Rogoff: Inflation erst mittel­fristig ein Thema

Kenneth Rogoff, Harvard Professor, früherer Chef-Volkswirt des IWF und bekannt geworden durch sein mit Carmen Reinhard geschriebenen Buch über Finanzkrisen und den Lesern von bto als prominenter Verfechter von Bargeldverboten, diskutiert bei Project Syndicate die Inflationsaussichten. Die FINANZ und WIRTSCHAFT (FuW) bringt eine deutsche Übersetzung:

  • “Derzeit und auf absehbare Zukunft bedarf es eindeutig enormer makroökonomischer Unterstützung. Die pandemiebedingte Rezession ist schlimmer als die globale Finanzkrise von 2008, und Teile der US-Wirtschaft befinden sich noch immer in katastrophalem Zustand. Darüber hinaus könnte sich die Lage trotz vielversprechender impfstoffbezogener Entwicklungen im Kampf gegen das Coronavirus noch verschlimmern.” – bto: Da würde ihm niemand widersprechen, denke ich.
  • “Kurzfristig fürchten die politischen Entscheidungsträger zu Recht, dass Konjunkturhilfen und die Barersparnisse der Verbraucher bei einer Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung einen explosionsartigen Nachfrageanstieg bewirken könnten. Doch es ist unwahrscheinlich, dass dies über Nacht zu einem steilen Anstieg der Inflation führen wird – vor allem, weil der Preisanstieg in modernen hoch entwickelten Volkswirtschaften eine sich sehr langsam verändernde Variable ist. Selbst als die Inflation in den Siebzigerjahren in vielen reichen Ländern auf zweistellige Werte stieg (im Vereinigten Königreich und in Japan auf mehr als 20%), dauerte das viele Jahre.” – bto: Jetzt könnte man natürlich meinen, dass wir angesichts der schon seit Jahren bestehenden Asset-Preis-Inflation durchaus ein Risiko haben, dass es diesmal schneller geht.
  • “Die heutige Inflation wird sehr stark durch die langfristigen Inflationserwartungen beeinflusst. (Dies) spiegelt die Tatsache, dass die Unternehmen in vielen Sektoren aus Furcht vor dem Verlust von Marktanteilen vor aggressiven Preiserhöhungen zurückschrecken. Falls die Notenbanken es daher schaffen, die langfristigen Inflationserwartungen auf einem niedrigen Wert zu verankern, können sie jeden eventuellen längeren Inflationsanstieg bremsen. Heute ist die jahrelange ultraniedrige Inflation fest in der öffentlichen Psyche verwurzelt.” – bto: Meines Erachtens hat das auch dazu beigetragen, dass die Politik der letzten Jahre nicht zu einem breiten Verlust in die Geldordnung führte.
  • “Doch wenn die Politiker die Unabhängigkeit der Notenbanken untergraben und eine zeitnahe Normalisierung der Leitzinsen verhindern, könnten selbst tief verwurzelte Erwartungen an eine niedrige Inflation sich abnutzen.” – bto: Aber genau das wird ja nun zunehmend erwartet.
  • “Das andere langfristige Inflationsrisiko ist subtilerer Art, ist aber potenziell noch schwerer zu verhindern. (…) Eine Umkehr der Globalisierung könnte grosse Auswirkungen auf die Inflation haben. (…) Die Bemühungen der Notenbanken zur Inflationsverhinderung von 1980 bis zur Finanzkrise von 2008 profitierten enorm von der in dieser Zeit ablaufenden Hyperglobalisierung. Der Handel mit China und anderen Entwicklungsländern trieb zusammen mit dem technologischen Fortschritt die Preise für viele Konsumgüter unerbittlich nach unten.” – bto: was ja das Thema von Goodhart und Pradhan in ihrem Buch war und natürlich auch im Podcast.
  • “Jetzt könnten sich die Dinge in die andere Richtung entwickeln. Das gilt besonders angesichts des starken parteiübergreifenden Konsenses in Washington über die Notwendigkeit, China herauszufordern. Substanziell wird sich Bidens Politik, was Tempo oder Radikalität angeht, womöglich weniger stark von der unter Ex-Präsident Donald Trump verfolgten Politik unterscheiden, als viele Internationalisten hoffen. Selbst wenn die USA und China es schaffen sollten, ihre derzeitigen Differenzen provisorisch zu überbrücken, werden sich die Auswirkungen der Globalisierung abschwächen – u. a. (…) aufgrund demografischer Faktoren. Chinas Erwerbsbevölkerung etwa wird Prognosen zufolge in den nächsten beiden Jahrzehnten um 200 Mio. Menschen schrumpfen.” – bto: Und damit bekommen wir beides zusammen: strukturelle Inflation und Notenbanken, die genau diese Inflation wünschen.
  • “Sollten die Märkte also über einen möglichen steilen Anstieg der Nachfrage in Panik geraten, der Inflation und Zinsen in die Höhe treibt und einen allgemeinen Rückgang der Vermögenspreise verursacht? Kurzfristig eher weniger. Es ist sogar möglich, dass die Notenbanken in einem Jahr zutiefst negative Zinsen in Betracht ziehen werden, um die Inflation und die Nachfrage wieder zu beleben. Es wäre nicht notwendigerweise schlecht, wenn die Inflation für ein paar Jahre über ihren Zielwert stiege, nachdem sie so lange so niedrig war. Doch die längerfristigen Inflationsrisiken sind deutlich höher, als Märkten oder Politikern bewusst zu sein scheint.” – bto: womit wir wieder bei der Zeitenwende wären …

fuw.ch: “Sind die Inflationsängste begründet?”, 8. März 2021

Kommentare (71) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    @ Mohnburg

    „„QE ist kein Gelddrucken“ – wie bitte?!“

    Ganz offensichtlich haben Sie sich das verlinkte Interview mit Jeff Snider NICHT angehört.

    „QE, also „Quantitative Easing“ ist der Ankauf von Schuldscheinen des Staates (Staatsanleihen) durch die Zentralbank mit Geld, das extra zu diesem Zweck geschaffen wird.“

    So ist es, Herr Mohnburg. Und jetzt müssen Sie nur noch verstehen, dass dieses Geld NIEMALS den Geldkreislauf der Banken verlassen kann, da es sich hierbei um Reserven handelt (@ foxxly: also um Liquidität). Von daher ändert sich ja auch nicht M1/M2/M3, sondern lediglich M0. M0 hat aber nichts mit der Geldmenge zu tun, die für realwirtschaftliche Aktivitäten verantwortlich ist.

    Insofern kann ich hier nur zum 1.000 Mal wiederholen, was S & P 2013 geschrieben hatte:

    “Repeat After Me: Banks Cannot And Do Not “Lend Out” Reserves”

    Und als zweiter wichtiger Merksatz:

    Monetary Policy is an Asset Swap!

    Und jetzt einfach mal bei Jeff Snider reinhören und in aller Ruhe das Ptolomäische Glaubensbekenntnis hinterfragen, das das Denken von 99,9 % aller Ökonomen und Wirtschaftsjournalisten dominiert. Schaffen Sie den Sprung aus dem mittelalterlichen Glaubenssystem des Mainstream in die Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts und lassen Sie sich nicht weiter von monetären Laienspielern (HWS & Co.) sowie Forward-Guidance-Aktivisten (Powell & Co.) durch die monetäre Matrix führen: https://youtu.be/9eTqYTP0Vqo

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Christian Anders
      Christian Anders sagte:

      Vielleicht hilft es begrifflich, die Reserven einfach NICHT „Geld“ zu nennen (oder umgekehrt, alles außer den Reserven nicht „Geld“ zu nennen).

      Wer sich nicht länger mit der Materie beschäftigt fällt alleine durch das Wording über mehrere Stolpersteine, da der Begriff „Geld“ beinahe wahllos für alles benutzt wird. Bankkredite erschaffen angeblich Geld, Reserven heißen Geld, Bargeld heißt Geld…

      Dass es sich um unterschiedliche Dinge handelt, wird so bereits durch den Namen verschleiert und der Erkenntnisgewinn doch arg erschwert.

      Wichtig ist die Abgrenzung, was wirkliche Zahlkraft in den Markt bringt (den außerhalb des Interbankenmarktes) und was nicht und wenn ich es richtig verstanden habe, tut QE dies NICHT, solange nicht frisch emittierte Anleihen vom Staat direkt abgekauft werden (hier bin ich auf dem Stand wie Hr. Stöcker).

      Inwiefern der Sprachgebrauch „Gelddrucken“ hier angemessen ist, ist Definitionssache, ändert aber den zu betrachtenden Mechanismus um keinen Jota.

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        @Michael Stöcker
        “Von daher ändert sich ja auch nicht M1/M2/M3, sondern lediglich M0.”
        Dem wäre so, wenn die ZB nur Anleihen aus dem Bestand der Banken erwirbt.
        Ist das tatsächlich so?
        Kauft bzw. kann die EZB nicht auch Anleihen von Anleihehaltern abseits der Banken kaufen ?
        Da habe ich eine Wissenslücke…

        Wenn dem nicht so ist, also die EZB immer nur aus dem Bestand von Banken kauft, gilt aber natürlich trotzdem zu bedenken,
        dass dann vorher andere Gläubiger an die Banken Anleihebestände verkauft haben dürften, somit QE die Geldmenge M1 doch indirekt wachsen lässt.
        Zusätzlich wird die Geldmenge M1 auch noch indirekt durch QE beeinflusst, wenn der Staat neue Anleihen begibt, die Banken diese kaufen, da sie über genügend Liquidität durch den vorherigen Verkauf von Anleihen an die EZB verfügen und der Staat gleichzeitig das Geld verteilt.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        “Kauft bzw. kann die EZB nicht auch Anleihen von Anleihehaltern abseits der Banken kaufen ?”

        Na klar ist das so.

        Das absichtlich auszublenden ist ja Stöckers ganzer Argumentationstrick.

