Spieltheorie: Italien ge­winnt am meisten, wenn es erst Geld nimmt und dann austritt

Im Podcast am 25. September 2022 geht es unter anderem um Italien. Zur Einstimmung einige Beiträge, so dieser aus meinem im Jahr 2013 erschienenen Buch “Die Billionen-Schuldenbombe”. Die Bank of America hatte damals spieltheoretisch gezeigt, warum es sich für Italien lohnt, aus dem Euro auszutreten, nachdem es Transfers bekommen hat. Ich finde immer noch spannend:

“In einem Gedankenspiel demonstriert die Bank of America, warum es unter Anwendung der modernen Spieltheorie sogar rational wäre, wenn Italien die Eurozone freiwillig verlässt. [1]

Italien würde von einem Austritt aus der Eurozone durch sinkende Finanzierungskosten und steigende Exporte profitieren. Für Deutschland hätte ein Austritt Italiens dagegen negative Auswirkungen. Deutsche Exporte nach Italien würden sich verteuern und die deutsche Wirtschaft unter der gestiegenen internationalen Wettbewerbsfähigkeit italienischer Konkurrenten leiden. Gleichzeitig wäre mit einem Anstieg der Finanzierungskosten zu rechnen, da Deutschland seinen Status als “sicherer Hafen” für Investoren verlieren würde. Der Spielverlauf ist in dieser Abbildung dargestellt:
Quelle: Bank of America, “Die Billionen-Schuldenbombe”
  • Spielzug 1: Italien beginnt das Spiel und könnte sich schon im ersten Spielzug für den Austritt entscheiden. Deutschland und Italien müssten jeweils einen Verlust hinnehmen. (Dieser Verlust könnte aus den unmittelbaren Kosten des Ausstiegs (verbunden mit der Wiedereinführung der Lira) und den zu erwartenden temporären Turbulenzen an den Finanzmärkten entstehen. Eine genaue Definition des Verlustes spielt für das Gedankenspiel jedoch keine Rolle.) Die Gläubiger Italiens (darunter auch deutsche Banken) erleiden ebenfalls einen Verlust, da ihre Forderungen durch die Wiedereinführung der Lira an Wert einbüßen.
  • Spielzug 2: Bleibt Italien in der Eurozone, ist zu erwarten, dass es früher oder später in eine ähnliche Lage kommt, in der Griechenland bereits heute steckt. In der italienischen Wirtschaft herrscht seit 2012 Krisenstimmung. Wie in anderen Ländern der Peripherie leidet die Exportwirtschaft unter dem starken Anstieg der Lohnstückkosten seit der Euro-Einführung, welche sich ohne eine Wechselkursanpassung nur mühsam durch jahrelange Lohnstagnation korrigieren lässt. Zudem verordnete Premierminister Monti dem italienischen Staat einen rigiden Sparkurs, welcher das Schuldenwachstum zwar gestoppt hat, aber kurzfristig zu einem schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt führt. Das italienische Bruttoinlandsprodukt schrumpfte 2012 um ca. zwei Prozent, für 2013 wird ebenfalls ein Minus erwartet.  Setzt sich dieser Trend fort, ist Deutschland am Zug und könnte sich entscheiden, Italien (im Gegensatz zu Griechenland) nicht zu unterstützen. Italien müsste die Eurozone verlassen. Für Italien wären die Kosten des Ausstiegs allerdings höher als bei einem freiwilligen Ausstieg zu einem früheren Zeitpunkt (in Spielzug 1), da es in der Zeit des Abwartens weiter an Wirtschaftskraft einbüßen wird.
  • Spielzug 3, Italien verlässt den Euro: Leistet dagegen Deutschland Unterstützung, ist die Gefahr durchaus real, dass Italien die Eurozone trotzdem verlässt. Die italienische Bevölkerung könnte sich gegen die empfindlichen Sparmaßnahmen aussprechen, die zur Rückzahlung der Unterstützung erforderlich wären. (Griechenland lässt grüßen.) Im Ergebnis würde Deutschland hohe Verluste erleiden, zu den Kosten eines Austritts Italiens aus der Eurozone würden die Verluste aus den Rettungsmaßnahmen hinzukommen. Italien würden dagegen geringere Verluste als bei anderen Spielverläufen erleiden, aufgrund der erhaltenen Hilfeleistungen.
  • Spielzug 3, Italien behält den Euro: Bleiben die Italiener in der Eurozone und zahlen die deutsche Unterstützung zurück, würde davon vor allem Deutschland profitieren.

