Mario Draghi ist gescheitert – doch er konnte gar nicht gewinnen (I)

Eine wahre Flut an Artikeln beschäftigt sich mit der Rolle Mario Draghis als Chef der EZB in den letzten acht Jahren. Ab Übermorgen ist offiziell Christine Lagarde verantwortlich für die Geldpolitik im Euroraum. Obwohl so viel geschrieben wurde, denke ich, auch bto sollte Bilanz ziehen. Das scheint durchaus nötig, wenn ich mir so ansehe, was alles geschrieben wird. Und auch um klarzustellen, dass auch ich die Leistung Draghis differenziert sehe. Keineswegs gehöre ich in die Kategorie der EZB-Basher, wie auch einige meine Leser zu denken scheinen. So schickte mir einer mit erhobenem Zeigefinger einen Kommentar von n-tv zu dem Thema. Beginnen wir also damit.

Betitelt ist er mit „Die hohlen Phrasen der EZB-Basher“. Darin werden einige Argumente der Gegner der Geldpolitik auseinandergenommen:

  • „Draghi enteignet Sparer, saugt deutsche Konten leer
     Ein Blick auf die deutschen Konten insgesamt zeigt: Niemand saugt die leer! Im Gegenteil: Das Geldvermögen der deutschen Privathaushalte ist seit dem zweiten Quartal 2014, als die EZB den Einlagesatz zum ersten Mal unter null senkte, bis Anfang 2019 von weniger als 5 Billionen Euro auf weit über 6 Billionen Euro angewachsen – und zwar nicht trotz, sondern dank der Niedrigzinspolitik. Denn die ist maßgeblich für die lange gut laufende Konjunktur und die Vollbeschäftigung in Deutschland mitverantwortlich.“ – bto: Ja, die Rettung des Euros hat zu der guten Konjunktur beigetragen und die Bürger haben weiter gespart. Richtig wäre aber auch, dass sie noch mehr Geldvermögen hätten, wenn sie gleichzeitig auch noch einen positiven Zins auf ihrem Ersparten erwirtschaftet hätten.
  • „Die allgemein niedrigen Zinsen für Sparprodukte in Deutschland gehen nicht in erster Linie auf Draghis Entscheidungen zurück, sondern sind eine Marktentwicklung. Da die deutschen Privathaushalte, aber vor allem auch der Staat und die Unternehmen immer mehr sparen und vergleichsweise wenig Geld leihen, um zu investieren, sinkt der Preis fürs Geldausleihen, sprich der Zins.“ – bto: In vielen Beiträgen bei bto habe ich gezeigt, dass es in der Tat viele Gründe für die Zinsentwicklung gibt. Dies hier ist die Badewannentheorie. Richtig ist auf jeden Fall, dass die Politik der schwarzen Null unsere Ersparnisse ins Ausland treibt, u. a. in zins- und tilgungsfreie TARGET2-Positionen.
  • „EZB-Entscheidungen sind nicht demokratisch legitimiert
    (…) Die Mitglieder des EZB-Direktoriums werden vom Europäischen Rat, das heißt von den wiederum demokratisch gewählten Regierungen der EU-Mitgliedstaaten gewählt. Dazu kommen die Chefs der nationalen Notenbanken, die gemäß den demokratischen Verfassungen der Euro-Staaten bestimmt werden. Zudem ist die EZB an ihr in den Europäischen Verträgen festgelegtes Mandat gebunden. Dass sie sich daran hält, wurde mehrfach von Gerichten wie dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) überprüft.“ – bto: Das ist formal richtig. Andererseits kann man die Frage aufwerfen, ob die Stimmrechte in der EZB dem Anteil am Kapital (= Risiko) entsprechen sollten (ich denke ja!) und zudem, wie mit möglichen Mandatsüberschreitungen umgegangen wird. Denn dass diese vom EuGH gerügt werden, ist im gesamteuropäischen Kontext mehr als fraglich.
  • „Das Recht am Eigentum bedeutet Recht auf Zinsen auf Erspartes.“ – bto: Das ist natürlich Quatsch.
  • „Illegale Staatsfinanzierung
    (…) Aber tut sie das, wenn sie in großem Stil Banken Staatsanleihen abkauft? Das treibt schließlich die Nachfrage nach solchen Anleihen und damit ihren Preis nach oben und deren Verzinsung nach unten. (…) Der EuGH hat entschieden, dass die EZB das darf. Die Richter bestätigten, dass das Anleihekaufprogramm primär dem Ziel diene, die Inflation anzukurbeln.“ – bto: Abgesehen von dem bereits gemachten Kommentar mit Blick auf den EuGH muss man natürlich feststellen, dass es Staatsfinanzierung ist. Das war auch bei entsprechenden Käufen der Bundesbank so. Immer gab es den Umweg über das Bankensystem, es ist also nichts Neues. Das Problem kommt auf, wenn es zu einer ungleichen Verteilung der Risiken kommt (was passiert, wenn künftig vom Schlüssel abgewichen wird) und aufgrund der Nebenwirkungen (Kapitalflucht und damit TARGET2 Ungleichgewichte).
  • „Niedrigzinspolitik gefährdet das Bankensystem – Diese Probleme sind aber nicht in erster Linie auf die Leitzinsen der EZB zurückzuführen. Eines der Hauptprobleme – neben ineffizienten Strukturen, veralteten Computersystemen und überholten Geschäftsmodellen – ist die Konkurrenz von fast 1800 Kreditinstituten in Deutschland. In diesem harten Wettbewerb ist es Banken kaum möglich, ihre Kosten an die Kunden weiterzugeben.“ – bto: Auch das ist zutreffend.

