So ist es: „Der Euro ist fraglos ein Misserfolg“ – und wird die größte Finanzkrise auslösen

wiwo.de bringt ein Interview mit Ashoka Mody, Visiting Professor an der Princeton University, zuvor beim Internationalen Währungsfonds Vize-Direktor für Forschung und Europa zuständig. Er fasst einfach zusammen, was unsere Euro-Elite nicht wahrhaben will und was deshalb leider zum schlechteren seiner beiden Szenarien führen wird, dem chaotischen Zerfall. Hier die Highlights, wobei ich auch ihm nicht in allem zustimme:

  • “Wenn ich mir das Verhältnis von Worten und Taten in Europa ansehe, dann haben wir ein großes Missverhältnis. Das spiegelt die Tatsache wider, dass die Politik in der Eurozone unter extremen Zwängen agiert. Deswegen kommen aus der Politik so viele optimistische Botschaften und so viele leere Begriffe. Politiker verwenden Worte wie Währungsunion, die keine Bedeutung haben. In Europa gibt es eine gemeinsame Währung, mehr nicht.” – bto: So ist es. Vor allem stimmt natürlich, dass mehr gequatscht als gehandelt wird.
  • “Der europäische einheitliche Bankenabwicklungsfonds, der ohnehin schon klein ist im Vergleich zu dem was benötigt wird, soll vom Europäischen Rettungsschirm (ESM) künftig eine Kreditlinie bekommen. (…) Niemand hat sich Gedanken gemacht, was eigentlich passiert, wenn der Fonds das Geld nicht zurückbekommt. Die Annahme ist, dass Kredite gerade billig sind, und man sich keine Sorgen machen muss. (…) Eine gemeinsame Einlagensicherung wird es nie geben. Sie würde bedeuten, dass Länder unbegrenzt Steuergelder versprechen würden. Das wird nicht passieren.” – bto: Oder man denkt, ist doch egal, das zahlen dann die anderen, also überwiegend die Deutschen.
  • Macron kombiniert übertriebene Rhetorik mit Ideen, die in der Praxis keinerlei Bedeutung haben. (…) Und dann benennt er das Ganze noch um in Solidaritätsfonds. (…) Bereits 2012 hat der damalige französische Präsident François Hollande einen Eurozonenhaushalt vorgeschlagen. Merkel hat ihn bei einem Gipfel gefragt, wo das Geld dafür herkommen solle. Hollande antwortete, sie solle das Ganze als Solidaritätsfonds ansehen. Merkel fragte ihn darauf erneut: Und wo soll das Geld herkommen? Damit hatte sich das Thema erledigt.” – bto: Das ist genau meine Kritik an den französischen Ideen gewesen, die in Deutschland von Medien und wohlgesinnten Ökonomen (ich sage nur: Fratzscher) weit verbreitet werden. Es sind Ideen, die den Euro nicht retten, Deutschland aber Milliarden kosten, die vor dem Ende des Euro dann in die anderen Länder fließen.
  • “Ich habe drei Vorschläge, die aus europäischer Sicht sehr radikal sind. Erstens: Schafft die Maastricht-Regeln ab! Sie sind ein völliges Desaster. Die Maastricht-Regeln sind politisch zerstörerisch, weil sie Spannung zwischen den Ländern herstellen. Sie ergeben ökonomisch Sicht keinen Sinn, weil sie die Dinge nur verschlechtern.” – bto: Das geht aber nur, und dazu kommt er gleich, wenn es absolut keinen Bail-out gibt. Und zwar glaubhaft! Die Märkte haben ihn immer angenommen, siehe Griechenland.
  • “Ich komme zu meinem zweiten Vorschlag: Es gibt keine andere Option als automatische Umstrukturierung von Schulden. (…) Die Kritiker behaupteten, dass die Ankündigung einer Insolvenzordnung die Renditen von Staatsanleihen in die Höhe habe schießen lassen. Das war eine völlig falsche Darstellung. Gläubiger verstehen nämlich, dass Schuldner manchmal ihre Schulden nicht bedienen können. (…) Ich halte es für unabdinglich, dass ein Schuldenschnitt automatisch eintreten muss. Da darf kein Entscheidungsspielraum sein. Wenn der ESM darüber beschließt, dann wird das nicht funktionieren.” – bto: Und deshalb wird er niemals kommen.
  • “Die EZB hat das Mandat, für Preisstabilität zu sorgen. Statt nur auf die Inflation zu achten, sollte sie nach meiner Einschätzung genauso auf Arbeitslosigkeit achten.” – bto: und dann? Für Deutschland viel zu locker, für Italien zu straff? Das wissen wir aber schon heute. Und ich denke nicht, dass die EZB noch aggressiver würde, als sie schon ist.
  • “Es gibt ein Szenario mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als null Prozent, in dem Italien aus der Währungsunion herausgedrängt werden könnte. ( bto: und je länger der Zeithorizont, desto größer die Wahrscheinlichkeit) Wenn sich der Welthandel verlangsamt, dann steuert Italien auf eine Rezession zu. Wenn Italien tatsächlich in eine Rezession tritt, dann könnten schlimme Dinge passieren. Die Investoren würden italienische Papier abstoßen, die Renditen würden steigen, die Rezession würde die Renditen noch weiter steigen lassen. Der Euro ist dann zu stark für Italien.” – bto: Vor allem gibt es dann einen politischen Sündenbock, nämlich Deutschland.
  • Wenn Italien insolvent ist, werden auch Italiens Gläubiger insolvent, weil das Land so groß ist. Ich nenne das Domino-Insolvenzen. Die am wenigsten schmerzhafte Lösung wäre dann ein Euro-Austritt Deutschlands.” – bto: So ist es!
  • “Wenn Italien den Euro verlässt, dann würde das eine Krise auslösen von der Größenordnung des Bebens, das wir nach dem Lehman-Bankrott erlebt haben. Wenn Deutschland die Eurozone verlässt, dann wird das für Deutschland sehr schmerzvoll, aber das Land käme damit zurecht. Es wäre teuer, aber das Risiko einer weltweiten Finanzkrise wäre deutlich geringer. Und die Deutschen wären so oder so betroffen. Wenn Italien austritt und es zu einer weltweiten Finanzkrise kommt, würden sie es auch spüren.” – bto: Dann platzt das Märchen vom reichen Land!
  • Der Euro ist ein Misserfolg, das steht völlig außer Frage! Wenn Deutschland dann den Euro nicht verlässt, wird es aufgefordert, so enorme Rettungsbeiträge beizusteuern, dass die Bürger rebellieren werden.” – bto: Das ist natürlich Quatsch. Die deutschen Bürger werden niemals rebellieren. Man wird sie auch weiterhin belügen können wie bisher (Griechenlandrettung ein Gewinn, schwarze Null, reiches Land, …)

