Mit MMT den Euro „retten“

Wir wissen, dass es nur mit massiver Monetarisierung möglich sein wird, den Euro in diesem Jahrzehnt am Leben zu erhalten. Keine Garantie, aber auch keine Limitierung. Vielleicht reicht es ja für zwei Jahrzehnte und es gibt nur ein paar Austritte. Deutschland bleibt ohnehin bis zum (bitteren) Ende dabei.

Da kommt MMT ins Spiel. Die Argumentation geht dann so:

  • „(…) die Dimension des bevorstehenden wirtschaftlichen Einbruchs wird von der Politik immer noch unterschätzt. Mit dem schuldenfinanzierten Nachtragshaushalt von 156 Mrd. Euro für die Hilfspakete ist es nicht getan. Es müsste viel mehr geschehen. Die beiden Ökonomen Heiner Flassbeck und Friederike Spiecker haben unter anderem vorgeschlagen, dass der Staat allen vom Produktionseinbruch betroffenen Arbeitnehmern die Löhne zu einhundert Prozent ersetzen soll. Die Regelsätze für Hartz-IV-Empfänger müssten um zweihundert bis dreihundert Euro angehoben werden. Ebenso sollten Unternehmen so für ihre Umsatzeinbrüche aufgrund der Krise entschädigt werden, dass sie keine Verluste erleiden.“ – bto: Letzteres geht schon fast in Richtung meiner Umsatzausfallersatzzahlung. Ansonsten fällt es in die Kategorie, „viel Geld ausgeben, ist immer gut“.
  • „Eine sinnvolle allgemeine Leitlinie des staatlichen Handelns wäre, dafür zu sorgen, dass niemand in einem beispielsweise drei Monate andauernden Shutdown weniger Einkommen zur Verfügung hat, als es ohne die Krise der Fall wäre, und dass die produktiven Ressourcen der Volkswirtschaft so weit wie möglich erhalten bleiben. Es muss nach Flassbeck/Spiecker mit allen Mitteln verhindert werden, dass die Wirtschaft zusätzlich zu den unvermeidlichen Schäden in eine fatale Abwärtsspirale gerät.“ – bto: Ich denke schon, dass der Autor mich da hätte zitieren dürfen, war ich doch der erste und bis jetzt der konsequenteste mit diesem Vorschlag.
  • „Es wäre fatal, jetzt einmal mehr zu suggerieren, dass der Staat Steuern erheben muss, um seine Ausgaben zu finanzieren bzw. seine Schulden zu tilgen. Das ist schlicht falsch, weil der Staat eben nicht mit der viel zitierten schwäbischen Hausfrau vergleichbar ist. Zunächst einmal kann der Staat seine Schulden, statt sie zurückzuzahlen, auch immer nur wieder refinanzieren, also alte Kredite durch neue ablösen oder anders gesagt, auslaufende Staatsanleihen durch neue Ankäufe in entsprechender Höhe ersetzen.“ – bto: Vor allem ist es dumm, wenn es die anderen Staaten über die Notenpresse machen! Schon deshalb müssen wir einen anderen Weg gehen!
  • „Was wäre die Folge? Nichts anderes als eine harte Sparpolitik mit einer höheren Steuerbelastung für alle und/oder eine Kürzung staatlicher Leistungen. Dann ist es also falsch, wenn SPD-Chefin Saskia Esken unter dem Beifall von Linken-Chefin Katja Kipping und Grünen-Politiker Jürgen Trittin fordert, die Reichen zur Kasse zu bitten? Sie plädiert ja für eine faire Lastenverteilung und schlägt eine einmalige Vermögensabgabe vor, um die Staatsfinanzen nach Krisenende wieder in Ordnung zu bringen. Jetzt eine solche Diskussion anzuzetteln, führt genau in die falsche Richtung.“ – bto: Sie ist aber als Weckruf für die „Reichen“ gut, weil sie dann noch nach Italien ziehen können, um dort als “Pauschalisten” 100.000 Euro pro Jahr Steuern zu bezahlen.
  • „Die Analogie von Staat und schwäbischem Haushalt ist grundfalsch. Das hat die ‘Modern Monetary Theory’ besonders klar herausgearbeitet. Sie zeigt, dass ein Staat mit einer eigenen, souveränen Währung nie die Steuern zu erhöhen braucht, um Einnahmen zur Bedienung und Rückzahlung seiner Schulden der Vergangenheit zu erhalten. Ein solcher Staat unterliegt keinen finanziellen Restriktionen, da er die Währung emittiert, und er leistet seine Zinszahlungen genauso und zahlt seine Schulden bei Fälligkeit so zurück, wie er allgemein seine Ausgaben bestreitet, indem er nämlich die erforderlichen Geldmittel von einem Konto bei der Zentralbank an das Geschäftsbankensystem überträgt. Die Ausgaben eines souveränen Staates sind also nicht durch Einnahmen aus Steuern oder Kreditaufnahmen eingeschränkt und er kann daher immer seine Ausgaben erhöhen, wenn es erforderlich ist, und zwar ganz unabhängig davon, ob er zuvor Haushaltsdefizite oder -überschüsse verzeichnet hat. Vorherige Überschüsse vergrößern nicht seine Fähigkeit, in der Zukunft Ausgaben zu tätigen, genauso wenig wie Defizite diese Fähigkeit verringern.“ – bto: Der Staat überweist einfach von seinem Zentralbankkonto, und das ist immer voll. Wie praktisch. Natürlich ist der Staat kein normaler Schuldner. Er belastet aber immer auch das Eigentum seiner Bürger, in dem er entsprechend Steuern und Abgaben erhebt oder aber das Geld inflationiert.
  • „Tatsächlich stellen die einzelnen Mitgliedsländer der Eurozone eine Besonderheit dar, weil sie mit dem Euro faktisch eine fremde Währung verwenden, die sie nicht selbst schaffen können. Jedoch gilt die Logik, dass Steuern nicht die Ausgaben eines Staates finanzieren, auch für die Eurozone als Ganzes. Denn die EZB unterliegt wie jede andere Zentralbank keinen finanziellen Beschränkungen. Sie kann im Euroraum staatliche Budgetdefizite jeder Größenordnung finanzieren und folglich die Ausgabenerfordernisse der Euroländer problemlos unterstützen, indem sie die notwendigen Geldmittel ‘aus dem Nichts’ schafft.“ – bto: Die nationalen Notenbanken haben auf verschiedenen Wegen auch im Euro den eigenen Staaten geholfen. Die EZB kauft Anleihen auf, und zwar in praktisch unbegrenzten Umfang. Es findet also statt.