Im Oktober 2018 erschien meine Geschichte zur Geldpolitik der EZB im Cicero. Mein Titel war damals „Mario Draghi – Retter und Umverteiler“, die Redaktion hat dem aber den Draghila-Titel verpasst, der in der EZB nicht gerade Begeisterung ausgelöst hat.

 

bto zu den Folgen der EZB-Politik zur Eurorettung im aktuellen Cicero

Darin habe ich erklärt: „Wir dürfen nicht vergessen, dass letztlich nicht Mario Draghi schuld ist, dass der Euro entgegen aller ökonomischen Vernunft von Politikern durchgesetzt wurde. Er kann nur versuchen, das Konstrukt am Leben zu erhalten und Zeit für eine politische Lösung zu kaufen. Deshalb erleichtert die EZB Schuldnern den Schuldendienst und fördert die Nachfrage nach Gütern durch immer günstigere Finanzierung.

Eine Politik, die auf die Erleichterung des Schuldendienstes durch billiges Geld setzt, ist zwingend eine Politik zulasten der Sparer. Statt eines großen Knalls erleben die Sparer die schleichende Enteignung. Zurecht findet die angesehene FINANCIAL TIMES Sparer haben in einer Welt von zu viel Geld und Schulden und unzureichender Nachfrage keinen „ökonomischen Nutzen“ mehr. Wer sein Geld nicht produktiv einsetzt, verdient es nicht, einen Ertrag darauf zu erwirtschaften, so das Blatt, welches sich auf den berühmten britischen Ökonomen John Maynard Keynes beruft, der angesichts der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre die „Euthanasie der Rentiers“ forderte.

Konkret bedeutet es:

  • Umverteilung von Sparer zu Schuldner: tiefe Zinsen, vor allem wenn sie unter der Inflationsrate liegen, bedeuten eine anhaltende und erhebliche Verschiebung von Vermögen vom Sparer zum Schuldner. Häuslebauer und Unternehmen aber vor allem der Staat profitieren von den tiefen Zinsen. Ohne die Enteignungsstrategie der EZB hätte Wolfgang Schäuble niemals die berühmte „schwarze Null“ erzielt. Mag das innerhalb Deutschlands noch akzeptabel sein – eine versteckte Steuer auf Geldvermögen – so ist es innerhalb der EU eine Verschiebung zwischen Ländern.
  • Umverteilung von unten nach oben: Nicht nur Schuldner profitieren von dieser Zins-Subvention zulasten der Sparer, es profitieren alle, die über genug Mittel und das Verständnis verfügen, ihr Geld in anderen Vermögenswerten zu investieren. Die Rede ist von Betriebsvermögen, Aktien und Immobilien. Aber auch Sammlerobjekte wie Kunst, Oldtimer, Uhren und Wein profitieren vom Umfeld des billigen Geldes. Alles, was man auf Kredit kaufen kann, wird attraktiver, wenn der Kredit billiger wird. So kann man den Zuwachs der weltweiten Vermögen, wie ihn beispielsweise der französische Reichtumsforscher Thomas Piketty beklagt, mit dem Rückgang des Zinsniveaus seit Mitte der 1980er-Jahre und der seither deutlich gestiegenen Verschuldung erklären. Die Sachvermögenspreise sind nach Daten des Flossbach von Storch Instituts seit 2008 im Schnitt um rund 4,5 Prozent pro Jahr gestiegen, was einem Gesamtzuwachs von über 50 Prozent entspricht. Eine Rendite von der die Sparer nur träumen können.

