Kein Wandel durch An­näherung

Am 19. Juni 2022 geht es im Podcast um die Frage, ob Freihandel zum Frieden beiträgt oder nicht. Zur Einstimmung ein Beitrag des Deutschlandfunks, der die These grundlegend bezweifelt:

  • Der Krieg hat alles geändert: “(…) alle Versuche der dialogischen Diplomatie im Vorfeld des Feldzuges waren fehlgeschlagen. Vertreterinnen und Vertreter einer westlichen Russland-Politik, die auf Entspannung setzten, werden dafür mitverantwortlich gemacht. Auch vom Politologen Herfried Münkler: Aus seiner Sicht ist die vertrauensorientierte Politik des Prinzips ‘Wandel durch Annäherung’ bei Putin gescheitert. ‘Jetzt allerdings sollte es auch dem Letzten klar geworden sein, dass an die Stelle von Vertrauen und vertrauensfördernden Maßnahmen generalisiertes Misstrauen angezeigt ist.’“ – bto: also die Aussage, dass man eben nicht auf Handel und Annäherung setzen sollte.
  • ‘Wandel durch Annäherung’ lautete die Devise, mit der die Entspannungspolitik vor nunmehr sechzig Jahren auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges aus der Taufe gehoben wurde. Ihr Architekt war Willy Brandts Vertrauter Egon Bahr. Das Fundament dafür stammte jedoch aus den USA: ‘Das Ganze ist nur rückgängig zu machen durch Krieg. Und Krieg will niemand’, zitiert Bahr den US-Präsidenten John F. Kennedy.” – bto: Das ist einleuchtend. Man vertritt seine Interessen, respektiert dabei den Einflussbereich des anderen.
  • Zwei Jahre nach dem Mauerbau erläuterte der US-Präsident seine Strategie vor der American University in Washington: ‘Beide, die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten sowie die Sowjetunion und ihre Verbündeten, haben ein gemeinsames tiefes Interesse an einem gerechten und wirklichen Frieden und einer Einstellung des Wettrüstens. Abkommen, die zu diesem Ziel führen, sind im Interesse der Sowjets wie auch in unserem Interesse. Selbst bei den feindlichsten Ländern kann man damit rechnen, dass sie solche vertraglichen Verpflichtungen akzeptieren und einhalten, die in ihrem eigenen Interesse sind.’“ – bto: Es war im Prinzip die Anerkennung des Status quo.
  • Dann kam die Entspannungspolitik: “Die Bilanz konnte sich in der Tat sehen lassen. Der Moskauer Vertrag von 1970 war ein Gewaltverzichtsabkommen auf der Basis der seit 1945 entstandenen Realitäten. Der Warschauer Vertrag erkannte die Oder-Neiße-Linie als polnische Westgrenze an. Das Viermächte-Abkommen über Berlin von 1971 sicherte den freien Zugang zum Westteil der Stadt. Und der Grundlagenvertrag mit der DDR vom Dezember 1972 strebte ‘gutnachbarliche Beziehungen’ an, später flankiert von einem Transitabkommen und einem Verkehrsvertrag.” – bto: Es war letztlich der Versuch, das Leben praktisch zu erleichtern. 
  • Im August 1975 erhielt dieser Entspannungsprozess mit der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die KSZE, in Helsinki einen größeren Rahmen. Während Moskau dort den sowjetischen Machtbereich nach 1945, also gleichsam seine Kriegsbeute, festigen wollte, kam es dem Westen auch darauf an, die Freizügigkeit im Kulturellen und auf dem Bildungssektor vertraglich zu verankern. (…)  Dazu Jan Claas Behrends, Osteuropa-Forscher an der Viadrina in Frankfurt an der Oder: ‘Das Problem begann dann ja nach Helsinki mit dieser Überhöhung der >Wandel durch Annäherungs<-Formel, wo man ja glaubte, auf die Dauer würde sich der Ostblock liberalisieren durch diese Entspannungspolitik, auch innenpolitisch sich liberalisieren, das heißt die Leute würden mehr Freiheiten bekommen in der Sowjetunion und in der DDR, aber auch dauerhaft sich eher integrieren in das Weltsystem, und die Gegnerschaft zum Westen würde sich abbauen. Und dies ist ja genau das, was nicht eingetreten ist.’” – bto: Nein, es musste erst das kommunistische System kollabieren. Es gab keinen Wandel, dem ist zuzustimmen.
  • Denn bis zum Amtsantritt Michail Gorbatschows 1985 hatte die UdSSR zur Entspannungspolitik wenig beigetragen. Mit dem Einmarsch der Sowjettruppen in Afghanistan 1979, mit dem Jaruzelski-Putsch in Polen 1981 oder im Nachrüstungsdrama mit der Stationierung der SS 20 und Pershing 2-Raketen. In den USA unter Ronald Reagan wurde die Sowjetunion wieder wie im kältesten Krieg als ‘Macht des Bösen’ wahrgenommen.” – bto: Es hat also in der Form wirklich nichts gebracht.
  • Die Regierung Kohl setzte die Politik fort. “Derweil betrieb die SPD aus der Opposition heraus, gestützt auf ihre guten Kontakte zur SED, eine sogenannte ‘neben-gouvernementale Außenpolitik’. Sie war getragen von einem fragwürdigen Entspannungsdogma, das da lautete: dem Frieden und dem Überleben der Menschheit hätten sich alle anderen politischen Ziele unterzuordnen, auch die nationale Selbstbestimmung. Damit wurden Systemkritiker als Friedensstörer stigmatisiert. Die einst progressive Neue Ostpolitik hatte sich – vor allem dank der SPD – zu einer strukturkonservativen Veranstaltung zurückentwickelt. Verknöcherten Regimen im Osten nutzte sie. Dennoch mischten sich Egon Bahr und die Seinen, als die Mauer fiel, unter die Sieger der Geschichte.” – bto: Klar, das ist naheliegend.
  • Mit dieser teilweise auf Deutsch vorgetragenen Rede im Deutschen Bundestag löste Wladimir Putin, der neue russische Hoffnungsträger aus Sankt Petersburg am 25. September 2001 Begeisterung unter den Abgeordneten aus. (….)
    ‘Man hat darauf gehofft und vertraut, dass es ein gutes Verhältnis mit Russland gibt. Wir hatten keinen Wandel durch Annäherung, sondern einen Wandel durch Anbiederung erlebt, den Kanzler Schröder betrieben hat.’
    Noch auf der Schlussgeraden seiner Kanzlerschaft besorgte er Russland eine hohe Bürgschaft. Siebzehn Tage nach seinem Ausscheiden aus dem Kanzleramt erhielt er den Chefposten im Aufsichtsrat des Gaspipeline-Unternehmens Nord Stream AG. In der SPD wurde selbst das von vielen als logische Fortsetzung der Entspannungspolitik betrachtet.”
  • “Schröder-Nachfolgerin Angela Merkel hielt am Primat der besonderen Beziehungen zu Russland fest. Trotz des blanken Entsetzens in Europa über die Annexion der Krim 2014 wurde im Jahr darauf der Deal mit der Ostseepipeline Nord Stream 2 vereinbart – gegen alle Bedenken in Osteuropa, vor allem in der Ukraine. Unverdrossen klammerte Merkel sich später an ihre Dialog-Diplomatie (…) ‘Wir wollen gute Beziehungen zu Russland. Und die Zahl der Probleme, die uns beschäftigen, von der Ukraine bis zu Syrien, bis zu der Frage, auch der Zusammenarbeit im wirtschaftlichen Bereich, ist so zahlreich, dass es gerechtfertigt ist, dass man doch in einem permanenten Dialog ist. Und zu all den Themen hat Russland doch einen großen Einfluss. Und wenn wir friedliche Lösungen wollen, muss man das über das Gespräch immer wieder versuchen.’” – bto: Dagegen ist nun mal wirklich nichts zu sagen.
  • So waren die sogenannten ‘Putin-Versteher’ nicht nur unter den ostpolitischen Nostalgikern der SPD anzutreffen, sondern auch in der wirtschaftsfreundlicher orientierten Union mit vielen Kritikern der EU-Sanktionen, ‘ging es dann unter Merkel und für die CSU doch recht pragmatisch wohl eher ums Geschäftemachen bis hin um die Eindämmung von Putin. Das war eine Politik, die Frau Merkel durchgesetzt hat, bis zum Schluss, wo sie in ihrer letzten Legislaturperiode noch konsequent verweigert hat, dass auch nur eine Flinte an die Ukraine geliefert wird.’” – bto: Es ist eine wirtschaftliche Verbindung, die durchaus relevant war. Klar, die Abhängigkeit von russischem Gas ist ein Fehler, ich denke aber, dieser beruht auf der verfehlten Energiepolitik hierzulande. 
  • “(…) Hoffnungen auf einen ‘Wandel durch Handel’ oder gar einer ‘Modernisierungspartnerschaft’ mit Russland war für viele seiner Parteifreundinnen und -freunde stets wichtiger als die Verteidigung des Selbstbestimmungsrechts im bedrohten Nachbarstaat. (…) Doch mit Beginn von Putins Überfall musste auch Steinmeier eine bittere Bilanz ziehen. Es sei eindeutig ein Fehler gewesen, an Nordstream 2 festgehalten zu haben, erklärte der Präsident, und es sei auch ein Fehler gewesen, an ein gemeinsames europäisches Haus und eine gemeinsame europäische Sicherheitsarchitektur unter Einschluss Russlands zu glauben. ‘Zu dieser bitteren Bilanz gehört auch die Fehleinschätzung, dass wir und auch ich gedacht haben, dass auch ein Putin des Jahres 2022 am Ende nicht den totalen, politischen, wirtschaftlichen, moralischen Ruin des Landes hinnehmen würde für seine imperialen Träume oder seinen imperialen Wahn.’” – bto: Den hat er nicht erwartet. Er ging von einer kurzen Operation aus, der der Westen wenig entgegenzusetzen hatte.

