Schulden zwingen zu dauerhaft tiefen Zinsen

Es ist so banal, dass ich mich immer wieder wundere, weshalb man es noch wiederholen muss: in einer hoch verschuldeten Welt dürfen die Zinsen nicht steigen, weil sonst der Schuldenturm zusammenbricht. Tiefe Zinsen heute machen noch tiefere Zinsen morgen erforderlich, da es sonst nicht geht.

Dennoch war die FINANZ und WIRTSCHAFT so nett, uns nochmals zu erinnern:

  • “….ein Blick auf den weltweiten Schuldenberg beweist, dass Regierungen, Unternehmen und Privathaushalte der Versuchung des billigen Geldes nicht widerstehen können. Ihre globalen Verpflichtungen sind mittlerweile auf 233 Bio. $ angeschwollen, berechnet der Bankenverband Institute of International Finance (IIF). Damit hat sich das Schuldenvolumen innerhalb von zwei Jahrzehnten mehr als verdreifacht und erreicht einen Rekordwert.” – bto: und sie können auch nicht, sind doch die Schulden nötig um die Illusion der Bedienung der bestehenden aufrecht zu erhalten.

Quelle: FuW

  • Das Platzen der amerikanischen Immobilienblase enthüllte damals, dass vor allem die Industrienationen fast unbemerkt enorme Schulden angehäuft hatten. Treiber waren der Finanzsektor und die Privathaushalte, die ihre Verpflichtungen innerhalb von zehn Jahren mehr als verdreifacht respektive verdoppelt hatten.” – bto: unbemerkt? man wollte es nicht sehen.
  • Zwar haben Privathaushalte und die Finanzbranche etwas enthaltsamer gelebt. Doch die Staatsverschuldung ist nach der Finanzkrise kräftig gewachsen, unter anderem deshalb, weil Regierungen rund um den Globus ihre Banken vor dem Kollaps retten mussten.” – bto: naja. Ich würde sagen, richtig gespart haben die Regierungen nicht und ein großer Teil der neuen Schulden ist in China gemacht worden.
  • Unternehmen ausserhalb des Finanzsektors haben die günstigen Kreditbedingungen genutzt. Gemessen am Gewinn sind die Schulden von Corporate America heute so hoch wie zuletzt während des Technologiebooms Ende der Neunzigerjahre.” – bto: ein Thema, welches wir intensiv diskutiert haben.
  • Zudem hat sich der Schuldenberg der Schwellenländer seit der Finanzkrise fast verdoppelt. Gemessen am Bruttoinlandprodukt beträgt er heute 190%. Am extremsten ist die Situation in China, wo die Verpflichtungen ausserhalb des Finanzsektors von 6 Bio. $ im Jahr 2007 auf knapp 30 Bio. $ gestiegen sind. Das entspricht einer Quote von 260% gemessen an der Wirtschaftsleistung” – bto: und ist ein mögliches Problem. Zwar wächst China immer noch deutlich, wie die Optimisten betonen, dennoch ist es nicht sicher, dass das Land die Schuldendynamik in den Griff bekommt.

Quelle: FuW

  • “…in Friedenszeiten war die Verschuldung nie grösser als heute. Das mag in Zeiten niedriger Zinsen kein Problem sein – doch nun neigt sich die Ära der Tiefstzinsen dem Ende zu. Damit steigt die Gefahr, dass Kreditnehmer ihre Schulden nicht mehr stemmen können.” – bto: weshalb man alles daran setzen wird, die Zinsen tief zu halten. Doch genügt das nicht. Sie müssen eigentlich immer tiefer sinken.
  • “Im aktuellen Marktumfeld besteht kaum Spielraum, die Nominalzinsen zu senken. (…)  In den Fokus rückt daher die Inflation, die freilich schwieriger zu steuern ist. So bekunden sowohl das Fed als auch die Europäische Zentralbank (EZB) seit geraumer Zeit Mühe, ihr jeweiliges Inflationsziel von rund 2% zu erreichen.” – bto: natürlich kann nur Inflation die gewünschten noch tieferen Realzinsen bringen. Doch wo soll die her kommen? Ich bleibe dabei, dass wir einen Vertrauensverlust benötigen.