  • „Wenn sie sich, wie dies im Moment geschieht, bereit erklärt, uneingeschränkt und ohne Auflagen alle Staatsanleihen von Euroländern auf dem Sekundärmarkt aufzukaufen, haben die Staaten der Eurozone immer Zugang zu den jeweils benötigten Geldmitteln, um alle not-wendigen Zahlungen zu leisten. Aber kann das denn auf Dauer gut gehen? Könnten nicht zum Beispiel die Zinszahlungen auf die Staatsanleihen ein Problem für die einzelnen Länder werden? Es ist der EZB auch ohne Weiteres möglich, die von ihr angesammelten Staatsanleihen auf ewige Zeiten in ihrer Bilanz zu halten. Und wer jetzt trotzdem skeptisch bleibt, ob das alles so einfach ist und ob nicht zumindest die Zinszahlungen auf die Staatsanleihen ein Problem darstellen, dem sei gesagt, dass selbst wenn die Staaten Zinsen an die EZB zahlen, die Zentralbank ihre Gewinne, die die Zinserträge aus Anleihen enthalten, wieder an die Staaten ausschüttet. Das heißt, die Einnahmen der EZB aus Zinserträgen fließen größtenteils über die nationalen Zentralbanken der Euroländer wieder an die Regierungen der Länder zurück. Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Die Geldmittel, mit denen die Volkswirtschaften gerettet werden sollen, stammen nicht vom Steuerzahler, sondern von der Europäischen Zentralbank.“ – bto: Deshalb wäre es auch richtig, einen Schuldentilgungsfonds aufzulegen, den die EZB auf Ewigkeit finanziert. Der Vorteil: Weil alle Staaten den gleichen Anteil vom BIP abladen, kommt es zu keinen Verteilungswirkungen zwischen den Staaten. So könnten die deutschen Vermögen wachsen, denn wenn es einseitig einzelnen Staaten nutzt, nutzt es auch den dortigen Bürgern.
  • „Das war übrigens auch schon bei der Bekämpfung der globalen Finanzkrise so. Es gibt da eine nette Anekdote mit Ben Bernanke, dem früheren Chef der US-Zentralbank Fed, der es ja wissen muss. Als er in einer US-Fernsehsendung gefragt wurde, woher eigentlich das viele Geld für das Quantitative Easing komme und ob das Steuergeld sei, erklärte Bernanke dem staunenden Publikum sinngemäß: Das ist kein Steuergeld. So wie Sie ein Konto bei einer Geschäftsbank haben, haben die Banken Konten bei der Fed. Bei einer Ausleihung an eine Geschäftsbank erhöhen wir einfach per Computer den Kontostand dieser Bank bei der Fed. Fertig.“ – bto: Auch die Fed hat eine Bilanz, die aufgehen muss. Was passiert, ist also: Forderung +100 und Einlage der Bank bei der Fed +100. Das geht solange gut, wie die Aktivposition der Fed von den Währungsnutzern für werthaltig angesehen wird. Beginnen die Zweifel an der Qualität der Bilanz zuzunehmen, sinkt das Vertrauen in die Stabilität des Geldwertes.
  • „Steuern ermöglichen es, die Konzentration von Vermögen und damit auch von Macht und politischem Einfluss bei wenigen zu verhindern. Zweitens stellt die Auferlegung einer Steuerpflicht, der die Bürger in der Währung ihres Staates nachkommen müssen, die Akzeptanz der staatlichen Währung sicher, weil sie unmittelbar eine Nachfrage nach dieser Währung erzeugt und einen Anreiz schafft, durch Lieferung von Waren und Dienstleistungen an den staatlichen Sektor an die benötigte Währung zu kommen. Drittens verringern Steuern die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, also die Kaufkraft des nichtstaatlichen Sektors und damit auch dessen Möglichkeiten, reale Ressourcen (Arbeit und Kapital) für sich zu beanspruchen. Auf diese realen Ressourcen kann der Staat nun mit seinen Ausgaben zugreifen, ohne dass eine Inflationsgefahr entsteht.“ – bto: Die Sache mit dem Geldmonopol des Staates sehe ich genauso. Er zwingt uns, etwas zu beschaffen und zu akzeptieren, weil er nur dies akzeptiert. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Staat erst später zu dem Spiel dazu kam. Davor war es privates Geld als Folge von Kreditverträgen.
  • „Tatsache ist, dass in allen modernen Volkswirtschaften praktisch nur die eigene Währung des Staates bei der Zahlung von Steuern und übrigens auch beim Erwerb von Staatsanleihen, die der Staat verkauft – akzeptiert wird. Und zwar in der Form von Zentralbankgeld; darunter sind Bargeld und vor allem Einlagen bei der Zentralbank zu verstehen.“ – bto: Da hatte ich zunächst einen Hänger. Aber da der Staat am Ende bei der Zentralbank sein Geld hält, muss meine Bank das Geld auf diesem Konto durch eine Umbuchung zulasten der eigenen Reserven bei der Notenbank an den Staat zahlen.
  • „Zentralbankgeld aber kann nur von der Zentralbank erzeugt werden. Also muss der Staat hier als Finanzministerium und Zentralbank zusammengefasst gemeint zuerst einmal mit seinen Ausgaben oder durch Verleihen seine Währung zur Entstehung und in Umlauf bringen, also in die Volkswirtschaft ‘einspeisen, bevor er Steuern erheben oder auch Anleihen verkaufen kann. Erst kommen also die Ausgaben und dann die Steuern und nicht umgekehrt.“ – bto: Das betrifft dann nur den Anteil der Wirtschaft, der auf Zentralbankgeld beruht, nicht den Anteil, der mit dem Staat nichts zu tun hat. Hier gilt das Bankengeld und wird auch als solches von allen akzeptiert, auch zur Tilgung von Schulden. Wir können also eine Wirtschaft ohne Staat(sgeld) haben.
