Hans-Werner Sinn: Drucken oder Umverteilen

Hans-Werner Sinn erläutert in der FINANZ und WIRTSCHAFT das Dilemma der EZB. Gestern haben wir ja meinen Handelsblatt-Kommentar zu den Schlussfolgerungen der Geld- und Schuldenpolitik diskutiert. Nun das Gesamtbild:

  • “Bislang hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Probleme der Eurozone mit Geld zugeschüttet. Da das in der Inflation nicht mehr geht, hat sie nun ein neues Antifragmentierungsinstrument entwickelt, dessen Aufgabe es ist, hoch verschuldete Länder vor Zins-Spreads im Vergleich zu anderen, weniger verschuldeten Ländern zu schützen.” – bto: Und wie wir nun schon wissen, hat sie bereits so gehandelt und sich über die eigenen Kriterien hinweggesetzt.
  • “Das ist sehr problematisch, weil Zins-Spreads zu einem funktionierenden Kapitalmarkt und zu einer funktionierenden Föderation gehören. (…) Wenn sich ein Staat über Gebühr verschuldet, steigt seine Konkursgefahr, die Anleger verlangen zur Kompensation höhere Zinsen, und die höheren Zinsen veranlassen den Staat, die Kreditaufnahme zu verringern. Dadurch werden Schuldenexzesse automatisch verhindert.” – bto: Das stimmt so nur theoretisch. In der Praxis hat es oft nicht so funktioniert.
  • “Die Reduktion der Zinsunterschiede bedeutet faktisch eine fiskalische Subventionierung der Kreditaufnahme hoch verschuldeter Länder zulasten der weniger verschuldeten, die nun höhere nominale und effektive Zinslasten zu tragen haben. Die Proteste der Steuerzahler und der Verfassungsgerichte der belasteten Länder sind damit programmiert.” – bto: Ebenso programmiert ist, dass es vor Gericht nicht scheitert. Und die Bürger, namentlich in Deutschland, lassen sich gerne für die gute Sache belasten bzw. verstehen es einfach nicht.
  • “Die Zeiten, während deren die EZB den Ländern auf dem Wege über ihre Aufkaufprogramme frisch gedrucktes Geld zur Verfügung stellen konnte, ohne irgendwo Entzugseffekte zu erzeugen, sind definitiv vorbei. Druckt sie zum Zweck der Staatsfinanzierung neues Geld, enteignet sie die Geldhalter der Eurozone durch Inflation, und wendet sie ihr Antifragmentierungsinstrument an, verteilt sie die Haushaltsmittel der Staaten um.” – bto: Vor allem erzwingt die EZB so eine Fiskalunion.
  • “Die Staatsfinanzierung mit der Druckerpresse war während der Abfolge der Eurokrisen seit der Lehman-Krise im Jahr 2008 der hauptsächliche Treiber der Geldmengenausweitung. Nicht weniger als 83% des gesamten Überhangs an Zentralbankgeld relativ zur Wirtschaftsleistung der Eurozone, der seit dem Sommer 2008 geschaffen wurde, immerhin 5,3 Bio. €, entstanden durch den Aufkauf von Staatspapieren. Das Geld schuf Ruhe und Vertrauen unter den Anlegern, doch genau deshalb regte es die Staaten an, sich unter Missachtung sämtlicher Schuldenschranken des Eurosystems immer weiter zu verschulden. Die Verschuldung belebte die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und hielt die Arbeitslosigkeit in Schach. Inflationäre Sekundäreffekte durch eine Ausweitung des Kreditangebots der Banken unterblieben, weil das neu in Umlauf gekommene Geld von den Banken und von Privatleuten gehortet wurde.” – bto: weshalb es eben nicht zu der Inflation kam und viele behaupten können, dass die Geldmenge irrelevant ist.
  • “In der Stagflation funktioniert die Staatsfinanzierung mit der Druckerpresse nicht mehr, weil sie die Inflation nur noch weiter befeuern und das um ihre Ersparnisse fürchtende Bürgertum in Aufruhr versetzen würde. Die Bonität der überschuldeten Staaten und Finanzsysteme lässt sich heute nur noch durch internationale fiskalische Hilfsprogramme sichern, die mit Steuern statt Schulden finanziert werden. Der Widerstand der Bürger gegen eine solche Lösung ist jedoch nicht minder gross. Auch das Fragmentierungsinstrument der EZB ist ein solches Hilfsprogramm, weil es zu Umverteilungseffekten zwischen den Staatsbudgets kommt.” – bto: Wo sieht Prof. Sinn Widerstand? Der Bundestag hat den Wiederaufbaufonds durchgewunken, niemand hat es interessiert. Und in Zukunft wird die EU der große Schuldner. Alles kein Problem.
  • “Damit steht die EZB vor einem Dilemma. Will sie den bedrängten Staaten weiterhin bei der Verschuldung helfen, muss sie sich entscheiden. Sie kann den Staaten die benötigten Ressourcen über eine Verdrängungsinflation zulasten des Vermögens der Geldhalter besorgen, oder sie kann einigen Staaten die benötigten Ressourcen zulasten anderer Staaten verschaffen. Die Zeit des Free Lunch auf dem Wege einer inflationsfreien Bedienung der Druckerpressen ist vorbei, weil sich die Wirtschaftstätigkeit in einer Stagflation nicht mehr über eine keynesianische Nachfragepolitik stimulieren lässt.” – bto: Ich denke, die EZB wird beides machen.
  • “Die Inflation würde man der EZB anlasten. Die Umverteilung zwischen den Staaten aufgrund des Antifragmentierungsintruments würde bei den Geschädigten zu Proteststürmen führen und heftige juristische Konsequenzen mit sich bringen. Nichts zu tun, würde die Kapitalmärkte in Aufruhr versetzen. Die EZB steht vor einer Zerreissprobe, von der man nicht weiss, wie sie sie überstehen kann.” – bto: Das sehe ich ganz anders. Es gibt keine Proteste, weil die Bürger es nicht verstehen. Die, die dagegen sind, werden sofort in die rechte Ecke geschoben. Und die Politiker, die eigentlich die Interessen des Landes vertreten sollten, tun genau dies nicht.

fuw.ch:„Das Ende des Free Lunch“, 10. August 2022

Kommentare (67) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    @ jobi

    Prof. Sinn:

    “Das ist sehr problematisch, weil Zins-Spreads zu einem funktionierenden Kapitalmarkt und zu einer funktionierenden Föderation gehören. (…)”

    Ich dazu:

    “Das ist FALSCH.

    Denn eine funktionierende Föderation NUR dann ÜBERLEBEN kann, wenn es keine bzw. nur geringe Zins-Spreads gibt und DAHER dafür gesorgt werden muss, dass es sie gibt, wenn man die Föderation am Überleben halten will, gehören Zins-Spreads NICHT zu einem funktionierenden Kapitalmarkt.”

    Sie:

    “Die Aussage ist falsch, allerdings aus einem anderen Grund:

    Der Finanzmarkt verträgt keine Zins-Spreads, weil das Volumen italienischer Staatstitel, die im Repomarkt als Sicherheiten dienen, nach “whatever it takes” inzwischen doppelt so hoch ist wie der Anteil der Bundesanleihen.”

    Ich verstehe Ihre Aussage nicht.

    1. WIDERSPRECHEN Sie meiner Begründung, dass Prof. Sinn falsch liegt, weil NUR Ihre Auffassung richtig ist

    oder

    haben Sie nur eine ANDERE Sicht auf das Problem, mit der Sie AUCH feststellen, dass die Sicht von Prof. Sinn falsch ist?

    Anmerkung, nebenbei:

    Philipp Heimberger hat im Handelsblatt – ausdrücklich und namentlich gegen Dr. Stelter argumentierend – FÜR die EZB-Käufe italienischer Anleihen ausgesprochen, weil „Deutschland einen unverdienten Vorteil“ habe und die EZB dazu beitrage, „strukturelle Vor- und Nacheile im Euro-Raum auszugleichen“.

    Keine Diskussionen hier, ob der Vorteil, den wir haben, UNVERDIENT ist oder nicht.

    Ja, die EZB gleicht STURKTURELLE Verwerfungen aus.

    MUSS sie das – ist es ihre AUFGABE?

    Nein, es wäre eine POLITISCHE.

    Wenn die Politik aber UNFÄHIG ist, den strukturbedingten Verfall der Eurozone/EU aufzuhalten, dann MUSS sie es tun, weil es keine andere Institution kann – WENN man den Verfall verhindern will.

    Heimberger nimmt damit meine Position ein, d. h. er akzeptiert wie ich die Prämisse, dass die EZB die Stabilität von Eurozone/EU sichert.

    Das hat übrigens auch Prof. Huber im letzten Podcast gesagt.

    2. Ihre Auffassung

    Ich verstehe nicht, was es heißen soll, der „Finanzmarkt VERTRÄGTE NICHT“.

    Ihre Begründung, dass das VOLUMEN italienischer Staatsanleihen im Repro-Markt doppelt so hoch ist wie der Anteil der Bundesanleihen, ist nachvollziehbar.

    Warum ist das so?

    WEIL die EZB eingegriffen hat mit KÄUFEN italienische Staatsanleihen über dem Kapitalschlüssel hinaus, diese damit als SICHER bewertet werden und Italien aufgrund der durch die EZB niedrig gehaltenen Zinskosten mehr Anleihen ausgeben kann, als sie es ohne dies Käufe könnte.

    NICHT sichere italienische Anleihen, die aufgrund der EZB-Käufe als sicher GELTEN, sind eine gute Sicherheit für die Märkte.

    Wenn ich mit dieser Erklärung richtig liege, dann kann sich Prof. Sinn bestätigt fühlen.

    Was ist Ihre Erklärung, wenn mein falsch sein sollte?

    Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      @D.Tischer

      Nur soviel:
      Meine Absicht war, darauf hinzuweisen, dass es sich bei den Maßnahmen der EZB mehr und mehr um Feuerwehrmassnahmen gegen akute Probleme handelt, die einen unverzüglichen Handlungsbedarf auslösen und deren Ursache in früheren Eingriffen zu suchen ist.