Was lehrt uns die moderne Spieltheorie über den zu erwartenden Ausgang dieses Spiels? Ein Ergebnis ist (Pareto-)optimal, wenn es kein anderes Ergebnis gibt, bei dem keiner der Spieler schlechter gestellt ist und mindestens einer der Spieler bessergestellt ist als bei allen anderen Ergebnissen. Solch ein Ergebnis gibt es bei dem Spiel zwischen Italien und Deutschland um den Verbleib in der Eurozone jedoch nicht. Italien ist am besten gestellt, wenn es Unterstützung annimmt und dann die Eurozone verlässt (Ergebnis 3). Deutschland ist am besten gestellt bei einem Verbleib der Italiener in der Eurozone (Ergebnis 4).

Gibt es keinen optimalen Ausgang, so endet das Spiel im Nash-Gleichgewicht. Keiner der Spieler weiß, wie sich der andere Spieler im nächsten Zug entscheiden wird. Daher wird kein Spielzug riskiert, bei dem ein Spieler durch den nächsten Zug des anderen schlechter gestellt werden könnte. Bei unserem Spiel sollte daher Italien im ersten Spielzug die Eurozone verlassen. Warum? Würde Italien sich für einen Verbleib entscheiden, könnte sich Deutschland im nächsten Spielzug gegen eine Unterstützung Italiens aussprechen. Dies wäre rational, denn Deutschland möchte als rationaler Spieler natürlich ausschließen, dass Italien nach Annahme der Unterstützung die Eurozone verlässt und damit das für Italien bestmögliche (und für Deutschland schlecht möglichste) Ergebnis erzielt. Das zu erwartende Ergebnis wäre also, dass Italien die Eurozone freiwillig verlässt.

Natürlich ist dies nur ein Gedankenspiel. Aber die Stimmen für einen Euro-Austritt Italiens sind inzwischen nicht mehr zu überhören. Silvio Berlusconi strebt zurück in das politische Rampenlicht und hat bereits verkündet, dass “es keine Blasphemie ist, von einem Euroausstieg zu sprechen”.[2] Aufgrund einer relativ komfortablen Ausgangssituation hält Italien heute noch alle Trümpfe in der Hand, um zu verhindern, dass es in ein paar Jahren in einer ähnlich misslichen Situation wie Griechenland endet. Und ob Deutschland in der Lage wäre, einem Schwergewicht wie Italien beizustehen, ist ebenfalls mehr als fraglich.”

bto: so – wie gesagt – die Zusammenfassung der Spieltheorie im Jahr 2013. Silvio Berlusconi ist weitgehend Geschichte, aber an der politischen Konstellation hat sich nichts geändert. Irgendwie spannend – aber auch beunruhigend. Vor allem, weil wir Italien in Form der TARGET2-Salden seit Jahren helfen:

Target Balances | Hans-Werner Sinn

Quelle: Hans-Werner Sinn


[1]“Game Theory and Euro Breakup Risk Premium”, Bank of America Merrill Lynch, FX and Rates Report, 10. Juli 2012. (leider im Internet nicht mehr verfügbar).

Kommentare (39) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Frau von der Leyen zu Italien:

    https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/salvini-fordert-ruecktritt-empoerung-ueber-aeusserung-von-der-leyens-zu-italien-18340217.html

    Daraus:

    >Von der Leyen hatte am Freitag bei einer Veranstaltung an der Privatuniversität in Princeton im amerikanischen Bundesstaat New Jersey auf die Frage von Studenten geantwortet, ob sie ein möglicher Wahlsieg des Rechtsbündnisses in Italien mit Sorge erfülle: „Wenn sich die Dinge in eine schwierige Richtung entwickeln – ich habe von Ungarn und Polen gesprochen –, dann verfügen wir über Instrumente.“>

    Die Leute regen sich über von der Leyen auf, weil sie NICHT verstehen, was sie mit „Instrumente“ meint.

