Notenbanken als Hauptgläubiger der Staaten: Bereiten wir den Neustart vor?

Bekanntlich wird seit Jahren über die Möglichkeit diskutiert, die Staatsschulden auf einem sehr eleganten Weg aus der Welt zu schaffen: Die Notenbank kauft einfach alles auf und annulliert danach die Schulden. Vor Jahren noch undenkbar, dürfte es spätestens mit dem nächsten Aufflammen der Krise die bekanntlich nicht vorbei ist so weit sein.

Wie weit die Notenbanken schon gekommen sind, hat die FT ausgerechnet. Zunächst das entscheidende Bild:

Quelle: FINANCIAL TIMES

Und dann noch ein paar nette Kommentare dazu:

  • “In total, the six central banks that have embarked on quantitative easing over the past decade the US Federal Reserve, the European Central Bank, the Bank of Japan and the Bank of England, along with the Swiss and Swedish central banks now hold more than $15tn of assets..”  bto: 15.000 Milliarden US-Dollar. Nicht schlecht und ein wichtiger Schritt Richtung “Lösung” der Schuldenkrise.
  • “(…) more than $9tn is government bonds one dollar in every five of the $46tn total outstanding debt owed by their governments.” bto: Damit wird es ein zunehmend realistisches Szenario, allerdings zunächst in Japan.
  • “(…) the current era is the first time in history that such a large group of central banks have undertaken such a substantial volume of co-ordinated buying over the space of nearly a decade. (…) What was originally intended as a temporary emergency measure has now evolved into a significant challenge for policymakers as they contemplate how to return the global economy to normal monetary conditions.” bto: Ich glaube nicht, dass sie daran ernsthaft denken. Sie überlegen, wie sie uns entschulden können!
  • Central banks’ bond-buying has helped push sovereign yields to record lows and in some cases into negative territory, with bondholders paying governments to own their paper.” bto: Braucht es da noch weitere Informationen? Die japanische Notenbank hält übrigens schon mehr als 40 Prozent aller Staatsanleihen.

Das wird natürlich dann zu einem Problem, wenn die Notenbank, im konkreten Fall die EZB, nicht mehr genug Anleihen kaufen darf. Hier stößt man nämlich an die selbst gesetzte Grenze von maximal einem Drittel der Staatsschulden des jeweiligen Mitgliedslandes und dummerweise macht ausgerechnet Deutschland keine weiteren Schulden mehr. Auch hierzu die FT:

  • “Mr Draghi faces a dilemma of his own: the central bank is running out of bonds to buy. Its own rules restrict it to only purchasing a third of each country’s debt in circulation, and the supply of German Bunds and Portuguese debt in particular is starting to run thin.” bto: Ich wette, diese Grenze wird in Zukunft fallen, sobald eine Notsituation kommt. Und dies ist nur eine Frage der Zeit!
  • “(…) the ECB could hit its 33 per cent purchase ceiling for German debt as early as February. That would effectively force the central bank to selectively taper its bond-buying programme by continuing to purchase the debt of peripheral countries while quitting Germany’s debt markets. (…) The asset purchase programme would become completely skewed towards purchases in France and Italy.” bto: Die wird es auch mehr brauchen. Doch irgendwann ist auch hier Schluss. Was dann?

So sieht es übrigens zurzeit aus:

Quelle: FINANCIAL TIMES

Heißt im Klartext: Noch sind wir nicht so weit, dass es sich lohnt, die Schulden zu annullieren. Gerade Frankreich und Italien (und bei ehrlicher Rechnung auch wir!) brauchen einen größeren Schnitt. Der wird aber in den kommenden Jahren vorbereitet werden.

→ FT (Anmeldung erforderlich): “Central banks hold a fifth of their governments’ debt”, 15. August 2017

→ FT (Anmeldung erforderlich): “ECB’s bond shortage dilemma sharpens as inflation slows”, 21. August 2017

Kommentare (14) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Tilman Walk
    Tilman Walk sagte:

    Der Neustart war schon

    Wenn die Staaten Schulden machen bekommen Sie Geld fuer Wertpapiere (und machen lauter Unfug mit dem Geld, wie nicht funktionierende Militaertransporter, Hubschrauber, Tiefbahnhoefe, Alpentransversalen, Hauptstadtflughaefen bauen, Stromerzeugung privatisieren und wieder zurueckkaufen).

