Politik braucht eine Budget­begrenzung

Es ist ja zurzeit höchst populär, der Politik bzw. den Staaten unbegrenzte Finanzierungsspielräume zuzuschreiben. Doch ist dem so? Bekanntlich denke ich das nicht und es gibt weitere Ökonomen, die das auch so sehen. So Professor Miles Kimball von der University of Colorado Boulder. Er äußert sich im Gespräch mit der FINANZ und WIRTSCHAFT:

  • “Es ist richtig, dass wir uns mehr Gedanken über die Wirkung von Defiziten machen sollten – und, noch grundsätzlicher, über die Wirkung der Schuldenquote. Aber im Grossen und Ganzen denke ich, dass die zutreffenden Aussagen von MMT schon in der Standardtheorie der Ökonomie reflektiert sind. Die Vertreter der Modern Monetary Theory erklärten wissenschaftlich korrekt, dass unklar ist, wie gefährlich höhere Schulden wären. Aber daraus schliessen sie, dass wir uns nicht sorgen sollten, bis der Schaden offensichtlich ist.” – bto: Sie zeigen aber auch auf, dass der Staat mit seinem Verschuldungsakt das Geld selbst schafft. Ich denke, dies ist ein durchaus wichtiger Aspekt der MMT, den wir immer im Hinterkopf haben müssen.
  • Aber auf Basis der geringen Evidenz und der Theorie komme ich zu einem anderen Ergebnis, als dass der Staat ohne negative Effekte im Überfluss ausgeben kann. Wir wissen zwar nicht genau, wo die Grenze für ein gesundes Niveau an Staatsausgaben liegt. Aber es gibt solch eine Grenze. Und ich bin sehr besorgt darüber, dass wir das sichere Niveau an Staatsausgaben nicht ausschliesslich für die wichtigsten Projekte ausschöpfen.” – bto: Das sind zwei Punkte und gerade beim letzten bin ich voll dabei. Ohne eine Budgetrestriktion kann das nicht gut gehen. Dann werden falsche Prioritäten gesetzt – siehe unsere Klimapolitik.
  • Das Problem ist, dass sich die Teuerung über einen langen Zeitraum aufbauen kann. Denken Sie zurück an die 1960er Jahre, als die Inflation langsam stieg. Es hat lange gedauert, bis die Teuerung in Schwung kam – aber dann kam sie. Sie ist wie ein Supertanker, der sich nur langsam dreht. Nur weil die Inflation jetzt langsam steigt, heisst das nicht, dass sie sich später nicht beschleunigen könnte, wenn wir die Staatsausgaben nicht begrenzen.” – bto: was daran liegt, dass das neue Geld wirklich in die Realwirtschaft fließt und dort entsprechende Nachfrage schafft. Dies muss zu höheren Preisen führen, so das Produktionspotenzial nicht unausgelastet ist. 
  • Den Politikern zu sagen: ‘Macht euch keine Sorgen über Schulden oder Defizite’ ist, als würde man ihnen eine geladene Waffe in die Hand geben. Geladene Waffen können klug eingesetzt werden, oft ist das aber nicht der Fall. Ich würde diese Gefahr lieber meiden.” – bto: Ich denke, sie hantieren gerade mit hoher Risikobereitschaft mit genau so einem geladenen Revolver.

Er äußert sich dann noch zur richtigen Politik mit Blick auf die Corona-Krise:

  • “Jeder Monat, den man sich in der Pandemie befindet, kostet ein Vermögen. Ich glaube, viele Länder bereuen jetzt, dass sie nicht Milliarden von Dollar für Schnelligkeit ausgegeben haben – zum Beispiel, indem sie dafür bezahlt haben, in der Warteschlange für die Impfstoffe ganz vorne zu stehen. Eine einfache Kosten-Nutzen-Analyse legt auch nahe, dass wir uns bei einer Pandemie weniger um Nebenwirkungen von Impfungen sorgen sollten. Wir haben zu wenig Geld für die öffentliche Gesundheit ausgegeben, während die Regierungen jetzt enorme Summen für die wirtschaftlichen Folgen aufwenden müssen. Man könnte sagen, dass wir fast in der schlechtesten aller Welten angekommen sind.” – bto: Dies gilt auch für die EU. Ich denke allerdings nicht, dass wir in Deutschland generell zu wenig für Gesundheit ausgeben.

fuw.ch: „‘Als reiche man Politikern eine geladene Waffe’“, 12. Juli 2021

Kommentare (44) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Susanne Finke-Röpke
    Susanne Finke-Röpke sagte:

    Ich bin es leid, die Schuld immer auf die Politik zu schieben. Schröder hat die dringend benötigten Hartzreformen durchgeführt und wurde dafür sofort abgestraft Merkel wollte weniger Multikulti, Steuerreformen und die Atomkraft und hätte deshalb 2005 beinahe die Wahl verloren. Erst durch ihre Linksdrift ging aufwärts mit ihr.

    Laschet hat auch wegen seiner konservativen Seite gegen Scholz verloren

    Fakt ist, die Mehrheit der Deutschen hat 1923 und 1948 vergessen. Und muss diese Erfahrung selbst machen. Dann soll es so sein.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Susanne Finke-Röpke

      Ganz richtig – die Politik sind WIR, die deutsche Bevölkerung in ihrer Mehrheit.

      Warum will das keiner begreifen?

      Er müsste sich dann EINGESTEHEN, dass seine schlauen Sprüche NUTZLOS sind, irgendetwas substanziell zu ändern.

      Es gibt auch Bilder dafür.

      Meines:

      Die Lava strömt wie sie strömt und Beschwörungsformeln ändern NICHT ihren Lauf.

      Merkel war KLUG genug, dies zu erkennen und sich nicht wie Schröder als Lehrmeister der Nation zu opfern mit zugebenermaßen der SCHLIMMEN Folge, dass das Land ein ganzes Stück weiter runtergewirtschaftet wurde.

      Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @Susanne Finke-Röpke

      “Fakt ist, die Mehrheit der Deutschen hat 1923 und 1948 vergessen. Und muss diese Erfahrung selbst machen. Dann soll es so sein.”

      ..aber diese Währungsreform-Erfahrungen konnten die Deutschen erst machen…NACH den beiden VERLORENEN Kriegen.

      Aber wie man ja an der medialen Stimmung und der NATO-Kriegstreiberei gut erkennen kann, WOLLEN viele diese Erfahrung wirklich ebenfalls mal machen….!

      Wer die Aussagen von EU-Borrell und US-Biden hört/liest…dann darf die Ukraine nicht aufgeben und MUSS ihren Weg bis zum Ende gehen !