Ziel dieser Umverteilung ist, die Schuldenlast zu reduzieren. Die Alternativen zu diesem Vorgehen sind wenig erfreulich. Die Schuldner können entweder die Zahlungen einstellen oder aber Gläubiger und Schuldner einigen sich auf einen Schuldenerlass. Was stattfindet, ist nichts anderes als ein Schuldenerlass durch die Hintertür, ohne eine offizielle Vereinbarung, ohne Gegenleistung und – da von der EZB einseitig organisiert – auch ohne demokratische Legitimierung.“

Netto – auch das habe ich damals erklärt – profitiert davon selbst Deutschland. Zumindest kurzfristig. Perspektivisch werden die Ungleichgewichte, die in Folge dieser Politik entstehen, jedoch erheblich sein: neue Blasen an den Vermögensmärkten, “Japanisierung”, Zombifizierung, anhaltende ökonomische Eiszeit und am Ende dann doch Entwertung von Vermögen und das bleibende Risiko eines Zerfalls der Eurozone.

Draghi hat Zeit gekauft, die Politik hat sie nicht genutzt. Teil 2 der Bilanz um 15:00 Uhr bei bto.

Kommentare (21) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Martin S.
    Martin S. sagte:

    „Die allgemein niedrigen Zinsen für Sparprodukte in Deutschland gehen nicht in erster Linie auf Draghis Entscheidungen zurück, sondern sind eine Marktentwicklung.“

    Das ist das Problem in einem Regelwerk: Ursache und Wirkung sind nicht offensichtlich, da darf dann jeder im Nebel stochern. Man kann es beispielsweise auch so sehen: Die EZB hat den Zins gesenkt um die Nachfrage nach Kredit zu fördern, er wird aber nicht nachgefragt. Beispielsweise, weil das Risikomanagement nach 2008 zu hohe Anforderungen an den Kreditnehmer stellt (Sicherheiten, u.a.). Es waren ja die lockeren Kreditanforderungen, die die Finanzkrise provozierte. Irgendwo beißt sich die Katze in den Schwanz.

    Das Problem ist wohl ein anderes: Das Schneeballsystem bricht ohne exponentiell wachsende Nachschuldner zusammen. Der Nullzins ist nur ein Indikator.

    Antworten
  2. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    @ R. Ott

    Bevor Sie hier weiterhin mit Mielke-Vergleichen den bto-Troll mimen, nehme ich Ihren ebenfalls trolligen Kommentar mit der Zigarre zum Anlass, Ihrem Geschwätz doch noch ein wenig Substanz zu verleihen.

    Also: Was hat es mit der Zigarre/Zigarette und dem 100er Geldschein auf sich? Im dritten Video haben Sie die Gelegenheit, ein elementares Verständnis dafür zu bekommen, was Geld eigentlich ist und wozu es verwendet werden sollte, nachdem alle Schulden beglichen worden sind. Die Inspiration von Chin Meyer geht letztlich auf den Ökonomen Michal Kalecki zurück. Die Lösung finden Sie unter dem dritten Video: https://zinsfehler.com/geldsatire/

    Antworten
  3. Horst
    Horst sagte:

    “Draghi enteignet Sparer, saugt deutsche Konten leer…”

    Der Sparer enteignet sich selbst, da er nicht in der Lage ist, zu verstehen, dass ein Kreditgeldsystem kein Spargeldsystem (zumindest dauerhaft) sein kann.

    Darüberhinaus: Wem wurden 1 Billion EURO gutgeschrieben? Oma Erna wohl eher nicht, da sie ihr auf dem Sparbuch für Enkelchen Anna-Lena keine Zinsen gutgeschrieben wurden.

    Antworten
  4. Horst
    Horst sagte:

    “Richtig wäre aber auch, dass sie noch mehr Geldvermögen hätten, wenn sie gleichzeitig auch noch einen positiven Zins auf ihrem Ersparten erwirtschaftet hätten.”

    Wer, bitte, hätte sich “in einer Welt voller Schulden” zusätzlich, um den positiven Zins zu erwirtschaften, verschulden können oder sollen? Die üblichen Verdächtigen, wie Griechenland oder Italien, auf die hierzulande ob des “ausschweifenden Lebensstils” bereits gewettert wird?

    Diese Argumentation ist, mit Verlaub, lächerlich.