FINANZ und WIRTSCHAFT: “Schuldenboom erschwert Zinswende”, 19. März 2018

Kommentare (37) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Aurum
    Aurum sagte:

    @ Dietmar Tischer

    Seien wir doch mal ehrlich. Man kann über Helikoptergeld diskutieren wie man will,entscheidend ist,
    das unser auf Schulden basiertes Geldsystem seinem Ende entgegen geht.
    Da hilft auch kein Bürgergeld! Dieses Geld würden die Menschen nicht dazu benutzen um ihre Schulden abzutragen,im Gegenteil………..sie würden sich noch mehr verschulden,weil sie ja wissen,das ihnen nichts passieren kann.
    So sieht es auch bei den Staaten aus. Beispiel Deutschland: werden die Rekordsteuereinnahmen dazu genutzt um Schulden abzubauen? Nein! Die Schulden steigen sogar weiter.

    Und jetzt zum wichtigsten Punkt:

    WOHER kommt das zentralbankfinanzierte Bürgergeld ??
    Aus dem Nichts?
    Es sind nur neue Schulden,die an die Bürger verteilt werden!
    Man dreht sich nur im Kreis,ändert aber nichts.

    Fazit:
    Wir werden so oder so eine hohe Inflation erleben,wo am Ende eine Währungsreform steht!
    Die Schulden MÜSSEN abgebaut werden,auf der anderen Seite in gleicher Höhe die Vermögen.
    Man kann nur hoffen,das wir danach eine WERTHALTIGE Währung bekommen,die NICHT beliebig vermehrbar ist!

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  2. Aurum
    Aurum sagte:

    @
    Michael Stöcker

    Absoluter Schwachsinn ist das Bürgergeld. Damit löst man nicht das Problem.Das Problem ist das ungedeckte Papiergeldsystem und der Zinseszins! Die Schulden und die Vermögen auf der anderen Seite werden weiterhin exponential steigen.

    Hierzu 2 Zitate,die es auf den Punkt bringen:

    „Die Wenigen, die das System verstehen, werden dermaßen an seinen Profiten interessiert oder so abhängig von seinen Vorzügen sein, daß aus ihren Reihen niemals eine Opposition hervorgehen wird. Die große Masse der Leute aber, geistig unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne je Verdacht zu schöpfen, dass das System ihnen feindlich ist.”
    – Gebrüder Rothschild, London 1863, Rothschild-Bankendynastie

    „ Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur ob die Krise durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems kommen soll. “
    Ludwig von Mises, österrichischer Ökonom

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Aurum

      Ich freue mich, dass Sie helfen wollen, den Eiferer M. Stöcker in die Schranken zu weisen.

      Man muss ihn aber VERSTEHEN, wenn man damit Erfolg haben will.

      Ihr v. Mises-Zitat zeigt, dass Sie ihn missverstehen.

      Denn M. Stöcker könnte Ihnen antworten:

      Recht hat er ja damit, der von Mises, dass es keinen Weg gibt, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. DESHALB muss man sich von der Kreditexpansion lösen – und zwar in letzter Konsequenz dadurch, dass man sich vom SCHULDGELD verabschiedet und es durch ein ANDERES Geldsystem ERSETZT. Genau dies geschieht durch das Bürgergeld. Die Leute bekommen von Computer der Zentralbank regelmäßig eine bestimmte Summe auf ihrem Konto gutgeschrieben als geschenktes Geld, alos ohne dafür zu irgendetwas verpflichtet zu sein. Damit bezahlen sie ihre Schulden. Wenn es nicht langt, gibt es mehr Geld – bis es keine Schulden mehr gibt.

      Wo steigen hier die Schulden EXPONENTIAL an?

      Nirgends.

      Allerdings ist auch diese Geldsystem nicht ohne KONSEQUENZEN – und da muss man M. Stöcker packen:

      Es ist mit dem NEUEN Problem ungezügelter INFLATION zu rechnen, die nicht notwendigerweise, aber keineswegs ausgeschlossen exponentiell wachsen könnte.