      Nebenbei:
      Im Schatten dieses Ukrainekonfliktes geht es ja auch in Israel wieder etwas “zur Sache” und in Pakistan “braut” sich gerade etwas zusammen.
      Saudi-Arabien scheint sich ja ,”dank” dem Kronprinzen ,zunehmend von den USA “abzunabeln” und im Iran scheint das Langfristziel (Atombombe) sehr bald erreicht zu sein. Da Drohnen ja sehr im “Trend” sind ,wurde diese Woche die neuste iranische Eigenentwicklung präsentiert (Kaman 22) .

      Derweil nutz der NATO-Partner Türkei die Chance ,selber eine Sonderoperation zu starten.
      Der riesige mediale Aufschrei und die Sanktionen der “Wertepartner” … scheint etwas verhalten zu sein. Oder haben die Wertepartnern “nur noch Nichts” von der Operation «Claw-Lock» (Krallenschloss) vernommen ..??

      https://globalbridge.ch/nato-mitglied-tuerkei-neuer-angriffskrieg-im-irak/

      Ob der Ukrainekonflikt eine grosse ZEITENWENDE ist , wird der historische Rückblick dann sicherlich aufzeigen. Zu befürchten ist es…

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Frau Finke-Röpke

      “Schröder hat die dringend benötigten Hartzreformen durchgeführt und wurde dafür sofort abgestraft Merkel wollte weniger Multikulti, Steuerreformen und die Atomkraft und hätte deshalb 2005 beinahe die Wahl verloren. Erst durch ihre Linksdrift ging aufwärts mit ihr. ”

      Das ist ja ein lustiges Narrativ.

      Wenn Sie glauben, dass *sowohl* Schröder *als auch* Merkel bei der Bundestagswahl 2005 für die Wähler viel zu weit “rechts” für den Geschmack der Wähler waren, wieso hat dann die linksradikale Oppositionspartei PDS bei dieser Wahl nur 8,7% der Stimmen geholt?

      https://de.wikipedia.org/wiki/Bundestagswahl_2005

      @Herr Tischer

      “Ganz richtig – die Politik sind WIR, die deutsche Bevölkerung in ihrer Mehrheit. Warum will das keiner begreifen?”

      Weil es eine total primitive Definition (eigentlich ist es nicht mal das, sondern nur eine Umschreibung oder besser Personifizierung) von “Politik” ist, die Sie immer genau dann herausholen, wenn Sie den Lauf der Dinge, so wie er eben war, im Nachhinein legitimieren wollen?

      WIR, also Sie und ich und Frau Finke-Röpke, aber nicht weico, weil er Schweizer ist, wählen nach bestimmten Regeln *Repräsentanten* für Parlamente in Deutschland, die dann wiederum auf Bundes- und Landesebene die jeweiligen Regierungschefs wählen, und die bestimmen dann ihre Minister. Außerdem entscheiden die Parlamente über das Budget. So funktioniert unser politisches System, das sowohl auf institutioneller wie auch auf der Personenebene von uns als Personen separat exisitiert.

      Die Idee, dass Repräsentanten und Repräsentierte oder allgemeiner “Auftraggeber” und “Beauftragte” nicht immer die gleichen Interessen haben und es aufgrund dessen zu grundlegenden Konflikten zwischen ihnen kommen kann, wenn die Handlungsanreize falsch gesetzt sind, ist Ihnen schon einmal begegnet, oder?

      “Merkel war KLUG genug, dies zu erkennen und sich nicht wie Schröder als Lehrmeister der Nation zu opfern”

      Wenn Schröder bei der Bundestagswahl 2005 auf Kosten der Union etwa 1 Prozentpunkt besser abgeschnitten hätte, dann würden Sie heute schreiben, dass Schröder den Weg der Lava durch kluge politische Führung (in Deuschland gerne durch die Platitüde “er hat die Menschen mitgenommen” umschrieben, weil wir ja mal einen bösen “Führer” hatten und “führen” immer noch so einen negativen Klang hat…) geändert hat. Ex post ist das Dozieren darüber immer ganz leicht.

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        @Richard Ott

        “Die Idee, dass Repräsentanten und Repräsentierte oder allgemeiner “Auftraggeber” und “Beauftragte” nicht immer die gleichen Interessen haben und es aufgrund dessen zu grundlegenden Konflikten zwischen ihnen kommen kann, wenn die Handlungsanreize falsch gesetzt sind, ist Ihnen schon einmal begegnet, oder?”

        Die Parteien und Repräsentanten sollten vielleicht ein “Ablaufdatum” bei ihren Aussagen/Versprechen angeben.

        Ansonsten wird es schlicht peinlich und unglaubwürdig:

        https://www.facebook.com/B90DieGruenen/photos/a.103764373218/10161105035593219/?type=3&_rdr

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @weico

        Tja, die meisten Rentner möchten halt gerne eine geruhsame Rentnerzeit verbringen, wobei alles einfach so bleiben soll, wie es bisher war, von den regelmäßigen Rentenerhöhungen mal abgesehen. Möglichst keine eskalierenden Konflikte und bitte auch nichts Neues oder gar Irritierendes. Deshalb wählen die in Frankreich Macron, haben in Deutschland jahrzehntelang Merkel und bei der letzten Wahl den überzeugendsten Merkel-Klon Scholz gewählt und gucken am liebsten ZDF.

        Das ist keine Polemik, sondern wirklich so, auch wenn Rentner das nicht gerne zugeben und dann schnell mal beleidigt sind. ;)

  2. weico
    weico sagte:

    Begrenzung ist Out. Jeder Tag bringt neue Rekorde !

    “Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte verzeichnen den stärksten Anstieg seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Sie geben einen frühen Hinweis auf die künftige Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebsmittelpreise und der Verbraucherpreise. Und das sieht nicht gut aus.”

    https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/industriepreise-steigen-um-31-prozent-inflation-macht-bauern-arm-592738

    Antworten
    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @weico

      Das beste Mittel gegen hohe Preise sind hohe Preise.

      Beruhigt sich alles wieder. (Und Meyer-Birger steigt.)

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        @Stoertebekker

        (Und Meyer-Birger steigt.)

        Meyer-Burger ist ja auch, um im heutigen Jargon zu sprechen…VOLL im ZEITENWENDE-Trend.

        Man bietet “FREIHEITSENERGIE” und kann damit schneller unabhängig vom RUSSENGAS werden.