    Antworten
  5. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    Mario Draghi ist NICHT gescheitert.

    Gescheitert sind vielmehr die verqueren ökonomischen Theorien, die die Sinne der Menschen vernebelt hatten und leider immer noch viele vernebeln. Dazu zählen insbesondere Issing, Stark & Co. sowie die gesamte Zunft der Inflationsphobiker, die allesamt durch die Realität falsifiziert wurden. Ich verweise hier nochmals auf das peinliche Eingeständnis von Ottmar Issing von vor zwei Jahren: https://zinsfehler.com/2017/06/14/die-spaeten-bekenntnisse-des-ottmar-issing/

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      Trichet hat sich hingegen durchaus als lernfähig erwiesen:

      „That being said, the memorandum is not only incorrect in its criticism of the monetary policy, but it also omits three major successes of the ECB.”

      Die Replik auf das Memorandum der gescheiterten Sado-Monetaristen ist vor drei Wochen bei der FT erschienen: http://prod-upp-image-read.ft.com/c8b98512-ec31-11e9-85f4-d00e5018f061 (als PDF zu öffnen). Bislang verweigern sich die deutschen Medien hierzu komplett.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Stöcker

        “Gescheitert sind vielmehr die verqueren ökonomischen Theorien, die die Sinne der Menschen vernebelt hatten und leider immer noch viele vernebeln. Dazu zählen insbesondere Issing, Stark & Co. sowie die gesamte Zunft der Inflationsphobiker, die allesamt durch die Realität falsifiziert wurden.”

        Sie klingen ja wie Stasi-Chef Erich Mielke. Der sagte am Ende auch noch: “Ich liebe doch alle, alle Menschen!” Und Inflation ist ja gut für uns alle. ;)

    • Martin S.
      Martin S. sagte:

      Ihre Sprache ist nicht gerade souverän. ‘Vernebelte Menschen’, ‘Inflationsphobiker’, ‘peinliches Eingeständnis’, usw. lassen grüßen.’,

      Ich hatte es schon mal an anderer Stelle geschrieben: Es geht in der Ökonomie um regelungstechnische Prozesse, und die Ökonomen haben nicht die Werkzeuge diese zu modellieren. So kann sich jeder über den anderen erheben bis er auf die Nase fällt.

      Es ist auch Unsinn, sich über frühere Ansätze zu mokieren, da sich das Umfeld rasant geändert hat. Dann ist auch nichts ‘peinlich’, wenn man sich an neue Gegebenheiten anpasst.

      Wer feststellt, dass Draghi nicht gescheitert ist sollte dies zumindest anhand von Kriterien tun, von denen sich einige allerdings erst in der nächsten Zukunft prüfen lassen.

      Antworten
  6. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Ausgewogene Beurteilung, aber im Titel auch die falsche Alternative aufstellend:

    Es geht nicht um Scheitern oder Gewinnen.

    Die wesentlichen Fragen, die zu stellen sind, lauten:

    1)Hat die EZB unter Draghi ihr selbst gesetztes Ziel erreicht?

    2)Hat die Geldpolitik genutzt?

    3) Hat die Geldpolitik geschadet?

    Meine Antworten lauten:

    1) Die EZB hat ihr selbst gesetztes Ziel nicht erreicht, denn die Inflation liegt in der Eurozone unter der vorgegebenen Zielgröße von nahe, aber unter 2%.

    2) Die Geldpolitik hat genutzt, weil sie das Desaster eines Zerfalls der Eurozone verhindert hat und durch Aufkauf und Sterilisierung von Wertpapieren einen Beitrag zur wünschenswerten Entschuldung leistet.

    3) Die Geldpolitik hat geschadet, weil sie die Fehlallokation und Vermögensungleichheit befördert, zu hohe Staatsverschuldung begünstigt und damit den Druck zum Strukturwandel gemildert hat sowie mit finanzieller Repression die an sich schon schwachen Banken schwächt und Kontoinhaber entgegen deren Präferenzen in den Konsum zu treiben sucht.

    Dafür kann man der eigenen Situation nach oder auch der Einstellung zur Eurozone entsprechend Noten vergeben.

    Dabei sollte man sich aber immer bewusst sein:

    > „Wir dürfen nicht vergessen, dass letztlich nicht Mario Draghi schuld ist, dass der Euro entgegen aller ökonomischen Vernunft von Politikern durchgesetzt wurde. Er kann nur versuchen, das Konstrukt am Leben zu erhalten und Zeit für eine politische Lösung zu kaufen.>

    Damit unterliegen die Politiker und diejenigen, die sie gewählt haben, der Bewertung.