  • “Weil nun aber jeder Ausgabe eines Wirtschaftsteilnehmers immer eine gleich hohe Einnahme eines anderen, an dieser Transaktion beteiligten Wirtschaftsteilnehmers gegenübersteht, muss in einer geschlossenen Volkswirtschaft die Summe aller Einnahmenüberschüsse in jedem Zeitraum gleich der Summe aller Ausgabenüberschüsse sein. Also ist aus dem gleichen Grund sowohl die Summe der Geldvermögen als auch die Summe seiner Veränderungen stets gleich null. Weil sich alle Forderungen und Verbindlichkeiten gegeneinander aufheben, können alle Wirtschaftsteilnehmer zusammen genommen also kein Geldvermögen bilden, um es in einer Schatztruhe zur Verwendung in späterer Zeit zu lagern.“ – bto: Richtig, und das ist auch der Grund, weshalb ich die Handelsüberschüsse Deutschlands so kritisch sehe. Es ist nichts anderes als der Aufbau von Forderungen gegen eher weniger gute Schuldner.
  • „Wenn jetzt konservative und selbst manche ‘fortschrittliche’ Politiker für einen Wechsel von staatlichen Haushaltsdefiziten hin zu Haushaltsüberschüssen eintreten, dann fordern sie damit, ohne das vielleicht zu wissen, nichts anderes als eine Verringerung des Netto-Geldvermögens des nichtstaatlichen Sektors, das heißt des inländischen Privatsektors und des Sektors Ausland zusammengenommen. Ob anhaltende Budgetüberschüsse also wirklich ein ‘gutes Haushalten’ sind, ist doch mehr als zweifelhaft. In Deutschland hat das nur wegen der dauerhaft sehr hohen Leistungsbilanzüberschüsse funktioniert, also des Auslandes als Defizitsektor.“ – bto: Hier bin ich bekanntlich voll dabei.
  • „Bedeutet das, dass wir umso reicher werden, je mehr sich der Staat verschuldet? Wenn mit ‘wir’ der nichtstaatliche Sektor gemeint ist, dann ist das insofern richtig, als tatsächlich Staatsdefizite die einzige Quelle des Netto-Geldvermögens des nichtstaatlichen Sektors sind. Das muss so sein, weil sich alle Transaktionen zwischen den Wirtschaftsteilnehmern innerhalb des nichtstaatlichen Sektors wiederum zu Null addieren.“ – bto: Die Deutschen sind so arm, weil der Staat so ‘reich’ ist. Richtig. Nur dann sollte der Staat zugunsten der eigenen Bürger arm werden, nicht zugunsten des Auslandes.
  • „Das heißt nun nicht, dass der Staat sein Haushaltsdefizit beliebig ausweiten kann, um damit mehr Netto-Geldvermögen im nichtstaatlichen Sektor zu schaffen. Versucht nämlich der Staat, sein Budgetdefizit über die Vollbeschäftigungsgrenze hinaus zu erhöhen, dann werden die nominalen Ausgaben die Fähigkeit der Volkswirtschaft übersteigen, darauf mit einem entsprechend höheren realen Output zu reagieren. In diesem Fall kommt es zu einer nachfrageinduzierten Inflation.“ – bto: Nur wer sagt uns, dass das so funktioniert? Dass die Politiker freiwillig bremsen, obwohl es weitergehen könnte.  
  • „(…) es ist nicht zu erwarten, dass die Zinsen durch die Decke gehen. Denn es ist keineswegs so, dass der Zinssatz ein Marktergebnis  ist, also durch Angebot und Nachfrage von Kreditmitteln bestimmt wird. Das ist ein Märchen aus den neoklassischen Lehrbüchern, das von der Konkurrenz um einen begrenzten Spartopf ausgeht. In Wirklichkeit setzt die Zentralbank den kurzfristigen Zins und bestimmt den langfristigen Zins entscheidend mit. Ist die Zentralbank mit dem Niveau der langfristigen Zinsen nicht zufrieden, kann sie mit Käufen oder Verkäufen am Sekundärmarkt intervenieren. Wenn sie etwa der Ansicht ist, dass die langfristigen Zinsen zu hoch sind, kauft sie Staatsanleihen am Sekundärmarkt auf und senkt so das Zinsniveau. Wenn sie die langfristigen Zinsen für zu niedrig hält, verkauft sie Staatsanleihen.“ – bto: Das sehe ich genauso, und ich habe die Vertreter der – wie ich es nenne – „Badewannentheorie“, u. a. Herrn Fratzscher, dafür schon kritisiert. Es dürfte stimmen, dass durch die Ausweitung des Geldangebots die Zinsen sinken.
  • „In der realen Welt werden die Zinssätze von der Zentralbank und nicht vom Markt bestimmt. Zweitens gilt allgemein, dass die Ersparnisse eine Funktion des Einkommens sind. Wenn also das Einkommen als Folge einer fiskalischen Expansion oder auch von Unternehmensinvestitionen, zunehmenden Exporteinnahmen oder Konsumausgaben der privaten Haushalte wächst, dann wächst auch die Ersparnis. Ein steigendes Staatsdefizit erhöht also nicht nur das Volkseinkommen, sondern es steigen damit auch die privaten Ersparnisse. Drittens stammen die Geldmittel, die der nichtstaatliche Sektor verwendet, um die neu emittierten Staatsanleihen zu kaufen, letztendlich von den vorherigen Staatsdefiziten, oder genauer: von dem Netto-Geldvermögen, das durch die vorangegangenen Staatsdefizite geschaffen wurde. Viertens verringert der Verkauf von Staatsanleihen an die Banken (also die Verschuldung des Staates) in keiner Weise die Fähigkeit der Banken, ihren Privatkunden Darlehen zu gewähren. Banken suchen kreditwürdige Kunden und schaffen dann Kredite, die wiederum Bankeinlagen schaffen. Sollten sie knapp an Zentralbankgeld sein, das sie für den Zahlungsausgleich untereinander benötigen, dann leihen sie sich dies auf dem Interbankenmarkt von anderen Banken oder von der Zentralbank, was immer möglich ist. Banken sind keine Finanzintermediäre, die Geld wieder ausleihen, das sie vorher erhalten haben und die keine Kredite mehr vergeben können, wenn ihnen das Geld ausgeht!“ – bto: Auch diesen Aussagen kann ich zustimmen. Nur beim Zins würde ich sagen, dass sich dieser ohne Zentralbanken durchaus am Markt bilden könnte, aber eben im Wettbewerb zwischen den Banken, die ihrerseits zwischen Gier und Risiko abwägen müssten.