      Wenn so, würden die Leute – so „geistig unfähig“ sie auch sein mögen – MERKEN, dass das neue Geldsystem ihnen feindlich ist.

      Die Gebrüder Rothschild wären Lügen gestraft.

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      • Aurum
        Aurum sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Dieses Geldsystem,wo man “Geld” geschenkt bekommt,würde nie und nimmer funktionieren. Die Menschen würden das Vertrauen in ihre Währung verlieren,weil die Inflation dann richtig anspringt.
        WAS ist eine Währung Wert,die man beliebig vermehren kann?
        Nichts!
        Es müßte ein Geldsystem her,das mit echten Werten gedeckt ist (Gold + Silber). DAS würde Vertrauen schaffen!

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Aurum

        Was man bräuchte, ist eine sicher schwierige Frage, wenn es etwas rundum Besseres sein soll.

        Der mögliche Vertrauensverlust bei Helikoptergeld ist auch mein Problem.

        Insofern stimme ich Ihnen zu.

        Mein Punkt war aber, WIE man mit M. Stöcker argumentieren muss.

        Helikoptergeld kann schon das Verschuldungsproblem lösen, zumindest konzeptionell – das aber mit hohem RISIKO und vermutlich ANDEREN Problemen.

        Es zeigt die Klasse von A. Turner – Lehrmeister von M. Stöcker –, dass er das offen und ehrlich zugibt.

        Aber er hat auch H. W. Sinn und C. Fuest bei seinem ifo-Auftritt nachdenklich werden lassen, war jedenfalls mein Eindruck.

  3. Gast
    Gast sagte:

    Gibt es noch so anspruchsvolle Industrie in D, dass hohe Löhne gerechtfertigt wären. Entsteht nicht immer mehr Niedriglohnsektor, der dann von Deutschen gar nicht mehr bedient wird und die Wirtschaft nach ausländischen Billigarbeitern ruft. Wird die Inflation in D durch den Ausverkauf Deutschlands infolge der Einführung des € unterbunden bzw. durch die Unmöglichkeit der Aufwertung der Währung?

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  4. Johannes
    Johannes sagte:

    Warum die Zinsen so sind, wie sie sind, wird u.a. auch in diesem Blog viel nachgedacht. Interventionen der Notenbanken und demographische Entwicklung (ältere Menschen tätigen wenigen schuldenfinanzierte Käufe) sind da die beiden Hauptlinien, die ich bislang wahrgenommen habe.

    Fakt ist, das Zinsniveau ist so niedrig wie noch nie in der Geschichte (ist hier auch schon gezeigt worden). Fakt ist historisch bislang aber auch, das auf Zinstäler (auch lang andauernde) bislang immer ein Zinsanstieg erfolgt ist.

    Das FED ist nun – scheinbar – dabei, das amerikanische Zinsniveau zu “normalisieren” Alle übrigen maßgeblichen Notenbanken tun dies (noch) nicht. Bei der EZB wird es immer offenkundiger, dass Drahgi für sein Heimatland “Politik” macht. Die Kollateraleffekte lassen sich immer weniger verheimlichen:

    “Vor allem in Deutschland stößt die EZB bei ihren Käufen aber immer stärker an praktische und rechtliche Grenzen. Für die Notenbank wird es immer schwerer, genug kauffähige Papiere zu finden.”

    http://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/geldpolitik-die-ezb-stoesst-in-deutschland-bei-ihren-anleihekaeufen-an-grenzen/21113916.html

    Drahgi finanziert sein Heimatland mit massiven Aufkäufen und mit stillschweigender Duldung aller übrigen Eurozonenländer. Und als Nebeneffekt, trägt auch er mit diesen Aufkäufen zu einem Absinken des Zinsnivaus in der Eurozone bei. Bald wird Drahgi (oder sein Nachfolger) aber an harte (bislang jedenfalls noch) rechtlichen Grenzen gelangen und gezwungen sein, die Aufkäufe einzustellen. Dann wird sich zeigen, ob es noch andere willige Käufer in großem Stil für italienische Staatsanleihen gibt.

