Plädoyer für mehr Klima­kapitalismus – zumindest im Titel

Das ist doch mal ein Titel: „Energiewende neu denken: Mehr Klimakapitalismus wagen!“. Endlich mal eine vernünftige Position, mag man denken, angesichts der medialen Dauerpräsenz jener, die nur in der Abschaffung des Kapitalismus die Lösung für die Herausforderung des Klimawandels sehen.

So der Titel einer neuen Studie des CEP – Centrum für Europäische Politik – die mit finanzieller Unterstützung eines Windparkbetreibers entstanden ist. Dagegen spricht nichts und es so offenzulegen, spricht für die Autoren. Ich denke da an die eher intransparente Finanzierung einiger NGOs, die Medien und mittlerweile auch Ministerien bestimmen.

Wie genau soll das mit dem „mehr Klimakapitalismus“ denn aussehen? Darüber spreche ich morgen (7. Mai 2023) mit Prof. Henning Vöpel, einem der Autoren im Podcast. Wie immer heute schon mal die Highlights der Studie zur Einstimmung:

Zunächst eine wichtige Aussage: „Scheitert die Energiewende, scheitert Deutschland.“ Ich würde sagen, da die Energiewende offensichtlich gescheitert ist, wird es ernst. Sehr ernst.

Doch die Autoren sehen uns noch nicht als gescheitert an, befürchten aber ein Scheitern.

  • „Die Energiewende lässt sich einfach beschreiben: Sie besteht darin, genügend klimaneutrale Energien zur Verfügung zu stellen, um zwei Ziele zu erreichen: Klimaneutralität herzustellen und gleichzeitig den Wohlstand zu erhalten. Diese einfache Beschreibung beinhaltet jedoch drei Dimensionen: i) einen ökologischen, der die Zeitachse bestimmt, ii) einen technisch-physikalischen, der das System bestimmt, und iii) einen ökonomischen, der die Effizienz bestimmt. Während die physikalischen und ökologischen Zusammenhänge mehr oder weniger bekannt sind, ist der ökonomisch optimale Pfad der Energiewende unbestimmt, aber er wird durch den ökologischen Zeitfaktor und das technische System wesentlich vorgegeben.“ – bto: Naja, da es sich um ein globales Problem handelt, kann man schlecht sagen, dass der zeitliche Druck bei uns in dem Maße besteht.
  • Die Technologien sind im Wesentlichen vorhanden, aber auf der Zeitachse hat die Menschheit ein sehr ernstes Problem – welches nur auf globaler Ebene zu lösen ist, aber gemäß dem Pariser Abkommen gleichwohl in jeder Volkswirtschaft zu Anstrengungen führen muss. Damit spitzt sich die Energiewende auf die ökonomische Frage zu, wie der Pfad zur Klimaneutralität effizient ausgestaltet werden kann und wie die Instrumente ausgestaltet werden müssen.“ – bto: Die Technologien sind nicht vorhanden. Das muss man leider so klar sagen, dazu in kommenden Folgen mehr.
  • „Was niemand aussprechen will, kann gleichwohl passieren: dass die Energiewende scheitert. Streng genommen ist sie schon einmal gescheitert, wie die akute Energiekrise infolge des russischen Krieges in der Ukraine gezeigt hat. Die sprunghaft gestiegenen Energiepreise spiegeln reale Knappheit wider. Sie bestehen aus den auf den Gegenwartszeitpunkt diskontierten Versäumnissen der Vergangenheit und den vom Markt bewerteten Unsicherheiten über die Zukunft. Die gesamtwirtschaftlichen Kosten des Klimawandels und einer möglichen Deindustrialisierung Deutschlands kommen hinzu. Durch den Inflation Reduction Act der USA und den Net-Zero Industry Plan der EU hat sich zusätzlich ein geo- und industriepolitisches Spannungsfeld ergeben. Deutschland und Europa könnten mit den grünen Technologien auch die nächste industrielle Revolution verpassen und Wohlstand dauerhaft verlieren, wenn der nächste Investitions- und Innovationszyklus verpasst wird.“ – bto: Ich würde sagen, dass genau das passieren wird. Denn wir setzen ja nicht auf Technologie, verbieten einige sogar – Kernkraftforschung eingestellt, Carbon Capture ausgeschlossen, …

Dann kommen Forderungen, denen ich mich sofort anschließen kann.