Fazit: Wir müssen einfach mehr Staatsschulden von den Notenbanken finanzieren lassen, um das Wachstum und den Euro zu sichern. Das ist kein Problem, solange die Inflation nicht anzieht.

makroskop.eu: “Staatsschulden sind kein Teufelszeug”, 14. April 2020

Kommentare (27) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. anonymous
    anonymous sagte:

    Sehr geehrter Herr Stelter,

    vielen Dank für Ihren Blog. Es ist ja schon furchtbar mit welchen Phantasievorstellungen in der mainstream-Ökonomie gearbeitet wird. Da stehen Sie und einige andere wie ein Fels in der Brandung.

    Ich glaube, wir sollten bei der ganzen Diskussion mal einen großen Schritt zurück machen und uns auf Martins Kernthesen konzentrieren. Hierfür will ich gleich bei diesem Satz einhaken:

    „Die Sache mit dem Geldmonopol des Staates sehe ich genauso. Er zwingt uns, etwas zu beschaffen und zu akzeptieren, weil er nur dies akzeptiert. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Staat erst später zu dem Spiel dazu kam. Davor war es privates Geld als Folge von Kreditverträgen.“

    Wo gab es denn dieses Privatgeld jemals? Vor dem Staat gab es nirgendwo Geld. Erst wenn von einer Zentralgewalt eine Abgabe erhoben wird, wird diese zum Bewertungsmaßstab. Zuvor gab es nur Solidargemeinschaften (Stämme), die auch Waren tauschten, aber eben ohne Geld und Märkte.

    Geld ist im Kern eine Steuerforderung. Diese muss durch Leistung abgearbeitet werden, um seine Steuerschuld zu tilgen. Auf der Steuerforderungen bauen in einer Eigentumsgesellschaft private Forderungen auf (heute Giralgeld), die immer auf die Steuerforderung lauten. Auch sie müssen durch Leistung abgearbeitet werden, indem Nachschuldner gesucht und gefunden werden.

    Wenn nun ein Staat sich das Steuertilgungsmittel selbst schafft, noch dazu durch Nullzinsen, dann erzeugt er Nachfrage, ohne Gegenleistung. Er müsste zumindest den Steuersatz dann über seine Ausgaben hinaus erhöhen, um die entsprechende Leistung zu erzwingen (wenn schon die Zinsen bei Null sind. Der Notenbankzins ist ja eigentlich eine Steuer auf die Steuer bzw. ein Zinseszins auf den ersten Zins, ergo ein Zins auf die Steuer oder anders: Der Preis dafür, mit zukünftigen Steuerzahlungen in der Gegenwart arbeiten zu dürfen). Bei Nullzinsen muss man eben die Steuer um den entsprechenden Betrag erhöhen, sonst hat man statt Wirtschaftswachstum, im nächsten oder übernächsten Durchlauf Wirtschaftsschrumpfung bei gleichzeitiger Inflation bzw. den Zwang von staatlicher Seite erneut Geld in die Wirtschaft zu pumpen, d.h. künstliche Nachfrage zu schaffen, um einen deflationären Kollaps zu verhindern. Am Ende steht die Hyperinflation. Wie will man da das Ruder wieder rumreißen, zumal es der Kapitalismus so an sich hat, dass jedem Schuldner ein Gläubiger gegenübersteht, es daher grundsätzlich eine Schicht gibt, die Erträge abschöpft und in unbelastetes Eigentum verwandelt und eine andere, die sie erwirtschaftet, während sie sich immer weniger Eigentum leisten kann. Nur Steuererhöhungen, d.h. eine Erhöhung des Abgabendrucks kann die Wirtschaft wieder ins Laufen bringen und genügend Nachschuldner in Stellung bringen. Das geht aber nur, wenn das Eigentum als Basis des Wirtschaftens breit gestreut ist, wie sonst soll die Kreditnachfrage wieder anspringen, wenn sich dieses in einer kleinen Schicht konzentriert?

