“Putting Christine Lagarde in charge of the ECB will lead the eurozone into catastrophe”

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der Satiriker Martin Sonneborn, immerhin gerade mit Die Partei in das EU-Parlament zurückgewählt, die Qualität des neuen EU-Spitzenpersonals am besten zusammenfasst?

→ twitter.com/MartinSonneborn: “Das hätte selbst Die Partei seriöser gestalten können”

Pointiert fasst er zusammen, was für eine Truppe demnächst das Sagen hat in der EU. Mit meiner Kritik an Lagarde bin ich wahrlich nicht alleine. Die NZZ und die F.A.Z. bedauern die “Politisierung” der Notenbank. Der englische Telegraph sieht gar die Katastrophe am Ende der Entwicklung, die Lagarde übrigens – so meine Meinung – nicht zu vertreten hat. Sie wird sie nur konsequent bis zum Ende durchziehen:

  • “Some of the biggest budget deficits ever recorded. The deepest recession since anyone started gathering statistics. A conviction for negligence. It is hard to imagine what exactly it might be that would disqualify somebody from being made President of the European Central Bank anymore. After all, those are the major achievements of Christine Lagarde’s time in public office (…)” – bto: Aber sie ist Französin und wird die Interessen Frankreichs bis zum Ende durchziehen.
  • “The trouble is, Lagarde will lead the eurozone into catastrophe. Mario Draghi (…) was a brilliant economist who through his mastery of the inner workings of the financial markets just about managed to keep a dysfunctional single currency afloat. Lagarde is a lawyer who is great at making alliances and brokering compromises but who knows nothing about monetary policy, and whose rigid application of the rules, and commitment to the reigning orthodoxy, may well finally crash the euro.” – bto: wobei sie als französische Finanzministerin stolz darauf war, alle Regeln gebrochen zu haben!
  • “France’s President Macron secured the role for his woman (…) the ECB Presidency is far more important.The ECB controls monetary policy for the entire continent, and determines the fate of its economy.” – bto: Das sehe ich anders. Ich denke, sie wird exekutieren, was die Politik will und sie wird in die direkte Finanzierung der Staaten einsteigen, egal, was die Regeln sagen.
  • “While she glides from senior job to senior job with consummate ease, and without the unseemly bother of ever having to confront an actual voter, her achievements are, to put it mildly, a little hard to work out. As finance minister of France from 2007 to 2011 she presided over a rise in the budget deficit from 56 billion euros to 193 billion euros while leaving the economy completely unreformed and paved the way for the defeat of her boss, former President Nicolas Sarkozy.” – bto: Tja, so kann man es sagen. Aber sie war immer sehr elegant dabei.
  • “Both as finance minister, and then at the IMF, she was a leading player in the Greek crisis, a saga that provided a text book case of economic ineptitude, creating the deepest recession ever recorded (the fall in output exceeded the Great Depression of the 1930s).” – bto: Dabei half sie damit den französischen Banken, mit deutschen Steuergeldern gerettet zu werden. Für Frankreich war sie da sehr wertvoll, was der Telegraph hier vergisst.
  • “On a personal level, she faced charges of negligence over her handling of an arbitration deal with tycoon Bernard Tapie during her time as finance minister.” – bto: ach, die 400 Millionen. Das muss man wohl machen, so wie von der Leyen mit ihren Beraterverträgen.
  • “At the IMF, she has been great at political grandstanding, making pronouncements on women’s rights and climate change on the Davos circuit, none of which have much to do with the Fund. But on stabilising the global economy, and heading off the next crisis, which is what the IMF is actually for, she has contributed nothing.” – bto: Vor allem hat sie die Studien des eigenen Hauses nicht gelesen, sonst wüsste sie, dass eine Transferunion nichts bringt.
  • “Over the next five years, however, the eurozone will certainly face another crisis. The German banking system is teetering on the edge of collapse. Bond yields have turned negative, signalling recession. Interest rates are already below zero. A currency war is starting with Donald Trump’s America.” – bto: Ich denke, dafür ist sie die Richtige. Völlig skrupellos wird sie Geld drucken.
  • “The ECB will have to find new ways of holding a rackety currency together. What is that likely to involve? Some form of helicopter money, as printing cash and giving it away is known, bailing out the German banks without anyone noticing, and allowing Italy to quietly float away with a parallel currency.” – bto: Ich denke im Unterschied zum Telegraph, dass sie das alles mit voller Macht tun wird und damit die völlige Zerrüttung bewirkt, nachdem sie vorher mit diesen Maßnahmen Zeit gekauft hat.

Übrigens ist das Spiel in Brüssel ja nicht zu Ende, woran mich ein Leser erinnert. Gut möglich, dass von der Leyen nicht durchkommt, was Macron dann aber egal ist, denn er hat seine Notenbankpräsidentin und damit die Hand am Geld. Chapeau!

Diese Einlassung Gabriels, der ja nun außerhalb der SPD, aber dennoch ex cathedra von der Brücke aus reden kann, hat einiges für sich und stutzt die hanebüchene Berichterstattung und Kommentierung dieser Katastrophe zurecht. Von der Leyen müsse erst von Deutschland als Kommissarin benannt werden, bevor sie von anderen Staats- und Regierungschefs als Präsidentin nominiert werden könne. Denn jeder Kommissionspräsident sei zugleich der national benannte Kommissar seines Landes. Sonst hätte das Land, das den Präsidenten stelle, zwei Mitglieder in der Kommission. Diese nationale Berufung als Kommissar aber müsse durch das Bundeskabinett erfolgen.
Das mag rein nach Brüsseler Verwaltungstechnik richtig sein, er setzt aber voraus, dass Merkel diese Nominierung selbst
vorgenommen hat. Irrtum: Macron hat von der Leyen nominiert und mit vielen seiner Manöver die bürokratischen Regeln
des Lissabongeflechts zerrissen.” – bto: Und so kann es gut sein, dass es eben nur ein Zwischenschritt zu einer Lösung ist, wo kein Deutscher eine relevante Position begleitet. Und dann sogar, weil die deutschen Politiker in die Falle getappt sind.

Auch sonst scheint einiges suspekt, wie ein anderer Leser kommentiert:

  1. Ist es Zufall, dass einen Tag nach der Nominierung der Französin Lagarde als Chefin der EZB der französische Kommissar Moscovici das Schuldenverfahren gegen Italien niederschlägt?
  2.  Ist es Zufall, dass einen Tag darauf, ein Italiener Präsident des EP wird? Eigentlich sind die Beziehungen Italien-Frankreich belastet, aber das riecht doch alles wirklich sehr nach Absprachen unter der Hand …
  3. Wird vdL ihre unselige Vergangenheit als Bundesministerin der Verteidigung einfach so abschütteln (…) Könnte sie vielleicht gar so schwach werden, dass sie darauf angewiesen ist, Gefälligkeiten für Stützung zu erzeigen (vulgo: erpressbar werden)? Ich glaube, es war ein genialer Schachzug von Macron, vdL zu nominieren: Er erhält eine Kandidatin, die angeschlagen ist. In Zukunft werden sich die politischen Gewichte ohnehin unaufhaltsam von der EU-Ebene auf die Eurozone verlagern. Dort will Macron eine Wirtschaftsregierung aufbauen, die dann langsam der Kommission das Wasser abgraben wird. (…) die EZB genießt aber praktisch unbeschränkte Macht, schon weil niemand es wagt, ihr in den Arm zu fallen und damit evtl. die Verantwortung für eine Finanzkrise auf sich zu ziehen.

Ich würde sagen 3:1 für Macron gegen Merkel. Falls Merkel gehofft hat, Weber als Verhandlungsmasse zu benutzen, die man im rechten Moment fallen lässt, um dafür Weidmann durchzudrücken, ist sie auf ganzer Linie gescheitert, weil geschickt von Macron umspielt.” – bto: Ob es so war, kann keiner sagen. Richtig ist, dass Frankreich der ganz große Gewinner der Aktion ist, egal ob wir eine Pappkameradin Namens vdL in Brüssel haben oder nicht. 