        “Zusätzlich wird die Geldmenge M1 auch noch indirekt durch QE beeinflusst, wenn der Staat neue Anleihen begibt, die Banken diese kaufen, da sie über genügend Liquidität durch den vorherigen Verkauf von Anleihen an die EZB verfügen und der Staat gleichzeitig das Geld verteilt.”

        Genau, so wird auch ganz plumpe Art die indirekte Staatsfinanzierung verschleiert.

        Manchmal kauft die Zentralbank schon neu begebene Anleihen von den Banken auf, die sie nur wenige Tage lang seit der Emission gehalten hatten.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Christian Anders

        Sehr richtig.

        Es kommt auf die zu betrachtenden MECHANISMEN an:

        Anhand WELCHER bestehender Bedingungen → handelt WER mit WELCHEN Absichten WIE → WELCHES sind die Konsequenzen, die → DANN wiederum die BEDINGUNGEN sind → auf denen das NÄCHSTE Handeln aufsetzt.

        Man muss die einzelnen GLIEDER kennen, um das System KETTE zu verstehen.

      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        “Na klar ist das so.”
        Gibt es/haben Sie eine Übersicht dazu, wem die EZB Anleihen abkauft ?
        Ich habe nichts gefunden, nur die Aussage die EZB “will” bei QE nur Banken Anleihen abkaufen.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        “Ich habe nichts gefunden, nur die Aussage die EZB „will“ bei QE nur Banken Anleihen abkaufen.”

        Technisch gesehen läuft das bei den neuen Programmen so, in der Praxis bedeutet es, dass die Banken irgendwelchen Nicht-Banken-Investoren die Anleihen abkaufen und sie dann sofort an die EZB weiterverkaufen:

        “Q4 Can asset managers and non-bank financial institutions offer assets eligible for purchases under the APP [das ist eines der älteren QE-Programme] and the PEPP [das “neue” Corona-QE]?

        Asset managers and non-bank financial institutions are not eligible counterparties. However, the Eurosystem offers its eligible counterparties the possibility to share offers of eligible securities on behalf of non-eligible counterparties, such as asset managers and non-bank financial institutions, under the APP and the PEPP. Although final responsibility for the offered assets remains entirely with the eligible counterparties, they can include them in the daily inventories of assets that they share with the Eurosystem, either by explicitly reporting which assets are offered on behalf of non-eligible counterparties or aggregating them with their inventories [!!]. In periods of heightened investor uncertainty, such as during the current coronavirus pandemic, this option can contribute to alleviating market tensions and supporting proper market functioning.”
        https://www.ecb.europa.eu/mopo/implement/pepp/html/pepp-qa.en.html

        Die Banken treten quasi als Makler für den ganzen Sekundärmarkt auf und können dabei schöne zusätzliche Gebühren abfetten.

        “Gibt es/haben Sie eine Übersicht dazu, wem die EZB Anleihen abkauft ?”

        Soweit mir bekannt, gibt es das nicht. Es wird nur veröffentlicht, *welche* Anleihen die EZB aufkauft.

    • Renée Menéndez
      Renée Menéndez sagte:

      @Michael Stöcker

      Was S&P angeht:

      Als allererstes wundere ich mich darüber, daß Sie das “Lend Out” so unkritisch übernehmen, denn wenn ich mich recht erinnere haben Sie schon mehrfach darauf hingewiesen, daß Banken nicht “verleihen” sondern eine vertretbare Sache kreditieren. Wie Sie richtig anmerken ist eine Leihe damit verknüpft, daß DIESELBE Sache zurückgegeben wird, was bei einem Bankkredit schlichtweg eine Unmöglichkeit darstellt. Nun ist das, was Banken kreditieren aus diesem Grunde nicht nur “vertretbar”, sondern vor allen Dingen ist es auch eine Sache im sachenrechtlichen Sinne. Eine Sache, die Gegenstand eines Kreditvertrages ist, kann nicht auf der Passivseite existieren, denn der Schuldner muß über die Sache verfügen können, so daß die “Reserven”, die ja ohnehin nur der passive Aspekt eines Schuldverhältnisses sind und die von der Forderung nicht getrennt werden können, als Schuldobjekt sowieso nicht in Frage kommen.

      Von daher besteht dieser Satz aus einer ziemlich dümmlichen Bemerkung darüber, daß man Schuldverhältnisse nicht “verleihen” kann. Abgesehen von dem faux pas der “Leihe” dürfte wohl jedem klar sein, daß ein Kreditnehmer nicht wirklich daran interessiert ist, Schulden, also Zahlungsverpflichtungen zu erhalten, wo er doch gerade eine Zahlungsverpflichtung eingegangen ist. Wie @Christian Anders indirekt andeutet sind solche Fehlleistungen nicht möglich, wenn man nicht umstandslos alles was nicht bei drei auf dem Baum ist als “money” bezeichnen würde. Das ist aber der generelle Defekt bei anglo-Autoren, daß diese den Unterschied von Schuldrecht und Sachenrecht nicht kapieren und infolgedessen etwas, was erst zu einer Übergabe des Zahlungsmittels führen sollte schon zum Zahlungsmittel hochstilisieren. Daß unter solchen Umständen nur Mist herauskommen kann, sollte dann nicht mehr wirklich überraschen.

      Aus Wikipedia: Abstraction principle (law)
      “Critics say that what German legal scholars call Verpflichtungsgeschäft and Verfügungsgeschäft (i.e. undertakings vs. conveyance) are actually the same thing, but expressed in other words. Stating that this difference turns the transaction into something more secure is a false inference. In fact, all other jurisdictions preserve the same certainty through other legal doctrines and devices in their civil codes, not necessarily demanding a double-analysis of the same matter and treating it like two different legal acts.”

      Hinsichtlich der Behandlung geldtheoretischer Sachverhalte ist ein derartiger Glaube eine Katastrophe! DANN kommen natürlich auch Sätze wie: Die Banken schöpfen bei der Kreditvergabe “GELD”. Falsch! Geld ist etwas womit Schulden getilgt werden können, Schulden können aber keine Schulden tilgen. Oder auch die Tatsache, daß “Geldmengen” keine Mengen an Geld im Sinne von Zahlungsmittel sind, sondern (größtenteils) Mengen an Schuldverhältnissen. “Reserven” sind kein Geld sondern schwebende Verbindlichkeiten, genauso wie “Giralgeld” kein Geld ist, sondern auch schwebende Verbindlichkeiten, die dem Publikum ein Verfügungsrecht über Zahlungsmittel gewähren.

      Man kann das alles auf ein umgewandeltes Bonmot bringen: Nur Bargeld ist Geld, alles andere ist Kredit!

      Antworten
      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @R. Menéndez

        Das Bonmot hätte ich nach längerem Graben auch so formuliert. Es stellt sich mir aber dennoch die Frage: Erhöht QE die Zahlkraft am Markt? Werden also bestehende Marktteilnehmer effektiv kaufkräftiger oder kommen neue Teilnehmer an den Markt, die es ohne QE nicht gegeben hätte?
        Mich interessiert nämlich schon der impact von QE auf die Preise.

      • weico
        weico sagte:

        “Man kann das alles auf ein umgewandeltes Bonmot bringen: Nur Bargeld ist Geld, alles andere ist Kredit!”

        Exakt!

        Oder wie es Somary ,für das REALE Leben , ausdrückte:

        “Was Geld ist, entscheidet letztendlich die Marktfrau; es beruht auf Vertrauen.”

      • Rolf Peter
        Rolf Peter sagte:

        Sie benutzen juristische Kategorien, um einen ökonomischen Sachverhalt zu analysieren. Damit koennen Sie juristische Schlussfolgerungen ziehen, aber keine ökonomischen.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Rolf Peter

        Ganz falsch zu glauben, Ökonomie ließe sich vom Juristischen trennen. Wie kommen Sie darauf?

        Der ganze ökonomische Mechanismus ist eine Ableitung des Rechtsrahmens, in dem er funktioniert – jedes Geschäft ist ein Rechtsakt und als solcher abhängig von geltendem Recht. Auch die Eigentumsordnung ist ein Kind des Rechts.

      • Renée Menéndez
        Renée Menéndez sagte:

        @Christian Anders

        Nehmen wir mal an, QE würde lediglich bedeuten, daß die Zentralbank Staatspapiere von den Banken abkauft. Für die Banken ist das ein Aktivtausch, denn sie haben jetzt mehr “Reserven” also Weisungsrechte gegen die Zentralbank, dafür haben sie weniger Staatspapiere im Portfolio. Oma Krawuttke würde jetzt sagen, die Banken haben mehr Geld, also können sie auch mehr Kredite vergeben. Im Zentralbanksprech sind das die sog. Transmissionskanäle (was mich immer an den Blaumilch-Kanal erinnert). Nun haben aber diese Staatspapiere eine bestimmte Funktion, nämlich als Besicherung für Interbankenkredite zu dienen, was ganz angenehm ist, weil diese Besicherungen im Kreis hin- und hergegeben werden und trotzdem einen (kleinen) Zinsgewinn erbringen (erbracht haben). Staatspapiere sind unter Banken nämlich auch Handels-/ Besicherungsware (weswegen ein kleiner “negativer Zins” noch akzeptiert wird).