Damit die Energiewende gelingt, müssen die folgenden „sieben Todsünden“ dringend angegangen werden:

  1. „Dirigismus (weniger Staat): Die Politik droht die Energiewende kleinteilig zu übersteuern, eine klare Ordnungspolitik ist sinnvoller als politisches Mikromanagement. (…) Ein zu enges Korsett aber erzeugt ‚Deformation‘, keine Transformation.“ – bto: Die Bundesregierung macht exakt das Gegenteil.
  2. „Ideologie (mehr Markt): Der grüne Kapitalismus ist derzeit nicht kapitalmarktfähig, aber der Kapitalbedarf der gesamten Energiewende ist so enorm, dass ohne private Innovationen keine grüne Transformation stattfinden wird. Das gilt in fast allen Bereichen der Wirtschaft, z.B. in der Wohnungswirtschaft, in der der Gebäudebestand hohen langfristigen Investitions- bedarf nach sich zieht. Die gesellschaftliche Klimarendite (zur Internalisierung externer Effekte) muss an die Investoren weitergereicht werden.“ – bto: Hier wird es interessant. Was ist denn die „gesellschaftliche Klimarendite“? Die ist sehr abstrakt. Und letztlich wird hier schon gesagt, dass der Staat diese Rendite auszahlen muss.
  3. „Wunschdenken (mehr Pragmatismus): Die Energiewende ist derzeit strukturell instabil, denn zwar ist die Energiewende im Endzustand stabil, der Transformationspfad selbst jedoch instabil. Ein Haus muss analog nicht nur im fertigen Zustand statisch stabil sein, sondern zu jedem Zeitpunkt seiner Errichtung, weil es sonst zusammenfällt, bevor es fertig ist. Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit müssen für ein exportorientiertes Industrieland wie Deutschland während des gesamten Transformationsprozesses gewährleistet sein.“ – bto: Diese Forderung würde ich genauso unterschreiben. Doch wir schalten ab, bevor wir eingeschaltet haben.
  4. „Kleinteiligkeit (mehr Mut): Die Energiewende wird in ihrer ökonomischen Bedeutung und politischen Herausforderung nach wie vor unterschätzt, denn an einer erfolgreichen Energiewende hängen Wohlstand und sozialer Frieden gleichermaßen.“ – bto: Nein, ich denke es wird nicht unterschätzt. Die Bundesregierung – vor allem die Grünen – stellen das Klimaziel über alles und damit gefährden sie den Wohlstand nicht unbeabsichtigt, sondern mit Absicht.
  5. „Konzeptlosigkeit (mehr Koordination): Die Governance der Energiewende ist derzeit dysfunktional, denn sie ‚denkt‘ nicht systemisch genug. Das Energiesystem besteht aus interdependenten Strukturen. (…) Die Energiewende muss viel stärker mit der Mobilitätswende, der Wärmewende und der Industrietransformation synchronisiert werden. Das setzt eine ordnungspolitisch saubere Aufgabenteilung zwischen Staat und Markt voraus.“ – bto: Wer kann das besser koordinieren als der Preis?
  6. „Bürokratie (mehr Geschwindigkeit): Die fehlende Geschwindigkeit droht die Energiewende auszubremsen. Bei der Transition von einem System in ein anderes entstehen temporäre Trade-offs, konkret in der Energiewende zwischen Emissionsreduktion und Versorgungssicherheit. In diesem Sinne sind die langsamen Genehmigungsverfahren Gift für die gesamte Energiewende.“ – bto: Wobei die Idee eine Illusion ist, dass nur wenn wir mehr Windräder aufstellen, das Problem gelöst sei.
  7. „Alleingänge (mehr Europa): Deutschland verliert seine Energiewende politisch in Europa, denn die Diskussion um das europäische Strommarktdesign und den europäischen Energiebinnenmarkt wird mittlerweile von anderen Ländern, u.a. Frankreich, dominiert. Die deutsche Energiewende lässt sich aber politisch und ökonomisch nicht mehr unabhängig von Europa denken. Gerade für die deutsche Energiewende, die bislang aus allem aus-, aber in nichts eingestiegen ist, gilt, dass sie nur europäisch erfolgreich sein kann.“ – bto: Ich würde sogar sagen, hier hätte Europa uns unter Verwaltung nehmen müssen und der Bundesregierung untersagen müssen, die Atomkraftwerke abzuschalten. Darunter leiden nämlich alle Verbraucher in Europa und das Klima.