    Die richtige Deutung ihrer Worte ist doch aller EU-Erfahrung nach die:

    Wenn es schwierig wird, dann FLIESST Geld.

    Denn Geld stellt RUHIG.

    Wenn es dann immer noch nicht ganz mit der Richtung stimmt, dann kündigt die Kommission einen medienträchtigen Entzug von Zahlungen an und verhandeln ein wenig über Zugeständnisse, die nicht eingehalten werden.

    So läuft es in der WERTEUNION.

    Ich glaube, dass die Italiener das viel besser begriffen haben als die Deutschen, die sich darüber aufregen.

    Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @DT

      “Ich glaube, dass die Italiener das viel besser begriffen haben als die Deutschen, die sich darüber aufregen.”

      Begriffen haben es wohl die meisten Menschen so, dass die EU nur noch durch Sanktionen/Drohungen und Geldzuwendungen ihre “Schäfchen” im Zaum halten kann.

      Solches Gebaren nennt sich in der EU dann “Demokratie”… im Kampf gegen “Autokratie”…. :-) :-)

      Das der Ukrainekonflikt nun vermehrt von den “EU-Treibern” als Vorwand genommen wird , um mit “EINER Stimme zu sprechen” … spricht auch Vaclav Klaus ,in seinem neusten Artikel ,deutlich an.

      https://www.klaus.cz/clanky/4997

      Antworten
  2. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Sinngemäß meint der Text:
    „Für Italien lohnt es sich, aus dem Euro auszutreten, wenn es Transfers erhalten hat.“

    Hochverehrter Herr Stelter, meine lieben Peoples.
    !!!Italien wird niemals die Eurozone verlassen!!!

    Als ökonomischer Laie behaupte ich – wahrscheinlich sehr richtig – Italien wird nie und nimmer aus dem Euroverbund ausscheiden. Die Italiener müßten doch mit dem sprichwörtlichen Klammeraffen gepudert sein, wenn die austräten!
    Sie sind der eigentliche Profiteur des Euros. Die EZB kauft wie verrückt fälligwerdende italienische Staatsanleihen: das wird sie auch in Zukunft beibehalten.
    Stelter und etliche von Euch haben für 2018/2019 einen Zusammenbruch Italiens vorhergesagt, weil damals 200 bis 300 Milliarden Staatsschulden zur Bezahlung anstanden (oder so ähnlich). Meine Gpüte, was habt ihr Experten alle schwarzgemalt. Was ist passieri? Nichts!
    Italien hat sich 2018/2019 – mithilfe der EZB – quasi aus der Portokasse refinanziert.So einfach war das.

    Live aus Buxtetown am Esteriver – 24.9. 2022 – 12.40 Uhr Ortszeit
    Felix Haller – nicht erst seit 2013 alternativ
    Gleich geht’s zum Herbstfest der AfD im Alten Land – zwei Bundestagsabgeordnete kommen auch

    Antworten
    • Bakwahn
      Bakwahn sagte:

      Zur anstehenden Italienwahl und einem möglichen „Machtwechsel“ zur europa- und euroskeptischen Parteien:
      Leser Jacques hat (vor ein paar Monaten) darauf hingewiesen, daß italienische Parteien, sobald sie ins Parlament kommen, an der parlamentarischen Arbeit beteiligt werden oder gar in der Regierung mitarbeiten, ihren „Eurowährungsskeptizismus“ ganz schnell vergessen. Wir erleben an solchen Prozessen eine eigenartige Dialektik, ein Umschlagen von der Skepsis oder strikten Ablehnung der Gemeinschaftswährung in eine Zustimmung und ein Beibehalten des Euro.
      Warum ist das so? Was passiert da? Wie ist das zu deuten?

