Leverage treibt die Märkte

In meinem letzten Podcast sprach ich mit Professor Steve Keen. Es ging um Finanzkrisen, Schulden und Leverage – unter anderem um die Schulden, die die Finanzmärkte treiben.

Wie aktuell das Thema ist, zeigt dieser Kommentar in der FT:

  • “When the Archegos fund imploded last month, it demonstrated yet again the perils of taking on excessive margin debt. (…) Archegos amassed a reported $50bn of loans from banks such as Mizuho and Credit Suisse to purchase risky equities. When those bets turned sour, its losses surpassed $10bn, judging from recent results from the banks that made those loans. That is a startling amount. Even more startling, though, is that Archegos is far from being the only fund to rack up large margin debt — the funds that an investor borrows from brokers to trade financial markets.” – bto: Es ist klar. In dem Umfeld von Null-Zins muss man ein immer größeres Schuldenrad drehen, will man entsprechende Erträge erwirtschaften und alle wollen mitspielen.
  • “Data collected by the Financial Industry Regulatory Authority shows that total margin debt across Wall Street hit $822bn by the end of March (…). That was almost double the $479bn level of this time last year and far more than the around $400bn peak that margin debt reached in 2007, just before the financial crisis.” – bto: ein eineindeutiges Warnsignal!
  • “(…) ABP Invest, a London-based fund, calculates that during the 2000 dotcom and 2007 credit booms, US margin debt topped out at roughly 3 per cent of gross domestic product. Now it is nearly 4 per cent. As John Waldron, chief operating officer of Goldman Sachs told the Economics Club of New York this week: ‘That’s an extraordinary (level) of margin debt.’ Quite so — particularly as Goldman was reportedly ‘very exposed’ to Archegos, although it apparently managed to exit its positions and avoid major losses.” – bto: Goldman war klar, sind nicht umsonst die Smartesten in der Branche. Systematisch müssen die hohen Margin-Schulden Anlass zur Sorge geben. Wir kennen den Mechanismus: → „Margin Call für die Welt­wirtschaft“
  • “Is all this dangerous for markets? The answer depends on what you think will happen to asset prices. If you believe they will keep rising while the cost of borrowing remains so low, the answer is ‘No’. Indeed, many investors and investment banks appear confident that is the case.” – bto: Wir wissen aber, wie leicht die Stimmung kippen kann und dann geht es sehr schnell abwärts.
  • “Perhaps more surprising is that markets are not pushing up borrowing costs either. (…) That seems like a big vote of market confidence in the Fed, if you view markets as an efficient weighing machine of investor views of macroeconomic trends. However, there is another reason why bond yields may have remained relatively unmoved. It may be due to an unusual change in the way liquidity flows around the US financial system.” – bto: und zwar in Form verdeckter Liquiditätshilfen der Fed, wie im Artikel weiter ausgeführt wird.
  • “(…) this injection of liquidity has ‘swamped fundamentals’, raising asset prices. But (…) the dynamic will reverse later this year as the account balance falls to pre-pandemic levels, causing asset prices to fall. If so, that might create more unease about the risk of high levels of margin debt. And that unease would only rise if, say, the Biden administration’s bold tax plans are implemented in a way that crimped corporate earnings and thus undercut equity prices.” – bto: Wieder einmal retten die Notenbanken die Finanzmärkte und schaffen damit noch größere Risiken. Genau das, was uns erst in diese Krisensituation geführt hat.
  • “(…) the Archegos episode was a repeat lesson in how nobody usually worries about excess leverage while asset prices are rising. It is only when they suddenly tumble, for idiosyncratic or system-wide reasons, that nasty surprises emerge.(…) Money is cheap, so elevated levels of gearing and margin should not be a surprise (…). But this creates great ingredients for some good old fashioned market fragility (…) it is a useful reminder that fundamentals such as profits and low interest rates can explain some of today’s rise in asset prices. But they are only part of the tale. As was true in 2007, just before the financial crisis exploded, liquidity and leverage can matter just as much — even if they are harder to observe and thus often ignored.” – bto: Und genau darüber spreche ich mit Steve Keen morgen.

ft.com (Anmeldung erforderlich): „Margin debt and leverage are flashing red, again“, 29. April 2021

Kommentare (22) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Joerg
    Joerg sagte:

    Diesen besserwisserischen Beitrag praesentiert Ihnen: Joerg

    ““Data collected by the Financial Industry Regulatory Authority shows that total margin debt across Wall Street hit $822bn by the end of March (…). That was almost double the $479bn level of this time last year and far more than the around $400bn peak that margin debt reached in 2007, just before the financial crisis.”
    – bto: ein eineindeutiges Warnsignal!”

