Kreditbooms führen nicht immer zur Krise – aber häufig!

Gerald Braunberger von der F.A.Z. ist unstrittig einer der schärfsten Beobachter der Entwicklungen in Wirtschaft und Finanzmärkten. Dabei betont er immer wieder die positiven Aspekte und kritisiert die Schwarzmaler, zu denen ich (wohl zurecht) gerechnet werde.

Zuletzt hatte ich mich mit seinem Kommentar „Wo bleibt eigentlich die Kreditexplosion“ auseinandergesetzt:

→ Es droht keine neue Krise – einfach, weil die alte noch nicht vorbei ist!

Nun berichtet Braunberger (mit leichtem Jubel), dass nicht jeder Kreditboom zur Krise führt. Nur jeder vierte. Also wären Kreditbooms notwendig, aber nicht hinreichend für eine Krise. Allerdings würde ich sagen, dass es nicht nur der Boom an sich ist, sondern vor allem auch die Frage, von welchem Niveau aus dieser beginnt. Doch schauen wir uns die Argumentation an:

  • „Historische Untersuchungen zeigen, dass den meisten schweren Finanzkrisen ein starkes Kreditwachstum vorausgegangen war, das dann zur Krise führte, wenn die Kredite platzten und die Kreditgeber, nicht zuletzt Banken, darüber in Schwierigkeiten gerieten.“ – bto: was kein geringerer als Irving Fisher so schön beschrieben hat und Hyman Minsky in ein einleuchtendes Modell gepackt hat.
  • „Die Entwicklung seit der Krise zeigt in den Industrienationen, anders als in China, kein sehr kräftiges Kreditwachstum, obgleich die Zinsen sehr niedrig sind. Das widerspricht der Sorge, die nächste Finanzkrise stehe vor der Tür.“ – bto: Das war seine Argumentation in dem oben angesprochenen Artikel, die ich sehr kritisch sehe. Die Krise wurde bisher nicht überwunden und deshalb kann man nur sagen, „es drohe keine neue“, weil wir eben noch mittendrin stecken und die nächste heftige Welle noch droht.
  • „Ein Ökonomenteam um den bekannten Bonner Professor Moritz Schularick (…) (zeigt nun): Auch wenn den meisten Finanzkrisen ein starkes Wachstum der Kredite vorausgegangen ist, so ist der Umkehrschluss, dass ein starkes Kreditwachstum üblicherweise zu einer Krise führt, nicht zulässig. Im Gegenteil zeigt eine internationale Analyse der Finanzmärkte aus den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten, dass in drei von vier Fällen ein kräftiges Wachstum der Kredite gut war, weil es zu Wirtschaftswachstum und Wohlstand beitrug, ohne dass sich eine Krise anschloss. Nur in etwa jedem vierten Fall folgte dem Kreditboom eine Krise.“ – bto: Das sind zum Teil dieselben Ökonomen, deren Studie zu den langfristigen Kapitalerträgen ich am Montagmorgen bei bto diskutiert habe. Inhaltlich ist es doch eigentlich nicht überraschend. Oft wurden die Kredite produktiv eingesetzt und haben eben nicht zu Fehlinvestitionen oder Spekulation/Konsum geführt. In anderen Situationen kam es zu einer Verzögerung der Krise, weil das Kreditwachstum weiter anhielt. Ich denke da an die Situation in Australien zurzeit. Doch darf man daraus auch nicht schließen, dass das gegenwärtige Schuldenspiel gefahrlos ist.
  • „Schularick & Co. unterscheiden daher zwischen guten und schlechten Kreditbooms. Die guten Kreditbooms tragen zum Wirtschaftswachstum bei, weil sie nicht zuletzt die Finanzierung sinnvoller Investitionen erlauben.  An sie schließt sich keine Krise an. Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es widersinnig, einen solchen guten Kreditboom bremsen zu wollen – sei es durch eine besonders straffe Geldpolitik, sei es durch schärfere Regulierungen der Banken, die Kredite vergeben.“ – bto: Vermutlich erkennt man diese erst hinterher. Ich diskutiere bei bto schon lange den Kreditboom in China. Wie gezeigt, ist die Verschuldung auf die Staatsunternehmen konzentriert, die vor allem auch Infrastrukturinvestitionen tätigen. Diese sind sicherlich produktiv”, weshalb die Schulden keine Rolle spielen. Oder überwiegen doch die Projekte der Regionalregierungen mit zweifelhaftem Nutzen und die Spekulation mit Immobilien?
  • „Ganz anders sieht es mit schlechten Kreditbooms aus. Sie entstehen häufig, wenn mit den Krediten zu hohe Konsumausgaben finanziert werden oder Investitionen, die sich als nicht nachhaltig erweisen. In der Praxis handelt es sich nicht selten um zu hohe Investitionen in Immobilien. Diese Kreditbooms führen häufig zu Finanzkrisen, die mit hohen Kosten für die Gesamtwirtschaft einhergehen. Es wäre sinnvoll, solche schlechten Kreditbooms frühzeitig zu bekämpfen.“ – bto: Auch das ist unstrittig. Doch was ist denn mit der Rekordverschuldung der US-Unternehmen für Aktienrückkäufe, Dividenden und M&A?? Ich würde sagen, auch dort drohen erhebliche Fehlinvestitionen.