deutschlandfunk.de: „Warum die Entspannungspolitik keinen Wandel durch Annäherung brachte“, 24. Mai 2022

Kommentare (40) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    Eine andere Perspektive.

    Die Energiedeals mit Russland haben uns sehr günstige Rohstoffe verschafft. Auf dieser Basis (siehe auch Energiepaper von @Bauer) sind wir als Land vergleichsweise gut durch die dot.com-Blase und die Finanzkrise gekommen. Die deutschen Unternehmen haben immer weiteren Exportrekorde erzielt und eigene neue Standorte in den Wachstumsmärkten gebaut. Dadurch ist der Wohlstand in D massiv gestiegen. Dabei haben wir ganz offensichtlich andere Aspekte vernachlässigt.

    Wäre es nun besser gewesen, durchgehend eine starke Bundeswehr unter Waffen zu halten, China als Exportmarkt zu vernachlässigen, durch Rohstoffeinkauf im Mittleren Osten/Norwegen/UK/USA die eigenen Wettbewerbspositionen zu verschlechtern? Und dann in 2003 das erste gesellschaftszerstörende Desaster, in 2008/09 das zweite zu erleben? 🤷‍♂️ Im Moment teilt sich jedenfalls der gesamte Westen die diesseitigen Kosten einer fehlgeschlagenen (Teil?)Politik. (Während der damalige Nutzen zu großen Teilen im industrialisierten Deutschland gelandet ist.)

    So, wie die aktive Politik viel zu wenig ganzheitlich gedacht hat, findet die Diskussion jetzt auch schon wieder nur punktuell statt – und führt schon wieder zu neuen Fehlern, die in zehn oder zwanzig Jahren mit derselben Verve RÜCKBLICKEND schlaumeiernd auseinandergenommen werden… Diese Spezies ist nicht lernfähig. (auf allen Seiten)

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Stoertebekker

      “Im Moment teilt sich jedenfalls der gesamte Westen die diesseitigen Kosten einer fehlgeschlagenen (Teil?)Politik.”

      Falsch. Die rohstoffreichen Länder des Westens (USA, Kanada, Australien, Norwegen) tragen per Saldo deutlich weniger Kosten als Deutschland – die profitieren nämlich genau wie Russland von den gestiegenen Preisen.

      “(Während der damalige Nutzen zu großen Teilen im industrialisierten Deutschland gelandet ist.)”

      Tja, unser strategisches Interesse als rohstoffarmes Industrieland ist es, Handelspartner zu finden, die uns günstig Rohstoffe verkaufen. Andere Länder haben andere Interessen, aber “wir” sind eben kein anderes Land, sondern Deutschland. (Die ersten Grünen-Sympathisanten schreien jetzt schon auf…)

      “So, wie die aktive Politik viel zu wenig ganzheitlich gedacht hat, findet die Diskussion jetzt auch schon wieder nur punktuell statt – und führt schon wieder zu neuen Fehlern, die in zehn oder zwanzig Jahren mit derselben Verve RÜCKBLICKEND schlaumeiernd auseinandergenommen werden… Diese Spezies ist nicht lernfähig. (auf allen Seiten)”

      Hören Sie bitte mit diesem Ganzheitlichkeits-Gesülze auf.

