Ein intelli­genter Vorschlag zur Wohnungs­politik

Ich habe es schon oft angesprochen: Gerade im Wohnungsmarkt brauchen wir nicht weniger, sondern mehr Markt. Hier dazu ein intelligenter Vorschlag von Tobias Scheidacker, Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht:

  • „Immer wieder wird in der Politik und von Mieterverbänden ein besserer Schutz vor Mietsteigerungen und Eigenbedarfskündigungen gefordert.“ (…)
    Die Grünen fordern beispielsweise: „In der Rechtsprechung brachten zuletzt mehrere Urteile Erleichterungen für Vermieterinnen und Vermieter mit sich, insbesondere mit Blick auf Eigenbedarfskündigungen. Hiernach ist es für die Annahme einer berechtigten Eigenbedarfskündigung u. U. bereits ausreichend, wenn der Vermieter angibt, die Wohnung als Zweitwohnung nutzen zu wollen oder die Wohnung für sein Au-pair zu benötigen. Die Interessen der Mieterinnen und Mieter sind – obwohl auch ihr Recht an der Wohnung Verfassungsrang hat – nahezu immer nachrangig. Dies muss dringend geändert werden. (…)“ – bto: Mein Eindruck ist keineswegs, dass wir es mit einer vermieterfreundlichen Rechtsprechung zu tun haben.
  • „Mit der Zielrichtung, Mietenanstiege zu verringern und Eigenbedarfskündigungen zu verhindern, wurden in der letzten Zeit diverse gesetzliche Änderungen vorgenommen: So wurde zum 01.01.2020 die Mietspiegelstatistik von 4 auf 6 Jahre ausgedehnt, um ältere = niedrigere Werte mit zu berücksichtigen.“ – bto: Das ist nichts anderes als ein langsamer Einstieg in den Mietendeckel.
  • „Die Modernisierungsumlage wurde zum 01.01.2019 von 11 % auf 8 % jährlich heruntergesetzt und der BGH verlangt eine rechnerische Beschränkung auf ‘reine Modernisierungskosten’ abzüglich ‘fiktiver Instandsetzungskosten’. Architekten sagen mir, dass sich das nicht berechnen lässt, was jede Modernisierung zu einem unkalkulierbaren Risiko macht, d. h., sie unterbleibt i. d. R. nun und aus anwaltlicher Sicht muss man davon deswegen eindeutig abraten.“ – bto: Das sehe ich ganz genauso!
  • Aufteilungen von Mehrfamilienhäusern in Eigentumswohnungen wurden weitgehend verboten (…). Speziell in Berlin wird die Stadt zunehmend insgesamt zu einem Milieuschutzgebiet, in dem Mieten steigernde Modernisierungen und Aufteilungen in Eigentumswohnungen verboten sind (…) Ausweichbewegungen von Vermietern, etwa in Ferienwohnungsvermietung u. Ä., werden verboten, ebenso Leerstand (Zweckentfremdungsverbot).“ – bto: Es ist eine Politik, die gegen jede Art von Privateigentum agiert. Die Folge: Die Deutschen werden noch ärmer.
  • „Zugleich fordern Teile der Politik weitere Verschärfungen: noch geringere Modernisierungsumlagen, noch geringere oder gar keine Mieterhöhungen, Verbot von Eigenbedarfskündigungen soweit irgendwie möglich, und die Kosten der Bewirtschaftung soll der Vermieter künftig möglichst auch nicht mehr vom Mieter ersetzt verlangen können, Beispiel CO2-Umlage.” – bto: Das ist ein Eingriff mit entsprechenden Langfristfolgen.
  • „Wenn sich vermieten nicht lohnt, vielleicht sogar der Vermieter draufzahlt, wird der Vermieter selbst nutzen wollen oder an jemanden verkaufen, der selbst nutzen will. Um dennoch beide Ziele durchzusetzen, hat die Politik die vorstehende Interventionsspirale entfacht (…).“ – bto: Hayek hat es schön beschrieben.

Jetzt kommen wir zur intelligenten Lösung, die allein schon deshalb nicht kommen wird, weil sie eben das ist:

  • „Mein Vorschlag schützt nicht nur dauerhaft und endgültig vor Mietpreissteigerungen, sondern er führt sogar zu sinkenden Wohnkosten, ohne dass die Einnahmen des Vermieters schrumpfen. Er schützt zugleich endgültig vor Eigenbedarfskündigung und auch jeder anderen Form von Wohnungskündigung, und zwar ohne jede Ausnahme. Außerdem verhindert mein Vorschlag Altersarmut.“ – bto: Das ist eine Einführung, die neugierig macht.
  • „Ich habe mir diese Lösung nicht selbst ausgedacht, sondern sie stammt aus der BR-Drucks. 75/51 vom 26.01.1951. Der Gesetzgeber wollte damals der Bevölkerung ermöglichen, zu niedrigsten möglichen Kosten zu wohnen. Altersarmut durch zu hohe Mieten sollte vermieden werden. Auch wollte der Gesetzgeber die Bevölkerung vor jeder denkbaren Kündigung ihres Wohnraums schützen. Also wurde das WEG geschaffen. Seit 1951 haben die Menschen die Möglichkeit, nicht nur ganze Grundstücke und Häuser, sondern auch eine einzelne Wohnung zu kaufen. Das schützt gleichermaßen vor Mietsteigerung, vor Wohnungsverlust durch Kündigung und vor Altersarmut. Diese Möglichkeit besteht bis heute für jeden, der sie sich leisten kann.“ – bto: Mehr Privateigentum führt auch zu einer stabileren Gesellschaft.
  • „Und genau darin liegt das Problem: Kaum einer kann sich das heute noch leisten. Die Ursache dafür liegt allerdings allein in der Politik, d. h., sie wäre durch simple politische Entscheidung zu beheben.“ – bto: Das stimmt und ich habe dazu auch schon einiges geschrieben.
  • „Zuerst sind mit dem Kauf hohe Grunderwerbsteuern verbunden. Wer für 500.000 Euro in Berlin eine 3- oder 4-Zimmer-Wohnung kaufen will, muss 6 % Steuer zahlen, das sind 30.000 Euro. Das ist für viele gerade junge Familien zu viel. Mein Vorschlag Nr. 1 lautet daher: die Grunderwerbsteuer für den Kauf einer selbst genutzten Wohnung abschaffen.“ – bto: Und wenn man will, kann man das bis zu einem bestimmten Betrag kappen, man will ja “die Reichen” nicht entlasten.
  • „Statt Menschen dauerhaft Wohngeldzuschüsse zu zahlen, könnte der Staat hier mit einer Ausfallbürgschaft helfen. Mein Vorschlag Nr. 2 lautet daher: für den Kauf einer selbstgenutzten Wohnung der Bank eine für den Wohnungskäufer kostenlose staatliche Ausfallbürgschaft für 20 % des Kaufpreises zu stellen. Diese kann im Grundbuch nachrangig abgesichert werden und kostet den Staat idealerweise kein oder fast kein Geld, weil es i. d. R. nämlich nicht zu Ausfällen kommt und sie im Übrigen dann besichert wären. Die Bürgschaft erlaubt den Banken, 100 % zu finanzieren, aber nur 80 % im Risiko zu stehen. (…) In Zeiten (zu) hoher Zinsen könnte man das über die KfW mit einer Zinsvergünstigung für den Kredit ergänzen, so dass die Menschen mehr in die Tilgung und nicht so viel in den Zins zahlen.“ – bto: Sehr gute Idee, denn wir müssen am Beginn helfen.
  • „Zum dritten müssen die Menschen die Wohnung, in der sie leben, auch kaufen können. Dazu ist es notwendig, dass die Wohnung a) rechtlich als Wohnung existiert und b) der Eigentümer bereit ist, sie zu verkaufen. Ersteres lässt sich dadurch erreichen, dass Umwandlungen nicht verboten, sondern gefördert werden. Dort, wo der Staat selbst Eigentümer ist, kann er entscheiden, seine Häuser aufzuteilen und den Bewohnern günstig zum Kauf anzubieten. In Berlin gibt es rund 323.000 landeseigene Wohnungen – wieso müssen die dem Land gehören und nicht ihren Bewohnern?“ – bto: Thatcher hat das in Großbritannien vor Jahrzehnten gemacht und eine Bevölkerung der Eigentümer geschaffen.
  • „Privaten Eigentümern könnte man bei einem Verkauf an die Bewohner steuerliche Vergünstigungen gewähren, etwa die Steuerfreiheit für den Veräußerungsgewinn auch vor Ablauf von 10 Jahren. Das würde einen Anreiz für einen Verkauf an die aktuellen Mieter setzen und sicherlich bewirken, dass vielfach Verkäufe an diese stattfinden. Auch der Neubau würde davon sicherlich profitieren.“ – bto: Das ist im Kern eine freiheitliche, marktwirtschaftliche Antwort auf Knappheit.
  • „Ein größeres Programm zur Alterssicherung, zum Vermögensaufbau der Bevölkerung und zum Kündigungsschutz von Wohnraum ist m. E. kaum denkbar, und das Beste ist: Es kostet den Staat fast nichts. Er muss es nur tun. Zwar fallen Einnahmen der Länder aus Grunderwerbsteuern weg. Im Gegenzug reduziert sich aber dauerhaft und in steigendem Maße die Notwendigkeit von Wohnkostenhilfen oder ergänzende Sozialhilfe an Bedürftige, namentlich Ruheständler. Auch die Gerichte würden von Mieterhöhungs- und Eigenbedarfsprozessen entlastet, die Bezirksämter könnten Personalkosten in den Umwandlungs- und Zweckentfremdungsabteilungen einsparen, Gerichtsvollzieher hätten weniger Räumungen durchzuführen, die von der Politik adressierten Härten würden schlagartig abnehmen und im Zeitverlauf weiter schwinden.“ – bto: Leider ist der Vorschlag viel zu freiheitlich und gibt den Bürgern mehr Autonomie. Damit widerspricht er den Interventionswünschen der Politik.

ikb-law.blog: „Schutz vor Mietenexplosion und Eigenbedarfskündigung“, 5. Mai 2022

Kommentare (51) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Jacques
    Jacques sagte:

    Tut mir leid Herr Stelter, aber der größte Preistreiber war leider die EZB.
    Natürlich stimmen auch ihre Punkte, aber ohne den Nullzins wäre dieser Wahnsinn auf dem Immobilienmarkt nicht möglich gewesen.
    Dadurch wurden selbst die Preise für absolute Schrottimmobilien in den letzten fünf Jahren nur aufgrund des Grundstücks gen Himmel gepusht.
    Ähnlich in den Niederlanden, Schweden, Australien & NZ, UK und USA.