“Lassen sich gute und schlechte Kreditbooms überhaupt frühzeitig voneinander unterscheiden? Schularick und seine Mitstreiter sagen: Ja. Drei Kriterien sind es, die für viele schlechte Booms typisch sind, aber bei guten“ Kreditbooms kaum beobachtbar sind.“

  • „Erstens finden schlechte Kreditbooms ihren Ausdruck meist am Immobilienmarkt und nicht in der Industrie. Typisch sind Baubooms mit steigenden Immobilienpreisen.“ – bto: was nun wirklich nicht überrascht. Wobei ich bei den Kreditbooms in der Industrie schon auch auf die Mittelverwendung achten würde!
  • „Der zweite Indikator ist ein Anstieg des Verhältnisses der Kredite zu den meist langfristig zur Verfügung stehenden Kundeneinlagen in den Bankbilanzen. Dies ist eine Erfahrung der jüngsten Krise, als viele Banken zur Finanzierung ihres Kreditwachstums auf häufig kurzfristiges Geld vom Kapitalmarkt zurückgriffen, das nach Ausbruch der Krise nicht verlängert wurde.“ – bto: Da wir wissen, dass die Banken das Geld ohnehin selber schaffen, muss man es anders übersetzen. Die Banken gehen übermäßige Risiken mit zu geringem Eigenkapitalanteil ein, weil sie zu optimistische Annahmen über die Zukunft haben und/oder im Wettbewerb – auch durch zu billiges Geld der Notenbank – gezwungen sind, übermäßig zu expandieren, um nicht Marktanteile zu verlieren oder übernommen zu werden. Ich erinnere daran, dass jene Banken, die die meisten Risiken fuhren, bis zum Beginn der Krise mit einer Prämie am Markt gehandelt wurden.
  • „Der dritte Indikator sind Veränderungen in der Zahlungsbilanz von Boomländern als Folge starker Zuflüsse von Auslandskapital, das vom Boom auf dem Immobilienmarkt profitieren will.“ – bto: Auch das ist klar.
  • „Die Autoren haben für 17 Länder Kreditbooms zwischen 1870 und 2013 analysiert. Interessant ist die Häufung der Booms nach dem Zweiten Weltkrieg, wobei in den ersten Jahrzehnten, als die Finanzmärkte segmentierter und höher reguliert waren, die guten Booms eindeutig dominierten. Ab 1980, also ab den Deregulierungswellen an den Finanzmärkten und, etwas später, dem Beginn des säkularen Zinsrückgangs, nimmt die Zahl der schlechten Kreditbooms dramatisch zu.“ – bto: einfach auch, weil die Kreditschöpfungsfähigkeit der Banken massiv ausgeweitet wurde. Politisch gewollt und mit Konsequenzen, die wir noch alle spüren werden.
  • „Aber das Bild ist nicht eindeutig und erlaubt keine simplen Schlussfolgerungen: Seit 1980 fanden auch zahlreiche gute Kreditbooms statt.“ – bto: Da ist sie wieder die Hoffnung, dass es doch noch gut gehen wird. Sehe ich nicht so, wir haben nämlich weltweit das Schuldenniveau immer höher getrieben, was die Risikotoleranz mindert.