→ telegraph.co.uk: “Putting Christine Lagarde in charge of the ECB will lead the eurozone into catastrophe”, 3. Juli 2019

Kommentare (33) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Abw
    Abw sagte:

    D kann von Lagardes Politik profitieren, indem wir wie die anderen Länder uns verschulden, Steuern senken und in Bildung, Infrastruktur usw investieren. Da gäbe es genug zu tun. Dem Gesamtvermögen des Landes würde das guttun

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  2. Eva Maria Palmer
    Eva Maria Palmer sagte:

    Nach den vorangegangenen, teils fruchtlosen Diskussionen, erlaube ich mir, auf das Wesentliche zurückzukommen.

    Nachstehend eine Zusammenfassung dessen, was intelligente Leute wie Dr.Stelter, die NZZ und die FAZ, sowie der britische Telegraph schreiben.

    NZZ und FAZ bedauern die Politisierung der EZB.

    Telegraph sieht, (wie ich und andere) bisherige EU-Krisen:

    Die größten Budget-Defizite und die tiefsten Rezessionen der 2000er Jahre.

    (Dr.Stelter): Lagarde wird die Eurozone in die Katastrophe führen.
    Sie wird alles exekutieren, was ihr Präsident Macron in ihr Pflichtenheft schreibt.

    Telegraph: Die unrühmliche Vergangenheit Lagardes als Finanzministerin Frankreichs hat zu den größten französischen Budget-Defiziten der letzten Jahre geführt.

    Als franz.Finanzministerin und später als IWF-Präsidentin war sie maßgeblich an dem griechischen Elend beteiligt, der größten jemals erlebten Rezssion in Griechenland.

    (Dr.Stelter): Die franz.Banken hat sie in diesen Jahren aus der Patsche geholt, zu Lasten der deutschen Steuerzahler.

    Telegraph: Die Eurozone wird in den nächsten 5 Jahren weitere Krisen und Bankenpleiten erleben, sowie der (EMP) Niedergang vieler Tausender deutscher Zombie-Unternehmen.

    (Sinngem.Dr.Stelter): Lagarde wird noch mehr als Draghi, “whatever it takes” frisches, ungedecktes Geld drucken und letztlich die völlige Zerrüttung der Eurozone bewirken.

    Das alles, meine Damen und Herren ist so beunruhigend, daß die leidenschaftlichen Diskussionen über Details wenig Sinn haben.

    Und es kommt mir so vor, als ob Herr Draghi im Vergleich zur neuen Präsidentin, ein harmloser Irrender werden könnte.

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  3. FRK
    FRK sagte:

    „Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der Satiriker Martin Sonneborn, immerhin gerade mit Die Partei in das EU-Parlament zurückgewählt, die Qualität des neuen EU-Spitzenpersonals am besten zusammenfasst?“

    Allerdings spricht die Wiederwahl des Herrn Sonneborn auch nicht gerade für die Qualität des Wählers.

    Zur Qualität der EU-Demokratie:
    „Von Martin Schulz, als er noch EU-Parlamentspräsident war, gibt es den *)unvergessenen Ausspruch, dass die EU, müsste sie einen Aufnahmeantrag in die EU stellen, wegen ihrer Demokratiedefizite nicht aufgenommen werden würde“. (Vera Lengsfeld)

    *) Anmerkung von mir: War zwischenzeitlich vergessen, jedoch jetzt massiv in Erinnerung zurück gerufen worden.

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  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Pointiert fasst er zusammen, was für eine Truppe demnächst das Sagen hat in der EU.>

    Das kann man so feststellen, wenn man gelesen hat, was Sonneborn zum EU-Spitzenpersonal schreibt.

    Nur:

    Kam es bei dieser Wahl wirklich auf die QUALITÄT des neuen Spitzenpersonals an?

    Meine These ist folgende:

    Es kam bei der Wahl des Spitzenpersonals NICHT auf die Qualität an, sondern darauf, dass der PROZESS seiner Bestimmung nicht einseitig MISSBRAUCHT wird.

    Ich will diese Auffassung wie folgt begründen:

    Warum hat Macron dem Spitzenkandidaten Weber die Qualifikation für das Spitzenamt des Kommissionspräsidenten abgesprochen?

    Sicher nicht deshalb, weil er Deutscher ist oder einer, der sich von Berlin sagen lässt, wo es langzugehen hat.

    Wäre es dennoch so, hätte er nicht v. d. Leyen akzeptieren dürfen.

    Der Grund muss ein anderer sein.

    Die Wahl zum EU-Parlament wurde insbesondere in Deutschland mit einem „Spitzenkandidaten“, den es in den Statuten der EU überhaupt nicht gibt, medienwirksam gehypt – Personen sind immer aufmerksamkeitsstärker als abstrakte Programme –, um dadurch die LEGITIMATIONSBASIS des EU-Parlaments zu stärken:

    Mehr Menschen sind zur Wahl gegangen und haben sich mehrheitlich oder zumindest mit relativer Parteienmehrheit für einen Kandidaten entschieden, dem DAHER auch die Präsidentschaft in der Kommission zufallen muss. Das ist doch Demokratie pur, oder etwa nicht?

    Geschieht es nicht, ist es nicht demokratisch und diejenigen, die verhindern, dass es geschieht, missachten mithin den demokratischen Willen der Europäer – als arrogante Hinterzimmer-Elite.

    Das ist eingängig und kommt gut an. Man braucht nur zu beobachten, wie hierzulande diskutiert und geklatscht wird.

    Würde der Normalbürger etwas nachdenken, müsste er zu der Erkenntnis kommen, dass er von den Parteien mit der Installation von Spitzenkandidaten missbraucht werden sollte, um das in den EU-Verträgen austarierte Verfahren praktisch UMZUDEUTEN.

    Aus der Sicht von Macron und anderen kippt mit der Inszenierung von Spitzenkandidaten das VERFAHREN zu Ungunsten der Regierungschefs im Rat.

    Denn in der Konsequenz heißt die Umdeutung:

    Wofür brauchen wir bei EU-Angelegenheiten – die selbstverständlich als ÜBERGEORDNETE auf die Nationalstaaten durchgreifende wären – noch den Rat mit einem Vorschlagsrecht der nationalen Regierungschefs, wenn die Menschen in Europa ein EU-Parlament wählen und dieses die EU-Regierung, also die Kommission?

    Macron hat dem einen Riegel vorgeschoben, auch die Regierungen der Visegrád-Staaten, Salvini selbstverständlich auch.

    Deshalb konnte nicht nur Weber, sondern auch Timmermans nicht den Top-Job erhalten.

    Und am Ende wollte auch Merkel nicht, dass einer der beiden ihn erhält – nicht zuletzt wohl aus gleichem Grund:

    Einer zwar transparent, aber nicht einschätzbar zustande gekommenen Mehrheit, kann man nicht das Schicksal Europas anvertrauen.
    Zudem bekommt JEDE national gewählte Regierung nicht lösbare Probleme, wenn die Interessen der Menschen, die sie gewählt haben, nicht mit den Interessen, die von der EU-Kommission den nationalen Regierung gegenüber verfolgt werden, übereinstimmen.

    Wenn jetzt ein gespaltenes EU-Parlament, das nicht einmal eigenen Ansprüchen gerecht geworden ist, v. d. Leyen PROGRAMMATISCH stellen will, um ihr das o.k. geben können, ist das nichts weiter als die nächste Wählertäuschung.

    Denn selbstverständlich werden sie zustimmen, unter der Hand auch mit a little help from my friends, verschämt votierenden SPD-Abgeordneten, damit das Desaster einer Verfassungskrise auf EU-Ebene vermieden wird.

    Eine Farce löst die andere ab.

    Antworten
  5. Daniel
    Daniel sagte:

    Es gibt Stimmen die sagen das Herunterwirtschaften der Bundeswehr hätte System damit von der Leyen eine europäische Armee durchsetzen soll, die Macron unbedingt will.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Daniel

      Das würde Macron auch innenpolitisch nützen. So eine europäische Armee könnte Gelbwesten-Proteste viel effektiver und rücksichtsloser zusammenschießen als die französische Polizei, idealerweise setzt man nur Einheiten ohne Franzosen dafür ein.