Und dann zum Thema Einsichtswilligkeit der Eliten: “Mir sagen EU-Entscheider oft, dass Sie mit meiner Diagnose einverstanden seien, aber die Schwachpunkte gerade reparierten. Und dass dies gelingen werde. Es gibt eine Tendenz zu glauben, dass der Euro künftige Krisen überstehen wird, weil er bisher überlebt hat. Ich gehe aber davon aus, dass die nächste Krise kommen wird, wenn Wirtschaft und Politik schlechter aufgestellt sind als beim vergangenen Mal.” – bto: Ich könnte mir denken, dass die Übersetzung hier nicht optimal ist. “Wenn” ist komisch, besser, wenn die nächste Krise kommt, wird die Politik schlechter … Und so ist es heute bereits!

→ wiwo.de: “Der Euro ist fraglos ein Misserfolg”, 29. Juni 2018

Kommentare (26) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Contumax
    Contumax sagte:

    @Wolfgang Selig
    Zustimmung; es sind nicht die älteren Semester, natürlich nicht.
    Auch Ihre Sicht auf die jungen Erwachsenen teile ich, wenn ich die eigenen Töchter und ihren gleichalten Umgang an Uni und Job (manchesmal mit Sorge) betrachte. Geduld ist nötig – und mitunter Galgenhumor.

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Contumax: Geduld und Galgenhumor sind immer gut. Auch in dieser Hinsicht werde ich die Briten nach dem Brexit vermissen.