      Die EZB ist gefangen in einer Interventionsspirale, die sich immer schneller drehen muss.

      Die Diskussion tut aber immer noch so, als hätten wir funktionierende Märkte oder als gäbe es Möglichkeiten, den fortschreitenden Kontrollverlust aufzuhalten.

      Und natürlich findet sich zu jeder Eskalationsstufe eine schlüssig begründete Rechtfertigung.

      Viel dringender wäre eine Diskussion darüber, wie eine geordnete Insolvenz des Eurosystems aussehen könnte.

      Antworten
  2. Alexander
    Alexander sagte:

    H.W.Sinn:
    “Geschädigten zu Proteststürmen”

    Jeder weis, dass die EU Titanic nicht durch Proteste untergeht.

    Geschädigte gibt es auch nicht wegen Europa sondern wegen der Themen,
    die weder Sinn noch Stelter zu thematisieren wagen. Dabei bewirkten Proteststürme im Winter/Frühjahr 2022 das Ende von Impfgesetzgebung und H.W.Sinn stand wie Stelter auf der falschen Seite der Geschichte, evidenter Beweis sind Inzidenzen weltweit…. https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit/

    Heiße Auseinandersetzungen hätte man haben können, bei Verabschiedung der Injektionspflicht – und nur wenige wie Gysi oder Kubicki erkannten das.

    Heiße Auseinandersetzungen kann Berlin jederzeit haben, wenn man einer unverständigen Mehrheit nun mit Preiserhöhungen kommt, die jedes normale Budget sprengen. Die aktuell geringe Arbeitsmotivation mit Hang zum Krankenstand ist Grundlage für mehr …..die Grenzen zwischen Krankheit, Kurzarbeit, Betriebsschließung sind fließend und alles billiger als orbaiden…..

    Falls Berlin den Winter überlebt ,
    sieht man sich in einer noch schlimmeren Krise und noch schlechteren Umständen wieder.

    Es gibt keinen Ausweg mehr, Berlin sucht den Konflikt.

    Energiekrise: Es wird immer krasser! Marktgeflüster
    youtu.be/ku9T4ihv5y4

    Antworten
  3. JürgenP
    JürgenP sagte:

    Komol 13:58

    „Es nützt nix zu kritisieren, wir brauchen Lösungsvorschläge für das Gesamtsystem“.

    OK, sehr guter Vorschlag.

    1. Wie grenzt sich das zu betrachtende Gesamtsystem ab gegen Umsysteme ab?

    2. Wie wird das Ziel geklärt, das durch Lösungen erreicht werden?

    3. Wie werden Lösungen in Bezug auf das dann geklärte Gesamtsystem entwickelt – Methode?

    4. Wie werden Lösungen in die Tat umgesetzt – Strategie?

    5. Wann wird überprüft, ob Lösungen tatsächlich zum gewünschten Erfolg führen?

    Um Sie ein wenig auf die Spur zu führen, nehme ich Ihre Idee der „europaweit zusammenwachsenden, supervernetzen sich selbststeuernden Fabriken“ auf. Welches Kernproblem (der Lenkung zum gewünschten Ziel der Vernetzung und Selbststeuerung hin) steht einer solchen Entwicklung entgegen?

    Und: ist das Kernproblem lösbar? Wenn ja, wie? Wenn nein, was dann?

    Antworten
    • PW
      PW sagte:

      @JürgenP
      Komol hat einen Witz gemacht.

      Er schreibt davon planwirtschaftlich mit IuK-Innovation aus den Problemen durch Produktion herauszuwachsen. Es ist ein Witz!;-)

      Antworten
      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        @PW Schade, nur ein Witz … hätte ja interessant werden können, denn es sind ja nur ein paar einfache Fragen zu klären für eine “Lösung”. Auch Prof. Huber hat sicherlich nur Witze gerissen am letzten Sonntag, als er von der >Zukunft< unseres "Geldsystems" sprach. Dr. Stelter's"Gesamtbild" der Geld- und Schuldenpolitik – bestimmt auch nur ein Witz, wo scheinbar nicht einmal ein Fragment davon klar ist. Und ein Prof. Sinn sitzt lediglich in seiner Wahrnehmungsblase, um Witze zu verbreiten. Schon komisch.

      • pw
        pw sagte:

        „@PW Schade, nur ein Witz … hätte ja interessant werden können, denn es sind ja nur ein paar einfache Fragen zu klären für eine “Lösung”.“

        @JürgenP
        Ich bitte um Entschuldigung, ich wollte Sie nicht ärgern.
        Freilich, Sie hauen fünf Passivsätze raus, als würde es ich um ein technokratisch zu auszuarbeitendes Lehrbuchproblem handeln… ?!?

        „Und: ist das Kernproblem lösbar? Wenn ja, wie? Wenn nein, was dann?“
        Der nackte Kaiser ändert noch mal die Regeln, dennoch, die Euro-Währungsunion ist bereits theoretisch, praktisch, und amtlich, gescheitert.

      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        @PW “und amtlich, gescheitert”. OK. Bin kein Ökonom, sondern Inschienör, und muss das alles Glauben, was Prof. Sinn & Co schreiben. Bei den Technikern passiert es auch mal, dass etwas scheitert (selten, wie bei den Ökonomen …, wer gibt das schon gerne zu).

        Doof sind diejenigen, die mit denselben Methoden & Mitteln das “Problem” nochmal versuchen zu lösen. Wenn bei den Techniker etwas richtig schief läuft, wurde zumeist das “Gesamtsystem” nicht richtig verstanden. Offensichtlich bemängelt Mr./Mrs. Komol das bei den Ökonomen auch. Um es richtig zu verstehen, muss man nun mal methodisch richtig vorgehen. Darauf zielen die Fragen.

        Vielleicht hat Mr./Mrs. Komol / haben die Ökonomen dazu etwas zu bieten, was den Technikern weiterhilft … Allerdings, ehrlich: ich fürchte nicht, so wie die sich andauernd in Desaster reinreiten.

        Umgekehrt könnte ich mir was vorstellen. Naja, auf zum nächsten Thema.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @JürgenP

      “Idee der ‘europaweit zusammenwachsenden, supervernetzen sich selbststeuernden Fabriken’ auf.”

      Tja, solche Fabriken würden neben den futuristischen Steuerungstechnologien auch noch eine Menge Energie brauchen – und zwar grundlastfähige.

      Damit ist der Vorschlag in Europa wohl erledigt.

      Antworten
      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        @RO Es ist fast tragisch, dass Sie gute Ideen im ersten Durchgang mit „gehtnicht wg. Energie“ labeln und dann ad Akta legen.

        Dabei ist der Grundgedanke der „supervernetzen sich selbststeuernden Fabriken“ keineswegs neu. Dr. Hans-Jürgen Warnecke, Professor für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb der Universität Stuttgart sowie Leiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), hat bereits Anfang der 1990er diese Idee formuliert und meines Wissens auch maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung diverser Industriebetriebe gehabt, die bei Ihnen im Aktienportfolio zu den CashCows zählen könnten.

        Detailliert beschrieben zum Beispiel in: „Die Fraktale Fabrik. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-19708-1“

        Die Vernetzung, von der er schrieb, fand insbesondere in den Köpfen der Belegschaft statt, die bekanntlich mit ein paar Glas Bier auskommen. Heute natürlich alkoholfrei und immer noch nach deutschen Reinheitsgebot. Alternativ Wein, Apfelsaft oder filtriertes Trinkwasser aus dem Restrhein.

        Mir ist mindestens ein Unternehmen bekannt, dass die Grundüberlegungen von Warnecke (und ein paar anderen Vordenkern) in die Tat umsetzten. Von dem Betrieb hätten Sie bestimmt gern Aktien. Gibt’s aber nicht, weil es inhabergeführt ist, also mit jemanden der Gesamtverantwortung übernimmt. Auch um Ideen gegen Widerstände durchzusetzen.

        Die Firma ist aus einem Dorfbetrieb inzwischen überregional m.W. bis nach Frankreich tätig. Und kann das nur sein, weil sie genau das realisiert, was Mr. / Mrs. Komol als Idee vortrug. Energie ist deren geringstes Problem.

        Die ganze Diskussion um das verrottete Geld- und Finanzsystem incl. der „Erkenntnisse“ des Herrn Prof. Sinn wird doch nur deshalb geführt, weil industrielle Fertigung in Deutschland/Europa, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf einem katastrophalen Produktivitätsniveau stattfindet. Eben weil auch andere, die Excel-Manager, die richtigen Grundgedanken (Mr. / Mrs. Komol, resp. des Prof. Warnecke) schnell ad Akta legten und sich stattdessen mit „Auslands-Outsourcing“ ganzer Produktionslinien beschäftigen.

        Dass fällt denen heute brutal auf die Füße. Funktionierendes System nicht verstanden. Womit wir bei Frage 1 wären.

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ jürgen p
        „supervernetzen sich selbststeuernden Fabriken“ …………. ist sicherlich technisch machbar.

        aber, was soll das bringen, oder aktuelle probleme lösen?
        vielleicht sogar aktuelle probleme verstärken?
        -arbeitslosigkeit
        -verstärkte und schnellere umverteilung von reichtum in wenigere händer

      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        @foxxly “verstärkte und schnellere umverteilung von reichtum in wenigere hände”

        Das Eine (= hochproduktive Strukturen entwickeln) ist vom Anderen (= den Output gerecht zu verteilen) zu trennen, um Konfusion zu vermeiden.

        “technisch machbar” > Vernetzen ist “technisch” gar kein Problem. Allerdings ist DAS nicht die Problemlösung, um die es hier geht im Sinne der Entwicklung hochproduktiver, vernetzter selbstorganisierender Systeme. Die funktionieren anders.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP

        “Es ist fast tragisch, dass Sie gute Ideen im ersten Durchgang mit „gehtnicht wg. Energie“ labeln und dann ad Akta legen.”

        Nein, das ist einfach nur realistisch. Ohne grundlastfähige Energieversorgung keine industrielle Produktion, schon gar keine “supervernetzte”, hoch automatisierte und “sich selbst steuernde”.

        Da hilft auch kein Technobabble.