        “Was können erneuerbare Energien und die Solarbranche beitragen, um die Gasimporte aus Russland schnell zu ersetzen? Die Invasion Russlands in der Ukraine ist nicht nur für die große Politik eine Zeitenwende, sondern auch für die Solarbranche. Sie bekommt Unterstützung von ungeahnter Seite und wird, zusammen mit den anderen Erneuerbaren, jetzt auch „Freiheitsenergie“ genannt. Nun ist nicht mehr die Frage, ob Photovoltaik und Windkraft schnell wachsen sollen, sondern nur noch, wie schnell sie zugebaut werden können, was kurzfristig hilft, um von Importen aus Russland unabhängig zu werden, und wie verhindert werden kann, die Abhängigkeit bei Energieimporten mit Abhängigkeiten bei Solarmodul-Importen zu ersetzen.”

        https://www.pv-magazine.de/2022/04/08/pv-magazine-podcast-zeitenwende-und-freiheitsenergie-wie-die-solarbranche-gasimporte-reduzieren-kann/

        Nebenbei:
        Ein nachträglichen Dank an Hr. Habeck, bezüglich des grosszügigen “Osterpaketes” für mehr Solarenergie und den Satz:
        “Jede eingesparte Kilowattstunde hilft …und schadet Putin”

        und am Rande sei noch die Bemerkung erlaubt :
        Bitte MEHR SOLARGELDER und ZWAR NOCH SCHNELLER …denn es geht schliesslich um den Frieden, die Jugend, das Klima, unsere Freiheit, unsere Werte und um ein vereintes Europa und …..am wichtigsten…um mein Depot.

      • weico
        weico sagte:

        @Richard Ott

        “Freiheitsenergie ist ja schön und gut, aber mit den Friedens- und Freiheitswaffensystemen für “bedrohungsgerechte Sicherheitstechnologie” von Rheinmetall hätten Sie noch deutlich mehr Gewinn gemacht…”

        Das die Deutschen so schnell ihre Friedenstauben schlachten und in den “Kriegsmodus” wechseln, war mir nicht bewusst.
        Mag es aber jedem von Herzen gönnen, der diesen schnellen “Wertewechsel” ausnutzen konnte.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @weico

        Besonders lustig ist es, wenn Sie deutsche Grünen-Sympathisanten nach der Rechtfertigung für ihren plötzlichen Sinneswandel und insbesondere die tatkräftige staatliche Unterstützung für “moderate ukrainische Nazis” im Asov-Batallion fragen. Die drehen dann höher als die Motoren ihrer Hybrid-SUVs. ;)

        “Das die Deutschen so schnell ihre Friedenstauben schlachten und in den ‘Kriegsmodus’ wechseln, war mir nicht bewusst.”

        Oh, dann ist hier wohl ein Wort der Warnung in die Schweiz angebracht: Wenn der von der Obrigkeit ausgegebene Monatsbefehl entsprechend lautet, dann gehorchen ihm viele Deutsche, selbst dann, wenn es das komplette Gegenteil des Befehls der Vormonate ist. Das ist schon seit der Zeit der deutschen Kleinstaaterei vor 1871 so. Gefährlich lebten immer diejenigen, die dabei nicht mitmachten, was ganz offensichtlich ein Selektionsnachteil ist.

  3. Susanne Finke-Röpke
    Susanne Finke-Röpke sagte:

    @Herrn Richard Ott:

    Kommt drauf an. Buddhismus, Hinduismus, Christen- und Judentum waren ohne Polygamie auch erfolgreich, wobei das Thema Sklaverei ein eigenes Kapitel füllen würde.

    Ich denke, der Islam war wie in anderen Weltregionen zu späteren Zeiten der Sozialismus nur die Ausrede, also der ideologische Überbau zu dem, was man sowieso tun wollte. Ich lehne mich hier an den Historiker Harari an, der zwischen Religionen und Ideologien keine grossen Unterschiede ausmacht.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Frau Finke-Röpke

      “Kommt drauf an. Buddhismus, Hinduismus, Christen- und Judentum waren ohne Polygamie auch erfolgreich, wobei das Thema Sklaverei ein eigenes Kapitel füllen würde.”

      Die anderen Religionen fingen aber auch nicht mit einem Religionsstifter an, der sich sein Reich erst erst mühsam erobern musste, sondern hatten ganz andere Startvoraussetzungen und anfangs ganz andere Probleme.

      Und gerade im Judentum war übrigens die Polygamie lange Zeit überhaupt nicht eingeschränkt, haben Sie das Alte Testament nicht gelesen? Jakob hatte zwei “offizielle” Frauen und hat dazu auch noch die “Mägde” seiner Frauen gleich mehrfach geschwängert, sonst wäre man gar nicht auf die nötige Anzahl Söhne gekommen, die man für die späteren “12 Stämme Israels” gebraucht hätte:

      “Jakob hatte zwölf Söhne. Die Söhne Leas waren: Ruben, der Erstgeborene Jakobs, und Simeon, Levi, Juda, Issachar und Sebulon. Die Söhne Rahels waren: Josef und Benjamin. Die Söhne Bilhas, der Magd Rahels, waren: Dan und Naftali. Die Söhne Silpas, der Magd Leas, waren: Gad und Ascher. Das waren die Söhne Jakobs, die ihm in Paddan-Aram geboren wurden.”
      https://www.bibleserver.com/EU/1.Mose35%2C22-27

      Wenn Sie jedenfalls Krieger motivieren wollen (und das werden auch in den nächsten Jahrhunderten hauptsächlich Männer sein, und kaum Frauen oder “Diverse”…), ist ein Glaubenssystem, das denen Polygamie und Sklaverei erlaubt, sehr nützlich.

      “Ich denke, der Islam war wie in anderen Weltregionen zu späteren Zeiten der Sozialismus nur die Ausrede, also der ideologische Überbau zu dem, was man sowieso tun wollte.”

      Fromme Muslime würden Ihnen jetzt antworten, dass es überhaupt nicht darum geht, was “man sowieso tun will”, sondern was das von Gott geoffenbarte Gesetz ist, aber vertiefen wir das besser nicht, das gibt nur Ärger.

      Worauf ich eigentlich hinauswollte, war: Wenn die “progressive” Gelddruck-Fraktion unbedingt Geld drucken und an ihresgleichen verteilen will, dann braucht sie eine ideologische Rechtfertigung dafür, zumal viele Leute schon aus geschichtlicher Erfahrung sehr skeptisch gegenüber solchen Ideen sind. Und diesen Zweck soll MMT erfüllen. Wichtig ist, dass die Leute daran glauben, auch wenn es kompletter Schwachsinn ist. Im Zweifelsfall kann man ja einfach jedem die Inquisition oder deren heutiges Äquivalent in der “Cancel-Culture” auf den Hals hetzen, der die heilige Theorie anzweifelt.

      “Ich lehne mich hier an den Historiker Harari an, der zwischen Religionen und Ideologien keine grossen Unterschiede ausmacht.”

      Na klar, das sehen Sie schon daran, dass die meisten säkularen Ideologien sich genauso gegenseitig bekämpfen wie sie das auch mit Religionen tun (falls sich letztere nicht unterwandern und von innen heraus deformieren lassen – die evangelische Kirche wird aus genau diesem Grund schon seit Jahrhunderten fast nirgendwo mehr bekämpft…). Wieso sollten sie diesen Konflikt suchen, wenn sie sich nicht als Konkurrenten sähen?