Hier noch das Chart mit der Zuordnung der Krisen. Ich persönlich finde, dass wir nach dem Boom 2000 durchaus auch eine Krise hatten, die dann allerdings durch die Politik des noch billigeren Geldes zur Entstehung der Finanzkrise geführt hat. In den 1970er-Jahren ging die Verschuldung mit hohen Inflationsraten einher, weshalb die Schuldenquoten relativ zum BIP stabil blieben oder gar zurückgingen.

Quelle: FAZ

→ F.A.Z.: “Jeder Kreditboom endet in einer Finanzkrise? Von wegen!”, 5. Januar 2018

Ich habe im Netz nur eine Vorabversion der Studie gefunden, nicht die Fassung vom Dezember die Braunberger zitiert hat:

→ “When to lean against the wind”, Version April 2017

Kommentare (26) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Wolff Baer
    Wolff Baer sagte:

    Hallo lb.Herr Dr.Stelter.

    Der Satz “Alle anderen Volkswirte incl. Dr.Stelter sind da anderer Meinung” ist wg. eines Zeilen-Umbruchs falsch formuliert.

    Richtig muß es heißen:” ……. Dr.Stelter und andere Volkswirte…… sind da gleicher Meinung…..wie Herr Sinn.”

    Bitte entschuldigen Sie das Versehen.

    Sie haben mich ja schon einmal bei einer Diskussion mit dem sgH.Stöcker herausgehauen, als ich behauptete, daß die Targetsalden im Grunde uneinbringliche, verlorene, zinsfreie und unbesicherte Kredite sind, die bei dem zum erwarteten Kollaps des €-Systems verloren sind.

    LG W.Baer

    Antworten
  2. Wolff Baer
    Wolff Baer sagte:

    Hallo lb.Herr Stöcker!

    Ich weise vorsorglich darauf hin, daß Sarrazin, Sinn, Lucke und Herr Raffelhüschen zu meinen Busenfreunden zählen und daß ich Sie höflich bitte, Ihre unvermeidlichen Herabwürdigungen dieser Personen ausnahmsweise zu unterlassen.

    Vielen Dank im Voraus.
    LG WB

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      Und was wollen Sie mir jetzt damit sagen, Herr Baer? Konstruktive Kritik an Ihren Busenfreunden ist grundsätzlich unzulässig?

      Ich übe sachliche Kritik, wenn mir dies geboten erscheint. Und da nehme ich auch auf akademische oder sonstige Weihen keine Rücksicht. Es geht mir dabei aber ausschließlich um die Sache und ich tituliere hier niemanden mit solchen Ausdrücken, die Sie in Ihren Kommentaren inflationär einsetzen:
      „der bescheuerte Deutsche“
      „Der einfältige Deutsche“
      „die doofen Deutschen“
      „regiert von einer verwirrten, ewigen Kanzlerin,“
      „unsere Volksschädlinge“
      „Merkels Politbüro und Ihre SPD-Komplizen“
      „unseligen und überflüssigen Notenbanken“
      „unsere Polit-Dilettanten“
      „Polit-Nieten im Palaverment“
      „(un)verantwortliche Politiker-Kaste“
      „islamisierte und terrorisierte Transfer- und Schulden-Union“

      Sorry, aber das ist mir als Basis für eine vernünftige Diskussion dann doch ein wenig zu substanzlos.

      LG Michael Stöcker

      Antworten
      • Wolff Baer
        Wolff Baer sagte:

        Lb.Herr Stöcker,

        zugegebenermaßen neige ich manchmal dazu, die katastrophalen politischen Zustände in Deutschland und Europa drastisch zu beurteilen.