        Werden diese Staatspapiere jetzt gegen “Reserven” verkauft muß ein dementsprechend höherer Teil der Interbank-Salden, die sonst kreditiert worden wären, durch ein Zentralbank-Settlement ausgeglichen werden (also genau die “Reserven” die eigentlich zur Kreditvergabe führen sollten), d.h. es werden dadurch keine zusätzlichen “Mittel” frei, die für Zwecke der Kreditvergabe verwendet werden könnten. Im übrigen ist es für eine Bank ein Kinderspiel dann, wenn sie tatsächlich Liquidität für eine Kreditvergabe brauchen sollte, entsprechend nicht benötigte Staatspapiere zu veräußern. M.a.W. ändert sich für die Banken lediglich die Zusammensetzung des Portfolios. Eine Bank, die ohnehin knapp bei Kasse ist, wird dadurch nicht kreditwilliger, eine Bank, der es gut geht wird vielleicht noch einen Tick reicher (weil die Zentralbank einen attraktiven Preis bieten muß, um ihr QE überhaupt erreichen zu können). In diesem Sinne kann man QE durchaus als “asset swap” bezeichnen – ohne weitere Folgen und die bonitätsmäßig guten Kreditwilligen werden dadurch auch nicht mehr…

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @R. Menéndez

        Danke für die Antwort. Es stellte sich mir dasselbe als Frage, dass Dietmar Tischer hier drunter als Aussage formuliert hat: Ob mit einer durch QE geänderten Bilanz einer Geschäftsbank auch andere Handlungsoptionen der Geschäftsbank einhergehen. Ihrer Antwort entnehme ich ein recht klares NEIN darauf. Ok.

        Ist es denkbar, dass bestimmte Länder der EWU ihre Staatspapiere nicht mehr voll loswerden könnten, wenn die Banken nicht sicher wären, sie an die ZB weiterverkaufen zu können? Falls ja, wäre dies ja ein impliziter Weg, durch den der Asset-Swap tatsächlich als Kaufkraft ins System außerhalb der Banken gelangt. Oder Denkfehler meinerseits?

      • Rolf Peter
        Rolf Peter sagte:

        @ C. Anders

        Der Rechtsrahmen ist wichtig, soweit er im Verhalten der Menschen, das die VWL untersucht, eine Rolle spielt. Es ist eine Rahmenbedingung unter anderen.
        Geschäfte finden auch außerhalb des offiziellen Rechtsrahmens statt.
        Entscheidend ist nicht, ob das Tausch- bzw. Zahlungsmittel, das benutzt wird, offiziell juristisch Geld ist oder nicht, sondern was im tatsächlichen Gebrauch als Geld benutzt wird.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Rolf Peter

        Dass die VWL das Verhalten der Menschen untersucht, ist mir neu. Sie SOLLTE das u. a. tun und tut auch oft so, als täte sie es – was aber schlicht falsch ist.

        Ansonsten stimme ich Ihnen zu, dass man Geld nennen sollte, was als solches benutzt wird. Dafür muss man nur noch definieren, wofür man Geld nutzt und wofür nicht, dann kann es losgehen…

        Und schon sind wir beim angesprochenen Problem.

        Wenn eine Wissenschaft wirklich wissenschaftlich arbeiten möchte, braucht sie ZWINGEND die trennscharfe Definition von verschiedenartigen Dingen in Wort und/oder mathematischem Formalismus. Und auf Sie kann nicht einen Eingangsparameter ihres Daseins, hier geltendes Recht, ignorieren. Täte sie ein von beidem oder beides, arbeitete sie nicht wissenschaftlich.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Renée Menéndez

        >…ohne weitere Folgen …>

        O.K., verstanden.

        Heißt das AUCH, dass sich die BEDINGUNGEN, unter denen irgendwelche Kredite GENERIERT werden, NICHT geändert haben und sich DAHER die Kreditgewährung NICHT ändern KANN?

        Wenn, wie Sie sagen,

        >… eine Bank, der es gut geht wird vielleicht noch einen Tick reicher (weil die Zentralbank einen attraktiven Preis bieten muß, um ihr QE überhaupt erreichen zu können).>,

        dann kann DIESE Bank der Regulierung nach doch auch MEHR Kredite vergeben.

        Ist das FALSCH?

      • Renée Menéndez
        Renée Menéndez sagte:

        @Christian Anders

        Ich hatte ja im ersten Satz nicht umsonst “lediglich” geschrieben. Natürlich gibt es alle möglichen Szenarien, wo ein derartiger asset-swap zu anderen Ergebnissen führt. Allerdings würde ich eine derartige Operation, wo hochgradig ausfallgefährdete Papiere von der Zentralbank übernommen werden nicht als QE, sondern als Subvention bezeichnen, auch wenn es so aussieht wie QE.

        Auf der anderen Seite gibt es ja auch noch den Umstand, daß eine Zentralbank auch mit negativem Eigenkapital operieren kann, weil für ihre Geschäftstätigkeit das Vertrauen des Publikums schlichtweg gegenstandslos ist. Das hat zur Folge, daß eine Zentralbank keine “fire sales” unternehmen muß, um an Liquidität zu kommen, so daß sie in aller Seelenruhe darauf warten kann, daß sich die Situation wieder bessert. (Deswegen sind die schweizer Krisenpropheten auch auf dem Holzweg, weil die SNB selbst bei einem massiven Börsencrash entspannt darauf warten kann, bis sich die Börsen wieder erholen.)

        Es ist also nicht von vornherein irrational, daß eine Zentralbank ausfallgefährdete Papiere aufkauft. Und sollte auf Dauer die Durchfinanzierung des Staates nicht zu einer halbwegs soliden Finanzpolitik führen, hat dieses Land ganz andere Probleme als ein paar angekaufte Verlustpapiere. Und da selbst bei einer Währungsreform niemand zum Tauschhandel zurückkehren möchte heißt es dann:

        Le crédit est mort, vive le crédit!

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Christian Anders

        “Ob mit einer durch QE geänderten Bilanz einer Geschäftsbank auch andere Handlungsoptionen der Geschäftsbank einhergehen. Ihrer Antwort entnehme ich ein recht klares NEIN darauf. Ok.”

        Die wesentliche durch solche QE-Transaktionen geänderte Handlungsoption ist doch offensichtlich:

        Wenn die Bank per QE ihre Staatsanleihen an die Zentralbank verkauft hat, dann hat sie infolgedessen in ihrer Bilanz wieder Spielraum um neue Staatsanleihen zu kaufen.

        Wer könnte die dann wohl wieder kaufen? ;)

      • troodon
        troodon sagte:

        @Dietmar Tischer
        “dann kann DIESE Bank der Regulierung nach doch auch MEHR Kredite vergeben.

        Ist das FALSCH?”

        Auf die Antwort bin ich gespannt.
        Auch vor dem Hintergrund: Wenn die Bank nicht nur Staatsanleihen, die nicht mit EK unterlegt werden müssen, an die EZB weiterreicht, sondern eben auch Unternehmensanleihen, die ab m.W. einer Bonität A+ (und schlechter) mit EK unterlegt werden müssen, dann sollte die Bank auch die MÖGLICHKEIT haben mehr Kredite zu vergeben.
        Oder aber sie kauft wiederum Unternehmensanleihen, die sie dann wieder mit einem Aufschlag an die EZB weiterverkauft…
        Dafür benötigt man nicht hochqualifiziertes Personal in den Banken…
        Überbezahlt werden die dann aber trotzdem…

      • Renée Menéndez
        Renée Menéndez sagte:

        Hallo Herr Tischer,

        in der Antwort an Christian Anders klang es ja schon an, daß man viele verschiedene Szenarien betrachten kann und die Ergebnisse nicht unbedingt eindeutig sein müssen. Vielleicht ist es ganz nützlich sich zu vergegenwärtigen, mit welchem Hintergrund solche Aussagen gemacht werden. Ökonomen haben bei der Analyse von Politikvariationen immer eine Situation im Kopf, die davon geprägt ist, daß das Portfolio der Bank erst mal optimal ist. Jetzt erfolgt eine Zustandsänderung, die auf ihre Folgen abgeklopft wird. Ist der Deal des Verkaufs von Staatspapieren vorteilhaft, wird sich das Portfolio verbessern und wenn keine weiteren Parameteränderungen dazukommen wird sich an den Bankentscheidungen hinsichtlich der Kreditvergabe nichts ändern. Auf diese Weise kommen diese Geschichten vom “asset swap” zustande. (Das Halten von Staatsanleihen statt Kredit zu geben ist ja Audruck davon, daß Staatsanleihen vorteilhafter sind. Wäre es umgekehrt, können Staatsanleihen jederzeit zu Liquidität gemacht werden.)

        Das Beispiel von Christian Anders und auch Ihr Einwand wäre damit so zu qualifizieren, daß die Ausgangssituation schon nicht optimal ist, denn ausfallgefährdete Wertpapiere im Portfolio sind ein Problem wodurch ein Ungleichgewicht angezeigt wird, welches durch einen Kauf durch die Zentralbank beseitigt wird. Sicherlich wird die Bank bessergestellt, während die Zentralbank die Verluste abschreiben kann, oder wie gesagt versuchen kann, die Situation ausfallgefährdeter Staatsanleihen durchzustehen. Dann haben wir es aber nicht mit einem “asset swap”, sondern eher mit einem “loss shift” zu tun. Ob sich die Zentralbanken dazu bereitfinden ist allerdings nicht wirklich klar.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Renée Mendéndez

        Danke.

        Wir könnten weiter damit machen, was für wen keine optimale, sondern vielleicht schon eine dramatisch schlechte Ausgangssituation ist.

        Es wäre m. A. n. NICHT abwegig darüber zu diskutieren, ist aber SPEKULATIV.

        Deshalb bin ich zufrieden damit, dass es einen MECHANISMUS gibt, mit dem die Zentralbanken die Voraussetzungen schaffen, SUBOPTIMALES zumindest im Banksektor zu beheben.

        Finde jedenfalls, dass das BERUHIGEND ist :-)

      • ruby
        ruby sagte:

        Der Begriff “”Reserven”” in einem Doppischen System der Zentralbanken trifft nicht die Funktion der Eigenkapitalposition “Rücklagen”, die ganz klar und deutlich definiert.
        Eine Wandlung durch Aussetzung von Zeit bedeutet eine Ewigkeitsgarantie. Diese gibt es weder für Zentralbanken noch Staaten sondern sind ein Spiel, Spekulieren mit der Zukunft und zusätzlich mit der Annahme von Sicherheit (höchstes Rating). Der Begriff “nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag” ist deutlich: es fehlt Aktivum! Es ist die Hoffnung un der Vorgriff mit Erwartungen und dieser ist in der Rechnungslegung ohne Ansatzfähigkeit bzw. führt zu einschlägiigen Folgen…
        Ein Begriff wie “Asset-Swap” gauckelt dann auch noch obiges vor.