    In den USA stiegen die Immopreise 2020 +10,4% und 2021 +19%, als man auch in den USA wegen Corona nochmal den Geldturbo gezündet hat.

    Da wäre man auch völlig verrückt gewesen Grundstücke zu verkaufen. Jetzt kommt der große Kater und der Immobilienmarkt steht gewaltig unter Druck.
    Langfristig sieht der dt. Immomarkt aufgrund der Demografie sowieso eher negativ aus.

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  2. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    @Christian Anders, @Felix

    “Der IQ – Test ist eine zuverlässige Aussage über das individuelle Potential, Sachprobleme zu lösen …”
    Die Betonung liegt wohl auf “Potential” ?

    Heraklit behauptete angeblich, dass die Welt zwar ein Logos ist, aber nicht logisch.

    Die größten Verbrechen der Menschheit werden und wurden von guten Menschen in bester Absicht verbrochen.

    Die größten Dummheiten werden von intelligenten Menschen durch zu viel Nachdenken produziert.

    Eine ernst gemeinte Frage an den Physiker (und damit auch Mathematiker):

    “Unsere Illusionen sind ohne Ende.
    Wir geloben, Sie alle zu überwinden”

    Ist das ein Paradoxon ?
    Ist die Aufgabe lösbar oder ein unlösbarer Zirkelschluss ?

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    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Felix

      “Der IQ – Test ist eine zuverlässige Aussage über das individuelle Potential, Sachprobleme sinnvoll zu lösen.”

      Das geht in die richtige Richtung, ist aber nicht vollständig. Es gehört “in einer bestimmten Zeit” oder so was mit in den Satz. Die Tests sind absichtlich mit Zeitdruck angelegt, so dass niemand alles schafft. Wer am meisten richtig schafft, hat den höchsten IQ. Ohne zeitliche Einschränkung könnten auch Probanden mit niedrigerem IQ dieselben Sachprobleme sinnvoll lösen. Dauert halt nur. Dafür sind letztere dann ggfs. in der Lage, die Lösungswege auch anderen Probanden mitzuteilen, zu erklären, was-weiß-ich…

      IQ gemessene Intelligenz ist nur eine Facette guter Problemlösungswege.

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      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Stoertebekker

        “Wer am meisten richtig schafft, hat den höchsten IQ. Ohne zeitliche Einschränkung könnten auch Probanden mit niedrigerem IQ dieselben Sachprobleme sinnvoll lösen.”

        Nur bis zu einer bestimmten Untergrenze. Die ganz untersten Perzentile werden alleine gar keine sinnvolle Lösung für schwierige Probleme finden können.

        Das ist zum Beispiel der Grund, wieso die US-Armee keine Rekruten nimmt, die bei ihren Armee-spezifischen Intelligenztests in den untersten 10% der Verteilung landen, was einem IQ von unter 80 entspräche.

      • Namor
        Namor sagte:

        @stoertebekker
        Am Bsp.: Es gibt Worterkennungstests. Hängt dann auch vom Jahrgang ab. Damit kann man zb bei Alzheimerpatienten im Anfangsstadium noch auf den IQ (der mal da war) schließen.

        Bsp Frage: Was ist ein Kapaun? Wenn man es nicht weiß, weiß man es nicht, keine Zeit der Welt hilft da. Bei logischen oder räumlichen Aufgaben ist es genau so. Zeit hilft für ein paar Punkte, aber nkeune Zeit der Welt hilft ins nächste Perzentiel. Ausser bei dezitierten Speedtests, ist aber selbstredend.

        Die Tests sind übrigens so zu wählen, dass möglichst hohe Werte erzielt werden, aber kein Deckeneffekt auftritt. Ist das selbe wie in der (Elektro-) Messtechnik. Je näher das Ergebnis am Endwert ist, desto geringer ist der Messfehler, der immer in Prozent am Max.Enwert angegeben wird.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @R Ott @Thomas M. @Namor

        Völlig richtig. Hatte ich auch so gemeint und deshalb „könnten“ und nicht „können“ geschrieben. Ist aber zugegebenermaßen nicht eindeutig formuliert. Fehlen wohl n paar IQ-Punkte.

        PS1 Auch in meinem Bild von der Welt gibt’s Deppen…
        PS2 Wissensfragen wie nach dem Kapaun kann ich nicht erinnern. Zudem gibt es ja idR mehrere (vier (?)) Antwortmöglichkeiten, aus denen man auswählt. Bei den Sprachaufgaben geht es schon um feine Unterscheidungen (im Sinne von das Gleiche/das Selbe). Deshalb ist man – wenn man eine Fremdsprache schulisch gelernt hat – in diesem Teil manchmal besser als der intuitiven Muttersprache.

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ stoertebekker,
        ihre aussage ist schon sehr gewaagt und überheblich:

        wer hat denn die weltweit größten desaster und katastrophen zu verantworten?
        sich am wenigsten der kleine mann!
        aber, wie sieht es mit der intelligenz” aus?
        gibt es in diese ebene noch realitätssinn und vernunft?

        wer war verantworlich für den WK II ? besser, wer hat ihn nicht verhindert?

        maßgebliche leute hatten alle (mit wenigen einschränkungen) studiert etc.

        wenn intelligente leute super erfindungen gemacht haben, dann heisst dies noch lange nicht, dass andere intelligente leute damit keinen blödsinn gemacht haben.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @foxxly

        PS Der „kleine“ und der „große“ Mann sind doch keine Synonyme für niedrigen und hohen IQ, falls Sie das meinen. Fragen Sie mal bei IQ-Clubs nach – Sie werden sich wundern, wieviel „kleine“ Mannen dort sind. Und bei den „großen“ sind deren Defizite in der Tat häufig öffentlich sichtbar.

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ alle

      >“Der IQ – Test ist eine zuverlässige Aussage über das individuelle Potential, Sachprobleme zu lösen …”>

      Das PROBLEM dabei ist:

      So gut wie ALLES kann zu einem Sachproblem gemacht werden.

      Somit:

      Mit HOHEM individuellen Potential kann auch der GRÖSSE Unsinn für großen SCHADEN zustande gebracht werden.

      Antworten
      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @D Tischer

        Na, es gibt ne Menge Themen, die emotionale Intelligenz verlangen, um was zu verändern. Das kann man nun auch als Sachproblem definieren, mir scheint allerdings, dass @Felix das nicht in diesem Sinne gemeint hat. Sachprobleme brauchen MINT-Mindset. Und da sind die IQs schon ganz gut geeignet.

        Für emotionale „Aufgaben“ taugen die als Testkriterium ganz sicher nicht.

        PS Mir sind Leute an der Schwelle zur Hochbegabung am liebsten, weil sie dann häufig noch größere soziale Kompetenzen aufweisen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        Sie unterliegen einem Missverständnis.

        Es gibt KEINE emotionalen Aufgaben.

        Es gibt MOTIVE, auch emotionale für die jeweilige Aufgabe.

        Man könnte darüber streiten, ob nicht ALLE Aufgaben, d. h. das dahinter stehende WOLLEN etwas zu erreichen, emotional motiviert sind.

        Wie auch immer:

        Gesamtgesellschaftlich ist das WOLLEN entscheidend – egal aus welchen Motiven es sich speist, z. B. ANGST vor dem Klimawandel, BESTREBEN nach mehr Sicherheit etc.

        Die JEWEILIGE Intelligenz, sei es „emotionale“, sei es „rationale“, die eingesetzt werden kann, ist ein mehr oder weniger geeignetes MITTEL, die jeweilig Aufgabe zu lösen.

        Je nach Aufgabe, gibt es selbstverständlich UNTERSCHIEDLICH geeignete Mittel.

        Das meinen Sie wohl – und darin sind wir uns einig.

  3. JürgenP
    JürgenP sagte:

    Vielleich sollte mehr über genossenschaftlichen Wohnungsbau nachgedacht werden. Erwiesenermaßen ein gutes, insbesondere langfristig gutes Modell.

    https://wohnungsbaugenossenschaften-hh.de/genossenschaften/

    Selbstverständnis:

    “Übertragen auf Wohnungsbaugenossenschaften bedeutet dies insbesondere die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, die Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität und die Förderung nachbarschaftlichen Zusammenlebens. Über ihre Genossenschaftsanteile sind die Mitglieder „Miteigentümer“ der Genossenschaft, der Wohnungsbestand ist Gemeinschaftseigentum.

    Eine Genossenschaft setzt auf die Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Dabei hat jedes Mitglied eine Stimme, unabhängig von der Zahl der jeweiligen Mitgliedsanteile. Statt Umsatz und Gewinn bilden Solidarität, gesellschaftliche Verantwortung und demokratische Entscheidungsfindungen die Säulen der Unternehmensethik. Eine Wohnungsbaugenossenschaft ist somit nicht nur Wirtschaftsunternehmen, sondern vor allem auch Sozialgemeinschaft”.

    Wer’s nicht glaubt, muss sich nur mal die Bilanzen anschauen.

    … was will man mehr?

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @JürgenP

      “Vielleich sollte mehr über genossenschaftlichen Wohnungsbau nachgedacht werden. Erwiesenermaßen ein gutes, insbesondere langfristig gutes Modell.”

      Das ist sicher richtig, aber erfolgreiche Genossenschaften zu organisieren, schaffen die roten Selbstversorger-Quotenfrauen und die grünen Geschäftlhuber mit dem Klimafimmel nicht mehr. Leider zu blöd dafür.