    Antworten
    • SB
      SB sagte:

      @Johannes: “Bald wird Drahgi (oder sein Nachfolger) aber an harte (bislang jedenfalls noch) rechtlichen Grenzen gelangen und gezwungen sein, die Aufkäufe einzustellen.”

      Nun ja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. ;-)

      An der (Nicht-) Einhaltung des Rechts, ist bisher keine EU/EZB-Maßnahme zur politisch gewollten Rettung des Euro gescheitert. Und dabei – also beim Rechtsbruch – wird es auch künftig bleiben. Das ist sozusagen die “leichteste Übung” von Politik und EZB.

      Antworten
      • Johannes
        Johannes sagte:

        @ SB: deswegen das “bislang jedenfalls noch”..Ich habe auch wenig Hoffnung, dass “die” mit einem Mal zurück zur Einhaltung von Verträgen finden.

        Aber, wie Sie humorvoll und treffend feststellen, stirbt ja die Hoffung zuletzt. :-)

  5. Frank Baumann
    Frank Baumann sagte:

    Meiner Meinung nach haben wir ( in Deutschland jedenfalls ) schon mehr als genug Inflation. Allein durch das Thema Mindestlohn wurde eine künstliche Inflation erzeugt.
    Mein Friseurbesuch, Restaurantbesuch, Massage, usw. sind seitdem um ein paar Euro teurer geworden. Hab mir auch vor kurzem ein Apfel in einem Supermarkt gekauft. Sage und schreibe 55 Cent !!!!. Wohlgemerkt für 1 Apfel.
    Über Miete und NK ( Strom, etc.) müssen wir wohl nicht mehr reden.

    Also erzähle mir keiner wir hätten KEINE Inflation. Die ist in Wahrheit nämlich schon längst über 2% und steigt weiter…..

    Antworten
  6. Bernard
    Bernard sagte:

    Vor dem Hintergrund, dass auslaufende Staatsanleihen durch neuaufgelegte “abbezahlt” werden, frage ich mich, was die USA machen, wenn China als größter Anteilseigner dieses Spiel nicht mehr mitspielen möchte und auf weitere “Wechsel” verzichtet. Mit dem Beginn der Strafzölle gäbe es doch einen willkommenen Anlass. Ist der Gedanke zu abwegig, oder gibt es Anteile, die ich in diesen Überlegungen nicht bedenke?

    Antworten
  7. troodon
    troodon sagte:

    Die Unbekümmertheit bei US-Leveraged-Loans hat in den letzten drei Jahren weiter zugenommen. Hauptsache Volumen…Halleluja…Bonus gesichert…wird schon gut gehen…und wenn nicht, dann eben nicht… mir doch egal…

    “At the end of February the amount of U.S. leveraged loans outstanding was $984 billion, meaning there is now $745 billion of covenant-lite loan debt held by institutional investors.”
    http://www.leveragedloan.com/yet-another-record-us-covenant-lite-loan-issuance/

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Als Ergänzung die ENTWICKLUNG der Schulden-Bilanz (margins) der Wertpapieranleger-Konten in USA:

      Von $ 553,557 Mrd. im Jan. 2017 auf $ 665, 716 Mrd. im Jan. 2018 ist doch ein ordentliches Wachstum. Es geht aufwärts in USA!

      Wenn auch nur ein Teil dieser $ 665,7 Mrd. Schulden nicht mehr durch den Wert der Anlagen gedeckt sind, wird es ein Blutbad sondergleichen geben – Liquidierung der Bestände ohne Rücksicht auf Verluste.

      Quelle:

      https://www.finra.org/investors/margin-statistics

      Antworten
  8. Dr. Debt
    Dr. Debt sagte:

    Bitte sachlich bleiben:

    1997 hatten die USA noch ein BIP von US$ 9,0 Bio., 2017 eines von US$ 20,0 Bio.