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  2. Christian
    Christian sagte:

    [… „Die am wenigsten schmerzhafte Lösung wäre dann ein Euro-Austritt Deutschlands.“ – bto: So ist es!“. Ich bezweifle jedoch, dass dies jemals eintreten wird. Ganz besonders die deutsche Politik wird sich im historischen Rückblick nicht nachsagen lassen wollen, dass sie ein drittes Mal den deutschen Sonderweg gegangen ist und dass dieser enormen Schaden (Schaden ist hier als Sichtweise der anderen Euro-Länder zu verstehen, also in der Form, dass Deutschland kein Geld mehr zur Rettung der Gemeinschaftswährung zur Verfügung gestellt hat) in Europa angerichtet hat. Die (zu Recht) empfundene Verantwortung der deutschen Politik für das Gelingen eines vereinten Europas ist es, die die deutsche Politik moralisch erpressbar macht. Deutschland wird das gescheiterte Projekt namens Euro bis zum bitteren Ende unterstützen, zur Not auch bis zur finanziellen Selbstaufgabe und das wissen die Politiker von kriselnden Euro-Ländern meines Erachtens sehr genau.

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  3. Alexander
    Alexander sagte:

    Hätten die Väter des Euros eine Ahnung vom Wesen unseres Geldsystemes gehabt, hätten sie kein Maastrichtkriterium eingeführt, ebenso wenig wie Schuldenbremsen und Austeritätspolitik gegen Schuldner. Soviel Aufklärung hätte Europa nicht ertragen?

    Sind Schuldner pleite kommen die Gläubiger nicht um einen Schnitt herum. Aber die Gläubiger der institutionellen Anleger sind Greti und Pleti; ich meine damit Zahnersatzversicherungen, Riester-, Rürüpverträge, LV, BUZ, Bausparer und alle übrigen Sparpläne….für was auch immer. Selbst wenn die BRD das ihren Wählern verkaufen kann ist danach die Geschäftsmodelle von der Allianz bis zur Sparkasse tot. Vertrauen und Illusion dürfen nicht in Frage stehen.

    Tritt die BRD aus dem Euro aus, zerstört die Aufwertung einer D-Mark Illusion die Exportkapazität und schickt Greti & Pleti zum Stempeln ins Amt. Dagegen war 1993 (vgl. Soros) eine billige Nummer, denn wir holen über Nacht die Aufwertung von 20 Jahren nach.

    Selbst wenn die politischen Entscheider heute Ahnung vom Geld hätten sind sie gezwungen die Probleme nach den Vorschlägen von Herrn Stöcker zu lösen = monetär. Das verlorene Geld muss ersetzt werden um die Illusion zu retten; d.h. Schuldenschnitt + Rettung mit Gegenbuchung in ewige Laufzeit. Das Vertrauen stirbt dann binnen Monaten, wenn eilige Kluge sofort zuschlagen mit ihren LV-Auszahlungen.

    Selbstverständlich ist das sehr infektiös und wird sich durch alle Wirtschaftsbereiche ausbreiten, wie das bei Metastasen im Endstadium üblich ist.

    Antworten
    • SB
      SB sagte:

      @Alexander: “Selbst wenn die politischen Entscheider heute Ahnung vom Geld hätten sind sie gezwungen die Probleme nach den Vorschlägen von Herrn Stöcker zu lösen = monetär.”

      Machen “unsere Eliten” ja schon. Die Maßnahmen der EZB sind ein Teil davon, die illegale Einwanderung ein anderer. Hier bekommen zwar nicht 80 Mio Bürger monatlich 100 Euro, wie von Herrn Stöcker vorgeschlagen. Dafür werden aktuell für mindestens 2 Mio Zugewanderte jeden Monat mindestens 1.000 Euro und zwar je Monat (!) spendiert. So verdeckt man die Hekikoptergeld-Aktion perfekt und die Gefahr, dass die Maßnahme zu einem Vertrauensverlust ins Geld führt (anders als bei Auszahlung an die Bürger), ist gleich null.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ SB

        20Mrd.€ pro Jahr von Berlin für Sozialmigration sind nichts in Relation zu
        60Mrd.€ monatlich für Anleihekäufe durch die EZB.

        Solange das dt. Premiumautowunder anhielt, war ich mir sicher, dass nichts passieren würde. Wenn sich das Problem nicht schnell verflüchtigt und die BRD nicht wieder volltrunken weiterfahren darf, darf man sich auf das Marktverhalten freuen…..Pferde die nicht saufen, treten zuweilen gemein nach hinten aus.