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  6. Eva Maria Palmer
    Eva Maria Palmer sagte:

    Die neue designierte EZB-Präsidentin ist eine 2016 vom franz.Gerichtshof Paris strafrechtlich verurteilte Straftäterin, die 400 Millionen € öffentlicher Gelder “fahrlässig” an Herrn Tapie (Adidas) überwiesen hat.

    Damit eine Strafe beim ebenfalls kriminellen IWF ihre Arbeit nicht behindert, blieb sie straffrei.

    Solch eine EZB-Präsidentin wird voraussichtlich das Vernichtungswerk von JohnLaw-Draghi fortsetzen.
    Natürlich unter Berücksichtigung, daß sie viele Good Will-Aktionen für den von ihr ausgeplünderten Staat Frankreich in die Wege leitet.

    Die Zeche bezahlen dann, wie immer in erster Linie, die doofen Deutschen.

    Die nächste haarsträubende Berufung besteht in unserer Gorch Fock-Laiin, die man wahrscheinlich deswegen nominierte, damit der nächste Verteidungsminister die Bundeswehr wieder kampfbereit machen kann und viele Millionen herausgeworfener Beraterzahlungen zukünftig gestoppt werden.

    Solche Führungs-“Eliten” passen haargenau zu einem zum Untergang verurteilten, wahnwitzigen Konstrukt wie die EU und ihrer inkompatible Gemeinschaftswährung.

    Antworten
  7. asisi1
    asisi1 sagte:

    Da können Experten schreiben was sie wollen, es läuft schon seit einhundert Jahren immer auf selbe hinaus: Deutschland muss zahlen und hat nichts, aber auch gar nichts zu melden!

    Antworten
  8. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Einerseits:

    Wenn die Kommentare etwas zeigen, dann, dass mit den Personalentscheidungen niemand große Hoffnungen für die EU verbindet.

    Andererseits:

    Es wird zu viel personalisiert, zu wenig von den Systemproblemen geredet und das auch noch mit abwegigen Behauptungen.

    Beispielsweise:

    >… Lagarde will lead the eurozone into catastrophe. …Lagarde is a lawyer who is great at making alliances and brokering compromises but who knows nothing about monetary policy, and whose rigid application of the rules, and commitment to the reigning orthodoxy, may well finally crash the euro.“>

    Knows nothing – das ist Unsinn.

    Es ist doch nicht so, dass sich Lagarde nachts im Bett überlegt, was die richtige Geldpolitik ist und das am nächsten Morgen lauthals verkündet.

    Oder:

    >The ECB controls monetary policy for the entire continent, and determines the fate of its economy.“„Both as finance minister, and then at the IMF, she was a leading player in the Greek crisis, a saga that provided a text book case of economic ineptitude, creating the deepest recession ever recorded (the fall in output exceeded the Great Depression of the 1930s).>

    Die griechische Krise resultierte aus den extrem niedrigen Zinsen im Euroraum, die es dem griechischen Staat ermöglichten ein Haushaltsdefizit von mehr als 13% zu generieren. Das musste zurückgefahren werden. Nach Lage der Dinge war dies ohne eine tiefe Rezession nicht zu vermeiden – wie anders hätte es denn erfolgen sollen. Sich weiter verschulden? Blanchard war ihr damaliger Chefökonom und hat darauf hingewiesen, dass es keine Alternative dazu gab.

    Die Rezession Lagarde als Unvermögen – „text book case of economic ineptitude – anzulasten, ist absurd.

    Der telegraph verspielt sein Renommee mit solchen albernen Vorbringungen.

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @ Dietmar Tischer

      Die griechische Krise wurde durch die repressiven Massnahmen der Troika, d.h. eine Schuldgeldkrise durch sparen lösen zu wollen, erst zur Katastrophe. Ich bezeichne das als Raubzug, weil auch dieser Teil der Geschichte Gewinner kennt, wenn unter Marktwert staatliche Werte veräußert wurden.

      Frau Lagarde war für den IWF (Teil dieser Troika) verantwortlich.

      Der Werdegang von Frau Lagarde hat viel mit Interessenpolitik zu tun, wie die Karrriere von Herrn Macron auch. Quasi aus dem nichts in den Elysee und die bekannte Abhängigkeit zur französischen Hochfinanz um die Axa Group.

      Das nationalistische Europa spiegelt sich in diesen Personalien, weil selbstverständlich von einer Französin die Vertretung französischer Interessern zu erwarten ist – gerade so als ob “richtig oder falsch” eine Frage der Nationalität sei.

      Deutschland ist einzige Ausnahme, weil nicht zu erwarten ist, dass deutsche Interessen vertreten werden. Das war seit Euroeinfühung auch nie der Fall. Maastrichtkriterium und Einlagensicherung waren Beruhigungspillen für Wähler, die nie abstimmen durften…

      Frau Merkel taktiert nach dem Inland, wo man immer noch glaubt ohne ihre Weisheit wäre es noch schlimmer gekommen.

      Tatsächlich trägt niemand für nichts Verantwortung. Jede Klage auf europäischer oder nationaler Ebene ist im Nichts verlaufen. Diese EU ist unter voller Kontrolle von Interessengruppen, die mit Europa nichts verbindet außer dem geldwerten Vorteil.

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Alexander

      Erst einmal:

      Ich singe kein Loblied auf Lagarde.

      Ich weise lediglich zurück, dass Unsinn über sie verbreitet wird.

      Unsere Diskussion:

      Es gibt mindestens zwei Aspekte, die zu unterscheiden sind, nämlich URSACHEN und INTERESSEN.

      Zur Ursache:

      Die griechische Krise hat ihre URSACHE in den extrem niedrigen Zinsen, von denen der griechische Staat profitiert hat. Er hat sich maßlos überschuldet und konnte das auch, weil die Gläubiger keine Abwertung ihrer griechischen Euro-Anleihen befürchten mussten und lange Zeit auch keine Insolvenz des Landes. Deutsche Unternehmen, die nach Griechenland exportierten wie nie zuvor und europäische Kapitalsammelstellen wie Versicherungen waren Beteiligte, aber nicht die Verursacher der Krise.

      Die Überschuldung musste gestoppt werden und konnte nur dadurch gestoppt werden, dass der griechische Staat sich weniger verschuldete und dadurch natürlich weniger Geld ausgeben konnte für die vergleichsweise hohen Renten und anderes. Das war eine Katastrophe für viele Menschen.

      Sorry, aber anders geht es nicht – das ist der MECHANISMUS oder jemand anderes bezahlt kontinuierlich immer MEHR. Diesen anderen gab es nicht.

      Die INTERESSEN, Griechenland nicht in die Insolvenz zu schicken bzw. aus dem Euro gehen zu lassen, bestanden darin, das europäische Finanzsystem zu stabilisieren. Das war das Interesse ALLER Regierungen der Eurozone und auch der EZB, die m. A. n. mit einem großen Schritt ihr Mandat überschreiten musste und auch das des IWF unter Lagarde, der keinen Default erklärte als Griechenland eine Anleihe nicht zurückzahlen konnte, bevor es „gerettet“ wurde. Im Zuge dieser Rettung profitierten nicht nur, aber vor allem französische Banken.

      Das sind die beiden Geschichten, an denen allenfalls mein schlechtes Deutsch zu korrigieren ist, aber faktisch überhaupt nichts.

      Auf dieser Basis kann man über die beteiligten Personen URTEILEN.

      Meine Meinung ist:

      Merkel und Schäuble als Repräsentanten der europäischen Nationalstaaten/Regierungen, Draghi für die EZB und Lagarde für den IWF sowie Tsipras für Griechenland haben angesichts der LAGE, die sie als Personen ursächlich nicht direkt zu verantworten hatten – andere hatten Griechenland in die Eurozone aufgenommen –, ein unter dem Strich GRÖSSERES Unheil verhindert.

      Für diese Auffassung spricht sehr viel, denke ich.

      Das ändert nichts daran, dass Bankkunden und Anleger in Westeuropa von der „Lösung“ profitiert haben und große Teile der griechischen Bevölkerung sehr leiden mussten.

      Darüber kann man schäumen, wie es damals u. a. S. Wagenknecht vor jeder TV-Kamera getan hat.