      Jeder neu hinzugekommenen Partei und ihrem Personal wird sehr schnell klar, was sie ihren Wählern zumuten müßten, wenn Italien den Euro verließe und zu einer eigenen Währung zurückkehren würde: die Mittel- und Süditaliener müßten dann wirklich hart bis 65 arbeiten, 40 Stunden die Woche, müßten Lohn- und Gehaltseinbußen hinnehmen, müßten sich beruflich qualifizieren, ein völlig anderes Arbeitsethos entwickeln etc.

      Der italienische „euroscepticism“ richtet sich gegen die EU und ihre Institutionen! Wenn immer mehr Macht und Entscheidungsbefugnisse von den Nationalstaaten auf die EU übertragen werden, dann besteht die Gefahr, daß die EU eines Tages auch in Italien „durchregieren“ kann; und zwar am italienischen Parlament vorbei. Dann geht es ans Eingemachte der italienisch-lateinisch-mediterranen Lebensform.

      Live aus Buxtetown am Esteriver – 24.9. 2022 – 12.40 Uhr Ortszeit
      Felix Haller – nicht erst seit 2013 alternativ
      Gleich geht’s zum Herbstfest der AfD im Alten Land – zwei Bundestagsabgeordnete sind ebenfalls dabei

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  3. weico
    weico sagte:

    “Die Wirtschaft wird vor Ort und von den Menschen gemacht.”

    Exakt

    Italien ist Geschichtlich ja so zerrissen wie Deutschland.

    Nicht umsonst sind in Italien die Schimpfwörter für Süd-und Norditaliener aka “Terrone/ Polentone” … so populär und allgegenwärtig.

    Für Norditaliener beginnt südlich von Rom ja schon…. Afrika.

    Italien ist nur wirklich “vereint”, wenn es um die Fussball-WM geht.

    Als Jugendlicher durfte ich den Finale zwischen Deutschland und Italien miterleben. Auf einem Campingplatz in der Region Rimini, war dies ein unvergessliches Erlebnis (1982)

    Nach dem italienischen Sieg, feierten Deutsch und Italiener dann gemeinsam diesen Finale !
    Eine Runde Flipperkasten kostete damals100 Lira und kein Mensch interessiert es, wenn man als Minderjähriger einen Marini Bianco bestellte. :-)

    Wenn die EU ,hoffentlich sehr bald, das zeitliche gesegnet hat ,kommen solche schönen Zeiten vielleicht wieder etwa näher.

    Antworten
  4. JürgenP
    JürgenP sagte:

    „Die „Spieltheorie“ erlaubt es, soziale Konfliktsituationen, die strategische Spiele genannt werden, facettenreich abzubilden und mathematisch streng zu lösen. Aufgrund der unrealistischen Modellannahmen wird die empirische Erklärungskraft der Spieltheorie in der Regel in Abrede gestellt. Kein Mensch wird jemals so rational sein, wie es den Spielern durch die spieltheoretischen Lösungskonzepte unterstellt wird. Menschen unterliegen stets kognitiven Beschränkungen, die perfekt rationales Verhalten in komplexen Spielen ausschließen“.

    Quelle Wikipedia.

    Damit ist alles gesagt zum Sinn oder Unsinn dieses Verfahrens.

    Komplexe volkswirtschaftliche Prozesse mit einer solchen Methode abzubilden und dann Prognosen daraus abzuleiten zu wollen, ist die moderne Form der Kaffeesatzleserei mit Professorentitel.

    Dass Nobelpreise an Experten dieser Zeitverschwendung verteilt werden, demonstriert einmal mehr, dass Expertenwissen von Nichts genügt, um Eindruck zu schinden. Hauptsache der Titel stimmt und niemand versteht, was als Expertise herausgegeben wird. Dann wird es mit dem Preis schon klappen …

    Antworten
    • Rolf Peter
      Rolf Peter sagte:

      Dem Wikipedia-Abschnitt widerspreche ich entschieden. Lesen Sie mal (nur als Beispiel) die Bücher von Bruce Bueno de Mesquita oder Darren Acemoglu.