      Antworten
  4. W14
    W14 sagte:

    Ohne Angebotsausweitung führen viele gut gemeinte Maßnahmen zum weiteren Anheizen der Immobilienpreise: Die Abschaffung/Reduktion der Grunderwerbsteuer führt ja nicht zu günstigeren Immobilien, sondern mehr Rendite für den Verkäufer. Die Zahlungsbereitschaft der Käufer gehr ja nicht nach unten. In UK hat die Privilegierung von Selbstnutzern bis zu gewissen Grenzen zu erheblichen Verzerrungen am Markt geführt.
    Andersherum führen subventionierte Kredite und Ausfallbürgschaften des Staates (ebenfalls in UK als “Help to buy” praktiziert) zu einer Erhöhung der Zahlungsbereitschaft der Käufer und einer Überschuldung in der Gesellschaft. Das Konzept des Niedrig-/Negativzinses ist ja ursächlich für viele Probleme am Immobilienmarkt.

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  5. Carsten Pabst
    Carsten Pabst sagte:

    “Kaum einer kann sich das heute noch leisten. Die Ursache dafür liegt allerdings allein in der Politik” ist in meinen Augen so nicht richtig.
    Die Politik trägt zwar oft zur Kostenexplosion bei, ist aber nicht allein verantwortlich.
    Dafür ist Bauen zu komplex und mir diese Antwort zu billig.
    Zum Beispiel der Vorlauf, um Baustoffe und Materialien zu organisieren, ist nach der Pandemie wesentlich länger als vorher.
    Lieferkettenschwierigkeiten sind nur bedingt der Politik anzukreiden.

    Es gibt viele Gründe, warum Kosten beim Bauen explodieren, die der Politik, aber auch sehr oft der Gesellschaft zuzuschreiben sind. Hier nur ein kleine Auflistung:

    Zu viele Gemeinden halten Bauland bewusst knapp. Die Folge: Hohe Bodenpreise

    Lange Baugenehmigungsfristen, dadurch erhöhte Finanzierungskosten

    Allzu detaillierte und überzogene Festlegungen in den Bebauungsplänen seitens der Gemeinden

    Hohe Erschließungskosten (Monopolstellung der Versorgungsunternehmen)

    Oftmals leider sehr unfähige Tragwerksplaner und Architekten. Werdegang: Abitur, keine Berufausbildung im Handwerk, drei Wochen im Praktikum den Schubkarren gequält und anschließend studiert, soviel Berufserfahrung (Praxiserfahrung) wie die Grünen in der Bundesregierung.

    Architektenhonorar- Bausumme: da könnt man noch hier, und noch bißchen da…..ja finden Sie? Das sieht aber auch schön aus, jetzt wo sie es sagen!

    Die einzelnen Gewerke kommunizieren nicht miteinander, Absprachen werden nicht eingehalten

    Völlig aus dem Ruder laufende Gesetzesvorgaben im Bezug auf Energieeinsparung (Im Altbau liegt der Hund begraben, nicht im Neubau).

    Völlig überzogene Ansprüche der Bauherren an die Kubatur des Bauwerkes.

    Völlig überdimensionierte Geschossflächen.

    Fenster über Eck, Auskragungen, überdimensionierte Fensteröffnungen, Erker, Rundungen, begehbare Kleiderschränke, mehr Stromleitungen im Haus wie in Biblis, Küchen wie Jamie Oliver, ein Urlaub MUSS aber anschließend noch drin sein.

    Überschätzen der Eigenleistung seitens der Bauherren.

    Keller!!! Nur für Jäger und Sammler.

    Badausbauten, als wäre man Nachfahre vom muslimische Großmogul Shah Jahan. Bodenfliesen groß wie Orientteppiche.

    Außenanlagen, die kurz nach Bezug auch abgeschlossen sein müssen (Da lagen früher Jahre dazwischen).

    Ein Großteil der Gesellschaft, die Ihren Kindern härtere Arbeit anscheinend nicht mehr zutraut und zumutet (Das Kind soll es mal besser haben! Besser als wer???)
    Stichwort Werkunterricht, der irgendwann in den Schulen in den Neunzigern größtenteils eingestellt wurde. Einzelnen Kindern könnte es ja gefallen
    und anschließend ein Handwerk wählen!

    Viel zu späte Einbindung von Frauen in handwerkliche Berufe. Und glauben sie mir: Die wir bis jetzt im Ausbildungszentrum hatten waren top.
    Denen hat nicht gefehlt, was Oliver Kahn immer vermisst.

    Somit Facharbeitermangel, schon oft diskutiert hier (bei einer Million Langzeitarbeitslosen, ich lach mich schlapp).

    Dreiste Handwerker

    Westbalkan- Regelung läuft 2023 aus, sollte schleunigst entfristet werden und reformiert werden.

    Und, und, und….

    Ja, die Politik ist für sehr vieles verantwortlich, was im Wohnungsbau kostentreibend ist. Dr. Stelter und Herr Scheidacker haben sehr gute Vorschläge genannt. Wäre schön, wenn die Politik es umsetzt.

    Ich habe hier auch manchmal überspitzt formuliert.

    Aber die Gesellschaft sollte auch ab und zu in den aufgehängten Spiegel schauen. Nur auf die Politik einschlagen, ist mir dann auch zu einfach.

    In diesem Sinne: Ob Kirche oder Puff; Das Dach muss druff!
    Beste Grüße
    Carsten Pabst

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Carsten Pabst

      >Nur auf die Politik einschlagen, ist mir dann auch zu einfach.>

      RICHTIG.

      Nur durch Politik – im weitesten Sinn verstanden – ändert sich etwas.

      Aber Politik ist NICHT monokausal die URSACHE bestimmte Verhältnisse.

      Antworten
    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @C Pabst

      Das erste Haus baut man für den Feind, das zweite für den Freund, das dritte für sich.

      Leider bräuchte der Durchschnittsträumer dafür mindestens zwei Auferstehungen. Also bleibt er beim ersten Haus stehen.

      PS Sie haben noch die modernen Küchenarbeitsplatten aus Keramik oder Beton vergessen.

      Antworten
      • Carsten Pabst
        Carsten Pabst sagte:

        Hallo Stoertebekker,
        ja Beton ist auch schwer gefragt in der Küche. Und das Küchenwaschbecken dann mit einer Hochdruckarmatur von Grohe. Dann kann man in der Wohnküche auch mal einen Wildkörper zerwirken.
        Und da ich schon 3 Häuser sehr lange hinter mir gelassen habe, baue ich wohl für den Orthopäden und Physiotherapeuten🤣
        Aber weiterhin mit Herzblut.
        Beste Grüße
        Carsten Pabst

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @C Pabst

        🤣🤣🤣

        Selbst wenn ich ne Hochdruckarmatur hätte, stünde bei mir zwischen Wildkörper und Küche immer noch der Körper meiner Frau 🤷‍♂️

        PS Ich mach jetzt mal wieder den Räucherofen an, tagsüber ist’s immer noch zu warm…

  6. Nordlicht
    Nordlicht sagte:

    Blick aus Dänemark: Hier werden Wohnhäuser und ETW sehr hoch fremdfinanziert, oft 90%.
    Und es gibt keine Grunderwerbsteuer, auf den Käufer kommt einzig die Gebühr zum Eintrag ins Kataster zu. Da Kauf/Verkauf auch ohne Makler erfolgt, entfallen auch diese Kosten.

    Sowohl Wohn- als auch Arbeitsmobilität sind hier grösser. Die Kündigungsfrist richtet sich nach Dauer der Betriebsangehörigkeit und beträgt zwischen einem Monat (- bei weniger als 5 Monate Arbeitsdauer) und sechs Monaten (bei mehr als 8,5 Jahren). Besonderer Begründungen bedarf es nicht.

    (Siehe auch: https://www.welt.de/politik/ausland/article233657655/Daenemark-Regierung-will-Arbeitslose-zu-gemeinnuetziger-Arbeit-verpflichten.html)

    Antworten
  7. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    Guter Vorschlag. Für eine andere Bevölkerung gemacht.

    In unserer Angst dominierten Bevölkerung ist hinsichtlich Eigenverantwortung, Risiken eingehen, sich-um-die-schwierigen-Dinge-des-Lebens-selbst-kümmern-müssen Hopfen und Malz verloren.

    Hab in Berlin zu Hochzeiten des Mietendeckels zwei kleine Wohnungen gekauft (in meinem Erfahrungsportfolio ist der richtige Einstiegszeitpunkt deutlich erfolgreicher als der richtige Ausstiegszeitpunkt). Beide Male ist den Mietern der Kauf angeboten worden – beide Male erschrecktes Wegducken.

    @Vater Thiel. Bin bei Immobilien nicht so pessimistisch. Hab da eher Sorgen vor massiver Besteuerung.

    Antworten
    • Nordlicht
      Nordlicht sagte:

      Gleiche Erfahrung gemacht. Es mietet sich recht gemütlich in Berlin; wer als Mieter zufrieden ist, hat keine Motivation zum Kauf.
      Mietsteigerungen sind praktisch nicht zu befürchten, da am Mietenspiegel schon lange schamlos manipuliert wird.

      Antworten
  8. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Es ist richtig, dass dieser Vorschlag eine Lösung ist.

    Er ist aber NICHT die BEHAUPTETE:

    >„Mein Vorschlag schützt nicht nur dauerhaft und endgültig vor Mietpreissteigerungen, sondern er führt sogar zu sinkenden Wohnkosten, ohne dass die Einnahmen des Vermieters schrumpfen.>

    Der Vorschlag schützt NICHT diejenigen, die sich KEINE Wohnung kaufen können.

    Das ist eine erhebliche Anzahl von Menschen.

    Wenn AUCH diese Menschen dem Vorschlag zustimmen würden, könnte er eine KONFLIKTFREIE Lösung sein.

    Stimmen sie NICHT zu, ist der Vorschlag gesamtgesellschaftlich eher SPALTEND als befriedend.

    Antworten
  9. Felix
    Felix sagte:

    Dieser Vorschlag wird inhaltlich so schon seit Jahrzehnten diskutiert. Er benötigt allerdings eine gesunde Erwerbsgesellschaft und wenigstens halbwegs stabile Familien, um auf deren Grundlage positive langfristige Wirkungen zu entfalten. Beides ist nicht mehr hinreichend gegeben. Wir erleben gerade den Exodus der Menschen, an die sich solche Maßnahmen ja richten würden. Wenn die aber schon weg sind… .