      Deutschland ist schlicht nicht in der Lage, seine strategischen Interessen zu erkennen – oder alternativ unwillig, basierend auf seinen Interessen strategisch zu handeln, was auf das gleiche Ergebnis hinausläuft.

      Kann man ja machen, aber dann ist das Geheule groß, wenn das Land und seine Bewohner verarmen.

      Antworten
      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @R Ott

        Guten Morgen 🥱 Dann hör ich mal mit dem Gesülze auf.

        PS Zur Erbauung aber noch ein Witz aus schlechteren Zeiten:

        Erich und Leonid treffen sich. Es gibt…..
        Leonid: “lass uns brüderlich teilen”
        Erich: “nee halbe halbe”

  2. weico
    weico sagte:

    @bto:Am 19. Juni 2022 geht es im Podcast um die Frage, ob Freihandel zum Frieden beiträgt oder nicht .

    ..ob Freihandel zum Frieden beiträgt..?

    Wen man WIRKLICHEN FREIHANDEL will, aber gleichzeitig mit Sanktionen,Einfuhrbeschränkungen, Subventionen und Schutzzölle auf den EIGENEN Vorteil bedacht ist und damit den Handelspartner (bzw. dessen Produzenten) damit in die Knie zwingt, macht man sich ja nicht unbedingt “Freunde”..!

    Welche Auswirkungen westliche Freihandelspolitik hat, zeigt der 3-Teiler auf:

    https://www.tagesspiegel.de/politik/wirtschaftsbeziehungen-20-jahre-nafta-das-netz-des-geldes/11082792.html

    Langsam zeigen sich die “Verstimmungen” solcher FREIHANDELSPOLITIK ja immer mehr . Bestes und neustes Beispiel ist der “Amerika-Gipfel”…!

    Antworten
  3. Alexander
    Alexander sagte:

    Eine Spiegelbilanz über Putin, von 2017.
    https://www.spiegel.de/fotostrecke/wladimir-putin-eine-bilanz-in-neun-grafiken-fotostrecke-147991.html

    Russische Rüstungsausgaben im selben Jahr 2017 – 66.3Mrd.US$
    im Vergleich zur:
    USA – 609,8 Mrd.US$
    China – 228.2 Mrd.US$
    Saudiarabien – 69,4 Mrd.US$
    Frankreich – 57.8 Mrd.US$
    Japan 45.4 Mrd.US$
    Bundesrepublik DEUTSCHLAND 44,3 Mrd.US$

    Vergleicht man die Ausgaben Russlands (66.3Mrd$) mit jenen der BRD (44.3Mrd.$) frägt man sich wie weit die Bedrohung Resteuropas reichen soll, wenn die Bundeswehr aktuell kaum einsatzfähiges Material vorweist.

    Niedrige Kosten auf Seiten Russlands haben viel mit KEINEN Militärbasen im Ausland zu tun, 1ne von 3en war auf der KRIM…. im Vergleich mit Ü700 auf Seiten der USA.

    Dimensionen richtig einordnen…

    Antworten
    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Alexander

      In der Tat. Die Frage, was mit der ganzen Kohle passiert, hab ich mir auch schon zigmal gestellt. Selbst wenn man Wechselkursschwankungen mit einbezieht (wird ja alles auf USD normiert, daher schon mal +/-20% denkbar) und die Medienberichte über nicht einsatzfähiges Gerät nur als Teilwahrheit ansieht, dürften die Größenordnungen stimmen.

      Meine Erklärung: wir finanzieren einen Beamtenapparat (u.a. die legendäre Beschaffungsabteilung) und vermutlich Ruhegehälter.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Stoertebekker

        Nach 8 JahrenMilliarden schwerer militärischer Aufrüstung der Ukraine durch die USA, sind die Dimensionen der Waffenlieferungen bemerkenswert – im Vergleich der Rüstungsausgaben weltweit, Quelle war sipri.

        “Seit Kriegsbeginn Ende Februar sagten die USA der ehemaligen Sowjetrepublik mit dem neuen Paket nun allein Waffen und Munition im Wert von mehr als 3,8 Milliarden US-Dollar (rund 3,6 Milliarden Euro) zu oder lieferten auch schon. Biden hat den US-Kongress außerdem um weitere 33 Milliarden US-Dollar (31,3 Milliarden Euro) für Militärhilfe und humanitäre Unterstützung gebeten.
        https://www.n-tv.de/politik/Biden-gibt-weitere-Militaerhilfen-fuer-Ukraine-frei-article23315862.html

        Selbst schlechte Wechselkurse und überteuerte Waffen sollten westliche Demokraten erschrecken, geraten diese Waffen in falsche Hände.

        Offensichtlich bewirken die Waffenlieferungen wenig, die unterschätzte Supermacht im Osten setzt sich auf ganzer Linie durch.

        Wie es Russland schafft mit sowenig Finanzmitteln Hyperschallraketen zu entwickeln, die modernste Luftwehr, eine erdrückende Artillerie, international anerkannte Kampfflugzeuge, wirkmächtige Spezialkräfte und eine Streitmacht von 1.014.000 Mann + 2 Mio Reservisten, wundert nur Schlafwandler.

  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Wieder einmal geht es grottenwild durcheinander, THEMATISCH als “Leipziger Allerlei” eingerührt:

    „Wandel durch Annäherung“, „Wandel durch Handel“, „Beitrag des Freihandels zum Frieden“ …

    … und dann ist auch noch von „Entspannungspolitik“ die Rede, die weder etwas mit Handel oder Freihandel zu tun haben muss, sondern z. B. etwas mit Abkommen zur Abrüstung zu tun haben kann.

    Dafür methodisch eine BEGRENZTE Sichtweise:

    Im Deutschlandfunk wird das Verhältnis des Westens zu Russland im HISTORISCHEN Verlauf nach WKII dargestellt.

    Ein auf ANALYTIK beruhende Erörterung müsste u. a. das Verhältnis des Westens zu China berücksichtigen und vergleichend DEFIZITE Russlands darlegen.

    Wenn so DIFFUS aufgetischt wird, können die Kommentare nicht anders sein – mit bestenfalls SELEKTIVEM Faktenbezug Anspruch auf DIE Wahrheit.