      Es ist immer einfach, menschliches Verhalten mit Dummheit zu „erklären“ – und meistens falsch.

      Die Spieltheorie zwingt dazu, sich ueber die Annahmen ueber die verfolgten Ziele und Rahmenbedingungen explizit klar zu werden. Und Ann analysiert man, wie sich rationale Menschen bei gebeten Zielen und Rahmenbedingungen verhalten.

      Antworten
      • Rolf Peter
        Rolf Peter sagte:

        Sorry. Der letzte Satz sollte lauten
        “Und dann analysiert man, wie sich rationale Menschen bei gegebenen Zielen und Rahmenbedingungen verhalten.”

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ JürgenP

      >Komplexe volkswirtschaftliche Prozesse mit einer solchen Methode abzubilden und dann Prognosen daraus abzuleiten zu wollen, ist die moderne Form der Kaffeesatzleserei mit Professorentitel.>

      Der Artikel bildet keine volkswirtschaftlichen PROZESSE ab und stellt auch keine Prognosen über das sich EREIGNEN derartiger Prozesse auf.

      Was er leistet:

      Er BEWERTET Ergebnissituationen, WENN was geschieht – mit Bezug auf MÖGLICHES ökonomisches Handeln zweier Länder in einem System.

      Zu konstatieren ist, dass der Bezug auf mögliches ökonomisches Handeln eine hohe Plausibilität des dargelegten Handelns annimmt.

      Darüber kann man streiten, oder, wie ich kritisieren, dass ein Defizit an RELEVANTER Vollständigkeit vorliegt.

      Kurzum:

      Die Spieltheorie ist ETABLIERT.

      WAS sich WIRKLICH ereignen wird, sagt sie nicht und sie bildet es auch nicht ab.

      Antworten
      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        “Die Bank of America hatte damals spieltheoretisch gezeigt, warum es sich für Italien lohnt, aus dem Euro auszutreten, nachdem es Transfers bekommen hat”.

        @ RP & DT
        Nicht irgendwer hat hier irgendwas gezeigt, sondern die Bank of America den Finanzleuten, die so etwas lesen. Wie heißt es oben: “Natürlich ist dies nur ein Gedankenspiel”. Wofür? Wozu? Welchen Zweck soll eine solche “Wetterkarte” denn erfüllen, wenn nicht den der Manipulation von Gedanken / Meinungen / Handlungen. Kann man ja machen, Kaffeesatzleserei kommt jeden Abend vor der Tagesschau.

        Es könnte sein, dass die Spieltheorie im Sinne von mathematischen Simulationen eingesetzt wird, um rationale oder irrationale menschliche Entscheidungen in Betrachtungen von Prozessen einzubeziehen. Gerade dann bleibt von dem Modell in der Realität nicht mehr als ein Gedankenspiel = Blümchenkaffee übrig. Viel Volumen (Papier), wenig brauchbarer Inhalt, am Boden schemenhaft irgendwas hübsch gemaltes. Dafür gibt sich die BoA her? Ein Witz. Bei den Technikern wir so ein Spielzeug “Netzplan” zur Simulation komplexer Prozesse bezeichnet. Kommt ebensowenig dabei heraus.

    • Felix
      Felix sagte:

      Die deutschsprachige Wikipedia muss das ja schreiben, weil sie von seltsamen linksextremen Kräften dominiert wird.
      Die Spieltheorie liefert aus dieser Perspektive allzu oft Ergebnisse, die nicht sein können, weil sie nicht sein dürfen.

      Die Spieltheorie bezieht im übrigen die menschlichen Aspekte natürlich mit ein, ist aber, da sie sich nun einmal mit dem Menschen beschäftigt, mehr Kunst als Wissenschaft.

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @JürgenP

      “Hauptsache der Titel stimmt und niemand versteht, was als Expertise herausgegeben wird.”