    Nee, eher ein oft geteilter “Schatten an der Wand” (das Kinderspiel: vor einer Taschenlampe an einer Wand einen Wolf o.aehn. “gross” zu machen).

    Die globale Aktien-Marktkapitalisierung war am Mrz-Tief 2020 bei 50,55 Billionen USD (dtsch Billionen, englische Trillionen, also 50550 dtsch Milliarden)
    Und im Mai 2021 bei 94120 Milliarden (*macrotrends.net/stocks/charts/SPGI/s-p-global/market-cap)
    Die Margin Debt war im Mrz 2020 ca 479 Milliarden / 50.550 Milliarden: sind wir grosszuegig: 1/100 oder 1%.
    Seit dem haben sich die Aktienmaerkte erholt und jetzt sind 822 Milliarden Margin Debt halt bei 94120 Milliarden Kapitalisierung, sind wir grosszuegig: tata: immer noch ~1%

    Wie wenig 822 Milliarden sind: bei einer gemittelten Dividendenrendite von 1,7%? schuettet der globale Aktienmarkt fast das doppelte der Margin Debt jaehrlich aus!

    Also um “die Mega-Spekulation auf Kredit” zu belegen, lieber mal bei Immobilien schauen??? Wenn doch mal eine echte Seuche um die Ecke kaeme oder eine Katastrophe/Krieg bei dem 5-10% der Bevoelkerung sterben, DANN waere etwas los mit der Immo-Margin-Debt …

    Bzw: die absolute Hoehe von Zahlen zu vergleichen (hier Margin Debt) ist, nun ja, entweder Unterstufen-Schulniveau oder … alarmistische Absicht?

    Die Weltmarktkapitalisierung seit 2007 ist uebrigens (je nach Monat) auch um 1,5-2x gestiegen (*data.worldbank.org/indicator/CM.MKT.LCAP.CD)

    Oder?

    LG Joerg

    Antworten
    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      >Diesen besserwisserischen Beitrag praesentiert Ihnen […]

      Ist – finde ich – nicht besserwisserisch, sondern ein relevanter Hinweis zur Relativierung der/des Margin Debts. Das einzige was mir auffällt bei Ihrem Vergleich: Der Artikel spricht von Wallstreet Margin Debt, Sie von der globalen Kapitalisierung. Aber in Relation wird es sicherlich aufs ungefähr Gleiche hinauslaufen.

      Der Corona-Margin Call ging ja auch recht glimpflich vonstatten, wenn man einmal einige Monate als Betrachtungszeitraum wählt.

      Wie schon Frau Yellen sagte: “I think the system is much safer and much sounder. We are doing a lot more to try to look for financial stability risks that may not be immediately apparent but to look in corners of the financial system that are not subject to regulation, outside those areas in order to try to detect threats to financial stability that may be emerging.”

      Antworten
      • Joerg
        Joerg sagte:

        Danke, ThomasM ;-)

        Persoenlich, ist mir Margin Debt ja auch nicht geheuer, aber wer gerne spekuliert, soll das tun duerfen, wenn er selber die Konsequenzen traegt.

        Mein Verstaendnis ist, dass Margin Debt einfach eine Schoenwetter-Angelegenheit ist. Also kein Anzeiger fuer bevorstehende Crashs sondern nachlaufender Faktor.
        Wenn’s dann ploetzlich (egal aus welchem Grund, berechtigt oder nicht) an den Maerkten “stuermt und hagelt” schmilzt die Margin Debt von alleine wieder ab … so what.

        LG Joerg

      • Bauer
        Bauer sagte:

        @ Joerg, @ Thomas M.

        Soweit alles schön und gut, der Laden brummt ja.

        Aber man sollte nicht ausser Acht lassen, dass globale Zahlen eben nur das sind, was der Name sagt. Dahinter versteckt sich die grosse Zahl der einzelnen Marktteilnehmer, und auf die kommt es an. Wenn da einer der grossen Player umfällt und niemand da ist, der ihn auffangen kann oder will, was dann? Das hatten wir ja bekanntlich schon einmal 2007/08. Oder schon vergessen?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Joerg, @ Thomas M., @ Bauer

        Wenn die SUMME der Margin Calls STEIGT und man an ihnen das Risiko einer nicht mehr beherrschbaren Systemstabilisierung anheftet, dann Steigt das RISIKO.