      Antworten
  4. Daniel Rödding
    Daniel Rödding sagte:

    Mit dem Russland-Ukraine-Krieg und der sich daraus ergebenden neuen Wirtschaftsordnung werden wir eh die Ausgabenpolitik speziell unseres deutschen Staates überdenken müssen. Das Geschäftsmodell Deutschlands basierte über Jahre auf maximaler Globalisierung. Ein nicht unerheblicher Teil der Wertschöpfung basiert auf “Basarwirtschaft”, wie es Hans-Werner-Sinn vor langen Jahren einmal formulierte. Das wird in dieser Form so nicht länger funktionieren. Die Gewinne der Großindustrie, die auch großer Steuerzahler ist, werden zwangsläufig schrumpfen. Damit wird der Staat von diesen Unternehmen auch deutlich weniger Steuereinnahmen erzielen, Arbeitsplätze werden verschwinden. Für den deutschen Staat gibt es eigentlich nur zwei Wege: weiter machen wie bisher, dann Schuldenschnitt und Währungsreform in wenigen Jahren. Oder alle staatlichen Ausgaben auf den Prüfstand stellen, ideologische Nosens-Ausgaben schnellstmöglich abstellen. So oder so erscheint es unwahrscheinlich, dass das irgendwie noch zu einem glimpflichen Ende kommen könnte.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Daniel Rödding

      “Mit dem Russland-Ukraine-Krieg und der sich daraus ergebenden neuen Wirtschaftsordnung werden wir eh die Ausgabenpolitik speziell unseres deutschen Staates überdenken müssen”

      Oder alternativ unseren Platz in der neuen Wirtschaftsordnung – als Vasall der USA in Europa wird man sich deutlich weniger leisten können als wenn Deutschland mit seinen Partnern hier eine eigenständige und auf unseren eigenen Interessen basierende Energie- und Wirtschaftspolitik betreiben würde.

      “Ein nicht unerheblicher Teil der Wertschöpfung basiert auf “Basarwirtschaft”, wie es Hans-Werner-Sinn vor langen Jahren einmal formulierte. Das wird in dieser Form so nicht länger funktionieren. Die Gewinne der Großindustrie, die auch großer Steuerzahler ist, werden zwangsläufig schrumpfen. ”

      Die Gewinne der Großindustrie hier in Deutschland haben vor allen Dingen als wesentliche Voraussetzung den Zugang zu günstiger und zuverlässiger Energie und energiereichen Rohstoffen. Mit einem “Basar” hat diese Art der Wertschöpfung eher wenig zu tun.

      “So oder so erscheint es unwahrscheinlich, dass das irgendwie noch zu einem glimpflichen Ende kommen könnte.”

      Doch, das ginge theoretisch schon. Das Szenario wäre ein stetiger wirtschaftlicher Abstieg und einer Rechtfertigung des damit einhergehenden immer schlechteren Lebensstandards als “Frieren für den Frieden”, “nicht-mehr-so-oft-in-den-Urlaub-fahren für den Frieden”, und so weiter. Die Frage ist nur, ob das genug so widerstandslos mitmachen, dass das politische System dabei stabil bleibt. Einerseits kann ich mir so ein offensichtlich selbstschädigendes Verhalten nicht vorstellen, andererseits habe ich seit dem Frühjahr 2020 gesehen, was die meisten Leute in Deutschland alles mitmachen, wenn die Angstpropaganda intensiv genug ist.

      Antworten
    • Jacques
      Jacques sagte:

      Sie machen einen Denkfehler: Outsourcing und Offshoring hat natürlich die Unternehmen reicher gemacht, aber nicht den durchschnittlichen Arbeitnehmer. Die Reallöhne seit den 90ern sprechen für sich. Die Produktion und damit die Wertschöpfung sind ins billigere Ausland und eben China gewandert.

      Sollten wir uns zurück zum Inscourcing und Onshoring bewegen, wird wieder mehr Wertschöpfung in Deutschland stattfinden und damit Arbeitsplätze geschaffen. Die Unternehmensgewinne mögen etwas sinken, aber insgesamt für den Arbeitnehmer und die Volkswirtschaft ist das alles andere als negativ.

      Antworten
  5. Alexander
    Alexander sagte:

    “Politik braucht …Begrenzung”

    Fordert, wer keine Hoffnung auf
    – Gewaltenteilung,
    – Kontrolle : Wahlen/Wähler
    – Bescheidenheit : Volksvertreter
    – Demut : Parlamente
    – Zurückhaltung : Medien
    …..mehr setzt.

    Die vergangenen Jahre mitsamt ihren politischen Torheiten könnten einen schon auf solche Gedanken bringen.

    Wenn Geld gar nichts kostet, kann die Zukunft nur großartig werden, weil wir schon heute alles kaufen/konsumieren/anlegen können – ohne auf Morgen zu warten. Wo private Schulnder mangels Konjunktur ausfallen, ersetzt nun der Staat die ganze Breite der Kreditnachfrage (Keynes 4.0) und macht sich frei von Steuereinnahmen -nach- Erträgen…. ….konjunkturunabhängige Finanzierung!

    Solange staatliche Liquidität erhalten bleibt, droht dem öffentlichen Dienst kein Mangel an Feuerkraft zur Durchsetzung aller gesetzlichen Massnahmen zum Schutz aller vor allem; Stimmenkauf war gestern, heute sind alle abhängig und wer muckt geht hungrig nach Haus….

    Wahlen entfallen demnächst um Zuge des Klimaschutzes….

    Eine Frage noch…..wann überschreiten deutsche Truppen endlich den Dnepr für Rohstoffe aus dem Osten?
    Geld genug wäre da und die Mondlandung zu kompliziert für Emobility…

    Antworten
  6. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    Kann mir mal jemand historische Beispiele nennen, bei denen ein Gemeinwesen mit Absicht Verzicht geübt hat, um der nächsten Generation zu helfen?

    Großbritannien war mal bewaldet – das wurde, meine ich, für Holzkohle und Waldglas-Produktion geändert, Rhein und Elbe waren nach der Industrialisierung Trübsale, bis wir die schlimmsten Teile nach China ausgelagert haben und selbst der forstwirtschaftlich orientierte – und damit in Jahrzehnten/-hunderten denkende – Adel passt auf, das sein Leben im Hier und Jetzt ausreichend komfortabel bleibt. Zudem haben unangenehme Gläubiger der Mächtigen häufig neben ihrem Geld beim Versuch der Forderungseintreibung auch noch ihr Leben verloren.

    (Erhaltung der Produktivressourcen zählt für mich übrigens nicht, da diese bis zum – nicht vorhersehbaren – Tod der aktuell produzierenden Generation ohnehin erhalten werden sollten)

    Insofern – business as usual.