    Dann haben die Banken weniger Geld aber dafuer Staatspapiere.

    Was nun passiert, ist dass die Zentralbanken den Banken und Versicherungen fuer Ihre Staatspapiere Geld gegeben haben. Damit haben die Banken und Versicherungen die Staatspapiere los und wieder Geld.

    Die EZB hat das Geld gedruckt und hat dafuer nun die Staatspapiere.

    Damit ist der Zyklus schon abgeschlossen, denn ob die Zentralbank die Staatsanleiehen nun mit dem Staat zu niedrigen oder keinen Zinsen endlos prolongiert oder ob sie sie ausbucht ist das gleiche und hat nur einen Einfluss auf die Zentralbankbilanzen aber nicht in der Realwirtschaft.

    Die Entreicherung der Volkswirtschaft hat in dem Moment bereits statt gefunden, als die Zentralbanken das Geld gedruckt (“geschaffen”) haben, um es den Besitzern der Staatspapiere zu geben.

    Das Gelddrucken in dieser Weise hat keinen Einfluss auf den (absurden) Inflationsindex, denn der wird ja nur aus Konsumguetern berechnet und die Banken und Versicherungen konsumieren nichts.

    Die Auswirkung sind enorme Geldmengen, die sich heute schon, also in den letzten Jahren, nicht morgen neue Anlagemoeglichkeiten suchen. Die Auswirkungen kann man in absurd ueber bewerteten Anlagen weltweit bewundern. Facebook, Apple, Amazon, das Musk Imperium, Immobilien, Edelmetalle, alles wird zu Preisen gehandelt, die weit ueber den eigenen Renditemoeglichkeiten dieser Anlagen liegen. Die Preise sind begruendet in der Hoffnung, dass die Marktpreise fuer diese Anlagen weiter ansteigen. Und das ist eine begruendete Hoffnung solange sich die Staaten weiter verschulden, die Zentralbanken die Schuldtitel weiter aufkaufen und damit faktisch das Geld fuer die Verschuldung der oeffentlichen Haende drucken. Da dass zeitgleich mit einer Nullzinspolitik der Zentralbanken begleitet wird, bleiben die Staatshaushalte und Unternehmen in der Balance.

    Nochmal, ob die Staatsanleihen bei den Zentralbanken spaeter aus gebucht werden macht keinen wirtschaftlichen Unterschied fuer die Realwirtschaft, da gibt es auch keine Grenze, wo soll die her kommen. Es ist bedeutungslos, das ist nur noch Buchgeld, das Realgeld ist ja schon gedruckt.

    Wo liegen nun die Gefahren?

    1. Staaten koeenten auf den Geschmack kommen, den Geldhahn voll aufdrehen und noch mehr Unfug kaufen. Macron (der sicher etwas versteht) hat sich ja teilweise in dieser Richtung geaeussert. Solange das aber insgesamt ueber alle Budgets im Rahmen bleibt ist das kein Problem.
    2. Die Wechselkurse werden dadurch natuerlich beeinflusst, denn das geschaffene Leerkapital (also das gedruckte Geld, dem keine Realwirtschaftliche Leistung gegenueber steht) fliesst weltweit schnell dahin, wo sich ein paar Zehntel mehr Rendite bieten. Im Falle internationaler Konflikte kann das schnell zur Zahlungsunfaehigkeit kleinerer Waehrungen fuehren, weil das freie Spekulationsgeld geschaffen durch die grossen Zentralbanken maechtiger ist als die Realwirtschaft oder die Feuerkraft einzelner Zentralbanken. Denn Fremdwaehrungen koennen die Zentralbanken einstweilen nicht drucken.
    3. Wenn die Entwicklung (Zins und Aufkauf von Anleihen) in die eine oder andere Richtung zu schnell geaendert wird kann es leicht zu einer Stampede des freien Kapitals aus irgendwelchen Anlageformen kommen, die realwirtschaftliche Einheiten vernichtet.
    4. Durch die aktuelle Politik werden massive Investitionen befeuert. Raketen. Waffen. IT. Social Media. Electomobilitaet. Neue Werkstoffe. Neue Absatzformen. Verkehrs und Industrieinfrastruktur. Wenn diese zu einer hoehern Produktivitaet fuehren, dann ist das eine riskante aber gelungene Operation. Wenn die ganzen Investitionen sich wie beim Musk Imperium befuerchtet als nicht rentabel erweisen und das Geld real vernichtet wird, weil die ganzen Initiativen trotz kuenstlichem Niedrigzins und trotz erfundenem realwirtschaftlich nicht gedecktem Kapital nicht rechnen, dann fuehrt dass durch die Realverluste und die dadurch ausgeloesten Vertrauensverluste in eine Rezension.