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Michael Stöcker

      >Monetary Policy is an Asset Swap!>

      Das ist FALSCH durch UNTERSCHLAGUNG dessen, was es AUCH ist.

      Wenn die ZB Anleihen aus dem Bestand der Banken erwirbt, dann ist das nicht NUR ein „Tausch“ von Gläubigerverpflichtungen, die – sagen wir – ein Unternehmen gegenüber der Bank hat, gegen Gutschriften der ZB auf dem ZB-Konto der Bank.

      Das, was es AUCH ist:

      Die Bank hat eine ANDERE Bilanz, die ihr ANDERE Handlungsoptionen verleiht.

      Wenn die ZB der Bank eine risikobehaftete, demnächst nicht mehr erfolgende Gläubigerverpflichtungen abgenommen hat, diese dafür aber ein 100% werthaltiges Asset, nämlich die ZB-Gutschrift erhalten hat, stellt sie sich DEUTLICH besser dar:

      Sie kann nun einen NEUEN Kredit vergeben, den sie vorher aufgrund der Regulierung – begrenztes, auf das Eigenkapital bezogenes Kreditvolumen – NICHT vergeben konnte.

      Beispielsweise könnte sie das tun, was sie vorher nicht hat tun können:

      Einen Kredit an ein Zombie-Unternehmen vergeben.

      Kurzum:

      Monetary Policy kann die BEDINGUNG für VERÄNDERUNG der Realwirtschaft sein.

      Es ist eben nicht NUR ein Asset Swap.

      Antworten
  2. JürgenP
    JürgenP sagte:

    „(…) diskutiert bei Project Syndicate die Inflationsaussichten“.

    Wer oder was ist Projekt Syndicate?

    Aha: (Wiki gefragt) „Das Project Syndicate ist eine internationale Non-Profit-Organisation mit Sitz in Prag, in der nach eigenen Angaben zurzeit über 430 Zeitungen und Zeitschriften aus 150 Ländern mit einer Gesamtauflage von fast 70 Mio. Exemplaren zusammengeschlossen sind“.

    Flugs auf die Homepage und mal geschaut, was die so verbreiten (Englisch > Deutsch):

    • Joschka Fischer … der Joschka, 180 Kommentare auf PS, sieht in den jüngsten Landtagswahlergebnissen die Umrisse der kommenden Ära nach Angela Merkel.

    Boah. Sicherlich nur schemenhaft … weil, noch ist sie ja da.

    Oder: • Sami Mahroum zu „Agenten der Automatisierung“:

    „Kühne, spezifische und in der Regel alarmierende Vorhersagen über Automatisierung und den bevorstehenden Verlust von Arbeitsplätzen verschleiern eine grundlegende Tatsache: Die Zukunft bleibt ungewiss“.

    Das ist schon grandios, diese Weisheit: “schemenhafte Umrisse, … ungewisse Zukunft, … verschleierte Tatsachen”. Fischer, Rogoff und Mahroum, das sind schon Kaliber der professoralen Vorherseherzunft.

    Es wird noch besser:

    „Ob Technologie genutzt wird, um uns zu befreien oder zu versklaven, liegt letztlich in der Verantwortung der Verantwortlichen“.

    Fantastisch. Verantwortung der Verantwortlichen – so etwas gibt es wirklich?

    Na, die Kolumnisten von PS müssen es wissen. Waren sie doch im Leben zuvor für allerlei verantwortlich. Sonst bekommt man ja auch keine Preise.

    So wie Mr. Rogoff. Als Prof. für Wirtschaft und Public Polica an der Harward Universität und Chefökonom des Internationalen Währungsfonds von 2001 bis 2003 gab immerhin den Prize in Financial Economics 2011 der Deutschen Bank. Drei Jahre nach dem “unvorhersehbaren” und vollkommen überraschenden Bankencrash.

    Passt.

    Klasse, dass es solche NPO’s gibt, die den geballten Weitblick aus berufenen Munde auf die Menschheit verteilten und für Klarheit bei den Verantwortlichen sorgen.

    Etwas irritierend ist allerdings, dass von dem Weitblick offenbar nicht viel ankommt bei den Verantwortlichen, die weitblicken müssten, um uns Scherereien bspw. mit dieser mutierenden Überraschungsmikrobe oder durch eine von Professoren herbeigequatschte Inflation vom Hals zu halten.

    430 Zeitungen mit 70 Mio Exemplaren – eine davon müsste doch im Berliner Kanzleramt gelesen werden. Vielleicht reicht ein Probeabo für die ruhigen 14 Ostertage.

    Antworten
    • Namor
      Namor sagte:

      In den Lokalzeitungen werden neben dem beschädigten parkenden Auto und der Einweihung des neuen Feuerwehrautos fast alle Artikel von der dpa übernommen. Und weil es gar so blöd aussieht, wenn hinter 80% dpa steht, steht in Bayern öfter lby, der bayrische Landesdienst der dpa. Es gibt auch ein paar Artikel von benannten Autoren, jede Wette, selbst wenn diese eigenständig, alleine oder als Gruppierung, sind, werden diese über die dpa vermittelt.

      So ein Syndikat, Nomen erst Omen (sic!), ist dich ideal um internationale Berichterstattung gemeinsam absetzen zu können (müssen).

      Frei nach Sloterdijk im Cicero-Interview zum Begriff Lügenpresse: “Lügenpresse ist ein Euphemismus”

      PS Ich zeige meinen Kollegen die dpa/lby Artikel regelmäßig und Frage nach der dpa. So etwa muss man sich die Funktionsstörung des Neglects vorstellen.

      Antworten
  3. Renée Menéndez
    Renée Menéndez sagte:

    Das ist ja wohl der Brüller, Rogoff übertrifft sich mal wieder, obwohl man nach seiner Nummmer mit “versehentlich” falschen Daten gedacht hatte es geht nicht besser. Man muß sich das mal auf der Zunge zergehen lassen:

    „Die heutige Inflation wird sehr stark durch die langfristigen Inflationserwartungen beeinflusst.”

    Da steht allen Ernstes, daß dann, wenn nur etwas ERWARTET wird, dieses Ereignis DADURCH auch schon befördert wird! Sie können ja mal den Test machen und erwarten, daß Sie heute im Lotto 6 Richtige mit Superzahl tippen. Sie müssen es nur ganz fest erwarten. Wenn Sie dann nachrechnen werden Sie feststellen, daß ihr 6er-Gewinn zwar durch die Abgabe eines Spielscheines BEFOERDERT wurde, die Eintrittswahrscheinlichkeit trotz Ihrer Erwartungen dennoch ziemlich mikroskopisch geblieben ist – Erwartungen hin oder her. Im Unterschied zum Lotto läßt sich die Wirkung der Erwartungen auf die Inflation nur schätzen – und beim Schätzen kann man sich “versehentlich” auch irren.

    Nun ist ja “Versehentlich”-Rogoff nicht der einzige, welcher ständig von irgendwelchen “Verankerungen” fabuliert, denn irgendwie hat sich diese Seuche bereits als sog. “Mem” verbreitet, wobei ein “Mem” von Gen abgeleitet ist, und sich nicht vertikal sondern horizontal (innerhalb einer Generation) als theoretische Infektion verbreiten kann. Eigentlich müßte man heutzutage die “Weisheit” der Pandemie-Führer sich zunutze machen und einen Lockdown (oder besser “shut up”) anordnen, um zu verhindern, daß noch mehr Unfug in dieser Hinsicht abgesondert wird.

    Wenn man das mal aus einer anderen Perspektive anschaut, müßte man doch eigentlich bei dem Chor derjenigen, welche die (Hyper-)Inflation unmittelbar vor der Tür sehen erwarten (!), daß die Inflation morgen auftaucht. Irgendwie kann an der Erwartungstheorie nicht so viel stimmen, denn diejenigen, die ERWARTEN, daß die Inflation unmittelbar vor der Tür steht (da steht ja auch der Russe) neutralisieren offenbar die Erwartungen derjenigen, die erwarten, daß sich die Inflationserwartungen selbst an die Kette gelegt haben. Jetzt brauchen wir nur noch die Substitutionselastizität der relativen Erwartungsmodule, entwickeln darauf eine multipel korrigierte “versehentliche” Zeitreihe (wozu Rogoff nicht alles gut ist!) und schon finden sich die Analysten, die ihre Phantasie auf dem neuen Spielfeld ungehindert austoben können. Erwarten Sie bloß keine verläßlichen Prognosen!

    Im übrigen ist Inflation ein zirkulärer Prozeß, der von einem davon zu unterscheidenden Preisniveauschub durchaus getriggert werden kann, der sowohl vom Monopolgrad einer Branche abhängt, wie auch den Veränderungen des Nominallohnes (die Lohnstückkosten sind ein Konkurrenzargument und für inflationäre Prozesse (!) nur am Rande bedeutsam). Das Zusammenspiel dieser beiden Komponenten macht unter der Nebenbedingung, daß diese strukturbildenden Elemente auch monetär alimentiert werden, den InflationsPROZESS aus. Hinsichtlich der monetären Alimentierung darf man sich ruhig einmal folgendes Dokument ansehen, welches andeutet, daß die Reichsbank in dem Bewußtsein gelebt hatte, daß die monetäre Alimentierung (nicht nur) des Ruhrgebietes eine Aufgabe von nationalem Interesse ist und dementsprechend stolz auf ihre Leistungen war. (Daß daneben der Geld(forderungs)überhang aus den Kriegsanleihen auf den Markt drückte tat ein übriges, obwohl daraus nur ein Preisniveauschub abgeleitet werden kann.)