    Und wer eine Kristallkugel hat, in der er die Zukunft sieht – ich tausche meine gern. In meiner gibt’s trotz intensiven Probierens weiterhin nix zu sehen. Im Gegenteil – wir bekommen ja häufig nicht einmal NACH den Ereignissen einen Konsenz über deren Deutung hin.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Stoertebekker

      >Kann mir mal jemand historische Beispiele nennen, bei denen ein Gemeinwesen mit Absicht Verzicht geübt hat, um der nächsten Generation zu helfen?>

      Ich stimme Ihnen zu mit Blick auf FRIEDENSZEITEN bzw. Zeiten ohne SCHOCKS, also ohne Hungersnöte z. B.

      Wenn es um Krieg mit EXISTENZIELLEN Überlebensrisiken geht, ist die Antwort nicht so klar, vielleicht sogar NICHT einmal DEFINITIV zu beantworten.

      Zu klären, wäre jedenfalls:

      Kämpfen die Mitglieder des angegriffenen Gemeinwesens NUR, um SICH zu helfen oder AUCH bzw. NUR, um der nächsten Generation, also auch ihren Kindern, ein Dasein zu sichern?

      Ich weiß es nicht.

      Aber vielleicht hat ja jemand ein KRITERIUM, anhand dessen Ihre Frage auf die eine oder andere Weise zu beantworten ist.

      Antworten
    • Namor
      Namor sagte:

      Kindstötung zur Bevölketungskontrolle war weit verbreitet. Welches Opfer kann das überbieten?

      Meist erbt der Erstgeborene (weil Jakob schon Thema war, er hat Esau das Erstgeborene-Recht abgeluchst). Das bedeutet, man entlässt alle anderen Kinder relativ arm in eine Welt voller Mängel. Man opfert diese um einer Linie die beste Chance zu geben.

      Jeder Bauer opfert im Frühjahr Arbeitsleistung und Nahrung (Aussaat) um im Herbst (Zukunft) belohnt zu werden. In Ägypten oder China wurde organisiert Kanäle und Terrassen angelegt um die Nahrungsproduktion zu erhöhen. Es gibt Zusammenschlüsse von Bauern, die pflanzen in den Alpen Bäume, die frühestens die (dann erwachsenen) Enkel ernten können.

      Ihre Frage wird durch den Begriff verwendeten Begriff “Gemeinwesen” so ungenau wie es der Begriff ist. Die Gegenwart für die Zukunft zu opfern nimmt mit der Sesshaftwerdung so richtig Fahrt auf. Jetzt erst wird Lagerhaltung im größerem Umfang möglich. Jetzt kann man Arbeitsleistung heute erbringen und (relativ viel) später konsumieren.

      Unser Lohn ist (war) im Himmelreich, also ist unser ganzes irdische Leben ein Verzicht in Erwartung des Paradieses.

      Antworten
      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Namor

        Völlig richtig. Hab lange nach dem passenden Wort gesucht und bin bei Gemeinwesen gelandet. Schön unscharf.

        Meine Intention war nur, die Thesen des Artikels mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. „Politik braucht Budgetbegrenzung“. Hat noch nie funktioniert. Jedes System testet die Grenzen aus/überschreitet sie. Daher sind diese Diskussionen meines Erachtens akademisches Gehirnjogging.

        (Und was da zu Covid steht – geschenkt. Bei der Komplexität unserer global vernetzten Systeme KANN niemand „allwissend“ steuern. Trial & error. Nicht schön, aber nicht zu ändern. Deshalb mein Hinweis auf die Kristallkugel.

        Und wenn wir mal zurückschauen auf die Covid-Empfehlungen von @DS – wir hätten Milliarden in Impfstoffentwicklungen versenkt…)

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Stoertebekker, Herr Tischer

      “Kann mir mal jemand historische Beispiele nennen, bei denen ein Gemeinwesen mit Absicht Verzicht geübt hat, um der nächsten Generation zu helfen?”

      Das Problem ist nicht das Prinzip “Verzicht für die nächste Generation” sondern die Gruppengröße!

      Aus Ihrer Familie oder erweiterten Verwandtschaft fallen Ihnen bestimmt solche Beispiele ein, aber da ist viel enger definiert, wer vom freiwilligen Verzicht profiziert, und in den meisten Fällen sind Verzichtender und Profitierender auch noch eng miteinander verwandt.

      Je größer die Gruppe ist, desto schlechter funktioniert solche “Solidarität”, am wenigsten bei ganzen “Gemeinwesen” in großen Staaten. Die wesentliche funktionale Grenze sowohl bei Gruppengröße wie auch beim Verwandtschaftsgrad scheint nach meinem Eindruck ungefähr bei dem zu liegen, was unsere aus dem nahen Osten zugewanderten Freunde als ihren “Clan” bezeichnen.

      Würden Sie auf irgendetwas verzichten wollen, damit es auch Luisa Neubauer später mal besser hat (oder sie das in ihrem Wahn zumindest glaubt)? Selbst wenn die in der gleichen Stadt leben würde wie Sie, lautet Ihre Antwort sicher: Nein. Falls Sie ein Enkelkind ungefähr im gleichen Alter haben, wären Sie vermutlich viel eher bereit, “ja” zu sagen, aber nur bei Dingen, von denen Sie sich auch sicher sein könnten, dass nur Ihr Enkel später etwas davon hat.

      In der Vergangenheit hat es oft einen Unterschied gemacht, ob Krieg oder Frieden ist, aber ich würde sagen, dass die meisten heute Lebenden zur der Schlussfolgerung gekommen sind, dass das eigene Aufopfern für “die Nation” oder “den Führer” oder “die Demokratie” oder was auch immer der aktuelle Slogan ist, nicht lohnt, und dass es generell ein schwerer Fehler der vergangenen Generationen war, sich so verheizen zu lassen – zumindest ab dem Zeitalter der im Großmaßstab industriell geführten Kriege ab ungefähr 1900. Da war die Propaganda weiter entwickelt als die Selbstreflektion.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Die Diskussion ist spekulativ und kann daher nicht zu einer Klärung führen.

        Ich würde „Größe“ nicht ausschließen.

        Wichtiger scheint mir aber der „Verwandtschaftsgrad“ zu sein, obwohl der u. U. auch von der Größe abhängt.

        Ich verweise auf Folgendes, das zwar nicht auf die eigene nachfolgende Generation direkt bezogener Verzicht ist, wohl aber mit Verzicht verbunden ist, der auch Auswirkungen auf die eigene nachfolgende Generation hat:

        Polen hat sich seiner Zeit massiv geweigert Flüchtlinge aus Syrien und sonstigen Teilen des Mittleren Ostens aufzunehmen.

        Flüchtlinge aus der Ukraine nimmt das Land heute in einer schier unglaublichen Zahl auf.

        Dies hat ganz sicher auch etwas mit dem „Verwandtschaftsgrad“ zu tun, wenn man diesen Begriff weit genug versteht.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Flüchtlinge aus der Ukraine nimmt das Land heute in einer schier unglaublichen Zahl auf. Dies hat ganz sicher auch etwas mit dem „Verwandtschaftsgrad“ zu tun, wenn man diesen Begriff weit genug versteht.”