    Am Ende führt KEIN Weg an großflächigen Enteignungen von Eigentumstitel und einer breiten Streuung in der Bevölkerung vorbei. Es sei denn man will einen langsamen Tod sterben, wie das Römische Reich und selbst dort gab es Enteignungen en mass, allerdings nie in dem Umfang, um das System zu resetten und auch nie mit diesem Ziel (es ging immer nur um die kurzfristige Finanzierung des Reichs). Man sieht es ja bereits jetzt, mit dem Wegbrechen des Mittelstandes, dass wir genau diesen Weg beschreiten.

    Antworten
  2. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    @ R. Ott

    „Wenn die Zentralbanken ankündigen, dass sie Staatsanleihen im Wert von Billionen US-Dollar oder Euro von den Geschäftsbanken aufkaufen und das dann auch tatsächlich tun, dann hat das Ihrer Meinung also keinen Einfluss auf die Preise und damit auf die Zinsen, die bei der Versteigerung der Staatsanleihen an die Geschäftsbanken von letzteren geboten werden?“

    Um mit Jeff Snider zu sprechen: Ganz großes Puppentheater. Einfach mal auf die Zahlen schauen: https://www.deutsche-finanzagentur.de/de/institutionelle-investoren/primaermarkt/auktionsergebnisse/

    Antworten
  3. Arda Sürel
    Arda Sürel sagte:

    ‘Das geht solange gut, wie die Aktivposition der Fed von den Währungsnutzern für werthaltig angesehen wird. Beginnen die Zweifel an der Qualität der Bilanz zuzunehmen, sinkt das Vertrauen in die Stabilität des Geldwertes.’

    In einem Staat dessen Bürger der Zentralbank nicht viel Kredibilitaet zukommen lassen (z.B. Argentinien oder Ukraine) kann man die Mieten eher nicht in heimischer Waehrung aber auf jeden Fall in USD oder Euro zahlen.

    In einem Staat dessen Bürger der Zentralbank vormals nicht viel Kredibilitaet zukommen liessen aber nunmehr der Zentralbank höhere Kredibilitaet zugestehen (z.B. Türkei) konnte man die Mieten ehedem nicht in TRL zahlen, kann es jetzt aber doch.

    In einem Staat dessen Bürger der Zentralbank viel Kredibilitaet zukommen lassen (Euroraum)
    reicht diese Kredibilitaet auf internationalem Parkett trotzdem weitestgehend dennoch nicht dazu aus, bestimmte Einkaeufe taetigen zu können (z.B. Rohöleinkauf gegen Euro)

    In einem Staat dessen Bürger der Zentralbank immer noch hohe Kredibilitaet zukommen lassen (Euroraum), kann man hohe Schuldenstaende haben oder MMT verwirklichen und dies auch eine Zeit lang durchhalten, wird sich aber Schritt für Schritt dem Punkt naehern, an dem die Kredibilitaet nicht mehr da ist dafür jedoch argentinische, ukrainische oder türkische Zustaende gegeben sind.

    In einem Staat, dem selbst und dessen Zentralbank sowohl national als auch international die höchste Kredibilitiaet zugerechnet wird (USA) kann man machtpolitisch jahrzehntelang Monopole auf bestimmte Transaktionen aufrecht erhalten (Rohölerwerb mit heimischer Waehrung). Auch dieser Staat wird jedoch die Folgen der Abnahme dieser Kredibilitaetszurechnung zu spüren bekommen.

    Antworten
  4. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    „Denn es ist keineswegs so, dass der Zinssatz ein Marktergebnis ist, also durch Angebot und Nachfrage von Kreditmitteln bestimmt wird. Das ist ein Märchen aus den neoklassischen Lehrbüchern, das von der Konkurrenz um einen begrenzten Spartopf ausgeht. In Wirklichkeit setzt die Zentralbank den kurzfristigen Zins und bestimmt den langfristigen Zins entscheidend mit. Ist die Zentralbank mit dem Niveau der langfristigen Zinsen nicht zufrieden, kann sie mit Käufen oder Verkäufen am Sekundärmarkt intervenieren. Wenn sie etwa der Ansicht ist, dass die langfristigen Zinsen zu hoch sind, kauft sie Staatsanleihen am Sekundärmarkt auf und senkt so das Zinsniveau. Wenn sie die langfristigen Zinsen für zu niedrig hält, verkauft sie Staatsanleihen.“

    Günther Grunert ersetzt hier das eine Märchen (Loanable Funds) durch ein anderes Märchen. Die Zentralbank bestimmt weder das Zinsniveau noch die Inflationsrate. Ich kann mich hier nur wiederholen:

    Die Zentralbank REAGIERT auf die realwirtschaftlichen Entwicklungen und passt sich an diese an. Ich teile hier dezidiert die Einschätzung von Jeff Snider, die ich bereits vor sieben Jahren hier dargelegt hatte: https://zinsfehler.com/2013/09/06/allmachtsfantasien-zur-zinssetzungshoheit/ (mit zahlreichen weiterführenden Links am Ende des Beitrags).