Eine zukunftssichere Energieversorgung weist zentrale Eigenschaften auf: Sie muss klimaneutral, verorgungssicher, energieeffizient und kostenverträglich sein.“ – bto: … und zwar alle Ziele! Nicht nur „klimaneutral“.

  • „Klimaneutralität bedeutet, dass das System langfristig keine Netto-Treibhausgasemissionen erzeugt. Energieversorgung und Anwendungstechnologien in den Verbrauchssektoren müssen hierzu so weit wie möglich dekarbonisiert werden. In den Fällen, wo dies nicht zu wirtschaftlichen Bedingungen möglich ist, sollten verbleibende THG-Emissionen durch Technologien wie CO2-Abscheidung kompensiert bzw. vermieden werden.“ – bto: Das stimmt. Doch die Bundesregierung schließt das aus.
  • „Versorgungssicherheit bedeutet, dass die jederzeitige Verfügbarkeit von Energie auch zukünftig garantiert werden kann. Dies setzt einen kohärenten Mix aus Netzausbau, Speicherkapazitäten und Flexibilitätsinstrumenten auf der Nachfrageseite voraus, um natürlichen Schwankungen im Stromdargebot flexibel begegnen zu können.“ – bto: … was aber wiederum Geld kostet. Wenn Firmen nur produzieren, wenn Sonne scheint und Wind bläst, erhöht das die Kosten erheblich.
  • Energieeffizienz bedeutet, dass das Gesamtsystem auf die maximale Verwertung der begrenzten Potenziale für die Nutzung Erneuerbarer Energien ausgerichtet ist, Verluste an Nutzenergie in Umwandlungsprozessen minimiert werden.“ – bto: Es ist ja ehrlich. Es gibt nur begrenzte Potenziale der Erneuerbaren Energien.
  • Kostenverträglichkeit bedeutet, dass die Mechanismen des Gesamtsystems eine wettbewerbsfähige Energieversorgung sicherstellen, die einzelne Gruppen zugleich nicht überproportional belastet.“ – bto: Vor allem darf es nicht dazu führen, dass die Industrie einfach abwandert.

Ganz wichtig sind dabei die Speichertechnologien:

  • „Die vermehrte Zwischenspeicherung von Strom ist zukünftig essenziell für den Ausgleich natürlicher Stromerzeugungsschwankungen. Sie trägt zur stärkeren Integration erneuerbarer Energieträger in den Strommix bei, indem sie die Abregelung von Anlagen in Zeiten der Überschusserzeugung (sogenannten „Wegwerfstrom“) unnötig macht.“ – bto: Das ist ein Fakt, der von Experten wie Claudia Kempfert geleugnet wird.
  • „Stromspeicher tragen so zur Klimaneutralität der Stromerzeugung bei. Damit das gelingt, bedarf es eines guten Mix an Speichertechnologien für die kurze und die lange Frist. Die Aufgabe kurzfristiger Speicher ist es, temporäre Erzeugungsschwankungen durch zeitnahe flexible Ein- und Ausspeicherung auszugleichen. Als Anforderungen im Mittelpunkt stehen hier eine hohe Umwandlungseffizienz und eine kurze Ladedauer. Nach gegenwärtigem Technologiestand sind diese Anforderungen am ehesten bei Batteriespeichern erfüllt….“ – bto: Es ist nicht möglich, den Strombedarf Deutschlands in Batterien zu speichern.