    Noch mehr Zuwachs an Wirtschaftsleistung gab es in dem gleichen Zeitraum in China:

    1997 BIP von US$ 1,0 Bio., 2017 eines von US$ 11,0 Bio.

    In den USA hat sich die Wirtschaftsleistung während der vergangenen 20 Jahre also verdoppelt, in China mehr als verzehnfacht.

    https://www.google.de/search?q=bip+china&ie=utf-8&oe=utf-8&client=firefox-b-ab&gfe_rd=cr&dcr=0&ei=gQG5WvXFJYHZ8AfG7qoI

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Bruttoinlandsprodukt

    Es gibt bei eine Volkswirtschaft “gute Schulden”, die diese voran bringen, beispielsweise für Infrastruktur und “schlechte Schulden”, wenn ein nicht mehr durch Steuereinnahmen erreichbarer status quo versucht wird über Kreditaufnahme weiter aufrecht zu erhalten wie beispielsweise Pensions- und Rentenzahlungen in Ländern mit Wirtschaftskrisen.

    Ähnlich wie es bei Unternehmen “gute Schulden” für Zukunftsinvestitionen und “schlechte Schulden” beispielsweise im Rahmen der Finanzoptimierung (Leveraging, etc.) gibt.

    Antworten
    • asisi1
      asisi1 sagte:

      leider neigt der Staat dazu ,die zombie-unternehmen , durch die Zinspolitik am leben zu halten. das führt dazu, dass eine gesunde marktbereinigung nicht stattfindet. beste Beispiel ist die finanz-und bankenkriese vor zehn jahren. hier haben sich die Politiker vor angst in die hosen gemacht, um banken in den Konkurs gehen zu lasen. sie hätten sie einfach nicht mit steuergeldern retten dürfen. disen fehler haben sie damals begangen.die angst vor Entscheidungen der Politiker,haben natürlich die bänkster erkannt und reagiert. sie haben sich so groß gekauft, dass jetzt ein pleite gehen lassen nicht mehr möglich ist. deshalb kann es nur im crah enden. bis dahin wird die laienspieltruppe, genannt Politiker, noch an der nase herumgeführt!

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  9. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    „Ich bleibe dabei, dass wir einen Vertrauensverlust benötigen.“

    Ich bleibe dabei, dass wir einen VertrauensGEWINN benötigen. Ein solcher Vertrauensgewinn besteht in der erfolgreichen Erreichung des angestrebten Inflationsziels von 2 %. Und die Inflation wird/wurde insbesondere durch die Staatsverschuldung (= vergangenes Nichts) initiiert. Der direkte Weg über ein zentralbankfinanziertes Bürgergeld (Citoyage) ist allerdings effektiver und gerechter. 100 EUR pro Bürger pro Monat entsprechen in Summe ca. 2 % des BIP von Euroland und bewirken somit tendenziell eine Inflationsrate in ähnlicher Höhe. Hier noch einmal die 14 Argumente für ein solches geldpolitisches Instrument:

    1. Symmetrische Entschuldung der privaten Haushalte.

    2. Stabilisierung des Bankensystems durch weitgehende Verhinderung von Kreditabschreibungen. Es handelt sich somit um eine indirekte Rekapitalisierung der Banken, die zugleich deren Eigenkapitalbasis stärkt und somit das Finanzsystem wieder robuster macht.

    3. Stabilisierung der Staatshaushalte, da die Citoyage als weitere Einkunftsart der Einkommenssteuer unterliegt, geringere Abschreibungen im Finanzsektor zu höheren Gewinnsteuern führen und letztlich zusätzliche Kaufkraft höhere Umsatzsteuereinnahmen bewirken.

    4. Höhere Steuereinnahmen schaffen den notwendigen finanziellen Spielraum für die dringend benötigten Zukunftsinvestitionen in Bildung und Infrastruktur, die zurzeit aufgrund der Schuldenbremse sowie der schwarzen Null unterbleiben.