    “Alles in allem können wir zu unserer Genugtuung feststellen, daß gegenwärtig der Zahlungsmittelbedarf im besetzten Gebiet befriedigt werden kann und tatsächlich voll befriedigt wird.” Rudolf Havenstein (Zu der Zeit wurde schon in Billionen gerechnet!)
    https://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0000/str/str1p/kap1_2/para2_42.html?highlight=true&search=&stemming=true&pnd=&start=193&end=194&field=all#highlightedTerm

    Der branchenspezifische Monopolgrad ist in Verbindung mit dem Nominallohn letztlich auch der entscheidende Parameter, der eine Ökonomie als Geldwirtschaft charakterisiert. Damit kommt man endlich mal von der Diskussion weg, was denn den “Kapitalismus” ausmacht, weil das im Endeffekt nur das Aufwärmen längst geschlagener Schlachten ist und bekommt den Blick dafür frei, nach welchen Kriterien die gegenwärtige Welt tatsächlich funktional strukturiert ist. Leider ist ein derartiger Problemaufriß nicht mit komparativ-statischen Methoden (wenn-dann Argumente sind dann vorbei) analysierbar, weil die Rück- und Querverbindungen garniert mit den in der Mathematik ziemlich verhaßten Nichtlinearitäten mit den altertümlichen Hosentaschenmethodologien nicht mehr bewältigt werden können.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Renee Menendez

      “Da steht allen Ernstes, daß dann, wenn nur etwas ERWARTET wird, dieses Ereignis DADURCH auch schon befördert wird!”

      Ja, klar. Bei bestimmten Sachverhalten ist das so. Überrascht oder verwirrt Sie das?

      Die Preise für Tulpenzwiebeln in Amsterdam während der großen Tulpenmanie 1636/1637 wurden auch wesentlich davon bestimmt, wie zu jedem Zeitpunkt die jeweiligen Erwartungen für die zukünftigen Tulpenzwiebelpreise in der Bevölkerung waren.

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        @Renee Mendez

        Eigentlich sollte klar sein , dass man immer das ganze Interview (in der Originalsprache) lesen sollte, bevor man über einzelne Sätze (ver)urteilt.

        Der Original-Abschnitt lautet :
        “This is mainly because the speed at which prices and wages rise is acutely sensitive to how workers and firms view the economy’s underlying inflation dynamic. That is, today’s inflation is very much influenced by long-term inflation expectations.”

        https://www.fuw.ch/article/are-inflation-fears-justified/

      • Renée Menéndez
        Renée Menéndez sagte:

        @weico

        Es ist ja nett, daß Sie Herrn R. in Schutz nehmen wollen, aber dann sollten Sie ihm nicht noch extra eine in den Nacken hauen. Sehen Sie, Herr R. argumentiert ja mit ökonomischen Modellen, die aber so wie sie gestrickt sind nur dann irgendwelche eindeutigen Ergebnisse liefern, wenn die Erwartungen der Großmeister, von Oma Krawuttke bis hin zu Ali am Fließband dieselben sind. Es hat ja seinen Grund, daß Zentralbanken hauptsächlich mit DSGE-Modellen hantieren, wo die Trajektorie der Wirtschaft von den Erwartungen und “Optimierungen” eines allwissenden “repräsentativen Individuums” bestimmt werden. Ich hatte mich doch schon darüber lustig gemacht was passiert, wenn es nun ganz renitente Zeitgenossen gibt, die diese “Erwartungen” nicht teilen – könnten ja auch “workers” darunter sein…

        Die gleiche Nummer ist auch in der allgemeinen Gleichgewichtstheorie (die Basis der Neoklassik) angelegt, nur daß dort die zentrale Beschränkung für die Individuen darin besteht, daß ihre Präferenzen widerspruchsfrei sind. Und zwar ALLE! Sobald nicht widerspruchsfreie Präferenzen existieren (oder sich jemand von eben auf jetzt einfach mal umentscheidet) sind die Existenz- und Eindeutigkeitssätze nicht mehr ableitbar – mal abgesehen davon, daß bis zur Berechnung eines sozialökonomischen Pareto-Optimums die Menschheit längst zu Staub zerfallen wäre.

        Ihr Versuch in allen Ehren, es ist jedoch durchaus Optimierung sich über solchen Unfug lustig zu machen, anstatt sich mit sowas einen netten Abend zu versauen!

    • Rolf Peter
      Rolf Peter sagte:

      28 March 2021

      Das Lottobeispiel ist falsch angewendet. Da sich aufgrund der geringen Gewinnwahrscheilichkeit Einkommen und Vermögen nicht ändern, würde man auch keine Veränderung erwarten und daher auch das Verhalten nicht ändern.

      Eine bessere Analogie ist schlechtes Wetter, das zu der Erartung einer Missernte führt. Dann erwartet man steigende Preise, und diese Erwartung beeinflusst das Verhalten heute und führt heute schon zu steigenden Preisen.

      Wenn die Leute eine höhere Inflationsrate erwarten, passen sie heute schon ihre Kassenhaltung an, und das führt dann zu einem steigenden Preisniveau heute.

      Sie starten mit einer unpassenden Analogie, denken diese falsch durch und ziehen daher falsche Schlussfolgerungen. Wenn Ihre Modellwelt diese Erwartungen nicht abbilden kann, sollten Sie sich nicht über Leute lustig machen, die es besser können.

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        @Rolf Peter

        “Sie starten mit einer unpassenden Analogie, denken diese falsch durch und ziehen daher falsche Schlussfolgerungen. Wenn Ihre Modellwelt diese Erwartungen nicht abbilden kann, sollten Sie sich nicht über Leute lustig machen, die es besser können.”

        Beachten Sie bitte, dass Herr Renée Menéndez ein Geldtheoretiker der “Berliner Schule” ist..!

        Sein Ziel ist:
        “Ich verfolge hier ein Weltbild, welches zumindest versucht, Ökonomie ohne Rekurs auf interessengeleitete Moral zu betrachten. ”

        Sei imaginär-esoterisch angehauchtes Sozial-Weltbild sollte man wohl besser in SEINEM EIGENEN blog “behandeln” .
        https://soffisticated.wordpress.com/about/

      • weico
        weico sagte:

        @ Renée Menéndez

        “Im übrigen hat der Kreis der „Berliner Schule“ mich eher verflucht, weil ich dort auf ziemlich viele Zehchen getreten habe…”

        Absolut verständlich!
        Vielleicht scheiterten die “Berliner” ja nur schon an ihrem Inhaltsverzeichnis.

        Mal ganz ehrlich..solches theoretisches Geschreibe schreckt 99.99% alle möglichen Leser doch schon am Inhaltsverzeichnis völlig ab.

        https://docplayer.org/170167085-Theorie-des-kapitalismus-als-sozialwissenschaft.html

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Rolf Peter

        “Wenn die Leute eine höhere Inflationsrate erwarten, passen sie heute schon ihre Kassenhaltung an, und das führt dann zu einem steigenden Preisniveau heute.

        Sie starten mit einer unpassenden Analogie, denken diese falsch durch und ziehen daher falsche Schlussfolgerungen. Wenn Ihre Modellwelt diese Erwartungen nicht abbilden kann, sollten Sie sich nicht über Leute lustig machen, die es besser können.”

        Richtig.

        Wenn es grundsätzlich stimmen würde, dass Erwartungen über die Zukunft niemals die Gegenwart beeinflussen können, dann könnten wir uns übrigens auch den Aufwand mit den regelmäßigen Umfragen zu “Verbraucherstimmung”, “Industrie-Investitionsklima”, und so weiter sparen.

        Das glauben aber nicht einmal die Zentralbanken selbst, in den USA führen sie solche Umfragen sogar selbst regelmäßig durch.

  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >„Das andere langfristige Inflationsrisiko ist subtilerer Art, ist aber potenziell noch schwerer zu verhindern. (…) Eine Umkehr der Globalisierung könnte grosse Auswirkungen auf die Inflation haben. (…) die längerfristigen Inflationsrisiken sind deutlich höher, als Märkten oder Politikern bewusst zu sein scheint.“>

    Ich denke schon, dass es ein Bewusstsein dafür gibt, man redet nur nicht sehr laut darüber, um die Pferde nicht scheu zu machen.

    Das wirkliche Problem ist NICHT das längerfristige Inflationsrisiko.

    Es besteht darin, dass es auf folgende Frage KEINE Antwort gibt:

    WER kann WIE im Fall des Risikoeintritts, d. h. eine sich nachhaltig spürbare Inflationsentwicklung so BEHERRSCHEN, dass das System NICHT kollabiert?

    Die Notenbanken sind es NICHT.

    Sie können ERKLÄREN, warum sie handeln, wie sie handeln, aber mit ihrem TATSÄCHLICHEN Handeln werden sie das System NICHT stabilisieren können, wenn die Inflation der Konsumgüterpreise ab einem bestimmten Niveau ins Laufen kommt.

    Die Notenbanken können auch NICHT verhindern, dass die Leute schon vorher auf die Barrikaden gehen, falls sie es denn tun.

    Die Notenbanken haben GROSSE Macht, aber KEINE Allmacht.

    Sie haben sie auch dann nicht, wenn sie an der ÄNDERUNG der Systembedingungen sehr erheblich mitbeteiligt sind.

    Antworten
  5. weico
    weico sagte:

    Inflation ist ja, in erster Linie, nicht von Nationalbank oder Geldmenge “gemacht” ….sondern vom Staat und dessen Politik.
    Historisch schon x-fach belegt.

    Daher sollte man genau (hin)schauen, wie die bipolare Weltordnung, China-USA, sich weiter entwickelt und wie der eigene Staat darauf agiert/reagiert.

    Europa ist, mit seinen sozialen Wohlfahrtsstaaten und seiner “Zersplitterung” ,wohl am schlechtesten dran zu agieren/reagieren.

    Daher wird wohl in Zukunft ALLES auf ein “schnellen” Neubeginn der EU hinauslaufen. Damit man dann ALLE Probleme ,auch eine Inflation, GEMEINSAM lösen kann.
    Die Geschichte hat gezeigt….., wie solcher Grössenwahn dann Enden wird.