Und dann geht es um die wirtschaftlichen Anreize:

  • „Je stärker sich das Energiesystem zu einem ausschließlich erneuerbaren entwickelt, desto schwieriger wird es, die private Investition zu refinanzieren. Das Grenzwindrad wird immer teurer, denn der Wind- oder Sonnenertrag wird geringer, gleichzeitig trägt es aber wesentlich zur Versorgungssicherheit bei, weil es das Erzeugungsrisiko diversifiziert. Diese Diversifizierungs- und Angebotsstabilisierungsfunktion wird vom Markt vergütet. Sind die fossilen Energien vollständig aus dem Markt gedrängt, profitieren die erneuerbaren Energien nicht mehr von dem höheren Marktpreis und auch nicht von den steigenden Zertifikatspreisen. Die Klimaschutzrendite fällt bei den privaten Investitionen in erneuerbare Energien weg; sie ist jedoch das wesentliche ökonomische Motiv für die Investition.“ – bto: Der Bau einer weiteren kostenmäßig nicht wettbewerbsfähigen Überkapazität lohnt sich wenig überraschend nicht. Vor allem, weil sie besonders teuer ist, wegen des geringen Ertrages. Deshalb wäre es besser, andere Technologien zu nutzen.

Natürlich kommen auch diese Autoren mit dem Traum der industriellen Revolution:

  • „Was Dynamik und Skalierung der Energiewende betrifft, handelt es sich jedoch um einen wachstumspolitischen Vorgang: Der Kapitalstock einer gesamten Volkswirtschaft soll auf klimaneutrale Energieversorgung umgestellt werden. Technologien sind im Kapitalstock gebunden, so dass neue Technologien nur über Investitionen in den zu verändernden Kapitalstock hineinkommen können, die wiederum finanziert werden müssen.“ – bto: Das stimmt. Aber es ist keine Investition, die uns reicher macht. Es ist ein Assettausch.
  • „Abseits der klimabezogenen Effekte besteht aber auch Hoffnung auf weitere Erträge. Das betrifft zum einen die Hoffnung auf langfristige gesamtwirtschaftliche Produktivitätsgewinne aus dem Umbau des Energiesystems. Indem in Technologien investiert wird, die Energie in prinzipiell unbegrenztem Ausmaß und zu äußerst geringen variablen Kosten gewinnen können, wird bei erst einmal erfolgter Transformation ein hohes Potenzial für die Freisetzung von bislang gebundenen Ressourcen geschaffen. Auch wird der mit der Transformation einhergehende Erfahrungsgewinn neue Innovationsaktivität stimulieren, die über zukünftige Produkt- und Prozessinnovationen zu weiteren Produktivitätssteigerungen führen können. Eine weitere Form von Ertrag kann schließlich in der Senkung bestehender Versorgungsrisiken im Zusammenhang mit fossilen Energieträgern bestehen.“ – bto: Das halte ich für reines Traumdenken. Es ist nachweislich teurer. Und woher neue Innovationen kommen sollen, wenn man auf allen Ebenen die Grundlagen für erfolgreiches Wirtschaften im Land zerstört, erschließt sich mir nicht.
  • „Die Energiewende kann für ein Industrieland wie Deutschland nicht allein als isolierte Transformation des Energiesystems konzipiert werden. Das Energiesystem muss in Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit und somit in der Skalierung den Anforderungen einer Volkswirtschaft mit hoher industrieller Fertigungstiefe und breiter industrieller Basis funktionieren.“ – bto: Das stimmt zweifellos. Und genau das tut es nicht.

Und dann bemühen die Autoren ein Konzept, welches einen theoretischen Verlauf beschreibt:

Aus der makrofinanziellen und kapitalmarktökonomischen Perspektive ergibt sich zugleich das Problem des optimalen Investitionspfades. Dieses lässt sich u.a. mit dem Konzept von Tobin’s Q beschreiben.