        Der Unterschied zu der Arbeit meiner “Busenfreunde” Sarrazin, Sinn etc. liegt aber darin, daß unsere Politiker eine unverantwortliche und schädliche Politik machen, die mich direkt betrifft und Teile meiner Ersparnisse vernichtet und das Leben in Deutschland immer schlechter wird, während die von Ihnen kritisierten Volkswirte und Buchautoren von weiten Teilen der Bevölkerung hoch geachtet werden und ihre Aussagen weitgehend, nur manchmal von Ihnen nicht, bestätigt werden.

        Es gibt sicherlich viele Kritiker Ihrer theoretischen Überlegungen.
        Aber kein Mensch wird Sie deswegen so angreifen, wie Sie das manchmal mit Ihren Kollegen tun.

        LG WB

  3. Wolff Baer
    Wolff Baer sagte:

    Der sehr geehrte Herr Stöcker sagt, daß die Italiener bei einem Austritt aus der €-Zone die EZB-Target-Forderungen und alle sonstigen Verbindlichkeiten mit ihrer Lira nicht bedienen können und daß deswegen die 5-Sterne-Bewegung nicht an die Regierung kommen wird.

    Das Gleiche trifft aber auf auf die Pleite-Griechen und alle anderen schwachen ClubMed-Länder zu.

    Auch der deutsche Staat kann niemals seine Schulden mit seinen lächerlichen Überschüssen seines Haushaltes zurückzahlen.

    Er wird also seine, “hier schon länger lebenden” “Bürgen” solange mit alten und neuen Steuern zur Kasse bitten, bis die freiwillig das Land verlassen. Das tun übrigens schon Hundertausende “Leistungsträger” und machen Platz für Millionen nach Grundgesetz §16a illegale Asylforderer.

    Da haben also die verfemtem Euro-Kritiker Sarrazin und Sinn recht, wenn sie sagen, daß der doofe Deutsche in der Falle sitzt, aus der er nie wieder herauskommen wird.

    Schöne Aussichten!

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      „Der sehr geehrte Herr Stöcker sagt, daß die Italiener bei einem Austritt aus der €-Zone die EZB-Target-Forderungen und alle sonstigen Verbindlichkeiten mit ihrer Lira nicht bedienen können und daß deswegen die 5-Sterne-Bewegung nicht an die Regierung kommen wird.“

      Nein, das habe ich nicht gesagt und auch nicht geschrieben. Selbst wenn die 5-Sterne-Bewegung an die Regierung kommen sollte, wird sie keinen Austritt initiieren, wenn sie noch halbwegs bei Trost ist.

      „Auch der deutsche Staat kann niemals seine Schulden mit seinen lächerlichen Überschüssen seines Haushaltes zurückzahlen.“

      Staatsschulden wurden noch nie zurück gezahlt, sondern stets revolviert.

      „Da haben also die verfemtem Euro-Kritiker Sarrazin und Sinn recht, wenn sie sagen, daß der doofe Deutsche in der Falle sitzt, aus der er nie wieder herauskommen wird.“

      Nicht nur der „doofe Deutsche“ sitzt in der Falle, sondern alle Bürger von Euroland. Sarrazin hat mit seiner Migrationskritik grundsätzlich recht und Sinn mit seiner grundsätzlichen Eurokritik; aber von Geldpolitik haben beide keine Ahnung und dies immer wieder unter Beweis gestellt. Sarrazins Posten bei der Buba war wohl auch eher ein Versorgungsprestigeposten, der dem Ansehen dieser Institution mehr geschadet als genutzt hat.

      Jammern und Politikerbashing hilft hier aber nicht weiter. Gefragt sind konstruktive Lösungen. Und da gibt es von deutscher Seite leider so gut wie nichts. Warum das so ist, das können Sie bei Rüdiger Bachmann nachhören: http://macromarketmusings.blogspot.de/2016/10/macro-musings-podcast-rudi-bachmann.html.

      LG Michael Stöcker

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        >Gefragt sind konstruktive Lösungen. Und da gibt es von deutscher Seite leider so gut wie nichts.>

        Habe zwar R. Bachmann nicht gehört, widerspreche aber dennoch.

        Deutschland besteht darauf, dass die Länder der Eurozone, die aufgrund von Strukturproblemen in Schwierigkeiten sind, diese lösen, um wettbewerbsfähiger zu werden.