        Das würde ich erst mal feststellen wollen.

        Dann steht natürlich dagegen die Aussage von Yellen, dass dafür GESORGT wurde, das System – Finanzsystem meint sie wohl – sicherer und stabiler zu machen.

        Nehmen wir es ihr einfach mal ab.

        Ihrer Aussage nach befasst man sich aber auch MEHR mit den Risiken für die FINANZIELLE Stabilität und zwar in den „Ecken“ des Finanzsystems.

        Ich deute dies, dass die Risiken des Finanzsystem, die nicht identisch mit denen sein müssen, es aber können, die in den Margin Calls liegen, an „Qualität“ zugenommen haben, Instabilität im Finanzsystem zu generieren.

        Offensichtlich ist diese die Gefährdung stärkende „Qualität“ nicht durch Regulierung einzuhegen.

        Liegt das – nur mal als Hypothese – an der VERNETZUNG der Finanzmärkte, die NICHT oder zumindest nicht hinreichend regulierbar ist?

        Wie auch immer:

        Das ist die Betrachtung systemimmanenter Risiken der Finanzwirtschaft.

        Ich sehe erhebliche Risiken AUCH in der Realwirtschaft.
        Und diese wirkt unterm Strich alles andere als stabilisierend auf das Finanzsystem.

        Ich finde, dass viel Dynamit rumliegt, wobei offensichtlich keiner weiße, wo überall wieviel.

      • Dr. Lucie Fischer
        Dr. Lucie Fischer sagte:

        20:12 Lieber , sehr geehrter Dietmar Tischer,
        Ihre Analyse focussiert- treffsicher, es bleibt die Frage:
        Wer hat die Bazooka- Zünder für das ganze Dynamit?
        Ich vermute, dass es wieder die Smartesten sein werden, Insider, gegen die alle anderen Null Chancen haben ?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Dr. Lucie Fischer

        Ich sehe es so:

        Ein Streichholz genügt und die Bazooka würde vermutlich schon im Waffenhandel auffliegen :-)

        Was ich noch glaube:

        Man kann KALKULATORISCH die noch stabile Situation nützen, um möglichst viel für sich rauszuholen.

        Das erfolgt, ist systemkompatibel.

        Wenn irgendwo Dynamit hochgeht, dann sprechen wir nicht davon, ein Flämmchen von Fehlkalkulationen in Höhe satter zweistelliger Mrd.-Summen auszutreten, wie das jüngst bei Archegos der Fall war, dann sieht es anders aus:

        Kalkulation ist AUSSICHTSLOS, etwas schneller als andere sein – das ist es dann.

        Wenn sich der Rauch lichtet, werden auch diejenigen, die NICHT verschuldet z. B. auf der Terrasse des abbezahlten Häuschens sitzen, zur Kasse gebeten.

        Und das dann wieder KALKULATORISCH.

        WENN, dann gibt es kein Entkommen, es wird durchweg alle treffen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Aktuell zu archegos:

        https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/konsequenzen-aus-archegos-mehr-druck-auf-hedgefonds-17334985.html

        Daraus:

        >Ebenfalls bekannt geworden sei, dass im Fall Archegos zahlreiche Warnsignale nicht von allen beachtet worden seien, etwa die drastischen Schwankungen des Portfoliowerts oder dass die von Archegos bevorzugten Swap-Geschäfte, bei denen Zahlungsströme getauscht werden – etwa Zinseinnahmen gegen Kursgewinne – den hohen Konzentrationsgrad des Portfolios verschleierten. Auch seien Archegos‘ Wirtschaftsprüfer unerfahren gewesen. Zuletzt habe der anfängliche Erfolg einige Geldgeber verlockt, andere dagegen alarmiert.