Tobins Q ist (Wikipedia):

„Tobinsches Q (oder Tobinscher Quotient) ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl zur Unternehmensbewertung. Der Quotient ist benannt nach James Tobin, Träger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften im Jahr 1981, der diese Kennzahl ab 1968 propagierte. Ein gebräuchliches deutsches Synonym ist Marktwert-Buchwert-Verhältnis, obwohl es sich tatsächlich um ein Marktwert-Substanzwert-Verhältnis oder Kurs-Substanzwert-Verhältnis handelt. Ein Wert kleiner 1 zeigt eine Unterbewertung, ein Wert größer 1 eine Überbewertung an. Das Tobinsche Q wird ermittelt, indem man den Marktwert eines Unternehmens (Börsenwert plus Verbindlichkeiten) durch die Wiederbeschaffungskosten aller Vermögensgegenstände teilt (nicht zu verwechseln mit den steuer- oder handelsrechtlichen Buchwerten).“

  • „Der Wert des Kapitalstocks hängt darin von zwei Komponenten ab: dem physischen Bestandskapital und bahnbrechenden Erfindungen, die neue (überlegene) Formen von physischem Kapital hervorbringen. Die Erfindungen treten überraschend und unregelmäßig auf und sind vom Markt nicht vorherzusehen. Sobald sie eingetreten sind, führen sie deshalb zur spontanen Abwertung des Bestandskapitals. Da hierdurch die Kapitalintensität der Produktion unter das optimale Niveau sinkt, ist eine starke Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Investitionen in der unmittelbaren Folgezeit die logische (und gesellschaftlich optimale!) Konsequenz. Da dadurch der Kapitalstock modernisiert wird, wird er zugleich auch produktiver, so dass nicht nur der reale Kapitalstock wächst, sondern auch der Marktwert des optimalen Kapitalstocks im neuen Gleichgewicht den Wert des Kapitalstocks im alten Gleichgewicht noch übersteigt, der Q-Wert sich in der Folge auf das alte Niveau erholt.“ – bto: Die Entwertung alter Assets durch technologischen Fortschritt zwingt also zu neuen Investitionen. Das stimmt. Hier gibt es aber einen marktwirtschaftlichen Prozess dahinter, den Zwang der Eigentümer, ihr Eigentum zu verteidigen (G. Heinsohn). Wenn die Entwertung aber durch politische Einflussnahme wie Verbote erfolgt, dann hat das eine andere Wirkung. Vor allem wenn die Unternehmen im internationalen Wettbewerb stehen. Das konnten wir in diesen Tagen beobachten.
  • „Schätzungen für die Entwicklung von Q für die USA würden demnach suggerieren, dass wir uns in einer solchen Folgephase befinden. Es geht, angewendet auf die Energiewende, bei der Transformation des Energiesystems (vorläufig) nicht primär um Innovation, sondern um Implementierung. Die Modernisierung des gesellschaftlich notwendigen Kapitalstocks (d.h. Erzeugungskapazitäten, Netze, Speicher, Elektrifizierung Abnehmer) muss jetzt durch beschleunigte Investition in bereits erprobte Technologien geschehen, auch damit man für den nächsten Technologieschub in der besten Startposition ist.“ – bto: Das halte ich – mit Verlaub gesagt – für Blödsinn. Man ist nicht als Land mit den höchsten Energiekosten in der besten Startposition. Sondern als Land, welches sehr schnell skalieren kann und das mit billiger Energie. Stört bei uns ja niemanden, dass die Solarzellen aus China dort mit Kohlestrom hergestellt werden.
  • „In der Transition zu einem wettbewerblichen Energiesystem der erneuerbaren Energien gilt es, für den notwendigen Hochlauf der Erzeugungskapazitäten ein langfristig stabiles und kosteneffizientes Investitionsregime zu etablieren. (…) Zur Mobilisierung privater Investitionen muss ein kapitalmarktfähiges Rendite-Risiko-Verhältnis geschaffen werden. (…) Es bedarf ausreichender ökonomischer Anreize für die Ausweisung effizienter Erzeugungsflächen. Zugleich muss die Funktion von Preisen als Knappheitsindikatoren gewahrt bleiben. Die Strompreise an der Börse dienen so auch zukünftig als Marktsignale für Flexibilität und Stabilität des Systems und schaffen zielgerichtete Anreize für Investitionen in Zubauten von Batterien, Wasserstoff etc.“ – bto: Das müssen dann aber hohe Preise sein.