    Meiner Meinung nach, sind inzwischen weitaus stärkere Maßnahme erforderlich. Als erstes müssten die Politiker entmachtet werden, die aktiv die Entmündigung der Menschen und die Auflösung des Mittelstands betreiben. Dazu ist es wahrscheinlich auf demokratischem Wege bereits zu spät.

    Was passieren müßte, ist eine vollkommene Konzentration aller Unterstützung auf die tragenden Teile der Gesellschaft:

    1. Totale steuerliche Entlastung des Mittelstandes.
    2. Totaler Abbau von bürokratischen Hürden bei Wohnungsbau und allen unternehmerischen Tätigkeiten.
    3. Totale Förderung der Bildung der Jugend und der Weiterbildung der Erwachsenen. Dabei Feststellung der Förderungsfähigkeit durch flächendeckende Intelligenztest.
    4. Beschränkung der Parteien auf die Parlamente. Vorrang der direkten Wahl. Einfluss der Wähler auf die Liste nach kommunalen Vorbild.

    Und schließlich zum Thema Wohnen:

    Erhebliche Zuschüsse und Darlehen für Familien und junge Arbeitnehmer (Unternehmensgründer werden anders unterstützt, die sollen schließlich erstmal 10 Jahre richtig schuften und dabei ist es sinnvoll, wenn sie aus dem Rucksack leben.).
    Die AfD hatte da sinnvolle, aber noch sehr zurückhaltende Pläne.
    Wir haben sowenig junge Familien in Deutschland und verschenken gleichzeitig soviel Geld an Fremde. Ich schätze, den allermeisten ist überhaupt nicht klar, was wir alles machen könnten, wenn wir wollten.

    Allerdings wird nichts von dem vorgenannten passieren. Dafür sind wir längst zu dekadent.
    Also, was gibt es zu essen? Was gibt es neues im Fernsehen?

    Antworten
    • Vater Thiel
      Vater Thiel sagte:

      @Felix

      Mittlerweile bin ich schon so weit, dass ich die Rettung nur noch von Seiten des ambitionierten Teils unserer Neubürger sehe.
      Vielleicht werden die Mustafas, Ayshes u.s.w. unsere neuen schwäbischen Häuslebauer und Hausfrauen.

      In meiner Heimatstadt wird die echte, harte, dreckige Arbeit an der Infrastruktur fast nur noch von Nicht-Bio-Deutschen geleistet.
      Abbruch-, Reinigungsunternehmen u.s.w. firmieren unter orientalisch klingenden Namen.
      Die sind von der Mentalität so deutsch wie die Generation meiner Eltern.
      Geerdet, materialistisch, konservativ, familienbezogen, ohne Flausen im Kopf.

      Mein alter Freund N. arbeitet als Leiter eines Freizeitheims.
      Er ist sich sicher: Wenn die jungen Männer dort volljährig sind und wählen, wird das der AfD einen echten Schub geben.

      Die Frage wird sein, ob diese Leute ihre mit zugezogenen Bürgergeldempfänger werden mitfinanzieren können und wollen.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Vater Thiel

        “Die Frage wird sein, ob diese Leute ihre mit zugezogenen Bürgergeldempfänger werden mitfinanzieren können und wollen.”

        Schwer absehbar. Vielleicht tun sie es aus landsmannschaftlicher Verbundenheit. Sie sehen oft, dass in der Heimat verfeindete ethnische Gruppen ihren Konflikt im neuen Zielland fortsetzen und sich dafür die passenden Parteien suchen, zum Beispiel wählen die “Erdogan-Türken” in Deutschland meistens die SPD, die Kurden hingegen die Linkspartei – und diese erbitterte Feindschaft überlagert die wirtschaftspolitischen Themen, wo die Unterschiede zwischen SED und SPD ja nicht mehr allzu groß sind.

        In den Niederlanden sitzt eine dezidierte “Erdogan-Türken-Partei” mit dem Namen “DENK” sogar im Parlament, weil es in den Niederlanden keine Sperrklausel gibt reichen dort schon 2% der Stimmen für Mandate.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Doc Fischer

        Das waren bestimmt hochaggressive jugendliche Lutheraner – am 31. Oktober war schließlich Reformationstag.

      • Dr.Lucie Fischer
        Dr.Lucie Fischer sagte:

        @Richard Ott, 8:23
        Es gibt eskalations-mässig noch Platz nach oben:
        Wenn die ” Sekunden- Kleber ( = regressiv- infantil ) – Masche in Museen und Strassen nicht mehr genug Aufmerksamkeit bringt,
        wird die – meine Prognose- ” last generation” zu drastischeren Mitteln greifen:
        Menschen einfach atmen zu viel, Projekt
        ” Rettung des Planeten Erde”
        Massenpsychose, ” Werther-Effekt”.

        Werther-Effekt
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        Äskulapstab
        Dieser Artikel behandelt das Thema Suizid. Hilfe kann in Notfällen unter dem Euronotruf 112 oder bei einer Telefonseelsorge gerufen werden.

        Als Werther-Effekt wird in der Medienwirkungsforschung, Sozialpsychologie und Soziologie die Annahme bezeichnet, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Suiziden, über die in den Medien ausführlich berichtet wurde, und einer Erhöhung der Suizidrate in der Bevölkerung besteht.
        Inhaltsverzeichnis

        1 Begriffsherkunft
        2 Wissenschaftliche Forschung
        3 Reaktion der Medien
        4 Papagenoeffekt
        5 Empirische Befunde
        6 Literatur
        7 Weblinks
        8 Einzelnachweise

        Begriffsherkunft

        Der Begriff geht zurück auf das Auftreten einer „Suizidwelle“ nach der Veröffentlichung von Goethes Roman Die Leiden des jungen Werthers im Jahr 1774 und seiner zahlreichen Nachahmungen (Wertheriaden). Dieses Phänomen wurde in der Wissenschaft kontrovers diskutiert: Während einige Forscher von einer Epidemie sprachen, verweisen andere auf die rückwirkend unzureichende epidemiologische Erfassung oder sprechen von keinen nachweisbaren Selbsttötungen in der Nachahmung von Werther.[1] Andere Forscher verweisen auf eine zweistellige Anzahl von Suiziden, die nachweislich in Zusammenhang mit dieser Buchpublikation gestanden hätten.[2] Ein Fall davon betrifft Christiane Henriette Sophie von Laßberg, die sich am 16. Januar 1778 in der Ilm ertränkte. Sie hatte angeblich ein Exemplar eines Werther bei sich.[3] In Adam Mickiewicz romantischem Dramenzyklus Totenfeier (1823) begeht der Protagonist Gustaw Selbstmord auch unter dem Einfluss der Lektüre von Goethes Romans.

        Vom Werther-Effekt zu unterscheiden ist der Begriff des „Wertherfiebers“, der das Phänomen bezeichnet, dass sich Teile der bürgerlichen Jugend in Reaktion auf den Roman[1] unter anderem wie die Figur des Werther in die so genannte Werther-Tracht (bestehend aus blauem Tuchfrack, gelber Weste, Kniehosen aus gelbem Leder, Stulpenstiefeln und rundem, grauem Filzhut) kleideten. Goethe selbst hatte mit einer solchen Wirkung seines Werkes nicht gerechnet. Er schrieb später in Dichtung und Wahrheit:[4]

        „Wie ich mich […] dadurch erleichtert und aufgeklärt fühlte, die Wirklichkeit in Poesie verwandelt zu haben, so verwirrten sich meine Freunde daran, indem sie glaubten, man müsse die Poesie in Wirklichkeit verwandeln, einen solchen Roman nachspielen und sich allenfalls selbst erschießen; und was hier im Anfang unter wenigen vorging, ereignete sich nachher im großen Publikum und dieses Büchlein, was mir so viel genützt hatte, ward als höchst schädlich verrufen.“

        Der Stadtrat in Leipzig verbot die Verbreitung des Werther im Januar 1775 mit der Begründung: „Es wird hier ein Buch verkauft, welches den Titel führt Leiden des jungen Werthers. Diese Schrift ist eine Empfehlung des Selbst Mordes.“ Auch das Tragen der Werther-Tracht wurde verboten. Das Verbot galt in Leipzig bis 1825. Auch in anderen Städten wurde die Verbreitung des Briefromans untersagt.

        Der Leipziger Rechtswissenschaftler Christian Gottlieb Hommel soll dagegen 1778 geäußert haben: „Alle Welt hat dieses Buch gelesen, aber sich noch niemand erschossen.“ Und an anderer Stelle: „Ich weiß aber, daß einer sich erhängt hat, der einen theologischen Schrieb gegen Goethe bis zum Ende durchgelesen hat.“[5]
        Wissenschaftliche Forschung

        Für den Wirkungszusammenhang zwischen dem Vorbild-Suizid und den Nachfolgetaten benutzen Wissenschaftler die Begriffe Imitationshypothese, Suggestionstheorie, Enthemmungseffekt oder Ansteckungshypothese. Der „Werther-Effekt“ wird nicht nur von Medienforschern und Psychologen untersucht, sondern auch von Wissenschaftlern der Suizidologie.