      Nur weil Sie es nicht verstehen, folgt daraus nicht, dass niemand es versteht…

      Antworten
      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        @DT “Die Spieltheorie ist ETABLIERT. WAS sich WIRKLICH ereignen wird, sagt sie nicht und sie bildet es auch nicht ab”.
        Etabliert bei wem und für was?
        @RO Die Antwort werden Sie bestimmt geben können. Als Experte (nicht nur) auf dem Gebiet.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ JürgenP

        Die Spieltheorie ist etabliert bei denen, die im „Raum MÖGLICHKEITEN“ die ERGEBNISSE von RATIONAL agierenden Akteuren, die auf jeweils das Handeln des anderen REAGIEREN, ermitteln wollen.

        Die Spieltheorie produziert INFORMATIONEN über GEGEBENHEITEN und HANELN im „Raum der Möglichkeiten“, wo bei die als SIGNIFIKANT erachtete Möglichkeiten beachtet werden. Hier: Austritt eines Landes aus der Währungsunion (und zuvor aus rechtlichen Verfahrensgründen aus der EU).

        Diese Informationen sind NÜTZLICH, um die EIGENE Situation als ein BETROFFENER im „Raum der Möglichkeiten“ EINZUSCHÄTZEN.

        Die Spieltheorie sagt NICHT, was TATSÄCHLICH geschehen WIRD.

        Das kann sie nicht, das erwartet daher niemand von ihr und daran wird sie auch nicht gemessen.

        Denn im Raum der Möglichkeiten gibt es nicht den von Menschen ermittel- und verstehbaren Determinismus, mit dem wir den Lauf der Dinge, d. h. die STATTFINDENDE Ereignisfolge erfassen können.

  5. Rolf Peter
    Rolf Peter sagte:

    Sind Ergebnisse 3 und 4 nicht pareto-optimal? 1 ist pareto-besser als 2, und 4 ist besser als 1. Aber von 3 und 4 aus gibt es keine Paretoverbesserung.

    3 und 4 sind aber kein Gleichgewicht (GG), sondern 1 ist das GG.

    Dazu ist es aber bisher nicht gekommen, also sieht die Welt wohl etwas komplexer aus, als in diesem Modell abgebildet.

    Erstens spielen die Parteien nicht nur eine Runde, sondern es ist ein sequentielles Spiel mit vielen Zügen. Das ändert die Anreize.

    Zweitens könnte es sein, dass eine gemischte Strategie dann fuer beide besser ist (d.h. Italien tritt aus mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, aber nicht zu 100%; dasselbe gilt fuer die deutsche Unterstützung).

    Ausserdem koennten komplizierte Mechanismen im Spiel sein. Deutschland könnte sich z.B. durch eine (begrenzte) Unterstützung freiwillig erpressbar machen und damit sein Interesse an einer fortbestehenden Mitgliedschaft Italiens signalisieren.

    Antworten
    • Rolf Peter
      Rolf Peter sagte:

      Einige weitere Anmerkungen.

      Macht der Ansatz überhaupt Sinn?

      Warum unterscheiden sich Ergebnis 1 und 2? In beiden Fällen tritt Italien aus und erhält keine Unterstützung. Denn wird angenommen, dass 2 schlechter ist fuer Italien.

      Ausserdem startet das Spiel mit Italien in der EU. Warum ist dann der erste Zug Austritt oder nicht?

      Spielzug 2 sollte Spielzug 1 sein und 3 sollte 2 sein. Dann stellt sich die Frage nach dem Ergebnis, wenn Deutschland keine Hilfe leistet aber Italien nicht austritt. Sagen wir 0 fuer Deutschland (es muss besser sein als Ergebnis 4 fuer D, da es ja nichts zahlt) und -4 fuer Italien.
      In diesem Fall wäre wohl Austritt Italiens und keine Hilfe von D wieder das GG. Ergebnis 4 bleibt pareto-optimal. Was sich also auf der politischen Ebene abspielt ist der Versuch, durch Verhandlungen doch noch eine pareto-optimale Lösung zu erreichen. Das im Artikel dargestellte Spiel schliesst solche Verhandlungen aus.

      Antworten
  6. Alexander
    Alexander sagte:

    Das € Project hat historische Dimension,
    es wird keinem demokratischen Zufall überlassen.