Die Forderungen fassen die Autoren so zusammen:

  • „Eine ordnungspolitische Governance für die Energiewende: Das Energiesystem besteht aus einer Vielzahl von technisch-physikalisch, regulatorischen und ökonomischen Zusammenhängen. Die Transformation des Energiesystems muss zu jedem Zeitpunkt des Übergangs Stabilität garantieren. Eine ordnungspolitische Governance der Energiewende identifiziert systemische Zusammenhänge auf technisch-physikalischer Ebene (z.B. Netzstabilität) und entwickelt eine politisch-institutionelle Transformationsstrategie, u.a. die Aufgabenteilung zwischen Staat und Markt.“ – bto: Ja, soso. Und wie soll das geschehen? Doch eine Planabteilung?
  • „‘Deutschlandgeschwindigkeit‘ bei Planung und Ausbau: Die Zeit drängt. Der Klimawandel schreitet spürbar voran, eine schleichende Deindustrialisierung setzt ein. Der Ausbau muss sich signifikant beschleunigen. (…) Die Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen sich dafür dras- tisch reduzieren, von derzeit durchschnittlich fünf Jahren auf höchstens zwölf Monate. Der klimaneutrale Umbau der Energieversorgung benötigt dafür politisch höchste Priorisierung vor anderen Zielen.“ – bto: … was aber mit dem Thema der stabilen und vor allem kostengünstigen Energieversorgung kollidiert.
  • „Gesamte Industrie systemisch auf erneuerbare Energien umbauen: Die Umstellung des Energieangebots auf erneuerbare Energien zieht Auswirkungen auf die Nachfrage und speziell die industrielle Nutzung nach. Der Ausbau der Erzeugungskapazitäten der erneuerbaren Energien muss daher zwingend mit dem Ausbau und der Entwicklung von Speicher- und industriellen Anwendungstechnologien und deren Infrastrukturen (z.B. einer Wasserstoff-Transportinfrastruktur oder Smart Metering) synchronisiert werden, um skalieren zu können.“ – bto: Wenn sie ein energieintensives Unternehmen in Deutschland haben, setzen sie darauf oder investieren sie lieber im Ausland?
  • Vorrang für erneuerbare Energien (Pfadsicherheit): Immer wieder über Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken, Fracking oder LNG zu sprechen, mag politisch bequem sein, aber es verzögert den am Ende unvermeidlichen Umbau hin zu erneuerbaren Energien, was ihn unnötig teuer macht. Technologieoffenheit ist prinzipiell wünschenswert, aber eine Festlegung auf den generellen Technologiepfad ist an dem Punkt, den wir heute erreicht haben, sinnvoll. Die politische und regulatorische Unumkehrbarkeit ist ein wichtiges Signal an private Investoren.“ – bto: Das beißt sich aber. Vorher wurde Carbon Capture als zulässig angesehen. Also Fracking in Deutschland mit CC? Wäre doch logisch und billiger als das angesprochene Grenz-Windrad.
  • „Grüner Klimakapitalismus: Investitionen in erneuerbare Energien haben volkswirtschaftlich eine hohe Rendite: Sie schützen das Klima und schaffen so die Voraussetzung für klimaneutrales Wachstum. Die Energiewende wird viel privates Kapital benötigen. Für die Mobilisierung dieses Kapitals benötigt es eine marktfähige Rendite. Der Umbau zur Klimaneutralität erfordert entsprechende Reallokationsanreize. Das antikapitalistische Framing der Klimakrise ist falsch. Eine für Wirtschaft und Gesellschaft kosteneffiziente Energiewende benötigt marktwirtschaftliche Knappheitssignale und wettbewerbliche Instrumente.“ – bto: Wobei es sich hier letztlich um den Ruf nach Subventionen handelt.

Und damit sind die Überlegungen in dem Paper vom Kapitalismus ziemlich weit entfernt. Es geht um Subventionen, was man in Habecks Ministerium sicherlich gerne hört.

→ cep.eu: “Energiewende neu denken: Mehr Klimakapitalismus wagen!”, 21. April 2023