        Der Begriff Werther-Effekt wurde 1974 von dem amerikanischen Soziologen David Philipps eingeführt, der als erster Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen der Berichterstattung über Suizide prominenter Personen und der Suizidrate der Bevölkerung nachweisen konnte. Er recherchierte, über welche Selbsttötungen Prominenter die New York Times zwischen 1947 und 1967 auf der Titelseite berichtet hatte – es waren 33 Fälle –, und untersuchte die amtlichen Statistiken über Todesfälle auf mögliche Auswirkungen auf die Suizidrate. Philipps stellte in allen Fällen einen Anstieg der Rate fest.[6] Die Zahl der Nachahmungstäter war umso höher, je prominenter der Suizident war. Die größte Suizidwelle dieser Untersuchung wurde durch die Berichterstattung über den Tod Marilyn Monroes ausgelöst, obwohl es zu ihrem Tod verschiedene Theorien gab und gibt. Weitere Studien von Philipps, in denen er behauptete, Nachahmungen seien auch kausal nach fiktiven Suiziden in Seifenopern nachweisbar, gelten jedoch als unzureichend und nicht aussagekräftig.[7]

        In Deutschland beobachteten die Psychologen Armin Schmidtke und Heinz Häfner im Zusammenhang mit dem mehrteiligen ZDF-Film Tod eines Schülers im Jahr 1981 eine statistische Häufung bei Eisenbahnsuiziden unter Jugendlichen in Westdeutschland. Die sechs Folgen erzählen die Vorgeschichte einer Selbsttötung durch einen Eisenbahnzug aus verschiedenen Perspektiven, der Moment des Suizids wurde zu Beginn jeder Folge gezeigt. Die Rate der Eisenbahnsuizide unter 15- bis 19-Jährigen nahm in der Zeit während und fünf Wochen nach der Ausstrahlung der Serie im Vergleich zu den Jahren davor und danach bei Männern um 175 Prozent und bei Frauen um 167 Prozent zu. Bei Männern im Alter über 40 und Frauen über 30 Jahren wurde dagegen kein Effekt festgestellt. Die Serie wurde anderthalb Jahre später erneut gezeigt und produzierte dann einen etwas geringeren Effekt.[8][9][10]

        Jüngere Studien kommen zu der Feststellung, dass es Nachahmungseffekte bei Suiziden gibt, wobei diese bei der Berichterstattung realer Fälle höher ausfallen als bei fiktionalen Suiziden. Jane Pirkis und R. Warwick Blood werteten 2001 in einer Metastudie 42 Studien aus und gelangten zu ähnlichen Ergebnissen. Nach Schmidke und Schaller sowie anderen sind folgende Einflussgrößen relevant: Publizitätsgrad, Art der Medien, Anzahl und Art der Rezipienten, Eigenschaft der Rezipienten, Art des dargestellten Verhaltens, Valenz des Modells („Vorbild“), Darstellung der Konsequenzen sowie kurz- und langfristige Effekte der Medienmodelle auf den Rezipienten. Nicht bestätigt sowie teilweise kritisiert wird die Gefahr eines reinen Kausalzusammenhangs: Robert D. Goldney stellte die Beziehung zwischen Medienberichten und Suiziden zwar nicht in Frage, warnte aber davor, Medien zum „Sündenbock“ zu machen. Vielmehr seien andere Risikofaktoren wie psychische Störungen mitursächlich.[11]

        Neben prominenten Vorbildern spielen bei Suiziden auch der Ort und die Methode des Suizids eine Rolle. So gilt die Golden Gate Bridge als Reiseziel von Suizidenten. Ebenso sei nach der Berichterstattung über Robert Enke die Zahl der Schienensuizide angestiegen, nach Angaben des Leipziger Psychiatrieprofessors Ulrich Hegerl mit viermal so vielen Toten unmittelbar nach der Tat. Bereits in den 1950er Jahren wurde nach der Berichterstattung über das Pflanzenschutzmittel E 605 eine Zunahme der suizidalen Vergiftungen mit diesem Mittel registriert. Karl-Heinz Ladwig, Professor für Psychosomatische Medizin sagte: „Man muss sich noch nicht einmal mit dem Menschen identifizieren können, um seine Tat nachzuahmen.“ Es genüge bereits, dass sich durch Medienberichte die Methode oder der Ort des Suizids im kollektiven Bewusstsein festsetze.[12]

        Im Juli 2017 forderte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die US-Fernsehserie Tote Mädchen lügen nicht über den Suizid einer Schülerin sofort abzusetzen, da sie eine erhebliche Gefahr für labile und psychisch kranke junge Menschen bedeute. Er verwies dabei auf den Werther-Effekt. Verbandssprecher Josef Kahl erklärte, dass diese Serie internationale Richtlinien missachte, wie über Suizid berichtet werde.[13]

        Gould et al. veröffentlichten 2014 eine Studie, in der die Berichterstattung von Suiziden, bei denen es danach innerhalb eines halben Jahres zu einer Häufung von Suiziden am selben Ort kam, und die Berichterstattung von Suiziden, nach denen es zu keinen weiteren Suiziden kam, verglichen wurden. Es zeigte sich, dass die Berichterstattung, bei der es danach zu einer Häufung von Suiziden am selben Ort kam, häufiger und detaillierter über den ersten Suizid berichtete. Es wurden u. a. Name, Zeit, Ort, Methode und Abschiedsbriefe veröffentlicht und der Bericht war häufiger auf Titelseiten. Es zeigten sich in dieser Studie größere Effekte beim Bericht über Suizid von Jugendlichen und Prominenten, mit denen sich die Suizidgefährdeten identifiziert und sie als Vorbild gesehen haben.[14]

        Sonneck et al. (1994) fanden heraus, dass die U-Bahn-Suizide in Wien zwischen 1984 und 1987 enorm gestiegen sind. Die Gründe für den Anstieg der Suizide in diesem Zeitraum liegen u. a. darin, dass das U-Bahn-System als Suizidmittel eine hohe Akzeptanz erfuhr und sehr dramatische Berichterstattungen über die Suizide in allen großen österreichischen Zeitungen veröffentlicht wurden. 1987 entwickelte die Arbeitsgruppe der österreichischen Gesellschaft für Suizidprävention Richtlinien für die Medien und führte Diskussionen. Seitdem druckten Zeitungen nur noch kürzere und weniger detaillierte Artikel, die nicht auf der Titelseite veröffentlicht wurden, oder berichteten erst gar nicht über einen Suizid.[15]
        Reaktion der Medien

        Seit 1997 gibt es zum Schutz des Privatlebens und der informationellen Selbstbestimmung der Betroffenen eine Richtlinie des Deutschen Presserats zur Berichterstattung über Suizidenten: „Die Berichterstattung über Selbsttötung gebietet Zurückhaltung. Dies gilt insbesondere für die Nennung von Namen und die Schilderung näherer Begleitumstände.“[16] Allerdings hat der Pressekodex keine bindende Wirkung. Die Chefredaktion der Bild-Zeitung etwa äußert, dass die Redakteure des Blattes „mitunter das Berichterstattungsinteresse deutlich höher einschätzen als der Presserat.“ Dies werde „in Grenzfällen immer so sein“.[17]

        In Norwegen enthielt bereits die früheste Fassung des Vær-varsom-Plakats von 1936 als zweiten Satz die Aufforderung, die Presse solle „nicht über Suizid, Suizidversuche und Geisteskrankheiten“ berichten, „außer in ganz außerordentlichen Fällen“.[18] Bei diesem Plakat handelt es sich um eine bis heute maßgebende Selbstverpflichtung für norwegische Journalisten.

        Publizistikwissenschaftler der Uni Mainz stellten in einer empirischen Untersuchung zum Fall Robert Enke fest, dass deutsche Medien keineswegs eine selbstauferlegte Zurückhaltung zeigten, sondern ausführlich über die Selbsttötung berichtet hatten.[19]

        Der Schweizer Presserat hat eine Leitlinie, die das Anregen von Nachahmungen vermeiden soll: „In allen Fällen beschränkt sich die Berichterstattung auf die für das Verständnis des Suizids notwendigen Angaben und darf keine intimen oder gar herabsetzenden Einzelheiten enthalten. Um das Risiko von Nachahmungstaten zu vermeiden, verzichten Journalistinnen und Journalisten auf detaillierte, präzise Angaben über angewandte Methoden und Mittel.“

        Viele Medien haben interne Richtlinien zur Berichterstattung über Suizide und verpflichten sich zum freiwilligen Verzicht auf Publikation, sofern die Umstände der Selbsttötung nicht bereits für öffentliches Aufsehen gesorgt haben.

        Dass das Thema in Redaktionen nicht noch ernster genommen wird, erklärt der Medienjournalist Stefan Niggemeier damit, dass die bisherigen Erkenntnisse der Forschung dem Selbstverständnis von Journalisten entgegenstehen: „Schon der Gedanke, dass nur das Berichten einer Tatsache – sogar unabhängig davon, ob man Namen oder andere Details nennt – erhebliche negative Folgen haben kann, ist schwierig für Journalisten.“ Er kommt zu dem Schluss: „Natürlich muss es dann auch möglich sein, zu sagen: Das hier ist zwar eine ganz spannende Geschichte, und ich weiß auch 37 Details, die ich gerne erzählen würde, aber ich schreibe trotzdem ganz nüchtern und lasse von den 37 Details 36 weg. Ja, das läuft den normalen Regeln des Journalismus zuwider, aber an der Stelle müssen die Regeln dann halt mal ausgesetzt werden!“[20]

        Die Blue Whale Challenge (oder,Blue Whale Game‘), die sich in den letzten Jahren im Netz verbreitet hat und eigentlich ein Hoax sein soll, hat aufgrund der Aufmerksamkeit, die sie in den Medien erhalten hat, viele (suizidale) Jugendliche dazu gebracht, im Internet nach riskanten Inhalten zu suchen und sich für derartige Spiele zu interessieren. Je mehr unreflektierte Berichterstattungen es über solche Challenges gibt, desto mehr werden Menschen, die gefährdet sind, dazu geleitet, sich an eigenen Gruppen zu versuchen, und vermutlich werden sich desto mehr Teenager auf die Suche nach solchen Gruppen begeben.[21]
        Papagenoeffekt

        Der Papagenoeffekt steht inhaltlich dem Werther-Effekt gegenüber und beschreibt den Umstand, dass eine gewisse Berichterstattung über Suizide sogar solche in Zukunft verhindern kann.