    Antworten
  5. JürgenP
    JürgenP sagte:

    Prinzip = Strategie ‘Wandel durch Annäherung’ >> Eine gekonnt aufgesetzte Strategie berücksichtigt vorhandene und zu erwartende Randbedingungen und Vernetzungen sowie die eigenen Voraussetzungen, um sie durchzusetzen.

    Die Bedingungen für „W d A“ in den 1970er Jahren der Annäherung an den Osten waren andere, als in den Jahren der Merkel-Regierung. Vor allen Dingen dürfte der Zeithorizont ein anderer gewesen sein, den selbst im Frühjahr 1989 erwartete niemand die Auflösung des gesamten Ostblocks.

    In der Phase danach veränderten sich die Randbedingungen und der Folge, logisch, auch die Strategie für „W d A“. Merkel & Cie haben all die Jahre eine andere Strategie verfolgt, als die Vorgängerregierungen der 70er + 80er Jahre.

    Wenn von Wandel die Rede sein kann, dann haben sich vor allen Dingen die Prinzipien gewandelt, nach denen diese Politikergeneration handelte. Statt wie damals auf Augenhöhe, wurde in Großkotzmanier des übermächtigen Gewinners „verhandelt“.

    Im Übrigen zeigen sich heute auch in der Ukraine die ERGEBNISSE der Politik der operative Hektik mit medienwirksamen Kurzfristwirkungen möglichst passend zum Wahltermin. Das im Falle „Putin“ entstandene Desaster passt sehr gut in das Ergebnisbild dieser Politik. Sei es fehlende proaktive Vorbereitungen auf die Demographieentwicklung, wirkungslose langfristige Sicherung der Sozialsysteme, fehlende Umweltschutzmaßnahmen im Verbund mit gesicherter langfristiger Energieversorgung, hemmungslose Verschuldung, eine verkasperte Bundeswehr usw.usw.usw.

    Fazit: es gab keinen „Wandel durch Annäherung“, weil es in den letzten zwanzig Jahren keine Annäherung im Sinne eines langfristigen, stabilen Interessensausgleichs gab. Ein korruptionsintensives Stahlrohr von 1 Meter Durchmesser am Grund der Ostsee ist nicht dass was Brandt damals als Annäherung bezeichnet hätte. Die einzige substanzielle Annäherung mit Moskau, die die Regierung Merkel real verzeichnen konnte war der Köter von Putin, der um’s Knie schlich.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @JürgenP

      “Ein korruptionsintensives Stahlrohr von 1 Meter Durchmesser am Grund der Ostsee ist nicht das was Brandt damals als Annäherung bezeichnet hätte.”

      Da liegen Sie komplett falsch. Sie scheinen überhaupt keine Ahnung von der Geschichte der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen zu haben, was allerdings gleichzeitig Ihre moralische “Haltung” sehr gut erklärt.

      “SPD-Chef Willy Brandt, gerade als Außenminister der ersten Großen Koalition ins Amt gekommen, sah in den Bemühungen der Privatwirtschaft eine willkommene Stützung seiner eigenen Kontakte nach Moskau; Kanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) war hingegen skeptisch.

      So kam es auch erst nach dem Regierungswechsel in Bonn zum Abschluss: Im Februar 1970 einigten sich die Röhrenkonzerne und deutsche Banken mit der Sowjetunion auf ein kompliziertes dreiseitiges Geschäft. Zuerst wurden Röhren für den Pipeline-Bau exportiert, die nach Fertigstellung der Leitung über 20 Jahre hinweg anteilig durch Gaslieferungen bezahlt werden sollten; die insgesamt zwölfjährige Deckungslücke schlossen Kredite eines Konsortiums aus 17 deutschen Banken. Der Deal gelang – im Oktober 1973 strömte zum ersten Mal sibirisches Gas in die Bundesrepublik. Gemeinsame Geschäftsinteressen seien für beide Seiten förderlich, lautete das Motto.”

      https://www.welt.de/geschichte/article238261733/Russland-Pipelines-Mit-dem-Wechsel-zu-Brandt-begannen-die-Deals.html

      Antworten
      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        “Ahnung von der GESCHICHTE der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen” >>> habe ich weder behauptet, noch ist es das Thema.

        Richtig ist doch, dass damals gemeinsame Geschäfte gemacht wurden, gleichzeitig aber die Raketen aufeinander gerichtet waren. Deswegen – nicht wegen “Wandel/Annäherung” – haben sich beide Seiten an die Bedingungen gehalten. Beim zweiten Deal fehlten zumindest auf einer Seite die Raketen. Gleichzeitig bringt sich diese eine Seite in eine unglaublich dumme strategische Position der Abhängigkeit. “Annäherung” kann das nicht bezeichnet werden. “Wandel” schon. Schlafwandel.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP

        “habe ich weder behauptet, noch ist es das Thema”

        Natürlich ist das das Thema – was denn sonst? Sie haben behauptet, Brandt hätte Nordstream nicht als Annäherung bezeichnet, tatsächlich war er allerdings tatsächlich der erste Bundeskanzler, der Pipelineprojekte mit der Sowjetunion durchgeführt hat.

        “Richtig ist doch, dass damals gemeinsame Geschäfte gemacht wurden, gleichzeitig aber die Raketen aufeinander gerichtet waren. Deswegen – nicht wegen “Wandel/Annäherung” – haben sich beide Seiten an die Bedingungen gehalten. Beim zweiten Deal fehlten zumindest auf einer Seite die Raketen.”

        Das blieb auch nach 1990 noch so – wobei weder die BRD noch die wiedervereinigte Bundesrepublik jemals eigene Atomwaffen hatten. Als Erklärungsversuch für das Verhalten der beteiligten Akteure ist das nicht besonders überzeugend.

        “Gleichzeitig bringt sich diese eine Seite in eine unglaublich dumme strategische Position der Abhängigkeit.”

        Diese Position hat Deutschland mit seiner exportbasierten industriellen Wirtschaftsstruktur bei gleichzeitig sehr beschränkten eigenen Energie- und Rohstoffressourcen immer.

        Bestenfalls können wir unsere Abhängigkeit minimieren, indem wir unsere Lieferanten diversifizieren – im Moment machen wir allerdings das Gegenteil davon und laufen in die Arme unseres neuen “Energiepartners” Katar, den unsere woken Grünen mit regenbogenfarbigen Gesinnungsappellen einwickeln und ansonsten moralbesoffen boykottieren würden, wenn das Emirat ein europäischer Staat wäre.