        Dafür gibt es Hilfe, u. a. explizit durch den ESM und unausgesprochen durch die Geldpolitik der EZB.

        Das kann NUR regelbasierend geschehen, d. h. durch einzuhaltende Zielabsprachen, die auch von uns Maßnahmen verlangen könnten, z. B. höhere Investitionen des Staates.

        Das ist die Kehrseite davon, dass es diesen Länder SELBST überlassen ist, die Probleme zu lösen statt sie z. B. von der „Besatzungsmacht“ Deutschland lösen zu lassen.

        Diese GEGENSEITIGE Verpflichtung ist fair.

        Sie ist möglicherweise aber nicht erfolgsorientiert, weil die betroffenen Länder nicht in der Lage sind, ihre Probleme zu lösen – und wir möglicherweise unsere Verpflichtungen auch nicht einhalten können.

        Dann sollte überlegt werden, wie man sich trennt, d. h. wer wie aus der Eurozone austritt.

        Eine Lösung, die auf vorwiegend auf unser Kosten geht, also z. B. von uns verlangte, dass wir unserer Handelsbilanzüberschüsse abbauen oder dauerhaft Transfers zahlen, ist keine für uns zumutbar Lösung. Denn sie hätte schwerwiegende, möglicherweise nicht mehr beherrschbare Konsequenzen für unsere Gesellschaft.

        Wenn andere aus egoistischen Gründen sich weigern, unsere Güter zu importieren, was unsere Handelsbilanzüberschüsse ebenfalls abbauen würde, ist das in Ordnung, wenngleich möglicherweise für sie und uns nicht vorteilhaft.

        Kurzum:

        Wir agieren schon konstruktiv, allerdings in einer Art und Weise, die es anderen nicht leicht macht.

        Das kann nicht anders sein, weil es die für JEDEN leicht zu erbringenden Lösungen nach Lage der Dinge nicht gibt.

      • Wolff Baer
        Wolff Baer sagte:

        Hallo lb.Herr Stöcker,

        vielen Dank für Ihre Zustimmung zu der Tatsache, daß der Deutsche in der €-Falle und sogar, wie Sie noch hinzufügen, alle Europäer in der €-Falle sitzen.

        So etwas habe ich noch nie von Ihnen gehört, genausowenig wie irgendeine Kritik an der EZB oder detalliert an dem Billionenschaden, den Frau Merkel mit Ihrer Migrationspolitik verursacht.

        Das hängt vielleicht auch mit Ihrem Beruf zusammen, der Sie wohl zur Loyalität zu der europäischen Idee verpflichtet.

        Sie haben sogar Hern Sinn und Sarrazin grundsätzlich Recht an deren Kritik an dem €-System gegeben, verfallen aber gleichzeitig wieder in Ihre Rolle, Sinn, Sarrazin etc. die fachliche Eignung abzusprechen, und behaupten, daß Herr Sinn angeblich keine Ahnung von Geldpolitik hätte.

        Sinn war der erste Volkswirt, der die Target II-Salden als das entlarvte, was sie wirklich sind, zinslose und ungedeckte Kredite an das Euro-System, die wohl für immer verloren sind.

        Alle anderen Volkswirte incl. Dr.Stelter sind da wohl ganz anderer Meinung.
        Jammern und Politikerbashing hilft sehr wohl weiter, denn nur wenn der “einfältige” (Sorry) Deutsche abseits von seinem Brot-und-Spiele-Engagement etwas über die schädliche Politik erfährt, die er mit seiner Wahlstimme dekadenweise ermöglicht, kann er etwas Konstruktives tun, nämlich die Politiker abwählen, die schlechte Politik machen.
        !3% der Wahlberechtigten haben das inzwischen getan, indem sie AfD wählten.

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        hmm. Ich denke ich habe klar gemacht, dass ich Target 2 Forderungen für zins-, tilgungsfrei und ungedeckt halte und eine Rückzahlung nicht erwarte. Wundere mich, dass Sie denken ich wäre da anderer Meinung als Herr Sinn?