    Deshalb wurden die DEUTSCHEN nie gefragt und haben ALLE anderen
    solange abgestimmt, bis die Legitimation sicher war.
    (Brexit nur wegen Ausstiegsoption engl. £ )

    Italexit zu verhindern setzte die ECB jene Technokratenregierung Monti i.d.Folge Draghi durch.
    Staatsmänner wie Draghi in stolzer Verlegenheit, https://www.bitchute.com/video/EFUMdufPFaOG/
    “We expect you to continue to be the stability that Italy needs.”

    Dieser Regierungswechsel in Italien wird von altgedienten Angehörigen der politischen Institutionen begleitet, Überraschungen ausgeschlossen, die europäische Gemeinschaft steht außer Zweifel von Spieltheorien – man hat das in der anhaltenden Eurokrise + der Pandemie bewiesen wie nun gegen den Erbfeind Russland seine Ziele behalten.

    Ein Italexit ist genauso ausgeschlossen, wie der Natoaustritt eines EU Mitgliedes….das weiter so verschwendet die Arbeitsjahre einer sich nicht mehr erneuernden Gesellschaft. (IT Fertilität 1.24 – 2020)

    Antworten
    • Alliban
      Alliban sagte:

      Die dargestellten Überlegungen stammen aus 2013. Inzwischen haben sich bzw. werden sich m.E. einige Voraussetzungen signifikant ändern. Beispielsweise arbeitet man offenbar intensiv an einer Deindustrialisierung Deutschlands. Der Punkt “Deutsche Exporte nach Italien würden sich verteuern und die deutsche Wirtschaft unter der gestiegenen internationalen Wettbewerbsfähigkeit italienischer Konkurrenten leiden.” wäre dann hinfällig. Weiterhin ist es fragwürdig, wie Deutschland dann zukünftig Italien unterstützen soll, wenn es selber “blank” ist und “bis aufs letzte Hemd ausgezogen ist”. Zweifelsohne profitiert Italien davon, wenn es möglichst viel Geld von anderen einsammelt und sich “aus dem Staub macht”, wenn absehbar nichts mehr zu holen ist. Dass Deutschland mal Unterstützung seitens der EU bekommt, ohne diese selber zu bezahlen, halte ich für eine Illusion.

      Antworten
      • Tom96
        Tom96 sagte:

        @ Aliban
        Die ursprünglichen Italiener habe die Wirtschaftswunder-Deutschen mit ihrer Disziplinmentalität immer bewunderd bzw. als heimliches Vorbild versucht selbst wirtschaftlich umzusetzen siehe die Norditalienischen Familen-Manufakturen, nicht die sendungsbewußten immigrierten.
        Das sich aus dem Staub machen funktioniert nur bei genügend sicherem Schutz der geographischen Lage. Die ist nicht gegeben, die venzianische Flotte ist längst Geschichte, vorher haben nur die “römischen” Gänse laut Legende den Keltensturm gekontert, jedoch die Moslems Italien belagert und zerstückelt siehe Kreuzzüge von Westrom im Exil. Auch geotektonisch stehen die Vulkane unter Dampf und die Kontinentalplatten zwischen Europa und Afrika bleiben massiv tätig.
        Nein Italien und der Vatikanstaat haben sich verkalkuliert, das Ende von Germanien und Bruxelles bedeutet auch deren Untergang und das ist auch richtig, denn für bald zweitausend Jahre Plünderung und Sklaventum kommt jetzt das Jüngste Gericht, genauso wie sich dessen Geschichtenerzähler das ausfabuliert haben in ihren Paradiesreservaten mit Dienerschaften, sehe Gardaseeinvasion der Schwarzen Männer..
        Die Natur ist unser aller Währung und Wirtschaftsgrundlage und das kann kein Gedanke ob bösartig oder wohlsinnend jemals außer Kraft setzen – (Famous Last Words” Tears for Fears https://www.udiscovermusic.jp/wp-content/uploads/2016/10/the-seeds-of-love.jpg )
        Die Wirtschaft wird vor Ort und von den Menschen gemacht.
        Geld aus dem EZB-Tower in Frankfurt – bei Stromausfall, da lachen ja die Hühner!