        Wichtig sind hierbei folgende Aspekte:

        Beschreibungen von konstruktivem Krisenmanagement
        Vermeidung einer monokausalen Darstellung des Motivs
        Verzicht auf detailreiche Beschreibungen der genauen Umstände der Tat und der Person
        Interviews mit Angehörigen
        Keine Heroisierung oder Romantisierung
        individuelle Problematik erklären, Lösungsansätze und professionelle Hilfsangebote aufzeigen

        Der Begriff stammt von der Figur Papageno aus Mozarts Oper Die Zauberflöte, der seine anfänglichen Suizidgedanken mit Hilfe von Anderen überwinden kann.[22]
        Empirische Befunde

        Eine Studie des Suizidforschers Niederkrotenthaler et al. (2010) an der Medizinischen Universität Wien, in der circa 500 Artikel zum Thema Suizid und Zusammenhänge mit Änderungen und Suizidraten analysiert wurden, zeigte, dass die Darstellung des individuellen Suizidgedankens ohne suizidales Verhalten negativ mit Suizidraten korreliert und Berichte über Menschen, die Krisensituationen konstruktiv und ohne suizidales Verhalten bewältigen, mit einer Senkung der Suizidraten einhergehen.[23]

        Jerome A. Motto untersuchte 1970 die Häufigkeit von Suiziden während eines Streiks gegen Zeitungen in Detroit vom 17. November 1967 bis zum 10. August 1968.[24] 268 Tage lang gab es keine Zeitungsberichte. In dieser Zeit verringerte sich vor allem die Suizidrate bei Frauen. Es zeigte sich ein Rückgang der Suizide und -versuche um 75 %. Nach Ende des Streiks stieg die Suizidrate wieder auf das vorherige Level an.[25]
        Literatur

        Jerome A. Motto: Newspaper Influence on Suicide: a Controlled Study in: Archives Of General Psychiatry, 23. Heft 2/1970, S- 143–148. doi:10.1001/archpsyc.1970.01750020047006
        David P. Phillips: The Influence of Suggestion on Suicide: Substantive and Theoretical Implications of the Werther Effect. In: American Sociological Review, 39 (1974), S. 340–354.
        Armin Schmidtke, Heinz Häfner: Die Vermittlung von Selbstmordmotivation und Selbstmordhandlung durch fiktive Modelle. Die Folgen der Fernsehserie „Tod eines Schülers“. In: Nervenarzt. 1986, S. 502–510.
        Armin Schmidtke, Heinz Häfner: The Werther effect after television films: new evidence for an old hypothesis. In: Psychological Medicine, 18, 1988, S. 665–676.
        Holger Steinberg: Der „Werther-Effekt“. Historischer Ursprung und Hintergrund eines Phänomens. In: Psychiatrische Praxis, 26, 1999, S. 37–42; ISSN 0303-4259.
        Martin Andree: Wenn Texte töten. Über Werther, Medienwirkung und Mediengewalt. Fink, München u. a. 2006, ISBN 3-7705-4316-5.
        Arno Herberth, Thomas Niederkrotenthaler, Benedikt Till (Hrsg.): Suizidalität in den Medien. Interdisziplinäre Betrachtungen. Suicidality in the Media. Interdisciplinary Contributions. Lit, Münster / Wien 2008, ISBN 978-3-8258-1641-4.
        Alice Ruddigkeit: Der umgekehrte Werther-Effekt. Eine quasi-experimentelle Untersuchung von Suizidberichterstattung und deutscher Suizidrate. In: Publizistik, 55, Heft 3/2010, ISSN 0033-4006, S. 253–273.
        Eckart Klaus Roloff: Das schwierige Forschen nach dem Werther-Effekt. In: Publizistik, 55, Heft 4/2010, S. 427–430; ISSN 0033-4006.
        Carsten Reinemann, Sebastian Scherr: Der Werther-Defekt. Plädoyer für einen neuen Blick auf den Zusammenhang von suizidalem Verhalten und Medien. In: Publizistik, 56, Heft 1/2011, S. 89–94; ISSN 0033-4006.
        Sebastian Scherr, Carsten Reinemann: Belief in a Werther effect: Third-person effects in the perceptions of suicide risk for others and the moderating role of depression. In: Suicide and Life-Threatening Behavior, 2011, 41, S. 624–634; doi:10.1111/j.1943-278X.2011.00059.x.
        Sebastian Scherr: Medien und Suizide. Überblick über die kommunikationswissenschaftliche Forschung zum Werther-Effekt. In: Suizidprophylaxe, 40, Heft 3/2013, S. 96–107; ISSN 0173-458X, suizidprophylaxe-online.de (PDF; 0,5 MB)
        Markus Schäfer, Oliver Quiring: Gibt es Hinweise auf einen „Enke-Effekt“? Die Presseberichterstattung über den Suizid von Robert Enke und die Entwicklung der Suizidzahlen in Deutschland. In: Publizistik, 58, Heft 2/2013, S. 141–160; ISSN 0033-4006.
        Der „Werther-Effekt“. In: Die Welt, 21. Februar 2008 (Bericht über eine Suizidserie in Wales)
        W. Ziegler, U. Hegerl: Der Werther-Effekt. Bedeutung, Mechanismen, Konsequenzen (PDF) In: Nervenarzt, 2002, 73.1, S. 41–49.

        Weblinks

        Volker Faust: Selbstmord als Nachahmungstat – Der „Werther-Effekt“ als medien-induzierte Selbsttötung. (PDF; 261 kB)
        Tobias Jochheim: Eine Frage von Leben und Tod. (Memento vom 26. September 2010 im Internet Archive) zum medialen Umgang mit Suiziden beim Medienjournalismus-Portal MedienMonitor

        Einzelnachweise
        Benedikt Jeßing: Wertherfieber. In: Benedikt Jeßing, Bernd Lutz, Inge Wild (Hrsg.): Metzler Goethe Lexikon. Personen – Sachen – Begriffe. 2., verbesserte Auflage. Stuttgart / Weimar 2004, S. 471.
        W. Ziegler, U. Hegerl: Der Werther-Effekt – Bedeutung, Mechanismen, Konsequenzen. In: Nervenarzt, Springer-Verlag 2002, S. 41.
        berner-buendnis-depression.ch (PDF; 150 kB)
        zeno.org
        Gustav Radbruch, Heinrich Gwinner: Geschichte des Verbrechens. Versuch einer historischen Kriminologie. Frankfurt am Main 1991, S. 310.
        Hans-Bernd Brosius, Walther Ziegler: Aufsatz Massenmedien und Suizid: Praktische Konsequenzen aus dem Werther-Effekt in Communicatio Socialis 34 (2001), Nr. 1: 9–29; abgerufen im April 2016.
        Michael Kunczik, Astrid Zipfel: Gewalt und Medien – Ein Studienhandbuch. 5. Auflage. 2006, S. 94.
        Volker Faust: Selbstmord als Nachahmungstat – Der „Werther-Effekt“ als medien-induzierte Selbsttötung. (PDF; 261 kB), in: Psychiatrie heute.
        Tod nach Muster. In: Der Spiegel. Nr. 25, 1986 (online).
        Michael Kunczik, Astrid Zipfel: Gewalt und Medien. Ein Studienhandbuch. UTB, 2006, S. 96.
        Michael Kunczik, Astrid Zipfel: Gewalt und Medien – Ein Studienhandbuch. 5. Auflage. 2006, S. 101.
        Christoph Cadenbach: Der Enke-Effekt. In: Süddeutsche Zeitung. Magazin Heft 07/2010.
        Pressemitteilung zu Tote Mädchen lügen nicht im Internet-Archiv
        Madelyn S Gould, Marjorie H Kleinman, Alison M Lake, Judith Forman, Jennifer Bassett Midle: Newspaper coverage of suicide and initiation of suicide clusters in teenagers in the USA, 1988–96: a retrospective, population-based, case-control study. In: The Lancet Psychiatry. Band 1, Nr. 1, Juni 2014, ISSN 2215-0366, S. 34–43, doi:10.1016/s2215-0366(14)70225-1 (elsevier.com [abgerufen am 24. Juni 2018]).
        G. Sonneck, E. Etzersdorfer, S. Nagel-Kuess: Imitative suicide on the Viennese subway. In: Social Science & Medicine. Band 38, Nr. 3, Februar 1994, ISSN 0277-9536, S. 453–457, doi:10.1016/0277-9536(94)90447-2 (elsevier.com [abgerufen am 24. Juni 2018]).
        presserat.info
        Chefsache Suizidberichterstattung. Interview beim Medienjournalismus-Portal MedienMonitor, 15. Oktober 2008.
        Rolv Werner Erichsen: For ytringsfrihet under ansvar. Norsk Presseforbund 1910 / 1935 / 1960. Bergen 1960, S. 277.
        Markus Schäfer, Oliver Quiring: Gibt es Hinweise für einen „Enke-Effekt“? – Die Presseberichterstattung über den Suizid von Robert Enke und die Entwicklung der Suizidzahlen in Deutschland. In: Publizistik, 58(2). 2013, S. 141–161.
        Noch viel Luft nach oben. Interview beim Medienjournalismus-Portal MedienMonitor, 15. Oktober 2008.
        „Suizid-Challenge“ Blue Whale: Was dahinter steckt und wie Eltern dagegen kämpfen. In: Motherboard. 20. Juni 2017 (vice.com [abgerufen am 24. Juni 2018]).
        Papageno-Effekt. Eintrag im Online-Lexikon für Psychologie und Pädagogik, 22. Februar 2016.
        Thomas Niederkrotenthaler, Martin Voracek, Arno Herberth, Benedikt Till, Markus Strauss: Role of media reports in completed and prevented suicide: Werther v. Papageno effects. In: The British Journal of Psychiatry. Band 197, Nr. 3, 2010, ISSN 0007-1250, S. 234–243, doi:10.1192/bjp.bp.109.074633 (cambridge.org [abgerufen am 24. Juni 2018]).
        loc.gov

        Jerome A. Motto: Newspaper Influence on Suicide. In: Archives of General Psychiatry. Band 23, Nr. 2, 1. August 1970, ISSN 0003-990X, S. 143, doi:10.1001/archpsyc.1970.01750020047006 (jamanetwork.com [abgerufen am 24. Juni 2018]).

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        Diese Seite wurde zuletzt am 4. Oktober 2022 um 18:50 Uhr bearbeitet.
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    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Felix

      Moin, will Sie bezüglich 3.) ja nicht enttäuschen.

      Aber wenn Sie sich mal in Gruppen mit gemessen hohem IQ umhören, würden Sie diesen Punkt schnell wieder kassieren. Ein IQ-Test (in heutiger Ausprägung) liefert weder eine Garantie für bildungswillige noch bildungsfähige Kohorten hinsichtlich der positiven Entwicklung der Gesellschaft. (Vielleicht wollen Sie die Test aber auch nutzen, um die hochintelligente Gruppe auszuschließen. Das würde aber auch zu breit ausfiltern.)