    Joska Fischer sieht sein Endziel ja schon in greifbarer Nähe:
    “Es könnte für eine Mehrheit aus Grünen, FDP und Sozialdemokraten, ohne die Konservativen also, reichen, ein Machtwechsel in Berlin scheint seitdem eine realistische Option zu sein!”

    https://www.project-syndicate.org/commentary/germany-elections-cdu-csu-losses-post-merkel-era-by-joschka-fischer-2021-03/german

    Wenn es nach dem neuen Wahlprogramm “der Grünen” geht, hilft wohl auch Auswandern nicht mehr.

    Man lese:
    “Zusätzlich zur bestehenden Steuerpflicht nach dem Wohnsitz wird eine Steuerpflicht auch nach der Nationalität eingeführt, um rein steuerlich motivierte Wohnsitzwechsel zu verhindern. Wir werden regelmäßig die Steuerlücke
    schätzen lassen. Die Steuerverwaltung muss deutlich gestärkt werden. Um Vollzugsdefizite bei der Bekämpfung von Steuervermeidung großer Konzerne und reicher Bürger*innen zu beheben, schaffen wir eine Spezialeinheit auf Bundesebene.”

    Quelle: „Deutschland. Alles ist drin.“ (Seite 49 )
    https://cms.gruene.de/uploads/documents/2021_Wahlprogrammentwurf.pdf

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @weico

      „Es könnte für eine Mehrheit aus Grünen, FDP und Sozialdemokraten, ohne die Konservativen also, reichen, ein Machtwechsel in Berlin scheint seitdem eine realistische Option zu sein!“

      Die FDP bückt sich schon in freudiger Erwartung. Hören Sie mal, was Lindner im Bundestag sagt:

      “Persönlich werde ich dem Wiederaufbaufonds zustimmen – aber aus ganz anderen Gründen als Olaf Scholz. Alles, was Herr Scholz daran rühmt (gemeinsame Schulden und EU-Steuern), wollen wir als FDP politisch in der Zukunft verändern – und das passiert in den nächsten Jahren!”
      https://twitter.com/c_lindner/status/1375026297383096322

      Die FDP ist also gegen die EU-Schuldengemeinschaft, stimmt aber im Bundestag dafür, damit sie in Zukunft den dadurch entstandenen Schaden wieder reparieren kann – vielleicht bei einer Regierungsbeteiligung?

      Das überzeugt doch jeden, bei der Bundestagswahl FDP zu wählen!

      Antworten
    • markus
      markus sagte:

      @weiko
      “hilft wohl auch Auswandern nicht mehr.”

      Doch. Man muss nur der deutschen Staatsbürgerschaft entsagen.

      Antworten
  6. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    Mr. 90 % (aka K. Rogoff) hatte schon beim Thema Schuldenquote viel Unsinniges von sich gegeben. Immerhin spricht er nicht wie viele andere von kurzfristigen Inflationsrisiken.

    „Heute ist die jahrelange ultraniedrige Inflation fest in der öffentlichen Psyche verwurzelt.“

    Was bitte schön ist ultraniedrige Inflation? Es gibt ein Inflationsziel von 2 %, das bis zur Finanzkrise 2007 ziemlich gut eingehalten wurde, dann aber trotz aller psychoiden Beschwörungsformeln (aka forward guidance) seit 2007 immer wieder deutlich unterschritten wird. Warum? Weil QE kein Gelddrucken ist und die ZBen die Zinsen NICHT steuern können.

    Anlässlich des 20. Jahrestages von QE sowie den Allmachtsfantasien zur Zinssetzungshoheit hat Jeff Snider dazu mal wieder die passenden Worte gefunden: https://www.realclearmarkets.com/articles/2021/03/26/central_banks_dont_do_quantities_of_money_because_they_cant_769956.html

    Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ m stöcker 11:48
        sie haben öfters hier schon es als falsch bezeichnet, dass die notenbank durch den aufkauf von staatsanleihen, die geldmenge erhöht.

        in dem von ihnen verlinkten podcast wird aber mehrmals ausgesagt, dass der kauf durch der ezb die liquidität erhöht.
        es ist egal, ob sie vom staat, von banken, firmenanleuhen, oder ausländische anleihen kaufen, sie erhöht damit die geldmenge.

        (anders ist es wahr, wenn die banken, versicherungen, anleger etc., staatsanleihen, oder firmenanleihen kaufen, dann ist es ein geldtausch und die geldmenge erhöht sich nicht.)

        hoffentlich erzählen sie diesen mist nicht ihren studenten! hier können sie nicht viele überzeugen damit!

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @foxxly

        Eines unserer schwerwiegenden gesellschaftlichen Probleme in Deutschland seit Jahrzehnten ist, dass Leute wie Herr Stöcker Lehrer sind.

    • troodon
      troodon sagte:

      @Michael Stöcker
      “Es gibt ein Inflationsziel von 2 %”
      Da sind wir wieder bei einer alten Diskussion…
      Offiziell ist das Inflationsziel immer noch nicht 2% und schon gar nicht im Durchschnitt. Aber man arbeitet daran, das bisherige Ziel umzudeuten bzw. anzupassen. Ob dies sinnvoll ist, ist ein anderes Thema.

      “seit 2007 immer wieder deutlich unterschritten wird. ”
      Tja, aber wenn das Ziel 1,7-1,9% ist, wie sieht es dann insgesamt seit 2001 in der Eurozone aus ?
      Dann kann man auch schreiben, dass diese Ziel immer wieder überschritten wurde…

      Und wie sieht es dann über den GESAMTZEITRAUM seit 2001 bis 2020 für die Eurozone aus ?

      Bis einschl. 2018 lag man seit 2001 aufgezinst IMMER über dem Durchschnitt von festen 1,7% p.a..
      2019 unterschritt man durchschnittlich 1,7% erstmalig minimal und 2020 durch die geringe Inflationsrate von 0,3% für die Eurozone jetzt etwas deutlicher. Es sind aber gerade einmal jetzt rd. 2% “Rückstand”, Und dies über einen Zeitraum von 20 Jahren…

      Dass ich ebenso wie Sie, QE als nicht geeignet erachte, um die “offizielle” Inflationsrate zu pushen und zudem die Nebenwirkungen von QE dabei kaum beachtet werden, ist ein anderer Punkt.

      Aber vielleicht folgt die EZB demnächst der RBNZ und wird ebenfalls verpflichtet, bei den geldpolitischen Entscheidungen auch die Entwicklung der Hauspreise mit zu berücksichtigen. Wird aber wohl dauern… Bis dahin wird weiterhin gelten, immer mehr vom Falschem…
      Hier die Inflationsraten von 2001 bis 2011 für die Eurozone, die aktuelleren findet man bei Statista
      https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/images/d/d5/HICP_all-items%2C_annual_average_inflation_rates%2C_2001-2011_%28%25%29-de.png

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        Ja, mal wieder die alte Lüge der Bankster und ihrer Erfüllungsgehilfen vom “2-Prozent-Inflationsziel”. Im US Federal Reserve Act steht:

        “Section 2A. Monetary policy objectives

        The Board of Governors of the Federal Reserve System and the Federal Open Market Committee shall maintain long run growth of the monetary and credit aggregates commensurate with the economy’s long run potential to increase production, so as to promote effectively the goals of maximum employment, stable prices, and moderate long-term interest rates.”
        https://www.federalreserve.gov/aboutthefed/section2a.htm

        “Stable prices” sind stabile Preise, und keine, die sich pro Jahr um 2% erhöhen.

      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        “„Stable prices“ sind stabile Preise, und keine, die sich pro Jahr um 2% erhöhen.”
        Für die FED stimmt das NICHT.

        “The Federal Open Market Committee (FOMC) judges that inflation of 2 percent over the longer run, as measured by the annual change in the price index for personal consumption expenditures, is most consistent with the Federal Reserve’s mandate for maximum employment and price stability. ”
        https://www.federalreserve.gov/faqs/economy_14400.htm

        Meine Antwort auf Michael Stöcker bezog sich auch klar auf die Eurozone.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        Ach, eine vom Gesetzgeber überhaupt erst begründete Instituton kann per eigenem Beschluss selbst entscheiden, dass es von ihren ebenfalls per Gesetz vorgegebenen Aufgaben abweicht?

        Interessantes Verständnis vom Rechtsstaatsprinzip…

      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        Die FED hat nun einmal mehr Aufgaben als nur für “stable prices” zu sorgen.
        Man muss abwägen, wenn auch “maximum employment” vorgegeben ist.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        Dieser angebliche “Abwägungszwang” ist eine fadenscheinige Ausrede.

        Wir wissen schon seit den tollen Zentralbank-Experimenten mit der Phillips-Kurve in den 1960er und 1970er Jahren, dass Sie die Arbeitslosigkeit nicht senken können, indem Sie höhere Inflation zulassen. So doof, dass das funktioniert, sind die Leute nicht, die passen einfach ihre Lohnforderungen entsprechend an.

        Oder glauben Sie da etwa immer noch unbeirrt dran?

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        Mal ein anderer Blickwinkel auf die 2% Inflation: Die sind auch nötig, damit gute Stimmung in Gehaltsrunden aufkommt. Wenn die Mitarbeiter schon grummeln, wenn es ne 0-Runde im Corona-Jahr gibt, was wäre dann erst los, wenn es -2% gibt, während der Laden brummt, aber die Preise fallen?

        Wenn man den Begriff “Preisstabilität” vermiede und stattdessen von kontrollierter Preissteigerung zum Schutz vor Deflation spräche, würden vermutlich weniger Leute hochbooten.