        Archegos habe die Branche mit seinen undurchsichtigen Swaps vorgeführt, zitiert Bloomberg aus einem Investoren-Rundschrieben von Marshall-Wace-Mitbegründer Paul Marshall. Die Prime Broker hätten den Preis für hohe Risiken bezahlt, weil sie nicht genug Fragen gestellt hätten.>

        Was wir daraus lernen:

        Man muss genug Fragen stellen, dann wird es billiger. ;-)

      • ruby
        ruby sagte:

        @ Herr Tischer

        Danke für die immer versuchende Einnordung.
        Aber es wird immer nur aus der Position von Stärke und Macht heraus eine ordnungspolitische Veränderung möglich, unabhängig der konkreten Ausprägungen oder gar Systeme und das, können nur die dann aktiv Handelnden oder verenge ich zu sehr?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ ruby

        Veränderungen IM System, auch ordnungspolitische, gibt es manifestiert, d. h. erkennbar dokumentiert durch Gesetzesänderungen. Diese beruhen in Demokratien auf mehrheitlichem Willen, wie er durch Wahlen zur Geltung kommt.

        Ja, für diese Veränderungen wird Macht benötigt.

        Richtig auch, dass der Machterwerb nur durch aktiv Handelnde erfolgt – die WÄHLER (durch was die beeinflusst sind und mit welchem Urteilsvermögen sie handeln, ist eine ganz andere Sache).

        Daneben gibt es auch unterschwellige Veränderungen, wie etwa die Schwächung der Gewerkschaften aufgrund des Schocks, der auf den Arbeitsmärkten durch Fall des Eisernen Vorhangs erfolgte.

        Und dann gibt es hin und wieder Entgleisungen DES Systems durch:

        Kriege, Revolutionen, in Zukunft möglicherweise auch durch Pandemien – und ökonomische Desaster, wie die Weltwirtschaftskrise im letzten Jahrhundert. Auch ein Crash der Vermögenswerte ist nicht ausgeschlossen, selbst wenn daran gearbeitet wird, ihn zu verhindern.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Thomas M.

      “Der Artikel spricht von Wallstreet Margin Debt, Sie von der globalen Kapitalisierung. Aber in Relation wird es sicherlich aufs ungefähr Gleiche hinauslaufen.”

      Das ist ein großer Unterschied. Die USA sind zwar von der Marktkapitalisierung her der größte Aktienmarkt der Welt, aber auf Kredit spekuliert wird auch in Europa. Und was in China genau passiert, weiß bei dem intransparenten Finanzsystem dort kein Mensch…

      @Joerg

      “Seit dem haben sich die Aktienmaerkte erholt und jetzt sind 822 Milliarden Margin Debt halt bei 94120 Milliarden Kapitalisierung, sind wir grosszuegig: tata: immer noch ~1%

      Wie wenig 822 Milliarden sind: bei einer gemittelten Dividendenrendite von 1,7%? schuettet der globale Aktienmarkt fast das doppelte der Margin Debt jaehrlich aus!”

      Sie argumentieren so, als ob Sie annehmen, dass auf Kredit nur Aktien *GEKAUFT* werden.

      Stimmt aber nicht, mit Margin Debt werden von den “professionellen” Spekulanten auch Leerverkäufe getätigt. Die wiederum kommen in immer größere Schwierigkeiten, je höher die Aktien steigen und je höher die Dividendenrendite ist…

      Wenn genügend hohe Positionen Long und Short auf Kredit gleichzeitig offen stehen, ist es sogar völlig egal, ob die Kurse nach oben oder nach unten gehen – bei einer hinreichend heftigen oder unerwarteten Bewegung geht immer einer der geleverageten Spieler pleite.

      Antworten
      • Joerg
        Joerg sagte:

        Danke, Herr Ott,

        mein Hauptpunkt war:

        Wenn man Zahlen (hier Margin Debt) in den Raum stellt und keine Bezuege/Relationen aufstellt (versuchte ich mit Market Cap-Bezug) und auch nur bestimmte Extrema herauspickt (2007 Top, 2020 Low, Mai 2021 sind wir vermutl. auch eher “oben”?) ist das keine Analyse sondern eher “Hineinlesen gewuenschter Schlussfolgerungen”?

        In wie weit das Finanzsystem jetzt stabiler oder weniger stabiler ist, als in frueheren Zeiten ist vermutlich schwer zu quantifizieren (und auch wurscht, weil es auch/entscheidend auf die reflexive Reaktion aller Spieler in der Krise ankommt).
        Eine einfache Metrik wie die absoluten Margin Debt-Betraege sind eher schlecht zur Vorhersage/Einschaetzung geeignet (vgl losgeloestes Aggregat aller Immo-Kredite zu bestimmten Zeitpunkten der Vergangenheit – welchen Sinn wuerde das machen, ohne Bezug auf etwas)?