        “Eben weil auch andere, die Excel-Manager, die richtigen Grundgedanken (Mr. / Mrs. Komol, resp. des Prof. Warnecke) schnell ad Akta legten und sich stattdessen mit „Auslands-Outsourcing“ ganzer Produktionslinien beschäftigen.”

        Deutschland hat mittlerweile die höchsten Strompreise auf der ganzen Welt. Weshalb werden die von Ihnen so verschmähten Excel-Manager wohl Produktionslinien, die viel Strom verbrauchen, ins Ausland verlagern wollen? Na, fällt Ihnen ein Grund dafür ein?

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        Im Prinzip haben Ott und JürgenP beide recht.
        Natürlich kann eine hochentwickelte Technik nicht ohne gesicherte, grundlastfähige Energie betrieben werden. Billige Energie ist außerdem Voraussetzung für Wohlstand. Die sog. Energiewende ist in dieser Hinsicht eine Katastrophe.
        Andererseits ist es richtig, dass die Produktivität schlecht ist, und einiges andere auch im Argen liegt. JürgenP verkennt aber, warum das so ist. Es liegt am Gesamtsystem BRD, mit überregulierter Bürokratie, leistungsfeindlicher Politik, sozialer Hängematte mit falschen Anreizen, etc. Und es ist richtig, dass angestellte, und auch noch überbezahlte Manager gegenüber inhabergeführten Unternehmen nur abfallen können.
        Die Geldpolitik ist da doch nur ein Randaspekt.

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ jürgen p
        “”supervernetzen sich selbststeuernden Fabriken“ keineswegs neu””

        soll damit das rad neu erfunden werden?

        wenn ich banal das stromnetz, oder die globalisierung vor corona, ansehe, so sind diese höchst komplexe, vernetzte systeme auch extrem anfällig.

        solange sie funktionieren, sind diese sehr effektiv.
        wenn sie stocken (zb. lieferkettenrisse, lockdown etc) dann wirken diese katastrophal, bis tödlich.

        die aktuelle entwicklung ist ein gutes beispiel, dass regionale “wirtschafts-zellen” am besten und nachhaltig funktionieren.

        leider steht der wachstumszwang (folge aus dem schuldgeldsystem), einer stabiler wirtschafts-gesellschaft entgegen.

        es gilt das prinip:
        alles was machbar ist, ist noch lange nicht gut und immer sinnvoll für die menschheit

  4. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    bto: “Wo sieht Prof. Sinn Widerstand?”

    In seiner Blase. Jeder von uns lebt in einer, er lebt in seiner, und die glaubt sehr stark an das formale Recht, weniger an die tatsächliche Macht, die viel häufiger der Rechtssetzung vorausgeht, auch hier wieder. Er könnte viel lernen, wenn er sich stärker mit italienischer, spanischer und französischer Innenpolitik und Geschichte beschäftigen würde.

    Hier bitte ich jedoch um Verständnis für einen sehr guten, aber emeritierten Volkswirtschaftsprofessor. Als guter Deutscher seiner Generation glaubte er an die D-Mark und das Grundgesetz. Er unterhält sich mit seinesgleichen, also mit Ökonomen und politisch gebildeten Konservativen. Mit den Zinsspreads läuft es aber ähnlich wie beim Länderfinanzausgleich innerhalb von Deutschland; die Masse interessiert es nicht, solange der Kühlschrank voll ist, die Heizung wärmt und die Bundesliga im Männerfußball in Wort und Bild übertragen wird. Der Widerstand wird genauso verpuffen wie bei Negativzinsen, Targetsalden oder EU-Verschuldung, solange Brot und Spiele funktionieren.

    Erst wenn die großen Ratingagenturen die Daumen über der Bundesrepublik senken bzw. die Bürger den Euro nicht mehr annehmen wollen, kommt Bewegung in die Sache. Das kann aber noch viele Jahre dauern. Und natürlich ist aktuell jeder Kritiker in den Augen der umverteilenden Klasse automatisch Populist, rechtsradikal, Demokratiekritiker oder ähnliches, auch ein Prof. Sinn ist vor dieser unsinnigen Betitelung nicht gefeit. Dabei ist das Ganze nur ein weiterer Mosaikstein auf dem Weg vom Staatenbund EU zum Fernziel “Bundesstaat EU”.

    Wir haben das national im 19. Jahrhundert übrigens schon einmal durchgeführt, weswegen die eigenstaatlich verfassten Bundesländer Deutschlands heute und eigentlich spätestens seit 1871 faktisch nur noch weitgehend machtlose Provinzverwaltungen sind:

    1815: Gründung Deutscher Bund
    1834: Deutscher Zollverein
    1871: Gründung deutsches Kaiserreich

    So ähnlich laufen jetzt aktuell die Schritte auf dem Weg vom Staatenbund zum EU-Bundesstaat. Der Zusammenschluss wird immer intensiver, bis die nationale Souveränität nur noch ein theoretisches Konstrukt ist. Ein Dexit ist um Welten unwahrscheinlicher als ein Brexit.

    Das mag man bedauern, die Macht es zu verhindern liegt gerade im Wesentlichen bei den währungspolitischen Tauben im EZB-Rat, die dazu aber offenbar keine Lust haben.

    Antworten
    • PW
      PW sagte:

      @ Wolfgang Selig
      Bitte kommen Sie mal aus Ihrer Blase heraus!
      Das mit ihrer “Bundesstaat EU” Vision existiert außerhalb Deutschlands nur als vereinzelte Inselbegabung verhaltensauffälliger Personen.

      Die EZB wird Drucken und Umverteilen, Brüssel wird mit Planwirtschaft dazupfuschen.
      Die Mehrheiten sind klar, die wirtschaftlichen Folgen kommen mit oder ohne Widerstand.
      Und die wirtschaftlichen Folgen sind für die Nehmerländer genauso gesund, wie jeden Tag zehn geschenkte extra-Big Macs für die Ricarda.

      Antworten
      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @PW: Senken Sie mal Ihren Blutdruck. Ich habe nicht gesagt, dass ich einen Bundesstaat EU gut finde. Ich habe nur festgestellt, dass es immer mehr darauf hinausläuft. Wenn Sie es nicht glauben, schauen Sie sich den Anteil der Gesetze an, die der deutsche Bundestag noch in Eigenregie machen kann.

        Und wenn Sie glauben, dass der Dexit im Volk beliebt ist, beobachten Sie mal die Entwicklung der Wahlergebnisse der AFD der letzten 2 Jahre; die gehen langsam aber stetig bergab.

        Ob es Ihnen passt oder nicht, die Mehrheit geht in Richtung “ever closer union” und verarmt zur Not gemeinsam in einer sozialistischen Planwirtschaft, bevor sie sich für Isolationismus entscheidet.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Selig

        “die Mehrheit geht in Richtung ‘ever closer union’ und verarmt zur Not gemeinsam in einer sozialistischen Planwirtschaft, bevor sie sich für Isolationismus entscheidet.”

        In Deutschland anscheinend schon – aber im Rest der EU ist die Beliebtheit der sozialistischen, aus Brüssel gelenkten, Planwirtschaft direkt proportional zur Höhe der erhaltenen Transferzahlungen aus Deutschland.

        Wenn Deutschland finanziell ausgelutscht ist, springen die ab. In einem Bundesstaat mit Deutschland wollen andere Völker garantiert nicht freiwillig leben, wenn die Deutschen nur belehren und den Blockwart machen und nicht auch bezahlen.

      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Herrn Ott:

        Warum machen dann die Nettozahler Luxemburg, die Niederlande oder Österreich es genauso wie Deutschland? Ich gebe Ihnen ja recht, dass Griechenland oder Zypern sofort abspringen werden, wenn aus Deutschland kein Geld mehr kommt. Aber die Balten? Die Slowenen? Die Kroaten? Die vorgenannten Nettozahler? Die Iren? Die Finnen?

        Glaube ich nicht. Die sind zu klein oder hängen zu stark von Deutschland ab oder haben Angst vor den Russen oder sind genauso gestrickt wie die Deutschen.

        Die endgültige Entscheidung trifft m.E. Frankreich als letzte Atommacht und letzte national Instanz in Brüssel. Wenn die Franzosen gehen, war es das. Aber auch Italien, Polen und Spanien haben erheblichen Einfluss und können zumindest ein Wackeln auslösen.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Selig

        “Warum machen dann die Nettozahler Luxemburg, die Niederlande oder Österreich es genauso wie Deutschland? Ich gebe Ihnen ja recht, dass Griechenland oder Zypern sofort abspringen werden, wenn aus Deutschland kein Geld mehr kommt. Aber die Balten? Die Slowenen? Die Kroaten? Die vorgenannten Nettozahler? Die Iren? Die Finnen? ”

        Da schmeißen Sie jetzt sehr unterschiedliche Staaten in einen großen Topf und unterstellen denen allen die gleichen Handlungsmotivationen.

        Luxemburg, Zypern und Irland profitieren massiv von der EU -auf Kosten aller anderen Staaten- weil sie das Anbieten von Steueroptimierung für in der EU operierende Konzerne oder reiche Privatpersonen zu ihrem Geschäftsmodell gemacht haben und ansonsten nicht viel Erwähnenswertes produzieren. Die treten niemals freiwillig aus.

        In den Niederlanden und Österreich sind EU-kritische Parteien schon viel stärker als in Deutschland. Die FPÖ war schon mehrmals in Österreich an der Regierung beteiligt und in den Niederlanden finden Sie mit der PVV und vorher noch mit Pim Fortuyn die Prototypen der modernen EU-Skeptiker, die bei jeder Wahl so ungefähr 20% Stimmenanteil bekommen, je nach Stimmungslage.

        Die Finnen waren mal recht EU-kritisch, jetzt diktiert ihre geografische Lage ihre EU-Politik.

        Die baltischen Staaten sind sehr arm und klein und derzeit voller Russland-Hysterie, die treten auch nicht freiwillig aus.