    Antworten
  7. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Das Thema lautet „Die hohlen Phrasen der EZB-Basher“?

    Viele dieser Phrasen sind tatsächlich hohl, aber eine nicht:

    Okay, lassen wir mal die ökonomischen Implikationen weg. Fakt ist aber, dass die EZB entgegen der Normen verbotene Staatsfinanzierung betreibt und ihre Unabhängigkeit nicht nutzt, genau das zu tun weswegen sie unabhängig ist: Politikern Geld vorzuenthalten, die sich beim Wähler nicht unbeliebt machen wollen.

    Wenn die EZB Staatsfinanzierung betreiben soll, sollen die Staaten die Regeln ändern. Punkt. Gesetzesbrüche untergraben jedes Vertrauen.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Wolfgang Selig

      Die EZB ist nicht unabhängig, um den Politikern Geld vorzuenthalten.

      Die Politiker brauchen Geld (für den Staat) und deshalb kann und darf ihnen niemand Geld vorenthalten.

      Richtig ist daher:

      Die EZB ist unabhängig, damit die Politiker sich nicht DIREKT durch sie finanzieren, d. h. sich ihrer Funktionalität des Gelddruckens bedienen können.

      Kurzum: Die EZB soll nicht direkte Staatsfinanzierung betreiben.

      Die EZB ist aber durch die ihr erlaubte Zinspolitik indirekt IMMER an der Staatsfinanzierung beteiligt, insoweit durch die Zinspolitik die reale Wirtschaft und damit die Steuereinnahmen beeinflusst werden und der Staat sich zu bestimmten Kosten verschuldet.

      Man kann lange darüber streiten, ob die EZB schon direkte Staatsfinanzierung oder noch indirekte betreibt.

      Die Beantwortung ist nicht so offensichtlich, wie viele meinen.

      Der EuGH beurteilt nach anderem Recht als das BVerfG, das nach dem Grundgesetz zu urteilen hat.

      Sie haben dessen ungeachtet vollkommen Recht:

      >Gesetzesbrüche untergraben jedes Vertrauen.>

      Wenn man bei der EZB danach sucht, ob und wie sie Vertrauen untergraben hat, wird man bei ihrer Rettung der Eurozone fündig, was ich an einem anderen Thread wie folgt begründet habe:

      Die EZB hat nicht das Mandat, die VORAUSSETZUNGEN ihrer Existenz, nämlich eine funktionierende Eurozone, SELBST zu schaffen, wenn diese ALLEIN durch die Politik geschaffen wurde.

      Man mag bestreiten, dass die EZB bei der Eurorettung einen FORMALEN Gesetzesbruch begangen hat, aber unstreitig hat sie manifestiert, dass man bei großen Herausforderungen wie der Stabilisierung der Eurozone kein VERTRAUEN in die Politik haben kann.

      Antworten
      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Herrn Dietmar Tischer:

        Sie formulieren es wohl korrekter. Ich bleibe dabei: ob direkte oder indirekte Staatsfinanzierung, Geld vorenthalten oder nicht. Das ist für mich nur Semantik. Die Unabhängigkeit der Bundesbank, die als Vorlage für die EZB diente, gab es nur aus dem einzigen Grund, die Fehler von 1923 nicht zu wiederholen. Und jetzt begibt sich die EZB gerade mit Anlauf auf diesen Weg und versucht den Spagat zwischen Hyperinflation vermeiden und dennoch der Politik so viel Geld wie nur irgendwie möglich zu verschaffen. Ich bin gespannt, ob sie das auf die Dauer schaffen. Ich bin skeptisch, denn mit je mehr Bällen ich jongliere, umso größer ist die Gefahr, dass einer runter fällt. Und inzwischen wird mit ziemlich vielen Bällen jongliert.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Unabhänigkeit & Staatsfinanzierung

        Jeder Staat, sogar der islamische, definiert sich über das Gewaltmonopol seines Territoriums.
        Ohne Monopol auf Gewalt ist kein Staat zu machen.

        Dementsprechend agieren alle Institutionen unterhalb dieses Staatsmonopoles und haben sich der gewaltsamen Umsetzung seines (Un-)Recht(s), z.B. dem islamischen, zu beugen.

        Dabei machen Verfassungsgerichte und Zentralbanken keine Ausnahme, ganz im Gegenteil sind beide Institutionen letzte Legitimationsadressen bevor der Staat seine Macht per Gewalt gegen Aufmüpfige durchsetzt.