      Sie hat leider nie hinzugefügt, dass bei einem Kollaps Griechenlands MEHR Menschen, in erster Linie Griechen, gelitten hätten.

      Alle Figuren, die hier als begutachtet werden, ENTSCHEIDEN – MÜSSEN entscheiden, weil es immer Entwicklungen gibt, die so nicht weitergehen können.

      Insofern sind sie auch verantwortlich.

      Aber sie entscheiden nicht wie Diktatoren, sondern in einem System, das sie stabil halten müssen, damit der UNMITTELBARE Schaden nicht größer wird als die bestehenden Schieflagen und Krisen.

      Wer das nicht sieht, verkennt die Realität.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Regierungsfunk Dietmar Tischer

        – bei einem Kollaps Griechenlands MEHR Menschen, in erster Linie Griechen, gelitten hätten.

        Wollen sie mit dem Bezug auf Herrn Wagenknecht mich entwerten, oder den Umstand, dass Zwangsverkäufe gewinnbringend sind wenn die Macht zum Zwang hat?

        – der griechische Staat .. hat. sich maßlos überschuldet

        Und wie in Demokratien üblich seine griechsichen Wähler mit Sozialleistungen bestochen. Die niedrigen Zinsen waren nicht dem Euro geschuldet, sondern der defacto dt. Ausfallversicherung, entgegen aller geschlossenen Verträge.

        Der Euro selbst ist politisches Projekt und war der Preis der dt. Einheit.

        Wer dem griechischen Eurobeitritt aufgrund hstorischer Erfahrungen gegenüber pessimistisch eingestellt war musste sich von der US Partnern darüber aufklären lassen, dass Europa nicht am Bosporus endet.
        US Banken, darunter auch der ehemalige Arbeitgeber von Draghi halfen die Kriterien schön rechnen & US Ratingagenturen stießen die Eurokrise ausgerechnet im selben Griechenland an.

        Die Freunde in den USA wirkten auch bei den europäischen Russlandsanktionen mit, deren Auslöser durch US Gelder (fuck the EU) in der Ukraine eigentlich die USA waren.

        Von der Leyen entsandte Bundeswehroffiziere als Militärbeobachter ins ukrainische Kriegsgebiet und log über das OSZE Mandat. Soviel zur rechtstreue und europäischen Ausrichtung der zukünftigen Präsidentin der EU Kommision.

        Griechenland wäre zu sanieren gewesen. Ökonomen, die das Geldsystem massgeblich mitbestimmen haben sich aber entschieden, immer genau die schweren Schäden bei der Zvilibevölkerung in Kauf zu nehmen um die faulen Kredite von ausländischen Banken durch “tina” demokratische Zustimmung zu retten.

        Alles was wir gewonnen haben ist Zeit zulasten der jüngeren Generationen. In Italien sind 29 Jahre verloren, da der industrielle Output geringer ist als 1990.

        Das politische Projekt Euro zerstört Europa und ich höre in einem fort es wäre gut für die Menschen?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        Es macht nicht viel Sinn, mit Ihnen zu diskutieren, wenn Sie die Fakten und Sachverhalte nicht zur Kenntnis nehmen wollen.

        Nur beispielhaft:

        >Die niedrigen Zinsen waren nicht dem Euro geschuldet, sondern der defacto dt. Ausfallversicherung, entgegen aller geschlossenen Verträge.>

        Wenn vor dem Beitritt Griechenlands zur Eurozone z. B. deutsche Versicherungen griechische Anleihen, die in Drachme begeben wurden, gekauft hatten, mussten sie ein Abwertungsrisiko – Wertverlust der Drachme gegenüber der DM – einrechnen.

        Dieses Risiko entfiel, weil es INNERHALB einer Währung Euro keine Abwertungen gibt.

        Daher konnten deutsche oder französische Käufer bei neu ausgegebenen Anleihen des griechischen Staats geringere Zinsen in Kauf nehmen.

        Damit wurde die Verschuldung für den griechischen Staat billiger.

        Er konnte sich daher MEHR verschulden und hat sich letztendlich zu hoch verschuldet.

        Das ist der MECHANISMUS.

        Dass man die Maastrichter Verträge nicht eingehalten hat, also SPÄTER die Griechen nicht hat in die Insolvenz gehen lassen, sondern eine Schuldenübernahme durch die EZB etc. geduldet hat, ist der TATSACHE geschuldet, dass der bestehende SCHADEN nicht zu einem noch GRÖSSEREN Schaden für mehr Menschen werden durfte.

        Wenn Entscheider vor dieser Alternative stehen, werden sie SELBSTVERSTÄNDLICH die Regeln brechen. Lagarde, ehrlicher als andere, hat das nur ausgesprochen.

        >Wollen sie mit dem Bezug auf Herrn Wagenknecht mich entwerten, oder den Umstand, dass Zwangsverkäufe gewinnbringend sind wenn die Macht zum Zwang hat?>

        Ich entwerte gar nichts.

        Sie müssen nur zur Kenntnis nehmen, dass eine vorausschauende, kluge Politik immer eine sein muss, die VERHINDERT, dass es zu Zwangsverkäufen kommt.

        Das gilt für jedes Unternehmen und auch für Staaten.

        Die Griechen hätten sich weniger verschulden sollen und so u. a. die spanischen Häuslebauer ebenfalls.

        NIEMAND hat sie gezwungen, sich derart zu verschulden.

        >Das politische Projekt Euro zerstört Europa und ich höre in einem fort es wäre gut für die Menschen?>

        Ich habe das NIE gesagt.

        Ich verweise lediglich darauf, dass der Abbruch auch eines MISSLUNGENEN Projekts hohen Schaden verursachen kann und es daher GERECHTFERTIGT sein kann, es nicht abzubrechen.

        Wenn Sie das nicht erkennen wollen, dann kann ich Ihnen nicht helfen.

        Dass immer wieder irgendwer irgendwo irgendetwas FALSCH macht, ist zwar richtig, aber als TATSACHE unergiebig, wenn nicht die möglichen ALTERNATIVEN in die Erklärung mit einfließen.

        Im Übrigen:

        „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“.

        Adornos Satz gilt AUSNAHMSLOS für alle.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Wie immer betrachten wir dasselbe Problem aus verschiedenen Perspektiven.
        Sie beschreiben absolut korrekt die Mechanismen.

        ” Dieses (Abwertungs)-Risiko entfiel, weil es INNERHALB einer Währung Euro keine Abwertungen gibt. ”

        Richtig. Man hätte vermutet, dass Pleitestaaten den Wechselkurs nach außen drücken…?

        Die Abwertung des Euro nach -außen- wurde vom Schwergewicht der BRD + UK verhindert. Alle schwachen Ökonomien haben von diesem Umstand profitiert und Berlin nicht gefragt woher die Nachfrage kam, z.B. nach Leopard Panzern oder Premiumautos.

        Dieser Zusammenhang wäre für ökonomische Laien entschuldbar, aber nicht für die Ökonomen der Zentralbank + den Wirtschaftswissenschaften.

        Weil ich weder Lagarde noch den Zentralbankern soviel Inkomeptenz unterstelle, vermute ich andere Motive – möglicherweise dieselben die zur Euroeinfühung selbst führten.

        Was Sie und mich trennt ist der Umstand, dass ich nichts entschuldige, was mich sehr warscheinlich ökomisch ruinieren wird, wenn dieses Großexperiment Europa scheitert.

        Im 19.Jahrhundert motivierte Washington seine Eisenbahngesellschaften zu zügellosem Wachstum in der Erwartung rasche Infrasturturerfolge zu erlangen. Die Pleite dieser Gesellschaften, aufgund unrentabler Strecken, nahm man billigend in Kauf, der Nutzen für die USA war einfach zu groß.
        (vgl. HWWI – Wirtschaftskrisen)

        Wie im Krieg zählen Einzelschicksale nicht.
        Das sollten Einzelne nie vergessen.

        Solange UK noch Mitglied der Eurozone ist, wirkt auch sein Schwergewicht stabilisierend auf den Wechselkurs des Euro. Nach erfolgtem Austritt, wenn die BRD in einer Rezession kaum Illusionen aufrecht erhält, kommt die Abwertung von allein.