        Slowenien und Kroatien sind relativ arm und relativ klein und haben auf dem Balkan viel hausgemachte Instabilität, die sie hoffen, durch eine Bindung an die EU abzumildern. Gleichzeitig wissen die aus ihrer Geschichte aber auch, wie man einen dysfunktionalen Vielvölker-Bundesstaat zersprengt, wenn die Transferlasten zu groß, die Inflation zu hoch und die Zentralverwaltung zu inkompetent werden. Damals in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien waren die Teilrepubliken Slowenien und Kroatien ja “Nettozahler”. Wenn der Leidensdruck zu groß ist und die relativen Nachteile zu offensichtlich werden, zieht auch ein kleiner Staat irgendwann die Reißleine.

        Gegenfrage für Sie: Wenn die EU angeblich so toll ist und sozialistische EU-Planwirtschaft dem “Isolationismus” vorzuziehen ist, wieso sind die Briten dann eigentlich ausgetreten und wieso zeigen die Schweiz und Norwegen kein Interesse an einem Eintritt? Wieso führen Dänemark, Schweden, Polen Tschechien und Ungarn als EU-Mitglieder nicht den Euro ein, um ihre Integration in die EU weiter voranzutreiben? (Bulgarien hingegen hat übrigens großes Interesse an einem Euro-Beitritt, am liebsten schon 2024…) Was ist mit Island?

  5. komol
    komol sagte:

    Die EZB kann nix mehr machen, ausser die Fiskalunion über die Hintertür einführen, nachdem die Politik eine Dekade lang schlief. Unsere Politiker können auch nix mehr machen, seidem die Briten raus sind – die Mehrheit liegt überall halt im Süden. Sie konnten nur hoffen, dass es langsam geht, aber die Lage jetzt ist nun mal wie sie ist. Auch die Leute können es nicht verstehen, und das mag man ihnen nachsehen, wenn VWLer, wie man sagt, nicht einmal die Geldschöpfung verstehen sollten. Es nützt nix zu kritisieren, wir brauchen Lösungsvorschläge für das Gesamtsystem. Bei der EZB müsste man nun mal kreativ werden. Es gibt viele Möglichkeiten. Wichtig ist aber zuerst einmal die Gründe des Auslösers der Eurokrise zu verstehen, also die Gründe für die FuWKrise 07/08. Und dann vor allem, wieso die Banken und Privatleute das gedruckte Geld der zweiten Runde so stark horteten.

    Wieso nicht das Oberziel die Führerschaft bei den neuen IUK in 20 Jahren von den Amis zu übernehmen (anstatt sinnlos und (noch) mandatsferner grüne Investitionen zu forsieren). Wenn die EZB eine proxy-Fiskalunion generiert, kann sie i. P. auch eine proxy-Gesamtunions-Wettbewerbsstrategische Ausrichtung anlegen, wenn sie die richtige Begründung findet. V.a. wäre es sogar sehr im Interesse des Südens, denn ich sehe keine Alternativen, wie die ihre Wettbewerbsposition in der Welt je wieder herstellen wollen.

    Für den angesprochenen schon jetzigen und zukünftigen Königssektor der Wirtschaft, der in alle anderen hineinreicht (jedes U’ hat Hard- u. Software, ein FB-Profil etc. und hängt hinter einer kleinen Schranke am Internet (und die PW für die Schranke liegen – man beachte – selbst im Internet (!!))), also die IuK, müsste man, um dort eine weitere Anfangsauslösung zu starten, v.a. erst einmal die Netzneutralität abschaffen. Wenn Informationen, welche als vierter und heute wichtigster Informationsfaktor besser allokiert, also über Preise gelenkt würden, wären erste enorme Effizienzgewinne zu heben. Man könnte dies ggf. sogar mit Bit-Steuern für zustande kommende Kommunikation flankieren usw. Hauptthema müsste dann aber v.a. Industrie 4.0 werden, denn hier hat Dtl. enorme Daten (so wie die Amis Verhaltensdaten haben) – darauf wies auch schon Russwurm vom BDI hin. Warum nicht supervernetze sich selbststeuernde Fabriken europaweit .. so wächst man zusammen!!

    Antworten
    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ komol
      ich hoffe, sie suggerieren mit ihren artikel nicht, dass damit das schuldgeldsystem gerettet werden könnte?

      Antworten
  6. Alexander
    Alexander sagte:

    Gerontokratie,
    wenn der Zeithorizont täglich kürzer wird und Fristen gegen unendlich.

    Die Mehrheit will das und zeigt sich selbstmörderisch gnadenlos,
    = aus Feigheit den Lauterbach machen.

    @Dietmar Tischer

    Die EU ist keine Förderation,
    es gibt weder politische noch ökonomische Rechtsodrnung, alle Verträge werden gebrochen.
    Die EU simuliert Demokratie und praktiziert Technokratie, ihre Erfolgsbilanz ist zulasten der Geberländer erkauft.

    Die EZB rettet die EU als supranationales Konstrukt vor dem Zerfall,
    indem man sich den Wünschen der unabhängigen nationalen Notenbankeigner unterwirft.

    Die EU förderte industriellen Kanibalismus vom Süden nach dem Norden, zuletzt nach vom Herz nach Osteuropa.
    Brüssel zerstört willentlich jede Wettbewerbsfähigkeit, zuletzt begründet durch den Kampf gegen den Klimawandel als sozialwissenschaftliches Konstrukt.

    Die Handlungsunfähigkeit mit Ausnahme von Geldschöpfung hat dritte Welt Niveau.

    Antworten
    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      @ Alexander

      “Brüssel zerstört willentlich jede Wettbewerbsfähigkeit, zuletzt begründet durch den Kampf gegen den Klimawandel als sozialwissenschaftliches Konstrukt.”

      Der Klimawandel als sozialwissenschaftliches Projekt wird marktwirtschaftlich scheitern. Es ist planwirtschaftlich organisiert. Das ist richtig erkannt.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @EU Schmierentragödie

        Die “Bitte” von Christian Lindner um eine Ausnahme der MwSt in Sachen Gaspreisumlage wurde von der EU Kommission abgelehnt. Druchgesetzt wird eine EU Richtlinie, die Zitat als

        “Rechtsakt, in dem ein von allen EU-Ländern zu erreichendes Ziel festgelegt wird. Es ist jedoch Sache der einzelnen Länder, eigene Rechtsvorschriften zur Verwirklichung dieses Ziels zu erlassen.”

        https://european-union.europa.eu/institutions-law-budget/law/types-legislation_de

  7. Johannes
    Johannes sagte:

    “bto: Wo sieht Prof. Sinn Widerstand? Der Bundestag hat den Wiederaufbaufonds durchgewunken, niemand hat es interessiert.”

    Niemand?

    Hier die Antwort:

    “Kritik an den Plänen kommt allerdings von den Linken, von der AfD und aus Teilen der FDP. Die FDP ist in der Frage tatsächlich gespalten. Einige Abgeordnete lehnen die Pläne ab, weil sie fürchten, dass sie der Einstieg in eine europäische Schulden- und Haftungsunion sind. Bis zuletzt hat die Partei deshalb um ihr Abstimmungsverhalten gerungen. Trotz Bedenken tut sich die FDP schwer, das Vorhaben geschlossen abzulehnen, aus Angst anti-europäisch dazustehen.”

    https://www.welt.de/wirtschaft/article229097631/Wiederaufbaufonds-Bundestag-wird-Europa-wohl-neue-Schulden-erlauben.html

    Widerstand – v.a. von der AfD – ist schon da gewesen, aber nicht von der CDU/CSU, der SPD und natürlich den Grünen; das sind die Durchwinker.

    Besonderen Weitblick bewies Frau Weidel bereits ein Jahr vor Verabschiedung:

    “„EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und die EU-Südstaaten basteln gerade das nächste Trojanische Pferd, mit dem sie uns die rechtswidrige Vergemeinschaftung von Staatsschulden über gemeinsame Anleihen unterjubeln wollen. Eurobonds bleiben Eurobonds und sind illegal und unsolidarisch, auch wenn die EU-Kommission selbst diese Schuldtitel begeben will und die Mitgliedstaaten im Rahmen des EU-Haushalts dafür haften sollen.”

    https://www.afd.de/alice-weidel-eu-wiederaufbaufonds-ist-trojanisches-pferd-fuer-eurobonds/

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Johannes

      Schon richtig, von „niemand“ kann nicht die Rede sein.

      Aber es sind nur einige Abgeordneten und auch nur einige Bürger, die gegen den Wiederaufbaufonds in Karlsruhe klagen.

      So das Bündnis Bürgerwille:

      https://buendnis-buergerwille.de/kreditaufnahme-eu/

      Das ist NICHT nichts, aber von der Wirkung her nichts.

      Selbst dann ist es praktisch nichts, wenn vor dem BVerfG ein Achtungserfolg erreicht würde.

      Einmal in den TV-Nachrichten als Ansicht des Gerichts durchgewunken – das war es dann auch schon.

      Meine Kritik richtet sich gegen das Wunschdenken von Prof. Sinn, der von PROTESTSTÜRMEN redet.

      Er ist dabei, seine Reputation zu verspielen.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Meine Kritik richtet sich gegen das Wunschdenken von Prof. Sinn, der von PROTESTSTÜRMEN redet. Er ist dabei, seine Reputation zu verspielen.”

        Ach Gott, gehts auch ne Nummer kleiner?

        1988 hätte auch niemand “mit Reputation” erwartet, dass es kurze Zeit später “PROTESTSTÜRME” in der DDR geben könnte…

  8. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Prof. Sinn:

    >Das ist sehr problematisch, weil Zins-Spreads zu einem funktionierenden Kapitalmarkt und zu einer funktionierenden Föderation gehören. (…)>

    Das ist FALSCH.

    Wenn eine funktionierende Föderation NUR dann ÜBERLEBEN kann, wenn es keine bzw. nur geringe Zins-Spreads gibt und DAHER dafür gesorgt werden muss, dass es sie gibt, wenn man die Föderation am Überleben halten will, gehören Zins-Spreads NICHT zu einem funktionierenden Kapitalmarkt.

    Prof. Sinn hat NICHT begriffen, dass es längst nicht um Märkte geht, sondern um die EXISTENZ der Föderation Eurozone/EU.