        Vergessen Sie nicht, dass zu verschiedenen Zeiten in der Geschichte viele Menschen in den diversen Territorien, die heute zu den politischen Gebilden gehören, die wir gerade “Polen” oder “Ukraine” nennen, tatsächlich für längere Zeit im gleichen Staat oder noch früher im gleichen Königreich lebten. Da sind die Beziehungen deutlich enger als das üblicherweise zwischen Einwohnern benachbarter Staaten der Fall ist.

        Bei Ihrem Beispiel spielt als Erklärung aber auch mit rein, dass sich die Polen damals bei der sogenannten “Flüchtlingskrise” 2015/2016

        1. nicht gerne von Migranten verarschen ließen, die einen Flüchtlingsstatus in viel größerer Zahl als heute bei den Ukraine-Flüchtlingen nur vortäuschten um ihre Einwanderung in die großzügigen Sozialsysteme der westeuropäischen EU-Staaten zu erzwingen

        und gleichzeitig

        2. die Nazi-Keule in Polen nicht zieht (die historischen Gründe dafür brauche ich Ihnen sicher nicht zu erklären), um ein bestimmtes Verhalten von den Polen zu erpressen.

        Und natürlich ist es immer schön, Gutes und gleichzeitig dem Hegemon Gefälliges zu tun und sich gleichzeitig dabei selbst zu nützen. Polen hat das gleiche demographische Problem wie wir, hat sich aber jetzt kulturell deutlich kompatiblere Zwanderer als wir in Deutschland herausgesucht.
        https://www.macrotrends.net/countries/POL/poland/fertility-rate

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @R Ott

        Hab ja nicht umsonst „Gemeinwesen“ geschrieben. Size matters. Aber eben zusätzlich auch die grundsätzliche Einstellung.

        Hab das hier schon n paar mal erwähnt – wenn mein Deckel zugeht, kann der Zählerstand auf 0 gehen. Sprich 80-100%ige Erbschaftssteuer. Da aber Leute auch in meinem Alter (>55) noch aufhäufen statt zu stabilisieren/abzutragen (obwohl sie könnten), werden wir das nicht hinbekommen.

        DAS ist doch schizophren. Meine Eltern leben noch, ich brauche kein Erbe. Und meine Kinder sind JETZT in der Ausbildung und bekommen die nötige Hilfe.

        PS Luisa Neubauer ist doch gar nicht das Problem. Mich freut jeder Unter-30iger, der sich engagiert. Das Problem sind die Alten dahinter, die sie ins Feuer schicken und verbrennen.

  7. Alliban
    Alliban sagte:

    Ich glaube, dass das hemmungslose Schuldenmachen auf Dauer einer Demokratie das Genick bricht (z.B. weil zukünftige Regierungen vor vollendete Tatsachen gestellt und dadurch kaum noch Handlungsspielraum haben), hoffe aber insgeheim, dass ich falsch liege.
    Ein wesentliches Problem ist, dass Politiker für ihr Tun nicht haften müssen. Spätestens wenn sie nicht mehr gewählt sind, sind sie de facto entlastet. Ein vorzeitiger Rücktritt, um dann eine fette Pension zu kassieren, zählt nicht.
    Mögliche Abhilfen:
    – Bei einer Wahl wird zusätzlich abgestimmt, ob die bisherige Führung entlastet wird. So was ähnliches gibt es im Vereinsrecht (findet beispielsweise vor der Wahl eines neuen Vorstandes statt).
    – Die bisherige Führung wird nicht entlastet, wenn sie den Schuldenstand erhöht hat (mögliche Ausnahme: Investitionen, von denen zukünftige Generationen profitieren; die Finanzierung ist “sauber” geplant).
    – Die Leistungsträger der Gesellschaft (diejenigen, die das Ganze signifikant über Steuern finanzieren) dürfen eine Art Senat wählen, der ein Budget für die Regierung festlegt. Im Rahmen dieses Budgets, darf die Regierung im Rahmen des üblichen demokratischen Prozesses machen, was sie für richtig hält.

    Antworten
    • Jacques
      Jacques sagte:

      Wer gewählt werden will, muss Leistung versprechen. Dank Schulden auch mit Geld, das man nicht hat.
      Bei jeder Wahl will man aber automatisch mehr Leistung aufsetzen, denn weniger macht sich politisch schlecht.

      Im Endeffekt liegt es aber am Wähler dieses Spielchen zu erkennen und nicht ständig neue Transfers zu fordern.
      Den Herren der sozialen Marktwirtschaft war bereits die Umverteilung in den 1960ern zu viel! Dabei war das noch lächerlich gering im Vergleich zu den heutigen Maßstäben.

      Ich hatte mal einen hervorragenden Beitrag aus einem Buch zu diesem Thema gelesen, welches mir leider nicht mehr einfällt. Der Autor ist in jedem Fall auf genau diese Problematik eingegangen. Sobald die Mehrheit der Wähler erkennt, dass sie immer mehr fordern können (worauf die Politik bereitwillig eingehen wird), wirds spannend.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Jacques

        “Sobald die Mehrheit der Wähler erkennt, dass sie immer mehr fordern können (worauf die Politik bereitwillig eingehen wird), wirds spannend.”

        Die Mehrheit der Wähler in Deutschland könnte das schon heute aus purem Eigeninteresse tun und tut das je nach Ihrer Lesart vielleicht auch schon: Eine Koalition aus Rentnern, Arbeitslosen, sonstigen Transferleistungsempfängern, Beamten, Staatsangestellten und bei sonstigen quasi-staatlichen Organisationen Beschäftigten (nicht vergessen: alleine der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat ein Budget von 9 Milliarden Euro pro Jahr…) hätte schon heute eine Mehrheit unter den Wahlberechtigten.