        Es wäre im Interesse aller Europäer dieses Europa zu sanieren und nicht faule Schulden endlos zu prolongieren. Mit der Ausbuchung wird man die Verantwortlichen los und nicht umgekehrt, wie die Personalien Lagarde und v. d. Leyen zeigen.

      • Paolo Reggiani
        Paolo Reggiani sagte:

        Herr Tischer

        Ich neige in dieser Diskussion zur Ansicht von @Alexander. Die Mechanismen, die Sie klar beschreiben, und die zur Verschuldung und anschließenden Rettung Griechenlands führten, sehr zum Schaden und Demütigung für das Griechische Volk, waren schon lange vor der Einführung des Euro für jeden mit ein wenig Hausverstand und inter-kulturellem Verständnis völlig prognostizierbar. Ich erinnere mich noch sehr gut an einen warmen Abend im Jahre 1996, als ich in West Australien promovierte, und wir in einer Gruppe von Doktoranden aus Australien, Italien, Frankreich und den Niederlanden auf einer Dachterrasse auf dem Campus heftig und lachend darüber diskutierten, dass die Einführung einer gemeinsamen Währung nicht machbar sei, da die Mentalität eines Finnen oder Friesen zu verschieden von der eines Süditalieners oder Griechen seien. Um das zu verstehen genügt ein Spaziergang durch Palermo oder die Quartieri Spagnoli von Neapel, und anschließend durch Groningen oder Oulu. In den Betriebswissenschaften nennt man es MBWA oder Management by Walking Around (https://de.wikipedia.org/wiki/Management_by_Walking_Around Dabei waren wir alle weder Ökonomen noch Finanzwissenschaftler. Aus dem, über das wir damals lachten, ist nun bittererer Ernst geworden.
        Mir soll bitte keiner erzählen dass ein Fachmann das nicht hätte kommen sehen können. Diese Entwicklung hat System und wurde so gewollt.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Paolo Reggiani

        Ich glaube, dass Sie mich missverstehen wie @ Alexander auch.

        Ich sage doch nicht:

        Hat keiner gewollt, ist alles vom Himmel gefallen und daher reiner Zufall.

        SELBSTVERSTÄNDLICH waren massive Interessen im Spiel, hat – aus dem Gedächtnis referiert –Griechenland u. a. Daten geschönt mit Hilfe von international renommierten Unternehmen, um den Eintrittskriterien zu genügen. Und als jemand von der Bundesbank öffentlich Alarm schlug, hat ein Anruf eines griechischen Ministers beim damaligen Finanzminister Eichel genügt, um den Mann ruhig zu stellen.

        So uninformiert oder naiv bin ich nun doch nicht, um Derartiges auszublenden.

        Es geschieht zu oft, immer wieder und auf allen Gebieten.

        Ich sage hier nur:

        Vietnamkrieg auf Basis des erlogenen Tonkin-Zwischenfalls, Irakkrieg aufgrund erfundener Raketenstellungen und Waffenarsenale (und eines sich maßlos überschätzenden S. H., der den Krieg geradezu gefordert hatte).

        Was ich allerdings nicht thematisiere, weil ich es für keinen ergiebigen Erkenntnisgewinn halte:

        Diese oder jene Eliten haben das alles zum SCHADEN von anderen GEWOLLT und daher skrupellos durchgezogen und das auch noch gegen den EIGENTLICHEN Willen der betroffenen Menschen.

        Es wäre möglich gewesen, die niedrigen Zinsen dafür zu nutzen, VERMEHRT in Griechenland zu INVESTIEREN für zukünftigen Wohlstand des Landes. Nein, man hat lieber konsumiert – wie man es auch bei uns tut, allerdings (noch nicht) mit maßloser Verschuldung tun muss.

        Deshalb stimme ich Ihrer folgenden Feststellung nicht zu:

        >Diese Entwicklung hat System und wurde so gewollt>

        Ja, sie hat System, aber ob sie – die Entwicklung(!) – SO gewollt war, wissen auch Sie nicht.

        Für mich gilt:

        Interessen ja, Verschwörungstheorien nein.

        Da mir eine fundierte Trennung nicht möglich ist und ich auf Kolportagen nichts gebe – Motto: es MUSS so sein, weil ich GLAUBE, dass es so ist – beschränke ich mich weitgehend auf Ursachen und Wirkmechanismen. Da sind nicht nur Fakten, sondern ist auch Plausibilität im Spiel, will ich gern zugeben. Allerdings beruht die weitgehend auf nachprüfbarer Empirie.

        Zu Ihrer Aussage:

        > … waren schon lange vor der Einführung des Euro für jeden mit ein wenig Hausverstand und inter-kulturellem Verständnis völlig prognostizierbar.>

        Mit „völlig prognostizierbar“ wäre ich vorsichtig.

        Ich verweise nur darauf, dass Fachleute, d. h. eine relativ große Zahl von Ökonomie-Professoren bei Einführung des Euro unterschiedlicher Meinung war in der Beantwortung der Frage, ob die Eurozone eine homogene, weitgehend friktionslos funktionierende Währungsunion werden könne oder nicht.

        Das Kriterium dafür war die Einhaltung der Verträge.

        Es war logisch nicht unmöglich, sie einzuhalten.

        Es war aber praktisch nicht möglich – die Verträge wurden immer wieder gebrochen.

        Ich sage daher nochmals:

        Vorsichtig mit solchen Gewissheitsaussagen, wie Sie sie hier treffen.

        Dass wir im Nachhinein alle klüger sind, rechtfertigt jedenfalls nicht, ihnen einen Wahrheitsgehalt zuzusprechen.

      • Paolo Reggiani
        Paolo Reggiani sagte:

        Herr Tischer

        „Interessen ja, Verschwörungstheorien nein.“
        „Ich verweise nur darauf, dass Fachleute, d. h. eine relativ große Zahl von Ökonomie-Professoren bei Einführung des Euro unterschiedlicher Meinung war in der Beantwortung der Frage, ob die Eurozone eine homogene, weitgehend friktionslos funktionierende Währungsunion werden könne oder nicht. „
        „Das Kriterium dafür war die Einhaltung der Verträge. “

        Die Voraussetzungen dafür waren von Anfang an nicht gegeben. Die Verträge und die darin festgesetzten Konvergenzkriterien wurden erstellt und, für jedermann ersichtlich, nie eigehalten, das ist keine Verschwörungstheorie. Italien weist seit 1990, also lange vor dem Euro, eine Staatsschuldenquote von konstant > 100% auf. Die Maastrichtkriterien geben 60% vor. Mit Belgien und Griechenland sieht es ähnlich aus.
        Warum führte man die Währung dort trotzdem ein und was erwartete man sich davon?
        Auch Frankreich brach sofort nach der Einführung des Euro das Konvergenzkriterium der 3% Neuverschuldung und war nicht durch ein Ausnahmeereignis wie die Wiedervereinigung belastet.
        https://www.cnbc.com/2018/10/24/france-2019-budget-is-also-a-concern-for-brussels.html
        Italien, aber nicht nur, wendete historisch immer wieder die Abwertung seiner Währung an, um die Wirtschaft anzukurbeln. Dieser Mechanismus wurde bekanntlich durch den Euro außer Kraft gesetzt. Wer erwartet sich denn, dass dies sich plötzlich positiv auf das Land auswirkt und es damit Bestandteil einer „weitgehend friktionslos funktionierende Währungsunion“ wird? Oder hat man sich da was schön geredet?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Paolo Reggiani

        >Wer erwartet sich denn, dass dies sich plötzlich positiv auf das Land auswirkt und es damit Bestandteil einer „weitgehend friktionslos funktionierende Währungsunion“ wird? Oder hat man sich da was schön geredet?>

        Die Erwartung hat es gegeben, aber „plötzlich positiv“ hat kaum jemand etwas erwartet.

        Man hat wohl eher an einen Prozess hin zu Konvergenz geglaubt.

        Ja, man hat sich da was schön geredet.

        Denn, ganz richtig, die Konvergenzkriterien wurden nicht eingehalten.