    >“Damit steht die EZB vor einem Dilemma. Will sie den bedrängten Staaten weiterhin bei der Verschuldung helfen, muss sie sich entscheiden. Sie kann den Staaten die benötigten Ressourcen über eine Verdrängungsinflation zulasten des Vermögens der Geldhalter besorgen, oder sie kann einigen Staaten die benötigten Ressourcen zulasten anderer Staaten verschaffen.>

    Wieder FALSCH.

    Die EZB steht vor keinem Dilemma.

    Was die EZB tun kann und tut:

    Wenngleich zögerlich, bekämpft die EZB die Inflation UND sie kauft Staatsanleihen bedrängter Staaten.

    Richtig dabei:

    Diese Käufe gehen zu Lasten anderer Staaten, deren Anleihen sie stattdessen NICHT oder nicht in dem Volumen kauft, dass der Kapitalschlüssel vorschreibt kauft und die daher HÖHERE Zinsen zu zahlen haben.

    Prof. Sinn:

    Die Umverteilung zwischen den Staaten aufgrund des Antifragmentierungsintruments würde bei den Geschädigten zu Proteststürmen führen und heftige juristische Konsequenzen mit sich bringen.

    Das ist TRÄUMEREI.

    Proteste der Bürger gibt es nur, wenn es sie – gemessen an verfestigten Standard – Mangel SPÜREN.

    Das wird voraussichtlich im Herbst bei steigenden Energiepreisen der Fall sein.

    >bto: Es gibt keine Proteste, weil die Bürger es nicht verstehen. Die, die dagegen sind, werden sofort in die rechte Ecke geschoben. Und die Politiker, die eigentlich die Interessen des Landes vertreten sollten, tun genau dies nicht.>

    Es wird Proteste geben, aber KEINE gegen die EZB.

    Die dagegen sind – gegen die Politik der EZB – werden NICHT in die rechte Ecke geschoben.

    „Geschoben“ wird nur bei POPULISTISCHEN, d. h. VERSTÄNDLICHEN Themen. Die Politik der EZB ist dagegen ein Thema für FACHLEUTE.

    Die Politiker, die NICHT gegen die Politik der EZB protestieren, tun das im INTERESSE unseres Landes.

    Wer ANDERER Meinung ist, soll BITTE auch sagen, dass es im Interesse Deutschlands ist, die Belastungen des italienischen Staats durch Marktzinsen zu akzeptieren und konsequenterweise letztlich auch die Pleite von Staaten wie Italien.

    Dr. Stelter, WARUM sagen Sie das nicht?

    Intellektuelle Integrität VERLANGT dies.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Es wird Proteste geben, aber KEINE gegen die EZB. Die dagegen sind – gegen die Politik der EZB – werden NICHT in die rechte Ecke geschoben. ‘Geschoben’ wird nur bei POPULISTISCHEN, d. h. VERSTÄNDLICHEN Themen. Die Politik der EZB ist dagegen ein Thema für FACHLEUTE. ”

      Aber natürlich wird Opposition gegen die EZB in die rechte Ecke geschoben. Und wie kommen Sie bitte darauf, dass fachliches Verständnis für die Position die Voraussetzung dafür ist, über irgendjemandem die Reichsacht zu verhängen? Es reicht doch schon, wenn der Propagandamann um 20 Uhr im Staatsfunk sagt, dass irgendwer ein böser Rechter ist…

      Syrische Innenpolitik ist in Deutschland auch ein Thema für Fachleute – trotzdem wissen die Gehirngewaschenen in Deutschland angeblich ganz genau, wer dort die Bösen sind und wer die Guten.

      “Wer ANDERER Meinung ist, soll BITTE auch sagen, dass es im Interesse Deutschlands ist, die Belastungen des italienischen Staats durch Marktzinsen zu akzeptieren und konsequenterweise letztlich auch die Pleite von Staaten wie Italien.”

      Das unterschreibe ich Ihnen sofort. Wobei Italien sicherlich aus eigenem Interesse plötzlich große Anstrengungen zur Vermeidung der Staatspleite entwickeln wird, sobald klar ist, dass es kein Geld aus Deutschland mehr gibt. Das ist dann aber deren Problem, und nicht meines.

      Wieso haben Sie eigentlich bei der Staatspleite von Sri Lanka so tatenlos zugeschaut? Sollte Deutschland dort nicht auch mit großzügigen Transferzahlungen aus dem deutschen Staatshaushalt “helfen” und “retten”, wenn Sri Lanka doch leider zu weit entfernt ist um in EU und Eurozone aufgenommen zu werden? Denken Sie nur daran, was für schreckliche Folgen für die deutsche Exportwirtschaft so eine Staatspleite immer hat!

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Aber natürlich wird Opposition gegen die EZB in die rechte Ecke geschoben.>

        Rechthaber aller Couleur schieben immer irgendjemanden, dessen Meinung ihnen nicht passt, irgendwo hin.

        In dem KONTEXT, in dem hier über die EZB diskutiert wird, wird nichts in irgendeine Ecke geschoben und „natürlich“ schon gar nicht.

        Wer schiebt Prof. Sinn in die rechte Ecke?

        NIEMAND, der sich eine BEGRÜNDETE Meinung über die Geldpolitik der EZB und über die von Prof. Sinn bilden kann.

        Zur Erinnerung:

        Vor einigen Monaten hat es einen „Presseclub“ bei ARD und phoenix gegeben, an dem Dr. Stelter und Ulrike Herrmann mit Redakteuren führender Zeitungen über die Möglichkeiten der EZB, die Inflation einzudämmen, gesprochen haben.

        In dieser Sendung sind weder Frau Herrmann, noch Dr. Stelter irgendwo hingestellt worden, und schon gar nicht in die linke und die rechte Ecke.

        Dr. Stelter stellt hin und wieder M. Fratzscher in die linke Ecke.

        Dies m. A. n. zurecht, weil dieser ein ausgewiesener UMVERTEILUNGS-Ökonom ist und damit jemand, der eine Politik nicht gegen alle, aber gegen immer noch MASSGEBENDE Prinzipien des Wirtschaftens befürwortet.

        Niemand, der versteht und ernsthaft beurteilen kann, was Dr. Stelter sagt, stellt ihn seiner Aussagen wegen in die rechte Ecke.

        Er ist MARKTWIRTSCHAFTLER.

        Markwirtschaft ist dem allgemeinen Verständnis nach und auch tatsächlich immer noch ein maßgebender Teil des Systems und darauf zu bestehen, ist nicht GEGEN das System zu sein.

        Es ist aber nicht POPULÄR, für die Marktwirtschaft zu sein.

        Daher erhalten Stimmen, die dafür sind, nur selten eine Plattform in den öffentlich-rechtlichen Medien.

        Im Handelsblatt schon.

        Das ist keine rechte Publikation.

    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ d tischer
      “”Wer ANDERER Meinung ist, soll BITTE auch sagen, dass es im Interesse Deutschlands ist, die Belastungen des italienischen Staats durch Marktzinsen zu akzeptieren und konsequenterweise letztlich auch die Pleite von Staaten wie Italien.””

      Herr tischer, springen sie ins wasser um einen ums leben kämpfenen im strudel vor dem sicheren tode zu retten?

      nach ihren bisherigen aussagen zu diesen thema, erwarte ich, dass sie springen, mit der gefahr, dass sie mit höchster wahrscheinlichkeit selber dabei umkommen.

      Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      @D.Tischer

      Prof. Sinn:
      >Das ist sehr problematisch, weil Zins-Spreads zu einem funktionierenden Kapitalmarkt und zu einer funktionierenden Föderation gehören. (…)>

      Die Aussage ist falsch, allerdings aus einem anderen Grund:

      Der Finanzmarkt verträgt keine Zins-Spreads, weil das Volumen italienischer Staatstitel, die im Repomarkt als Sicherheiten dienen, nach “whatever it takes” inzwischen doppelt so hoch ist wie der Anteil der Bundesanleihen.

      Jeff Snider vergleicht die Situation, mit der Erosion der MBS-Qualität, die vor der Eurokrise in großem Stil als collateral akzeptiert waren.

      https://youtu.be/UzjsqVYsWbw

      Die Probleme, die hier im Zusammenhang mit dem Antifragmentierungstool diskutiert werden, sind also eher langfristiger Natur, denn möglicherweise droht bereits der nächste bailout der Repo-Märkte.

      Antworten
  9. Gnomae
    Gnomae sagte:

    “Der Widerstand der Bürger gegen eine solche Lösung ist jedoch nicht minder groß. Auch das Fragmentierungsinstrument der EZB ist ein solches Hilfsprogramm, weil es zu Umverteilungseffekten zwischen den Staatsbudgets kommt.”

    Den Widerstand der Bürger sehe ich nicht. In Deutschland zahlen 22 % der Bürger Steuern (Beamte nicht mit eingerechnet, weil sie durch Steuergelder finanziert werden). Das bedeutet, dass 78 % eben keine Steuern zahlen. Ein derartiges System kann auf Dauer nicht funktionieren.

    Wie lange kann das gehen? Dies weiß im Grunde genommen nur die Wall-Street und deren Algorithmen. Wenn diese zu der Überzeugung gelangen, dass die Bilanz der EZB nicht mehr tragfähig ist, wird die EUR/USD-Relation noch stärker ins Wanken kommen (EUR verliert weiter an Wert).

    Als Fazit bleibt: 5,3 Billionen an Zentralbankgeld müssten eigentlich ein perfektes, vorbildliches Europa industriell und infrastrukturell hergestellt haben. Wenn dem nicht so ist, liegt eine Fehlallokation von Mitteln vor.

    Die Enteignung der deutschen Sparer durch Negativzinsen hat keinen interessiert, die Politik ohnehin nicht. Die Justiz kann nichts bewirken, da die EZB nicht deutschem Recht unterliegt. Über die Auslegung bestimmt alleine der EuGH, immer im Zweifel für Frankreich (mehr Verschuldung etc.).

    Die Deutschen merken nicht, dass permanent umverteilt wird zu deren Lasten (Zinsen, Renteneintrittsalter, Subventionen in anderen Ländern).