      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        “Annäherung” Brandt > Gasrohr von Russ nach D. Nein, sondern politischen + kulturellen + wirtschaftlichen Austausch, trotzt Feindschaft und Bedrohung. “Annäherung” Schröder > Gasrohr von Russ nach D mit korruptionsintensiven wirtschaftlichen Austausch sowie Posten & Pöstchen für sich selbst und beste Freunde. “Annäherung” Merkel > Generalunternehmer Putin, zuständig für Gastransport und -speicherbefüllung gegen Hundeplätzchen für den Köter.

        Es scheint einen Unterschied bei “Annäherung” zu geben.

        Installation “Energiepartners” Katar > Habeck vollzieht ein Panikmanöver gescheiterter Politik, die seine VorgängerInnen zu vertreten haben. Die allerdings erhalten Ehrentitel, er die Prügel, sobald die “Partner” ein ebensolches Spiel treiben, wie der selbsternannte Zar aus dem sumpfigen Osten.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP

        “Es scheint einen Unterschied bei “Annäherung” zu geben.”

        Ich kann nur einen Unterschied bei Ihrem Framing erkennen.

        Wenn Brandt, Schröder (damals übrigens schon mit grünem Koalitionspartner, also drücken Sie für Habeck nicht zu penetrant auf die Tränendrüse…) und Merkel das gleiche tun, bewerten Sie das verblüffenderweise komplett unterschiedlich – zumindest sobald man Ihnen erzählt hat, was Brandt eigentlich genau gemacht hat.

        Ist das vielleicht Nostalgie?

  6. Beobachter
    Beobachter sagte:

    @Dieter Krause: ” Wandern Sie nach Sibirien aus und stellen Sie Ihr Leben auf Naturalwirtschaft um…”

    Passen Sie lieber auf, dass die Nauralwirtschaft nicht vor Ihrer Haustüre eintritt. Die Naivität des Westens über seine energiepolitische Unabhängigkeit ist grenzenlos.

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Beobachter: Das ist richtig, was auch der Grund dafür ist, dass sich das Wahlverhalten bestenfalls ändern wird, wenn die Leute frieren müssen. Vorher sind Urlaub, Champions League und Germanys next Topmodel viel wichtiger.

      Antworten
  7. Rolf Peter
    Rolf Peter sagte:

    Die These vom „Wandel durch Annäherung“ beruht auf der Annahme, die Gegenseite wuerde sich wissentlich auf Beziehungen einlassen, die sie selbst schwächen. Also Unsinn. Die Entspannungspolitik hat ja auch den Ostblock stabilisiert. Zusammengebrochen ist das System wegen seiner eigenen Unzulaenglichkeiten.

    Das Putinregime ist eine klassische Tyrannei (also kein totalitäres Regime wie das von Hitler, Stalin oder Mao). Es maximiert irgendeine Kombination aus Macht und Einkommen fuer sich selbst unter der Nebenbedingung, eine Wirtschaft aufrecht zu erhalten, die ausreichend Einkünfte fuer diese Zielerreichung erzeugt, u.a. um die Unterstützung der zum Machterhalt notwendigen Gruppen (vor allem Armee, Geheimdienste und ein Teil der Bürokratie) zu sichern. Die Unterstützung des Rests der Bevölkerung wird mit Gewalt erzwungen.
    Das Macht das Regime auch nach aussen gefährlich, denn Aussenpolitik ist da nur ein weiteres Mittel, Macht und Einkommen zu sichern. Beim russischen regime kommt noch hinzu, dass es unfähig ist, die Wirtschaft im innern zu entwickeln, da das Regime ja von Leuten mit einem Nullsummendenken geführt wird – eine Kleptokratie.

    Die Fehleinschätzung im Westen (jedenfalls meine, um ehrlich zu sein) war, den Tyrannencharakter des Regimes nicht erkannt zu haben. Die meisten dürften, wie ich, geglaubt haben es handele sich um ein halbautoritaeres, aber immer noch grundsätzlich demokratischen Regeln verpflichtetes System. Diese Fehleinschätzung fuehrte zu falscher, im Nachhinein naiver Politik.

    Antworten
    • Gregor_H
      Gregor_H sagte:

      @Rolf Peter
      Sie erklären das Putinregime ja sehr detailliert.
      Wo und wie lange haben Sie im Putinregime gelebt und es erlebt?

      Antworten
  8. weico
    weico sagte:

    “@bto:Zur Einstimmung ein Beitrag des Deutschlandfunks, der die These grundlegend bezweifelt”

    Wer den Beitrag von Soziologe Norbert Seitz ,bei Deutschlandfunk.de ,gelesen hat… dem sei als ANDERE SICHTWEISE Hr. Mearsheimer empfohlen.

    Nicht erschrecken ,es ist kein westlicher Sender….daher sind kluge Fragen der Moderator/in und den Redner/Interviewpartner ausreden zu lassen , etwas völlig normales …!

    https://www.youtube.com/watch?v=ZmnllaCMaJw

    Antworten
    • Rolf Peter
      Rolf Peter sagte:

      @weico 16. JUNI 2022, 14:00

      Auch ein Mearsheimer kann sich irren. Er ignoriert komplett die innere Dynamik, denen ein Regime wie das Russische gehorcht, um zu überleben.

      Ob Putin die Ukraine erobern wollte oder nicht, ist überhaupt nicht die Frage. Er wollte einen schnellen Regimewechsel herbeiführen und die demokratisch gewählte Regierung durch ein Marionettenregime ersetzten. Der ukrainische Quisling hätte dann jeden von den Russen gewünschten Vertrag unterschrieben unter formaler Wahrung ukrainischer Unabhängigkeit. Sein Überleben hätte auf russischer Macht beruht und nicht auf der Zustimmung der ukrainischen Bevölkerung (die hätte ihn an die Wand gestellt und kurzen Prozess gemacht).

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Rolf Peter

        “Die Fehleinschätzung im Westen (jedenfalls meine, um ehrlich zu sein) war, den Tyrannencharakter des Regimes nicht erkannt zu haben. ”
        (…)
        “Auch ein Mearsheimer kann sich irren. Er ignoriert komplett die innere Dynamik, denen ein Regime wie das Russische gehorcht, um zu überleben.”

        Dafür, dass Sie glauben, sich grundsätzlich über die Natur vom bösen Putinland getäuscht zu haben, sind sie schon wieder sehr dozierfreudig darüber, was die wahre innre Dynamik des “russischen Regimes” angeblich ist…

        Sehr überzeugend, gesundes deutsches Selbstbewusstsein in der Ostfrage trotz mehrfach bewiesener Inkompetenz. ;)

      • weico
        weico sagte:

        @Rolf Peter

        “Ob Putin die Ukraine erobern wollte oder nicht, ist überhaupt nicht die Frage.”