      • Jürgen Kosider
        Jürgen Kosider sagte:

        Hier ein Hinweis zu Inflation und Mieten vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln vom 16.3.2020:

        „Die EZB will die Geldpolitik verständlicher gestalten, indem Sie die Lebenswirklichkeit der Menschen in der Eurozone besser abbildet. Unter anderem diskutiert Sie den Vorschlag, die Kosten selbstgenutzten Wohneigentums in der Berechnung der Inflationsrate einzubeziehen. Eine solche Umstellung würde internationalen Standards folgen und könnte relevant für Länder mit einer hohen Wohneigentumsquote sein.“

        „Welchen Unterschied würde die Anrechnung der Kosten von selbstgenutztem Wohneigentum machen? Der Effekt auf die gemessene Inflationsrate wird in verschiedenen Studien mit überschaubaren Aufschlägen zwischen 0,2 und 0,5 Prozentpunkten auf die Inflationsrate beziffert (Groß, 2018; EZB, 2016).“

        https://www.iwkoeln.de/studien/iw-kurzberichte/beitrag/thomas-obst-sollten-die-kosten-von-wohneigentum-staerker-in-die-inflationsmessung-einfliessen-461933.html

      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        “den 1960er und 1970er Jahren” Wenn Sie meinen, dass dieser Hinweis zielführend ist bzgl. Preisstabilität…

        Sie möchten, dass eine Preissteigerungsrate von 0% angestrebt wird.
        Die FED müsste dafür ständig bremsend eingreifen. Sind Sie wirklich der Auffassung, dass die dann zu beschließenden FED Maßnahmen keinerlei negative Auswirkungen auf den US Arbeitsmarkt hätten ?
        Die FED also das Mandat “stable prices” UND “maximum employment” nicht einseitig zugunsten “stable prices” verschieben würde ?

      • troodon
        troodon sagte:

        @Jürgen Kosider
        “Der Effekt auf die gemessene Inflationsrate wird in verschiedenen Studien mit überschaubaren Aufschlägen zwischen 0,2 und 0,5 Prozentpunkten auf die Inflationsrate beziffert ”
        Wenn dem so wäre, dann könnte man endlich die Debatte bzgl. zu niedriger Inflationsraten in der Eurozone beenden, wenn es um ein Ziel von “unter aber nahe an 2%” p.a. geht, denn dieses wäre dann zurückliegend seit 2001 voll erreicht worden bzw. dann sogar leicht überschritten, wenn es ein Aufschlag von 0,5% p.a. wäre.

        Aber es würde dann wahrscheinlich eher von bestimmter Seite damit begonnen werden, dass man aus den Gründen xyz doch vielleicht besser eine Preissteigerungsrate von 2,5% anstreben sollte…

      • Mohnburg
        Mohnburg sagte:

        @Alle

        Lassen Sie sich von den offiziellen Inflationsstatistiken nicht die Sinne vernebeln.

        In 2020 haben die Zentralbanker die Geldmenge M2 in der Eurozone um 10% erhöht und in den USA um rekordverdächtige 26%. Früher setzten Ökonomen die Geldentwertung sinnvollerweise einfach mit dem Geldmengenwachstum gleich. Nach dieser Methode würde die Inflation also bereits 10% in Europa und 26% in den USA betragen. Die Messung der Preisveränderung dubioser Warenkörbe ist beliebig manipulierbar und wichtige Bereiche des täglichen Bedarfs kommen in ihnen überhaupt nicht vor.

      • Markus
        Markus sagte:

        @Mohnburg:
        Richtig. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich es nicht schaffe, mein Einkommen entsprechend (anteilig) der Geldmengenausweitung zu erhöhen, habe ich gegenüber dem “Rest der Welt” an Vermögen verloren. Für ein paar Jahre bei überschaubarer Ausweitung nicht dramatisch. Aber kumuliert tödlich. Und das ist es, was schon seit Jahrzehnten passiert. Bis auf mit den Jahren immer kleiner werdenden Fluktuationen akkumulieren die gleichen Familien und andere Familien verlieren netto. Sozusagen eine Marktkonsolidierung im Privaten. Diese “private” Marktkonsolidierung war noch nie ethisch oder moralisch begründet. Immerhin war sie früher jedoch stärker an Leistung gekoppelt.

    • Alexander
      Alexander sagte:

      @Michael Stöcker

      Pandemiebedingt sind Risiken für Private entstanden, die durch Zinsen in private Preiskalkulation Eingang finden. Diese Entwicklung kann von Zentralbanken nur dadurch gestoppt werden, wenn Zentralbanken unternehmerisches Risiko übernehmen; vgl. Insolvenz der Greensil Bank als Hauptfinanzier der Liberty Steel Group.

      Mit fortschreitender gesellschaftlicher Disfunktion (Demographie, Überqualifikation, Sars-Cov-B1.xxx, engrenzte Eingriffe in Grundrechte) müssen alle privaten Überlebenden ihre Einnahmen erhöhen – oder verschwinden vom Markt.

      Negative Zinsen/Bargeldverbote etc. beschleunigen den Preisauftrieb, weil das Angebot gar nicht existiert; vgl. ausverkaufte Fahrradmärkte.

      Die Politik der Zentralbanken entbehrt allerdings private Geldanlage in Anleihen, der lender of last resort wird zum Hauptgläubiger seiner Eigentümer.

      Ultraniedrige Inflation war Bestandteil des Marktes vor Krisenbeginn, weil man Risiken durch Rettungsgarantien ultraniedrig bewertete.
      -> Kommt es zum Spruch ist die Zentralbank nackt.

      Schach matt.
      Diese Geldpolitik ist am Ende.

      Antworten
    • markus
      markus sagte:

      “Es gibt ein Inflationsziel von 2 %, das bis zur Finanzkrise 2007 ziemlich gut eingehalten wurde, dann aber trotz aller psychoiden Beschwörungsformeln (aka forward guidance) seit 2007 immer wieder deutlich unterschritten wird.”

      Das sehr ich nicht so. Für mich sind die Vermögenspreise, insbesondere Immobilienpreise, sehr wohl Teil der Inflation. Und mit QE sind Tatsachen geschaffen worden, die man nicht einfach zurückschrauben kann. Natürlich kann man sagen: wir sammeln das Geld wieder ein. Das wird aber nicht geschehen, weil dann die Vermögenspreise auf breiter Front einbrechen würden. Was versucht wird, und was wahrscheinlich auch irgendwann eintreten wird, ist der Angleich der Konsumgüterpreise an die Vermögenspreise durch Geldmengenausweitung die dann – im Gegensatz zu jetzt – primär in Konsumgüter fliesst. Die einzige Alternative dazu wäre eine statische Ständegesellschaft mit Grundbesitzern und “bodenlosen” Bürgern 2. Klasse eventuell mit einer 3. Klasse (Sklaven). Letzteres ist leider gar nicht so abwegig, wenn man an die Möglichkeiten von IT/Überwachung/Künstlicher Intelligenz in Kombination mit konventionellen Waffen wie Dronen denkt.

      Antworten
    • Mohnburg
      Mohnburg sagte:

      @Stöcker
      “QE ist kein Gelddrucken” – wie bitte?!
      Und 2% Inflation bedeutet dann sicher Preisstabilität.
      Dann empfehle ich zur Ablenklung das hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Newspeak

      QE, also „Quantitative Easing“ ist der Ankauf von Schuldscheinen des Staates (Staatsanleihen) durch die Zentralbank mit Geld, das extra zu diesem Zweck geschaffen wird.

      QE wurde während der Finanzkrise von 2008 als KURZFRISTIGE Notfallmaßnahme zur Bankenrettung und Krisenbekämpfung eingeführt. Mit Käufen von Staatsanleihen treibt die Zentralbank die Anleihenpreise nach oben, so dass die Zinsen fallen. Dadurch hat der hochverschuldete Staat geringere Zinsausgaben und kann sich noch höher verschulden.

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  7. Mohnburg
    Mohnburg sagte:

    Tja, und über das Stichwort stark negativer Zinsen sind wir ganz schnell auch beim Thema Bargeldabschaffung, für die sich insbesondere Kenneth Rogoff seit Jahren stark macht. Dies wäre eine eigene bto-Sendung wert, da viele gar nicht auf dem Schirm haben, was im Hintergrund abläuft, weil es taktisch in Mini-Schritten erfolgt („better than cash alliance“, Abschaffung der großen Scheine, Absenkung der Barzahlungsgrenzen unter dem Vorwand EU-Harmonisierung, mediale Kriminalisierung und angebliche Gesundheitsgefahren bei der Verwendung usw.). Politiker und Zentralbank-Bürokraten können dennoch guten Gewissens behaupten, dass Bargeld NIE VERBOTEN werden wird. Das wird es natürlich auch nicht im reinen Wortsinne, aber die Benutzung wird derart eingeschränkt oder unattraktiv gemacht werden, dass es einem Verbot gleich kommen wird. Man muss kein hochbegabter Atomphysiker sein, um den offensichtlichen geldpolitischen Irrsinn als solchen zu erkennen. Ich würde mir allerdings wünschen, dass mehr einflussreiche Personen aus Wissenschaft und Forschung ihren gesunden Menschverstand auch benutzen, anstatt sich mit Gefälligkeitsstudien dem System anzudienen. Die innere Logik der neokeynesianischen Modelle hat uns bereits weit an den Abgrund geführt: Nullzinspolitik, Negativzinspolitik, Subventionierung von Kreditnehmern und jetzt in großem Umfang Helikoptergeld (Bidens Billionenprogramm= 1400 USD je US-Bürger) und schließlich auch zu einem Bargeldverbot. Der große Ökonom und Denker Friedrich August von Hayek hat diese dem Keynesianismus innewohnende Logik als erster klar erkannt und schon 1944 der Öffentlichkeit präsentiert.

    PS: Vermutlich war Helikoptergeld vor wenigen Jahren noch eine Verschwörungstheorie

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Mohnburg

      ” Politiker und Zentralbank-Bürokraten können dennoch guten Gewissens behaupten, dass Bargeld NIE VERBOTEN werden wird. Das wird es natürlich auch nicht im reinen Wortsinne, aber die Benutzung wird derart eingeschränkt oder unattraktiv gemacht werden, dass es einem Verbot gleich kommen wird.”