    Die Rot-Grüne Genialität wird ihr Geld in ineffiziente Wind- und Solaranlagen investieren, auf Jahre gesichert durch die Mehrheitsverhältnisse, Stromtrassen weiterhin nicht bauen, und LNG-Terminals selbst blockieren und die Atomkraft versiegen lassen.

    Das Märchen, dass Nordstream 2 die Abhängigkeit von russischem Gas erhöht, haben uns die Durchleitungsländer Ukraine und Polen erzählt, damit sie weiter abkassieren können. Hohe Energiepreise verteilen richtig um, und zwar von allen an die Gas-Großkonzerne und deren Aktionäre. Davon gibt es nicht viele. Der Ausstieg aus den fossilen Energien beflügelt die Erdölkonzerne, da nicht mehr investiert wird (keine G+V Belastung) und folglich alle Erlöse an die Aktionäre ausgeschüttet werden können.

    Trotz der Mahnungen von Prof. Dr. Sinn wird die EZB im Sinne der Südländer operieren.

    Verbleibt die wichtigste Frage: Können Großinvestoren in einem Land mit unsicherer Energieversorgung weiter investieren. Wenn nein, tritt ein schleichender industrieller Stillstand ein, mit der Folge des Abbaus hochwertiger Arbeitsplätze, denn Genderphilosophen und Soziologen produzieren keinen industriellen Mehrwert.

    Antworten
  10. Tom96
    Tom96 sagte:

    Für die westliche Welt also hier die EU-Mitgliedsstaaten und bei uns in Deutschland gibt es nur eine letzte Möglichkeit:
    kein für immer DNA veränderter Mensch hat irgendeinen Anspruch mehr, Handlungen, Gesetzte oder Finanzentscheidungen zu treffen.
    Diese einzelnen Wesen haben in ihrer Gesamtheit die Grundlagen einer Wirtschaft und Gesellschaft (Max Weber) für immer zerstört.
    Dafür haben die gesunden normalen Menschen alle zusammen eine Volksvertretung als Treuhänder für diesen Staat zu übernehmen.
    Erste Regelung, kein Täter und Opfer dieser Zerstörung hat Stimm- oder Mitwirkungsrechte und ist in einen Ruhestand zur Versorgung bis zum Tod durch die sich weiter reproduzierenden Spikeprotein durch ein Sondervermögen “Sterbebegleitung” dieser Verfassungsorgane der gesunden Staatsbürger zu behandeln. Da ein totaler endlicher Verringerungsprozeß eintritt, ist eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zum Ablauf sehr genau qualitativ und quantitativ machbar.
    Das ist der Endpunkt des bisherigen Systems,
    Daneben wird die neue Struktur von den gesunden Bürgern in Verantwortung und Souveränität aufgebaut.
    Dieser Akt menschlicher und gesellschaftlicher Solidarität ist mit Sach- uund Fachverstand sowie gutem Willen friedlich umsetzbar.
    Die Finanzressourcen dieses verkürzten Welt sind ausreichend vorhanden und verteilbar.

    Antworten
    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      “Daneben wird die neue Struktur von den gesunden Bürgern in Verantwortung und Souveränität aufgebaut.”

      Platon statt Piketty. Eine sehr gute Idee.

      Antworten
  11. Dr. Gerald Baumann
    Dr. Gerald Baumann sagte:

    Den Widerstand der Bürger sehe ich auch nicht. Es wird keine Proteste geben. Herr Sinn ist da zu optimistisch. Auf das Verfassungsgericht hoffe ich schon lange nicht mehr, die nächsten Klagen werden wieder wegen irgendwelcher irrwitzigen und vorgeschobenen Argumente scheitern. Herr Stelter hat natürlich recht, die Politiker machen nichts. Trotzdem ist das der Punkt an dem das System meiner Meinung nach auseinanderbrechen wird. Die Politiker werden abgewählt werden. In ganz Europa nehmen die Protestwähler und die radikalen Kräfte zu. Es rumpelt gewaltig im Gebälk und das nicht nur fiskalisch sondern auch in anderen essentiellen Bereichen, z.B. Energie, Nahrungsmittel, Infrastruktur. Nicht mehr lange und ohne AFD, Front National und Co. werden keine Regierungen mehr gebildet. Dann fliegt die EU auseinander und mit ihr der Euro.

    Antworten
    • Namor
      Namor sagte:

      Ich muss Sie enttäuschen, die Protest-Wähler sind zahnlos. Die FPÖ hatte eigentlich schon den Präsidenten gestellt, dann kamen die Briefwahlergebnisse und nichts wars.

      Eine Geheimdienstoperation später war Ibiza und das stabile Zugpferd war erlegt. Bei den anschließenden Wahlen hat kaum mehr wer die Ereignisse 2015/16 im Kopf, der Absturz vorprogrammiert.

      Die Proteste laden auf unterschiedlichen Themen, die Wählerschaft wechselt und ist nicht homogen. Und sie ist sehr vergesslich und verzeiht damit unbewusst alles und jeden.

      Und wenn es sein muss, wird mit Milliarden einfach eine passend besetzte Protestbewegung zur Zersetzung ins Leben gerufen und medial in den Herzen verankert.

      Die Hoffnungen in die NL-Bauerproteste sind hilflos, gut wären sie, wenn sich die Bauern geschlossen hinter Wilders stellen würden. So zersplittert sie nur die Opposition, eine Art der Zersetzung.

      Antworten
      • Gnomae
        Gnomae sagte:

        @ Namor

        “Eine Geheimdienstoperation später war Ibiza und das stabile Zugpferd war erlegt.”

        Eine sehr “professionelle” Zusammenkunft. Als Politiker sollte man einfach vorsichtiger agieren. Kein Mitleid.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Namor

        “Die Hoffnungen in die NL-Bauerproteste sind hilflos, gut wären sie, wenn sich die Bauern geschlossen hinter Wilders stellen würden. So zersplittert sie nur die Opposition, eine Art der Zersetzung.”

        Da schauen Sie aus der deutschen Perspektive auf die Niederlande und ziehen falsche Schlüsse. Grundsätzlich stimmt es schon, dass eine zersplitterte Opposition schwächer ist als eine geeinte – aber die Niederlande haben schon jetzt 16 Parteien (!) in ihrem Parlament sitzen:

        https://en.wikipedia.org/wiki/House_of_Representatives_(Netherlands)

        Das sind so extrem viele, dass es in dem politischen System schon wieder egal ist, ob es nun noch eine mehr oder weniger wird. Dass es eine Koalitionsregierung gibt, ist sowieso fast garantiert – viel wichtiger ist, dass die Parteien in der Opposition möglichst breit miteinander koalitionsfähig sind.

  12. foxxly
    foxxly sagte:

    … der euro hat die relativ gute balanz zwischen realwirtschaft und dem anlagesektor mit dem derivaten, mit hoher geschwindigkeit auseinanderdrivten lassen.
    dazu kamen absurde politische entscheidungen, welche mehr den gewinn durch konsum, als durch investitionen, sowie gewinn durch derivaten, den vorzug gaben.

    dies hat für die realwirtschaft die finazielle lage verschärft, weil sie alle lasten der gesellschaft und der kreditwirtschaft zu tragen haben.

    solange die realwirtschaft nicht aus den mitteln der finanzwirtschaft kräftig entlastet werden, am besten dauerhaft,- geht die schieflage weiter bis zum ruin der gesellschaft.

    zb. es gab in großbritanien die entwicklung, wo die dienstleistung, als das alleinig seelig machende gepriesen wurde (auch die usa) und dabei die basis-produzierende wirtschaft demontiert wurde.

    die folgen sind heute dort noch spürbar.

    diese entwicklung läuft auch bei uns: wir haben zuviel an unproduktive dienstleistung und einen hohen anteil, welche nur konsumieren, also keine oder sehr geringe wirtschaftliche gegenleistung erbringen.

    all die schief-entwicklung wurde mit viel geld bist jetzt halbwegs aufgefangen, bzw. zugeschüttet.
    und wer trägt hierzu die lasten?
    wiederrum die realwirtschaft!
    aus diesen negativ-kreislauf kommt man nicht mehr heraus.

    Antworten
  13. Felix
    Felix sagte:

    Guten Morgen zusammen,

    ich bin hier bei Herrn Stelter. Wenn man eine behäbige wohlhabende Bevölkerung hat, kann man sie durch eine schlechte Politik töten, ohne dass es zu nennenswertem Widerstand kommt, solange man die ungeschriebenen Gesetze befolgt, wer in welchem Ausmaß und in welcher Reihenfolge geschädigt wird. Dann wachen die Menschen sogar gegenseitig über ihre korrekte Mißhandlung.

    Allerdings erfordert es dafür eine gute klassische Bildung und die seltenen Eigenschaften von echten Führungspersönlichkeiten, gebunden an einen wirklich fiesen Charakter. LENIN konnte das bieten.

    Zudem erfordert es eine homogene Bevölkerung. Bei einem Vielvölkergemisch bei dem sich die Hauptgruppe auch noch kürzlich einen massiven Wertewandel gegönnt hat, wird es komplizierter.

    Wir haben weder Politiker von diesem Format noch opferbereite Kaiserreichsdeutsche.

    Ich gehe daher von einer Mischung aus Unruhe aus, die etwa so aussieht:

    1. Ein Teil der Deutschen demonstriert massiver als wir es bisher kannten aber rechtsstaatlich einwandfrei – es sei denn polizeiliche Maßnahmen führen mal zur Eskalation.
    2. Ein anderer Teil der Deutschen geht in die innere Kündigung und nutzt die gegebenen Möglichkeiten, z.B. Krankmeldung, Frühverrentung, Einrichtung im Sozialstaat, Auswanderung.
    3. Ein zunehmender Teil der “Goldstücke” wendet sich produktiveren aber leider illegalen Möglichkeiten zu, um den Lebensstandard zu erhöhen.