    5. Diese Form der dezentralen Liquiditätszuführung kommt insbesondere den strukturschwachen Regionen zu gute und mindert somit den Druck der Landflucht, was wiederum positiv auf die Stabilisierung der Immobilienpreise in den Regionen sowie den Ballungszentren wirkt.

    6. Dieser dezentrale Ansatz verhindert eine zentralistische europäische Planungsbürokratie und delegiert die Verantwortung für die Mittelverwendung auf die unteren Ebenen und wird somit der föderalen Struktur in Europa gerecht.

    7. Eine direkte Bürgerfinanzierung verstößt zudem nicht gegen die bestehende Rechtsordnung, da gemäß Art. 123 AEUV lediglich die unmittelbare Staatsfinanzierung verboten ist, nicht aber die unmittelbare Bürgerfinanzierung.

    8. Die zusätzliche Kaufkraft wirkt den deflationären und disinflationären Tendenzen entgegen und ermöglicht somit der EZB ihrem Ziel der Preisniveaustabilität wieder näher zu kommen (unter aber nahe 2 %).

    9. Am ZLB (Zero Lower Bound/Nullzinsgrenze) hat die EZB keine Möglichkeit mehr, über eine weitere Zinssenkung den geldpolitischen Transmissionsmechanismus zur wirtschaftlichen Stabilisierung zu aktivieren. Von daher gibt es Überlegungen zu einem Bargeldverbot, da auf diese Weise das Zinsniveau deutlich in den negativen Bereich gedrückt werden kann. Abgesehen davon, dass ein solches Verbot keinesfalls vertrauensfördernd wäre (Geld ist Vertrauen), lässt sich das gleiche Ziel viel einfacher mit einem zentralbankfinanzierten Bürgergeld erreichen und wäre kein dirigistischer Eingriff in die Zahlungsgewohnheiten sowie die informationelle Selbstbestimmung.

    10. Der Cantillon-Effekt (erhöhter Nutzen aus der Erstverwendung von Geld) verteilt sich gleichmäßig auf alle Bürger von Euroland und nicht nur auf diejenigen, die die beste Lobbyarbeit betreiben.

    11. Entschuldete Haushalte können wieder stärker am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und stabilisieren durch ihre zusätzliche Kaufkraft die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und wirken somit positiv auf Beschäftigung und Staatshaushalt.

    12. Die Regelmäßigkeit der monatlichen Zahlung schafft Kontinuität und Planungssicherheit auf allen Ebenen und erübrigt diskretionäre politische ad hoc Entscheidungen, die oftmals unter hohem Druck getroffen werden und somit nicht nur zu spät kommen sondern dann auch häufig prozyklisch wirken.

    13. Eine intendierte höhere Inflationsrate ermöglicht die dauerhafte Erwirtschaftung einer positiven monetären Rendite (und nur darum geht es im Kapitalismus), ohne dass es zu einer realen höheren Wirtschaftsleistung kommen muss. Monetäres Wachstum ist unendlich möglich, reales Wachstum hingegen nicht. Damit kann die Citoyage einen existentiellen Beitrag zur ökologischen Stabilisierung des Planeten leisten und verhindert zugleich den Zusammenbruch der Lebensversicherungsgesellschaften.

    14. Eine einheitliche monatliche Zahlungsleistung der EZB sendet ein positives Signal an 99 % aller Bürger von Euroland und kann zu einem neuen verbindenden Element für ein einheitliches Europa in Frieden und Freiheit werden, bei dem Geld nach Aristoteles wieder ein Mittel zum Zweck wird und nicht der Zweck an sich. https://zinsfehler.com/2016/09/25/ein-geldpolitisches-manifest-fuer-europa/

    LG Michael Stöcker

    Antworten
  10. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >„Im aktuellen Marktumfeld besteht kaum Spielraum, die Nominalzinsen zu senken. (…) In den Fokus rückt daher die Inflation, die freilich schwieriger zu steuern ist. >

    Sie wäre vielleicht schon zu steuern, WENN es sie GÄBE.

    Das Problem ist, dass man sie ganz offensichtlich nicht im gewünschten Maß GENERIEREN kann.