        Das ist die durch Empirie mittlerweile gesicherte Wahrheit.

        Meine grundsätzliche Meinung:

        Man schließt keine Verträge, wenn alles darauf hindeutet, dass sie nicht eingehalten werden (können).

        Manchmal ist klar, dass sie nicht eingehalten werden, manchmal ist das nicht klar.

        Hier muss man das Risiko mit Blick auf die Konsequenzen abwägen und dann entscheiden, was mitunter im Nachhinein auch heißt:

        Man hat sich mit besten Wissen und Gewissen GEIRRT.

        TRAGISCH wird es dann, wenn man aus diesen Verträge nicht mehr oder nur noch mit EXTREM hohen Kosten herauskommt.

        Es ist kein Irrtum, sondern ein FEHLER, dies nicht so weit wie möglich mit zu bedenken, wenn man Verträge abschließt.

        Man kann aber Verträge schließen mit der begründeten Erwartung, dass sich Verhalten ändert.

        Ich glaube, dass dies die Überlegung nach WK II war und zur Schaffung der Montanunion geführt hat – nie wieder Krieg in Europa durch ein Land, wenn die dafür erforderlichen Ressourcen, Kohle und Stahl, GEMEINSCHAFTLICH kontrolliert würden.

        Diese Erwartung waren nicht nur begründet, sondern hat sich als richtig herausgestellt. Denn die Montanunion war erfolgreich, weil sie eine win-win-Situation in der WACHSTUMSSTARKEN Nachkriegszeit schuf. Es hat DAMALS jedenfalls nicht geschadet, dass auch Italien dabei war.

        Die Voraussetzungen für die Schaffung der Eurozone waren andere und das Motiv ebenfalls: Man wollte in einem deutlich kompetitiveren Umfeld Handelshemmnisse, insbesondere Transaktionskosten abbauen, um die Unternehmen zu entlasten. Das ließ sich auch in der Bevölkerung gut verkaufen, weil der umständliche Geldumtausch auf für sie entfiel.

        Sie besteht nur noch, weil es die EZB gibt und sie wird m. A. n. scheitern, weil das Regime einer einheitlichen Währung für unterschiedlich strukturierte und so auch agierende Gesellschaften nicht durchzuhalten sein wird. Da sind wir uns einig.

        Die Erweiterung der EU wiederum wurde m. A. n. vor allem mit dem Motiv, vorteilhafte Skaleneffekte zu realisieren, vorangetrieben (kostengünstige Produktion in Osteuropa einerseits, Anbindung an Westeuropa mit günstigen Verteidigungskosten gegenüber Russland andererseits).

        Man hat sicher vieles unterschätzt und anderes nicht voraussehen können, etwa die Probleme, die sich bei der massenhaften Zuwanderung von Asylsuchenden ergeben.

        Und jetzt die aktuelle Situation, die gerade in Posen erörtert wird:

        Erweiterung durch einige und perspektivisch alle Balkanstaaten ODER definitiv keine Erweiterung?

        Macron meint berechtigt, dass eine Erweiterung die bestehende EU noch mehr als jetzt schon ÜBERFORDERE und daher abzulehnen ist.

        Merkel und andere meinen berechtigt, dass eine qualifizierte Erweiterung die bestehende EU SICHERN helfe gegen negative Einflüsse vor allem durch Russland und China.

        Ich halte eine derartige Situation für PROTOTYPISCH bei den allermeisten Entscheidungen.

        Egal für welche Option man sich entscheiden wird:

        Man wird sich aus GUTEN Gründen für sie entscheiden – und damit bestimmte Probleme eliminieren UND andere schaffen.

        Dem kann niemand ausweichen – im vorliegenden Fall auch SIE nicht, wenn Sie ein Entscheider wären.

        Das ist, wenn Sie so wollen, die Standard-Situation, der Entscheider PRINZIPIELL immer wieder ausgesetzt sind.

        So entscheiden zu können, dass eine win-win-Situation entsteht, ist offensichtlich die große AUSNAHME und geradezu ein Glücksfall.

        Ich verstehe nicht, warum das nicht zu begreifen ist.

        Wieso glaubt man, dass es in der Politik immer eine LÖSUNG geben müsse, wie etwa in den Fällen der Mathematik, wo – wenn man nur richtig rechnet – es keinen „Rest“ gibt und dann, wenn es doch einen gibt, FEHLER gemacht worden sein MÜSSEN?

        Wer so denkt, hat ein völlig falsches Verständnis davon, wie die Welt „funktioniert“.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Mit “Spitzen” habe ich angefangen (Regierungsfunk) und entsprechend eine
        – Verschwörungstheorie- zurück bekommen.

        Es kostet wenig Aufwand Kritik am IWF und seiner Rolle bei der Griechenlandrettung zu finden, hier ein Beispiel aus dem handelsblatt:
        https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/waehrungsfonds-in-der-kritik-man-muss-den-iwf-abschaffen/8617998.html?ticket=ST-4709317-Hz3BgiIjDeMDmbE1w2vc-ap1

        Wie ich schon öfter versucht habe darzulegen, halte ich die Zielsetzung von Politk nicht zugunsten kleiner Leute, gerade weil man vor Wahlen diesen kleinen Leute durchsichtige Versprechen macht.

        Das von Ihnen genannten Beispiel um den Vietnamkrieg kostete vielen kleinen Leuten das Leben und hat einige wenige reich gemacht. Die Schulden von damals kaufen heute noch und steigern Vermögenspreise, nur nicht die Vermögen der Veteranen beider Seiten. (vgl. Kurt Tucholsky der Mensch….)

        Der Mensch ändert sich nicht und Macht korrumpiert (vgl. Lord Acton)

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        Verschwörungstheorien:

        Ich habe nicht gesagt, dass Sie ihnen anhängen, sondern diesen Begriff unter die Überschrift gestellt „Was für mich gilt“ und damit eben gemeint, dass sie für mich nicht gelten.

        Ansonsten reden wir herum und kommen nicht weiter.

        Der IWF war bei der Griechenlandrettung mit an Bord, weil Schäuble es wollte, getarnt als „Expertise“, in Wirklichkeit, um im politischen Hickhack der deutschen Öffentlichkeit gegenüber Glaubwürdigkeit zu erlangen.

        Was Schäffler im von Ihnen verlinkten Artikel sagt, ist BILLIG, viel zu billig und letztlich auch UNREDLICH.

        Man kann ja Liberaler sein, ich habe gewiss nichts dagegen.

        Aber in der damals vorliegenden Situation eines möglichen griechischen Staatsbankrotts zu sagen, dass der IWF abgeschafft gehört, weil er eine Insolvenzverhinderungsbehörde sei, würde verlangen, sich zu den FOLGEN eines griechischen Staatsbankrotts zu äußern, sie zu WOLLEN und damit auch das LEID vieler, auch nicht unmittelbar beteiligter Menschen.

        Nichts davon – und auch noch falsche Rechthaberei.

        Der IWF verhindert Insolvenzen gegen AUFLAGEN.

        So war es auch im Fall Griechenlands.

        Ob das immer richtig ist, kann man ja bezweifeln, aber man kann es nicht unter den Tisch fallen lassen.

        >Wie ich schon öfter versucht habe darzulegen, halte ich die Zielsetzung von Politk nicht zugunsten kleiner Leute, gerade weil man vor Wahlen diesen kleinen Leute durchsichtige Versprechen macht.>

        „zu Gunsten kleiner Leute“ bzw. “zu Ungunsten kleiner Leute“ – damit kann ich nichts anfangen.

        Ich weiß nicht einmal, wer die „kleinen Leute“ sind.

        Sagen Sie mir, welche Entscheidung im weiter oben dargelegten Fall der Integration oder nicht Integration von Staaten des Balkans in die EU Ihrer Meinung nach zu Gunsten und welche zu Ungunsten der kleinen Leute ist?

        Ich habe keine Ahnung.

        Politiker stehen immer vor der Alternative, bestimmte Ansprüche zu erfüllen und andere nicht. Sie entscheiden sich – wenn sie verantwortliche Politik betreiben – für die im weitesten Sinn kostengünstigste, d. h. eine, die gesellschaftlich nicht destabilisierend wirkt.