    Das ist der Ausgangspunkt. Was dann weiter passiert, hängt von vielen Faktoren ab und wird nicht steuerbar sein.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Felix

      “Ich gehe daher von einer Mischung aus Unruhe aus, die etwa so aussieht:

      1. Ein Teil der Deutschen demonstriert massiver als wir es bisher kannten aber rechtsstaatlich einwandfrei – es sei denn polizeiliche Maßnahmen führen mal zur Eskalation.
      2. Ein anderer Teil der Deutschen geht in die innere Kündigung und nutzt die gegebenen Möglichkeiten, z.B. Krankmeldung, Frühverrentung, Einrichtung im Sozialstaat, Auswanderung.
      3. Ein zunehmender Teil der “Goldstücke” wendet sich produktiveren aber leider illegalen Möglichkeiten zu, um den Lebensstandard zu erhöhen.”

      Das ist eine witzige Konstellation so ähnlich wie im Bürgerkriegsland Libanon, allerdings mit noch unvorhersehbareren Allianzen:

      1+2 als “Deutsche” gegen die “Goldstücke”?
      1+3 als “Staatshasser” gegen die “staatlich alimentierten Bummelstreiker”?
      2+3 als “Staatszuwendungsmaximierer” gegen “rechts”?

      Schwer zu sagen, wer da mit wem am besten kann. Nur das Endergebnis ist sicher: Das Land wird zum dysfunktionalen Pleite-Shithole, genau wie der Libanon…

      Antworten
      • Dr.Lucie Fischer
        Dr.Lucie Fischer sagte:

        @Richard Ott
        Widerstand Verzweifelt-Enttäuschter ( sie liessen sich wohig täuschen) ist nie präzise voraus zu sagen, chaotische Anarchie wahrscheinlich-
        Die Heimat vom ( einst verehrten) N.N:Taleb Libanon versinkt in Selbstjustiz gegen Korruption:
        https://www.youtube.com/watch?v=Xig4b5DXpkw

  14. Stefan Bohle
    Stefan Bohle sagte:

    Die Methoden, die zur Rettung der Eurozone erforderlich sind, werden immer noch krasser. Heilung ist nicht in Sicht, da es keine Konvergenz gibt. Irgendwann wird irgendjemand den Stecker ziehen. Wer? Wann? Gewittervorhersage ist bekanntlich im Detail besonders schwierig.

    Antworten
  15. Hansjörg Pfister
    Hansjörg Pfister sagte:

    “Es gibt keine Proteste, weil die Bürger es nicht verstehen. Die, die dagegen sind, werden sofort in die rechte Ecke geschoben. Und die Politiker, die eigentlich die Interessen des Landes vertreten sollten, tun genau dies nicht.”

    Natürlich ist das so. Herr Sinn lebt da in seiner akademischen Blase. Ich betreibe da so meine Feldstudien. Als Draghi noch EZB – Präsident war, habe ich 10 Ingenieure, alles keine dummen Leute, gefragt “Wer ist Mario Draghi”. Keiner hat es gewußt. OK, ich kannte einen von dem ich wußte, dass er es weiß. Den habe ich gar nicht erst gefragt. Die politische Kompetenz, zu der meiner Ansicht nach auch auch eine minimale ökonomische Kompetenz gehört, der Bevölkerung ist absolut unterirdisch. Das aus verschiedensten Gründen, die hier aufzuschlüsseln zu aufwändig wäre. Also weiter “Down on desolation road”: https://www.youtube.com/watch?v=C8LO8rzxoh8

    Antworten
    • Dr.Lucie Fischer
      Dr.Lucie Fischer sagte:

      @ Hansjörg Pfister
      Prof. emeritus Hans-Werner Sinn bescheinigt Ugur -Sahin und dessen angekündigten Pharma-Innovationen Genialität. ( ” Impfung-gegen-Krebs”)
      Kritische Medizin-Wissenschaft hat ( auch) die Stimme verloren.
      Aber mit Ihrem musikalischen Beitrag wächst die H-J-Pfister – Fan-Gruppe expotentiell:
      https://www.youtube.com/watch?v=IxAKFlpdcfc

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        “bescheinigt Ugur -Sahin und dessen angekündigten Pharma-Innovationen Genialität. ( ” Impfung-gegen-Krebs”)”

        Genial ist es erst dann, wenn es auch tatsächlich funktioniert. Wer will sich schon alle 3 Monate impfen lassen und dann trotzdem Krebs bekommen, analog wie bei der Corona-“Impfung”?

        PS: Sie mögen Lieder über den Euro? Vielleicht kennen Sie ja diesen Beitrag noch nicht, dank EBU auch indirekt von deutschem Geld quersubventioniert: https://www.youtube.com/watch?v=JHnqF5PLP2w

  16. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Sinn: “Die Bonität der überschuldeten Staaten und Finanzsysteme lässt sich heute nur noch durch internationale fiskalische Hilfsprogramme sichern, die mit Steuern statt Schulden finanziert werden. Der Widerstand der Bürger gegen eine solche Lösung ist jedoch nicht minder gross. Auch das Fragmentierungsinstrument der EZB ist ein solches Hilfsprogramm, weil es zu Umverteilungseffekten zwischen den Staatsbudgets kommt.” – “bto: Wo sieht Prof. Sinn Widerstand?”

    Vermutlich außerhalb Deutschlands. Die Landwirte in den Niederlanden sind schon jetzt, freundlich ausgedrückt, äußerst unzufrieden mit ihrer Regierung – was die wohl machen werden, wenn zusätzlich auch noch die Steuern erhöht werden und darüber hinaus die Energiepreise noch weiter steigen? Mit Traktoren und Güllewagen lässt sich auch ein komplettes Land lahmlegen – großflächig eingesetzt auch deutlich schwieriger wegzukärchern als ein paar staatssubventioniert herumquäkende Kliemer-Klebe-Kids auf deutschen Autobahnen…

    Highlights von Protesten Anfang Juli:

    “The Dutch protesters are pouring manure on government offices, flooding streets, and becoming all together ungovernable.”
    https://nitter.net/TheRealKeean/status/1543300949870927873#m

    Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Bauer

        In Deutschland? Lokal sehr unterschiedlich. In Niedersachsen würde die anfallende Gülle vermutlich reichen, um ganz Hannover zu überfluten, hier in Sachsen müssten die Bauern auf Mist und Silage zurückgreifen, was für die typische grüne Behördenbürobewohner*in ja auch schon unerträgliche Geruchsbelästigungen auslöst. Außerdem ist das demonstrative Energieverschwendung und damit höchst provokant, jeder Fladen und auch der kleinste Köttel sollen ja in Biogasanlagen energetisch verwertet werden, damit wir im kommenden Gaskrisenwinter den sozialistischen Kampfauftrag gegen Putin erfolgreich ausführen können.

      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        @ RO & Bauer Man nehme stinkenden Fisch, zurzeit aus der Oder, demnächst aus Rhein, Main, Weser und Elbe. Flächendeckender, koordinierter Abwurf von Kirchtürmen auf die Umgebung oder anstelle von Bierbechern in Fussballstadien in Richtung der Superstars sorgt für Aufsehen zur besten Sendezeit.

      • Joerg
        Joerg sagte:

        @Fr Fischer,
        lesen Sie einfach ein paar Fakten zu Glyphosat, dann brauchen Sie nicht wild zu spekulieren.
        Sie brauchen ja nicht bei Bayer lesen, aber wenigstens bei Wikipedia:
        https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat
        “Die Giftigkeit von Glyphosat ist für Tiere (Säugetiere, Vögel, Fische, und Wirbellose) gering, da das gehemmte Enzym EPSPS nur bei Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen vorhanden ist. Die Toxizität glyphosatbasierter Produkte kann durch ihre Formulierung beeinflusst werden. So führt beispielsweise die Verwendung von Netzmitteln (wie bei Roundup) zu einer höheren Toxizität, insbesondere bei Wassertieren. Als Isopropylammonium-Salz ist Glyphosat besonders für Fische weniger toxisch.[35] Von Tieren wird aufgenommenes Glyphosat schnell und unmetabolisiert wieder ausgeschieden.[40]”

      • Tom96
        Tom96 sagte:

        @ joerg
        Sind da “Fakten” und “wiki” in einem Beitrag verwendet?

        In den letzten Zulassungsverfahren stellte sich heraus, dass die deutschen und EU-Behörden sehr große Teile ihrer Bewertungen schlicht aus den Studien der Antragsteller herauskopiert hatten. Die Behörden haben also gar keine eigenständige Bewertung durchgeführt – eine sagenhafte Leistung der Lobbyarbeit der großen Agrarchemiekonzerne.”
        https://www.boell.de/de/glyphosat

      • Joerg
        Joerg sagte:

        Hallo, Fr. Fischer und Tom96

        Glyphosat wird inzwi in der Welt seit 1974 angewendet (fast 50 Jahre).
        Zu grossen Anteilen (mengenmaessig) in den USA.
        “Since 1974 in the U.S., over 1.6 billion kilograms of glyphosate active ingredient have been applied, or 19 % of estimated global use of glyphosate (8.6 billion kilograms).”
        https://enveurope.springeropen.com/articles/10.1186/s12302-016-0070-0
        Das ist eine riesige Menge 1.600.000.000 kg in den USA und 8.600.000.000 kg weltweit bis 2014.
        Wenn das giftig waere (fischtoxisch, bienentoxisch, saeugetiertoxisch), haette es nicht vertuscht werden koennen und irgend jemand in der Welt waere damit angekommen (wiss. peer-gereviewt), oder?
        Es gab unzaehlige, saubere Studien zur geringen Toxizitaet. Diese Studien kann man unmoeglich alle kaufen.

        Es ist ein wichtiges Betriebsmittel fuer guenstige, qualtitativ hochwertige Nahrungsmittel- und Gebrauchsmittel-Produktion.

        Es handelt sich bei ihrer Einstellung sehr wahrscheinlich um eine Ueberzeugung, die nicht auf Fakten basiert.

        VG Joerg

      • Tom96
        Tom96 sagte:

        @ joerg

        Lebensmittel sind Natur, Umwelt und Menschen erhaltend nicht Naivitäten und Nichtwissen, sondern die Essenz von Gesundheit, Liebenswürdigkeit, Ansehnlichkeit, Arbeit und Fruchtbarkeit.

        nur aus ihrem Link die folgende Übersetzung.
        “Relative Toxizität und Auswirkungen

        Seit Jahren gilt Glyphosat als eines der am wenigsten chronisch toxischen Herbizide für Säugetiere, und tatsächlich haben nur drei von der EPA zugelassene synthetische Pestizide, die derzeit in der Landwirtschaft verwendet werden, eine höhere chronische Referenzdosis (die Imidazolinon-Herbizide Imazamox, Imazethapyr und Imazapyr).