        In den deutschen Leitmedien, wird Putin ja die “Eroberung” der ganzen Ukraine .. .. unterstellt. Die Frage ist also sehr Zentral.

        Vielleicht reden Scholz, Drahgi und Macron ja heute Selensky etwas ins Gewissen und machen ihm für die Restukraine ein tolles Wiederaufbau-und EU-Integrationsangebot…bevor er den Meerzugang (Odessa) dann vielleicht ebenfalls noch verliert . Die Milliarden sind dort sicher besser aufgehoben und nötig , als in Waffenlieferungen….

        Nebenbei:
        Wenigstens sind die Leitmedien jetzt langsam ,in ihrer Wortwahl, etwas gemässigter unterwegs und z.B. von “Vernichtungskrieg” … auf “Angriffskrieg” umgeschwenkt.

        Das “Vernichtungskrieg” wohl doch etwas die falsche Wortwahl war, mussten die “Schreiberlinge” wohl zuerst aus den Geschichtsbüchern nachlesen…

        https://globalbridge.ch/vernichtungskrieg-das-groesste-sterben-seit-dem-dreissigjaehrigen-krieg-vor-81-jahren-ueberfiel-die-wehrmacht-die-sowjetunion/

  9. Alexander
    Alexander sagte:

    Der Westen, insbesondere die BRD, hat viel Wandel durch Annäherung erlebt.

    Für Wachstum, Wirtschaftslenkung und Geldpolitik war China erklärtes Vorbild zur Transformation in ein klimaneutrales Europa. Endlich überwanden westliche Notenbanken das Marktversagen im Sinne des Allgemeinwohles. Politscher Gestaltungsfreiraum ohne Grenzen nach Vorbild der KP Chinas.

    Während Pandemie war China der Lehrmeister über staatlichen Durchgriff, Quarantänemassnahmen,
    lock down und Masseninjektionen ohne Zustimmung der Probanden. Mit extremer Geschwindigkeit sollten
    westliche Demokratien jene allgemeine Legitimation schöpfen, die Grundrechte + Freiheitsrechte + Menschenrechte unter den Vorbehalt eines Viruskrieges stellte.

    Zuletzt lehrt uns Russland, wie man Krieg führt und findet auch in Deutschland gelehrige Schüler unter Gesinnungspazifisten a.D. Neben einer Dienstpflichtidee für Junge UND Alte hat das Land schon über den Erwerb atomwaffenfähiger F35 entschieden, man stellt die Ökonomie auf Kriegswirtschaft um und bereitet das Volk auf substantielle Wohlstandseinschnitte vor – die konventionelle Aufrüstung ist Gebot der Stunde.

    Die Zustimmung könnte unter Chinese oder Russen kaum kräftiger ausfallen, als an den Stammtischen und Redaktionsstuben von Kriegsdienstverweigerern.

    Die Türkei steht Pate für die Säuberungen unter Militärs, Polizei, Verwaltungen und den Bildungsstätten.

    Unblutig war der eher milde Verlauf nicht, es gibt schwere Nebenwirkungen für Planungssicherheit, Wohlstand, Gesundheit und zukünftige Bildungserfolge – aber das ficht die Deutschen nicht an, wir waren schon immer besser als die Originale.

    Läuft.

    Antworten
  10. Felix
    Felix sagte:

    Typische Propaganda des DF. Kann man nur konsumieren, wenn man gar nichts weiß und aus irgendwelchen Gründen informiert sein will.

    Unser gesamter heutiger Wohlstand beruht letztlich auf freiem Handel.

    Aber wie schon Bauer richtig sagt, darüber gibt es noch eine Ebene. Die der Geopolitik und deren wichtigstes Instrument ist die militärische Macht.
    Das haben unsere woken Zeitgenossen im Westen lange Zeit negiert und die nötigen Einrichtungen diskreditiert und zerstört. Der Mann ist “toxisch”, nicht wahr.

    Das läßt sich nicht mit Geld allein wieder aufbauen. Als erstes müßte ein glaubhafter Wandel zurück zu den damit einhergehenden Werten stattfinden. Wo die Uniform nicht das “Ehrenkleid der Nation” ist, ja schon die Nation selbst abgeschafft werden soll, sondern das “Kostüm eines Mörders”, und der Beruf nur etwas für “Zivilversager” ist, da gibt es keine Staatsbürger in Uniform, sondern nur Söldner minderer Qualität und Jugendliche, die das noch nicht verstanden haben.

    Antworten
  11. Beobachter
    Beobachter sagte:

    Wenn Steinmeier sagt, er sei überrascht, dass der Putin des Jahres 2022 am Ende nicht den totalen, politischen, wirtschaftlichen, moralischen Ruin des Landes hinnehmen würde …”, so kann ich Bauer nur zustimmen. Eine massive Fehleinschätzung. Die Sanktionen erzeugen nämlich genau das Gegenteil, nämlich im Westen wirtschaftlichen Ruin. Das ist unabhängig von der moralischen Bewertung des Krieges.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Beobachter

      “Eine massive Fehleinschätzung. Die Sanktionen erzeugen nämlich genau das Gegenteil, nämlich im Westen wirtschaftlichen Ruin.”

      Tja, es konnte auch zum Beispiel vorher niemand ahnen, dass abgesehen von den US-Vasallenstaaten in Europa und Asien (also konkret Japan, Australien und Neuseeland) der Rest der Welt bei den Russland-Sanktionen gar nicht mitmachen will…

      Hoffentlich schätzt der Westen bei anderen superteuren Moralpojekten die Stimmung im Rest der Welt besser ein. Wann ist eigentlich die nächste Klimakonferenz?

      Antworten
      • Dieter Krause
        Dieter Krause sagte:

        Welchen Nutzen haben denn 20 Jahre Putin-Herrschaft der russischen Bevölkerung gebracht, Herr Ott? Hier mal die Pro-Kopf-Einkommenswerte für 2021 für die ehemaligen Sowjetrepubliken Estland (ca. 23.000 Dollar), Lettland (17.500 Dollar) und Litauen (20.000 Dollar) – und für das ach so energie- und oligarchenreiche Rußland (ca. 10.100 Dollar)! – Kassieren Sie etwa ein zweites Einkommen als Kreml-Propagandist in Deutschland, Herr Ott? Für dieses “Obervolta mit Atomraketen” (Helmut Schmidt zur ehemaligen Sowjetunion), dass wirtschaftlich ja nicht mal mehr eine Mittelmacht ist? Übrigens mit einem BIP so groß wie Italien – das hat aber dreimal weniger Einwohner (und das mit all den Erdöl- und Erdgasvorkommen, die in 20 Jahren bald niemand mehr brauchen wird)! Wandern Sie nach Sibirien aus und stellen Sie Ihr Leben auf Naturalwirtschaft um…

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Krause

        Dankeschön. Besonders treffende Kommentare erkenne ich immer daran, dass ich von Leuten wie ihnen daraufhin als “Kreml-Propagandist” beschimpft werde. Ich bekomme aber kein Geld aus Russland, was ich hier schreibe, das schreibe ich aus Überzeugung – was Sie vermutlich noch viel mehr verstört.