        Ob eine Entscheidung TATSÄCHLICH nicht destabilisierend wirkt und wer am Ende des Tages mehr oder weniger Nachteile erleidet, hängt von vielem ab.

        Meistens von so vielen Dingen, nicht zuletzt auch von den Wahlentscheidungen der „kleinen und nicht kleinen Leute“, dass die Sachverhalte nicht eindeutig dieser oder jener Entscheidung zuzurechnen sind.

      • ruby
        ruby sagte:

        Herr Tischer
        Die Klein- und Großbalkan- sowie Clubmedfrage ist einfach zu beantworten, und zwar mit Herr Reggiani und mit Alexander,
        diese gehören nicht zu unseren angelsächsisch-fränkisch-wikingeringisch geprägten Menschenwesen. Das ist nicht durch Menschenwerk zu korrigieren.
        Das ist mein aktuelles Empfinden gelernt aus 50 Jahren eigener plus 50 Jahren Erzählung der Vorfahren.
        Dabei bin ich gerne ein Schüler der Mathematik und Logik😉

      • ruby
        ruby sagte:

        @ Tischer
        Warum das so ist nach meiner Auffassung erkläre ich Ihnen auch noch.
        Das Römische Imperium gründete auf der Regel “Teile und hersche”, das US Amerikanische, was Sie innerlich bewundern, basiert ausschliesslich auf dem Herrschaftsmodus sowohl militärisch als geldlich.
        Wir haben uns entschieden!

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Eierei, weil Sie sich konstant weigern Konsequenzen aus den politischen Entscheidungen zu ziehen, das würde ihre freiheitlich demokratisch soziale Systemillusion zerstören.

        Im Zeitalter der Massendemokratie bekommen Machthaber Systemstabilität durch staatliche Leistungen. Hitler hat das erkannt und entsprechend gehandelt: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-39613406.html

        Nach der totalen Niederlage wollte man die Sozialstaatlichkeit erhalten, weil sie sich bewährt hat – seitdem gibt es Wahlgeschenke an die Masse der Wähler – die kleinen Leute. Die ganze Sozialdemokratie bezieht sich auf diesen Kreis und zwar seit Gründung vor 200 Jahren.

        Das Wohlstandsversprechen der gesamten EU und ihre Geschichte richtet sich an die Verbesserung der Lebensverhältnisse. Radikale Parteien werden nur deshalb gewählt, weil dieses Wohlstandsversprechen gebrochen wurde,

        —-

        Billig ist, dass eine schuldgeldgetriebene Planwirtschaft nicht durch Sparen an staatlichen Ausgaben saniert werden kann. Was M.Stöcker auf hohem Niveau predigt, labern von der Linken bis zu den Reichsbürgern alle nach.
        Entgrenzte Inkompetenz von Schäuble, Merkel, EU, IWF, EZB es dennoch mit Deflation zu versuchen und das Tafelsilber der Griechen zum schlechtestem Zeitpunkt zu privatisieren. Auch H.W.Sinn hat sich damals nicht mit Weitsicht bekleckert.

        Der IWF verhindert die Insolvenz aus politischen Motiven. Die Insolvenz bewirkt Befreiung von alten Fehlentscheidungen, aber dafür hat man die betreffenden Länder nicht in Schulden gelockt. Der IWF ist deshalb umstritten, weil er (Rohstoff)Lieferanten dauerhaft in Abhängigkeit führt und Krieg risikiert, wer ausbricht. (vgl. economic hitman YT)

        Sie können das als Verschwörungstheorie abtun, wie meinen Eindruck, dass die frühe Anerkennung von Slowenien und Kroatien durch die Regierung Kohl den Balkankrieg erst ausgelöst hat. Das zerfallende Jugoslawien war wie der ganze Ostblock eine Spielwiese für westliche Kreditvergabe und hat unserem Geldsystem einige Zeit verschafft. (vgl. Hypo Alpe Adria)

        Die Osterweiterung der EU hatte viele Motive, sie bewirkte auch eine Verbesserung der Lebensverhältnisse in den neuen Mitgliedsstaaten – aber um den Preis von Arbeitsplatzverlusten in z.B. der BRD, subventioniert durch Brüssel (vgl. Nokia Düsseldorf)

        Ganz nebenbei erweiterte die Nato ihre Stützpunkte bis an die russische Grenze. Man sprach von Schutz gegen den Aggressor und vergaß wie aggresiv US Truppen in diesen Ländern wirken.

        Ukraine – Fuck the EU – ist Tatsache. Ich selbst haben den damaligen Führer der konservativen Fraktion des EU Parlamentes bei einer Veranstaltung im bayrischen Landtag gehört (EU Wahlkampf). Er meinte sehr selbstktitisch welch großer Fehler es war jedes Gespräch mit Putin über 10 Jahre zu vermeiden und dass die Ukraine vor dem auseinanderrechen stünde…

        Während man sich per Wohlstandsversprechen die demokratische Zustimmung sichert, macht man Politik. Die Energiewende sollte pro Kopf nur soviel Kosten wie eine Kugel Eis (Trittin) und im Juni 2019 stand die BRD gleich an drei Tagen vor dem blackout. Der Preis der Megawattstunden stieg von ca. 10€ auf ca. 38.000€ (Deutschlandfunk).

        Nur, weil unsere Medien die Zusammenhänge nicht abgesegnet haben, heißt das nicht, dass kein Zusammenhang zwischen dieser Politik und allen politischen Großkatastrophen besteht. Das bezieht sich auf die Finanzkrise, alle Kriege, alle sozialen Verwerfungen (Arbeitslosigkeit, Demographie). Wer permanent entscheidet kann sich vor der Verantwortung nicht wirklich drücken.

        Zur UdSSR unterscheiden wir uns nicht einmal durch die Wahlschauspiele, nur durch die Fallhöhe.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        Auch wenn Sie es nicht glauben werden, ich unterschreibe manches, was Sie sagen, etwas dies:

        >Das Wohlstandsversprechen der gesamten EU und ihre Geschichte richtet sich an die Verbesserung der Lebensverhältnisse. Radikale Parteien werden nur deshalb gewählt, weil dieses Wohlstandsversprechen gebrochen wurde,>

        Ich würde zwar sagen „ … Wohstandsversprechen nicht ERFÜLLT wurde“ – aber sei es drum, dass Sie aus einem feststellbaren SACHVERHALT eine nicht beweisbare ABSICHT machen müssen.

        Das markiert den Unterschied unserer Sichtweisen:

        Ich MESSE die Empirie, Sie UNTERSTELLEN ein Motiv.

        Ich hatte Sie gebeten, mir anhand der zuvor dargelegten EU-Beitrittsfrage, die Balkanstaaten betreffen, eine Antwort zu geben.

        Wenn Sie das System so gut durchschauen, sollten Sie es können.

        Versuchen Sie es einfach mal als Top-Entscheider, der auf nichts als das Wohl der „kleinen Leute“ Rücksicht nehmen muss.

        >Zur UdSSR unterscheiden wir uns nicht einmal durch die Wahlschauspiele, nur durch die Fallhöhe.>

        Das kann man nicht nur, sondern MUSS man so sagen, wenn man am Baum NUR faule Äpfel hängen sieht.

        Ich sage dazu:

        Ich sehe am Baum zwar keine besonders schmackhaften Äpfel hängen, aber auch nicht nur faule.

        Dies beruht auf Erfahrungen, einem guten Blick und auf verlässlichem Urteilsvermögen.

        Dies zusammen hat mich ganz gut durchs Leben gebracht; ich sehe daher nicht, warum ich davon abrücken sollte.

        Schütteln Sie weiter den Baum und achten Sie auf die Fallhöhe.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Die Haarspalterei über die Formulierung ob eine “Nicht Erfüllung” einem “gebrochenen Versprechen” gleich kommt drückt keinen sprachlichen Dissens aus.