        “Kauf, Du Sau” – https://www.youtube.com/watch?v=8mgbOwXwiaQ

    • Ommmmmm
      Ommmmmm sagte:

      wer sind denn die wirklichen Väter des Euros ?
      Ist das nicht vielmehr die Finanzelite welche Merkel für diese Aufgabe erzogen haben und ihr soufflieren ? Was ist wenn das alles zum großen Plan des GrandChessboard , des Hooton-Plan, des YINON-Plan gehört ? Und wir Deutschen mitsamt den hngrigen Eu-Ländern einfach nur per Hütchenspiel ausgetrickst wurden – für diese Psychpathen Wahnidee die man uns als New World Order verkauft ? Alte Pläne in neuem Geschenkpapier für Dummies?
      Wir sitzen sowas in der Klemme da erübrigen sich Detaildiskussionen.

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    • Alex
      Alex sagte:

      Sie sagen da eine interessante Sache für dich ich 2 Links bereitstelle. Die D-Mark stand und steht immer wieder unter Aufwertungsdruck.

      Beispiele von der Stützung des US-Dollars mit der D-Mark
      https://www.bundesbank.de/Redaktion/EN/Topics/2013/2013_10_14_end_of_bretton_w
      Eine grobe Replik der immerwährenden Aufwertung der D-Mark (leider keine ausreichend valide Quelle gefunden)
      http://www.fxmarkets.de/basics/dmark.htm

      Deutschland mit einer eigenen Währung müsste ähnlich wie die Schweiz oder Japan agieren um eine Deindustrialisierung zu verhindern. Die schwäbische Hausfrau und der deutsche Sparer würden die deutsche Bundesbank verfluchen. Auch die Austrians/Hayekians/Neoklassiker in der deutschen Ökonomenzunft die auf die EZB schimpfen könnten dann zwischen schöpferischer Zerstörung (Volksaufstand) oder Quantitative Easing entscheiden. Und bitte nicht vergessen die Schuldenbremse sollte doch bitte gewahrt bleiben.

      Ich stelle es mir schon bildlich vor. Nachdem all diese verschachtelten und teilweise vom Staat geförderten Versicherungen zusammenbrechen steigt die Sparneigung (Vorsorge-Problem) rapide an und dieses Geld benötigt einen neuen Ort. Aktien und ihre sonstige Produkte (ETF, Fonds) haben es nun mit neuen Überbewertungen zu tun. Nur Staatsanleihen sind kaum gefragt, da der Staat eine Schuldenbremse hat. Wie hoch ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit das dieses Geld ins Ausland wandert, weil in Deutschland jeder spart?

      Die USA könnten über Ihre 401k ganz langsam als Beispiel dienen was noch im Vorsorge-Versicherungs-Renten-Chaos auf andere Länder zukommt.

      @SB
      Die finanziellen Leistungen an Flüchtlinge/Asylbewerber/Schutzbedürftige werden ganz normal von Bund, Ländern und Kommunen finanziert und da der Staat einen Überschuss erzielt ist das definitiv kein Helikoptergeld. Man könnte Fehlallokation vorwerfen, aber die Folgen von Deprivation (ohne Hilfsleistungen) könnte zu vermehrter Kriminalität führen.

      Antworten
      • Axel Jung
        Axel Jung sagte:

        Das “Vorsorge-Problem” kann über privates Sparen nur dann gelöst werden, wenn es auch wen gibt, der bereit ist, nicht zu sparen, sondern sich zu verschulden UND das aufgenommene Geld in produktive Verwendung leitet. Das ist heute aber nicht der Fall: es gibt erstens zu wenige Verschuldungswillige/-fähige (Staat hat eine Schuldenbremse, private Haushalte sparen traditionell sowieso, selbst der Unternehmenssektor ist heute zum Nettosparer mutiert, Ausland ist bzw.kommt bald an eine Verschuldungsgrenze) und zweitens existieren ganz offensichtlich auch keine Ideen für eine produktive Verwendung.
        In einer solchen Konstellation MUSS private Vorsorge scheitern, weil die realen Vermögenswerte, die ihr eigentlich unterliegen sollten, nicht geschaffen wurden. Alles ist fiktiv – und damit wertlos.

