Rogoff träumt weiter von der Enteignung

Kenneth Rogoff  von mir auf bto regelmäßig kommentiert hat wieder zugeschlagen und er wird  ehrlicher. Was er in Wahrheit will, macht er nun deutlich: Nicht um Verbrechensbekämpfung geht es ihm, sondern um die Enteignung der Gläubiger.  Nach meinem Morgen-Thema “Geldpolitik” nun zu Rogoffs Sorge, den Notenbanken könne die Munition ausgehen. Deshalb fordert er grundlegend massive Maßnahmen:

  • Viel mehr Sorgen sollten sie sich darüber machen, wie stark das Fed die Zinsen in der nächsten tiefen Rezession senken kann. Angesichts dessen, dass es schon Mühe haben könnte, den Basissatz im nächsten Jahr auf 2% zu erhöhen, wird es im Fall einer Rezession kaum Potenzial nach unten geben.”
  • “(…) Janet Yellen versuchte Ende August, mit einer Rede die Märkte zu beruhigen, indem sie andeutete, eine Kombination massiver Staatsanleihenkäufe und einer vorausschauenden Zielsetzung bei den Zinsen könnte den gleichen Stimulus gewährleisten wie eine Senkung der Übernachtrate auf -6 %, wenn negative Zinsen möglich wären.”
  • Kann das Fed den Plan, die zehnjährigen Zinsen unten zu halten, mit grosser Glaubwürdigkeit vermitteln, kann es vielleicht damit durchkommen, ohne zu sehr auf den Märkten intervenieren zu müssen, da die Marktteilnehmer normalerweise Angst haben, sich mit der mächtigsten Zentralbank der Welt anzulegen.”
  • Die beiden besten Ideen, mit der Nulllinie der Zinsen umzugehen, scheinen im Moment ausser Reichweite zu sein. Der optimale Ansatz wäre, sie zu durchbrechen, indem alle nötigen legalen, steuerlichen und institutionellen Änderungen durchgesetzt werden, die zur Einführung deutlich negativer Zinsen nötig sind.”
  • Dazu müssten die Leute davon abgehalten werden, Papiergeld zu horten, was aber, wie ich kürzlich erklärt habe, nicht so schwierig ist.”  bto: Und nur deshalb soll Bargeld abgeschafft werden!
  • Der andere Ansatz (…) besteht darin, die Zielinflationsrate von 2 auf 4 % zu erhöhen. Die Idee ist, dass dadurch nach und nach das Profil aller Zinsen um zwei Prozentpunkte erhöht würde, die dann im Gegenzug für eine Zinssenkung verfügbar wären.” bto: O. k., wer glaubt das denn?
  • Das Hauptproblem besteht darin, dass ein Schritt dieser Grössenordnung die hart erkaufte Glaubwürdigkeit der Zentralbanken unterminieren könnte. Immerhin versprechen sie seit einigen Jahrzehnten, eine Inflation von 2 % zu gewährleisten, und dieser Wert ist tief in langfristige Finanzkontrakte integriert.” bto: Das Vertrauen haben doch die Notenbanken nicht wegen eigener Leistung, sondern aufgrund von Globalisierung und Überkapazitäten.
  • Ideen wie negative Zinsen und höhere Inflationsziele hören sich vielleicht gefährlich radikal an, aber Radikalität ist relativ. Sind die Zentralbanken nicht in der Lage, ihre Lähmung entlang der Nulllinie auf überzeugende Weise zu beheben, könnte dies eine Flut unkonventioneller und noch viel radikalerer Vorschläge auslösen. Beispielsweise hat der Ökonom Barry Eichengreen von der University of California in Berkeley argumentiert (…) protektionistische Massnahmen (könnten) eine hilfreiche Methode sein, um die Inflation zu fördern.” bto: spannend! Und kein schlechter Gedanke.
  • “Einige Ökonomen, darunter Lawrence Summers und Paul Krugman, warnen, im Fall einer Lähmung der Zentralbanken könnten Strukturreformen zur Produktivitätssteigerung kontraproduktiv sein, da sie zu sinkenden Preisen führen.” bto: Auch das ist ein guter Gedanke. Produktivität wäre in der Tat deflationär. 
  • Um vor der nächsten tiefen Rezession die Grundlage für eine effektive Negativzinspolitik zu legen oder ein höheres Inflationsziel einzuleiten, könnte die Zeit knapp werden. Aber dies ist keine Entschuldigung dafür, diese Möglichkeiten nicht ernsthaft in Erwägung zu ziehen – besonders dann, wenn die Alternativen deutlich problematischer sein könnten.”

bto: O. k., er ist zumindest konsistent. Doch warum schlägt er keinen offenen Schuldenschnitt vor? Ginge schneller und wäre sozial gerechter.

→ FINANZ und WIRTSCHAFT: Grosse Gefahr an der unteren Grenze, 7. November 2016

Frühere Beiträge von Kenneth Rogoff  beziehungsweise zu ihm bei bto:

→ „Griechenland sollte Kapitalkontrollen einführen“

→ Bargeld muss weg, meint nicht nur Rogoff

→ Rogoff on negative rates, paper currency and Bitcoin

→ Was Rogoff in Wahrheit will – ein Verriss von James Grant