  7. Zweifler
    Zweifler sagte:

    In der menschlichen Wirklichkeit laufen Entscheidungsprozesse viel komplexer und oft ganz anders ab, als die Mathematiker der Spieltheorie glauben.
    Mathematische Theorien sind Theorien, Entscheidungen vieler menschlicher Gehirne sind Realität.

    Antworten
  8. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Keiner der Spieler weiß, wie sich der andere Spieler im nächsten Zug entscheiden wird. Daher wird kein Spielzug riskiert, bei dem ein Spieler durch den nächsten Zug des anderen schlechter gestellt werden könnte. >

    GENAU das sage ich hier immer wieder:

    Die Menschen wollen KEINEN Austritt aus der Eurozone, weil sie NICHT sicher sein können, dass es ihnen danach NICHT schlechter geht.

    Allerdings nur bis zu dem PUNKT, an dem es ihnen EXTREM schlecht geht und sie DAHER glauben, dass es ihnen auch dann NICHT schlechter gehen KANN, wenn sie austreten.

    Davon ist Italien noch ein Stück weit entfernt, wenn vielleicht auch am nächsten dran.

    >Bei unserem Spiel sollte daher Italien im ersten Spielzug die Eurozone verlassen.>

    Bei DIESEM Spiel, das die Realität NICHT abdeckt.

    >Italien würde von einem Austritt aus der Eurozone durch sinkende Finanzierungskosten und steigende Exporte profitieren.>

    Diese Begründung blendet aus, WAS auch der Fall wäre:

    Es käme zu erheblich HÖHERER Inflation als im verbleibenden Euroraum, weil die Importe TEURER würden (spiegelbildlich zu den steigenden Exporten und damit guter Beschäftigungslage in den Exportbranchen).

    Dies würde als Folge KONTINUIERLICHE Abwertungen der neuen Lira nach sich ziehen.

    Ausländische DIREKTINVESTITIONEN gingen unweigerlich zurück, womit Italien auf längere Sicht in nicht mehr aufzuhaltende Armut versinken würde.

    Antworten
  9. MFK
    MFK sagte:

    Die Target Salden für August 2022 in EURO:

    Italien: – 658,7 Mrd. (- 19 ggü Vormonat)
    Deutschland: 1247 Mrd. (+79 ggü Vormonat)

    Antworten
  10. Bauer
    Bauer sagte:

    bto “Spieltheorie: Italien ge­winnt am meisten, wenn es erst Geld nimmt und dann austritt”

    Das ist keine Theorie! Jeder erfahrene Pokerspieler tut längst dasselbe, es sei denn der andere ‘has a iron on the hip’. Letzteres ist jedoch sicher nicht der Fall, wenn es sich um D handelt.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Bauer

      Beim Poker den Pot gewinnen ist auch total Nazi, sowas macht Deutschland nicht. In Verantwortung gegenüber unserer Geschichte und aus tätiger Reue müssen wir deshalb dafür sorgen, dass Italien gewinnt.

      Hey, Moment mal…

      Antworten
  11. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Undenkbar.

    Die Italiener waren für Deutschland in der Geschichte schon immer höchst zuverlässige und bis zum Schluss treue Partner… ;)

    Antworten
    • ..weico
      ..weico sagte:

      @Richard Ott

      “Die Italiener waren für Deutschland in der Geschichte schon immer höchst zuverlässige und bis zum Schluss treue Partner… ;)”

      Vielleicht klappt es ja nun mit der 68. Nachkriegsregierung Italien’s…..! (Achtung Ironie)

      Antworten
    • der Kater
      der Kater sagte:

      “Die Italiener waren für Deutschland in der Geschichte schon immer höchst zuverlässige und bis zum Schluss treue Partner… ;)”

      … und der Deutschmichl gehorsamst bis zum Ende, und weit darüber hinaus …

      Wer da wohl das lebenstüchtigere Völkchen ist?

      Antworten

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