      Bezüglich der Jugend haben wir schon häufig diskutiert. Wer (lebenspraktische) Bildung als wirklich wichtig ansieht, kann sie aus dem heutigen Ausbildungssysem bekommen. Das fundamentale Manko ist die Weitergabe des Wertes des regelmäßigen “Kämpfen müssen” durch die bildungsbürgerlichen Eltern bzw. den gesellschaftlichen Konsens. Oder in leicht anders nuancierter Aussage von N. Taleb “The three most harmful addictions are heroine, carbohydrates and a MONTHLY SALARY.”

      (Bei den bildungsfernen Schichten wiederum ist “Kämpfen müssen” Alltag und Bildung wird als wertlos [fürs Ziel des gesellschaftlichen Aufstiegs] angesehen. Bei der Einschätzung der Zielrelevanz der Bildung kommen dann die beiden Milieus wieder zusammen.)

      Und schauen Sie sich doch mal hier im Forum um. Wieviel echte Weiterbildungsbereitschaft gibt es denn unter Erwachsenen (gehe mal davon aus, dass wir hier schon eine Kohorte an “Interessierten” haben)?

      Antworten
      • Felix
        Felix sagte:

        Lieber Pirat,
        man muss schon im Bild bleiben. Keine Sau wird sich anstrengen, wenn es nichts zu holen gibt.

        In unserer Gesellschaft wird sowohl Arbeitsleistung als auch Kompetenzbildung zu wenig belohnt, um breite Mehrheiten zu motivieren.

        Wenn man eine starke Grundabsicherung UND hohe Vermögen hat, dann sind z.B. Lohnsteigerungen wie sie in unseren Tarifgefüge üblich sind, unattraktiv.

        Der IQ – Test ist eine zuverlässige Aussage über das individuelle Potential, Sachprobleme sinnvoll zu lösen. Er sagt nichts über die Motivation aus, dass auch zu tun. Das ist eine völlig andere Ebene.
        Oft sind intelligente Menschen viel weniger motiviert – weil sie es nicht nötig haben.

        Er ist aber erforderlich, weil wir aus Erfahrung wissen, dass jeder der kann, versuchen wird, seien Kinder in die aussichtsreichsten Bildungswege zu schubsen, auch wenn dies weder den Kindern, noch der Gesellschaft nützlich ist. Zugleich wissen wir, dass intelligente Kinder aus bildungsfernen Familien so die beste Chance haben, dass ihr Potential erkannt wird.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Felix

        „Der IQ – Test ist eine zuverlässige Aussage über das individuelle Potential, Sachprobleme sinnvoll zu lösen.“

        Ich setze mal als Prämisse, dass dies stimmt:
        Was ist mit den zu lösenden Problemen, die keine Sachprobleme sind?

  10. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Ich denke, die Chancen sind gut, dass Wohneigentum in D mittelfristig wieder günstig zu haben ist. Sehr günstig ?

    Wer allerdings aktuell in D Wohnungseigentum erwirbt, ist entweder ein Träumer, ein Hasardeur, oder ein Idealist mit unbegrenzten finanziellen Mitteln.

    D begeht momentan kollektiv Selbstmord und ist damit Hochrisikogebiet für private Investoren.

    Auf dem Land besteht das Risiko, dass in nächster Nähe ein Windrad hingestellt wird.
    In den Städten droht die Gefahr, dass das Viertel, in dem die Immobilie steht, in drei Jahren ein Slum ist.
    Bei Vermietung droht der Mietausfall spätestens dann, wenn die staatlichen Transferzahlungen erschöpft sind.

    Die Aktienkurse von drei unserer großen Immobilienkonzerne (Vonovia, LEG, TAG) haben dieses Jahr beeindruckende Wertminderungen hingelegt, wenngleich es aktuell nach einer kleinen Korrektur nach oben aussieht.
    Ist die Wahrscheinlichkeit nicht groß, dass der übrige private Wohnungsmarkt in Bälde nachzieht ?

    Ich persönlich gehöre übrigens zur Gruppe der Hasardeure, da die drei genannten Konzerne den bescheidenen Restbestand meines Aktiendepots ausmachen.

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    • Ofelas Andre
      Ofelas Andre sagte:

      Der Wohnungsmarkt wird angespannt bleiben, der Zuzug bleibt hoch und das Angebot wird nicht erweitert. Es kommt wie in GB zu Mietpreissteigerungen bei Neuvermietungen, oder es wird ausgewichen auf Vermietungen auf Zeit/möbliert.

      Wenn es um die Anlageklasse geht, wo soll es besser aussehen, Aktien, Anleihen, gar ETFs? Bei Immobilien ist der Standort ausschlaggebend, B und C Lagen werden massiv fallen, und A lagen weiter beständig bleiben, wobei Mieten dort stark steigen werden.

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      • Namor
        Namor sagte:

        @ofelas
        Lage, Lage, Lage, so hört man es überall. Aber Bauspreise sind als Kosten gesetzt. Preiskorrekturen könnten also vorallem über Bodenpreise stattfinden.

        Es macht einen Unterschied ob eine NeubauImmo in München oder Mecklenburg Vorpommern, sich um die Hälfte reduziert. In München über Bodenpreise gut möglich. In Mecklenburg würden die Baufirmen das Bauen lassen, sie würden wohl Verlust machen.

        Mich überzeugt Lage nicht ganz so sehr. Eine Lage mit schnell schrumpfender Bevölkerung ist natürlich Worst case.

      • Jacques
        Jacques sagte:

        @Ofelas:

        Das Argument mit dem Zuzug ist totaler Käse, ansonsten wäre Duisburg-Marxloh das deutsche Immoparadies.

        Selbstverständlich wird das Angebot erweitert, wie kommen sie darauf? Jedes Jahr rund 200k Wohnungen.

        Auch die Mieten steigen nicht stark, ganz im Gegenteil. Mieten müssen aus dem laufenden Einkommen bezahlt werden und nicht gehebelt über einen Kredit. In München bspw. flachen die Mieten längst ab, stagnieren und sinken sogar weil es das Einkommen der Bevölkerung nicht hergibt. Zudem sind die Mieten durch den Mietspiegel faktisch gedeckelt.

        Wer in den letzten Jahren Vermietungsobjekte mit Faktor 40 der Jahresmiete gekauft hat, der ist einfach selbst schuld und ein schlechter Kaufmann. Das wird kein Mieter wettmachen können. Fachleute haben jahrelang angesichts überzogener Bewertungen und Preise gewarnt, jetzt ist Endzeitstimmung.

    • Namor
      Namor sagte:

      @thiel

      Hier zwei Texte die ich anderswo geschrieben habe, Schwerpunkt selbstgenutzte Häuser.

      Die Babyboomer (ab 1955, heute also ab 67 Jahren), alleine oder als Paar, in ihren zu großen Häusern werden durch Ableben weniger. Die Babyboomer, weil viele, hatten noch einige Kinder (absolut nicht relativ). Schaut euch die Alters-Pyramide an, bis zu den heute 33 jährigen stiegen die Geburten sogar mal leicht, die unter 33 jährigen werden aber stetig weniger. Zwischen 33 und 25 sogar so massiv, dass es einen Namen gibt “Geburten tief neue Länder”. Es werden viele große Familienimmos (vorallem alle Arten von Häusern) frei werden aber keine Familien nachkommen. Es werden viele Menschen mit viel m2/Person Ableben aber wenig Menschen werden auf diese vielen m2 nachrücken.

      Ja, man hört schon länger von Demographie und Auswirkung auf Immopreise. Nicht alle Lagen sind gleich betroffen. Die Zuwanderung ist ein nicht berechenbar Faktor. Corona hat den Garten wieder attraktiv gemacht…..
      Aber jetzt sind die Zinsen zurück, FED läuft vor und läuft noch, in AUT titelte man vor wenigen Tagen die EZB wäre jetzt auf Halbzeit.
      Aber am wichtigsten, wie ich an der Demographie dargelegt habe, glaube ich, beginnen jetzt die heißen Jahre: a) des Ablebens (folgt ja einer (Normal-?) Verteilung, b) mangelnder Nachfrage da Geburten Knick ab 33 jährigen (Durchschnittsalter Frau in Deutschland bei erstem Kind ist 30, also werden Familiengründungen jetzt beschleunigt zurückgehen, da eine Geburtensenke der unter 33 jährigen)

      Antworten
  11. komol
    komol sagte:

    Hier fehlt, wie immer, der Überblick über die neuere Geschichte. Ist auch klar bei immer wieder statisch-mechnischen Weltbildern.

    Seit der FuWKrise und dem Gelddrucken hatten wir massive Sachpreisinflation und noch stärkere Entwertung von Arbeits- im Vergleich zu Kapitaleinkommen. Das war eine massive Umverteilung von Nicht-Immobilienbesitzern zu Immobilienbesitzern.

    Hinzu kommt, dass Immobilien nicht abnutzbarer Sachwert ist, im GGsatz zu Aktien und Edelmetall aber auch noch selbst genutzt, d.h. konsumiert werden kann (nagut, mit Gold kann man sich schmücken, aber wer macht das schon :-)). Noch mehr, Immobilien repräsentieren Lebensgrundbedarf, und gerade im Internetzeitalter, wo die Hälfte der Welt am Bildschirm stattfindet, werden sie noch einmal aufgewertet.

    Und es war auch schon immer so, wegen dem massiven Wertvolumen, und überhaupt seitdem der Mensch sesshaft wurde (und der ganze Hortungs- und Ausbeutungswahnsinn losging), dass in dem Sektor Korruption, Mafia usw. rumhonkten. Deshalb wurde der Sektor ja auch als Trägermedium für jenes Spiel genutzt, was zu FuWKrise führte.

    Will sagen, dass es jetzt eher an der Zeit wäre, in die andere Richtung zu denken, nämlich über eine Verstaatlichung des Produktionsfaktors Boden nachzudenken – die Bauten können privat bleiben. Es gibt vernünftig gesehen keinen Grund, wieso die Welt nur wenigen und nicht allen gehören soll. Wenn das fallen sollte, hätten wir einen großen Schritt geschafft, denn hier liegt der eigentliche Kern der Ausbeutung seit Jahrtausenden.