        Meiner Meinung nach (und aus persoenlicher Erfahrung) aendert sich ZU ERST das Underlying erheblich (der Markt auf dem ich mit Kredit spekuliere, egal welche Richtung) und DANACH kommt der Margin Call und ggfs geschieht so eine Verstaerkung in VORHER eingeschlagener Marktrichtung. URSACHE ist die Marktveraenderung, WIRKUNG ist die Anpassung in den Margin Debts (nicht umgekehrt). Deshalb ist der Margin-Debt-Indikator nur geeignet, um Angst zu verbreiten aber hat kaum einen Erklaerungswert (wird trotzdem oft nachgeplappert)?!

        LG Joerg
        “Ob long ob short, das Geld ist fort” ;-)

  2. Dr. Gerald Baumann
    Dr. Gerald Baumann sagte:

    Die Frage, warum die Margin-Kredit-Zinsen nicht höher ausfallen,obwohl die Banken die Risiken sehen müssten, ist wirklich interessant. Ich vermute zwei Gründe:
    1. Die Banken verdienen viel zu wenig wegen der flachen Zinsstrukturkurve. Sie müssen jeden Kredit rausgeben, der sich bietet. Der Markt dafür ist sehr kompetitiv und höhere Zinsen lassen sich nicht durchsetzen.
    2. Wenn der Margin-Call kommt und die Kredite ausfallen, ist es so oder so das Ende der Banken. Dann gibt es einen staatlichen Bailout oder Konkurs. Jeder neue Margin-Kredit macht den Hasen nicht mehr fett.
    @ Dr. Stelter: Vielleicht wäre das ein Punkt für Ihr Gespräch morgen.

    Antworten
  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >bto: Wieder einmal retten die Notenbanken die Finanzmärkte und schaffen damit noch größere Risiken.>

    DARIN liegt das Paradox:

    Mit der Rettung wächst die ÜBERZEUGUNG, dass höhere Verschuldung eingegangen werden kann, weil – wie sich gezeigt hat – das Verlustrisiko durch die Notenbanken eliminiert wird.

    Aufgrund dieser Überzeugung WÄCHST die Verschuldung.

    Zugleich damit STEIGEN aber die ANFORDERUNGEN an die Notenbanken, Risiken zu eliminieren.

    Irgendwann wird die REALWIRTSCHAFT diesem Spiel einen Strich durch die Rechnung machen.

    Es werden inflationsbedingt HÖHERE Zinsen sein.

    Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      Die Übertreibungen sind gigantisch.
      Wie bereits 2000 und 2007.
      Die Fallhöhe ist größer als jemals zuvor.

      Jeder, der es sehen will, sieht es.

      Zuletzt genügt ein unscheinbarer Anlass, der das System zum Stürzen bringt.

      Die Realwirtschaft hat damit nichts zu tun.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ jobi

        Was zu sehen ist, ist eine Sache.

        Schließen Sie aus, dass der „unscheinbare Anlass“, den es geben kann und vermutlich auch als nicht vorhergesehen geben wird, NICHTS mit der Realwirtschaft zu tun hat, z. B. höheren Zinsen?

  4. Gnomae
    Gnomae sagte:

    @ Richard Ott, 9:20 Uhr

    “Da bin ich mir nicht sicher, aber auf jeden Fall hat die Goldman-Krake ihre Tentakel überall hin ausgestreckt, sodass sie die politisch am meisten Vernetzten in der Branche sind. Grüße gehen raus an ex Vice President Mario Draghi.”

    Ist gut vernetzt schlecht oder gut? Eigentlich ist es ein gutes Zeichen, wenn Investmentbanker in die Politik wechseln, denn man erwartet, dass nach einiger Zeit in der Investmentbank finanzielle Unabhängigkeit eintritt. Gute Investmentbanker sind hervorragend ausgebildet.

    Investmentbanking lebt von den Provisionen. Klar ist auch, dass beim Margin-Call der Investor das Risiko trägt, nicht die vermittelnde Investmentbank.

    Bei Archegos war klar, dass dies ein extrem riskantes Geschäft ist. Bei CS würde ich dies als schweren Fehler im Risikomanagement einschätzen einschließlich Versagen des zuständigen VR-Mitglieds, nicht per se im Geschäft an sich.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Gnomae

      “Ist gut vernetzt schlecht oder gut?”

