Kritische Gedanken zum E-Auto

Folgender Tweet machte mich auf einen Beitrag in der WeLT aufmerksam:

 

Quelle: Twitter

Der Tweet zeigt im Kern, was aus meiner Sicht falsch läuft bei der Klimafrage. Es ist schon verboten, die Frage nach Effizienz und Effektivität zu stellen. Alles, was man machen kann, muss man demnach machen, egal, was es kostet.

Wir leben aber in einer Welt begrenzter Ressourcen und eine Haltung, dass es egal ist, was es kostet, muss per Definition zu einer Vernichtung von Wohlstand führen.

Jetzt schauen wir uns den Artikel an. Vorweggeschickt: Ich bin überhaupt nicht gegen Elektroautos und werde mir eines zulegen, sobald es meinem Nutzerprofil entspricht (fast nur Langstrecke):

  • “Weltweit sind die verkehrsbedingten CO₂-Emissionen seit 1990 um 80 Prozent gestiegen, da immer mehr und auch immer wohlhabendere Menschen Zugang zu Verkehrsmitteln bekommen. Die Emissionen nehmen selbst in reichen Gebieten noch zu, 23 Prozent in den USA und 22 Prozent in der EU. Obwohl Deutschland keinen Anstieg zu verzeichnen hat, ist der Verkehrssektor immer noch ‘der größte Nachzügler bei der Emissionsreduzierung’, wie die Internationale Energieagentur in ihrer Bewertung für 2020 einschätzt.” – bto: Offensichtlich lohnt es sich also, im Verkehrssektor Einsparungen anzustreben.
  • “Weltweit sind Autos für fast die Hälfte aller Verkehrsemissionen verantwortlich. In immer stärker werdendem Ausmaß werden als Lösung rein batteriebetriebene Elektrofahrzeuge angepriesen. (…) Aber Elektroautos sind teuer, haben gewisse starke Einschränkungen, und überraschenderweise reduzieren sie nicht annähernd so viel CO₂ oder Verschmutzung, wie uns gesagt wird.” – bto: Das kann nicht überraschen. Am meisten CO2 spare ich, wenn ich mein 20 Jahre altes Auto noch weitere fünf Jahre fahre.
  • “Studien zeigen, dass selbst nach Einbeziehung ihrer günstigeren Betriebskosten ihre Gesamtkosten über die gesamte Lebensdauer heute immer noch höher sind. Aus diesem Grund sind hohe Subventionen erforderlich, um mehr als nur ein paar Enthusiasten zum Kauf eines Elektroautos zu bewegen.” – bto: wobei die Daten dafür sprechen, dass schon bald die Elektroautos kostenmäßig die Nase vorn haben.
  • “Wie eine kürzlich durchgeführte akademische Studie gezeigt hat, macht die in Deutschland seit 2016 gezahlte Subvention für Elektroautos in Höhe von 4000 Euro das Fahrzeug zwar billiger, aber es wurde dennoch nur eine „geringe Anzahl“ Elektroautos gekauft. Grund dafür sind die Sorgen um nur kurze Reichweiten, lange Aufladezeiten und eine unzureichende Infrastruktur fürs Aufladen. Deutschland hatte bis Juli dieses Jahres lediglich 0,3 Prozent batteriebetriebene Elektroautos.” – bto: Das ändert sich jetzt und man kann davon ausgehen, dass hier Fortschritte erzielt werden.
  • “Dennoch haben zwei Drittel der Besitzer von Elektroautos mindestens ein weiteres, mit fossilen Brennstoffen betriebenes Auto, das sie länger fahren. Meist sind es auch eher reiche Haushalte. Denn für wohlhabende Leute ist es natürlich einfach, sich ein zusätzliches, hoch subventioniertes Auto zu kaufen, mit dem man auf der Expressspur fahren und kostengünstig parken darf, während man gleichzeitig ökologische Tugend signalisiert.” – bto: So sehe ich das auch.
  • “Wenn fortschreitende Technologie die Batterien von Elektroautos billiger macht, werden diese auch ohne Subventionen wirtschaftlicher werden. Aber die Bedenken bezüglich der Reichweite und des langen Aufladens werden viel schwieriger auszuräumen sein. Aus diesem Grund zeigen die meisten wissenschaftlichen Prognosen, dass Elektroautos zwar ihre Verkaufszahlen steigern, aber nicht annähernd die Weltherrschaft übernehmen werden. (…) Selbst bis 2050, so zeigt eine andere Studie, werden sie nur 20 Prozent des weltweiten Autoverkehrs ausmachen.” – bto: Wenn das so ist, stellt sich die Frage, ob es richtig ist, die Forschung an Verbrennungsmotoren nun einzustellen, wie das beispielsweise Daimler macht.
  • “Eine brandneue Studie zeigt, dass bis 2030 wahrscheinlich 13 Prozent der Neuwagen von einer Elektrobatterie angetrieben werden. Wenn wir den Neuverkauf von Autos mit Verbrennungsmotor dann verbieten würden, was beispielsweise Großbritannien in der vergangenen Woche angekündigt hat, dürften 87 Prozent der Verbraucher nicht das Auto kaufen, das sie am liebsten hätten.” – bto: Oder sie kaufen es rechtzeitig davor!