        Ich bin auch neugierig auf Sie: Kassieren Sie Ihr Einkommen eigentlich aus den Steuern oder vielleicht auch “Beiträgen”, die mir der deutsche Staat vorher abgepresst hat?

        “Welchen Nutzen haben denn 20 Jahre Putin-Herrschaft der russischen Bevölkerung gebracht, Herr Ott?”

        Sie vergessen offensichlich, dass Russland in den späten 1990er Jahren kurz vor dem kompletten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenbruch stand, übrigens trotz ganz vieler westlicher “Star-Ökonomen”, die damals ihre Theorien zur wirtschaftlichen
        Entwicklung in dem Land ausprobieren konnten.

        Putins Amtsantritt war, je nach Zählweise, im Jahr 1999 oder im Jahr 2000. Damals war die russische Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung ungefähr 1500 Dollar:

        https://www.macrotrends.net/countries/RUS/russia/gdp-per-capita

        Eine Versiebenfachung seitdem trotz immer weiter verschärfter westlicher Sanktionen ist doch gar nicht schlecht, finden Sie nicht?

        “mit all den Erdöl- und Erdgasvorkommen, die in 20 Jahren bald niemand mehr brauchen wird”

        Oh, diesen Satz werden Sie vermutlich schon in deutlich weniger als 20 Jahren bitter bereuen. Ich befürchte nur, dann würden Sie mir sogar bis nach Sibirien folgen und um “Teilhabe” betteln wenn Sie im Winter frieren…

      • weico
        weico sagte:

        @Dieter Krause

        “Für dieses “Obervolta mit Atomraketen” (Helmut Schmidt zur ehemaligen Sowjetunion), dass wirtschaftlich ja nicht mal mehr eine Mittelmacht ist? ”

        “Wirtschaftliche Macht” erkennt man NICHT an einem Pro-Kopf-Einkommen. Ein denkbar schlechter Indikator…

        Wie es um die “wirtschaftliche Macht” des “EU-Kandidaten” Ukraine steht (2018) , kann jeder nachschauen.

        https://www.macrotrends.net/countries/ranking/gdp-per-capita

      • Zorn Dieter
        Zorn Dieter sagte:

        @Herr Krause, Schon mal davon gehört, dass der Wohlstandsvergleich BIP pro Capita nicht viel aussagt? Wenn man die Kaufkraftparitäten zugrunde legt, liegen die von Ihnen genannten Länder und Russland mit einer Streuung zwischen 28 000 Internationale Dollar für Russland und 32 000 für Litauen eng beieinander. Zu berücksichtigen wäre dann noch die Verteilung der Einkommen. Denn was nutzt Platz eins für Luxembourg wenn 9 % der Bevölkerung 90 % des Einkommens erzielen?

  12. Zorn Dieter
    Zorn Dieter sagte:

    Was mich am meisten ärgert, ist diese bücklinghafte Haltung der SPD, die wegen des kurzfristigen Machterhalts, wieder einmal alle ihre Prinzipien und Handlungen der letzten zwanzig Jahre im Umgang mit Russland, einfach auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt. Hartz 4 war der letzte Sündenfall der SPD, davor die Teilnahme am völkerrechtswidrigen Jugoslawienkrieg – und jetzt das. Es war doch absolut kein Fehler auf Wandel durch Handel zu setzen und dem imperialen Gehabe der USA / NATO gegen Russland damit schleichend den Zahn zu ziehen.

    Natürlich musste sich die deutsche Russland-Politik, die ja von der CDU mitgetragen wurde, immer gewahr sein, dass das historische amerikanische Damoklesschwert der Russophobie über dieser Politik hängt. Genauso wie die Furcht vor einer Annäherung Europas / Deutschlands und Russlands in Wirtschaft und Technologie.

    Nachdem es Merkel/Macron mit der Verhinderung eines Natobeitritts der Ukraine in 2008 und mit Minsk 1 und 2 noch einmal gelungen war, dem Frieden und der wirtschaftlichen Kooperation eine Chance zu geben, brachte der Regierungswechsel zu Biden, nun den schwelenden Ukraine-Konflikt zum Kochen. Angeschlagene Democrats mit einem senilen Biden, dessen Zustimmungswerte im Keller sind, sind eben zu allem fähig.
    Nach dem Politikwechsel in den USA und einer EU mit immer heterogeneren Interessen, war der Ukrainekrieg absehbar. Und da Politiker immer auf der Seite der Sieger stehen wollen/müssen, wird dann, klammheimlich wie bei der CDU oder reumütig wie bei der SPD, die richtige Politik der letzten zwanzig Jahre entsorgt. Getreu dem Motto: Richtig ist nur was politisch umsetzbar ist.

    Was jedoch zentral fehlt ist eine einheitliche Haltung der EU in dieser Frage. Diese ist jedoch ökonomisch in Nord-Süd und politisch in Ost-West gespalten. Darüberhinaus ist sie führungslos, weil von der Leyen nicht mehr als eine Moderatorin dieser unterschiedlichen Interessen auf der Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner sein kann. Europa ist damit garnicht zu einer eigenständigen Politik fähig und erweist sich ein weiteres Mal als einfaches Anhängsel der USA. „Vasall“ ist der treffendere Ausdruck.

    In diesem Umfeld müssen dann alle relevanten politischen Parteien Deutschlands den Schwanz einziehen und ihre Politik für gescheitert erklären. Was für ein Desaster für Deutschland und Europa!

    Antworten
  13. Bauer
    Bauer sagte:

    >> “Warum die Entspannungspolitik keinen Wandel durch Annäherung brachte”

    Die Antwort ist kurz. Weil zuletzt (nach 1991) die geopolitischen Voraussetzungen fehlten, bzw. ausser Acht gelassen wurden.