    Nichts davon ist wirklich neu. Neu ist wir relative kunstvoll und erfolgreich die EZB das managt und verschleiert, was passiert. Die einzige Politik die ich sehe, die die gewaltige Gefahr effektiv einhegen koeente, waere eine international abgestimmte Finanztransaktionssteuer (Promille auf jede Transaktion) um die Flussgeschwindigkeit herab zu setzen, da die groessten Risiken aus den gewaltigen Hebeln die geschaffen wurden entsteht. Die Perspektiven bleiben spannend.

    Antworten
  2. Ralf Richter
    Ralf Richter sagte:

    Wie es sich auswirkt, wenn man sich nicht auf Verträge verlassen kann sieht man in Russland. Dort herrscht ein hohes Maß an Misstrauen.

    Ein Schuldenlöschen durch die Zetralbanken wird es geben und gibt es ja schon. Es hat es auch immer im Verlauf der Geschichte gegeben. Es wird allerdings von den Eigentümern und bestimmten Interessengruppen der Zentralbanken ein “Zoll”, eine Gegenleistung verlangt werden. Bemüht man die Geschichte, ging es immer um Einfuss. Ich bin gespannt, welche Art Einfluss das sein wird …

    Antworten
  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    @ Alexander

    >Geld muss Wert haben, die Opfer unserer Währung wertvoll zu machen mussten erbracht werden. Ehrlich, rechtschaffen durch viel menschliche Arbeit.>

    Klingt erst einmal nicht schlecht und ist nicht völlig falsch.

    Vor allem, und da müssen wir nicht gleich Ethik und Moral bemühen:

    Das RECHTSSYSTEM wird entwertet – wie mittlerweile schon selbstverständlich in der EU/Eurozone – und damit wird BINDENDES, für andere VERLÄSSLICHES Handeln außer Kraft gesetzt mit verheerenden Folgen, weil letztendlich beim Individuum hängen bleibt, was „oben“ vorgemacht wird.

    Ohne jetzt in tiefere Dimension vorzustoßen, will ich nur sagen, dass Recht nur dann zu AKZEPTIERTER Verbindlichkeit wird, wenn es PRAKTIZIERT wird. Wenn wir an der Ampel stehen und davon ausgehen können, dass uns niemand ein Messer in den Rücken rammt, dann NUR deshalb, weil BISHER niemand (oder praktisch niemand) einem anderen an der Ampel ein Messer in den Rücken gerammt hat – und nicht, weil irgendwo geschrieben steht, dass es strafbar ist, Menschen ein Messer in den Rücken zu rammen.

    Davon abgesehen:

    Der Sachverhalt ist aber nicht so einfach, wie Sie das hier darstellen.

    Die Verschuldung hat auch GUTES gehabt während ihres Aufbaus.

    Sie hat Nachfrage und damit auch Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert, was m. A. n. auf andere Art im Schuldgeld-System nicht hätte stattfinden können und, ebenfalls meine Meinung, auch mit einem Vollgeld-System nicht zu erreichen gewesen wäre.

    Darüber kann man natürlich diskutieren.

    Aber wenn das richtig ist, folgt daraus, dass es die „viele menschliche Arbeit“, die Sie VORAUSSETZEN, nicht gegeben hätte – jedenfalls nicht der Art, wie wir sie verstehen, nämlich als Tätigkeit für marktfähige Wertschöpfung.

    Kurzum:

    Ich widerspreche der bei Ihnen durchschimmernden Auffassung, dass die Dinge gut laufen könnten, wenn es nicht die „Feinde der Freiheit“ und dgl. Zeitgenossen gäbe.

    Die Dinge sind verwobener.