      • Alex
        Alex sagte:

        Es gibt eine Möglichkeit. Die USA ist ein leuchtendes Beispiel. Die Privaten (eher die unteren Dezile der Bevölkerung) werden förmlich in die Verschuldung gedrängt und zusätzlich lebt ein Teil der Welt davon. Ob das alles produktiv/werthaltig ist scheint den Firmen nicht wichtig genug zu sein, solange die Kasse stimmt.

        Deswegen übrigens nochmal mit den 401k in den USA und der Versorgung von Menschen ohne jegliche private Vorsorge. Das könnte dort sehr viel hässlicher werden.
        3. Links um die Sparquote
        https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Sectoral_Financial_Balances_in_U.S._Economy.png
        https://fred.stlouisfed.org/series/PSAVERT
        https://www.nzz.ch/wirtschaft/die-amerikaner-wollen-nicht-sparen-ld.1326453

        Als Gedankenexperiment: Was würde bei einer Sparneigung ähnlich Deutschlands in den USA und Global geschehen (nachträglich soll auch die verlorene Sparquote eingeholt werden). Der Staat fängt zusätzlich mit einer aufgesetzten Schuldenbremse an wie die Republikaner es eigentlich von den Demokraten verlangten.

        Ich höre jetzt schon vom weiten: Strukturreformen. Der Heilsbringer im goldenen Gewand. Die Diskussion ist beendet. Würde doch der doofe Staat mir als Unternehmer Investitionsmöglichkeiten bieten. Outsourcing vom feinsten. Ich nenne es auch gerne “Blame Game”.

        Nun der Staat soll kein Interesse am Markt haben und sich bitte nicht einmischen. Die Unternehmen sollen Vermögenswerte schaffen wie es vom Markt herbeigesehnt wird. Und ich als Privater profitiere davon das Unternehmer so wohlwollend sind und ihre Vermögenswerte teilen.

  4. Marco
    Marco sagte:

    Da ich auch von einem Zerfall des Euros zu meinen Lebzeiten ausgehe: Wie am besten drauf vorbereiten? Ok, Diversifikation etc. Aber da wir wahrscheinlich ordentlich aufwerten werden mit der “neuen Mark” (wenn sich der Sturm ein wenig legt), fällt es mir schwer, die richtigen globalen Diversifikationen zu bestimmen.
    Vielleicht hat einer der Mitlesenden Ideen dazu

    Antworten
    • Thomas
      Thomas sagte:

      >”richtigen globalen Diversifikationen”

      Zu dem Thema gibt es 1.000 Artikel und Bücher und ebenso viele Meinungen und Sichtweisen. Herr Stelter hat in seinem Buch Eiszeit am Ende einen ersten Ausblick, wie man diversifizieren kann.

      Die zwei Hauptprobleme: 1. Vieles ist nach historischen Maßstäben aktuell teuer/überbewertet (Aktien, Immobilien, Anleihen). 2. Bei der globalen Diversifikation kommen die nicht zu unterschätzenden Währungsschwankungen hinzu.

      Der einzig einfache Ansatz ist der monatliche Sparplan (Stichwort: Cost Averaging), sofern man noch 2-3 Jahrzehnte hat, bis man sein Gespartes benötigt. Aber auch das ist keine Garantie für Erfolg.

      Die Allokation ist eine Wissenschaft für sich. Da gibt es leider keine einfachen Antworten. Im Zweifel immer zeitlich und inhaltlich streuen. Alles andere erfordert einen tiefen Einstieg mit fraglichem Ergebnis.

      Leichter ist hingegen zu sagen, was man nicht tun sollte: Seine Euro-Ersparnisse *jetzt* komplett gegen Gold *oder* Aktien *oder* Immobilien eintauschen und dann laufen lassen. Das kann klappen, kann aber auch locker einen Verlust von >50% innerhalb von einem Jahr bedeuten. Wäre nicht das erste Mal in den letzten 20 Jahren und mit Blick auf die Bewertungen, die Dauer des Bullenmarktes und das Leveraging ist die Korrektur eigentlich fällig.