        Die könnten sich auf nicht viel einigen außer die Staatsausgaben und die Staatsschulden zu erhöhen und so viel Geld zu drucken wie eben gerade nötig ist um das System eine weitere Wahlperiode am Laufen zu halten – aber wen interessiert darüber hinaus noch etwas ernsthaft? Da könnten Sie auch von einem Heuschreckenschwarm verlagen, dass er sich Gedanken über die Vegetation im Folgejahr macht…

  8. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Eine schnell in die Tastatur getippte Anmerkung:
    Ich stimme Tischer unbedingt zu.
    „Wir sind lediglich GEORDNET auf der Bahn nach unten zu Wohlstandsverlusten.
    Wir wollen es so − unbeabsichtigt natürlich − und unsere umsichtige Politik sorgt dafür.“

    Noch kann sich die Politik auf eine leistungs- und anpassungsfähige Wirtschaft verlassen und stützen. Auch kann sie sich auf Millionen von fleißigen, flexiblen Arbeitnehmern verlassen, die, ohne aufzumucken, ihrer Arbeit nachgehen oder zu Arbeitsplatzwechseln bereit sind; auch zu schlechteren Bedingungen.
    Was ich meine möchte ich am Beispiel des Fahrzeugbaus und ihrer Zulieferindustrie illustrieren:
    Es wurden durch die Umstellung auf die E-Mobilität hunderttausende von Arbeitslosen prognostiziert; dazu Firmenpleiten etc. Auch auf diesem Board. Nichts ist bisher eingetreten. Die Firmen in der gesamten Fahrzeugbranche erweisen sich als sehr innovativ und flexibel. Sie machen die Wende zur E-Mobilität mit oder entwickeln neue, andere Produkte und Dienstleistungen.
    Solange es auf den Arbeitsmärkten nicht zu katastrophalen Situationen kommt mit Millionen von Arbeitslosen – darunter auch Fachkräfte und andere sehr gut qualifizierte Arbeitnehmer -, solange findet die aktuelle Politik und die sie tragenden Parteien die Zustimmung einer übergroßen Mehrheit der Wähler. Hier spielt auch die demographische Situation und Entwicklung eine unterstützende Rolle.
    Viele Wähler ahnen, daß sich der Staat weiterhin enorm verschuldet, aber sie vermuten (zu recht), daß diese Schulden bei der EZB landen werden und damit nicht zurückgezahlt werden müssen.
    Ihnen ist ebenso bewußt, daß dadurch die Inflation anzieht, aber solange Arbeitnehmer und Rentner durch Einkommenserhöhungen einen Teil der Inflation ausgleichen können, wird es nicht zu Änderungen im Wahlverhalten geben.

    Antworten
    • Bakwahn
      Bakwahn sagte:

      Die Wähler ahnen auch, daß sie durch den Ausgabenwahn der Politik vielfältig profitieren: sichere Arbeitsplätze (zunächst noch), Einkommenschancen, relativ gut funktionierendes Gesundheitswesen, umfangreiches Schul- und Bildungsangebot, der gesamte Kultursektor wird mit öffentlichen Geldern gesponsert. Auch die Gemeinden sind, was soziale Dienste und Aufgaben anbelangt, finanziell gut ausgestattet etc. usw.

      Live aus Buxtetown am Esteriver – 19.4. 2022 – 19.00 Uhr Ortszeit
      Felix Haller – nicht erst seit 2013 alternativ

      Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @Bakwahn

      “Ich stimme Tischer unbedingt zu.
      „Wir sind lediglich GEORDNET auf der Bahn nach unten zu Wohlstandsverlusten.
      Wir wollen es so − unbeabsichtigt natürlich − und unsere umsichtige Politik sorgt dafür.”

      Absolut..

      …und dieses “unbeabsichtigte nach -Unten” wird durch die Mehrheit der Wähler und die Medien “abgesegnet” und “begleitet”.

      Wer halt keine eigene vorausschauende Geo-und Wirtschaftspolitik betreibt , ist selber schuld wenn er zum hörigen Mitläufer degradiert.

      Die USA konzentrieren sich nun , “dank” ihrer “erfolgreichen” Ukrainepolitik und der Mithilfe ihrer EU-NATO-Vasallen , VOLL auf den asiatischen Raum und (ge)brauchen die EU-Mitläufer als willige Sanktionsunterstützer und Mitläufer ihrer EIGENEN Geopolitik.

      Wer sich die hysterisch Aufregung in den US-Medien bzw. ihrer “Junior-Partner” anschaut , nach dem Solomon Islands-China-Pact, versteht die US-Gleichgültigkeit gegenüber dem Ukraine-Konflikt und Europa.

      https://www.theguardian.com/australia-news/2022/apr/19/china-and-solomon-islands-sign-security-deal-chinese-foreign-ministry-says

      Wie schreibt Biden ,in seiner U.S.-Indo-Pacific Strategy of the United States (Feb.2022), so treffend:

      “Our considerable strategic ambitions derive from the belief that no region will be of more consequence to the world and to everyday Americans than the Indo-Pacific—and that the United States and our allies and partners hold a common vision for it.”

      Antworten
  9. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    @ JürgenP

    Nicht so pessimistisch.

    Es ist NICHTS aus den Fugen geraten und es braut sich nichts Fürchterliches zusammen.

    Wir sind lediglich GEORDNET auf der Bahn nach unten zu Wohlstandsverlusten.

    Wir wollen es so − unbeabsichtigt natürlich − und unsere umsichtige Politik sorgt dafür.

    REALISTISCHE Ökonomie ist die Lehre, die dies beschreibt und erklärt.

    Am ENDE könnten und werden vielleicht die Dinge aus den Fugen geraten mit fürchterlichen Folgen.

    Tröstlich:

    Wir WISSEN nicht, WANN wir am Ende SIND.

    Antworten
  10. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >… ich bin sehr besorgt darüber, dass wir das sichere Niveau an Staatsausgaben nicht ausschliesslich für die wichtigsten Projekte ausschöpfen.”>

    Selbst dann, wenn der Staat die Ausgaben NUR für die wichtigsten Projekte – wer bestimmt, welche das sind? – ausgeben würde, kann das „sichere Niveau“ an Staatsausgaben ÜBERSCHRITTEN werden.

    Denn was WICHTIG ist, unterliegt dem gesellschaftlichen/politischen Konsens, nicht einer Begrenzung.

    >bto: … Ohne eine Budgetrestriktion kann das nicht gut gehen. Dann werden falsche Prioritäten gesetzt – siehe unsere Klimapolitik.>

    Das ist Wunschdenken.

    Es werden auch MIT Budgetrestriktionen FALSCHE Prioritäten gesetzt, nur nicht so viele.

    Denn wo es an Geld fehlt, kann nicht falsch gemacht werden. 😉

    Es ist ferner WUNSCHDENKEN, dass je Budgetrestriktionen geben WIRD.

    Die normative Kraft des FAKTISCHEN ist REGELMÄSSIG so groß, dass die Politik KEINE Wahl hat, irgendwelche Restriktionen einzuhalten.

    Siehe bereits die Schwarze Null:

    Wir stehen längst nicht mehr vor einem Schuldenberg, sondern bereits vor einem Schuldengebirge.

    Und aller Erfahrung nach gilt auch das:

    Das BVerfG wird dazu nicken.

    Test:

    Die Umwidmung des für die Kompensierung von Corona-Schäden bestimmten Verschuldungspotenzials für andere Projekte.

    Antworten
    • JürgenP
      JürgenP sagte:

      @DT “Die normative Kraft des FAKTISCHEN ist REGELMÄSSIG so groß, dass die Politik KEINE Wahl hat, irgendwelche Restriktionen einzuhalten”.

      Nach dem Lesen Ihrer Darstellung beschleicht mich so ein komisches Gefühl. So, als ob da etwas völlig aus den Fugen geraten ist und sich etwas fürchterliches zusammenbraut.

