Ökowende: Koste es, was es wolle

Wir  haben bereits diskutiert, wie in der Endphase des Wahlkampfes mit “Studien” Stimmung gemacht wird. Gerade das Thema “Klima” eignet sich für Mobilisierung und Desinformation und beschäftigt uns in dieser Woche. Zur Einstimmung dieser Artikel aus dem “Wissenschaftsressort” von SPIEGEL Online – eine Historikerin als Klima- und Wirtschaftsexpertin:

  • “Klimaforscher und Forscherinnen und Aktivisten stehen oft als wirtschaftlich inkompetent da. Und die Meinung der sogenannten Experten – häufig marktliberale Ökonomen oder konservative Politiker – ist entsprechend väterlich: Das ist ja alles gut gemeint mit dem Klima, aber leider nicht bezahlbar. Und auch für Konjunkturpakete eigne sich das ‘Klimathema’ nicht.” – bto: Das darf natürlich nicht sein. Deshalb wird uns die Historikerin gleich vorrechnen, wie wir uns irren.
  • “Klimaschützer als naiv hinzustellen, hat Tradition: Vor zwanzig Jahren behaupteten dieselben Ökonomen und Industrievertreter noch, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien technisch gesehen leider nicht möglich sei und Deutschland bei einem hohen Ökostromanteil im Dunklen sitze.” – bto: Wir sehen massive Kostensteigerungen und eine deutliche gestiegene Abhängigkeit von Importen. Wir haben gerade 2021 erfahren, was passiert, wenn der Wind nicht kommt. Der Anteil der Erneuerbaren Energien ist gesunken.
  • “Im Jahr 2021 haben wir in Deutschland nun einen Ökostromanteil von teils über 50 Prozent und die Straßenlaternen gehen abends immer noch an. Deutschland hat nicht nur Licht, sondern einen komplett neuen Wirtschaftszweig entwickelt.” – bto: Abgesehen von den gigantischen Kosten – der Wirtschaftszweig ist nicht in Deutschland, sondern in China entstanden. Wir haben immer noch eine Energieversorgung, die nur wegen fossiler und nuklearer Kraftwerke – wo auch immer in Europa – funktioniert.
  • “Wie realitätsfern die große Mär vom teuren Klimaschutz und Wirtschaftskiller ist, zeigt sich eindrucksvoll im Ahrtal:  (…) Doch wie viele Katastrophen pro Jahr kann sich der Staat langfristig ‘leisten’? Für wie viele Hitzesommer können Bauern und Waldbesitzer noch entschädigt werden? Dass die Häufigkeit von Katastrophen zunimmt, bestätigen auch Versicherer, die sich schon länger mit der Klimakrise beschäftigen als mancher Politiker.” – bto: Selbst wenn Deutschland seit 20 Jahren CO2-neutral wäre, hätte es diese Ereignisse gegeben. Klima ist global und unser Weg rettet die Welt nicht, sondern dient als abschreckendes Vorbild.
  • “In den vergangenen Jahrzehnten verbreiteten besonders marktradikale Ökonomen – meist als unabhängige Wissenschaftler angepriesen – die Mär, dass der weltweite Wohlstand nur mit Öl, Gas und Kohle zu halten und zu steigern sei. (…) Sie weisen darauf hin, dass die Kosten und Umbrüche des klimafreundlichen Umbaus oft unterschätzt würden. Außerdem warnen sie vor einem neuen Handelskrieg durch Klimazölle. Tenor: Ja, die Klimakrise ist da. Aber Klimaschutz wird der Wirtschaft schaden. Und ihre Unterstellung: Bisher hätte eine grüne Euphorie geherrscht – aber niemand würde die ‘wahren’ wirtschaftlichen Folgen sehen. Es soll so aussehen, als stolperten die Regierungen den grünen Versprechen der Klimabewegung blind hinterher.” – bto: Was sie auch tun und dazu muss man nicht “marktradikal” sein. Niemand auf der Welt folgt unserem Weg. Vielleicht sollte man sich dann fragen, ob man auf dem richtigen Weg ist?