      Antworten
      • Contumax
        Contumax sagte:

        “Der einzig einfache Ansatz…” führt (bestenfalls) zu einem Euro-Guthaben.
        Der durchschnittliche EU-Bewohner erhält sein Gehalt in Euro ausgezahlt. Ebenso seine Rente und seine betriebliche Altersversorgung. “Diversifikation” ist für ihn ein Fremdwort.
        Der EU-Bewohner muß ein wahrer Optimist sein, wenn er nicht einen Großteil seiner Ersparnisse in “überteuerten” Alphabet-, Facebook- und Amazon-Aktien und diversen Standardwerten auch aus Großbritannien, Dänemark, Schweiz und Norwegen hält. Und in Gold (kein Kontrahentenrisiko).

      • Thomas
        Thomas sagte:

        @Contumax: Mit Sparplan meinte ich nicht Euro-Sparbuch, sondern das regelmäßige Sparen in die zuvor benannten Assets, um in der Konsequenz weniger bei Überbewertungen und mehr bei Unterbewertungen zu erwerben und sich ansonsten nicht kümmern und verrückt machen zu lassen.

        Nach erneutem Lesen sehe ich, dass ich das wohl gedacht, aber nicht geschrieben hatte.

        Mit Blick auf die deutsche Sparmentalität würde ich festhalten: kurzfristig risikoavers, langfristig pessimistisch… deswegen ist alles außer Euro-Renten-Produkte wohl nix für die breite Masse.

      • Contumax
        Contumax sagte:

        @Thomas
        “… alles außer Euro-Renten-Produkte wohl nix für die breite Masse.”
        Das trifft es (leider) genau. Obwohl – manchmal wird doch der eine oder andere nachdenklich.
        Beispiel: ein guter Freund, seit seiner Jugend ausschließlich in Festgeld und Rentenfonds investiert, seit langem selbständig und inzwischen vermögend, stellte seit zwei Jahren viele Fragen zum Thema Aktien. Seitdem schichtet er vorsichtig um – bisher mit gutem Erfolg. Seine langjährig geübte Geduld und sein unternehmerischer Sinn scheinen sich ein weiteres mal zu bewähren.

      • Thomas
        Thomas sagte:

        @Contumax: Das dürfte seiner Mentalität dann auch eher entgegen kommen: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

  5. Johannes
    Johannes sagte:

    “bto: Das ist natürlich Quatsch. Die deutschen Bürger werden niemals rebellieren.”

    Sehe ich etwas anders: in Deutschland hat die “Rebellion” begonnen. Nicht so wie in Frankreich, wo die Bauern und Fernfahrer mal Autobahnen oder sonstiges blockieren. In Deutschland laufen Rebellionen organisierter ab. ca. 15 – 17 % der Wähler “rebellieren” bereits und es wird spannend, wieviele es diesen Herbst in Hessen und Bayern werden. Und erzeit arbeiten die schon länger etablierten Parteien mit Hochdruck daran, dass der Anteil der “Rebellen” steigt.

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Johannes: 100% Zustimmung und @Hr. Dr. Stelter: Deutlichster Widerspruch!

      Eine “Rebellion” in Deutschland ist um Lichtjahre gefährlicher als in Frankreich oder Italien, wo die Leute bei angekündigten politischen Maßnahmen, die unangenehm sind, sofort in Massen auf die Straße gehen. In diesen Ländern kommt der Protest wie ein Eimer kaltes Wasser, der vom Balkon geschüttet wird. Man wird unmittelbar nass, aber es ist auch gleich wieder vorbei und nicht allzu gefährlich. Kommt immer mal wieder vor, bringt keinen um.

      Bei uns kommt das eher wie eine Sturmflut an der Nordsee: sehr selten, ziemlich langsam, aber unaufhaltsam, und mit einem ganz anderen Gefahrenpotential.

      Beispiel gefällig? Die Reaktion des deutschen Volkes auf die Reparationen nach dem Versailler Vertrag aufgrund des verlorenen 1. Weltkrieges. Es dauerte vom Kriegsende 1918 fast 15 Jahre bis 1933 die Nazis an die Macht kamen und dann war die Katastophe perfekt. Aus gutem Grund hat man nach dem 2. Weltkrieg auf Seiten der Siegermächte auf eine ähnliche Reparationskonstruktion verzichtet. Das wäre beim Zerfall der Eurozone wohl nicht möglich, da die Forderungen ja schon entstanden sind und nicht werthaltig sind.