  • “Es ist also unwahrscheinlich, dass Elektroautos die Welt erobern werden, und selbst wenn sie es täten, werden sie die Emissionen nicht annähernd so stark reduzieren wie behauptet. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens benötigen Elektroautos riesige und teure Batterien, deren Herstellung sehr energieintensiv ist. (…) Zweitens ist das Elektroauto nur während der Fahrt emissionsfrei. Es wird durch Elektrizität aufgeladen, die fast überall in erheblichem Maße auf fossilen Brennstoffen basiert. Das Elektroauto stößt weniger Emissionen aus als ein Benzinauto, aber nicht null.” – bto: So ist es natürlich. Nun kann man streiten, wie viel CO2 man spart, aber man kann nicht von großen Einsparungen reden.
  • “Ein Elektroauto mit großer Reichweite wird auf seinen ersten 60.000 km insgesamt mehr CO₂ erzeugen. Aus diesem Grund könnte ein E-Auto als Zweitwagen für Kurzstrecken tatsächlich höhere Gesamtemissionen bedeuten. Vergleicht man Elektro- und Verbrennungsmotor, so schätzt die Internationale Energieagentur, dass das Elektroauto über seine Lebensdauer sechs Tonnen CO₂ einsparen wird, wenn man von den durchschnittlichen weltweiten Stromemissionen ausgeht (was dem deutschen Durchschnitt in etwa entspricht). Selbst wenn das Elektroauto eine geringe Reichweite hat und seine Batterie in Europa mit überwiegend erneuerbarer Energie hergestellt wird, wird die Einsparung höchstens zehn Tonnen betragen.” – bto: Es ist wichtig, dass es eine Einsparung bedeutet, es ist aber nicht klimaneutral.
  • “Bundeskanzlerin Merkel hat jetzt die Subventionierung von Elektroautos in Deutschland auf bis zu unglaubliche 9000 Euro pro Auto erhöht. Dennoch wird jedes Auto die Emissionen nur um höchstens zehn Tonnen reduzieren. Deutschland hätte die gleiche Reduzierung von CO₂ im europäischen Handelssystem für weniger als 300 Euro erreichen können.” – bto: Das ist genau der Punkt, der mir wichtig ist. Wie viel CO2 sparen wir pro eingesetztem Euro?
  • Subventionen für Elektroautos sind 30-mal höher als für die Senkung von CO₂ nötig. Insgesamt beabsichtigt die deutsche Regierung, mehr als vier Milliarden Euro für Leistungen auszugeben, die für nur 0,2 Milliarden Euro hätten gekauft werden können.” – bto: Und das ärgert mich. Wir brauchen ein Klimabudget!
  • “Wenn die ganze Welt mitmachen würde und bis 2030 auf 140 Millionen Elektroautos käme, schätzt die IEA, dass die CO₂-Emissionen um lediglich 190 Millionen Tonnen reduziert werden – das sind gerade einmal 0,4 Prozent der weltweiten Emissionen. Mit den Worten von Fatih Birol, dem Leiter der IEA: ‘Wenn Sie glauben, dass Sie das Klima mit Elektroautos retten können, liegen Sie völlig falsch.’” – bto: eine wichtige Erkenntnis!
  • “Die weitere unbedachte Förderung von immer mehr Elektroautos, wie es Merkels Klimaschutzprogramm 2030 vorsieht, verschwendet Ressourcen in enormem Ausmaß und erzielt nur wenig Nutzen.” – bto: ein typisches Beispiel für Symbolpolitik.
  • “(…) dem Klimawandel (ist es) egal, woher das CO₂ kommt. Während die verkehrsbedingten Emissionen zunehmen, machen Personenkraftwagen nur etwa sieben Prozent der weltweiten Emissionen aus. Hier werden Elektroautos lediglich ein wenig helfen.” – bto: Diesem Argument kann man wenig entgegensetzen.
  • (Besser wäre es) die Forschung und Entwicklung im Bereich grüner Energietechnologien in einem breiten Spektrum voranzutreiben. Ein Bereich, in dem wir viel mehr Innovationen finanzieren sollten, sind Batterien. Das würde nicht nur die Solar- und Windenergie wettbewerbsfähiger, sondern auch Elektro- und Hybridfahrzeuge billiger machen. (…) Viel wichtiger ist es, Innovationen voranzutreiben, um mehr Energie aus Fusion, Kernspaltung, Erdwärme, Wind, Sonne und den vielen, vielen anderen zukunftsorientierten Verfahren zu schaffen. Wenn wir neue Technologien für die Erzeugung grüner Energie schaffen, die sie billiger als fossile Brennstoffe machen, werden nicht nur die Europäer, sondern alle umsteigen, einschließlich China, Indien und Nationen in Afrika und Lateinamerika.” – bto: Genau so muss man das auch machen!

welt.de (Anmeldung erforderlich): „Die E-Auto-Illusion“, 29. November 2020