    >> “Zu dieser bitteren Bilanz gehört auch die Fehleinschätzung, dass wir und auch ich gedacht haben, dass auch ein Putin des Jahres 2022 am Ende nicht den totalen, politischen, wirtschaftlichen, moralischen Ruin des Landes hinnehmen würde für seine imperialen Träume oder seinen imperialen Wahn.’” – bto: Den hat er nicht erwartet. Er ging von einer kurzen Operation aus, der der Westen wenig entgegenzusetzen hatte.”

    Das ist die totale Fehleinschätzung der Situation und ein Armutszeugnis für einen ehemaligen Aussenminister, jetzt Grüssaugust.

    Putin ist Realist und hat die Geopolitik im Auge. Er wird am Ende behalten, was er jetzt zurückgenommen hat. Von Träumen und imperialem Wahn keine Spur, eher von Augenmass beim Vorrücken in die Ukraine. Ausserdem hat er den Zeitpunkt richtig gewählt und kann sich jetzt zurücklehnen und zuschauen wie der Westen an den Folgen würgt.

    Antworten
  14. @foxxly
    @foxxly sagte:

    der handel durch annäherung war solange gut, als die globalisierung erweiterbar war.
    nun ist der zenit der globalisierung überschritten.

    corona und ukrainekrieg sind nur der beschleuniger und nicht ursächlich für diese rück-entwicklung.

    zum ganzen dilemma gehört, dass die verschuldung aller länder höchststände erreicht hat und jetzt, wie bisher üblich versucht wird, diese aktuelle krise mit weiteren gigantischeren krediten zu retten.
    irgendwann ist aber endgültig schluss damit !!! (vielleicht deshalb schon jetzt die aktuellen kriesen?)

    die VA hat eine politik betrieben, welche zum aktuellen krieg geführt hat.
    erreicht wird dabei folgendes:
    -europa, als williger vasall wird (neben ukraine selbst) am meisten unten den sanktionen leiden, obwohl sie selber nicht wirklich beteilitg sind; – aber sie müssen!!
    -VA wird durch die europa-schwäche, wirtschaftlichen gewinn erzielen und den eigenen wohlstand behalten, oder steigern können, – gemäß dem wachstumszwang.
    -europa wird sich wahrscheinlich 2 dekaten lang nicht mehr erholen. (aber auch mit, durch eigene fehler!)
    -die sanktionspolitik der VA wird eine weltweite spaltung zur folge haben:
    usa und europa gegen den rest der welt (plus australien)
    sowie china, russland, indien, brasilien, und viele andere staaten, werden den gegenpart haben und aber auch viele
    rohstoffe!!
    -zwangsläufig wird es zu “rohstoff-kriegen” kommen, weil sonst das wachstum von VA selbst stark gefährdet ist.

    es könnte auch gut möglich sein, dass mit dieser “russlandpolitik”, den sanktionen und spaltungen, die VA sich selber ins abseits befördern.

    usa steht also mit dem rücken an der wand und das macht sie deshalb sehr gefährlich für den weltfrieden, – nach dem motto: nach uns die sintflut.
    sie haben ja schon bewiesen, dass sie zu allen zerstörerischen taten bereit sind.

    Antworten
  15. Lele castello
    Lele castello sagte:

    Entspannungspolitik ? Gegenüber Russland vom Westen ? Hab ich da die letzten 12 Jahre was verpasst? Ist mir gar nicht aufgefallen.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Lele Castello

      “Entspannungspolitik ? Gegenüber Russland vom Westen ? Hab ich da die letzten 12 Jahre was verpasst? Ist mir gar nicht aufgefallen.”

      Da gab es natürlich keine mehr, aber wir reden hier nicht über die Realität, sondern über einen Beitrag aus dem Deutschlandfunk. (Merkwürdigerweise nur teilweise gegendert, es gibt zwar natürlich “Parteifreundinnen und- freunde” in der SPD, aber ansonsten bloß männliche “Systemkritiker”, “Friedensstörer” und “Putinversteher”…)

      So wie auch die Lektüre des “Neuen Deutschland” zu DDR-Zeiten relevante Informationen über die Denkweise der SED lieferte ist es heute durchaus interessant, dass der Deutschlandfunk suggerieren will, dass es mit Russland in den letzten 10 Jahren “Entspannungspolitik” gegeben hat. Das sagt viel über die Wahnvorstellungen unserer staatstragenden und meinungsbildenden staatsfinanzierten Journalisten aus.

      Antworten
  16. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Das böse Putinland hat doch auch gar nichts, was “wir” im progressiven Grünen Reich noch gebrauchen könnten: Nicht-Bio-Weizen, Erdgas, Öl, Kohle, Erz, Düngemittel, gefährliche Atomtechnologie. Na gut, Holz vielleicht, für den romantischen Kaminofen und die kliemerneutrale Pelletheizung im Winter…

    Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @Richard Ott

      “Das böse Putinland ….”

      So wird es auch weiterhin tönen !

      Darum schreibt Hr. Gave treffend:

      “Alles in allem ist es wahrscheinlich, dass die Welt gespalten sein wird: zwischen «skrupellosen» Volkswirtschaften, die Kohle verbrennen und mit Russland Handel treiben, und «tugendhaften» Volkswirtschaften, in denen die Investoren mit Energierationierung, sinkender Produktivität und wachsenden Ressentiments gegenüber den Ländern der ersten Gruppe konfrontiert werden.

      Von dort ist es nur noch ein kleiner Sprung zu zunehmendem Protektionismus, Handelszöllen und anderen Umverteilungsmassnahmen, um die westlichen Produzenten für die erhöhten ökologischen und geopolitischen Kosten zu entschädigen, die die Kategorie der «skrupellosen» Volkswirtschaften nicht auf sich nehmen will.

      Leider werden ein solcher Protektionismus und anhaltende Unterbrechungen der globalen Lieferketten nur dazu beitragen, den heute bereits spürbaren inflationären Druck zu verstärken.”

      https://themarket.ch/meinung/von-der-malthusianischen-krise-zur-politischen-krise-ld.6803

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        Sogar in “Down Under” ist der Klimawandelwahn zu spüren….

        Australien: Stromkrise im Energieparadies

        “Australien gehört zu den Ländern, die mit Energievorräten jeder Art reichlich gesegnet sind. Von der Sonne am Himmel bis zur Kohle unter der Erde. Und doch ist jetzt eine Stromkrise ausgebrochen – eine Geschichte über unbeabsichtigte Nebenwirkungen der Energiewende in Down Under.”

        https://www.achgut.com/artikel/australien_stromklrise_im_energieparadies

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Felix Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.