    Antworten
  4. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Alexander, prima Beiträge.
    Ich muß mich der aktuellen politischen Situation (Euro, Massenimmigration) auch wieder unter philosophischen Aspekten nähern.
    Gruß
    Bakwahn

    Antworten
  5. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Daß die Euro-, Griechenland-, Banken- und Staatenrettung über die EZB verläuft, wurde mir – als Laie, bitteschön! – spätestens im Jahre 2013/14 klar.
    Ich habe damals Vorträge zur Eurokrise von Bernd Lucke und von dem ehemaligen SPD-Finanzsenator Hamburgs Wilhelm Nölling gehört. Im Anschluß an ihre Vorträge konnte ich in kurzen persönlichen Gesprächen jedem der Herren meine These vorstellen.
    Ich sagte sinngemäß etwa folgendes:
    „Die EZB schöpft Geld aus dem Nichts in Milliardenhöhe, und wenn es sein muß auch Billionen.
    Sie stellt das Geld zu Niedrigstzinsen den Banken und den Staaten zur Verfügung. Damit werden diverse Rettungsschirme und Hilfspakete finanziert. Ferner wird die EZB in großem Stile Staatsschulden kaufen.
    Irgendwann wird die EZB den Staaten nach einem bestimmten Schlüssel das geliehene Geld schenken und ihre Bilanzen bereinigen.
    Gesetze, Statuten, Regeln etc. spielen keine Rolle. Es gibt nur ein Ziel: den Euro zu bewahren und alle Staaten im Euro zu halten.“

    Von beiden Experten erhielt ich nach kurzem Nachdenken Zustimmung.
    „So wird es wohl laufen.“
    Wobei sich Nölling etwas zierte und seine Antwort etwas verklausulierte.

    Live aus dem Biergarten Stoffeln zu Düsseldorf
    Bakwahn
    Hamburg Bangkok Duesseldorf

    Antworten
  6. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >bto: Ich wette, diese Grenze wird in Zukunft fallen, sobald eine Notsituation kommt. Und dies ist nur eine Frage der Zeit!>

    Ich wette darauf, dass diese Wette so gut wie gewonnen ist.

    In Notsituationen war geltendes Recht noch nie ein Grund, von rettenden oder scheinbar rettenden Maßnahmen Abstand zu nehmen.

    Der Aufkauf der Staatsschulden durch die Notenbanken ist die eine Lösungsvariante, die allerdings an der Verschuldung des Privaten Sektors per se nichts ändert.

    Es ist die elegante, weil sie die Privaten Haushalte und Unternehmen nicht direkt berührt.

    Die andere Lösungsvariante ist Helikoptergeld als Ergänzung bzw. durch Verdrängung der Ersatz von Schuldgeld.

    Es dürfte zumindest in Deutschland schwierig sein, diesen Weg zu begehen – zu groß ist die Angst vor ausufernder Inflation.

    Vermutlich käme man mit beiden Varianten zur Lösung:

    Entschuldung durch Inflation.

    Die Politik könnte relativ unschuldig zusehen, wie das eine oder andere Verfahren in Gang gesetzt wird. Es ist ja die UNABHÄNGIGE Notenbank, die hier handelt.

    Wäre Inflation einmal voll im Gange, ist das natürlich anders.

    Aber dann sind wir auch in einer anderen Welt.

    Antworten
  7. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Interessant wäre aus meiner Sicht eine wirtschaftswissenschaftliche Hochrechnung, ab welchem Prozentsatz von notenbankgehaltenen Staatsanleihen eine Annulierung realisierbar wäre. Gut 40% in Japan sind wohl noch zu wenig. Ich vermute mal nach meinem Bauchgefühl, dass es zwischen zwei Drittel und drei Viertel sein müssen, aber das ist natürlich nicht fundiert. Dann könnte man den chart der FT fortschreiben und versuchen, einen Prognosehorizont zu entwickeln.

    Antworten
  8. Johannes
    Johannes sagte:

    “Heißt im Klartext: Noch sind wir nicht so weit, dass es sich lohnt, die Schulden zu annullieren. Gerade Frankreich und Italien (und bei ehrlicher Rechnung auch wir!) brauchen einen größeren Schnitt. Der wird aber in den kommenden Jahren vorbereitet werden.”

    Wer erhielte Geld, wenn die Notenbanken Staatsanleihen kaufen? Der Verkäufer.