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Lieber Herr Dr. Stelter,

        Sie schreiben: „Ich denke ich habe klar gemacht, dass ich Target 2 Forderungen für zins-, tilgungsfrei und ungedeckt halte und eine Rückzahlung nicht erwarte.“

        Wenn wir eine „Rückzahlung“ wünschen, dann müssen wir zukünftig mit Italien, Griechenland und Co. über viele Jahre Leistungsbilanzdefizite realisieren. Es liegt also letztlich an uns, ob wir unsere unspezifischen Ansprüche realisieren oder nicht. Nur auf diesem Wege können solche Salden wieder abgebaut werden. Dass sich solche Salden so sehr aufgebaut haben, ist der Fehlkonstruktion des Euro geschuldet. In einem dreistufigen Geldsystem mit einem Interzentralbankenmarkt hätten sich die Zinsen schon sehr viel früher ausgespreizt und der Kreditboom im Süden wäre in diesem Ausmaß gar nicht möglich gewesen: https://soffisticated.wordpress.com/123-stufige-geldsysteme/.

        LG Michael Stöcker

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        Richtig. Das weiss ich und sie kennen meine Haltung zu den Handelsüberschüssen. Ausserdem würde es genügen, wenn der Privatsektor wieder finanzieren würde- was er nicht tut, weil er (zu recht) Verluste fürchtet.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Lieber Herr Baer,

        Sie schreiben: „So etwas habe ich noch nie von Ihnen gehört, genausowenig wie irgendeine Kritik an der EZB oder detalliert an dem Billionenschaden, den Frau Merkel mit Ihrer Migrationspolitik verursacht.“

        Das mag daran liegen, dass ich mich nicht ständig wiederholen möchte. Und das mag auch daran liegen, dass ich ganz andere Punkte kritisiere, als diejenigen, die durch die deutschen Gazetten gejagt werden. Zur EZB-Kritik finden Sie zahlreiche Beispiele in meinem Blog. Und zur einsamen Entscheidung von Frau Merkel hatte ich mich doch wohl auch hier in diesem Forum eindeutig positioniert: https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/was-die-bevoelkerungen-verstehen-und-die-eliten-leugnen/#comment-25140.

        LG Michael Stöcker

  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Die Unterscheidung zwischen „guten“ Kreditbooms und „schlechten“ ist anhand von KRITERIEN durchaus möglich. Sie ist auch sinnvoll und nützlich:

    Schlechte Kreditbooms führen NOTWENDIGERWEISE zu einer Finanzkrise, wenn sie nur lang genug stattfinden.

    Wie bto. klar darlegt, ist es ist aber FALSCH, daraus zu schließen, dass gute Kreditbooms KEINE Krisen auslösen (können).

    Selbstverständlich können auch sie Krisen auslösen.

    Es ist immer dann der Fall, wenn die Bedienung der Kredite mit ZUSÄTZLICHEN Krediten finanziert werden muss, weil die mit den vorherigen Krediten erzielten Erlöse sowie Assetverkäufe NICHT ausreichen, diese Kredite zu bedienen.

    Wenn das Güterangebot aufgrund von Investitionen – den Kriterien nach finanziert mit guten Krediten – von der Nachfrage nicht mehr nachhaltig absorbiert wird, kommt es zu derartigen Krisen.

    Hier noch Aktuelles zur Verschuldung Chinas:

    https://finance.yahoo.com/news/china-heading-toward-debt-crisis-110000251.html

    Auch hier unterscheidet man zwischen guten und schlechten Schulden.

    Interessant ist, dass die Verbindlichkeiten von SOEs (State-Owned Enterprises) bei hoher Schwankung unterm Strich nicht abgenommen haben während die Profite deutlich fielen (Vergleich: 2011 bis 2016/17).

    Das gibt Anlass zur Besorgnis, weil es hier nicht um die (schlechte) Verschuldung von Privathaushalten geht und sicher nicht alle SOEs sich nur für schlechte Investitionen (u. a. Wohnimmobilien) verschuldet haben.

    Die Vermutung, dass die ausgewiesenen Wachstumsraten der chinesischen Wirtschaft geschönt sind, ist nicht abwegig.