      Erste Anzeichen gibt es schon. Es soll es demnächst keine neuen Wohnungen mehr geben, sondern moderne Zeltstädte, auch für die Neuankömmlinge.

      Eines ist klar: wenn der erste Rhabarber aus dem Garten geklaut wird, dann ist es soweit. Realität (= Staatspleite) wird Theorie (= Budgetbeschränkung) hinter sich gelassen haben.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP

        “Erste Anzeichen gibt es schon. Es soll es demnächst keine neuen Wohnungen mehr geben, sondern moderne Zeltstädte, auch für die Neuankömmlinge.”

        Ach, Unsinn.

        Die bewährte DDR-Lösung bei Wohnraumknappheit, also die Zwangszuweisung von “Neuankömmlingen” in *JEDE* hinreichend große Wohnung, haben wir ja noch nicht einmal ausprobiert.

        Nach dem 2. Weltkrieg und bis Anfang der 1950er Jahre hatten hier im Erzgebirge viele Familen einen “Wismut-Bergmann” mit bei sich wohnen, das funktionierte auch. War halt nur so unpopulär, dass es einen Volksaufstand mit ausgelöst hat, der dann nur durch sowjetische Panzer plattgewalzt werden konnte, was Sie sicher verwirrt, weil Sie gar nicht mehr wissen, ob Sie dasjetzt gut oder schlecht finden sollen und ob Sie mehr für den Sozialismus oder mehr gegen die bösen Russen sind…

        Aber egal. Machen Sie schonmal das Gästezimmer frei und stellen Sie die Wärmepumpe neu ein – Sie haben bestimmt noch viel Platz und bald auch erzwungenermaßen viel Solidarität… :D

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ foxxly

        Der ERSTE Satz in Ihrer Verlinkung – danke dafür − lautet:

        „Die MEHRHEIT der Deutschen sehen den Klimaschutz als drängendes Problem an“.

        Wenn die Mehrheitsmeinung in einer entsprechenden Regierungskoalition abgebildete wird, ist nichts frisiert.

        Die Politik erledigt, zu was sie aufgefordert wurde.

        Ich verstehe nicht, WARUM immer wieder Probleme gesucht werden.

        Ich wiederhole:

        Die Dinge entwickeln sich im Großen und Ganzen auf einer GEORDNETEN Bahn.

  11. JürgenP
    JürgenP sagte:

    @DS Jedes System wird über limitierende Faktoren reguliert. Nehmen wir als ein simples Beispiel eine Blume auf dem Balkon. Es kann in den Topf alles mögliche hineingegossen werden, wenn es trotzdem an spezifischen Wachstumsfaktor(en) mangelt, so wächst sie schlicht und einfach nicht.

    Man kann ersatzweise für die fehlenden Faktoren einen Batzen Geld, ein Barren Gold oder stapelweise Aktien daneben legen. Dennoch, es passiert mit dem Blümlein nichts, was den Menschen erfreuen könnte. Warum sollte eine Begrenzung von Geld/Gold/Aktien daran etwas ändern?

    Jedoch zur Schadensbegrenzung bedarf es einer Restriktion für diejenigen Politiker & Akteure, die bis heute nicht begriffen haben, dass Lenkung und Regulation von (ultra-)komplexen Systemen, wie es die „Wirtschaft“, der “Klimaschutz”, der “Wohnungsbau”, die “Energieversorgung” nun mal sind, nicht in die Hände von Anfängern gehört, die erst noch lernen müssen, ein Pflänzchen zum Wachsen anzutreiben. Man lässt ja auch aus guten Gründen keinen Modellflugzeugbauer ohne Nachweis der Befähigung in das Cockpit eines A-320, geschweige denn A-380 oder Euro-Jets steigen.

    Das Engpassprinzip kennt jeder Gärtnergeselle. Viel mehr ökonomischer Theorie bedarf es nicht.

    Antworten
  12. Lele Castello
    Lele Castello sagte:

    Leverage ist eine feine Sache wenn man ein Management Team hat das vorausschauend, intelligent und rational ist. Es sollte auch bereit sein, am Anfang, wenn die Umstände wider allen Erwartens eine längere Durststrecke überstehen. Hat man das nicht macht man früher oder später der Erfahrung das Leverage in beide Richtungen funktioniert und dann kann es ganz schön hässlich werden.

    Antworten
  13. @foxxly
    @foxxly sagte:

    @ bto
    ein langer und mühsamer streit über gute und schlechte schulden!

    ist das eine ablenkung von der frage, wer diese zurückbezahlt?
    vermeidet man die frage, weil dies in diesen schuldgeldsystem niemals möglich ist?

    wer aber dieses schuldgeldsystem so akzeptiert, der willigt auch für die daraus entstehenden ungleichgewichte und (die meisten-)kriegsfolgen ein.

    wo bleiben die kreativen anstrengungen für die problemvermeidung?
    die lösungen jedenfalls, sind auch nicht die guten (investiven-) schulden.
    und die schuldigen sind auch nicht nur die konsumtive verschuldungen!

    wo bleibt die balnce zwischen unternehmen und investitionen und den verbrauchern?

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @foxxly

      “ist das eine ablenkung von der frage, wer diese zurückbezahlt?
      vermeidet man die frage, weil dies in diesen schuldgeldsystem niemals möglich ist?”

      Doch, das geht schon. Wer seine Bilanz verlängern kann, der kann sie auch wieder verkürzen, vielleicht von ganz extremen theoretischen Extremen mal abgesehen. Es macht nur bei weitem nicht so viel Spaß wie Schulden erhöhen und Geld drucken – und wir haben auch nicht genug freie Jobs bei Sanifair & Co. um die ganzen arbeitslosen Staatsangestellten und ehemaligen Transferleistungsempfänger dann weiter produktiv zu beschäftigen. ;)

      Antworten
  14. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Jedes Herrschaftssystem sucht sich eine passende Staatsideologie.

    MMT passt perfekt für einen Staat, der zur Beute einer politischen Kaste geworden ist, die dann schuldenfinanziert ihre in mehreren Wortbedeutungen “diversen” Klientelgruppen bedient. Und weil heute im Westen “Die Wissenschaft” die Religion als Legitimationsmittel ersetzt hat, muss das ganze natürlich pseudowissenschaftlich begründet und von den üblichen penetranten Missionaren in die Welt getragen werden.

    Aber das grundsätzliche Phänomen ist viel älter. Glauben Sie beispielsweise, Mohammed wäre so erfolgreich gewesen, wenn er eine strikt pazifistische neue Religion begründet hätte? Gar eine, die das Halten von Sklaven und Sklavinnen strikt verboten und für die im Krieg erfolgreichen (also: überlebenden) Kämpfer nicht die Möglichkeit der Vielehe bereit gehalten hätte?

    Antworten

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