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      “Die Zentralbank bestimmt weder das Zinsniveau noch die Inflationsrate.”

      Wenn die Zentralbanken ankündigen, dass sie Staatsanleihen im Wert von Billionen US-Dollar oder Euro von den Geschäftsbanken aufkaufen und das dann auch tatsächlich tun, dann hat das Ihrer Meinung also keinen Einfluss auf die Preise und damit auf die Zinsen, die bei der Versteigerung der Staatsanleihen an die Geschäftsbanken von letzteren geboten werden?

      “Ich teile hier dezidiert die Einschätzung von Jeff Snider, die ich bereits vor sieben Jahren hier dargelegt hatte”

      Jaja, die CDU erklärte 1999 auch noch, dass es nie eine Vergemeinschaftlichung der Schulden in der EU geben würde:

      https://www.aargauerzeitung.ch/ausland/mit-diesem-wahlplakat-fuehrten-merkel-und-co-die-deutschen-1999-hinters-licht-125068317

      Antworten
  5. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    @ ruby

    „Das Problem mit Flassbeck ist“

    Das Problem mit ruby ist, dass er keine Ahnung von dem hat, wie Flassbeck zu MMT steht:

    „Ich will bei meiner Kritik umgekehrt vorgehen: Ich ignoriere die Übereinstimmung und konzentriere mich auf drei kritische Punkte dieser Theorie, die teilweise auch in der Kritik Martin Höpners angeklungen sind. Ich tue das explizit auch auf die Gefahr hin, sofort von allen MMTlern dieser Welt in der Luft zerrissen zu werden.“

    „Ein großer Schwachpunkt der MMT ist sicher ihr Eintreten für flexible Wechselkurse ohne großes Wenn und Aber.“

    „Er braucht also Steuern, selbst wenn sie nicht „finanzieren“. Sich an dem Wort „finanzieren“ festzubeißen, ist in meinen Augen jedoch extrem ungeschickt und trägt wieder dazu bei, das muss ich leider sagen, dahinter eine Glaubensfrage zu vermuten, und das bei einem Sachverhalt, der eigentlich für jedermann leicht zu verstehen ist. Der Staat erhebt Steuern und tätigt Ausgaben, ist aber bei der Gesamtmenge seiner Ausgaben nicht auf die Höhe der Steuereinnahmen beschränkt, weil er sich sowohl am Kapitalmarkt als auch bei der Notenbank jederzeit viel mehr Mittel beschaffen kann.“

    „Ein wirklicher Schwachpunkt der MMT ist für mich neben den flexiblen Wechselkursen die fehlende Inflationstheorie.“

    „Was passiert, wenn die Löhne und Preise aus dem Ruder laufen, weil die Gewerkschaften und die Arbeitgeber bereit sind, viel höhere Zuwachsraten der Löhne zu vereinbaren, als mit der Zielinflationsrate in Übereinstimmung zu bringen ist? Dann muss auch bei MMT die Notenbank (und die Fiskalpolitik) offenbar dagegenhalten und dafür sorgen, dass – via Investitionseinbruch und Arbeitslosigkeit – die Lohnzuwächse wieder auf ein Normalmaß schrumpfen. Dann genau aber gibt es keine Beschäftigungsgarantie mehr.“ https://makroskop.eu/2018/04/was-ist-zu-kritisieren-an-der-mmt/ (mit Bezahlschranke).

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • ruby
      ruby sagte:

      @ Herr Stöcker
      Das sind Wettbewerbsausschaltung, Staatsschuldenfinanzierung und zentralistischer Dirigismus, die dagegen gehalten werden – somit volle Bekräftigung.
      Mir scheint die ökonomische makroskopische Wirtschaftswelt kann nur noch von oben beurteilt werden, ohne die vor Ort Erwirtschaftenden der Geschäftstätigkeiten überhaupt selbständig entscheiden und handeln zu lassen.
      Wirtschaftsordnungspolitik jedoch war die Grundlage deutscher Binnen- und Aussenwirtschaftsstärke.

      Antworten
  6. Gregor_H
    Gregor_H sagte:

    Alles Theorie was hier geschrieben wird. Das aber ist die Praxis:
    //corona-ausschuss.de/sitzung13/
    Nach den ersten 1,5 Stunden ist klar: Deutschland ist auf bestem Weg ins vorindustrielle Zeitalter.

    Antworten
  7. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Unser Gesundheits-Jensi spekuliert schon mal auf Inflation und weiter steigende Immobilienpreise (und großzügige Ausnahmen von einer möglichen neuen Hauszinssteuer für Regierungsmitglieder, wahrscheinlich wegen ihrer besonderen Leistungen…):

    “Daraufhin veröffentlichte Business Insider als Beleg die exakte Summe aus dem Kaufvertrag, den Spahn und sein Ehemann am 21. Juli 2020 beim Notar unterschrieben haben: 4,125 Millionen Euro. (…) Aus den Grundakten geht zudem hervor, dass das Paar mindestens zwei Kredite für den Hauskauf aufgenommen hat. Entsprechende Grundschulden in Höhe von insgesamt zwei Millionen Euro wurden in das Grundbuch eingetragen. Dazu zählt ein Darlehen über 1,75 Millionen Euro von der Sparkasse Westmünsterland, mit der Spahn eine besondere Beziehung hat.”

    https://www.businessinsider.de/politik/spahn-finanzierte-villen-kauf-zum-teil-mit-einem-sparkassen-kredit-zuvor-sass-er-jahrelang-im-verwaltungsrat-der-bank/

    Da kann die MMT kommen! ;)

    Antworten
  8. Rolf Peter
    Rolf Peter sagte:

    Bisher dachte ich immer, die MMT sein nur eine aufgewärmte keynesianische Theorie. Doch sowohl im Artikel hier als auch in einer Darstellung der MMT, zu der hier kürzlich verlinkt wurde (genauer, zur Samuel Pufendorf-Gesellschaft) kommt die „schwäbische Hausfrau“ (SH) vor, ein Konstrukt, das in der keynesianischen Theorie nicht erscheint.
    Daher sollte man unbedingt mal die Rolle der SH in der MMT näher beleuchten. Dabei müsste man mindestens auf drei Aspekte eingehen:
    Warum „schwäbisch“ (und nicht bayerisch, indisch oder eskimoisch)?
    Warum Frau? Und:
    Warum „Haus“ (also mit der Schwäbin in Prenzlauer würde es nicht klappen?)?
    Fragen über Fragen. Für Leute wie Frau Spieker sicher ein paar lohnende Dissertationsthemen.

    Antworten
    • Christian Anders
      Christian Anders sagte:

      @Seuchenvogel

      Die zentrale Information liefert Henkel in diesem Artikel nicht.

      Der Saldo muss also ausgeglichen werden VOR einem Austritt. Ok.

      Preisfrage: WOMIT?

      Steht in dem Artikel: Nicht!

      Da fängt meine Nase nicht mal an zu jucken, wenn die Info aller Infos einfach mal so fehlt. Da kann man reiben, wie man will.

      Antworten
      • Seuchenvogel
        Seuchenvogel sagte:

        @ Christian Anders

        Eben nicht. Denn bisher drehte sich immer die Frage, was passiert, wenn zb. Italien austritt. Aber niemand hatte mal die Frage gestellt: Was passiert eigentlich, wenn Deutschland austritt. Denn dann müssten, ja eigentlich die Forderungen Deutschlands von den T2 Schuldnern ausgeglichen werden. Erst antwortet Draghi nicht und dann kam eine Antwort, die keine war: Es ist nicht vorgesehen, dass ein Land austritt. Durch die Blume hat Draghi gesagt: Wenn Deutschland austritt, dann muss es auf die Forderungen verzichten.
        Also die T2 Salden sind sowohl bei den Gläubigern als auch bei den Schuldnern ein Erpressungsmittel nicht auszutreten. Weil es sich einfach niemand leisten kann. Und dabei ist es egal, was das Volk will.

        Und noch was: Die Bundesbank hat in Ihrem letzten Monatsbericht kritisiert, dass die Deutschen falsch sparen und zu wenig Rendite erwirtschaften. Damit hat sie zwar Recht, aber die BUBA müsste sich auch mal die Frage gefallen lassen, wie sich fast 50% des deutschen Nettoauslandsvermögens verzinsen? Das sind nämlich die T2 Forderungen. Auf gut Deutsch: 50% des Nettoauslandsvermögens aller Bundesbürger (also derzeit rund 12.000 Euro pro Bundesbürger) erbringen KEINEN Ertrag. Dadurch gehen jährlich minimum 30 Milliarden Euro verloren. Eher wohl 50 Mrd. Euro. Das sind gut 400 Euro p.a. je Bundesbürger. Eine verdeckte Steuer zum Euroerhalt ist das. Normalerweise gehören die alle wegen Untreue im Amt angezeigt. Es ist schliesßlich die Pflicht der BUBA das Steuergeld vernünftig anzulegen.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Seuchenvogel

        „Was passiert eigentlich, wenn Deutschland austritt. Denn dann müssten, ja eigentlich die Forderungen Deutschlands von den T2 Schuldnern ausgeglichen werden.“

        Korrekt. In diesem Fall gehe ich davon aus, dass die TARGET-Salden einfach in Euro-Devisenreserven umgebucht werden (ist einfacher, als Banknotenbündel zu liefern). Es liegt dann an der Bundesbank, was sie hiermit macht. Sie hat dann sehr ähnliche Probleme wie in den 60er und 70er Jahren mit den vielen Dollarreserven.

        Insofern wird Deutschland auch nicht austreten, WEIL es dann sofort zu hohen Abwertungsverlusten käme. Um diese zu reduzieren – sowie insbesondere zum Schutz des Exportsektors – müsste die Bundesbank zudem noch intensiver als die SNB am Devisenmarkt intervenieren. Dagegen wären die 1 Bio TARGET wohl Peanuts.

        Die weiteren Alternativen habe ich hier erläutert: https://zinsfehler.com/2018/07/30/target-und-kein-ende/

        LG Michael Stöcker

  9. ruby
    ruby sagte:

    Das Problem mit Flassbeck ist, daß seine einzelstaatlichen Handlungsanleitungen in einer vernetzen weltweiten Wirtschaftskonstruktion niemanden interessieren, ja er sogar von den international Agierenden als Staatssekretär samt Finanzminister “abgeschoben” wurde.
    Praktische Irrelevanz nenne ich das und MMT ist überhaupt nicht konsens- bzw. definitionsfähig, weder in Staaten noch Mitgliedschaften.
    Reduziert auf einen grundlegenden Wirkungszusammenhang stellt diese Idee ein kamerales Ein- und Ausgabewesen dar und das steht längst auf der Abschussliste der Regelmacher.