    Wenn bei niedrigeren stagnierenden oder gar weiter abnehmenden Wachstumsraten im Zeitraum 2016 bis 2022 die Gesamtverschuldung bezogen auf des GDP tatsächlich von 242% auf 300% steigen sollte, ist man auf dem Pfad, auf dem wir vorangehen: Die Gesamtverschuldung wächst SCHNELLER als die reale Wirtschaft.

    DARAUF kommt es sehr viel mehr an als auf gute und schlechte Kreditbooms.

    Antworten
  5. Ralph Klages
    Ralph Klages sagte:

    „Der dritte Indikator sind Veränderungen in der Zahlungsbilanz von Boomländern als Folge starker Zuflüsse von Auslandskapital, das vom Boom auf dem Immobilienmarkt profitieren will.“ – bto: Auch das ist klar.
    “Klar” vom Verständnis her. Aber dann nicht, wenn man sich die Target II – Salden mal ansieht (,die Braunberger komplett ausblendet): Letztlich sind DAS KREDITE ! Unverzinslich und ungedeckt und unbegrenzt. Das ist eine der wirklichen Kreditgefahren !

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      Die ständige Wiederholung führt zum Glauben (Rosenkranzsyndrom). Verantwortlich zeichnet hierfür in erster Linie Hans-Werner Sinn; ein echtes monetäres Leichtgewicht (Er hat dafür aber ganz andere Stärken). Er ist in diesem Punkt auf einem ähnlichen Irrweg wie Marc Meyer, der der unreflektierten Meinung ist, dass eine Banknote eine Obligation der Notenbank sei: https://insideparadeplatz.ch/2018/01/10/ubs-praesident-axel-weber-wird-sein-blaues-wunder-erleben-mit-der-zahlungsunfaehigkeit-der-snb/#comments.

      Antworten
      • Wolff Baer
        Wolff Baer sagte:

        Hallo lb.Herr Stöcker,
        was passiert denn mit den italienischen ca. 400 Milliarden €-Targetsalden wenn Italien aus der Eurozone austritt?

      • Johannes
        Johannes sagte:

        @WB: Herrn Stöcker wird es eher schwerfallen, Ihre Frage punktgenau zu beantworten. Das ist aber kein Problem, da es der Chef der EZB bereits übernommen hat: Laut Herrn Drahgi werden die Target II Salden dann fällig …

        @ Herrn Stöcker: Das “Rosenkranzsyndrom geht übrigens auch in die andere Richtung. Warten wir doch einfach ab und vielleicht werden wir´s nie erfahren (müssen).
        LG, Johannes

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Lieber Herr Baer, lieber Johannes,

        lassen Sie sich nicht hinter die Fichte führen. Draghi hat den monetären Laienspielern der Fünf-Sterne-Bewegung gedroht. TARGET-Salden sind und bleiben das Ergebnis von Zahlungsvorgängen. Schulden sind und bleiben das Ergebnis von Verschuldungs-/Kreditprozessen. TARGET ist ein Zahlungssystem, KEIN Kreditsystem.

        Wenn Italien aus dem Euro austreten sollte, dann müssen alle Italiener ihre alten Kredite auch weiterhin in Euro erfüllen. Das wird Ihnen sehr wahrscheinlich nun deutlich schwerer fallen, da sie ihre Einkommen nun in neuer Lira erwirtschaften müssen, die sodann vermutlich um 20 bis 30 Prozent abwerten wird. Die Folgen sind für das Land und die jeweiligen Schuldner katastrophal. Von daher wird keine Regierung bei Verstand den Euro verlassen. Nicht einmal Griechenland hat diesen Schritt gewagt.

        Sollte Deutschland aus dem Euro austreten, dann würde der TARGET-Saldo umgebucht (Aktivtausch) bzw. das Konto einfach umbenannt. In einer neuen DM-Bilanz der Bundesbank lautete diese Position nun Devisenreserven. Diese Position unterliegt nun den typischen Risiken einer jeden Zentralbank, die Devisenreserven hält. Nicht nur eine sofortige Aufwertung der DM wäre wohl sehr wahrscheinlich sondern zugleich ein Overshooting der Wechselkurse und die Bundesbank wäre – ähnlich wie die SNB 2011 bis 2015 – gezwungen, massiv am Devisenmarkt zu intervenieren, um die deutsche Exportindustrie vor einem überzogenen schnellen Auswertungsschock zu schützen.