      Das wird so ähnlich wie bei den Grünen und den Einfamilienhäusern. Die werden von ihnen ja auch nicht verboten – es werden nur keine neuen Baugenehmigungen mehr für sie erteilt. ;)

      Antworten
    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ mohnburg 09:47 …. das sehe ich genauso.
      damit steigt die möglichkeit, dass sich der Staat leicht selber bedienen kann zur eigenen finanzierung bzw. entschulden.

      nur, eine solche maßnahme hätte eine starke nachfrage-bremse zur folge.
      realistisch betrachtet, kann und darf der Staat sowas nicht machen, es wäre kontraproduktiv.

      oder, er könnte ganz unbürokratisch auf jedes konto geld einzahlen, um die wirtschaft anzukurbeln? (wers glaubt wird seelig)

      mit bargeldlos wird die überwachung noch stringender und einfacher. (bei “nicht-wohlwollenden verhalten” kann schnell eine kontosperrung umgesetzt werden; – gefängnisse teilweise überflüssig)
      und die neuen geschäftsfelder der bezahldienste bekommen noch mehr aufschwung.
      sowie, es werden eine menge an bargeld- und kassen-kosten eingespart.

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Mohnburg

      >… aber die Benutzung wird derart eingeschränkt oder unattraktiv gemacht werden, dass es einem Verbot gleich kommen wird.>

      Flehen Sie nicht nach einflussreichen Personen aus Wissenschaft und Forschung, damit der GESUNDE MENSCHENVERSTAND genutzt wird.

      Nutzen SIE ihn SELBST.

      Warum gibt es das Automobil statt der Pferdekutsche?

      Nicht weil die Pferdekutsche unattraktiv GEMACHT wurde.

      Der GESUNDE MENSCHENVERSTAND machte sie durch NICHTNUTZUNG zu einem ÜBERFLÜSSIGEN Gebrauchsgegenstand.

      So wird es mit Bargeld sein:

      Die Bürger werden KONTEN bei der Zentralbank erhalten („digitale Geldbörse“), selbstverständlich verkauft als BÜRGERRECHT bzw. als TEILHABE (etwa wie Banken) und den Zugriff derart NUTZEN, dass Bargeld ÜBERFLÜSSIG wird.

      Überlegen Sie einmal, wie DOOF wir alle sind, zum Einkaufen METALL und PAPIER mitzuführen, wenn es genügt, die Karte hinzuhalten.

      Irgendwann werden die hinreichend VIELE Menschen begriffen haben, dass das DOOF ist und SELBSTVERSTÄNDLICH wird dann der Staat das Leben vereinfachen durch die Streichung von Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel.

      Unverbesserliche Bargeld-Nostalgiker wird man im Kuriositätenkabinett besichtigen können.

      Mit Bargeld kann man natürlich auch dann REICH werden, wenn es nichts mehr wert ist:

      Wer die letzte MÜNZE besitzt und die VERSTEIGERN lässt, hat es geschafft.

      Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ tischer 16:30 …… das bargeld bleibt!?
        ich bin mir sicher, dass dies eben nur noch temporär ist!
        man dann bei zeiten eine hohe gebühr bei bargeld-nutzung, verlangen.
        und, wenn die älteren semester, ohne digital-kenntnisse das zeitliche gesegnet haben, dann wird es kein bargeld mehr geben.
        auch wäre bargeld in “scharzmart-zeiten” nicht unvorteilhaft.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Irgendwann werden die hinreichend VIELE Menschen begriffen haben, dass das DOOF ist und SELBSTVERSTÄNDLICH wird dann der Staat das Leben vereinfachen durch die Streichung von Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel. Unverbesserliche Bargeld-Nostalgiker wird man im Kuriositätenkabinett besichtigen können.”

        Die Begeisterung wird schlagartig umschlagen wenn den ersten die “digitale Geldbörse” abgeschaltet wird weil sie falsch gegendert oder “Zigeuner” gesagt haben…

        Oder wenn die Regierung darauf kommt, dass man “Ruhetage” für ganze Branchen oder das ganze Land durchsetzen kann, wenn man die Geldbörsen-Bezahlfunktion für bestimmte Transaktionen oder Zeiträume sperrt…

      • Mohnburg
        Mohnburg sagte:

        @Tischer

        Das ist ein sehr ernstes Thema und Polemik hilft leider nicht weiter.
        Da Sie in der Regel zu ALLEM und JEDEM eine ausführliche Meinung vortragen, halte ich Sie für einen gut informierten Menschen.
        Beim Thema Bargeldeinschränkung (ich vermeide bewußt das Wort “Abschaffung”) besteht aber dringend Nachholbedarf. Eine umfassende Replik ist zuviel für eine Kommentarspalte, aber vielleicht nimmt sich bto diesem Thema an.

        Sie sollten nicht glauben, dass digitales Zentralbankgeld (CBDC) eine CARITATIVE VERANSTALTUNG wird!!!

        Ferner steht die Bargelderhaltung in keinem Gegensatz zur Verwendung digitaler Bezahlmöglichkeiten. Prüfen Sie die Argumente beider Seiten genau, sehen Sie sich die Protagonisten und Allianzen genau an und wie immer – fragen Sie sich CUI BONO?!

        Bargeld steht dem Konzept negativer Zinsen im Weg, weil es den Bürgern jederzeit erlaubt, sich der Enteignung durch negative Zinsen zu entziehen. Eine bargeldlose Welt bedroht nicht nur Ihren Wohlstand, sondern auch Ihre Freiheit. Sie verschafft dem Staat die vollständige
        Kontrolle über Ihre Finanzen und Ihr Konsumverhalten. Sie ermöglicht nicht nur Ihre totale Überwachung, sondern auch gezielte Eingriffe in Ihren Lebensstil, indem Ihr Konsumverhalten ganz präzise belohnt oder bestraft werden könnte. Dass es hochangesehene US-Wirtschaftswissenschaftler wie zum Beispiel Kenneth Rogoff sind, die diese Forderungen erheben, verdeutlicht, wie real diese Bedrohung bereits geworden ist.
        Natürlich werden wir nicht sofort in einer totalitären Welt aufwachen, aber die MÖGLICHKEIT ist dann erstmal in der Welt und die TENDENZEN sind bereits eindeutig erkennbar.

        Viel Aufklärungsarbeit auf diesem Gebiet leistet u.a. der Wirtschaftsjournalist Norbert Häring:
        https://norberthaering.de/category/bargeld-widerstand/

        oder wenn Sie nicht so viel lesen wollen:
        https://www.amazon.de/Modern-Central-Banking-Michael-Panzner/dp/1469920506

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Mohnburg

        >Das ist ein sehr ernstes Thema und Polemik hilft leider nicht weiter.>

        Ja, es ist ein sehr ernstes Thema – habe ich NIE bestritten.

        Ich polemisiere aber NICHT.

        Ich habe lediglich mit Verweis auf historische EMPIRIE dargelegt, warum es m. A. n. VERSCHWINDEN wird.

        Das ist zur Sache ALLES, was ich dazu sage.

        Wenn für Sie die EXISTENZ von Bargeld etwas ist, die durch wissenschaftliche Aufklärung und durch Politik, Maßnahmen etc. VERHINDERT werden könne, dann argumentieren Sie dafür, wenn Sie es für erforderlich halten.

        Es ist jedenfalls völlig in Ordnung, die Existenz von Bargeld als einen PRINZIPIELL gestaltbaren Sachverhalt anzusehen.

        Und es ist zu BEGRÜSSEN, wenn sich ALLE, die die Existenz von Bargeld für WÜNSCHENSWERT halten, sich dafür einsetzen.

        Insofern:

        Ich kritisiere Sie nicht, glaube allerdings, dass Sie einer Illusion anhängen.

        Wir werden sehen, wie sich der ANTEIL von Bargeldzahlungen über die Zeit verändert.

        An der Diskussion fehlt es nicht, wenn u. a. Bundesbankpräsident Weidmann gesagt hat, dass Bargeld nicht abgeschafft würde.

  8. foxxly
    foxxly sagte:

    …… die notenbanken-zinsen werden sie lange unten halten.
    die zinsen für die wirtschaft steigen an, weil das risiko bei allen kreditnehmern deutlich steigt:
    -die einkommen sinken
    – produzenten werden nach einem kurzen nachfragestau, nicht mehr stückzahlen verkaufen, als vor corona.
    aber sie brauchen höhere einnahmen um selber zu überleben.

    das heisst, dass der angebotsüberhang noch weiter abgebaut werden wird und dies werden viele klein- und mittelbetriebe nicht überleben. (ist ja schon im gange!)

    zwangsläufig gibt es starke strukturelle verschiebung hin zu den bigplayern. aber auch sie brauchen höhere preise und wenn sie genügend marktmacht haben, dann steigen die preise.

    inzwischen werden die verbraucher nicht deutlich mehr geld zur verfügung haben, weil auch alle abgaben (zwangsabgaben) stärker steigen werden.

    die herrscher werden mit weiteren konjunkturprogrammen reagieren. nachteil: davon haben die konsumenten recht wenig davon.

    letztlich müsste die kaufkraft der konsumenten deutlich gestärkt werden. Wenn dies wieder durch kredite erfolgen sollte, wäre es kontraproduktiv.

    aber das system braucht höhere inflation zur entschuldung. die spirale der entreicherung und kaufkraftschwund, dreht sich weiter.

    wir drehen uns im kreise und erreichen keine abhilfe/ lösungen mehr.
    das ganze wirtschafts- und gesellschaftssystem gerät zunehmend aus den fugen und ist immer weniger steuerbar.
    aus der historie kennen wir, dass darauf offene kriege die folge waren.

    der spruch: “aber diesmal ist alles anders”, – war auch immer die größte täuschung!
    die geschichte wiederholt sich; – mit jeweils modereneren mitteln!

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