        Natürlich ist mir ein Gefälligkeitsurteil des Bundesverfassungsgerichtes genauso lieb wie die Geldausschüttungen zur Rettung von Scheinwohlstand, Scheinguthaben…wenn es die Scheinrechtsstaatlichkeit rettet. Die Alternativen wären plündernde Polizeit und Militär, wie prügelnde vermummten Polizei mit Gummigechoßen und Hämmern bewaffnet….als mildeste Form staatlichen Missbrauchs von Gewalt. Bsp aus Spanien https://www.youtube.com/watch?v=BsNVFGdTZb8 Begleitende Berichterstattung durch scheinbar unabhängige, alternativlos zwangsfinanzierte, Medienanstalten sind nichts anderes.

        Aus diesem Zusammenhang lässt sich der Handlungsdruck und die politische Unfähigkeit sinnvolle, tragfähige Auswege zu gestalten, ablesen.

        Bleibt noch zu erwähnen, dass unser Staat sein Gewaltmonopol ausschließlich gegen schon länger hier lebende Menschen, auch außerhalb seiner gesetzlichen Legitimation. ausleben mag
        + , dass die EZB als Tochter der Nationalen Zentralbanken mehrfach falsches Spiel betreibt, weil grundsätzlich jeder Staat auf seinem Gebiet machen kann, was den Parteien einfällt.

        Draghi war erfolgreich als Illusionist die ganze Welt glauben zu machen der europäische Laden sei irgendwann etwas anderes als eine Ansammlung von egoistischen Nationalstaaten…mit Ausnahme vom DEUTSCHLAND.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Wolfgang Selig

        Es ist nicht Semantik, sondern ein funktionaler Unterschied, ob Staaten sich direkt durch die Notenbanken oder über die Märkte finanzieren. Er ist es auch dann noch, wenn die Notenbanken die Märkte beeinflussen.

        Man kann nicht einfach darüber hinwegsehen, weil die Konsequenzen unterschiedliche sind.

        Wenn der Staat sich dauerhaft zu viel Geld beschafft, besteht im ersteren Fall die Gefahr von nicht mehr zu bändigender Inflation und die im letzteren die von Staatsinsolvenz.

        Wenn die EZB unter Lagarde die Geldpolitik so betreibt, wie sie es unter Draghi getan hat, wird es kritisch.

        Denn dann werden die Banken die ihnen von der EZB auferlegten Negativzinsen an die Bankkunden weitergeben und zwar als BELASTUNG auch für Konten mit geringen Freibeträgen.

        Die Menschen werden massiv darauf drängen, dass die Politik die EZB davon abbringt.

        Gelingt dies nicht, ist es vorbei mit der Unabhängigkeit der EZB und Küssen für die liebe Christine.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      …und natürlich den Femen-Protest bei der EZB-Pressekonferenz 2015 als eine ganz aufgeregte junge Frau (leider mit T-Shirt, ohne Oberbekleidung hätte ich ihre Kritik an der EZB-Geldpolitik noch viel relevanter gefunden…) auf seinen Tisch sprang: https://www.youtube.com/watch?v=QAC3EGnr9hg

      Draghi, ich werd dich vermissen! ♥♥♥ Oder sehe ich dich bald wieder als Chef einer “technischen” Notregierung von Muttis Gnaden in Italien, sobald sich die Sterne und die Sozialdemokraten dort zerstritten haben aber die Legislaturperiode abgesessen werden muss weil sonst der böse ultra rechte Rechtspopulist Salvini mit seinen Rechten an die Macht kommt?

      Antworten
      • Ištar
        Ištar sagte:

        @ruby

        Der Stein der Weisen war längst gefunden ….. mit der Erfindung von Abgabenzwängen.
        Wozu noch Gold in Käse verwandeln?

        Alchemy nicht zur Transmutation von Blei in Gold, sondern von Mensch zu Gott.
        Mythologisch bei Ovid: de.wikipedia.org/wiki/Hermaphroditos

        Vulgärpopulistisch aus Hollywood:
        https://www.youtube.com/watch?v=k5XcblaWDE8

        Massentauglich mit Claudia Roth, Ursula v. d. Leyen, Christine Lagarde und zukünftig auch Kristalina Georgiewa, wenn mutmassliche Randgruppensorgen zu Herzensangelegenheiten werden… gleich nach dem Klimawandel.

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Michael Stöcker Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.