        Da Geld keine Forderung ist, können auch TARGET-Salden keine Forderung sein. Demzufolge könne auch Devisenreserven keine Forderung sein. Wer seine vermeintlich Forderung geltend machen möchte, der muss zuerst einen Vertrag abschließen (z. B. eine Griechenlandreise buchen). Nur auf diese Weise können wir unsere Salden abbauen. Die logische Konsequenz: Wenn wir unsere TARGET-Salden und/oder Devisenreserven abbauen möchten, dann benötigen wir temporäre Leistungsbilanzdefizite.

        Und wenn Sie glauben, der Stöcker erzählt was vom Pferd, dann gibt es hier einen sehr prominenten Eurokritiker – Bernd Lucke – , der dies wohl genauso sieht: http://www.insm-oekonomenblog.de/15462-mario-draghi-bei-austritt-wird-abgerechnet/#comment-3120081651.

        LG Michael Stöcker

      • Thomas
        Thomas sagte:

        Hmmm… also den Beitrag auf makronom von Mr. Watt hab ich ja offen gelesen, bis zu

        “Spätestens seit der Absage der FDP an eine Jamaika-Koalition ist klar, dass die Parteiführung um Christian Lindner neben den traditionellen liberalen Milieus auch die nicht offen rassistischen Elemente der nationalistischen Rechten ansprechen will.”

        Damit disqualifiziert sich der Autor abschließend. Was soll das bitteschön? Eine völlig bekloppte Aussage.

        “Lucke, seine Professorenkollegen und manche Neoliberale dachten, sie könnten den populistisch-nationalistischen Tiger reiten.”

        Tja, will halt nicht jeder mit der populistisch-sozialistischen Schlange kuscheln.

        Das war jetzt analoges Niveau.

        Über die Sätze weiß ich schon gar nicht mehr, was Mr. Watt uns eigentlich sagen wollte.

        Der Beitrag ist eine subjektive Meinung in manipulativer Sprache. Nicht mehr.

        Geht jetzt überhaupt nicht gegen Sie, Herr. Stöcker. Aber den Link wollte ich zumindest kommentieren… das sind genaue die Beiträge, die Gräben vertiefen, nur damit sich der Autor gut und bedeutend in seiner Deutungshoheit und vermeintlichen Rechtschaffenheit fühlen kann. Pfui.

  6. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    Und für alle Geldsystemkritiker gab es gestern einen Vortrag von Jordan in Zürich. Es gibt hier nur einen Punkt, den ich etwas differenzierter sehe als Jordan; und das betrifft die Möglichkeiten der Zentralbanken, den Marktzins aktiv zu beeinflussen. Zentralbanken sind IMMER reaktiv tätig; dabei können auch sie selbstverständlich schon mal temporär über das Ziel hinausschießen (Volcker) oder aber die falsche Richtung einschlagen (Trichet).
    https://snb.ch/de/mmr/speeches/id/ref_20180116_tjn/source/ref_20180116_tjn.de.pdf.

    LG Michael Stöcker

    Antworten
  7. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    Ebenfalls sehr aufschlussreich ist dieses Interview mit dem Altmonetaristen Allan Meltzer, das ich auch schon des Öfteren verlinkt hatte. Er geht ebenfalls auf die guten und die schlechten Kreditbooms ein und äußert sich insbesondere zu den Fehlinterpretationen der Vorschläge von Keynes und gesteht dabei auch eigene Irrtümer ein: http://macromarketmusings.blogspot.de/2017/01/macro-musings-podcast-allan-meltzer.html.

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Kann ich nur unterstreichen.

      A. Turner ist für jeden eine Herausforderung.

      Auch H.-W. Sinn hat mal kurz gewackelt, als Turner ihm antwortete.

      Antworten

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