        Weil sie so gut durchs Leben gekommen sind, beanspruchen sie für sich:
        – Erfahrung
        – einen guten Blick
        – verlässliches Urteilsvermögen

        Sie reihen sich damit in jene Generationen ein, die von der BRD wohl versorgt begründeten Anspruch auf Deutungshoheit haben.
        Auf die Idee, dass neben ihrer persönlichen privaten Fähigkeit Chancen zu nutzen, ihre Generationen einen historisch glücklichen Lauf hatten, kommen sie natürlich nicht. Diese Wohlstandsillusion hat die Politik solange verlängert wie es irgend ging, aber langsam ist Schluss.

        Meine Lernkurve war früher und härter. Ich habe die Abfolge der Rechtsbrüche bestaunt und mich gewundert, warum die so plausiblen Grundsätze nicht ein zu halten sind oder warum die BRD am Hindukusch verteidigt werden muss.

        Sie Herr Tischer haben mir schon erklärt, warum der Amtseid von Frau Merkel auch das Wohl Afrikas einschließt. So kenne ich das von den Granden der komunalen Parteien, deren Wohlstand vor allem aus Unwilligkeit zu Kritik besteht.

        So wie die Dinge stehen, werden wir beiden das Ende dieses Märchens erleben. Wenn wir beide dann den Schaden haben, können sie spotten – früher lieber nicht.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        >Auf die Idee, dass neben ihrer persönlichen privaten Fähigkeit Chancen zu nutzen, ihre Generationen einen historisch glücklichen Lauf hatten, kommen sie natürlich nicht>

        Ich muss nicht darauf kommen, weil ich das weiß – Sie müssen mir das nicht unter die Nase reiben.

        WEIL ich das weiß, werde ich NIE den Unsinn schreiben, den Sie hier verzapfen:

        >Diese Wohlstandsillusion hat die Politik solange verlängert wie es irgend ging, aber langsam ist Schluss.>

        Die Politik hat keine Illusion verlängert, sondern es GAB WOHLSTAND und es GIBT ihn noch HEUTE (im Durchschnitt und Ländervergleich auch für die „kleinen Leute“).

        Ihnen fehlen die Maßstäbe.

        Dass der Wohlstand tendenziell abnehmen wird und die Politik nicht mehr alle Ansprüche befriedigen kann, damit die Volksparteien nicht mehr die Parteien des Volkes sind etc., etc. , ist unbestreitbar richtig.

        Ja, langsam oder vielleicht sogar schneller ist Schluss – ERST mit dem Wohlstand und DANN erst mit der Illusion, dass er ewig währen könne.

        Sie können es einfach nicht auf die Reihe bringen, weil Sie keine Realitäten anerkennen wollen, wenn diese auch nur den Anschein des NICHT Korrupten und abgrundtief Verdorbenen aufweisen.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Seit der DM Aufwertungsrezession von 1993 verlängert die GeldPOLITIK durch Zinssenkung die WohlstandsILLUSION der BRD, indem man Nachfrage induzerte, die ohne billiges Geld nicht existent wäre.

        Die Autoindustrie ist der Industriezweig, der empirisch am meisten davon profitierte um nachgelagerte Zweige mit Umsatz zu versorgen.

        Die EU Osterweiterung begann mit der dt. Einheit und der Markt der neuen Bundesländer wollte neben Unterhaltungselektronik zuerst dt. Autos. Dasselbe gilt für Polen, Techechien, Slowakei, den Balkan, Bulgarien, Rumänien bis an die griechische Grenze. Gebrauchtwagen stabilisierten den Markt Zentraleuropas ebenso, wie das anschließende Neugeschäft. Die Finanzierung bot sich an. Personenfreizügigkeit zum Auffüllen dt. Facharbeitskräftemangels in allen Bereichen war keine milde Tat, sondern Egoismus. Die Heimattransfers schufen Kaufkraft und Verschuldungsfähigkeit.
        Wegen osteuropäischer Gastarbeiter im Pflegesektor brauchten die Löhne nicht attraktiv zu steigen, die Pflegerinnen verstanden sich wirklich als Gäste.

        In Verbindung mit den Krediten musste das Rechtssystem dem Europas angepasst werden, die Nato folgte als Schutzmacht.

        Besonders die Autoindustrie nutzte die Möglichkeiten der Produktionsverlagerung sofort, z..b in Györ 1993. Man profitierte vom Wechselkursgewinn nach Ungarn oder Polen sowie von der Zinspolitik Europas. Nicht vorhandenes Zuliefererwesen erpresste man über seine dt. Lieferanten, d.h. auch diese musstern verlagern.

        Für weniger qualifizierte Bewohner der BRD waren die 1990er und frühen 2000er eine schwere Zeit mit Stundenlöhnen von weniger als 50% wie in den Stammwerken. Aus dem gleichen Grund befürwortete Zetsche die MigrationsPolitik von 2015, waren doch die GUS Migranten 20 Jahre zuvor nützliche billige Arbeitskräfte.

        Die Nachfrage nach dt. Autos (Montage Ex EU) war bei vergleichbaren Preisen zu z.B. Fiat (Fertigung Turin) eindeutig. Deutscher Namen kanibalisierten Frankreich und Italien und verschlimmerten deren Handelbilanzdefizite u.o. Deindustrialisierung.

        Erst der Abgasskandal beendete diese Hausse zum Schaden der ganzen Republik, bleiben doch extrem gestiegene Vermögenspreise zurück….illusionsfinanziert durch target2 Forderungen wegen der politischen Weigerung zeitnahe clearings durchzuführen.

        Mindestens seit 9/11 verlängert die Politik unsere Wohlstandsillusion.

        Wieviel Zeit ihrer glanzvollen Karriere in der Autoindustrie fällt in diesen Zeitraum? Woher nehmen sie die Frechheit andere Positionen als Unsinn zu diffamieren, wenn sie gar nicht begreifen woher ihr Wohlstand kommt?

        Es geht gar nicht um Bewertung sondern um Verurteilung. Auch so habe ich die Granden provizieller Parteien kennen gelernt. Diese Hybris könnt ihr alten Leute behalten.

  9. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Na, da werden sich sogar die Remainer-Briten vielleicht nochmal überlegen, ob der Brexit wirklich eine angeblich so schreckliche Vorstellung ist…

    Antworten
  10. Stefan Bohle
    Stefan Bohle sagte:

    “Kommt, wir bauen das neue Europa”
    – Wahlspruch der Grünen zur Europawahl

    Jetzt geht’s los!

    Antworten
  11. Susanne Finke-Röpke
    Susanne Finke-Röpke sagte:

    bto: “Richtig ist, dass Frankreich der ganz große Gewinner der Aktion ist, egal ob wir eine Pappkameradin Namens vdL in Brüssel haben oder nicht.”

    Korrekt. Richtig ist aber auch, dass ein Italiener wie Draghi, ein Spanier, Belgier, Portugiese oder Grieche auch nicht besser gewesen wären. Richtig ist vor allem, dass Weidmann etwas besser gewesen wäre, aber auch keine Mehrheiten für eine striktere Geldpolitik hätte beschaffen können.

    Daher bin ich anderer Meinung als Sie: Gott sei Dank ist es eine Französin geworden. Frankreich ist beim margin call der bestmögliche Sündenbock in der EU, denn es hat nicht die historische Schuld wie Deutschland, ist nicht so klein wie Luxemburg und hat mit seiner Identität und seinen Atomwaffen genügend außenpolitischen Respekt, beim Zerfall des Euro nicht ernsthaft angefeindet werden zu können.

    Die eigentliche Entscheidung über die Zukunft der EU bzw. Eurozone wird eh in Italien fallen, wenn es heißt: überall Mini-Bots ja oder nein, denn das wäre der Beginn vom Ende des Euro.

    Antworten
    • ruby
      ruby sagte:

      Susanne, wen stören denn noch Mini Bots in Italien?
      Anders wird ein Schuh daraus:
      Bürgerschecks für alle Bundesbürger, täglich 50 €, das funzt.

      Antworten
    • Markus
      Markus sagte:

      @SFR:
      Der Gedanke, dass es auch vorteilhaft sein könnte, nicht der Sündenbock zu sein – trotz wirtschaftlicher Nachteile – kam mir auch schon. Es stellt sich nur die Frage, wie hoch der Preis dafür ist.

      Antworten

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