      Kartelle sind auch “gut vernetzt”. Ist übrigens sogar sehr gut – für die Kartellmitglieder, aber schlecht für alle anderen.

      “Eigentlich ist es ein gutes Zeichen, wenn Investmentbanker in die Politik wechseln, denn man erwartet, dass nach einiger Zeit in der Investmentbank finanzielle Unabhängigkeit eintritt. Gute Investmentbanker sind hervorragend ausgebildet.”

      Das Problem scheint mir eher zu sein, dass es größtenteils Psychopathen sind. Die machen immer weiter, wenn wir ihnen nicht den Stecker ziehen.

      Kennen Sie übrigens irgendeinen aufgrund seines privaten Hintergrundes “finanziell unabhängigen” Politiker, der seine finanzielle Unabhängigkeit dafür genutzt hat, auch tatsächlich unabhängige politische Positionen zu beziehen?

      Draghi als berühmtester und reichster Investmentbanking-Vertreter in der Politik gehört garantiert nicht dazu, der ist ja voll auf Linie. Mir fiele da nur ein ganz ganz schlimmer orangehaariger Mann aus den USA ein, der sein Geld allerdings nicht im Investmentbanking, sondern mit Immobilien verdient hat…

      “Klar ist auch, dass beim Margin-Call der Investor das Risiko trägt, nicht die vermittelnde Investmentbank.”

      Goldman dachte 2008 auch, dass bei den Geschäften mit CDS und CDOs kein Existenzrisiko für die Investmentbank bestehen würde, weil man ja Kreditausfallversicherungen bei dem großen Versicherungskonzern AIG hatte. Und dann stand AIG plötzlich kurz vor der Pleite…

      Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      “Klar ist auch, dass beim Margin-Call der Investor das Risiko trägt, nicht die vermittelnde Investmentbank.”

      Und wenn der Investor pleite ist, dann ist eben wieder der Steuerzahler dran.

      Es hat sich nichts geändert.

      Antworten
  5. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    “ABP Invest, a London-based fund, calculates that during the 2000 dotcom and 2007 credit booms, US margin debt topped out at roughly 3 per cent of gross domestic product. Now it is nearly 4 per cent. As John Waldron, chief operating officer of Goldman Sachs told the Economics Club of New York this week: ‘That’s an extraordinary (level) of margin debt.’”

    Ja, und? Wieso soll das unser Problem sein?

    Wer beim “Margin Call” dann pleite geht, ist halt raus. Dann müssen die armen (Ex-)Bänker einen ihrer Sportwagen und das Ferienhaus verkaufen, um über die Runden zu kommen, das macht mich wirklich sehr betroffen.

    “Goldman war klar, sind nicht umsonst die Smartesten in der Branche.”

    Da bin ich mir nicht sicher, aber auf jeden Fall hat die Goldman-Krake ihre Tentakel überall hin ausgestreckt, sodass sie die politisch am meisten Vernetzten in der Branche sind. Grüße gehen raus an ex Vice President Mario Draghi.

    Solange wir die Leverage-Spekulanten nicht pleite gehen lassen, werden die weiter spekulieren. Insbesondere dann, wenn sie erwarten können, beim nächsten Crash mal wieder “gerettet” zu werden.

    Antworten
    • Susanne Finke-Röpke
      Susanne Finke-Röpke sagte:

      @Herrn Richard Ott:

      Die Leverage-Spekulanten pleite gehen lassen hieße, bei Bedarf auf Staaten pleite gehen lassen.

      Warum?

      Weil das Vertrauen in jegliche wirtschaftliche Interaktion zusammenbricht. Das ganze System aus Kapitalsammelstellen (Banken, Versicherungen, Fonds, etc.) sowie der Staatsschulden basiert darauf, dass die großen Player in den Industriestaaten grundsätzlich zahlungsfähig sind. Wenn dieser Glaube verschwindet, und er kann wie wir bei Lehman gesehen haben sehr schnell verschwinden, verschwindet es gleichzeitig an fast allen Orten. Und dann funktioniert buchstäblich nichts mehr. Daher ist das mit dem Pleitegehenlassen nicht ganz so einfach, obwohl es wirtschaftlich sinnvoll wäre.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Frau Finke-Röpke

        “Die Leverage-Spekulanten pleite gehen lassen hieße, bei Bedarf auf Staaten pleite gehen lassen.”

        Ich weiß.

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