    I.d.R. sind das Banken, Versicherungen, Fonds, etc. All diese bekämen gesetzliche Zahlungsmittel in Form von Giralgeld gutgeschrieben. Die Notenbanken würden die erforderlichen Mittel “per Knopfdruck” kreieren und die entsprechenden Gutschriften wären auf den Konten der bisherigen Gläubiger. Das alles könnte zu einem Stichstag X konzertiert und weltweit geschehen (das Problem der verschiedenen Zeitzonen mal außer acht gelassen). Dann wären – bei kompletter Umsetzung der Maßnahme – die jeweiligen Staaten staatsschuldenfrei. Ob Private oder Firmen/Unternehmer gleichfalls entschuldet würden, sei hier nicht betrachtet.

    Die Institutionen würden wie von “Alexander” oben beschrieben eine gigantische Kaufwelle rund um den Globus lostreten (müssen). Dem könnte – eine Zeitlang zumindest – mit weltweiten Kapitalverkehrskontrollen und lokalen gesetzlichen Regelungen begegnet werden. Bleibt die Frage: was machen die Institutionen dann mit den Kundengeldern? Für – kleiner Scherz – etwa minus 10% Strafzins bei der nationalen Zentralbank deponieren? Es gäbe weltweit einen gewaltigen Anlagenotstand.

    Es wären, damit nicht alles aus der Balance gerät, bei der Umsetzung des Konzeptes nicht nur Schulden zu anullieren, sondern auch Anlagevermögen (ob im Verhältnis 1 : 1 oder anders wäre zu klären). Ansonsten kaufen die “tiefen Taschen” früher oder später die Welt auf.

    Antworten
    • peter
      peter sagte:

      da die Staatsanleihen sukzessive und nicht mit einer Transaktion aufgekauft werden ist das Geld ja bereits im Umlauf. Für den Staatshaushalt würden lediglich die Zinsaufwendungen entfallen. Da Tilgung ohnehin nicht stattfindet würden dadurch auch keine zusätzlichen Mittel frei. Eine Regelung bzgl. zukünftiger Schuldenaufnahme wäre natürlich ganz sinnvoll, damit die Verschuldungsorgie nicht sofort wieder ungebremst losgeht…

      Antworten
      • mg
        mg sagte:

        > da die Staatsanleihen sukzessive und nicht mit einer Transaktion aufgekauft werden ist das Geld ja bereits im Umlauf.

        Ist das so?

        Wenn die Banken dem Staat Geld leihen, womit dieser Ausgaben tätigt, gelangt dieses Geld in den Umlauf. Die Zentralbank hat bis dahin nichts dazu getan.

        Wenn die Zentralbank den Geschäftsbanken Staatsanleihen abkaufen, wandert die Bilanzverlängerung, die die Geschäftsbanken zuvor getätigt haben um den Staaten Geld zu geben, lediglich in die Bücher der Zentralbank. Im Anschluss an diese Transaktion sind die Bilanzen der Geschäftsbanken nicht mehr so stark geleveraged, die Eigenkapitalquoten der Geschäftsbanken wurden durch den Staatsanleihenverkauf verbessert bzw. auf den alten Stand zurück geführt. Das Manöver dient also vor allem zwei Zielen:
        1. die Staatsanleihenpreise hoch und -renditen (Kosten für den staatlichen Gläubiger) niedrig zu halten
        2. den Geschäftsbanken zu ermöglichen weiterhin grosszügig Geld zu schaffen und zu verleihen

        Oder habe ich das falsch verstanden?

  9. Alexander
    Alexander sagte:

    Friedrich März (CDU, Atlantik Brücke e.V.) stellte die Frage nach aufkaufen und ausbuchen + Folgen an H.W. Sinnn im bayrsichen Landtag, anlässlich eines politischen Clubs der CSU Landtagsfraktion….und Sinn blieb die Antwort sprachlos schuldig. Bemerkenswert gab der Sohn von Franz Josef Strauß in der Diskussionsrunde die passende Antwort: “der Wertaufbewahungscharakter des Geldes sei damit zerstört”.

    Würden alle Staatsschulden aufgekauft und ausgebucht, bliebe eine unvorstellbare Menge Geld zur Anlage übrig. Geld für das es keine Anlage gibt. Beginnt dieses Geld zu kaufen, herrscht sofort Hyperinflation? Angesichts dieser Erkenntnis verkauft wer was? Folgt auf den Stillstand der Märkte die Hyperdeflation der privaten Schuldner?