    Das sollte man mal bedenken, wenn man so lax über den Wohnungsmarkt spricht.

    Antworten
    • Vater Thiel
      Vater Thiel sagte:

      @Komol

      Verstaatlichung des Produktionsfaktors Boden mit einer Art Erbbaurecht klingt erst mal verlockend.
      So verlockend wie Vollgeld, Smart City oder digitaler Euro.

      Das öffnet aber vielleicht die Büchse der Pandora.

      Zu Wohneigentum kommen können dann nur noch Personen mit dem entsprechenden Parteibuch.

      Oder “wir werden nichts mehr besitzen und glücklich sein.”

      Woher beziehen Sie Ihr grosses Vertrauen in Vater Staat ?

      Antworten
    • Felix
      Felix sagte:

      Etwas zu verstaatlichen, wenn der Staat selbst bereits privatisiert wurde, ist ziemlich dämlich.

      Ihre Überlegungen weisen einen Mangel an Realitätsbezug auf. Das ist regelmäßig eine Gefahr, wenn man der theoretischen Analyse zuneigt.

      Allgemein haben Sie Recht, dass eine Bodenreform immer dann nötig wird, wenn die Eigentumsverhältnisse zuvor auf eine nicht allgemein tragbare Art und Weise deformiert worden sind. Das ist sicherlich schon alleine durch die Geldpolitik der Fall.

      Eine solche Bodenreform müßte aber an den Profiteuren der Mißstände ansetzen und bestimmt nicht am normalen Mitglied der Gesellschaft, das sich lebenslang abstrampelt für etwas Eigentum.

      Sie halten da gerade ein Streichholz an die Gasleitung im Keller. Genau wie diese Typen in Davos.
      Das ist sehr gefährlich.

      Vielleicht ist auch Ihr Nachbar so eingestellt, dass er seinen Besitz lieber abfackelt, als sich enteignen zu lassen.

      Antworten
      • komol
        komol sagte:

        Naja erst einmal geht es bei der Überlegung ums Prinzip – Ausgestaltungen kann man in alle Richtungen finden, auch hinsichtlich des Problems, dass die private Baute auf öffentlichen Grund steht und nicht wegbewegt werden kann. Es geht um Teile der Erde, und Luft sowie andere Dinge sind auch nicht privat.

        Ob Sie in dem Beispiel mieten oder besitzen macht dann gar keinen so großen Unterschied mehr, und darum gehts, weil der Boden auf dem sie hocken ja öffentliches Gut ist – Sie zahlen als wohnender Eigentümer dann im Grunde den abdiskontierten Betrag einer Wette auf Ihr Lebensalter.

        Ja, die Abstrampler für Eigentunmswohnungen und die Häuslebauer. Das ist sowieso die irrationalste Lebensstrategie, die es je gab (entstand eigentlich erst so richtig seit Erhard-Zeiten und wird historisch aussterben). Wer so auf sein Nicht-Wissen über das Leben, die Welt und Gesellschaft vertraut und sein Leben auf Hören-Sagen-Erzählungen ausrichtet, hat es verdient, so muss man es sagen, von einer Umsetzung solcher Ideen in Zeiten, wo linke Regierungen aus berechtigten Gründen hochkommen, überrascht und auf den falschen Fuss erwischt zu werden :-) Aber auch für all diese Lebenskünstler wird man in dem Fall – zumindest halbbefriedigende – Lösungen finden können.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @komol

        “Ausgestaltungen kann man in alle Richtungen finden, auch hinsichtlich des Problems, dass die private Baute auf öffentlichen Grund steht und nicht wegbewegt werden kann”

        Das ist ein ganz grundlegendes Problem und da bin ich auf Ihre konkrete Ausgestaltungsidee sehr gespannt, nachdem Sie das hier so locker-flockig vorgeschlagen haben. Falls Sie irgendeine Idee dazu haben.

        “Ja, die Abstrampler für Eigentunmswohnungen und die Häuslebauer. Das ist sowieso die irrationalste Lebensstrategie, die es je gab (entstand eigentlich erst so richtig seit Erhard-Zeiten und wird historisch aussterben).”

        Was ist denn eine bessere Strategie? Irgendeiner sozialistischen Partei hinten rein kriechen und hoffen, dass man es zum Inneren Parteikader schafft, der nicht im Plattenbau wohnen muss, sondern nach Wandlitz darf?

      • komol
        komol sagte:

        Das Grundprinzip könnte so aussehen, dass bspw. jedem Bürger ein Teil des Bodens des Landes zugelost wird, meinetwegen auch über ein Modell, welches lokale Bindung und Wertunterschiede von vorn herein fair berücksichtigt, und man dann so etwas wie beim Emmissionshandel einführt. Das wäre bspw. eine Alternative zu einem Staatsfonds, nur dass hier nicht verschuldet oder gedruckt wird, sondern von Anfang an mit Umverteilung gestartet wird (das könnte man auch aufladen und mit einem neuen “Gesellschaftsvertrag” grundgesetzlich koppeln). Auch könnte dann jeder seinen Grund beleihen, was einer grundsätzlichen Eigentumsökonik entgegen kommt. Bei dem Modell wäre der Boden zwar am Ende wieder privat, aber durch das Vorverfahren verstaatlicht und fair verteilt worden (übrigens hätte man das bzgl. der Wende auch so ähnlich bei der DDR-Volkswirtschaft, sprich mit Anteilsscheinen machen sollen, dann hätten wir heute weniger Unmut im Osten). Sowas würde brutalen Boost für die Gesellschaft geben, ist aber leider (noch) nicht umsetzbar.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @komol

        “Das Grundprinzip könnte so aussehen, dass bspw. jedem Bürger ein Teil des Bodens des Landes zugelost wird”

        Da werden sich die Chinesen und die Inder aber freuen, wenn sämtlicher Landbesitz auf der Welt enteignet und nach dem Zufallsprinzip gleichmäßig neu verteilt wird. Die Russen und die Australier wohl eher nicht…

        Oder wollen Sie die superfortschrittliche Idee etwa in den heute existierenden völlig willkürlichen Nationalstaaten umsetzen? Falls ja, bekommt dann jeder Zuwanderer nach Deutschland, der es bis zu irgendeinem Stichtag hier her schafft, einen Anteil Land?

        ” Bei dem Modell wäre der Boden zwar am Ende wieder privat, aber durch das Vorverfahren verstaatlicht und fair verteilt worden (übrigens hätte man das bzgl. der Wende auch so ähnlich bei der DDR-Volkswirtschaft, sprich mit Anteilsscheinen machen sollen, dann hätten wir heute weniger Unmut im Osten)”

        Nach dem Zerfall der Sowjetunion hat man die alten volkseigenen Betriebe genau so unters Volk gebracht. Funktionierte leider überhaupt nicht.

        Davon abgesehen: Nur 1 Tag nach der großen Boden-Umverteil-Aktion wird es wieder an Landbesitz Arme und Reiche geben – schon weil einige Leute ihren Bodenanteil sofort verpfänden und sich dafür eine Playstation kaufen oder mal schön ins Bordell gehen…

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @komol

        Hier bin ich bei @R Ott. Viele Neugrundeigentümer hätten weder die Mittel zur Unterhaltung noch die Bereitschaft zur Beleihung.

        In Russland sind die Anteilsscheine von Neueigentümern instantan an Metro-Stationen verkauft worden – ich war damals leider selbst so unvermögend, dass ich mir nicht mal einen als Souvenir kaufen konnte…

        Bei der Bodenreform in der SBZ ging der Acker an landwirtschaftlich zumindest Grundverständige. Das machte Sinn. (Später dann trotzdem wieder zwangskollektiviert.)

        Grundsätzlich bleibt es so, dass de facto nur Privateigentum (ohne Zeitbegrenzung) zur Bereitschaft zu Erhaltungsinvestitionen führt. Mag bitter klingen, scheint aber die Natur des Menschen zu sein.

  12. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Ein zaghafter Vorschlag in Richtung mehr Eigenverantwortung (in UK unter Thatchers “Right to buy”-Politik hatten die Sozialwohnungsmieter damals in den 1980ern das Recht, ihre Wohnungen mit ungefähr einem Drittel Abschlag zum Marktpreis vom Staat abzukaufen), Zustimmungschancen von SED-Grüne-SPD daher aussichtslos niedrig.

    “Socialists don’t like ordinary people choosing, for they might not choose socialism”
    https://youtu.be/tTyCRjwoV8E

    Das Zitat ist auch von Thatcher, aus der berühmten Parteitagsrede in Blackpool im Oktober 1989.

    Antworten
  13. Volker Kretschmer
    Volker Kretschmer sagte:

    Problem der Eigentumswohnung bleibt bei den aufgezeigten guten Maßnahmen allein die Ortsbindung nicht nur der Wohnung sondern auch eines ausreichend dotierten Arbeitsplatzes wie auch demokratisch gleichgesinnte Miteigentümer.

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Herrn Kretschmer: wenn es nur an der demokratischen Gesinnung der Miteigentümer läge, wäre alles noch erträglich. Aber auch der bauliche Sachverstand, die finanzielle Situation, die Altersstruktur, das Lebensmotto, der Intelligenzquotient, die Sozialverträglichkeit, das Ausmaß der Beratungsresistenz und der stilistische Geschmack bzw das ästhetische Bewusstsein der Miteigentümer können eine nachhaltige Rolle spielen.

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Volker Kretschmer

      “wie auch demokratisch gleichgesinnte Miteigentümer”

      Wollen Sie etwa Wandbilder mit staatstreuen Botschaften an der Seite des Plattenbaus anbringen lassen, so wie das in der DDR üblich war?

      Giebelgestaltung “Lenins Worte werden wahr” – 1974
      https://www.ddr-postkarten-museum.de/picture.php?/3118/categories

      Falls nicht, dürfte das Thema politische Gesinnung in Wohnungseigentümerversammlungen eher keine große Rolle spielen…

      Antworten

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