  • “Vor mittlerweile 15 Jahren untersuchte der ehemalige Weltbank-Chefökonom Nicholas Stern im berühmten ‘Stern-Report’, wie hoch die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten sein werden. Wenn Dürren, Überschwemmungen oder Stürme zur Regel werden, treffe das nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch den Tourismus, Straßen und Bahngleise oder auch ganze Industriezweige. (…) In der Neuauflage des Stern-Berichts hieß es dann, dass bis 2030 weltweit die gigantische Summe von 90 Billionen US-Dollar ausgegeben werden müsse, um die Klimakrise zu stoppen. Setzten die Staaten weiter auf fossile Rohstoffe, bauten weiter Kohlekraftwerke oder förderten Massentierhaltung, wären die Folgekosten dieser ‘alten Normalität’ deutlich höher, warnte der Ökonom. Die Klimawandelfolgekosten könnten bei einem Weiter-so bald bis zu fünf Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts betragen – und zwar jedes Jahr und ohne absehbares Ende.” – bto: Und wir sollten unbedingt darauf reagieren –, aber dann so, dass es etwas bringt. Das bedeutet, den weltweiten CO2-Ausstoß möglichst stark zu senken. Am meisten erreichen wir durch die Modernisierung von Kohlekraftwerken in Asien.
  • “Ein Forscherkonsortium hat im Juli dieses Jahres einmal die Kosten durch Umweltschäden für Deutschland geschätzt. Sie kamen auf jährlich zwischen 13 und 19 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Das sind zwischen 455 Milliarden und 671 Milliarden Euro – jährlich.” – bto: Jetzt spare ich mir mal zu fragen, welche “Qualität” diese “Studie” hat. Selbst wenn wir null CO2 ausstoßen, haben wir diese Schäden.
  • “Ja, mit ‘Friktionen’ und Verlusten von Arbeitsplätzen ist zu rechnen. Aber das passiert uns auch nicht zum ersten Mal: Als von Pferdefuhrwerken auf das Automobil umgestellt wurde, gingen auch Jobs verloren. Durch die digitale Revolution fielen in den vergangenen 30 Jahren ebenfalls Millionen Jobs weg (und neue wurden geschaffen).” – bto: richtig. Neue Jobs entstanden in echten Märkten. Laut Wahlprogrammen arbeiten wir demnächst alle beim Staat. Und das wird nicht funktionieren.
  • Völlig absurd wird es, wenn man bedenkt, dass bis heute erneuerbare Lösungen und das fossile Energiesystem parallel nebeneinander existieren (…).” – bto: nein, verehrte Historikerin. Erneuerbare Energien brauchen zwingend ein Back-up. Und solange es das nicht gibt, haben wir diese sehr teure Doppelstruktur.
  • “Dabei hat die Stunde eindeutig nicht für die Anarchie des Marktes und einen schlanken Staat, sondern eher für die Krisenbekämpfung durch Investitionen – à la John Maynard Keynes – geschlagen. Die Coronakrise zeigte eindrücklich, dass sonst eher marktliberale Unternehmer die Ersten sind, die nach Vater Staat und Hilfspaketen in Milliardenhöhe rufen, wenn es brenzlig wird.” – bto: Der Staat macht die Märkte zu und dann ist es “Marktversagen”? Ich denke, es wäre besser gewesen, die Lufthansa in die geordnete Insolvenz zu schicken, Arbeitsplätze abzubauen und Löhne anzupassen.
  • “Warum sollte der deutsche Staat Unternehmen wie Lufthansa oder TUI mit Milliarden unterstützen, wenn diese gleichzeitig künftig durch hohen CO2-Ausstoß das Klima und damit die deutsche Volkswirtschaft schädigen? Warum ist Klimaschutz teuer und Milliardenhilfen für fossile Energien sind in Ordnung? Diese Unlogik lässt nur einen Schluss zu: Die Lehre von der teuren ‘Ökowende’ ist eine Irrlehre – gestreut von Klimaschutzbremsern.” – bto: was für ein unfundierter Artikel. Das Schaffen von Arbeitsplätzen schädigt die deutsche Volkswirtschaft?

spiegel.de: „Die Irrlehre von der teuren Ökowende“, 3. September 2021