    Es gibt nicht das Wachstum, das mehr Arbeitskräfte erfordern und dadurch Inflation hervorrufen würde.

    Selbst relative Vollbeschäftigung wie in USA ist kein großer Wachstumstreiber und insbesondere führt sie zumindest vorläufig nicht zu spürbar höherer Inflation.

    Und damit sind wir wieder einmal bei einem der grundlegenden Probleme:

    Warum gibt es das Wachstum nicht?

    Ist die Ursache der AUSFALL von Nachfrage wegen Demografie, Sättigung oder stagnierender Einkommen ODER sind es HEMMNISSE, die Investitionen insbesondere dann verhindern, wenn sie mit einer Re-Allokation inkl. dem Verlust von Arbeitsplätzen verbunden sind?

    Oder ist es von allem etwas?

    Antworten
    • Alex
      Alex sagte:

      Eine kleine Anekdote. Ich bin des öfteren auf einem Blog eines Ökonomen (USA) unterwegs und ein Kommentator nutzt sehr gerne die Civilian Employment-Population Ratio zur Feststellung der Beschäftigung. Die Aussage erst ab 62,0% gibt es steigende Inflationserwartungen. Februar 2018 waren es 60,4%.
      https://fred.stlouisfed.org/series/LNS12300060

      Der Ausfall und die Hemnisse ergeben zusätzlich noch Angst, was es schwer macht neue Ideen zur Verbesserung der Lage zu ermöglichen.

      Antworten
    • Jacques
      Jacques sagte:

      In D wurde jedenfalls viel Kapital in Immobilien gepumpt, soweit ich weiß wird das kaum in den Inflationsberechnungen berücksichtigt. Auf dem Immobilienmarkt haben wir ja seit Jahren eine riesige Inflation. Das Geld was da reingepumpt wird, fehlt dann an anderer Stelle. Die hohen Preise machen auch sehr hohe Tilgungen nötig, was deflationär auf Konsumausgaben wirkt.
      Ansonsten steigen die Reallöhne auch in D kaum, die junge Generation wird gerne befristet beschäftigt, wenn unbefristet dann zu viel geringeren Löhnen als die alten Generationen. Wir haben also eine Mischung aus vielen Problemen: Demografie, Realeinkommen, Assetinflation durch Niedrigzins.

      Antworten
  11. Hansjörg Pfister
    Hansjörg Pfister sagte:

    “Ich bleibe dabei, dass wir einen Vertrauensverlust benötigen.”
    Wenn Sie recht haben, dann steuern wir auf Verhältnisse zu, für die nur der Zusammenbruch der Sowjetunion als jüngeres geschichtliches Beispiel taugt. Die politische Kaste ist nicht vertrauenswürdig bzw. wird nur von einer gewissen linksgrün drehenden Spezies für vertrauenswürdig gehalten, weil sie deren Interessen gegen die Interessen der Bevölkerungsmehrheit durchsetzt. Oder sie wird von diesen ewigen Untertanen für vertrauenswürdig gehalten, denen man auch noch eine Vogelscheuche vorsetzen könnte und sie würden die Vogelscheuche immer noch wählen. Die größte Gruppe sind aber die, die den Vogelscheuchenwählern folgen, weil sie keine eigene Meinung haben, obwohl sie sich einbilden eine solche zu haben. Das ist aber eine sehr schwache Basis für eine Herrschaftsklasse, denn die Follower der Vogelscheuchenwähler sind ein gar wankelmütiges Völkchen. Ähnliches gilt für Massenmedien, deren Vertrauenswürdigkeit hat auch sehr gelitten, bei den einen mehr, bei den anderen weniger. Wenn jetzt auch noch das Vertrauen ins Geld schwindet – und bei selbigem hört der Spaß bekanntlich auf – sind die Folgen wirklich unabsehbar. Deshalb kann ich mir eigentlich nicht vosrstellen, dass die Politik den Vertrauenslust ins Geld tatsächlich betreibt oder zulassen würde. So blöd sind doch sogar die nicht oder doch?

    Antworten

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