      Wenn wir heute in relativ harmlosen Zeiten 13 % AFD bei der Bundestagswahl haben (und laut aktuellen Umfragen schon eher 16 %), möchte ich nicht wissen, wie hoch die Quote ist, wenn die Arbeitslosigkeit mal richtig hoch schnellt und die Inflation gleich noch auf zweistellige Werte dazu. Und wenn Sie dann mal bundesweit 30 oder 40 % AFD-Ergebnisse haben (in manchen ostdeutschen Gemeinden hat man das jetzt schon), dann können wir froh sein, wenn beim Zerfall der Eurozone die Verluste im Bundeshaushalt oder bei der Bundesbank einfach nur abgeschrieben werden und kein wütender Mob auf die Idee kommt, sich dafür Kompensation aus den Schuldnerländnern (italienisches Gold, griechische Kunstwerke, etc.) mit Gewalt oder Drohungen zu holen oder z.B. die geduldeten Asylbewerber als finanzielles Hauptproblem zu sehen.

      Panikmache? Vielleicht. Aber die Enttäuschung gutgläubiger Wähler, die nach 35 Jahren Einzahlung in ihre Kapitallebensversicherung mit der Endsumme noch ein Elektrofahrrad kaufen können, wird grenzenlos sein. Und jetzt reden wir noch nicht von durchgängig bewaffneten verbeamteten Polizisten und Berufssoldaten, deren gesetzlich gesicherter Pensionsanspruch in seiner Kaufkraft gefährdet ist. Und wer auch immer dann von den Boulevardmedien oder den Parteien links oder rechts außen zum Sündenbock gestempelt werden wird – wir alle werden nichts zu lachen haben, wenn das aus dem Ruder läuft.

      Daher kann ich vor der Einstellung “die Deutschen rebellieren eh nie” nur dringenst warnen. Da die Eurozone vermutlich nicht geplant schleichend, sondern eher ungeplant, zumindest aber rapide zerfallen wird, wird die Mehrheit der deutschen Bevölkerung auf dem völlig falschen Fuß erwischt werden. Nur die allerwenigsten beschäftigen sich mit den Problemen, die wir hier auf diesem Blog wälzen, wirklich. Für die meisten sind das abstrakte, weit weg befindliche Theoriediskussionen, die sie erst in ihr eigenes Leben übersetzen, wenn es bei ihren Lebensmittelkäufen oder an ihrer Tankstelle zu Problemen kommt. Aber dann hat die Politik fast keinen Handlungsspielraum mehr.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Wolfgang Selig
        >Eine „Rebellion“ in Deutschland ist um Lichtjahre gefährlicher als in Frankreich oder Italien

        Vergessen sie es. Auch hier sind alle Energien längst aufgezehrt, die Masse ist ohne Potential (vgl. Essay Sloterdijk v. 2000, Verachtung der Massen), der Mythos täuscht.

        Potential stellen die Unterkünfte von Schutzsuchenden dar, wenn die Security um Hilfe ruft und die Polizei mit >20 Einsatzfahrzeugen anrücken muss um schwangere Frauen zu beruhigen – wg. der Taschengeldauszahlung, ist Tatsache.

        Niemand in der BRD riskiert nichts mehr, weil alle wissen, dass der Staat dann erbarmungslos wird. Ernst Jünger hat das im “Waldgang” schon benannt.

        Im Gegenteil warten alle darauf, dass irgendwer was macht, z.B.
        >durchgängig bewaffneten verbeamteten Polizisten und Berufssoldaten

        Wenn die Masse den Mut findet + per Wahl entgegen der Deutungshoheit der Medien vielleicht Populisten an die Macht wählt, ist alles längst vorbei.

        Jede legitime Regierung tritt in die Verbindlichkeiten ihrer Vorgänger und hat die Rechtsstaatlichkeit zu respektieren. Zwar kann man einen Minister inhaftieren, aber keine Fehlentscheidungen mehr rückgängig machen.

        Das europäische Rührei trennt niemand mehr zurück in die Schale.
        Das Geld ist ja nicht weg, es hat nur jemand anderes und wir haben alle mit gemacht.