    Seit damals beängstigt mich die Naivität der Politik bzw. die Sprachlosigkeit der Ökonomen. Auf die einfachsten Fragen kommen falsche Antworten, vgl. Massenmigration.

    Der Naturzustand ist das Ende der bürgerlichen Gesellschaft, nicht ihr Anfang.
    (Rolf Peter Sieferle, finis Germania)

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      >…beängstigt mich die Naivität der Politik bzw. die Sprachlosigkeit der Ökonomen.>

      Mich auch, wobei ich mir nicht sicher bin, ob alle Politiker so naiv sind, wie sie sich geben. Wenn einige in der CSU sich wie von Ihnen angedeutet mit der Schuldenfrage befassen, würde ich sie nicht naiv nennen.

      Aber hier ein Beispiel, das deutlich macht, was Sie meinen und Sie bestätigt:

      https://www.youtube.com/watch?v=E0F6dJcqgIM

      Man beachten ganz am Schluss den Mann, der nicht nur Politiker mit der damals größten Verantwortung war, sondern zudem noch gefeierter „Welt-Ökonom“.

      Aber gut, damals ging es auch nur um Kleingeld, schlappe DM 35 Mrd. Verschuldung des westdeutschen Staats.

      Das war aus heutiger Sicht nun wirklich nur eine Lachnummer.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        Desgleichen steht, wem Freiheit etwas bedeutet, es nicht
        frei, zuzusehen, wie die Feinde der Freiheit diese zerstören.
        Zum anderen kommt hier zum Vorschein, was einen Wert
        zum Wert macht. Wertvoll ist nur, was man teuer erwirbt
        und bewahrt. (Egon Flaig, Wo findet die Freiheit ihr Maß)

        Geld muss Wert haben, die Opfer unserer Währung wertvoll zu machen mussten erbracht werden. Ehrlich, rechtschaffen durch viel menschliche Arbeit.

        Wenn wir zulassen (wie geschehen), dass dieser Wert verfällt beschränkt sich das nicht auf das Zahlungsmittel. Mit dem Wertverfall (Inflation der Anlageklassen), verfallen auch ethische und moralische Standards.

        Die Kernschmelze im Finanzsystem wurde durch grenzenlose Feuerkraft der ZB gelöscht. Nach diesem Tabu Bruch folgten weitere immer leichter. Nach den privaten Einlagen in Zypern/Griechenland, fallen in der BRD Bürgerrechte um Kritik an der Öffnung der nationalen Grenze zu beseitigen. Dem Fall der Grenze folgt der Verfall des höchstens Wertes unserer Gesellschaft – der vertrauensvollen Sicherheit im öffentlichen Raum…

        Egon Flaig: Alle Werte sind nur darum Werte, weil Menschen bereit sind, für sie Opfer zu bringen – eventuell die äußersten. Daher ist die Opferbereitschaft der Indikator dafür, ob die Wertideen in einer Gesellschaft etwas taugen oder entwertet sind.<-

        Ausbuchen ist kein Opfer. Aber Opfer werden wir bringen müssen, weil Europa keinen historischen Anspruch auf kaufkräftiges Geld hat und es selbstverständlich Grenzen gibt….auch für Politik und Zentralbanken.

    • jobi
      jobi sagte:

      >>Ausbuchen ist kein Opfer, aber Opfer werden wir alle bringen müssen<<

      Treffender kann man es m.A. nicht formulieren – ich befürchte aber, dass Ökonomen i.A. für solche Art Weisheit wenig empfänglich sind, z.B. weil es keine Studie gibt, die das empirisch belegen könnte.
      Und so sucht man weiter nach einer technischen Lösung als Ausweg aus dem Schuldendilemma, wo es doch nur eine politische Lösung sein kann.

      Am Ende wird es eine echte – nicht nur buchhalterische – Abschreibung der nicht tragfähigen Schulden geben müssen. Eine politische Lösung muss her, um die unvermeidlichen Opfer gerecht zu verteilen.Gelingt dies nicht, dann stehen nicht weniger als Demokratie und Freiheit auf dem Spiel.

      Antworten

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Ralf Richter Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.