        Für die Exposition des Menschen hat das US-EPA die tägliche chronische Referenzdosis (cRfD) von Glyphosat auf 1,75 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht (mg/kg Körpergewicht/Tag) festgelegt. Die von der EU festgelegte cRfD für Glyphosat wurde kürzlich von 0,3 auf 0,5 mg/kg/Tag angehoben und liegt damit um das 3,5-fache unter dem EPA-Wert. Ein Team von Wissenschaftlern hat Belege für die Notwendigkeit einer fünffachen Senkung der EU-cRfD auf 0,1 mg/kg/Tag zusammengestellt [81], ein Wert, der 17-mal niedriger ist als der der EPA.

        Glyphosat ist ein Herbizid mit mäßiger Dosis und relativ geringer akuter und chronischer Toxizität für Säugetiere, soweit das Risiko für Säugetiere in den von der EPA geforderten toxikologischen Studien korrekt wiedergegeben wird. Nach einer umfassenden Überprüfung wurde Glyphosat jedoch 2015 von der Internationalen Agentur für Krebsforschung als “wahrscheinlich krebserregend für den Menschen” eingestuft [64], und zwar aufgrund der erhöhten Prävalenz seltener Leber- und Nierentumore in chronischen Tierfütterungsstudien, epidemiologischer Studien, die über positive Assoziationen mit Non-Hodgkin-Lymphomen berichten, sowie starker mechanistischer Hinweise auf Genotoxizität und die Fähigkeit, oxidativen Stress auszulösen [64].

        Die Gesamtheit der toxikologischen Studien, die die derzeitige EPA- und EU-cRfD für Glyphosat und damit alle heutigen Verwendungen dieses Herbizids stützen, geht auf die frühen 1970er bis Mitte der 1980er Jahre zurück [82]. Neuere Studien deuten darauf hin, dass Glyphosat in seiner reinen Form und einige formulierte Glyphosat-Endprodukte über endokrin vermittelte Mechanismen epigenetische Veränderungen auslösen können [54, 73, 75, 76, 79, 81, 83].

        Belege aus mehreren Studien deuten darauf hin, dass die Niere und in zweiter Linie die Leber dem Risiko einer durch Glyphosat ausgelösten oder durch Glyphosat verstärkten chronischen Degeneration ausgesetzt sind [55, 71, 72, 84, 85]. Stoffwechselstudien der Industrie an Nutztieren, Ratten, Mäusen und Kaninchen wurden in den 1970er und 1980er Jahren durchgeführt und zeigen, dass in Tierfütterungsstudien die Glyphosatkonzentrationen in der Niere in der Regel die in der Leber um das Drei- bis Zehnfache übersteigen und die in der Leber die Konzentrationen in anderen Geweben bei weitem übersteigen [86].

        Die offensichtliche Tendenz von Glyphosat, sich in den Nieren zu konzentrieren, hat in Verbindung mit der Wirkung von Glyphosat als Chelatbildner einige Wissenschaftler zu der Hypothese veranlasst, dass Glyphosat sich an Metalle in hartem Trinkwasser binden kann, wodurch Metall-Glyphosat-Komplexe entstehen, die die Nieren möglicherweise nicht normal passieren [71, 72]. Aus diesem Grund oder aus anderen, noch nicht erkannten Gründen kann das Risiko einer chronischen Nierenerkrankung in menschlichen und tierischen Populationen mit starker Glyphosatbelastung erhöht sein.

        Die IARC-Klassifizierung und die sich abzeichnenden Beweise für Nierenschäden und endokrine Wirkungen erhöhen die Notwendigkeit und erschweren laufende und künftige Bewertungen des Risikos von Glyphosat bei Arbeitnehmern und in der Ernährung. Jährliche Rückstandstests werden von der britischen Food Standards Agency (FSA) durchgeführt. Von 2007 bis 2013 wurden in 10-30 % der Getreideproben Glyphosatrückstände gefunden, wobei die Werte im Allgemeinen stiegen [87]. Glyphosat- und AMPA-Rückstände sind in relativ hohen und steigenden Konzentrationen (über 1 ppm) in einem hohen Prozentsatz der Sojabohnen vorhanden, die in den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien und Paraguay angebaut werden. Auf diese Länder entfallen 86,6 % der 11,6 Milliarden Scheffel Sojabohnen, die 2014 weltweit produziert wurden, und fast der gesamte Welthandel mit Sojabohnen und Futtermitteln auf Sojabasis [34, 62].

        Schlussfolgerungen

        Aufgrund der Konsistenz zwischen drei unabhängig voneinander erstellten Datensätzen (USDA-NASS, EPA und USGS) kann ein hohes Maß an Vertrauen in die Trends beim Glyphosateinsatz in den USA gesetzt werden.

        Ein von einem Berater der Pestizidindustrie veröffentlichtes Papier liefert solide Daten über den weltweiten Glyphosateinsatz im Zeitraum 1994-1997, sowohl im landwirtschaftlichen als auch im nicht-landwirtschaftlichen Bereich [29]. Der Mangel an öffentlich zugänglichen Daten über den weltweiten Glyphosateinsatz seit Mitte der 1990er Jahre erhöht die Unsicherheit der hier berichteten globalen Schätzungen. Da jedoch der Großteil des Anstiegs des weltweiten Glyphosateinsatzes seit Ende der 1990er Jahre auf die Einführung von GE-HT-Kulturen zurückzuführen ist, bieten die zugänglichen Daten der ISAAA und der Literatur über GE-HT-Kulturen eine solide Grundlage für die Hochrechnung des Gesamtglyphosateinsatzes bei GE-HT-Kulturen in den letzten ~15 Jahren.
        Die Glyphosat-tolerante Pflanzentechnologie war in jeder Hinsicht ein enormer kommerzieller Erfolg und vereinfachte zumindest anfänglich die Unkrautbekämpfung bei Mais, Sojabohnen und Baumwolle sowohl in den USA als auch weltweit [2, 9, 88]. Einige Jahre lang nach 1996 erwies sich eine oder höchstens zwei Anwendungen von Glyphosat auf fast allen mit GE-HT-Saatgut bepflanzten Anbauflächen als äußerst wirksam und wirtschaftlich. Infolgedessen nahm die mit Glyphosat behandelte Fläche rasch zu. Dies führte mit der Zeit zum Auftreten von Unkrautphänotypen, die weniger empfindlich oder resistent gegen Glyphosat sind. Als Reaktion darauf erhöhten die Landwirte sowohl die Ausbringungsrate von Glyphosat als auch die Anzahl der Anwendungen [5, 6, 9, 88, 13]. Viele Landwirte integrierten auch zusätzliche Herbizide in ihre Spritzprogramme [5-7, 89]. Als direkte Folge davon ist der durchschnittliche Herbizideinsatz pro Hektar auf Flächen, die mit GE-HT-Sorten bepflanzt sind, seit Mitte der 1990er Jahre stetig gestiegen [8, 11, 88, 13].

        Der Aufwärtstrend bei der Verwendung von Glyphosat hat und wird wahrscheinlich auch weiterhin zu einem zunehmenden Anstieg der Umweltbelastung und der Exposition des Menschen gegenüber Glyphosat, seinem Hauptmetaboliten Aminomethylphosphonsäure (AMPA) und verschiedenen Tensiden und Hilfsstoffen, die bei der Formulierung von Herbiziden auf Glyphosatbasis für den Endverbrauch verwendet werden, beitragen.

        Da Glyphosat mäßig persistent und mobil ist, werden die Konzentrationen in Oberflächengewässern und im Grundwasser wahrscheinlich mit der Verwendung ansteigen, was die Vielfalt der potenziellen Expositionswege für Tiere und Menschen erhöhen wird.

        Die Exposition des Menschen im häuslichen Umfeld und bei der Verwendung von Glyphosat in Städten verdient ebenfalls besondere Aufmerksamkeit. Die meisten Glyphosatprodukte für den Endverbrauch, die in Industrieländern für den häuslichen und städtischen Gebrauch verkauft werden, enthalten relativ niedrige Konzentrationen von Glyphosat, so dass das Risiko einer akuten toxischen Exposition minimal ist. In Entwicklungsländern sollten jedoch die Risiken nicht außer Acht gelassen werden, die sich aus der Anwendung von konzentrierteren Glyphosatprodukten und/oder der Anwendung von “selbst gemischten” Produkten ergeben.

        Die Häufigkeit und der Gehalt von Glyphosat und Rückständen in einer Vielzahl von Lebensmitteln nehmen zu, und es sollten genauere Bewertungen des Ernährungsrisikos durchgeführt werden. Angemessen genaue Schätzungen der Glyphosatrückstände und der ernährungsbedingten Exposition in Gebieten, in denen keine Rückstandsdaten vorliegen, können auf der Grundlage von Erkenntnissen aus Risikobewertungen vorgenommen werden, die in Gebieten mit genauen Glyphosatverwendungs- und Rückstandsdaten durchgeführt wurden.”

        Übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

        Es sind Punkte erreicht, die zum Ende gelangen.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @dieser Glyphosat-Thread

        Einfach mal nen Acker ohne und einen mit Glyphosat-Behandlung anschauen – kurz vor der Ernte und dann bei der maschinellen Ernte dabei sein. Wenn wir die Menschen mit erschwinglichen Lebensmitteln versorgen wollen, geht es nicht ohne entsprechende Technologien.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Tom96

        Hunger bleibt Hunger.
        Mangelernährung bleibt Mangelernährung.

        Und satte Kommentatoren werden keine Mangelware.

        Wie immer meine Frage: was ist die Alternative?

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ stoertebekker 21:54

        die andere alternative ist bevölkerungsreduzierung.
        vielleicht läuft diese aktion schon (zb.coronaimpfung, krieg, vorbereitung zum bürgerkrieg, etc.)

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