir es sonst aus der Steinzeit herausgeschafft? Und sie bleiben auch einfach.

      Fix the money, fix the world.

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    • Tom96
      Tom96 sagte:

      Fix the credit – fix the economy

      Kang-Soek Lee, Richard A. Werner
      First published: 03 June 2022
      https://doi.org/10.1002/ijfe.2630
      https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ijfe.2630?af=R
      “Zusammenfassung

      Es gibt eine umfangreiche Literatur über den Zusammenhang zwischen Finanzen und Wachstum. Die empirischen Belege sind nach wie vor nicht schlüssig und die Debatte geht weiter. In diesem Beitrag verfolgen wir die Forschungsstrategie, uns auf eine engere zugrundeliegende Frage zu konzentrieren, die nach wie vor im Mittelpunkt der meisten makroökonomischen Theorien steht, nämlich die Zinsthese (dass niedrigere Zinsen zu höherem Wachstum führen und umgekehrt). Wenn es Probleme mit dieser Beziehung gibt, könnte dies den mangelnden Konsens über den Zusammenhang zwischen Finanzen und Wachstum erklären. Die Frage ist auch von praktischer Bedeutung: Die Zentralbanken haben sich auf die Zinspolitik konzentriert, weil sie davon ausgingen, dass die Zinsthese zutrifft. Es gibt theoretische Gründe, warum dies nicht der Fall sein könnte. Wir führen eine Analyse der zeitvariablen dynamischen bedingten Korrelation in einem GARCH-Modell und der Richtung der statistischen Kausalität zwischen nominalen Zinssätzen und realer Wirtschaftstätigkeit in 19 Industrie- und Schwellenländern durch. Wir finden Hinweise darauf, dass die Zinssätze nicht negativ mit dem Wirtschaftswachstum korreliert sind und das Wachstum nicht verursachen. Stattdessen finden wir Hinweise darauf, dass die Beziehung in beiden Dimensionen umgekehrt sein könnte. Dies verstärkt die jüngsten Zweifel an der vorherrschenden Geldpolitik und den gängigen theoretischen Modellen. Insbesondere kann eine Senkung der Zinssätze kontraproduktiv sein, wenn man versucht, die Wirtschaft anzukurbeln.”
      (DeepL Translator kostenlose Version)

      Antworten
  16. MFK
    MFK sagte:

    Selbst wenn die EZB keine Schuld an der Inflation haben sollte, heißt das nicht, dass sie jetzt nicht handeln muss. Das Mandat der EZB ist es, Preisstabilität zu gewährleisten (Art. 127 AEUV). Diesem Mandat kommt sie nicht nach.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @MFK

      “Selbst wenn die EZB keine Schuld an der Inflation haben sollte, heißt das nicht, dass sie jetzt nicht handeln muss.”

      Frei nach Habeck:

      Wo ist da der Handlungsdruck? Die EZB kann doch einfach mal ihre Arbeit für ein paar Monate einstellen…

      Antworten
  17. foxxly
    foxxly sagte:

    .. die manager der EZB sind sicher keine dumme leute. sie wissen sehr wohl, was sie tun.
    ihre primäre aufgabe der geldwertstabilität haben sie längst verlassen, – insbesondere der geld-über-menge geschuldet, welches in keinem realen verhältnis mehr zur produktion von gütern steht.

    die EZB ist ein organ zur sicherung der EUliten und dabei den zusammenhalt der EU im auge haben.
    dieses ist ihnen so wichtig, dass sie dabei die wirtschaft und gesellschaft an die wand fahren lassen.
    der euro ist dabei ein “schlüssel” zum schnelleren absturz, denn eine nachhaltige heilung gibt es in einem geldsystem mit systemischen wachstumszwang niemals!

    das wissen diese manager sicherlich. letztlich dient dieser mechanismus nur noch der schnellen vermögensumverteilung nach oben, hin zu sehr wenigen händen.
    das system kippt………. es läuft!

    die gesellschaft ist ihnen egal; sie haben längst ihre schuldigkeit der macherhalt, getan.

    Antworten
    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      @ foxxly

      “das wissen diese manager sicherlich. letztlich dient dieser mechanismus nur noch der schnellen vermögensumverteilung nach oben, hin zu sehr wenigen händen.”

      Für die Vermögensverteilung nach oben ist nicht die EZB verantwortlich. Es sind die gesetzlichen Vorschriften der EU. So kann z.B. jeder US-Investor in beliebigen Umfangen, fast steuerfrei, europäische Immobilien aufkaufen und diese in NY billigst refinanzieren. Das Vermögen ist dann schlicht Europäern entzogen. Auch werden dann Gewinne nur zu einem minimalen Teil in der EU versteuert.

      Das ist hausgemacht. Es ist keine Politik der Zentralbank. Politiker beschließen diese Gesetze entweder, weil sie deren Auswirkungen nicht verstehen oder lobbyiert werden, im weitesten Sinne des Wortes.

      Allerdings kann man aus den Äußerungen eines deutschen Wirtschaftsministers schließen, dass Unkenntnis vorherrscht.

      Antworten
  18. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    “Heute tagt die EZB. Was ist zu erwarten?”

    Bin sehr gespannt ob Christine ihre modische Solidarität durch einen kleinen Ukraine-Pin am Revers oder vielleicht durch eine raffinierte Brosche- und Halstuch-Kombination in den ukrainischen Nationalfarben ausdrücken wird. Sehr gewagt und frech fände ich hingegen die Verwendung eines dekorativen Elements aus der Ikonographie des heldenhaften Azov-Batallions, als eine Wolfsangel oder eine Schwarze Sonne als Kettchen am Hals oder gar einen kleinen SS-Runen-Blitzer unter der Bluse.

    Ansonsten wird halt weiter so viel Geld geschöpft, wie die Politiker bestellen – was soll die Christine denn machen? Wenn sie sich nicht mehr benutzen lässt, so wie die Politik es braucht, dann wird sie abserviert.

    https://taz.de/Peinlicher-Brief-der-IWF-Chefin-Lagarde/!5065085/

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