    Antworten
  10. H. Hoffmeister
    H. Hoffmeister sagte:

    Nun, da MMT mehr als hoffähig ist und das zentrale Werkzeug dieser Theorie – Monetarisierung – im Grundsatz bereits weltweit mehr oder weniger umfangreich eingesetzt werden, frage ich mich nur eins: Warum zum Teufel haben wir solange gewartet, wo doch die Lösung so einfach ist ? All das Schwadronieren über “Wettbewerb”, “Schöpferische Zerstörung”, “Marktwirtschaft” ist doch dann völlig daneben. MMT propagiert ein finanztheoretisches Perpeutuum mobile, dessen Nichtnutzung mehr als fahrlässig ist. Warum tun wir nicht umgehend, wass Flassbeck et al fordern und schütten den Globus mit Notenbankgeld zu, bis alle in Warren Buffets Vermögensliga spielen ?

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @H. Hoffmeister

      “Warum zum Teufel haben wir solange gewartet, wo doch die Lösung so einfach ist ?”

      Das liegt am strukturellen Rassismus. Robert Mugabe hat die Erfolgsmethode schon vor über 10 Jahren in Zimbabwe durchgezogen, aber er wurde als BIPOC mit Diktatorenhintergrund einfach nicht von den alten weißen Männern in den USA und Europa ernst genommen.

      https://m.wsj.net/video/20150616/061615zimnote/061615zimnote_1280x720.jpg

      Wir brauchten erst den gesellschaftlichen Wandel um zu erkennen, dass der Schlüssel zur Lösung aller unserer wirtschaftlichen Probleme schon längst gefunden wurde. ;)

      Antworten
      • H. Hoffmeister
        H. Hoffmeister sagte:

        Herr Ott,
        Danke. Ich wusste, dass ich da Wissenslücken habe. Jetzt ist mir wohler denn je. Dann mal ran, ihr Monetarisierer, zeigt der Welt, wie einfach das leidige Wohlstandsproblem zu lösen ist.

    • markus
      markus sagte:

      @H. Hoffmeister:
      Ich denke, wir reden JETZT darüber, weil bis JETZT die Eliten (vor allem die Finanzeliten) gut mit der bisherigen “Marktwirtschaft” gefahren sind, diese nun aber am Limit ist und die Eliten (bzw. ein Teil davon) sich nun von MMT erhoffen, Revolten zu vermeiden und gleichzeitig “oben” bleiben zu können.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @markus

        Ja, der konventionelle Verschuldungsspielraum ist größtenteils ausgereizt. Daher werden jetzt diese unkonventionellen neuen Konzepte diskutiert und wahrscheinlich irgendwann ausprobiert. Wenn es einfach so weiter gehen könnte wie bisher, dann wären die Diskussionen unnötig.

        Federal Debt: Total Public Debt as Percent of Gross Domestic Product (USA)
        https://fred.stlouisfed.org/series/GFDEGDQ188S

        (Der Einfluss der Neuschulden aus Q2 2020 und des Wirtschaftseinbruchs im gleichen Quartal ist in dem Chart *nicht* abgebildet – die Daten gehen nur bis Q1 2020.)

  11. Al
    Al sagte:

    Mir persönlich ist die MMT weitaus sympathischer, als die Enteignungsphantasien von Links. Ein Blick auf das politische Personal lässt jedoch vermuten, dass wie beides bekommen werden.

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @AI:

      Wo ist der Unterschied zwischen Enteignung und MMT? Bei beiden nehmen Sie dem Geldhalter die Kaufkraft. Einmal durch offenes Wegnehmen, das andere Mal durch Entwerten seiner Nominalpapiere. Nur dass bei MMT auch noch die ganz kleinen Leute verlieren werden, die bei Enteignungen mangels Masse unten durch schlüpfen würden.

      Ich gebe Ihnen aber recht, wir werden wohl beides bekommen. Erst MMT, bis die Währung kaputt ist. Dann Enteignungen, um eine neue Währung überhaupt beginnen zu können. So etwas nennt sich dann Lastenausgleich, Hypothekengewinnabgabe, Goldverbot, u.ä. Da muss der Staat gar nichts erfinden, da reicht es, wenn sich der Finanzminister ein einziges Geschichtsbuch aus der Bibliothek ausleiht. Historische Vorbilder gibt es massenhaft.

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Al

      “Ein Blick auf das politische Personal lässt jedoch vermuten, dass wie beides bekommen werden.”

      Ja, hinaus läuft es auf beides. Die linksradikale Antifa-Oma Esken macht gerade ideologische Lockerungsübungen für zukünftige Rot-Rot-Grüne Koalitionen auf Bundesebene, da das ist die beste Kombination für die gleichzeitige Realisierung von sehr traditionellen und höchst progressiven Methoden, um die Wirtschaft zu ruinieren.

      Herr Selig hat Recht, MMT ist tragischerweise für “die Kleinen” mangels Fluchtmöglichkeiten oder Handlungsalternativen schlimmer als Enteignungen. Wenn Sie viel Vermögen haben, müssen Sie sich eher vor den Enteignern oder den Erschießungskommandos der Linkspartei fürchten als vor MMT: https://www.youtube.com/watch?v=cmOo1gSUpy8

      Aber wer weiß, vielleicht setzt sich Riexinger durch und wir treffen uns klassenübergreifend alle bei “nützlicher Arbeit” im Gulag, die Reichen weil sie reich sind und die Armen weil sie unverzeihlicherweise nicht richtig gegendert haben oder im Supermarkt “Zigeunersauce” kaufen wollten? ;)

      Antworten
    • markus
      markus sagte:

      @AI:
      Mir ist es lieber, wenn die Verhältnisse (wer profitiert wo und wer zahlt wo) möglichst nicht verschleiert werden. Weil das bisher verschleiert wurde, sind wir nun da, wo wir sind. Und da habe ich bei der MMT so meine Zweifel, dass das irgend etwas ehrlicher macht.

      Antworten

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Seuchenvogel Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.