      • markus45
        markus45 sagte:

        Das mit der Flut mag stimmen. Aber europäischen Nachbarn was gewaltsam wegnehmen halte ich (glücklicherweise!!!) für völlig utopisch. Wir sind eine Rentokratie.

      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Alexander und markus45: ich hoffe, Sie haben Recht. Rentokratie ist übrigens ein schönes Wort. Europäisches Rührei finde ich zwar als Begriff etwas despektierlich, aber ich glaube, Sie meinen es nur bildlich. Dennoch bin ich mir bzgl. meiner Sündenbocktheorie nicht sicher. Die Nazis haben sich auch von Sinti und Roma über Juden bis zu Schwulen Sündenböcke rausgesucht, die seit Generationen bzw. schon immer im Lande waren und nicht am verlorenen WK I schuld waren. Der War-Index nach Heinsson in Deutschland ist zwar seither gefallen, aber ich würde das Risiko dennoch nicht unterschätzen. Wer als Nation in vermeintlich friedlichen Zeiten RAF und NSU hervorbringt, macht mir bei einem Währungscrash schon noch ein paar Sorgen.

      • Contumax
        Contumax sagte:

        Einen wütenden Mob von dreiundsechzigjährigen verrenteten Selbstoptimierern in feinstaubarmen Hybrid-SUVs versuche ich mir gerade vorzustellen. Das wird furchtbar. – Ironie aus. Bitte verzeihen Sie, Herr Selig, den Ausbruch von Polemik, die Ihrem differenzierten Kommentar nicht angemessen ist. Aber wenn ich mir die mit der Buchung von Kreuzfahrttörns und Australien-Rundreisen beschäftigten Frührentner betrachte, und deren leere Blicke, wenn Themen wie australische Migrationspolitik, grüne Energiewende und – ja, diese Griechenlandrettung anklingen. Man nickt, schimpft und vergißt es sofort. Sie werden hochschrecken, wenn in eiskalter Januarnacht der fehlende Grünstrom zum Energiecrash beiträgt, aber bis sie fußläufig den nächstgelegenen Discounter erreichen, werden – migrationsgestählte – Inkludierende längst die blockierenden Glastüren “geöffnet” und die Regale fachgerecht geräumt haben.

        Notabene:
        NRW: Innenminister Reul will das Mitführen von Messern verbieten lassen (WZ.de)
        Die Politik hat durchaus Handlungsspielraum und baut vor.

      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Contumax: Mir gefällt Ihr Humor, denn er trifft haargenau! Die 63jährigen sind ehrlich gesagt nicht so meine Sorge. Trotz demographischer Probleme haben wir auch noch jüngere Leute. Zwar zu wenige, aber wir haben noch welche. Und die sind eher noch ahnungsloser als die 63jährigen, die sich wenigstens noch mit Politik und Finanzen teilweise beschäftigen; die 25jährigen halten sich da noch völlig raus…

        Wir werden sehen, wer recht hat. Vermutlich schon im kommenden Jahrzehnt.

  6. Johannes
    Johannes sagte:

    “bto: Das ist natürlich Quatsch. Die deutschen Bürger werden niemals rebellieren.”

    Ich denke, die “Rebellion” hat in Deutschland bereits begonnen. Nicht wie z.B. die Franzosen rebellieren, sondern wie es für unser Land eher typisch ist. Bislang rebellieren ca. 15 – 17 % der pot. Wähler in Deutschland. Im Herbst werden in Hessen und Bayern womöglich noch mehr “rebellieren”. Und 2019 werden sich in Ostdeutschland weitere spannende Möglichkeiten zur “Rebellion” ergeben.

    Das Problem bei “Rebellionen” ist aber leider häufig das überschießende Momentum der Rebellen sowie ihre Unerfahrenheit in der Übernahme politischer Verantwortung. Im Gegenzug beleben Rebellen die Debatte, treiben die Alteingesessenen vor sich hin und führen so u.a. zur Transparenz. Alles in allem denke ich, ist die “Rebellion” in Deutschland bereits im Gang und sie wird nach Lage der Dinge an Fahrt gewinnen. Wie es weitergeht wird sich zeigen; die Ungewissheit ist mit auf dieser Reise.

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